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Black´sche Löcher

von

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1. Ebene: 1877


 

Isla Black

*1855 --> 1877: 22

#

Phineas Nigellus Black & Ursula

*1847 --> 1877: 30

*1853 --> 1877: 24

Kind:

Sirius I Black (5 Tage)

Elladora Black

*1850 --> 1877: 27
 

1877

Das Geschrei des Säuglings durchbrach die angespannte Stille im Salon. Die junge Mutter versuchte verzweifelt durch das gleichmäßige, sanfte Wiegen ihren Sohn zu beruhigen, während sie immer wieder den Blick hob, um ihrem Gatten einen verstohlenen Blick zu zuwerfen. Sie war noch so unerfahren im Umgang mit Babys, es war ihr erstes und es sah so zerbrechlich und schwach aus. Nicht einmal daran denken konnte sie, dass ihr kleiner Liebling irgendwann seinem Vater ähnlich werden würde. Vor knapp fünf Tagen erst, hatte sie ihren gemeinsamen Sohn zur Welt gebracht und im Gegensatz zu diesem fühlte sich Ursula unglaublich schwach. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, ihre Haut war eher aschfarben anstatt rosig und ihre eigentlich glänzenden, schwarzen Haare wirkten stumpf und glanzlos wie sie, sie typisch für die Zeit, streng nach oben toupiert und dort kunstvoll zu einer Art Dutt gebunden hatte. Ab und zu, stammelte sie beruhigende Fetzen von alten Kinderliedern, die sie aus ihrer Kindheit kannte, aber keines der Worte mochte dem Kindchen Sicherheit schenken. Auch wenn Mutters Arme noch so warm waren und so eng um ihn liegend, so brüllte klein Sirius Black aus voller Kehle seine Unzufriedenheit heraus. Nein, bis jetzt hatte er so gar keine Ähnlichkeit mit seinem Vater, sah man über den schwarzen Haarflaum hinweg, der sich später zu prächtigen Locken formen würde.
 

Mit dem Daumen die Schläfe reibend, stand ein hochgewachsener Mann am Fenster - aus zusammengekniffenen Augen betrachtete er mit einem gemischten Gesichtsausdruck die frühmorgendliche Hektik auf der Straße des Grimmauldplatzes. Gesindel, Bettler, Schlammblüter, herrenlose Hunde und das alles vor der Haustür der Blacks. Ein Skandal der sich da jeden Morgen vor seiner Haustür abspielte. Und nichts konnte man dagegen unternehmen, die Straße einfach aufkaufen wäre Geldverschwendung - ein einfacher Zauber würde es auch vollenden, aber da spielte die Regierung nicht mit. Aber das Haus aufgeben kam nicht in Frage. Seit Generationen lebte die Familie des Oberhauptes hier, seit Generationen musste die Familie Black das Niveau dieser Straße hochhalten. Das lag jetzt an ihm. Ihm und seinem fünf Tage alten Sohn.

Doch selbst mit seinen 30 Jahren wirkte er bereits älter, feine silberne Strähnen zogen sich durch das schwarze, lockige Haar. Selbst der hochgeschlossene, graue Zaubererumhang ließ die Gestalt des Familienoberhauptes schrumpfen, wie er dort stand, gebeugt und grüblerisch. Wenn er sich aufrichten würde, würde er wieder seine Macht und seinen Stolz ausstrahlen. Unruhig tippten seine Finger auf dem Fenstersims, im Gleichtakt mit der alten Standuhr. Es war an ihm das Gespräch wieder aufzunehmen, was er vor einigen Minuten unwirsch abgebrochen hatte. Selbst seine drei Jahre jüngere Schwester war verstummt, obwohl sie sonst immer diejenige war, die sich ihren Mund - selbst ihm gegenüber - nicht verbieten ließ. In einem der großen Sessel sitzend, hielt sie den modernen, stark verzierten weißen Hut vor ihren Bauch. Das dazu passende, etwas verblichene weiße Kleid mit den aufgenähten, kunstvollen Schleifen stach in dem dunkel gestalteten Raum unwillkürlich hervor. Nicht gerade die passende Kleiderwahl für diesen Anlass. Dennoch besaß Elladora Black die Gelassenheit in diesem Moment Zucker in eine schrecklich hässliche Porzellantasse zu geben, ehe sie den heißen Tee an ihre Lippen führte. Der niedrige Teetisch war das Einzige, was Elladora und ihre Schwägerin Ursula voneinander trennte, die ebenfalls in so einem Sessel saß. Eher darin versunken, als so aufrecht wie Elladora. Und Ella macht keinen Hehl daraus, dass sie ihre Schwägerin für eine grauenhafte Mutter hielt. Die zusammengepressten, spitzen Lippen sagten alles.
 

„Ursula!", zischte Phineas vom Fenster her durch den Raum, woraufhin seine Gattin zusammenzuckte und das Baby in ihren Armen noch enger an sich drückte. Sie hatte doch schon alles versucht. Er hatte weder Hunger noch Durst. Sie hatte ihn erst gewickelt und trotzdem schrie er die ganze Zeit. Und es zerrte an den schon so kurzen Nerven seines Vaters. Die gebürtige Frau aus dem Hause Flint stieß einen verzweifelten, wimmernden Laut aus, woraufhin Elladora geräuschvoll ihre Tasse zurück auf den Unterteller absetzte.

„Phineas ich möchte dich nicht drängen, aber ich bin gewillt das Haus so schnell wie möglich zu verlassen. Hauselfen ohne Aufsicht mein Büro putzen zu lassen ist wie ein erlaubter Banküberfall!", sprach sie rasch und genauso spitz wie ihre Lippen, den weißen Zierhut nun in den Händen drehend. Elladora war im Umgang mit ihren Hauselfen alles andere als sparsam. Seit einigen Jahren vollzog sie das Ritual ihren Elfen den Kopf abzuschlagen, sollten diese zu alt oder zu schwach sein, um das Teetablett der Herrin zu tragen. Die abgetrennten Köpfe zierten die Wände ihres Treppenaufganges. Und natürlich war es Phineas, sowie Ursula bewusst, dass Elladora Kindergeschrei verabscheute.

Phineas Nigellus Black drehte sich um und zog so viel Luft wie möglich in seine Lungen, was sofort seine Körperhaltung straffte und ihn einige Zentimeter größer wirken ließ. Die Hand rutschte vom Fensterbrett und glitt in die Tasche der Anzugshose, wo sie mit der Taschenuhr herumspielte. Ein Erbstück. Sie würde später vergrößert die Wand seines Schulleiterbüros zieren. Natürlich verziert mit dem Emblem der Blacks. Toujours Pur. Bei Salazar, wie konnte eine Tochter des Hauses diesen Leitspruch einfach vergessen?! Ihn entehren und einfach so dahin werfen, als wäre er nichts weiter wert als die Sonntagsausgabe des Tagespropheten - ein, im Übrigen, überaus tratsch seliges Blatt, welches es sich nicht hatte nehmen lassen, die Hochzeit in alle Welt hinaus zu posaunen.

„Die Verbindung ist bereits geschlossen.", sprach er knirschend und ballte die andere Hand zur Faust, trat zum Teetisch heran, „Hitchens!! Isla Hitchens! Elladora, wenn wir sie ... gewähren lassen, dann sind wir nur noch das Gespött der Zaubereigesellschaft! Wir können nicht anders handeln, sie hat es nicht verdient, soll sie sehen, wie es ist für das Mahl über den Boden zu kriechen!"

Seine Hand schoss aus der Tasche hervor, wischte das Geschirr vom Tisch. Es klirrte und schepperte. Ursula stieß einen erstickten Schrei aus. Sirius verstummte augenblicklich mit einem kleinen Wimmern und streckte die kleinen Händchen vor das Gesicht. Nur Elladora blieb ruhig und schnippte einmal mit den Fingern. Der Hauself erschien auf der Stelle, ließ sich neben den unzähligen Scherben auf die Knie fallen und sammelte sie in seiner Schürze zusammen. Rappelte sich sogar mucksmäuschen still wieder auf, als Phineas ihn behandelte wie Luft, um vor dem Tisch auf und ab zu laufen.
 

Nun war es ruhig.

Das leise Plopp kam wie ein Paukenschlag, als der Hauself verschwand.

Phineas straffte sich wieder, kontrollierte seinen Atem, blieb halb vor Ursula stehen, wie er langsam und andächtig den Zauberstab aus der Innentasche des Umhangs zog. Er würde es vollstrecken müssen, er würde sie aus der Familie jagen und verstoßen müssen. Er war das Familienoberhaupt. Es war seine Pflicht.

„Dann tu es endlich Phineas!", herrschte Elladora nun auf und erhob sich aus dem Sessel, setzte sich den Hut auf das sorgfältig frisierte Haar, „Brenn sie aus!"

Ursula beobachtete die Szene der Geschwister mit weiten Augen, nur durch das Baby sah man nicht, dass ihre Hände zitterten. So etwas wie Geschwisterliebe hatte schon früh im Hause Black gelitten und war schließlich gänzlich gestorben. Man achtete sich, man half einander, aber lieben ... lieben war eine Ebene, die in diesem Haus so gut wie nie beschritten wurde. Und hier und heute zeigte sich nur wieder, wie wenig ihnen ein Menschenleben bedeutete.

Isla Black, die jüngste der Geschwister Black, hatte am Sonntag vor zwei Tagen Bob Hitchens geheiratet. Einen Muggel. Ein Nichts. Kein Wort hatte sie an Phineas Black gerichtet, hatte ihm ihre Liebelei verheimlicht. Sie hatte das Erbe ihrer Familie verkauft, hatte ihr Blut entehrt und war Hals über Kopf verschwunden. Eine lebensverändernde Entscheidung diese Heirat. Eine, die eine 22-Jährige niemals hätte allein treffen dürfen. So eine Entscheidung oblag allein ihrem Vormund und der war, nach dem Tod ihres Bruders vor 24 Jahren und dem Versterben beider Elternteile, Phineas. Und sie hatte sich ihm widersetzt. Sie hatte ihn bloß gestellt. Das sollte nicht ungestraft bleiben.
 

„Bring Sirius nach oben Ursula!", befahl der Herr des Hauses und bedachte seine unfähige Frau mit einem höchst warnenden Blick. Merke dir was passiert, solltest du es wagen das Hause Black zu entehren, deinen Mann zu entehren. Merke es dir gut. Selbst in deine Träume werde ich blicken können und dann, dann wirst du sehen, wozu wir wirklich in der Lage sind, um unser Blut zu erhalten. Um unser Erbe zu beschützen.

Die geborene Flint wartete einen Moment, ob er es sich anders überlegen würde, aber der Wink mit der Zauberstabhand tat sein gleiches und indem sie Sirius an ihre Brust drückte, stand sie auf. Das schwarze Kleid, dass ihre noch etwas mollige Figur bedeckte und ebenso mit Seidenschleifen bestickt war, raschelte bei ihren Schritten und der Säugling brabbelte vor sich hin, die Aufregung seiner Mutter deutlich spürend. Sie sollte nicht im Raum sein, wenn er sie zeichnen würde - auf ewig.
 

Das Kinderzimmer, wohin sie flüchtete, lag im ersten Stock. Es fiel ihr schwer die Eingangstreppe hinauf zu steigen, die Geburt hatte ihren ohnehin schon zierlichen Körper noch mehr ausgezerrt. Doch es war die Angst vor dem eigenen Schicksal, welches Ursula dazu antrieb. Sie, welche von ihrem Vater zu einer Heirat getrieben worden war, sie, die nun an der Seite von Phineas Black stand, sie wusste, welches Schicksal sie hatte. Für immer, bis ans Ende ihrer Tage würde sie seine Frau sein, die Mutter seiner Kinder, das Weib, welches ihm die Wünsche von den Augen ablesen sollte. Das perfekte Accessoire. Und auch wenn sie stille Tränen vergoss, jeden Tag aufs Neue, so würde sie den Schritt nie wagen können, den Isla gewagt hatte. Niemals könnte sie diesem Haus den Rücken kehren. Dazu war Ursula nicht mutig genug, sie besaß diese Courage nicht, lieber drückte sie sich im Schatten herum und zog den Kopf zwischen die Schultern. Und Phineas wusste das. Er kannte ihre geheimsten Ängste und Wünsche - und der Blick hatte ihr alles gesagt: Merke es dir gut.

Aus dem Salon hörte sie noch die Stimme von Elladora, ehe sie im Obergeschoss die Kinderzimmertür zuzog. Mit dem Rücken an der Tür gelehnt, schloss sie einen Moment die Augen. Nein, nie würde sie es wagen, dafür würde er schon sorgen.

Und während Ursula ihren kleinen Sohn in seine schmucklose Wiege legte, kamen ihr die Tränen, die sie dort unten im Salon so lange hatte zurück halten müssen. Ihre einzige Freundin war nun fort und sie würde sie nie mehr wieder sehen. Wenn Isla Glück hatte, würde man sie in Ruhe lassen, sie leben lassen, wie sie es gewählt hatte, doch Ursula wusste, dass ein black‘scher Verräter nicht einfach so hingenommen wurde.

Ihre Finger strichen zärtlich über seine Wange, während Sirius Black der Erste, in einen traumlosen Schlaf sank, eingehüllt von der Wärme seiner Mutter, die ihm nie die Sicherheit geben würde, die einem Kind zustand. Viel zu viel Angst hatte sie vor seinem Vater, um ihn so lieben und erziehen zu können, wie sie es sich wünschte. Und wenn er die Augen Jahre später wieder öffnen würde, so würde er es sein, der seiner Mutter das Herz brach.
 

Ein beißender Brandgeruch stieg in das Obergeschoss hinauf, kroch unter die Türspalte und durch die Schlüssellöcher. Ursula Black hing weinend und kraftlos über der Wiege. Dort unten hatte man soeben Islas Namen aus dem Stammbaum der Blacks getilgt. Ein Schandfleck in der ruhmreichen Geschichte. Sie war nicht die Erste. Und sie würde nicht die Letzte bleiben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lexion
2012-11-27T19:15:03+00:00 27.11.2012 20:15
So..weil ich finde das du mehr Kommentare verdienst, werde ich jetzt jedes Kapitel kommentieren!!

Ich mag Ursula auch wenn sie mir schrecklich leid tut. Sie ist im Prinzip ihrem Leben ausgeliefert und wird ihm nie entfliehen können weil ihre eigene Angst sie so beherrscht. Deswegen schon verständlich, dass sie Isala mochte. Ich finde deren Tat übrigens bewundernswert! Auch wenn ich gerne wüsste was Reinblüter mit Blutsverrätern gemacht haben (wobei..ich ahne es schon <_<)
Was Phineas und Elladora angeht...irgendwie hat er etwas faszinierendes aber ich weiß leider nicht warum^^° Was Elladora betrifft, nun die war mir im Buch schon nicht geheuer! Die Sache mit den geköpften Hauselfen O.O Allerdings hab ich immer gedacht, dass sie die Mutter von den drei Black Schwestern war (Bella & Co.). Aber ich bräcuhte zu der Familie erstmal eine Stammbaum Skizze..<_<
Wieder ein sehr schönes Kapitel!^^

LG Lex


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