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How I met my love

von

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Von Märchenprinzen und Dornröschen

5.Von Märchenprinzen und Dornröschen
 


 

Bald darauf machen machen wir uns auf und ich erfahre auch gleich mal, dass uns Mathias mit dem Auto fährt, was Sheila mir mal wieder vergessen hat mitzuteilen.

Wundervoll diese Kommunikation in meiner Familie! Aber immerhin werde ich bequem hin und hoffentlich auch zurück kutschiert, da sollte ich mich lieber nicht beschweren. So wie ich meine Schwester kenne, würde sie mich auch eiskalt laufen lassen, wenn heute Abend keine Bahn mehr fährt.

Als wir das Haus verlassen und ich Mathias Wagen sehe, pfeife ich anerkennend.

„Uhi schicker Mercedes.“ Der silberne Lack glänzt sogar noch richtig neu.

„Ja, aber leider nicht meiner, der gehört meinem Vater. Der liegt dann doch etwas außerhalb meiner Preisklasse. Mein klägliches Azubi-Gehalt reicht da leider nicht. “, grinst er und öffnet die Fahrertür.

Sheila setzt sich wie selbstverständlich auf die Beifahrerseite und ich finde mich plötzlich in der Mitte der Rückbank wieder, links David und rechts Katrin.

Nicht das ich eine Wahl gehabt hätte...

„Ich find' die Offroader ja klasse.“ Ich bin kein Autofanatiker, aber einige Sachen schaut man sich ja schon hin und wieder an, oder man spricht drüber.

„Hm..mir gefallen die Coupés ganz gut, auch wenn ich einen Viertürer aus praktischen Gründen vorziehe.“

Während der Fahrt bleibt das Gespräch weiter am laufen und auch David klinkt sich irgendwann mit ein. Nur meine Schwester guckt verdrießlich aus dem Fenster und Katrin ist schon nach gerade mal fünf Minuten eingeschlafen.

Warum hat das Autofahren bei Mädchen nur diese Wirkung? Ist ja nicht gerade so, als wenn im sitzen schlafen unglaublich bequem wäre, zudem es auf dem Rücksitz recht eng ist mit drei Leuten.

Davids Oberschenkel liegt direkt an meinem und ich kann seine Körperwärme durch die Jeans spüren. Er hat unglaublich lange Beine, ob es ihm nicht zu eng ist? Seine rechte Hand hat er auf dem Knie abgelegt, sie ist ganz ruhig.

Eine lange, feine Narbe zieht sich quer über seinen Handrücken und eine kleinere Narbe schimmert am Zeigefinger. Was ihm da wohl passiert ist?

„Ich wüsste zu gerne was in deinem hübschen Köpfchen gerade vor sich geht.“

Erschrocken fahre ich zusammen, mein Kopf zuckt nach oben und ich sehe seine Augen, nur wenige Zentimeter von meinen entfernt. Verlegen rücke ich ein Stück ab und senke die Lider.

Seine Worte hallen in meinen Gedanken wider. Hübsches Köpfchen?!

„I-ich habe mich nur gefragt woher die Narbe ist.“, kommt es leise aus meinem Mund, ehe ich nachdenken kann und deute auf seine Hand. Er folgt meinem Fingerzeig mit seinem Blick und zieht die Augenbrauen zusammen.

„Ein Unfall vor ein paar Jahren. Mein... Cousin hat sich mit seinem besten Freund gestritten und dabei ging eine Scheibe zu Bruch. Einige Scherben sind leider auf mir gelandet. Tat verflucht weh! Aber das ist lange her, nicht der Rede wert.“

Aus den Augenwinkeln kann ich grüne Augen sehen, die mir aus dem Rückspiegel entgegen blitzen. Ich fühle mich unangenehm beobachtet, aber der Blick scheint nicht mir zu gelten. Nein, er gilt David.

„Tja, kommt davon wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist.“, sagt Mathias gelassen und schaut dabei wieder auf die Straße.

Was geht denn jetzt ab? Doch David verzieht nur die Lippen, lässt es ohne Erwiderung im Raum stehen. Ich könnte nie so selbstbeherrscht sein, doch da es nicht um mich geht halte ich mich da lieber raus. Wer weiß was da zwischen ihnen abgelaufen ist.

Eine erdrückende Stille senkt sich über uns, zumindest habe ich das Gefühl, denn Mathias sitzt nur verkrampft am Steuer, Sheila sagt gar nichts, Katrin pennt immer noch und David schaut verbissen aus dem Fenster.

Sein Gesicht wirkt angespannt und nachdenklich, sein dunkles Haar schimmert zudem im hereinfallenden Sonnenlicht. Kurz habe ich das Bedürfnis mit meinen Fingern einmal durch seine Haare zu streichen, werfe den Gedanken aber sofort von mir, da ich es eh nicht tun kann. Seufzend lasse ich mich tiefer in den Sitz sinken, meine Schulter berührt dabei seine und ich kann Davids angenehmen Geruch wahrnehmen. Herb und Männlich, so wie eins von diesen Calvin Klein Mämmerparfums, die furchtbar teuer sind.

Hmm, ob er tatsächlich so etwas benutzt? Fragen kann ich ihn ja schlecht, nachher glaubt er noch ich will ihn stalken.

„Wir sind da.“, brummt es von vorne, während wir vor einem Einfamilienhaus einparken.

„Weck deine Freundin lieber mal auf Kai.“

„Was? Achso ja klar.“ Unwillig wende ich mich zu Katrin um, die mit ihrem Kopf gegen die Fensterscheibe lehnt und schüttle sie unsanft an der Schulter.

„Katrin, wach werden.“

Müde schlägt sie die Augen auf.

„Hm?“

„Wir sind da.“

„Achso..“

Sheilas Gesicht taucht in der Lücke zwischen Fahrersitze und ihrem auf.

„Kai du Grobian, du hättest sie auch ruhig wach küssen können.“

„Warum?“

Sie schüttelt nur den Kopf.

„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“ Sie schaut David fragend an.

„Sind alle Männer so unsensibel?“

„Ach was.“, schmunzelt er. „Ich spiele ganz gerne den Märchenprinzen, allerdings muss mein Dornröschen ein wenig mehr hermachen.“

„Schon klar“, kichert sie, wird aber rüde von Mathias unterbrochen.

„Sheila! Lass das, das ist nicht witzig.“

Wir steigen aus und werden an der Haustür auch gleich in Empfang genommen von Alina. Glückwünsche werden ausgetauscht und dann finden wir uns im Wohnzimmer wieder, wo Katrin unser Geschenk zu den anderen legt und mir wird ein Glas Cola in die Hand gedrückt.

Die meisten Gäste scheinen schon anwesend zu sein, denn das ganze Haus ist voller Leute und Musik dröhnt aus den Boxen einer teuer aussehenden Anlage in der Ecke. Zusammen mit David setze ich mich auf ein freies Stück vom Sofa und wir unterhalten uns ein wenig. Er erzählt etwa über seine Klasse und ich berichte ihm von meiner Zeit im Schwimmteam, und wieder merke ich wie angenehm leicht es ist sich mit ihm zu unterhalten. So ungezwungen.

Irgendwann gesellt sich Alinas Freund, Philipp zu uns und das Gespräch driftet komplett ab zu seiner Klasse und verschiedenen Schulprojekten, wo ich nicht wirklich verstehe worum es da geht, bis David sich fragend zu mir dreht.

„Wir haben bald ein Schulfest bei uns, wo jede AG etwas organisiert und sich vorstellt. Ist eigentlich eher so ein Tag der offenen Türen Ding, nur intern, damit man die Schüler für Nachmittägliche Aktivitäten in der Schule begeistern kann. Auch wenn das ein Gymnasium ist, die meisten sind froh wenn Schluss ist und haben keine Lust noch weiter in irgendwelchen AG's rumzuhängen. Wenn du Lust hast, kannst du gerne vorbei kommen und dir unser Projekt anschauen.“

Seine Aufmerksamkeit liegt wieder ganz bei mir und ein wenig genieße ich das Gefühl. Philipp holt sich unterdessen was zu trinken und verschwindet in der Küche.

„Hm, aber ich geh doch gar nicht auf eure Schule, dürfen Fremde da so einfach rein?“

„Das merkt eh keiner bei der Masse an Schülern.“

„Wenn das so ist, warum nicht. Wann denn?“

„Nächsten Freitag, wenn du mir deine Handynummer gibst, dann kann ich dir auch die Adresse noch schicken, die hab ich gerade nicht dabei.“

„Klar, Moment...“ Hastig krame ich mein Handy aus der Hosentasche, entsperre es und lese ihm meine Nummer vor. Leider kann ich meine nicht auswendig, einfach zu viele Zahlen zum merken.

„Soll ich dir meine eintippen?“, fragt er höflich. Schnell reiche ich ihm mein Handy, damit er seine Nummer eintippen kann, bevor er es sich wieder anders überlegt. Seine flinken Finger fliegen regelrecht über die Tastatur, dann gibt er es mir mit einem warmen Lächeln zurück.

„In was für eine AG gehst du denn?“ Jetzt bin ich neugierig geworden.

„Gamedesign, hört sich jetzt toller an als es ist. Wir probieren nur ein wenig herum, erstellen uns eigene Gamecharaktere und tüfteln mit Programmen aus wie wir am PC eigene Welten erstellen können. Langsam hab ich das mit der Vektorgrafik auch endlich raus.Wir haben einen super PC-Raum den wir nutzen dürfen, mit recht guten Rechnern und unser AG-Leiter ist auch mit Herz und Seele dabei.“

„Cool! Willst du das später mal machen?“

„Gamedesigner?“ er zuckt mit dem Schultern. „Wieso nicht, weiß aber nicht ob ich da einen Studienplatz kriegen würde. Ist halt doch recht beliebt. Und hier in der Nähe ist keine Uni die das Anbietet, ich müsste weiter in die Stadt reinziehen.“

Es ist jetzt nicht so, dass wir hier am Ende der Welt wohnen, aber hier gibt es tatsächlich nicht viele Angebote was Unis angeht. Allerdings liegt unser Kaff nur einen Sprung weit von Berlin entfernt, aber dort jeden Morgen 1-2 Stunden zu pendeln wäre auch nicht mein Ding. Habe selber ja schon mit dem Gedanken gespielt, was nach der Schule ist. Zwangsweise. Kann ja nicht ewig zu Hause wohnen, zudem mir meine Eltern schon in den Ohren hängen und Berlin klingt auch recht verlockend.

„Hört sich doch toll an. Immerhin weißt du schon was du machen willst, ich sitz da noch komplett auf dem Schlauch.“

„Ja schon, aber mein Vater will nicht das ich das Studiere. Er meint es ist Spielerei und hat keine Zukunft. Ich soll was ordentliches machen, wie Jura.“

„Aber das ist doch deine Entscheidung!“, meine ich empört.

„Sag das mal meinem Alten! Ich musste letztens zu einem Vorstellungsgespräch für ein Praktikum in einer Kanzlei. Er ist der Meinung, wenn ich mir das erst mal angeguckt habe, wird es mir schon gefallen.“ Er rümpft verstimmt die Nase.

„Oh...“

Oh! Deshalb also der Anzug. Verstehe.

„Trotzdem kann er dir nicht vorschreiben, was du zu machen hast. Ist ja immerhin dein Leben.“

„Schon, bin zwar schon Achtzehn, aber solange ich noch zu Hause wohne, ist das mit dem eigenem Leben recht schwierig.“

„Die bist schon Achtzehn?“, frage ich überrascht und er nickt.

„Ja, gerade erst geworden.“

Ich strecke ihm grinsend die Hand entgegen, wobei David nur irritiert zurückschaut.

„Alles gute Nachträglich!“

Jetzt lacht er vergnügt und ergreift nun doch meine Hand.

„Danke!“

Seine Finger legen sich bestimmt auf meine Haut und ein Schauer geht mir durch den Arm.

„Hab leider kein Geschenk...“

„Macht nichts.“

Warme, kräftige Hände. Ganz anders im Vergleich zu Katrins weichen, eiskalten Pfoten.

Ich hätte sie gerne noch länger gespürt, doch er lässt ab und greift stattdessen nach seinem Glas um etwas zu trinken.

Aus den Augenwinkeln kann ich Philipp wieder auf uns zu kommen sehen, mit einem Bier in der Hand.

„Wo hast du denn Alina gelassen?“, fragt David ihn.

„In der Küche, macht noch mit Sheila und Mathias das essen Fertig.“

„Was gibt’s denn?“, will ich wissen, da ich seit dem Müsli nichts mehr gegessen habe knurrt mein Magen langsam.

„Belegte Brötchen erst mal, nachher gibt es noch Pizza.“

„Super! Ich liebe Pizza.“

„Ist das jetzt ironisch gemeint?“, fragt Philipp misstrauisch und ich blicke ihn nur verständnislos an.

„Was? Nein, ich mag Pizza wirklich.“, antworte ich nur naiv wie ich bin.

Neben mir fängt David an vergnügt zu lachen.

„Ich glaub Kai ist viel zu unschuldig für das was du ihm andichten willst, Phil.“

Hä?!

Philipp schnaubt nur missbilligend und nippt an seinem Bier.

„Mach dir nichts draus, Phil wird in unserer Klasse gerne mal auf den Arm genommen, deshalb denkt er immer gleich, man will ihn verarschen.“

Sein Arm legt sich beschwichtigend auf meine Schulter und wieder rieselt ein Schauer unter meiner Haut, diesmal am Rücken entlang.

„Ähm, ok. Nee hatte ich eigentlich nicht vor.“

„Du bist doch Sheilas Bruder, oder?“, unterbricht uns Philipp.

„Jup.“

„Hilf uns doch kurz in der Küche, dann geht es schneller.“

Was? Nein warum denn? Ich will nicht, ist doch gerade super gemütlich hier.

„Hm, sind das dann nicht zu viele Leute? Und die Mädchen schaffen das sicher viel schneller ohne mich.“, antworte ich ausweichend.

„Du kannst mir auch gerne bei der Garderobe helfen, die platzt aus allen Nähten und ich will die Jacken erst mal ins Gästezimmer legen.“

„Ich, ähm...“ Hilfslos schau ich kurz David an, aber der nimmt nur resigniert den Arm von meiner Schulter.

„Ich lauf ja nicht weg, Phil ist so ein Tollpatsch, besser es hilft ihm jemand, als dass wir nachher Spürhunde losschicken müssen.“

„Na gut.“, sage ich unwillig und lass mich von Phil in den Flur mitziehen. An der Garderobe ist eigentlich noch genug Platz, trotzdem machen wir uns daran die Jacken ordentlich ins Gästezimmer aufs Sofa zu legen. Es ist ein recht kleines Zimmer, außer dem kleinen Sofa steht nur ein Kleiderschrank und ein Bett in der Ecke.

„Du scheinst dich gut mit ihm zu verstehen.“, meint Phil angespannt und schiebt sich seine Brille zurecht. Er steht im Türrahmen und schaut mich prüfen an.

„Ähm ja, haben uns ganz gut unterhalten.“

Was soll das hier werden?

„Pass besser bei David auf.“, sagt er plötzlich, während er eine weiße Jacke vom Haken nimmt und auf die Lehne vom Sofa legt.

„Wie meinst denn das jetzt? Mir kommt er gerade nicht vor wie ein Freizeitserienmörder.“

„Das nicht, aber...na ja er ist...also, er flirtet gerne.“

„Lass ihn doch. Schadet doch keinem.“ Verwirrt über das Gespräch nehme ich mir zwei weitere Jacken und lege sie zu den Anderen.

„Du verstehst nicht, er...“ Leicht senkt er die Stimme, wohl damit uns niemand belauschen kann.

„Also, er steht nicht auf Mädchen.“

David er....was??

„Er ist schwul?!“, platzt die Erkenntnis aus mir heraus.

„Psst, nicht dass uns noch wer hört.“ Er prüft kurz ob jemand im Flur ist, aber wir sind alleine.

Ein anderer Gedanke frisst sich sofort bei mir fest.

Kommen daher die Differenzen zwischen den beiden ungleichen Brüdern? Weil er...also nur weil er nicht auf Mädchen steht? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Aber Philipp scheint damit ein Problem zu haben, zumindest ist ihm die ganze Sache ersichtlich unangenehm.

„Hm ok er ist schwul, aber das spricht doch nichts dagegen befreundet zu sein? Ihr kennt euch doch auch.“

„Eigentlich will ich ihn ja auch nicht verpfeifen, nur ich finde du solltest es lieber wissen.“ Weiter sagt er nichts dazu.

Wir gehen zurück ins Wohnzimmer und ich setze mich wieder etwas durcheinander auf meinen alten Platz, während Phil sich mit David unterhält, der sich nicht von der Stelle bewegt hat. Stumm höre ich dem Gespräch zu und kann nicht umhin David heimlich nochmal genauer zu betrachten.

Er sieht nicht aus als wäre er schwul. Sein Gesicht ist sehr männlich mit dem ausgeprägten Kiefer und der geraden Nase. Die Augenbrauen sind schön geschwungen, aber sehen nicht aus als hätte er sie gezupft, wie es Mädchen tun. Aber das hat wohl nichts zu heißen, oder? Diesen klischeehaften schwulen Touch, den ich aus Filmen kenne, hat er auch nicht, soweit ich das beurteilen kann.

Auch an seinen Klamotten ist jetzt nichts auffälliges und bisher konnten wir uns auch ganz gut unterhalten, trotzdem rücke ich etwas von ihm ab, um ihn nicht versehentlich zu berühren.

Ob das überhaupt stimmt? Ist ja jetzt nicht so, als wenn ich und Phil uns gut kennen würden, nur hin und wieder mal auf einer Feier gesehen, hatte ja sogar vergessen wie er heißt.

Und wenn es stimmt? Was dann? Ändert es etwas?

Ja doch, schon irgendwie, oder? Auch wenn der Gedanke vielleicht blöd klingt, aber kann man denn mit einem Schwulen überhaupt so befreundet sein wie mit einem normalen Jungen? Hatte ja noch nie einen in meinem Freundeskreis.

Der Gedanke wäre wohl immer da. Seltsames Gefühl.

So muss sich wohl ein Mädchen fühlen, wenn sie versucht mit einem Jungen nur befreundet zu sein.

„Was ist los? Du schaust schon wieder so nachdenklich drein.“

Davids dunkle Stimme ist ganz nah an meinem Ohr und ich schrecke zusammen. „Nichts, war nur in Gedanken.“

„Na Schatz, was macht ihr hier so schönes?“ Katrin steht unvermittelt vor mir und diesmal sind die Schauer eher unangenehm. Sie hält mir ein mit Käse belegtes Brötchen hin und setzt sich wie selbstverständlich auf meinen Schoß, da das ganze Sofa schon belegt ist und auf den zwei Hockern auch schon Leute sitzen und sich ausgiebig unterhalten.

Ihr Arm schlingt sich um meinen Nacken um besseren Halt zu haben und ich kaue eine Weile auf meinem Brötchen herum. Irgendwann bekommt jeder von uns auch ein Bier in die Hand gedrückt, als sich meine Schwester mit ihrem Freund zu uns gesellt.

Philipp verkrümelt sich unterdessen zu Alina, die in einer anderen Ecke vom recht großen Wohnzimmer bei Leuten steht, die mir unbekannt sind.

Längere Zeit bleiben wir in dieser Konstellation und ein Bier nach dem anderen geht herum. Ich versuche mich allerdings zurück zu halten und habe grade erst meine zweite Flasche angebrochen. Bei dem ganzen Trubel habe ich leider keine Gelegenheit mehr alleine Mit David zu quatschen, aber trotzdem ist der Abend ganz lustig, vor allem, als endlich auch Basti auftaucht, mit Jonas im Schlepptau, wobei ich fürchte das Jo nicht ganz freiwillig hier ist.
 

Eine Hand an meiner Wange lässt mich aufsehen und dann spüre ich plötzlich Katrins weiche Lippen auf den meinen, schmecke dabei eine Mischung aus Lipgloss und Bier in dem Kuss. Normalerweise dauern unsere Küsse nicht lange, doch dieses Mal ist Katrin forscher und drückt ihren schmalen Körper enger an mich ohne den Kuss zu unterbrechen.

Kurz überlege ich von mir aus abzubrechen, aber dann spüre ich den Blick meiner Schwester auf mir und ich erinnere mich wieder an unser Gespräch. Ich hatte ihr ja versprochen mir Mühe zu geben. Einen Versuch war es ja wert.

„Das Bier ist fast alle.“, höre ich Mathias seufzen.

„Alina meinte, im Keller steht noch ein Kasten, Kai? Kannst du den nicht mit Katrin holen gehen?“, fragt meine Schwester süßlich.

Zwangsweise unterbreche ich den Kuss um zu antworten.

„Warum ich? Kann nicht Mathias g...“, will ich sagen doch dann sehe ich Sheilas Augen streng aufblitzen.

„Ok.“ Katrin springt freudig von meinem Schoß, schlingt ihre schmalen Finger um meine Hand und zieht mich aus dem Wohnzimmer in Richtung Keller.

Resigniert lasse ich mich führen und knipse das Licht an, bevor sie mich auch die Kellertreppe mit runter zieht.

„Warte doch mal, sonst stolper ich noch!“ beschwere ich mich, doch sie schenkt mir nur ein merkwürdiges Lächeln und verstärkt den Griff um meine Hand.

Gelangweilt schaue ich mich im Raum um und halte Ausschau nach dem Bier. „Wo steht denn der Kasten? Siehst du i...“

Weiter komme ich nicht, denn Katrin zieht mich zu sich, verschließt wieder mit ihren Lippen energisch meinen Mund und schlingt ihre Arme um meinen Nacken, so dass mir kurz die Luft wegbleibt. Aus Reflex erwidere ich ihren Kuss. Bier und Lipgloss.

Was zum Teufel wird das hier?

Will sie etwa...?

Hier?

Ich komme nicht dazu weiter darüber nachzudenken, was hier gerade passiert, denn schon spüre ich wie ihre rechte Hand an meinem Körper nach unten wandert und über meine Brust streicht, dann den Bauch.

Gleichzeitig fühle ich ihre kleine, warme Zunge an meinen Lippen, die sich langsam in meinen Mund drängt. Ihr Körper drückt sich fest an mich.

Die andere, freie Hand legt sich auf meine und führt sie nach oben, so dass ich ihre weichen Brüste unter meinen Fingern spüren kann, nur getrennt vom dünnen Stoff ihrer Bluse und dem BH.

Ich weiß, eigentlich sollte sich das alles wahnsinnig gut anfühlen, aber das tut es nicht. Kein Kribbeln, keine Hitze, keine Erregung.

Es ist jetzt auch nicht furchtbar schlecht, oder eklig, das nicht, aber ich komme mir gerade einfach nur fehl am Platz vor.

Wie, wenn man ins Kino geht und man merkt, man sitzt im falschen Film.

Ich höre auf den Kuss zu erwidern, doch es scheint Katrin nicht wirklich aufzufallen.

Sie geht noch ein Stück weiter und drückt ihre Hand fest gegen meinen Schritt, doch geschockt reiße ich mich endlich von ihr los, weiche zurück und wische mir angewidert den Geschmack ihres Kusses von den Lippen.

„Was wird das hier Katrin?“, frage ich atemlos und etwas zu laut.

„Ich wollte mit dir Fummeln, ist doch offensichtlich!“

„Hier?“, entgegne ich schockiert.

„Ja! Ist doch egal wo, denn woanders blockst du ja auch nur ab. Die Tür ist zu, uns wird schon niemand stören.“

Sie kommt wieder auf mich zu und will mich küssen, doch ich drücke sie unsanft weg und weiche weiter zurück.

„Was hast du denn nun schon wieder? Hab ich irgendetwas falsch gemacht? Sind dir meine Titten nicht groß genug, oder was ist es?!“, brüllt sie mir nun wütend entgegen.

„Das hat mit deinen Titten rein gar nichts zu tun!“

„Was dann, Kai? Ja, was ist es dann? Weißt du, dass du mich noch nie von dir aus geküsst hast?“

„Hm, kann sein. Weiß ich jetzt nicht mehr.“

„Oh, aber ich weiß es sehr gut. Ich dachte ja am Anfang noch, dass ich deine Schüchternheit ganz süß finde und hab mich damit abgefunden selbst die Initiative zu ergreifen, doch du blockst immer mit total bescheuerten Ausreden ab. Bin ich dir nicht hübsch genug? Hast du dich in eine Andere verliebt?“

Tränen laufen ihr die Wangen herab und ich weiß nicht was ich machen soll, fühle mich komplett überfordert mit der Situation und bleibe einfach wie erstarrt stehen.

„Ich bin nicht verliebt. War ich noch nie.“, sage ich ehrlich ohne nachzudenken.

Sie schnappt empört nach Luft.

„In mich etwa auch nicht?“

Verdammt, daran habe ich nicht gedacht.

„Ähm, ich glaube du bekommst das grade total in den falschen Hals. So meinte ich das nun auch wieder nicht.“

„Dann küss mich!“

„Was?“

„Küss mich, wenn dir was an mir liegt“, kreischt sie schon fast hysterisch, während ihr weiter unaufhörlich Tränen über die Wangen rinnen.

Meine Gedanken drehen sich rasend schnell im Kreis.

Was soll ich denn jetzt machen? Verdammter Mist!

„Vielleicht solltest du dich erst mal wieder beruhigen und dann gehen wir wieder nach oben, die wundern sich bestimmt schon wo wir bleiben...“

„Du willst mich also nicht küssen.“

„Katrin, das...“

„Du bist so ein Arschloch!“, brüllt sie und rennt schluchzend an mir vorbei, die Kellertreppe nach oben und schlägt die Tür hinter sich unsanft zu.

Stille.

Plötzlich ist es ganz ruhig um mich herum.

Aus einer Ecke kommt ein rauschendes Geräusch vom Boiler und halb verdeckt von einem alten Tiefkühler entdecke ich den Bierkasten.
 


 

...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-04-02T19:01:49+00:00 02.04.2015 21:01
bam bam bammm...
Man was für eine Wendung
Irgendwie tut mir Katrin ja auch leid,
aber irgenwie...mochte ich die noch nie so richtig
Ich hoffe aber trotzdem,dass sie sich damit abfindet.


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