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Das Leben in der Balkov Abtei

Die Hölle auf Erden oder doch nicht?
von

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Böses Erwachen

Kapitel 19: Böses Erwachen
 

Mittlerweile hatte Tala es aufgegeben nach dem Schlüssel zu suchen und gestand sich ein, dass er diesen wirklich vergessen hatte. Entschuldigend blickte er zu den anderen, doch keiner sagte etwas dazu.

„Wir müssen zurück.“

Nach Kais Worten schritt Bryan in die Diskussion ein. Immerhin hatte er die Schlüssel eingesteckt, als er sie auf dem Boden liegen gesehen hatte. Zwar war es unfair den anderen so einen Schrecken einzujagen, doch vielleicht half es ihnen in Zukunft solchen wagemutigen Stunts zu entgehen.

„Nicht nötig ich hab im Gegensatz zu euch an die dämlichen Schlüssel gedacht. Und das nächste Mal, wenn ihr der Meinung seit mir den Mund verbieten zu müssen, lasse ich euch im Regen stehen.“

Mehr sagte Bryan nicht dazu, sondern ging nur zur Tür und schloss diese auf. Allerdings steckte er diese auch kurz danach wieder ein und machte damit klar, dass er jetzt die Aufgabe des Schlüsselhüters übernahm.

„Super Idee. Bring uns aus dem Zeitplan.“

„Als wenn du noch einen Zeitplan hast. Ich meine ernsthaft… ich hab in Boris Büro keine Uhr gesehen und wie lange wir in diesem Lüftungsschacht verbracht haben, weiß auch kein Schwein.“

„Ich hab alles im Griff.“

„Mag sein und genau deshalb bringst du uns jetzt ohne Zwischenstopps zurück zu unserem Zimmer oder es hagelt Schläge.“

Mehr sagte Bryan daraufhin nicht, seine kleine Drohung saß auch so und zum ersten Mal sah er, wie Kai und Tala sich gegenseitig signalisierten, dass es fürs erste besser war nachzugeben.

„Endlich mal jemand, der sich gegen die beiden durchsetzt.“

Ian nickte bei Spencers Worten nur vorsichtig, bereute es aber sofort wieder, da er augenblicklich zwei tödliche Blicke von dem teuflischen Duo bekam, weshalb auch er sich lieber erst mal zurück hielt. Denn eines war klar, er wollte sich weder mit Kai noch mit Tala anlegen, besonders da die beiden eh gemeinsam agierten. Legt man sich also mit einem an, so war auch der andere gegen einen und genau dass machte das ganze zu einem doppelten Übel.
 

Dadurch dass die meisten es vorzogen den Mund zu halten, verlief der weitere Weg ziemlich ruhig. Für die Gruppe an sich eine gute Vorraussetzung nicht entdeckt zu werden und dennoch schien einige die Redepause nicht sonderlich zu behagen, da sie dadurch mehr über die Möglichen folgen ihres Handelns nachdenken konnten. Letzten Endes jedoch war es Spencer, der die Stille nicht länger aushalten konnte.

„Wo sind wir jetzt eigentlich.“

„Im E-Korridor. Jedenfalls wenn ich mich nicht…“

Plötzlich stoppte Kai und blieb wie angewurzelt stehen. Dann jedoch reagierte er blitzschnell, griff sich die Schlüssel aus Bryan Hand, schloss die nächste Tür auf und signalisierte den anderen ihm zu folgen. Intuitiv taten diese das auch ohne weiter nachzufragen und schlossen diese hinter sich zu. Wenig später hörten sie auch schon das leise Quitschen einer anderen Tür, die ganz ihrer Nähe geöffnet wurde, das dem Geräusch von Schritten vorausging. Als die Gruppe merkte, dass die Schritte sich immer mehr ihrer Position näherten, wichen sie so weit es ging in dem dunklen Raum zurück, versteckten sich hinter dem großen Schrank, der in der hintersten Ecke stand und beobachteten angespannt die Tür. Wenn Boris Mitarbeiter hier rein wollen, dann saßen sie in der Falle, soviel konnte sich jeder von ihnen zusammenreimen und als hätten sie es befürchtet hörten sie wie der Türgriff sich senkte. Dann jedoch war ein Fluchen zu hören.

„Was soll dass den jetzt, wir haben Schichtwechsel.“

„Ich wollte mich nur versichern, dass die Tür zu ist. Oder hast du Lust, dass Boris uns zur Schnecke macht, wenn etwas in diesem Raum passiert.“

„Stimmt auch wieder.“

Bei diesen Worten entfernten sich die Schritte wieder und die Gruppe atmete erleichtert auf.

„Das war knapper als knapp.“

Spencers Kommentar hatte nur ein zustimmendes Nicken von allen Seiten zur Folge. Doch dann wurde der Raum auf einmal hell erleuchtet. Erschrocken wendeten sich die fünf um, doch da war niemand. Jedenfalls keiner von den Aufsehern. Stattdessen tanzten fünf farbige Kugeln in der Luft, von denen sie nicht mal sagen konnten, was diese waren.
 

Erschrocken wichen die einzelnen zurück, doch die Lichtquellen versperrten ihnen den Weg und umkreisten sie in immer engerem Radius. Auf einmal nahmen diese Abstand von der Gruppe, bevor sie mit enormer Geschwindigkeit wieder auf zu zuschossen. Intuitiv schlossen alle die Augen und warteten. Doch es Geschah nicht. Lediglich als sie die Augen öffneten bemerkten sie, dass der Raum wieder so dunkel wie zuvor war. Fast als wäre nie etwas von dem Geschehen, was sie gesehen hatten. Oder hatte es vielleicht sogar nicht stattgefunden und sie hatten es sich lediglich eingebildet.

„Sag mal Leute, hab ich Halluzinationen, oder war dieses Lichtspektakel gerade echt.“

„Egal, raus hier.“

Ohne weiter auf die anderen zu achten, sprintete Kai wieder zu Tür und schloss diese so schnell er konnte auf. Was immer das ganze zu bedeuten hatte, im Moment war nicht der richtige Zeitpunkt sich darüber Gedanken zu machen. Was wenn das eine Art Alarmanlage war, dann würden hier spätestens in 5 Minuten alle Aufseher im Umkreis von 500 Meter stehen und dass war das letzte was sie brauchten. Genau das war auch der Gedanke der anderen, weshalb sie so schnell sie konnten den E-Track hinter sich ließen. Das sie nach einiger Zeit wieder im Sektor 5 herauskamen ließ die Gruppe zum ersten Mal wieder erleichtert durchatmen. Schnell gingen sie unter der Treppe wieder in Deckung. Keine Minute zu spät, da der Aufseher in diesem Moment wieder seine Runde drehte und wie zu vor die Zimmer nur oberflächlich kontrollierte. Nach dem dieser um die Ecke verschwunden war, blieben die fünf noch einige Minuten in ihrem Versteck, bis sie im schnellen Sprint zu Zimmertür hasteten, diese aufschlossen und darin verschwanden. Während die Hälfte sich daraufhin erschöpft zu Boden gleiten ließ verschwand Kai wieder unter dem Bett und sorgte dafür, dass die Schlüssel weiterhin nicht von irgendjemanden gefunden werden konnten. Erst nachdem alle Spuren, die in dem Zimmer von ihrem nächtlichen Ausbruch beseitigt wurden und die Gruppe sich unbemerkt wieder in ihre Betten geschlichen hatten kamen die fünf langsam wieder zur Ruhe.

„Wir sind Tod. Wir sind so was von erledig. Boris wird uns umbringe, uns vierteilen und uns dann an die restlichen hier lebenden verfüttern.“

„Red keinen Unsinn Ian. Boris hat keine Beweise.“

„Die Kamera in diesem Zimmer?“

Erst jetzt viel Bryan die Kamera wieder ein. Während des ganzen Tages hatten sie noch darauf geachtet und gerade während ihres Ausbruches hatte er sie vergessen.

„Zugeklebt.“

„Wie jetzt.“

„Glaubt ihr wirklich ich hab die vergessen?“

„Du hast auch die Schlüssel vergessen.“

„Tala hatte sie zuletzt, nicht ich…er hat keine Beweise, dass könnt ihr mir glauben.“

Von diesen Worten ließen sich die anderen beruhigen. Selbst wenn Boris die Beweise hätte, nun wäre es eh zu spät und sie konnten nur hoffen, dass Kai Recht hatte. Ob es so war oder nicht würden sie erst erfahren, wenn Boris am nächsten Morgen wieder da war.
 

-Am Tag danach -
 

Die Gruppe wusste nicht wie lange sie schlafen konnten. Lediglich, dass es nicht lange gewesen sein konnte. Scheinbar wenige Minuten nachdem sie eingeschlafen waren, wurden sie von einem lautem Gepolter geweckt. Noch ehe sie richtig begriffen was los war, wurde die Tür ihres Zimmers aufgerissen.

„Aufstehen, sofort.“

„Was ist denn los?“

Etwas schläfrig gab Ian diese Worte von sich. Das bereute er jedoch sofort, da er schon aus dem Bett gezogen wurde.

„Ich sagte aufstehen.“

„Ist ja gut.“

Mit diesen Worten sprang Kai von seinem Bett. Auch er würde sich am liebsten noch mal auf die Seite legen und weiterschlafen, doch wenn er die Laune der Aufseher betrachtete, war eine Verweigerung wohl die schlechteste Idee aller Zeiten. Aus diesem Grund versuchte er seine Müdigkeit zu verbergen. Mittlerweile hatte sich auch Tala, Bryan und Spencer aus den Betten begeben. Doch noch bevor sie fest auf dem Boden standen wurden sie auch schon aus dem Zimmer gedrängt.

„Was ist eigentlich los? Wo bringen sie uns hin.“

„Das wisst ihr ganz genau.“

Die fünf setzten bei diesem Satz nur ein unschuldigen Gesichtsausdruck auf. Natürlich konnten sie sich denken, was los war, doch das durften sie sich nicht anmerken lassen. Zwar war es letzten Endes Boris Entscheidung, was mit ihnen passierte, doch es konnte ja nicht schaden, wenn sie sich schon mal auf das Lügen einstellten.

„Woher denn? Uns sagt ja keiner was!“

Die Tatsache, dass Kai sich bei diesen Worten losgerissen hatte und stehen geblieben war, sorgte dafür, dass er von einem der Aufseher einen kräftigen Stoß nach vorne bekam.

„Geh weiter oder du wirst den Tag verfluchen an dem du geboren bist!“

So wie es aussah war mit denen heute nicht zu scherzen und dass konnte nur einen Grund haben. Boris hatte die werten Herren, wegen ihrer Unfähigkeit wache zu halten, zusammen gefaltet und jetzt mussten sie dran glauben. Jedenfalls war das ihr erster Gedanke, doch als sie bemerkten, dass sie nicht in die Trainingshalle gebracht wurden, fing es in ihren Köpfen an zu arbeiten. Hatten sie doch einen Fehler gemacht und damit Beweise für ihre Tat hinterlassen oder war das nur Boris Strategie um sie aus der Reserve zu locken. Kai war sich absolut sicher, dass sie allen Kameras ausgewichen waren. Es war ausgeschlossen, dass Boris auch nur einen einzigen Anhaltspunkt hatte, dass sie an dem Chaos in dessen Büro verantwortlich waren. Das konnte also nur ein verdammt mieser Trick sein und er hoffte inständig, dass die anderen nicht darauf hereinfielen. Zwar waren diese das von den Aufsehern gewöhnt, aber Boris war ein anderes Kaliber und im Gegensatz zum vorigen Tag hatten sie keine anderen Leidensgenossen, welche sie dazu bringen konnten etwas Unruhe zu stiften. Noch ehe Kai weiter über das Thema nachdenken konnte, kamen sie an Boris Bürotür an, welche speerangelweit offen stand. Ohne sich anzukündigen betraten die Aufseher das Zimmer und schubsten ihn und die anderen vor Boris auf dem Boden. Eine Position, die er nicht im geringsten Leiden konnte. Er war sowieso viel kleiner als Boris und dass er jetzt dank den Aufsehern auf den Knien hockte machte es nicht im Geringsten besser.
 

Aus diesem Grund hielt ihn auch nicht besonders viel auf dem kalten Boden. Fast so, als hätte er das Chaos zum ersten Mal gesehen, sah er sich interessiert in dem Raum um. Sie hatten wirklich ganze Arbeit geleistet und dass Wetter hatte sein übriges getan. Denn durch das offene Fenster und den leichten Schneesturm war eine Menge Schnee in das Zimmer eingedrungen und überzog den Boden.

„Wow, haben sie eine Party geschmissen oder ist das einfach nur der neuste Trend zum Thema Büroeinrichtung?“

Den Spruch konnte Kai nun doch nicht für sich behalten, was bewirkte, dass Boris ihm nur einen gefährlichen Blick zuwarf, bevor er langsam auf diesem zukam.

„Glaub ja nicht, dass du dich so aus der Nummer rausreden kannst. Ich weiß zwar nicht, wie ihr dieses Chaos bewerkstellig habt, doch ich weiß dass ihr alles wieder aufräumen werdet und zwar ohne Hilfsmittel.“

„Wir sind aber nicht dafür…“

„Mund halten.“

Intuitiv zuckten die Anwesenden bei Boris lauter Stimme zusammen. Besonders Kai, der direkt vor diesem stand hatte das Gefühl, als würde ihm das Trommelfell platzen. Noch bevor sich dieser wieder davon erholen konnte, hatte Boris ihn auch schon zu sich gezogen.

„Und du Kleiner, um dich kümmere ich mich später noch persönlich.“

„Kai hat nichts damit zu tun.“

Nun war auch Tala, der bis eben immer noch auf dem Boden gekniet hatte, aufgestanden und hatte sich zu Wort gemeldet. Er würde Kai nicht alleine dafür büßen lassen. Keiner von ihnen würde für dieses Chaos büßen.

„Genauso wenig wie wir. Wie sollen wir das denn gemacht haben und vor allem wann. Wir waren den ganzen Nachmittag in der Trainingshalle und dann bis zum Einschluss in unserem Zimmer.“

„So, ward ihr dass? Dann verratet mir doch mal wer außer euch so lebensmüde ist um das Schlüsselbund eines der Aufseher zu stehlen.“

Für einen Moment sahen sich die Jungen vielsagend an, bevor ihre Antwort wie aus einem Mund kam.

„Die Langfingerbrüder!“

Bei diesen Worten lockerte er den Griff, mit dem er Kai immer noch festhielt und schubste ihn nach vorne.

„Ein netter Verdacht. Nur leider nicht sehr überzeugend…Ihr habt eine Stunde um dieses Chaos zu beseitigen, oder ihr lernt mich kennen und wenn auch nur eine Kleinigkeit fehlt und ich versichere euch fünf ich finde es heraus, könnt ihr euer Testament schreiben. “

Mit diesen Worten verließ Boris das Arbeitszimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Kurz darauf hörten sie nur wie die Tür abgeschlossen wurde und sich Schritte von dieser entfernten. Danach herrschte in dem Raum für einen Moment stille, bevor Ian in schallendes Gelächter ausbrach.
 

Zwar bekam er sofort daraufhin eine Abmahnung von den anderen, trotzdem konnte er sich das breite Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen.

„Ian!“

„Sorry Leute, aber das Gesicht…ich krieg mich nicht mehr ein…“

„Das…“

„Beruhig dich Tala. Sei froh, dass Ian solange ausgehalten hat, bis Boris aus dem Raum verschwunden war, sonst hätten wir noch richtig Schwierigkeiten mit Boris bekommen.“

„Als wenn wir die jetzt nicht hätten…ich meine überlegt mal. Glaubt ihr wirklich Boris lässt uns mit einem Aufräumjob davon kommen?“

Spencer sah etwas skeptisch zur Tür, aus der Boris wenige Minuten zuvor getreten war. Auch Kai sah nachdenklich zu dieser, bevor er näher herantrat und vorsichtig lauschte. Als er sicher war, dass im näherem Umkreis niemand war, der sie hören konnte, äußerte er sich zu der jetzigen Situation.

„Wahrscheinlich wird unser Zimmer heute zum zweiten Mal in dieser Woche auf den Kopf gestellt.“

„Ich freu mich, dass heißt also wieder aufräumen.“

Frustriert ließ sich Bryan auf den Boden sinken. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es aufräumen und wenn er daran dachte, dass er dieses Büro aufräumen musste in dem überall Schnee und Federn lagen wurde ihm ganz schlecht. Dennoch rang er sich dazu die Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge lag.

„So und was jetzt?“

„Aufräumen?“

Ians Kommentar war sowohl Antwort als auch Frage zu gleich. Insgeheim hoffte er jedoch, dass einer der anderen diese Möglichkeit verneinen würde. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil, so wie es aussah war dass die allgemeine Entscheidung, auch wenn diese mehr als ungewollt getroffen wurde.

„Wir haben keine andere Wahl. Boris bringt uns um, wenn wir uns weigern.“

„Wohl wahr und abhauen können wir auch nicht, sonst würden wir unseren Fluchtweg preisgeben.“

„...ja und die Tatsache, dass wir wirklich dahinter stecken.“

„pst…bist du denn des Wahnsinns Bryan.“

„Was? Ihr glaubt doch nicht dass…“

Bryan stoppte und sah sich suchend in dem Raum um. Als sich sein Blick zu Tala und Kai wendete zuckten beide mit den Schultern. Daraufhin konnte Bryan ein Stöhnen nicht unterdrücken.

„Es lebe die Unwissenheit.“

„Wir sind also wirklich am…“

„Halt die Klappe Ian.“

Mehr sagten Kai und Tala nicht dazu sondern fingen an die Federn auf dem Boden des Büros einzusammeln. Sie konnten nur froh sein, dass sie die Idee, das ganze Büro zu fluten verworfen hatte, ansonsten wäre das Aufräumen nur noch schwerer gewesen. So jedoch hatten sie eine einigermaßen gute Chance, das Aufräumpensum einhalten zu können, welches Boris ihnen gegeben hatte.
 

- Eine Stunde später -
 

Erschöpft lehnten sich die fünf an die Couch und ließen ihren Blick durch den Raum schweifen. Alles was sie wollte war wieder ins Bett zu gehen und den restlichen Tag durchzuschlafen, doch das war so gut wie unmöglich. Letzten Endes war es Bryan der sich als ersten wieder äußerte.

„Seht ihr noch irgendetwas was nicht da ist wo es hin soll?“

„Yapp. Ich sehe was, was du nicht siehst und dass ist groß, ziemlich geschmacklos und viel zu teuer erstanden.“

„Was?“

Verwirrt und über Kais Worte grübelnd sahen sich die einzelnen in dem doch recht großen Raum um. Doch egal wie oft sie sich umblickten sie fanden einfach nichts, worauf die Beschreibung passen würde.

„Gut, nächster Tipp. Der letzte der es in der Hand hatte war Spencer und er hat es auf eine tiefere und dunklere Etage gebracht.“

„Sag mal geht es dir noch gut, wovon redest du eigentlich, Kai?“

Gerade als Kai zur Antwort ansetzen wollte, schnipste Spencer kurz mit den Fingern, bevor er aufstand und mit einigen Mühen das große Bild hinter der Couch hoch wuchtete und es anschließend wieder an die alte Stelle hängte.

„So jetzt ist aber wieder alles so wie vorher.“

„So ungefähr.“

„Was meinst du?“

„Ich sag nur ein Wort Schubladen.“

Bei Kais Worten fielen den anderen fast die Kinnladen herunter. Doch dann erinnerten sie sich dass Kai die gesamten Dokumente einmal durchmischt hatte. Die Antwort war jedoch von den meisten knapp und einstimmig.

„Oh…“

„Lasst uns die ignorieren…immerhin können wir ja nichts davon wissen. Wir waren schließlich nicht diejenigen, die für dieses Chaos verantwortlich waren.“

„Stimmt.“

Mit den Worten stimmte jeder Talas kleiner Aussage zu. Kurz darauf hörten sie schon, wie die Tür zu diesem Büro aufgeschlossen wurde. In windes eile standen die fünf auf und stellten sich in einer Reihe auf. Noch ehe Boris richtig in den Raum getreten war, nahm sich Spencer die Freiheit das Wort zu ergreifen.

„Auftrag ausgeführt, Gaspadin. Dürfen wir jetzt wieder unserem Training nachgehen.“

„Glaubt ihr wirklich, dass die Sache damit erledigt ist, Spencer?“

Nach diesen Worten herrschte ein kurzes Schweigen, das Boris sofort in seiner eigenen Art und Weise interpretiert hätte, wenn sich nicht in diesem Moment Bryan zu der Sache geäußert hätte.

„Wir dachten, dass sich bis jetzt Beweise angesammelt hätten, die zeigen, dass wir nicht für das Chaos verantwortlich waren.“

Bryan versuchte bei diesen Worten so ernst wie möglich zu bleiben. Ein Versuch der nicht ganz so einfach war wie es sich anhörte. Denn es war kein Geheimnis, dass Boris jeden Lügner doppelt bestrafte, doch er vertraute Kais Worten. Sie waren den einzelnen Kameras entkommen und deshalb konnte er auf sie verweisen ohne befürchten zu müssen, dass er sie damit in eine ungünstige Lage brachte.
 

Boris derweil musterte die einzelnen intensiv. Manchmal hatte er das Gefühl die Jungs zu gut ausgebildet zu haben. Sie hatten in wenigen Monaten das gelernt, wozu andere Jahre brauchten und sie selbst waren jetzt auch schon ein paar Jahre hier. Ab und an fiel die Fassade und man konnte erkennen, was diese dachten und wann sie die Wahrheit sagten und wann nicht. Doch je länger sie hier waren, desto schwieriger wurde es.

„Vielleicht sollten wir uns dann mal die Aufzeichnungen von diesem Raum ansehen, meint ihr nicht auch.“

„Gerne. Dann können sie sich ja davon überzeugen, dass wir nicht für das Chaos in ihrem Büro verantwortlich waren.“

Kai hatte wirklich nerven. Wahrscheinlich rechnete dieser damit, dass er bluffte. Zu seinem eigenen Pech war es auch so. Er konnte nicht mit einer Kameraaufzeichnung beweisen, dass dieser oder einer dessen Zimmerpartner hinter diesem Chaos steckte, doch er war der Leiter der Abtei. Für ihn zählten keine Regeln und dass schienen die Jungs vor ihm zu vergessen und das allein war ein Grund an ihnen ein paar Disziplinarregeln auszuprobieren.

„Vorsicht Hiwatari. Du bewegst dich gerade auf sehr dünnem Eis.“

„Ich weiß was ich getan habe und was nicht. Und ich bin bestimmt nicht jemand der sich zu unrecht beschuldigen lässt, Sir.“

„Mag sein, dass du von deinen eigenen Worten überzeugt bist, doch deine Teammitglieder scheinen nicht so überzeugt zu sein wie du.“

Noch ehe Boris ein weiteres Wort ergänzen konnte mischten sich die anderen aus dem Zimmer ein, die nicht mehr länger schweigen konnten.

„Wir haben nichts damit zu tun, Gaspadin.“

„Dito. Wir waren den ganzen Tag entweder in der Trainingshalle oder in unserem Zimmer wie es von ihnen erwartet wurde, Gaspadin.“

„Tala und Bryan sagen die Wahrheit, Sir. Wir haben weder etwas mit dem Chaos noch mit dem Diebstahl des Schlüssels zu tun.“

„Genau, dass einzige was man uns vorwerfen kann ist, dass wir hinter dem Rücken der Aufseher Witze über diese machen, sonst nichts.“

So kam Boris nicht weiter das wusste er. Natürlich konnte er die Jungs ohne Beweise dafür büßen lassen, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass diese immer noch den Schlüssel hatten.

„Gaspadin, Sir…“

„Hab ihr ihn gefunden.“

„Nein Sir. Wir haben das komplette Zimmer durchsucht, aber wir konnten die Schlüssel nicht finden.“

„Wofür bezahl ich euch eigentlich…geht mir gefälligst aus den Augen und nehmt die fünf mit. Sie haben eine Verabredung mit den Strafräumen.“

„Was? Aber…“

Weiter kam Ian nicht, da die Gruppe schon aus dem Büro gedrängt wurde. Boris hingegen nahm sich die Zeit und setzte sich auf seinen Stuhl und überlegte wie er jetzt vorgehen sollte. Die fünf hatten mit der Sache etwas zu tun, dass war eindeutig. Doch solange die fünf zusammen waren und sich gegenseitig absprechen konnte, würde er von keinem ein Geständnis bekommen. Und ohne Geständnis würde er nie erfahren wo die fünf die Schlüssel verstreckt hatten. Seine Angestellten waren viel zu unfähig um diese zu finden und selber in jede Spalte des Zimmers zu gucken war es ihm nicht wert. Also musste er zumindest einen von ihnen zum reden bringen und wenn er sie gegeneinander ausspielen konnte gab es sogar eine geringe Chance.
 

- In einem dunklen Korridor -
 

Die fünf Kinder wurden erbarmungslos in eines der Zellen geschubst. Nachdem der letzte auf dem Boden des kalten Zelleninnenraum gelandet war wurde die Tür mit einem lauten Krachen geschlossen. Wenig später waren sie auch schon wieder allein und lehnten sich an die kühle Wand hinter ihnen.

„Soviel zum Thema Beweise. Boris braucht keine, er handelt einfach wie es ihm gefällt, egal ob sein gegenüber unschuldig ist oder nicht.“

„Sei es drum, Ian. Wichtiger ist, dass wir uns jetzt nicht verplappern. Wir bleiben bei dem Standardablauf. Egal was passiert.“

„Egal was passiert? Hörst du dich überhaupt reden, Tala. Was ist wenn er uns dieselbe Behandlung zukommen lässt wie Kai?“

„Das wird nicht passieren! Und selbst wenn. Wenn Boris denkt, dass er mich dadurch zum Aufgeben kriegt, dann hat er sich geirrt.“

„Schiebt es einfach auf mich.“

Kai wusste selbst nicht genau, wieso er diese Worte ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich fühlte er sich schuldig, dass er die anderen in die Sache mit hineingezogen hatte. Er wollte sich an Boris rächen und so ungern er es zugab, so war es doch so, dass er diesen unterschätzt hatte.

„Kai bist du irre…“

„Ich hab euch da mit hinein gezogen, also ist es auch nur fair wenn ich die Strafe auf mich nehme.“

„Aber…“

Kai stoppte Tala in dem er selbst weiter sprach. Ihm war um ehrlich zu sein auch nicht wohl mit der voraussehbaren Strafe, doch die würde ihn eh ereilen. Darüber hinaus war er derjenige, der am wenigsten zu verlieren hatte.

„Hört mal, was immer wir sagen, es muss identisch sein. Lasst euch nicht von ihm austricksen oder verunsichern.“

Die meisten nickten nur, lediglich Tala war nicht besonders begeistert mit der derzeitigen Situation. Sie hätten von Anfang an nicht so weit gehen dürfen. Andererseits war es doch ziemlich amüsant Boris so zu sehen. Also war die Sache es in einer bizzaren Art und Weise doch wert.

„Du meinst er zieht dieselbe Nummer ab wie die Aufseher?“

„Nicht ganz Spencer. Er ist überzeugender.“

„Lass mich raten, er trennt uns und versucht jeden von uns zu einem Geständnis zu bringen und wenn wir nichts ausplaudern, wird er sagen, dass einer von uns es doch getan hat. Richtig?“

Tala war bei dieser Frage zu den Gittern getreten und sah nachdenklich durch diese hindurch. Er würde Kai nicht verraten, egal wie die Strafe ausfiel. Immerhin hatte er sie ja auch nicht verraten und darüber hinaus hatten sie ja freiwillig mitgemacht. Kai alleine dafür büßen zu lassen, war nicht in Ordnung. Und wenn Boris ihn wirklich so zurichten würde wie Kai vor einigen Wochen, dann war es halt so.

„Wahrscheinlich.“

„Dann sollten wir es ihm so schwer wie möglich machen. Jeder bleibt bei seiner Geschichte. Wenn es zu schlimm wird, dann gebt nur in soweit nach, dass ihr es nicht ausschließen könnt, dass es einer von uns war. Aber keiner nennt einen Namen. Können wir uns auf diesen Verlauf einigen.“

„Als wenn ich freiwillig unser Versprechen breche. Ein Team egal was kommt. Wir halten zusammen.“

Für einen Moment blickte sich Bryan zu den einzelnen um.
 

Er wusste was er machen würde, doch wie es mit den anderen stand blieb eine Frage die er nicht beantworten konnte.

„Ein Team kann nur existieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Die Frage ist also ob wir wirklich ein echtes Team sind. Als Team ziehen wir das zusammen durch und gehen durch jegliche Strafe ohne nachzugeben. Wer sich dazu nicht in der Lage sieht, der sagt es jetzt, dann können die anderen sich darauf einstellen.“

„Du verlangst ziemlich viel, Tala.“

„Er verlangt nur die Wahrheit. Wir wissen alle was uns erwartet. Und wie gesagt, wenn ihr einen Namen nennen müsst, dann…“

„Lass das Kai. Wir haben alle mitgemacht, wir sind alle dafür verantwortlich. Es war deine Idee, aber unsere Durchführung. Ich lass dich bestimmt nicht allein dafür büßen. Lieber ziehe ich mir einen anderen Namen aus der Abtei hinzu und stelle ihn als Täter dar.“

„Und an wen würdest du denken?“

„Die Langfingerbrüder!“

Nach Talas Antwort schwiegen die Anwesenden für einen kleinen Augenblick, bevor sie Tala entgeistert ansahen. Dann jedoch meldet sich Ian zu Wort, der nur planlos mit seinem Finger irgendetwas auf den dreckigen Boden der Zelle zeichnete.

„Das hat er uns beim ersten Mal schon nicht abgekauft.“

„Ich weiß, aber spielt es wirklich eine Rolle. Boris ist überzeugt, dass wir es waren. Es ist also egal was wir sagen. Solange wir nicht mit der Antwort rausrücken, die er hören will, wird er eh weiter machen. Außerdem waren diese Idioten dafür verantwortlich, dass die halbe Abtei der Meinung war, dass Kai für Boris Informationen sammelt.“

„Aber auch nur, weil sie zufällig unser Gespräch mitbekommen haben. Ach was soll‘s, das ist jetzt wirklich unwichtig. Jeder weiß, dass die viel zu feige dafür sind.“

„Stimmt auch wieder.“

Das waren die einzigen Worte, die noch zwischen den Jungen gewechselt wurden. Sie hatten um genau zu sein keinen Plan wie sie das ganze heile überstehen sollten oder wann Boris sich für eine Strafe entschieden hatte. Wieso ließ er sie überhaupt so lange zusammen. Immerhin musste er doch damit rechnen, dass sie die Zeit nutzen würden um sich abzusprechen. War das seine Taktik sie gegeneinander auszuspielen. Wenn ja, dann hatte er sich gerade gewaltig geschnitten. Sie hatten zwar keinen Plan aber eine gemeinsame Einstellung. Sie hatten sich emotional so gut gewappnet wie sie konnten und waren bereit ihm keine einleuchtende Antwort zu geben.
 

Doch mit zunehmender Zeit wurden einige von ihnen immer nervöser. Wieso zum Teufel saßen sie immer noch in dieser Zelle. Hatte man sie vergessen, oder hatten Boris und seine Angestellten etwas Besseres zu tun als die Antworten aus ihnen rauszuprügeln.

„Sagt mal will Boris uns hier verhungern lassen.“

„Vielleicht hat er sich dazu herabgelassen den Job seiner Mitarbeiter zu erledigen.“

„Zeitverschwendung.“

„Das weiß er doch nicht, Tala. Immerhin hält er seine werten Angestellten für unfähig etwas Kleines wie einen Schlüsselbund zu finden oder Wache zu halten.“

„Ja und uns für Schuldig. Ich jedenfalls bin mir keine Schuld bewusst.“

Genau in dem Moment, in dem Tala das sagte, hörten sie in einiger Entfernung eine Tür aufspringen. Gefolgt wurde dieses Geräusch von Schritten, die geradewegs auf sie zusteuerten und ihnen somit signalisierten, dass ihre Schonfrist zu Ende war. Allerdings verfinsterte sich Boris Mine sofort als er die fünf zusammen in der Zelle sah.

„Wer hat euch auf die hirnrissige Idee gebracht, die fünf in eine Zelle zu sperren. Bin ich hier denn nur von unfähigen umgeben.“

Die Aufseher an Boris Seite zuckten bei diesen Worten kurz zusammen, bevor sie sich stammelnd entschuldigend. Doch Boris widmete ihnen keinen weiteren Gedanken, da er sich schon zu den jüngeren wendete.

„So jetzt zu euch. Ich gebe euch fünfen eine allerletzte Chance. Wo sind die Schlüssel?“

„Wir haben absolut keine Ahnung, wer die Schlüssel hat, noch wissen wir, wer ihr geliebtes Büro auf den Kopf gestellt hat.“

„Wenn das eure Antwort ist…Bring sie zum Reden.“

Beim letzten Teil des Satzes wendete sich Boris zu den vier Aufsehern hinter ihm. Kurz darauf öffnete er die Zellentür. Er hatte schon erwartet, dass der Aufenthalt in der Zelle nicht ausreichen würde, um einen der fünf zum Reden zu bringen. Besonders nicht wenn die fünf zusammen waren. Er hätte eigentlich gedacht, dass seine Mitarbeiter schlau genug waren das zu wissen und die fünf möglichst weit von einander entfernt einsperrten, doch scheinbar hatte er sich in dieser Hinsicht geirrt. Ein Fehler, der die gesamte Aktion nur noch schwieriger machte. Selbst wenn einige in der Gruppe die Aktion mit seinem Büro bereuten und sich wünschten die Zeit zurückdrehen zu können. Denn wenn ein wirklicher Konflikt zwischen der Gruppe herrschte, dann würde es anhand deren Haltung zueinander deutlich werden, doch scheinbar reichten die Zweifel nicht um einen Keil zwischen die einzelnen zu treiben.
 

Vor einigen Wochen hatte er noch gedacht, dass er deren Zusammenhalt jederzeit durchbrechen konnte. Und er hatte es sogar kurzfristig geschafft, doch mit Kais kleiner Sonderbehandlung hatte er seinen Fortschritt wieder zu nicht gemacht. Das Resultat war, dass die Gruppe nur noch stärker zusammenhielt als zuvor und zusätzlich anfingen Kais rebellischen Beispiel zu folgen. Man musste kein Genie sein um zu wissen, dass man mit einfachen Strafen nicht mehr in der Lage war die Gruppe gegeneinander aufzuhetzen. Auch die Wahrheit über Kai änderte daran nichts. Der Junge hatte bewiesen, dass er die anderen nicht verraten würde, egal was das für ihn bedeutete. Die Frage war nur, wie sehr die anderen hinter diesem standen. Tala würde Kai mit Sicherheit schützen. Das Verhältnis zwischen den beiden war das von Brüdern, sie stritten sich zwar, würden sich aber niemals verraten. Ähnlich sah es zwischen Bryan und Tala aus.

//Doch es heißt nicht ohne Grund, dass ein Geheimnis unter drei Leuten nur geheim bleiben konnte, wenn zwei von ihnen nicht mehr lebten. Und die Gruppe bestand aus fünf Personen. Einer würde früher oder später reden, weil er die Strafe nicht mehr ertragen konnte.\\

Dessen war sich Boris absolut sicher. Denn bisher war es immer so gewesen. Zwar hatte er es nie zuvor mit so einem eingespielten Team zu tun gehabt, doch die fünf waren auch nur Menschen um genau zu sein Kinder und die hatten ihre Grenzen. Spätestens dann wenn ihnen die Strafen zu viel wurde, wenn sie die Wahl zwischen Verrat und Schmerzen hatten würden sie reden. Loyalität war etwas vorüber man sich nicht sicher sein kann. Denn meistens nahm die Loyalität mit dem eigenen Wohl ein ende. Nur wer verrückt war würde jegliche Schmerzen hinnehmen um andere zu Schützen. Er war gespannt wie weit Bryan gehen würde um Kai, Spencer und Ian zu schützen. Oder wo Spencer und Ian ihre Grenzen fanden, bevor sie zusammenbrachen und ihm die gewünschte Antwort gab. Einer der drei würde mit Sicherheit reden, dessen war er sich ziemlich sicher.
 

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