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Das Phantom der Hochschule

Das Erbe des Phantoms der Oper
von

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Zeit des Wandels

Kapitel 13: Zeit des Wandels

„Sie macht sich wirklich Sorgen um dich.“
 


 

An diesem Dienstag regnete es den ganzen Tag wie aus Eimern und für Sarah war nichts wie es sonst war. Alles schien so leer und einsam zu sein. Sie reagierte nur langsam auf Fragen, träumte vor sich hin und schien sehr traurig zu sein. Auf Sticheleien von Jenny reagierte sie gar nicht und auch ihre sonstige Freude an der E-Gitarre, war wie verflogen. Im Instrumentenunterricht setzte sich Takuto wie üblich neben sie und sprach sie auf ihr Verhalten an.

„Was ist denn los? Du bist heute irgendwie nicht du selbst.“

„Hm, mh. Tut mir leid, Takuto. Ich will nicht darüber sprechen.“ Antwortete sie bedrückt.

„Können Maora und ich dir denn nicht helfen?“

„… Nein. Ich glaube nicht. Danke für deine Fürsorge.“ Antwortete sie und fiel wieder in Gedanken.

[Was habe ich denn nur falsch gemacht? … Und was soll ich jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach so tun, als sei nie was gewesen. Erik und ich sind Freunde. Ich gebe meine Freunde nicht einfach so auf. Hm. Vielleicht weiß der Direktor ja was, oder kann mir einen Hinweis geben.]

Sie war fest entschlossen, am Ende des Tages zum Direktor zu gehen und so geschah es. Doch sie wurde von seiner Sekretärin abgewiesen.

„Der Direktor ist heute nicht mehr da. Tut mir leid.“ Erklärte sie.

„Kein Problem. Dann komme ich morgen wieder.“ Antwortete Sarah, schloss den Reißverschluss ihrer Jacke und verließ nachdenklich die HMT. Dort unterhielten sich Maora und Tim. Takuto stand etwas abseits und Sarah gesellte sich zu ihm.

„Was ist hier los?“ fragte sie Takuto flüsternd.

„Na ja. Das weiß ich auch noch nicht. Tim kam kurz nach uns aus der HMT und wollte mit ihr sprechen.“ Antwortete er und betrachtete Maora und Tim.

Plötzlich verabschiedeten sich die beiden voneinander und freudestrahlend gesellte sich Maora zu ihren Freunden. Das konnte ja eigentlich nur eines heißen.

„Hey, Maora. Was habt ihr denn das beredet?“ fragte Sarah sie.

„Er hat mitgekriegt, dass ich ihm eine Rose geschenkt habe und er hat sich bedankt.“ Erklärte sie.

„Und er will mit dir ausgehen?“ fragte Takuto nun neugierig. Doch Maora schüttelte horizontal den Kopf.

„Nein, aber er sagte, dass er mich durchaus schon vorher bemerkt hat und er nicht sicher war, ob er mich ansprechen sollte, weil er dachte, Takuto und ich seien ein Paar. Nun will er mal drüber nachdenken. Stellt euch das vor!“ Maora war sehr glücklich, mit Tim gesprochen zu haben. Das war ein super Ausklang für diesen Dienstag. Zumindest für sie.
 

Sich den Kopf auf dem Tisch aufstützend, saß Erik wieder an seinen Arbeiten. Doch es war ihm kaum möglich sich zu konzentrieren. Er dachte, dass es einige Tage dauern würde, dann würde es ihm besser gehen. Irgendwann, da war er sich sicher, würde der Schmerz vergehen.

Es verging eine halbe Stunde. Für gewöhnlich, war er um diese Zeit mit ihr zusammen und brachte ihr das Notenlesen bei. Irgendetwas in ihm hatte gehofft, dass sie durch die Tür herein kommen würde und ihn anlächeln würde. Doch nach einer weiteren halben Stunde war ihm klar, dass er es wirklich geschafft hatte, sie von ihm fern zu halten.

„Sie wird nicht kommen.“ Flüsterte er zu sich.

Doch das war ihm ganz recht. Schließlich hatte er seine Gründe. Es war besser so.
 

Am nächsten Tag fackelte Sarah nicht lange. Ohne Umwege ging sie in der ersten Pause zum Zimmer des Direktors und sprach mit ihm. Selbstbewusste betrat sie seinen Raum.

„Wissen sie etwas? Wieso will er mich nicht mehr sehen?“ Sie verlor keine Zeit und stand vor dem Schreibtisch des Direktors. Dieser saß an seinem Platz und sah sie an.

„Du solltest dich einfach damit abfinden. Es ist, wie es ist. Es ist seine Entscheidung. Also lass ihn in Ruhe und halte dich an dein Versprechen, niemanden etwas zu sagen.“

Dann schlug sie mit einer Handfläche auf den Tisch.

„Letzte Woche sagten sie noch, ich solle mich um ihn kümmern und jetzt soll ich ihn in Ruhe lassen?! Wonach soll ich mich denn jetzt richten?“

Darauf antwortete er nicht. Er war überrascht von dieser Reaktion und außerdem hatte sie ja Recht.

„Außerdem lasse ich meine Freunde nicht einfach ohne Erklärung links liegen. Klar? Also… Wenn er mich schon nicht sprechen will dann… Richten sie ihm aus, dass er Morgen in die Aula kommen soll. Da werden wir in den letzten beiden Unterrichtsstunden sein und Songs vortragen.“ Sagte sie und mäßigte ihren Ton wieder.

Der Direktor hatte ein Einsehen. Das war nicht zu viel verlangt und er war gerührt von ihrer Fürsorge für Erik. Dann ging Sarah auf die Tür zu, doch bevor sie diese öffnete und das Zimmer wieder verließ, sagte sie:

„Wir haben das ganze Wochenende geprobt. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn er sich den Song anhören würde, denn ich finde, er passt zu ihm.“

Dann verließ sie das Zimmer und machte sich auf den Weg zurück in den Theorieraum. Sie war sichtlich erschöpft von den ganzen Strapazen der letzten Zeit. Es waren nicht mal drei Wochen vergangen, seitdem sie das Spätstudium angefangen hat und sie war jetzt mit noch mehr Problemen konfrontiert, nämlich, eine Freundschaft zu retten. Das alles nagte sehr an ihren Nerven und manchmal, überkam sie ein Gefühl der Schwäche. Doch sie gab dem nicht nach und kämpfte dagegen an.
 

An ihrem Platz sitzend, las Maora interessiert die heutige Tageszeitung, als sie plötzlich auf einen Bericht stieß.

„Hey, schau mal!“ sagte sie zu Takuto, der nun ebenfalls auf die Zeitung starrte.

„Hier steht, dass die Ermittlungen im Falle des Familienmordes von Schwerin von vor sieben Jahren wieder neu aufgenommen wird. Offenbar gibt es neue Hinweise von der Schwester des Ermordeten.“ Fasste Maora zusammen.

„Ja, ich erinnere mich an den Fall. Nach sieben Jahren meldet die sich? Was soll das?“ fragte Takuto, der sich gerade einen Schokoladenpudding genehmigte.

„Keine Ahnung. Wer weiß, was in den Köpfen dieser Leute vor geht? Von dem Mörder fehlt nach wie vor jede Spur. Bis heute ist unklar, was genau sich in der Wohnung des Opfers abgespielt hat. Schon seltsam.“ Fügte Maora an und faltete nun die Zeitung zusammen, als Sarah sich neben sie, an ihren Platz setzte.

„Na Leute. Ist was interessantes passiert? Also ich meine… weil du heute ne Zeitung dabei hast.“ Fragte Sarah, als sie ihre Sachen auspackte.

„Ich lese jeden Tag Zeitung. Ich bin gerne auf dem Laufenden. Nur hatte ich heute noch keine Zeit zum Lesen gehabt.“ Erklärte Maora und Takuto sah desinteressiert zur Seite.

Er war eher der Videospieltyp und interessierte sich nicht für Bücher. Zeitung fand er elendig langweilig. Darum nahm er davor immer großen Abstand.
 

Dann betrat er Dewers den Raum und eröffnete den Unterricht, der damit begann, dass er die kürzlich geschriebene Arbeit austeilte. Er legte sie den Studenten auf die Tische und als Sarah ihre Bewertung sah, konnte sie ihren Augen erst gar nicht glauben.

„Volle Punktzahl?!“ fragte sie ungläubig und Maora sah sie lächelnd an.

„Streber.“ Kam von Takuto, der sich aber auch für sie freute.

Für Sarah war es wie ein Wunder und andererseits, hatte sie einen guten Lehrer gehabt. An diesen musste sie nun wieder denken und sie hoffte inständig, dass er morgen in die Aula kommen würden. Sie hatte den Song Jade absichtlich vorgeschlagen, da dieser aufgrund des Textes sehr gut auf Erik passte. Sie wollte den Song für ihn spielen und dann hieß es auf einmal, dass sie ihn nicht mehr sehen durfte. Das war für sie alles noch immer unbegreiflich.
 

Kurz vor Tagesende, begann es zu regnen und Sarah und ihre Freunde stellten sich auf einen ungemütlichen Heimweg ein. Der Direktor hingegen hatte sich unbemerkt zu Eriks Zimmer auf gemacht, um mit ihm zu sprechen und ihm eine Nachricht zu übermitteln. Er öffnete die Tür und seine Ohren vernahmen Musik, die er noch nie zuvor aus diesem Zimmer hat kommen hören. Er betrat den Raum und ging auf Erik zu, der regungslos vor seiner Musikanlage stand.

„Was ist das für Musik?“ fragte der Direktor ihn nun. Doch vorerst erhielt er keine Antwort.

Er hielt inne und lauschte der Musik, die ihm durchaus angenehm erschien. Einige Minuten vergingen, bis Erik ihm dann antwortete.

„Ich vermisse sie.“ Sagte er leise. Der Direktor, der in ihm einen Sohn sah, schüttelte kurz mit dem Kopf, ging auf ihn zu und legte seine Hand auf seine Schulter.

„Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Aber… sie hat mich gebeten, dir zu sagen…“

Er wurde von Erik unterbrochen.

„Sie war bei dir?“ fragend sah Erik den Direktor an.

„Ja. Sie war heute bei mir und fragte nach dir. Sie macht sich wirklich Sorgen um dich… Du sollst morgen Abend in die Aula kommen. Sie wird mit ihren Freunden dort auftreten.“

Erik schwieg. Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er hatte sie einfach weggeschickt, er hatte sie angeschrien und trotzdem sorgte sie sich um ihn und ließ nichts unversucht, ihn wieder zu sehen und gleichzeitig respektierte sie seinen, zugegeben voreiligen Wunsch, ihn nicht mehr in seinem Zimmer aufzusuchen.

Es war unmöglich. Das musste sich Erik nun eingestehen. Diesen Weg konnte er nicht gehen. Er musste sie auf jeden Fall wiedersehen.

„Erik, hör zu. Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst. Es tut mir leid, dass ich dich nicht besser unterstützen kann. Ich habe mir in letzter Zeit viele Gedanken gemacht. Ich glaube, dass ich dir ein schlechter Onkel bin. Obwohl es mein Wunsch war, dich zu beschützen und ich dich deshalb hier her brachte, weiß ich nun nicht mehr, ob dieser Weg wirklich der richtige war. Ob dich die Polizei nun einsperrt oder ich. Wo ist der Unterschied? Wenn sie dich gefangen und verurteilt hätten, wärst du nach einigen Jahren wieder auf freiem Fuß gewesen. Ich… fühle mich so schuldig deswegen. Erik, es tut mir leid.“

Diese Gedanken gingen dem Direktor schon lange im Kopf herum und es wurde höchste Zeit, dass er sie aussprach. Erik zeigte Verständnis für ihn und beide merkten, dass die Zeit des Wandels gekommen war und beide wussten auch, dass es nicht leicht werden würde. Doch es war ein Schritt, den sie wagen mussten.
 

Beide unterhielten sich bis spät in die Nacht, bis der Direktor sich schließlich verabschiedete und Erik allein ließ. Auch für ihn wurde es Zeit, den Tag zu beenden und sich schlafen zu legen, doch zuvor schnappte er sich seine Gitarre und setzte sich noch einmal in seinen Schreibtischstuhl. Dann fing er an, einen neu geschriebenen Song zu spielen.
 

Es ist aus und vorbei. Ich will dich nur noch vergessen.

Ich glaub’ so schaff ich es nicht.

Denn wenn ich hier bleibt denk ich nur noch an dich.

Ich vermisse dich. Jede Stunde mehr.

Es geht nicht ohne dich. Fühl mich nur noch leer.

Ich will nicht länger hier sein, doch ich weiß nicht wohin.

Glaube mir, ich vermisse dich sehr.
 

Erik wusste nicht genau, was er als nächstes tun sollte. Er kannte nur das Leben in diesen dunklen Räumen und auf einmal war ihm das nicht mehr genug. Er wusste nicht, ob er genug Kraft aufbringen konnte, aber er wusste, dass er sie wiedersehen musste. Doch sie würde eine Erklärung verlangen und das zurecht. Er wusste nur nicht, wie er es ihr beibringen sollte und ob sie danach überhaupt noch zurückkehren wollen würde. Das war auch der Grund, warum er sie weggeschickt hatte. Wieder drehten sich seine Gedanken im Kreis. Es schien alles so hoffnungslos. Es blieb ihm nur noch eines übrig. Den Lichtblick, den Sarah über einen Boten geschickt hatte, zu ergreifen und morgen zur Aula zu gehen.



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