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Das Phantom der Hochschule

Das Erbe des Phantoms der Oper
von

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Das Labyrinth der Geheimnisse

Kapitel 06: Das Labyrinth der Geheimnisse

„Die Maske versteckt das Zeugnis meiner Vergangenheit.“
 


 

Die erste Woche neigte sich ganz langsam dem Ende zu. Es war ein sonniger, aber sehr stürmischer Donnerstag und darüber hinaus wieder sehr kalt. Sarah wollte nur schnell ins Warme, doch unüblicher Weise stand Takuto wartend vor dem Eingang. Sarah stellte ihn zur Rede.

„Takuto? Was stehst du hier alleine? Wo ist Maora?“

„Maora ist schon rein gegangen. Ich wollte dich hier abpassen.“ Antwortete er.

Der junge Mann schien etwas nervös zu sein, das merkte selbst Sarah.

„Wieso das? Komm lass uns schnell rein gehen, hier ist es ja arschkalt.“

Sie betraten die Eingangshalle und Sarah wandte sich ihm wieder zu. Gespannt wartete sie auf seine Antwort.

„Hast du das Wochenende schon was vor?“ fragte er dann und etwas verlegen sah er auf den Boden. Sarah sah ihn verdutzt an und überlegte kurz.

„Na ja, so gesehen habe ich jedes Wochenende was zu tun. Wieso fragst du?“

Takuto war über diese Antwort sichtlich nicht begeistert und schien innerlich zu schmollen.

„Ach nichts. Komm lass uns gehen. Wenn wir zu spät kommen, reist uns Herr Beier die Köpfe ab.“

Dann ging er voraus und ließ Sarah fragend im Eingangsbereich stehen. Mit fragendem Gesichtsausdruck folgte sie ihm schließlich.

Auch den restlichen Tag konnte Sarah nicht in Erfahrung bringen, was Takutos eigenartiges Verhalten auf einmal für eine Ursache hatte. Selbst Maora, die ihn seit Kindertagen kennt, war überrascht von seiner Verhaltensweise und stellte ihn zur Rede, als Sarah nicht in der Nähe war. Was Maora zu hören bekam, verwunderte sie zunächst, freute sie aber im nächsten Moment sogar. Aber die arme Sarah wurde weiterhin im Unklaren gelassen. Nur fühlte sie sich für den Rest des Tages irgendwie von Maora verarscht. Sie grinste sie nur noch an. Auf die Frage, was mit den beiden auf einmal los war, erhielt sie jedoch keine Antwort und schließlich fragte sie nicht weiter nach. Stattdessen machte sie sich Gedanken über das geheimnisvolle Phantom.
 

An diesem Tag endete der Studienabend mit staubiger Theorie und der Auswertung des kürzlich geschriebenen Tests. Eine Katastrophe, wie Herr Dewers sich ausdrückte. Entnervt packten die Studenten ihre Sachen und verließen die HMT. Nur Sarah schlich sich unbemerkt in die Aula. Leise schloss sie die Tür und ging wieder in den hinteren Teil der Bühne. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch ihre Neugier überdeckte jegliche Angst. Sie wollte die Geheimtür gerade öffnen, als sie eine Stimme hinter sich hörte und sie daraufhin zusammen zuckte.

„Wieso bist du zurück gekommen?“

Sarah hielt inne, blickte langsam über die Schulter und wandte sich schließlich dem Phantom zu.

„Ich habe doch gesagt Bis bald.“ Sie lächelte leicht, als sie das sagte.

Daraufhin schwieg er und stand zunächst regungslos in dem dürftig ausgeleuchteten Raum.

„Um ehrlich zu sein, bin ich neugierig. Wer bist du?“ fuhr Sarah nun fort.

Er sah sie zunächst schweigend an und nahm dann ihre Hand.

„… Nicht hier. Lass uns woanders weiter reden.“

Dann öffnete er die Geheimtür und führte sie durch den Gang. Auf der anderen Seite öffnete er eine weitere Geheimtür und im Anschluss ging es einige Stufen nach unten. Es schien eine steinige Wendeltreppe zu sein, die in einen weiteren, aber etwas größeren Gang mündete. Sarah hatte schon längst die Orientierung verloren und dachte nicht wirklich darüber nach, was sie gerade tat. Sie ließ sich einfach führen.

Schließlich erreichten sie eine Flügeltür, die Erik öffnete und sie herein bat. Sarah betrat etwas zögernd einen mit Kerzen beleuchteten Raum. Dort stand ein alter Holztisch, den sich für gewöhnlich nur Sammler antiker Gegenstände anschaffen und auf dem ein Haufen Blätter lagen. Unsortiert, als hätte sie jemand vor Wut hingeschmissen. Neben der Tür stand eine lange Kommode, die ebenso antik aussah wie der Schreibtisch und überhaupt, war das Zimmer nicht gerade modern eingerichtet. Als hätte jemand die Möbel seiner Urgroßmutter wiederverwendet und auch die an den Wänden hängenden Bilder und Gemälde, waren weit überaltert. Überall standen Kerzenständer, das fiel Sarah sofort auf und sie sah das Phantom an.

„Die Dunkelheit scheint dich anzuziehen.“

Er schloss die Tür hinter sich und legte seinen schwarzen Umhang ab.

„Ich lebe in der Dunkelheit, aber das Licht zieht mich gerade deshalb umso mehr an.“ Sagte er und lächelte sie an.

„Also, wer bist du nun? Oh…“

„… Es tut mir leid. Ich kann dir meinen Namen nicht verraten. Ich bin das Phantom, bitte frag nicht weiter nach.“

Die junge Frau fand das reichlich merkwürdig, aber sie akzeptierte seinen Wunsch.

„Na gut, Phantom. Ich bin Sarah. Freut mich, dich kennen zu lernen.“ sagte sie lächelnd und reichte ihm die Hand zum Handschlag. Doch daraus machte er mal eben einen Handkuss, was Sarah kurz leicht erröten ließ. Schnell zog sie ihre Hand zurück und ging ein wenig im Raum herum.

„Lebst du hier?“

„Ja. Seit nun sieben Jahren ist das mein Zuhause.“ Erklärte er und Sarah sah ihn erschrocken an.

„Seit sieben Jahren? Bitte entschuldige die Frage, wie alt bist du denn?“

„Kein Problem. Ich bin 27.“

„Aber das verstehe ich nicht. Du stehst mitten im Leben. Wieso verbringst du es hier?“ fragte sie ihn und sah ihn missverständlich an.

„Ich habe keine andere Wahl. Ich kann nicht mehr zurück.“

Er machte eine kurze Pause und ging ein paar Schritte auf sie zu.

„Die Maske versteckt das Zeugnis meiner Vergangenheit und wird mich ewig an die Grausamkeit der Menschen erinnern.“

Sarah schwieg. Sie konnte es nicht fassen, dass jemand so lange Zeit abgeschottet lebte und ganz offensichtlich auch nicht die Absicht hatte, wieder am öffentlichen Leben teilzuhaben. Dennoch konnte sie ihn teilweise verstehen.

„Du könntest es versuchen.“ Sagte sie, als sie ihre Hand hob und ihm die Maske abnehmen wollte. Doch er hinderte sie daran und griff mit seiner Hand nach ihren.

„… Ich kann nicht mehr im Licht leben wie du.“

„Aber wie hältst du das aus? Bist du nicht einsam? Weiß denn überhaupt jemand, dass du hier bist?“

„Der Direktor ist der einzige. Na ja und du. … Das muss auch so bleiben. Niemand darf davon erfahren!“

Nun nahm er auch ihre andere Hand und legte sie zusammen.

„Schwöre mir, dass du niemandem von mir erzählst. Niemals und unter keinen Umständen.“

Es schien ihm wirklich wichtig zu sein. Das konnte sie an seinem Gesichtsausdruck und an seinem ernsten Tonfall erkennen.

„Versprochen. Ich erzähle keinem etwas. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Mach dir keine Sorgen.“

Ihre Worte erleichterten ihn sichtlich und er ließ ihre Hände wieder los. Dann entfernte er sich wieder von ihr und Sarah sah ihm nach.

„Die Musik macht die Einsamkeit erträglich. Ich spiele selbst Gitarre, Schlagzeug und andere Instrumente, singe und tanze auch gerne. Ab und zu schaue ich mir die Studenten an, wenn sie auf der Bühne in der Aula auftreten. Das sind die einzigen Freuden, die mir das Leben gelassen hat.“

Plötzlich bekam er jedoch eine Reaktion, die er nicht erwartet hatte. Wütend schlug Sarah mit der Handfläche auf den Schreibtisch und er sah sie ruckartig an.

„Mach jetzt nicht das Leben für deine Situation verantwortlich. Für dein Handeln bist du selbst verantwortlich.“

Er blieb stumm und Sarah mäßigte ihren Ausdruck und ihre Mimik wandte sich wieder auf ein gutmütiges Lächeln.

„Aber… es ist schön, dass dir die Musik so viel bedeutet und dir offenbar ein guter Freund ist.“

„Ja, sie ist mein bester Freund. Der einzige Freund.“ Sagte er dann und senkte seinen Kopf.

Sarah ging spontan auf ihn zu und brachte ihn dazu, sie anzusehen.

„Jetzt hast du noch einen.“ Sagte sie lächelnd und er hielt inne.

Erschrocken sah die junge Frau dann auf die Uhr. Es war höchste Zeit für sie, nach Hause zu gehen und er brachte sie noch zur Aula zurück.

„Also wir sehen uns. Einen schönen Abend noch.“ Sagte Sarah lächelnd und ging.

Er sah ihr winkend nach und ging dann wieder in seinen geheimen Raum zurück, wo er sich an seinen Schreibtisch setzte. Er stütze sein Gesicht mit dem Arm auf dem Tisch. Plötzlich fiel ihm etwas ein, was er ihr noch sagen wollte. Aber das musste dann wohl bis morgen warten.
 


 

Endlich Freitag. Das denkt sich wohl der Großteil der arbeitenden Bevölkerung jede Woche. Auch bei den Studenten war das nicht anders. Heute lag der Fokus wieder auf den Kurs von Frau Hampel. Wieder mussten die Studenten ran. Dieses mal durften sie selbst entscheiden, was sie machen wollten. Die einzige Vorraussetzung; es sollte emotional sein und jeder, der Anwesenden sollte es spüren und sehen. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe.

Jenny schien es leicht zu Fallen, Wut in einem kurzen Schauspiel auszudrücken und wirklich jeder kaufte es ihr ab. Aufgabe mit Bravur bestanden. Sarah hingegen konnte nicht schauspielern, oder vielmehr hatte sie es noch nie versucht. Es blieb ihr wieder nichts anderes übrig, als sich die Gitarre zu schnappen.

„Also ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich spielen soll.“ Sagte sie etwas verlegen und Gelächter brach in der Clique um Jenny los.

„Wähle den Song aus, der dich am emotionalsten mitnimmt. Der dich zum Lachen bringt, zum Weinen oder auch wütend macht. Wichtig ist, dass wir es auch spüren.“ Erklärte die Lehrerin dann und versuchte ihrem Schützling Mut zuzusprechen. Aber sie ahnte nicht, was sie damit lostrat. Sarah sah kurz zu ihrer Rechten und sah Erik dort stehen.

Dann richtete sie ihren Blick wieder nach vorne. „Na gut….“ Fing Sarah an und bereitete sich vor. Sie holte noch einmal tief Luft und sagte dann ins Mikrofon:

„Das ist für dich… Mutter.“

Dann fing sie an zu spielen und eine traurige Melodie ertönte den kleinen Saal. Anfangs waren die Zuschauer nicht so aufmerksam und angetan davon, doch sie ahnten nicht, was in wenigen Augenblicken passieren würde. Sie merkten schnell, dass Sarah sich gänzlich in diesen Song vertiefte.

„Man, das ist ja Wahnsinn.“ Bemerkte Takuto, der die Traurigkeit in diesem Lied erkannte und den Schmerz, der sich immer mehr in Sarah auftürmte. Maora fiel das ebenfalls auf und blieb sprachlos. Die kurz zuvor noch spottende Clique, war auf einmal verstummt. Sogar sie waren von der Traurigkeit in diesem Song sichtlich angetan.
 

Mother of Love, kiseki yo ima, boku o sukue,

Mother of Love, doko e ikeba, nani o sureba
 

„Takuto? So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist unglaublich.“ Erkennte Maora, die total hin und weg von der Performance ihrer Freundin war.

Sarah hatte gerade die Lyrics beendet und nun ging es zum instrumentalen Finale, als plötzlich die Gitarre verstummte und es laut knallte. Alle Anwesenden schraken auf, als Sarah auf einmal regungslos am Boden lag. Sofort rannte die Lehrerin, aber auch Takuto und Maora zu ihr und versuchten sie wach zu rütteln. Erik war entsetzt und sah ihren regungslosen Körper auf dem Boden liegen. Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf. Fragen, die nach einer Antwort verlangten.

„Sie ist ohnmächtig. Wir müssen sie in den Krankenflügel bringen.“ Sagte Frau Hampel und Takuto handelte sofort. Er nahm Sarah auf den Arm und trug sie persönlich hin. Begleitet wurde er nur von Maora und der Lehrerin, die die anderen Schüler von ihrem Unterricht entließ.
 

Der Arzt stellte bei Sarah keine gesundheitlichen Beschwerden fest. Es war wohl einfach nur eine Überreizung der Nerven. Aber das war ja die Aufgabe. Sarah hatte ihr gesamtes Leid in das Lied gesteckt, nicht ahnend, dass sie es nicht aushalten würde.

Wenige Minuten später, erwachte Sarah im Bett der Krankenstation liegend und sah in die Gesichter ihrer beiden Freunde Maora und Takuto.

„Hallo Leute.“ Sagte sie schwächlich.

„Du Dummerchen. Was machst du nur für einen Unsinn?“ fragte Maora sie besorgt, aber erwartete darauf keine Antwort. Sie war einfach froh, dass es ihrer Freundin offenbar wieder besser ging. In der Tat konnte sie wenig später den Krankenflügel wieder verlassen. Doch trotzdem blieben viele Fragen im Raum.

Sarah musste der Krankenschwester und der Lehrerin noch gefühlte tausend Mal versichern, dass es ihr besser ging und schließlich verließen die drei Freunde die HMT ins Wochenende.

Bevor sie sich jedoch trennten, ermutigte Maora ihren Freund, Sarah erneut anzusprechen.

„… Also. Hast du morgen Zeit? Wie wär’s, wenn wir ins Kino gehen?“ fragte er sie erneut.

Sarah sah ihn an. Das hatte sie nicht erwartet. Sie nahm ihr Mobiltelefon aus ihrer Tasche und sah in ihrem Kalender nach. Keine Termine.

„Ich habe Zeit. … Also… ja.“ sagte sie dann lächelnd und Takuto freute sich sichtlich.

Sie verabredeten sich für 13 Uhr vor dem Kino in der Innenstadt. Doch plötzlich fiel Sarah noch etwas ein. Sie verabschiedete sich von ihren Freunden, die nun das Gelände verließen, und rannte zurück in die Schule. Sie rannte zurück in die Aula, wo sie den Geheimgang betrat und das Versteck des Phantoms aufsuchte. Doch er war nicht da.

[… Nicht da. Na gut. Dann eben nicht.] dachte sie und verließ den Raum wieder. Im Geheimgang kam er ihr jedoch entgegen.

„Du hast mich gesucht?“

Sarah lächelte etwas.

„Ja, ehrlich gesagt ja. Ich wollte dir einfach ein schönes Wochenende wünschen. Das ist alles.“

Das kam ihm sehr merkwürdig vor und er fragte nach.

„Einfach nur ein schönes Wochenende wünschen? Du bist echt sonderbar. Dafür läufst du extra zurück in die Schule?“

„… Für Freunde. Ja klar. Freundschaften muss man pflegen. Auch wenn es solche Kleinigkeiten sind.“

Er hielt inne, während sie ein breites Grinsen aussetzte.

„Wieso… Wieso bist du vorhin zusammengebrochen?“ fragte das Phantom nun.

Sofort war Sarahs Lächeln verschwunden und wich einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.

Sie wusste nicht, ob sie es ihm erzählen sollte und andererseits; wem sollte er es groß weiter sagen?

„Bevor du anfingst zu spielen, sagtest du; Das ist für dich, Mutter. Was bedeutet das?“

Sarah antwortete noch immer nicht. Sie konnte es einfach nicht. Sie konnte nicht darüber sprechen.

„… Weißt du… Das ist etwas verzwickt. Ich werde jetzt gehen. Bis Montag dann.“

Er ließ sie gehen, merkte aber, dass sie viel Kummer in ihrem Herzen trug. Leid, welches sie hörbar und sichtbar auf der Bühne dargelegt hatte.

[Die Erinnerungen schmerzen einfach noch zu sehr. Ich kriege es einfach noch nicht fertig. Wie soll ich Chris denn helfen, wenn ich selbst damit nicht fertig werde?]



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