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Das Phantom der Hochschule

Das Erbe des Phantoms der Oper
von

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Alte Bekannte

Kapitel 03: Alte Bekannte

„Du trägst die Schleife wieder.“
 


 

Ein Glas Cola trinkend, saß Sarah in einer Bar an der Theke. Endlich war Wochenende und mit Beginn der neuen Woche würde sie ein neues Kapitel aufschlagen. Sie hatte hart dafür gekämpft und doch schien es ihr so einfach gewesen zu sein, wenn sie jetzt daran zurück dachte.

„Ich bin so aufgeregt. Ich bin gespannt, wer meine Mitschüler sein werden. Ich hoffe sie sind nett.“ Sagte Sarah und sah ihre Freundin an, die ein paar Gläser in die Spüle stellte.

„Bisher hattest du mit deinen Mitschülern ja nicht so ein Glück. Ich wünsche dir, dass dieses mal jemand dabei ist, der deine Interessen teilt.“

„Ja Tina. Das hoffe ich auch.“ Antwortete Sarah und trank den letzten Schluck ihres Getränks. „Also, darf ich dich bitten, diese drei Pakete heute noch an unsere treuen Kunden auszuliefern?“ fragte Tina nun und stellte ihrer Freundin die Pakete vor die Nase. Diese sah sie nur hämisch grinsend an.

„Ha, ha. Ich wusste, dass so was kommt.“

„Komm schon. Chris ist mal wieder irgendwo unterwegs und ich kann die Bar nicht verlassen.“ Bettelte Tina ihre Freundin an.

„Natürlich. Mach ich, aber sag mal. Was ist denn jetzt mit Chris? Distanziert er sich immer noch?“

„Hmm… Was mir Sorgen macht ist, dass ich manchmal nicht mehr weiß, was in seinem Kopf vorgeht.“ Sagte Tina bedrückt, als sie sich die Hände mit einem Handtuch abtrocknete.

„Kein Wunder, er äußert sich ja nicht. Aber so kennen wir ihn.“

„Kannst du nicht mal mit ihm reden? Ich denke du kannst dich am besten in ihn hinein versetzen. Genau wie er, hast auch du mit dem Vorfall noch nicht abgeschlossen. Oder?“

Auf diese Frage schwieg Sarah. Mit gesenktem Kopf saß sie stumm an ihrem Platz. Damit hatte Tina ihre Antwort, denn es war immer so gewesen. Das war ein sehr sensibles Thema, für alle Beteiligten.

„Du trägst die Schleife wieder.“ Erkannte Tina nun und auch darauf erhielt sie keine Antwort.

„Also ich mach mich dann mal auf und bring die Pakete weg. Ich ruf dich Montag an und erzähl dir, wie es war.“ Dann schnappte sich Sarah die Pakete und ging zur Tür.

„Na klar. Pass auf dich auf.“ Sagte Tina noch, bevor ihre Freundin die Bar verließ. Sie schnappte sich das Glas ihrer Freundin und stellte es in die Spüle. Sie hatte noch einen langen Tag vor sich. Der große Besucheransturm würde erst noch kommen.
 

Nachdenklich, aber pflichtbewusst trug Sarah die Pakete aus und schlenderte im Anschluss noch ein wenig durch die Einkaufspassage der Stadt, bevor sie sich wieder auf den Weg nach Hause macht und sich ihre Gitarre schnappte. Erinnerungen kamen in ihr hoch. Traurige Erinnerungen an eine verlorene Freundschaft. Gerade in diesen Augenblicken, fühlte sie sich schwach und genau dann wusste sie, was sie zu tun hatte, um wieder richtig glücklich zu werden.

„… Hallo Schatz. Ich bin’s.“ sagte sie lächelnd ins Telefon.

Es verging eine gute Stunde, in der sie sich angeregt mit ihrem Freund unterhielt. Er lebte und arbeitete in Hamburg, weshalb sich die beiden nicht oft sehen konnten, aber sie telefonierten jede Woche miteinander und schrieben sich fast täglich SMS oder E-Mails. Er war quasi ihr letzter Rettungsanker, wenn sie das Gefühl hatte, in Kummer oder Ärger zu ertrinken.

Aufgeheitert beendeten die beiden Verliebten schließlich das Gespräch.

„Hm… und jetzt bist du dran, Christopher. Wo treibst du dich wieder rum?“ fragte sie sich, als sie die Nummer ihres Freundes ins Telefon eintippte. Er war der feste Freund von Tina und hauptberuflich als Kurier tätig. Er war viel mit seinem Motorrad unterwegs und fast nie zuhause – wenn er so was überhaupt hatte. Das Telefongespräch war aufgrund seines wortkargen Charakters auch nicht sehr lang und dennoch ergiebig.
 

Schließlich ging das Wochenende zu Ende. Es schien noch kürzer als die anderen gewesen zu sein, zumindest kam es Sarah so vor. Ihr Arbeitstag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Oder es lag daran, dass ihr Fokus auf den Nachmittag lag und sie alles andere einfach ausblendete. Pünktlich erreichte Sarah die Hochschule und ging hinein. Sie war sehr gespannt darauf, wie ihre Klassenkameraden sein würden. Von der Sekretärin hatte sie am Freitag einige Unterlagen, den Unterrichtsplan und den Raumplan zugeschickt bekommen. Also musste Sarah nicht lange suchen und nachfragen, wo sie hin musste. Da sie schon einmal als Kurier in dem Gebäude war, kannte sie sich auch ein wenig aus. Zumindest die Cafeteria war schnell gefunden und bot wirklich sehr ansehnliche Kost – auch für das Spätstudium.

Doch Sarah ging daran vorbei und ohne Umwege auf ihren Unterrichtsraum zu. Dort angekommen standen einige Studenten vor der Tür und unterhielten sich. Sie schenkten ihrer neuen Mitstudentin keine Beachtung und Sarah betrat stumm den Vorleseraum. Jetzt schien es ihre schwierigste Aufgabe zu sein, sich einen Platz zu suchen und dafür hatte sie noch nie ein Talent. Doch plötzlich kamen zwei Japaner in den Raum und schenkten ihr Beachtung – was Sarah sehr verwunderte.

„Hey bist du neu hier?“ fragte die Japanerin.

„Ja, ich heiße Sarah. Könnt ihr mir sagen welcher Platz noch frei ist?“

„Setz dich einfach zu uns! Ich heiße Takuto.“ Sagte der junge Mann und gab ihr höflich die Hand.

„Ich bin Maora. Na los, komm mit.“ Sagte sie und schnappte sich Sarahs Tasche, während Takuto ihre Hand nahm und sie einfach mit zog. Das war für die junge Frau eine ganz ungewohnte Situation. Noch nie hatte sich jemand drum gerissen, dass sie sich neben jemanden setzte und ihr die Tasche zum Platz trägt. Darüber hinaus war Sarah sehr an der japanischen Kultur interessiert und dass sich jetzt zwei Japaner ihrer annahmen, kam ihr sehr gelegen. Ein echter Glücksfall so zu sagen. Maora war eine schlanke Person, mit schwarzen Haaren und einigen braunen Strähnen. Sie hatte braune, klare Augen, die Sarah sieht gefielen. Takuto war ebenfalls schlank und hatte schwarze Haare. Obwohl man den Japanern andichtet, ein kleines Volk zu sein, war er für Sarah doch recht groß. Zugegeben – sie gehörte mit ihren 1,62 Körpergröße auch nicht zu den Größten.

Sie setzte sich also neben Maora und ihr fiel auf, dass der Rest der Bankreihe total unbesetzt war.

„Wieso sind hier noch so viele Plätze frei? Kommt hier noch jemand?“ fragte Sarah.

„Nein, nein. Wir sind… sagen wir einfach…“ versuchte Takuto zu erklären.

„Wir sind anders und haben unsere Konflikte mit einem Großteil der Klasse.“ Ergänze Maora.

„Ach so. So ging es mir bislang auch an jeder Schule. Sagt mal, bitte verzeiht, wenn ich so offen frage. Seit ihr Japaner?“

„Hast du ein Problem damit?“ fragte Maora sie misstrauisch. Sarah wandte sich ihr sofort zu und hob beide Hände.

„Nein, das ist es nicht. Im Gegenteil. Ich liebe Japan. Die Kultur, die Musik, das Land. Ich wollte schon immer Freunde haben, die aus diesem wunderschönen Land kommen.“

Plötzlich umarmte Maora sie und auch Takuto war sichtbar froh, das zu hören.

„Das freut mich, Saku.“ Sagte Maora erleichtert, als sie Sarah wieder aus ihrer Umarmung befreite.

„Du liebst japanische Musik? Welche Bands hörst du denn?“ fragte Takuto interessiert.

Doch in dem Moment betrat der Lehrer lautstark das Zimmer und die Konversation wurde unterbrochen. Sofort standen, oder vielmehr saßen die Studenten stramm an ihren Plätzen und waren still. Der Lehrer wusste, wie er sich durchzusetzen hatte und zog sein Programm eiskalt durch. Er erklärte viel, forderte aber auch viel von seinem Jungvolk, die er rohes Gemüse nannte.
 

Zwei Stunden graue Theorie fordern jedem Studenten viel ab und es war Zeit für eine kurze Pause, die Sarah und ihre neu gewonnenen Freunde in der Cafeteria verbrachten, die großzügig mit Tischen und Stühlen beseelt war. Auch einige ihrer Klassenkameraden hatten diese Idee. Sarah hatte sich gerade auf ihren Platz gesetzt, als sich eine Mitschülerin, mit kastanienbraunen Haaren, schwarzen Strähnen und braunen Augen, vor sie stellte.

„Dann ist es also wahr. Du bist tatsächlich hier. Sag mal, wie hast du das denn geschafft?“

Sarah sah auf und blieb stumm.

„Was willst du, Jenny?“ fragte Takuto genervt.

„Ich hatte nicht mit dir gesprochen. Also, erzähl mal. Wie hast du dich in diesen Kurs eingekauft?“ fragte Jenny und sah Sarah an. Diese sah nur fragend zurück.

„… Kennen wir uns? Sag mal wer bist du überhaupt?“

„Hmpf. Du erinnerst dich nicht? Na ja ist auch schon ein wenig her und für ein Spatzengehirn wie deines auch verständlich, dass du es vergessen hast. Ich hoffe der Name Jenny Peters sagt dir noch etwas.“

In dem Moment schellten bei Sarah die Alarmglocken. Diesen Namen hatte sie tatsächlich schon gehört. Es war ein Name, verbunden mit unschönen Erinnerungen aus der Grundschulzeit.

„Ach so… Du. Hallo Jenny. Welch ein Glück, dich wiedersehen zu dürfen.“ Sagte Sarah wenig begeistert.

Jenny, eine alte Bekannte aus Kinderzeiten. Ihre braunen, schulterlangen Haare, trug sie mit einem Haarband zusammengebunden. Sie war elegant und sehr chic gekleidet und trug meistens Stiefel mit hohen Absätzen. Dann sah Jenny ihre neue Mitstudentin an.

„Also, wie hast du dich in den Kurs eingekauft?“ fragte Jenny hämisch.

„Ich habe Talent verwendet...“

Darauf grinste Jenny nur überheblich und zog mit einem hochnäsigen „Talent? Ha.“ davon.

Takuto und Maora sahen ihr kurz, kopfschüttelnd nach.

„Sie war schon immer so eingebildet. Lass dich davon nicht unterkriegen.“ Sagte Maora dann und versuchte Sarah Mut zuzusprechen.

„Sag mal kennst du sie? Sie hat doch so was angedeutet?“ fragte Takuto und sah Sarah an.

Diese hielt kurz inne.

„Ja wir kennen uns aus der Grundschule. Sie war in meiner Parallelklasse.“ Fing Sarah nun an und sah ihre neuen Freunde an.

„Wir kannten uns nicht wirklich, aber auf dem Schulhof sind wir uns oft begegnet. Ich kann mich nicht an alles erinnern, es ist zulange her, aber an eines kann ich mich erinnern. Sie sagte zu einer Freundin: Guck mal, die Hässliche. Das hat mich lange Zeit gewurmt und ist mir im Gedächtnis geblieben. Diesen Satz verbinde ich mit der Person Jenny Peters.“

Sichtlich erschrocken schüttelten Maora und Takuto nur den Kopf.

„Ja, das ist Jenny. Sie war also schon als Kind so eine grauenvolle Person.“ Erkannte Maora und sah kurz zu Jenny hinüber.

„Wieso hat sie dich als hässlich bezeichnet?“ fragte Takuto.

Sarah sah ihn verwundert an und zeigte dann mit ihrem Zeigefinger auf ihr Gesicht.

„Na darum. Ne Schönheit bin ich doch wirklich nicht.“ Erwiderte sie, worauf Takuto schwieg.

„Ach was. Du hast ja echt Minderwertigkeitskomplexe.“ Sagte Maora dann und aß ihre Suppe, die nun die gewünschte Esstemperatur erreicht hatte.
 

Sie unterhielten sich noch ein wenig, während sie ihr Abendbrot zu sich nahmen und schließlich in den Unterricht zurück mussten. Dieser verlief relativ Ereignislos und Sarah konnte sich einen ersten Eindruck verschaffen, wie das nächste halbe Jahr für sie aussehen würde.

Dass sie auf eine alte Bekannte treffen würde, hätte sie nicht gedacht und dass es Jenny Peters war erst recht nicht. Aber sie war froh, sich gleich am ersten Tag mit Maora und Takuto angefreundet zu haben. Die beiden waren wirklich sehr nette Menschen und Sarah konnte viel mit ihnen lachen. Sie war gespannt, was der nächste Tag bringen würde.



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