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Sommerwind

von

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Sommerwind

„Hey Anni, fang!“

Gerade noch so sehe ich den quietschgelben Wasserball auf mich zu fliegen, den mein bester Kumpel Torben geworfen hat und fische ihn aus der Luft.

„Super Catch!“, grinst er mich an und hebt den Daumen anerkennend in die Luft.

„Ja, ja, danke!“ Ich werfe den Ball nach oben und schlage ihn dann zu ihm hinüber. Ich sehe noch wie sein brauner Haarschopf im Wasser verschwindet, als er nach hinten fällt, als er den Ball fangen will, bevor ich mich auf dem Weg zur Leiter aus dem Schwimmbecken hinaus mache. Ich steige die Stufen hinauf und fühle, wie das Wasser langsam an mir runter läuft.

„Gehst du schon?“, ruft mir plötzlich Marie hinter her.

„Ja, ich will nicht komplett verschrumpeln“, entgegne ich und drehe mich zu ihr um.

Ich höre ihr glockenhelles Lachen. „Keine Sorge, wir würden dich auch noch komplett verschrumpelt lieb haben. Aber warte, ich komme auch.“

Ich verfolge sie mit meinen Augen, als sie noch einmal elegant in die Fluten taucht und mit ein paar kräftigen Zügen zum Beckenrand schwimmt und dann Stufe um Stufe die Leiter erklimmt. Ich beobachte wie ihr Körper aus dem Wasser auftaucht, sehe den leicht gebräunten Körper, der an den entscheidenden Stellen von einem roten Bikini mit weißen Punkten bedeckt wird. Ihre dunkelblonden Haare hat sie zu einem Zopf zusammen gebunden, doch einige Strähnchen haben sich gelöst und kleben jetzt an ihrem Kopf.

Grinsend läuft sie auf mich zu und legt einen Arm um meine Schultern. „Naaa, gefällt dir, was du siehst?“

„Das weißt du doch ganz genau…“, murmele ich und lehne mich an leicht an sie.

Ihre blauen Augen strahlen mich an. „Ach, wie ich dich jetzt hier und jetzt küssen könnte“, flüstert sie mir ins Ohr und angenehme Schauer rieseln mir über den Rücken.

Ich liebe Marie.

Und sie liebt mich.

Aber keiner weiß es.

Manchmal wünschte ich mir, dass wir uns schon geoutet hätten, dass wir allen bereits gesagt hätten, dass wir nicht auf Männer sondern auf Frauen stehen, dass wir zusammen sind. Aber so bleibt es immer bei den kleinen geheimen Berührungen, den geflüsterten Liebesbekundungen und den Treffen zu Hause.

Obwohl Marie die Aufgeschlossenere von uns beiden ist und alle immer mit einem frechen Spruch auf den Lippen bedenkt, ist sie doch noch nicht bereit, andere in unser kleines Geheimnis einzuweihen. Ich war mir schon früh der Tatsache bewusst, dass mein Herz nur bei der Betrachtung von Frauen zu hüpfen begann und mich Männer komplett kalt ließen. Bei ihr hat es etwas länger gedauert und ich weiß auch gar nicht mehr, was genau wir in dieser bierumnebelten Nacht alles gesagt und getan hatten, doch am nächsten Morgen sind wir gemeinsam bei ihr im Bett aufgewacht.

Und dann haben wir geredet. Sehr lange und sehr intensiv. Das Resultat des Gesprächs war, dass sie über ihre Gefühle nachdenken wollte, dass da etwas vorhanden war, was sie aber noch nicht so recht begreifen konnte oder vielleicht auch wollte. Kurz darauf kam sie dann zu mir und überraschte mich mit einem gefühlvollen Kuss und so wurden aus uns – den besten Freundinnen – ein Paar.

Das ist jetzt schon fast drei Monate her und seitdem sind wir im Geheimen zusammen und tauschen kleine Berührungen aus, wenn keiner zusieht. Größere Intimitäten tauschen wir nur in der Sicherheit unserer zu Hause aus.

Wie sehr ich das alles auch liebe, viel lieber würde ich der Welt zeigen, dass wir zusammen sind, dass sie zu mir gehört, aber dazu fühlt sich Marie einfach noch nicht bereit.

Und ich will ihr alle Zeit geben, die sie braucht, da ich sie nicht verlieren will.

„Komm, lass uns zurück zu den anderen gehen.“ Sie schnappt meine Hand und zieht mich mit sich. Ich fühle ihre kühle Haut an meiner, drücke ihre Hand und fahre mit meinem Daumen über ihren Handrücken.

Ich blicke leicht zur Seite, sehe das Lächeln auf ihren Lippen und wie die Wassertropfen ihre Arme und ihr Gesicht herab laufen.

„Ich wäre gerne ein Wassertropfen“, flüstere ich.

„Und ich hätte es gerne, wenn du gerade einer wärst…“ Sie lächelt. „Aber heute Abend kannst du mir zeigen, dass du viel besser bist, als jeder Tropfen es jemals sein könnte.“

Ob dieses Versprechens zieht es sich angenehm in meinem Bauch zusammen, ein verlockender Gedanke heute Abend mit meinen Fingern über ihre samtene Haut fahren zu dürfen, sie küssen zu können und noch ganz andere Geschmäcker aufnehmen zu vermögen. Was könnte es Besseres geben?

Wir erreichen unser Handtuchlager, wo unsere anderen Freunde – heute alle männlich – sitzen und schnappen uns unsere Handtücher. Ich wickele mich in meins ein und laufe hinüber in die Sonne, um mich aufzuwärmen. Marie folgt mir mit ein paar Schritten Abstand.

„Mir ist soooo kalt“, bibbert Marie.

„Ich könnt dich wärmen“, bietet Martin an. Er ist ein guter Freund von uns und wahrscheinlich ein bisschen in Marie verknallt.

„Neee, dich lass ich keinen Meter an mich heran“, entgegnet sie, zwinkert ihm zu und läuft dann zu mir. „Wärm mich!“ Fordernd sieht sie mich an. Noch nie zuvor hat sie irgendetwas in der Art, irgendwelche Annäherungsversuche in der Öffentlichkeit gemacht. Dass sie vorhin meine Hand genommen hat, war schon etwas Besonderes, obwohl wir das auch schon gemacht haben, als wir nur beste Freundinnen waren.

„Okay…“ Etwas verunsichert sehe ich sie an und öffne mein Handtuch leicht. Sie hüpft auf mich zu, schließt mich in die Arme und manövriert uns dann beide auf den Boden, wo ich auf meinem Po lande und sie halb auf meinem Schoß sitzt. Vergnügt grinst sie mich an und verschränkt ihre Arme hinter meinem Rücken, wandert mit ihren Fingern leicht nach unten und streicht über die Kante meines Bikinihöschens. Ich genieße diese federleichten Berührungen, die mir wohlige Schauer durch den Körper senden.

Meine Hände sind bei unserem Weg auf den Boden zu auf ihren Oberschenkel gelandet und wenn sie der Meinung ist, dass sie mich hier necken kann, dann kann ich das schon lange. Mit meinen Fingern streiche ich sanft mit den Fingerkuppen ihre Oberschenkelinnenseiten auf und ab und wandere dabei immer näher in die Mitte.

An ihrem Gesichtsausdruck kann ich sehen, dass sie die Berührung genießt, aber gleichzeitig auch versucht zu große Entzückung zu unterdrücken, damit sich die anderen nicht zu sehr wundern.

„Wisst ihr eigentlich was, Mädels?“, werde ich plötzlich aus der Betrachtung von Marie gerissen und blicke zu Torben hinüber, der sich mit einem Handtuch durchs Haar wuschelt, da er anscheinend gerade erst aus dem Wasser gekommen ist. „Ihr seht so geil zusammen aus.“

„Wir sind ja auch zwei Hübsche“, entgegnet Marie grinsend und legt einen Arm auf meine Schulter und drückt mich noch enger an sich. Wie unglaublich gerne ich es habe, wenn sich unsere Brüste aufeinander drücken. Sie soll bloß nicht so schnell los lassen.

„Und ihr wisst ja sicher, was alle Kerle gut finden?“, führt er dann fort. Ich weiß nicht, worauf er hinaus will, vor allem weil er uns immer noch angrinst.

Marie hebt die Augenbraue. „Ich glaub ja, worauf du hinaus willst…“

Das Grinsen von Torben wird immer breiter: „Oh ja, meine Hübschen, alle Kerle lieben es, wenn sich zwei heiße Mädels küssen.“

Die Blicke der restlichen Gruppe, die aus Marie, mir und einem Haufen Jungs besteht, sind alle auf uns gerichtet, alle mit einem gewissen Sehnen und Verlangen in dem Blick. Wir müssen wirklich mal dafür sorgen, dass ein paar von ihnen eine Freundin finden…

Nach Torbens Aussage hat sich auf Maries Gesicht ein Grinsen ausgebreitet. Sie ist eindeutig die offenere von uns beiden. „Na, Anni, wollen wir den Jungs ihren Wunsch erfüllen?“

Sie blicke ihr in die Augen, diese hübschen blauen Augen, die ich so liebe. Natürlich will ich sie küssen, wie könnte ich etwas anderes wollen? „Äh… warum… nicht?“, entgegne ich zögernd und ich glaube ein leises Jubeln von den anderen hören zu können und Marie strahlt mich mit liebevollem Blick an.

„Na dann…“ Sie legt die Arme um meine Schultern, blickt mir in die Augen, bevor sich ihre Lidern senken und sie ihren Mund auf mich zu bewegt. Meine Hände ruhen auf ihren Hüften, als ich auch meine Augen schließe und unsere Lippen sich treffen, erst leicht und federnd bevor die Berührungen intensiver werden und Marie mich dann näher an sich zieht. Leicht öffne ich meine Lippen und ihre Zunge trifft die meine und sie tanzen umeinander. Ich habe den Geschmack ihrer Lippen auf den meinen und wohlige Schauer laufen mir den Rücken hinab. Ein angenehmes Kribbeln liegt in meinem Bauch, die Schmetterlinge fliegen und ich bin mal wieder von meinen Gefühlen für Marie überwältigt.

Wie ich sie liebe.

Ein einer süßen Ewigkeit, die doch viel zu kurz ist, trennen wir uns wieder voneinander und sehen uns in die Augen.

„Mann! Ist das geil!“

„Überkrass!“

„Wahnsinn!“

Höre ich die Jungs rufen und uns anstarren nachdem wir unseren Kuss beendet haben, doch dann vernehme ich andere Worte, die den kompletten Lärm ausblenden.

„Oh Gott, ich liebe dich, Anni.“

Ich blinzele einmal, zweimal und sehe Marie an, die tapfer lächelt. „Hast du…?“

„Ich liebe dich, Anni, und alle können es wissen.“

Plötzlich sind alle anderen ganz still und starren uns verwundert, teilweise geschockt an.

„Und ich liebe dich, Marie!“, rufe ich vor Freude und Glück aus und drücke meine Lippen wieder auf die ihren, wir verlieren das Gleichgewicht und fallen rücklings aus der sitzenden Position auf den Boden, ich liege auf ihr, doch für keine Sekunde unterbreche ich den Kuss. Im Hintergrund höre ich den Jubel von den anderen, die ich anscheinend freuen, dass sie uns nun häufiger küssen sehen werden.

Doch all meine Aufmerksamkeit gilt der wunderschönen Frau vor mir, die sich plötzlich entschieden hat, nachdem sie es so lange abgelehnt hat, ihre Liebe zu mir vor allen anderen auszusprechen.

Und ich wüsste nicht, wie ich sie noch mehr lieben könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  _Chikane-chan_
2013-09-30T08:47:32+00:00 30.09.2013 10:47
Oh scheiße ich will den Sommer haben!!! JETZT bitte.. scheiße man, das ist soooo süß :O

Aber man.. es ist richtig gut beschrieben, wie Anni empfindet... so..oh man wie es in ECHT IST... es bringt einen in Wallungen, es bringt einen Durcheinander und sogar beim Lesen, hab ich das Gefühl im Bauch wie: ich will das auch..jetzt bitte :p...

Mit dieser Story, wenn man sie jetzt liest..die bringt einem den Sommer zurück :)
Antwort von:  w-shine
12.10.2013 16:37
Hallöchen =)

Danke für deinen Kommentar, freut mich, dass es dir gefallen hat.
Den Sommer kann ich leider nicht zurück bringen, aber bin froh, dass es gefällt.

LG Shine
Von:  Wolkenfee
2013-01-14T14:03:03+00:00 14.01.2013 15:03
Hallo!
Hier nun endlich mein Kommentar :)
ich fand die Geschichte sehr süß, vor allem der Anfang gefällt mir. Ich mag die Stelle, als Anni beschreibt, wie sie Marie beobachtet, das hast du wirklich sehr gut gemacht. Man merkt deutlich, was sie für sie fühlt.
Auch, dass du beschrieben hast, wie sie zusammen gekommenn sind, finde ich gut, so lernt man die Charaktere besser kennen.
Die Jungs sind ja witzig, und ich finde es gut, dass sich Marie am Ende entscheidet, zu Anni zu stehen.
Alles in allem also eine sehr schöne Kurzgeschichte.
LG, Fee
Re-✖✐✖
Von:  Wolkenfee
2013-01-14T14:03:03+00:00 14.01.2013 15:03
Hallo!
Hier nun endlich mein Kommentar :)
ich fand die Geschichte sehr süß, vor allem der Anfang gefällt mir. Ich mag die Stelle, als Anni beschreibt, wie sie Marie beobachtet, das hast du wirklich sehr gut gemacht. Man merkt deutlich, was sie für sie fühlt.
Auch, dass du beschrieben hast, wie sie zusammen gekommenn sind, finde ich gut, so lernt man die Charaktere besser kennen.
Die Jungs sind ja witzig, und ich finde es gut, dass sich Marie am Ende entscheidet, zu Anni zu stehen.
Alles in allem also eine sehr schöne Kurzgeschichte.
LG, Fee
Re-✖✐✖
Von:  Steinbock
2012-12-31T14:50:00+00:00 31.12.2012 15:50
Zunächst einmal vielen Dank für die Teilnahme an meinem Wettbewerb. Endlich bin ich dazu gekommen, ihn nun auch in Ruhe auszuwerten.

Deine Geschichte beginnt so zuckersüß wie Erdbeereis und liest sich leicht wie eine Sommerbrise. Wie du beschreibst, wie Anni Marie beobachtet, da kommen schon Gefühle rüber. Nichts wirkt aufgesetzt, alles wirkt so locker und gelassen wie es eben ein Tag mit Freunden im Bad ist.

Auch, dass du in kurzen Worten erläutert hast, wie die beiden zueinander gefunden haben, ist angenehm, da man so die Hintergründe doch etwas besser versteht und das Agieren deiner Protagonistinnen nachvollziehen kann.

Dabei hast du deine Geschichte auch mit häufigen Absätzen übersichtlich strukturiert und außer einem kleinem Fehler ist mir auch in Sachen Rechtschreibung und Grammatik nichts negativ aufgefallen.

Mein Kritikpunkt findet sich allerdings am Ende deiner Geschichte. Ich finde, dein Ende kommt deutlich zu schnell und dann auch ein Stück weit zu platt daher. Meiner Meinung nach ist es keine passende Wendung, dass sich die beiden Mädels vor einer Horde grölender Jungs leidenschaftlich küssen und sich dann die ewige Liebe gestehen. Auch, dass ihre Begleiter einfach nur grölen und jubeln, das alles wirkt für mich nicht realistisch.

Für mich hast du damit einer gut begonnenen Geschichten einen unschönen Wendepunkt beschert, der für mich nicht ganz zum kompletten Rahmen der Handlung passt und vielleicht noch ein paar Worte mehr gebraucht hätte, um diesen Zusammenhang als logisch da stehen zu lassen.

Trotz allem hat es mir viel Freude gemacht, deine leichte Sommergeschichte lesen zu können.

Ich bedanke mich noch einmal für deine Teilnahme an meinem Wettbewerb und gratuliere zum 4. Platz!
Von:  Azahra
2012-12-02T12:12:39+00:00 02.12.2012 13:12
Eine wirkliche sehr schöne Geschichte hast du dir da ausgedacht.
Am Anfang ahnt man noch gar nicht, wie die Geschichte enden könnte und dann überrascht du alle damit!
Ich finde, dass Anni und Marie zwei liebenswerte Charaktere sind.
Anni ist die schüchterene von den beiden, während Marie mehr die jenige ist, die das Zepter in der Hand hält.
Die Kombi gefällt mir sehr.
Auch fand ich es toll, das die Jungs es so gut aufgenommen haben.
Ich musste grinsen, als ich gelesen habe das sie Jubeln.

Ich mag deine Geschichte :)

cucu
Azahra

Hab dich! Du bist dran!
Von:  _t_e_m_a_
2012-08-20T19:34:57+00:00 20.08.2012 21:34
Arw, ich mag die Geschichte total <3
wunderschön!
und ich glaube, der erste wirklich richtig gute shojo-ai, den ich lese ö.ö

<33
Von:  DemonhounD
2012-08-13T12:20:15+00:00 13.08.2012 14:20
Was für eine hammersüße Geschichte und was für ein unverhoffter Fund auf einer Seite, die wie man weiß eher von Männerliebe dominiert wird.
Ich war erst gestört davon, dass es in der Gegenwart geschrieben ist und finde es auch nun noch etwas störend, aber ansonsten ist es einfach nur verdammt süß. - Verdammt Alltäglich. - Und verdammt sexy.
Von: abgemeldet
2012-08-08T18:57:01+00:00 08.08.2012 20:57
Oh Gott ist das süß <33
Das versüßt einem gleich den Sommer ^^



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