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Chained

In his arms
von

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Maple tree

Damasu blinzelte gegen die Sonne und hielt sich eine Hand über die Augen, um nicht allzu sehr geblendet zu werden. Sie stand auf der Terrasse, fast an der selben Stelle, an der sie in der Nacht zuvor gesessen und gegrübelt hatte. Es war bereits spät am Morgen und helles Licht flutete den Innenhof des Anwesens. Und obwohl der junge Tag so friedlich wirkte, sah es im Inneren einiger Personen immer noch nach einem Schlachtfeld der Gefühle aus.
 

Begonnen hatte es beim Frühstück. Damasu hatte – dank der Pillen – gut geruht und konnte nicht über einen leichten Schlaf klagen, doch trotzdem fühlte sie sich matt. Die Anstrengung, nach außen hin gefasst und interessiert zu wirken, hatte sie sofort wieder geschlaucht. Und obwohl es erst der allererste Morgen war, den sie hier auf dem Gelände des Uchiha Clans, im Hause des Oberhauptes verbrachte, wusste sie bereits, dass sie diese steifen Grüße und das förmliche Gerede in den Wahnsinn treiben würden, sollte sie die gleiche Prozedur drei Mal an jedem Tag – Frühstück, Mittag und Abendessen – durchmachen müssen. Die Hoffnung, dass es sich wahrscheinlich ändern würde, wenn man sich besser kennen lernte, schien ihr mit ihren düsteren Gedanken weit weit weg zu sein. Einen Lichtblick gab es zumindest, jedenfalls für den Moment, denn: Fugaku war nicht anwesend.
 

„Sie müssen meinen Mann entschuldigen. Er wurde zu einer dringenden Besprechung in sein Büro gerufen. Als Oberhaupt muss er den Vorsitz halten“, erklärte Mikoto mit einem entwaffnenden Lächeln und zauberte wieder, wie am Abend zuvor, jede Menge Köstlichkeiten auf die liebevoll dekorierte Tafel. Damasu hatte diesmal etwas mehr Zeit und Muse, die Gastgeberin zu betrachten. Alles was sie tat, wirkte völlig aufrichtig. Obwohl für jeden sichtbar war, dass sie sich gerade jetzt besonders viel Mühe gab, war es auch völlig klar, dass sie selbst an einem gewöhnlichen, vielleicht etwas stressigen Morgen im Alltag der Uchiha Familie, das beste Essen auftischte und immer wie selbstverständlich eine frisch im Garten geschnittene Blume auf den Tisch stellte. Mikoto hatte fortwährend ein warmes Lächeln auf dem Lippen, wodurch man sich einfach behaglich fühlen musste. Und das tat Damasu auch, vor allem, weil sie den Blick der strengen Miene von Uchiha Fugaku nicht auf sich spürte.
 

Von Neugier getrieben spähte sie zu Itachi hinüber, der wie gestern Abend zu ihrer rechten Seite saß, als wäre die Sitzordnung, die während der Dauer des Aufenthalts ihrer Gäste eingehalten werden sollte, von seinen Eltern von vornherein festgelegt worden. Jedenfalls wirkte der junge Mann mit den langen schwarzen Haaren, die er zusammengebunden trug, ziemlich ausgeschlafen, obwohl er gestern mindestens so lange wie Damasu wach gewesen war. Er hatte sie zwar am Morgen gegrüßt, doch nicht länger als nötig angesehen, als hätte er in der Nacht nicht versucht, mit ihr zu reden. Damasu dachte immer noch über seine Worte nach, konnte mit sich jedoch nicht ins Reine darüber kommen.
 

Sie hörte ihre Mutter begeistert in die Hände klatschen. Ihre Eltern waren an diesem Morgen fitter, als sie erwartet hatte. Fitter und lockerer. Takara schien sich gerade von Mikoto erzählen zu lassen, welches Geschäft oder welche Sehenswürdigkeit sie unbedingt besuchen sollte. Auch Hien hörte gebannt zu. Er war zwar schon sehr oft in Konohagakure gewesen, doch immer nur zu geschäftlichen Anlässen. Er wirkte entzückt darüber, den Besuch diesmal auch mit den angenehmen Dingen des Lebens zu verbringen. Das hieß also, dass ihre Eltern den ganzen Tag unterwegs sein würden. Damasu bemühte sich, dass ihre Gedanken keine Gelegenheit bekamen, sich auf diesen Punkt zu versteifen und griff – mit der Hoffnung, dass etwas Süßes ihre sinkende Stimmung retten würde – nach einer Schüssel, die mit Mitarashi Dango auf Spießen gefüllt war. Sie streifte mit ihren Hand den Arm von Itachi, der wohl ebenfalls gerade zum süßen Teil des Frühstücks übergehen wollte. Er drehte seinen Kopf zu ihr, sah sie ausdruckslos an und ein wenig schrak Damasu davor zurück, weil sie diese Leere in seinen Zügen beängstigend fand. Erst nach einigen Momenten klärten sich seine dunklen Augen, als hätte er gerade noch an etwas anderes, ernsteres gedacht und er blickt zu der Schüssel, die er bereits in der Hand hielt, und dann zu Damasu zurück. Ein fragender Ausdruck war auf sein Gesicht gekehrt.
 

„Möchtest du etwas davon, Damasu-san?“, fragte er und die netten, aber distanzierten Worte gaben ihr erneut das Gefühl von Unbehagen zurück.
 

„Ja, danke, Itachi-san“, sprach sie, doch ihr Stimme hörte sich rau an, als hätte sie an diesem Morgen noch nichts getrunken. Sie legte ihre Hand wieder auf ihren Schoß und wartete, bis Itachi ihr zwei Spieße auf den Teller gelegt hatte. Sie nickte noch einmal, nippte zuerst an ihrem Tee und probierte dann eines der kleinen Zuckerklößchen. Der süße Geschmack explodierte regelrecht auf ihrer Zunge, doch ihre Empfindungen darüber blieben stumpf. Irgendwie hatte ihr die Szene gerade den Appetit verdorben.
 

„Sasuke-san, du arbeitest doch auch bei der Polizei von Konoha?“, wollte Hien plötzlich wissen. Ja, der jüngere Uchiha Bruder, der auch an der Tafel saß, wirkte im Gegensatz zu den Anderen verschlafen und missmutig. Damasus Vater zielte mit der Frage auf den Umstand, dass Fugaku bei einer Besprechung anwesend sein musste, Sasuke jedoch in Seelenruhe frühstücken konnte.
 

„Ich habe diese Woche Urlaub. Hauptsächlich, um hier zur deeskala- meiner Mutter ein wenig zur Hand zu gehen. Meine Freundin Sakura hat sich auch frei genommen. Wir unternehmen vielleicht etwas.“, antwortet er und vergrub sein Gesicht sofort in seinem Teller, um das Essen in sich hinein zu schaufeln, als hätte er ein schwarzes Loch in seinem Magen. Hatte er etwas anderes sagen wollen? Niemand schien es so recht bemerkt zu haben, außer Itachi, der seinen Bruder für ein paar Sekunden merkwürdig ansah und dann erst sein Frühstück etwas eiliger als davor fortsetzte.
 

Nach dem Frühstück waren Damasus Eltern sofort aufgebrochen. Sie bummelten sicher gerade gemütlich in der Stadt herum und genossen das schöne Wetter. Ja, die Wolken, die gestern Nacht noch den Himmel überzogen hatten, waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Somit war die einzigen Verbündeten, die die Stimmung mit ihr geteilt hatten, verschwunden. Die junge Frau konnte nicht gegen den schweren Seufzer ankämpfen, der über ihre Lippen floss. Sie war dankbar für den ruhigen Moment, in dem sie sich sammeln konnte – doch schon gleich darauf hörte sie jemanden kommen. Die Person war noch nicht zu sehen, doch Damasu wusste bereits, wer es war. Deshalb drehte sie sich schon um, als Mikoto um die Ecke spaziert kam.
 

„Oh, Damasu-san, hier bist du. Genki desu ka?“, fragte sie mit einem leicht überraschten Lächeln nach dem Wohlbefinden der jungen Frau. Es war das Muttergefühl von Mikoto, das sie aus ihrer Küche heraus getrieben hatte. Sie war eigentlich noch mit dem Abwasch und den ersten Vorbereitungen für ein etwas einfacheres Mittagessen beschäftigt gewesen. Da das Ehepaar Ofuda jedoch erst am Abend von ihrem Ausflug zurück sein würden, brauchte sie keine allzu üppige Mahlzeit vorzubereiten. Und gerade aus diesem Grund hatte sie auch mehr Zeit, um sich anderen, in ihren Augen um einiges wichtigeren Dingen zu widmen. Für Itachi, ihren Sohn, konnte sie wohl nichts mehr tun. Sie wusste, dass man auf ihn so viel einreden konnte, wie man wollte, man quasselte sich nur die Lippen fusselig. Er hatte einfach seinen eigenen Kopf. Doch da war sie, diese stille, anmutige junge Frau, die die Zukunft des Uchiha Clans sichern sollte. Ihre hellen Augen waren aufmerksam und doch von einer blassen Apathie verschleiert, als würde sie sich in sich zurückziehen wollen, so viel, wie es ihre Situation erlaubte. Doch es war egal, wie robust ihr Wille und ihr Durchhaltevermögen war, Damasu würde schnell jemanden brauchen, dem sie sich anvertrauen konnte, sonst würden all die Erwartungen, die man an sie hatte, sie in die Knie zwingen.
 

„Es ist in Ordnung, danke, Mikoto-san“, antwortete die junge Frau und nur diese wenigen einfachen Worte rangen der Hausherrin einiges an Respekt ab. Sie hätte so viele andere Möglichkeiten gehabt, auf die Frage zu antworten. Danke, sehr gut. Alles Bestens. Ich kann nicht klagen. Oder ähnliches. Nein, sie sagte, es wäre in Ordnung. Das besagte nicht, dass es ihr gut ging, sondern nur, dass sie sich so fühlte, wie es den Umständen entsprach. Wahrscheinlich war nicht alles schön für sie, es war aber auch keine Katastrophe. Und genau das erbrachte ihr Mikotos Anerkennung. Gleichzeitig war sie über diese Reaktion auch froh, denn das zeigte, dass Damasu ein ehrlicher, emotionaler und auch empathischer Mensch war. Sie verstand es, auf ihre eigenen Empfindungen zu hören und sie anderen so mitzuteilen, damit sie auch damit umgehen konnten. Mikoto konnte das. Ihr Lächeln wurde eine Spur intensiver, als sie sich bei der jungen Frau einhakte und sie damit zu einem Rundgang über das Anwesen bewegte.
 

„Weißt du, ich kam vor vielen Jahren hier genau so unvermittelt an, wie du jetzt. Sieh mal da, der alte Ahornbaum. Es gibt alte Aufzeichnungen, die besagen, dass er schon hundert Jahre alt ist. Ich habe ihn damals mit den gleichen Augen und Gefühlen wie du gesehen. Er war mir fremd. Jetzt liebe ich diesen Platz. Komm“, erzählte Mikoto und führte Damasu zu einer schmalen Bank, die man am Fuße des mächtigen alten Stammes aufgestellt hatte. Das glatte, abgewetzte Holz kündete davon, das hier schon viele Menschen gesessen hatten und machte den Ort zu etwas besonderem. Damasu war Mikoto erst etwas zögerlich gefolgt, obwohl sie keine Wahl gehabt hatte, doch die kurze Geschichte hatte wirklich etwas in ihr berührt. Sie hatte sich nicht in der Frau des Oberhauptes des Clans getäuscht und diese Gewissheit formte ein Lächeln auf ihrem Mund. Und als Mikoto sah, dass dieser Ausdruck auch die Augen der jungen Frau erreichte, da wurde ihr eins klar: Damasu war, soweit man es jetzt beurteilen konnte, wirklich die nahezu perfekte Partnerin für Itachi, auch, wenn den Beiden das im Moment sicher noch nicht bewusst war.
 

Doch die beiden Frauen waren nicht die einzigen, die sich draußen aufhielten. Gerade als Shisui ankam, auf den Itachi am Tor zum Anwesen gewartet hatte, tauchten Mikoto und Damasu hinter ein paar Büschen auf, gingen den vorderen Teil des Gartens entlang und steuerten auf die Bank unter dem alten Baum zu. Itachi hätte sicherlich woanders gestanden, wenn er gewusst hätte, dass seine Mutter die jung Frau gleich dorthin führen würde.
 

„Ah, ist sie das?“, fragte der Ältere der Beiden. Er war neugierig, deshalb musterte er die junge Frau, die dafür gesorgt hatte, dass Itachi in den letzten Tagen so untypisch fahrig gewirkt hatte. Auch jetzt transpirierte er eine abgespannte Aura um sich herum, der er wahrscheinlich nur nachgab, weil er sich mit Shisui traf, der sich sein bester Freund nennen durfte.
 

„Ohayou, Shisui“, erwiderte Itachi mit trockenem Unterton, trotz der fehlenden Begrüßung des Anderen, doch dieser schien seine Aufmerksamkeit in diesem Moment jemand völlig anderem zu schenken. Da war die eher unscheinbare Mikoto, die ihre einfache alltägliche Kleidung trug, die aus einem dunkelgrauen Kleid und einer hellen, langen Schürze bestand. Es war wohl praktisch bei den Hausarbeiten, bei denen sie sich niemandem präsentieren musste. Neben ihr saß aber eine weitere Person, die einen schlicht gemusterten, halblangen Yukata trug. Sie war schlank, ihre Haut war eindeutig gebräunter, ihr schwarzes Haar zu einem schnellen, vielleicht etwas schlampigen Dutt gebunden. Shisui sah sie nur im Profil, doch auch so konnte er ihre feinen Züge erkennen. Sie lauschte Mikoto mit einem sanften Schmunzeln. Ihre Haltung wirkte entspannt. Fazit: Das hätte er nicht erwartet.
 

„Itachi, ich muss sagen, ihr Zwei werdet mal wirklich hübsche Uchiha Babys produzieren“, sagte er mit einem neckischen Grinsen und erntete dafür von seinem Freund einen Blick, der jeden Anderen hätte panisch davonrennen lassen. Shisui hatte bewusst einen wunden Punkt getroffen – typisch, er kannte ihn eben zu gut – und das war Itachi auch irgendwie klar. Er hatte es vermieden, daran zu denken, doch war nicht das eigentliche Ziel von Fugaku, dass sein Sohn schnellstens einen männlichen Erben zeugen sollte? Itachi war sein erster Sohn und die Tradition verlangte, dass er einmal Clanoberhaupt werden sollte. Doch eigentlich war Itachi dafür völlig ungeeignet. Gut, er war der Anführer einer ANBU Einheit, doch das war etwas ganz anderes. Fugaku konnte seinen Sohn, den er in jungen Jahren schon zu Höchstleistungen angetrieben hatte, jedoch nicht mehr formen. Er hatte seine eigenen Ansichten von Wohl dieser großen Clanfamilie und hoffte, seinen Enkel noch auf die richtige Bahn lenken zu können. Itachi ballte seine Hände zu Fäusten. Natürlich konnte er nicht die Gedanken seines Vaters lesen, doch er war sich über seine Motive sicher. Und das machte ihn wütend. Shisui bemerkte den Konflikt, den er in dem Jüngeren ausgelöst hatte. Besänftigend legte er seine Hand auf seine Schulter.
 

„Gomen nasai, Itachi. Aber mach dir nicht so viele Sorgen. Sieh sie dir doch an – wie heißt sie nochmal? Sie wirkt nicht wie ein elitäre Drachen, sonst würde deine Mutter sich nicht so gut mit ihr verstehen. Ich glaube auch nicht, dass sie als Gebärmaschine enden möchte. Und außerdem ist sie wirklich hübsch!“, endete Shisui mit einem Zwinkern, obwohl er die Worte davor ernst und aufrichtig gesprochen hatte. Er verstand, dass Itachi sich viele Gedanken machte, doch er sinnierte viel zu viel darüber. Was wäre wenn, was konnte man in dieser oder jener Situation tun, all dieser Kram war unnötig, denn wer wusste schon, wie sich später alles entwickeln würde? Klar, jeder der auch nur ein wenig Umgang mit Itachi hatte, der wusste, dass er ein Perfektionist war und sich immer auf alles vorbereitete, was nur auf ihn zukommen konnte. Vielleicht fühlte er auch so etwas wie Hilflosigkeit, weil er diesmal nicht die Fäden in der Hand hielt.
 

Itachi nahm seinem Freund die Neckereien nicht wirklich übel. Er schüttelte nur den Kopf - und wirkte dabei noch eine Spur nachdenklicher als davor. Es waren nicht Shisuis Worte, die ihn erneut zum denken anregten, es war etwas, das ihm schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.
 

„Da ist etwas Eigenartiges an ihr. Ich kann es nicht erfassen, doch es ist da, eindeutig“, sprach Itachi leise und sah zaudernd hinüber zu der Frau, die er heiraten sollte. Shisui konnte nicht verhindern, zweiflerisch die Augenbrauen zu heben. Ging es dem Jüngeren wirklich gut? War die Situation am Ende doch zu viel für ihn? Er wandte seinen Blick ebenfalls erneut zu den Frauen hin und versuchte auch, etwas ungewöhnliches zu erfühlen, doch beim besten Willen konnte er nichts feststellen. Er seufzte schließlich und zuckte mit den Schultern.
 

„Egal, was es ist, ich denke, du bist jetzt wirklich mal reif für eine harte Trainingseinheit! Komm, das bringt dich schon auf andere Gedanken“, schlug der Ältere der Beiden vor und bewegte Itachi zum Gehen. Sie hatten sich den Übungsplatz nicht umsonst für heute reserviert. Und während Shisui schon überlegte, welche Herausforderungen er aus dem Ärmel schütteln sollte, war Itachi sich nicht sicher, ob er vergessen sollte, was ihn schon seit dem Abend ihres ersten Treffens beschäftigte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-08-22T21:52:53+00:00 22.08.2012 23:52
Hamer Kapi^^
Mach weiter so.^^


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