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A little pain

Fang x Lightning
von

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A little pain

A little pain
 

Nachdem sie den Quell von Sûlyya hinter sich gelassen hatten, machten sie eine wohlverdiente Pause auf den wiesenbewachsenen Felsvorsprüngen. Es war ein herrlicher Ort. Alles um sie herum blühte und das obwohl sie sich teils in einer sehr bergigen und steinigen Gegend befanden. Als sie ankamen ging die Sonne bereits unter und nun strahlte der helle Mond auf sie herab. Es war eine friedliche Nacht und für ein paar Stunden konnten sie zumindest versuchen etwas Ruhe zu finden. Ruhe ... oder besser gesagt innerer Frieden, den hatte wohl keiner von ihnen. Jeder hatte seine Sorgen, seinen Kummer und vor allem Ängste. Sie alle lebten mit der Gewissheit nicht mehr viel Zeit zu haben. Und nur ihr Handeln entschied, ob sie am Ende zu Kristallen erstarrten, oder aber als gewissenlosen Ghoule, zu Cie'th, dahin vegetierten. Weder das eine noch das andere war eine aufbauende Aussicht. Schließlich hatten sie alle ihr Leben noch vor sich.

Sazh kämpfte für seinen kleinen Sohn, der bereits zu Kristall erstarrte. Für Serah kämpften Snow und Lightning, was die Beiden inzwischen etwas näher zusammengebracht hatte. Hope kämpfte mit der gleichen Entschlossenheit, wie es seinerzeit seine Mutter tat. Und sie selber kämpfte für Vanille und ja, noch für jemanden. Inzwischen sah Fang ihre Gemeinschaft wirklich als eine Art Familie an, enge Freunde, die sie nicht mehr missen wollte. Am Beginn ihrer Reise war die Dunkelhaarige nahezu besessen davon gewesen ihre Kameradin, Vanille, zu finden und vor dem Schicksal eines Cie'th zu beschützen. Nicht, dass ihr das nicht noch immer wichtig wäre, aber das war bevor sie Lightning begegnet war. Nur all zu gut konnte sie sich an ihr erstes Treffen mit selbiger erinnern.
 

Gerade noch rechtzeitig waren Fang und Snow in Palumpolum eingetroffen, um sie und Hope vor einer viel zu großen Übermacht zu retten. Doch kaum war dies geschehen schubste die ehemalige Soldatin den Silberhaarigen in Snows Richtung und ließ sich auch nicht von seinen beschwichtigenden Worten aufhalten. In Lightnings Augen funkelte sofort Zorn, als sie den Blonden erblickte und wandte sich nur all zu schnell um. Es war einfach faszinierend. Das Gesicht der Kleineren war absolut emotionslos, allerdings brannte in ihren seeblauen Augen ein heftiges Feuer. Fang hatte zu dem damaligen Zeitpunkt nur eine Ahnung wie die Beziehung zwischen den Beiden war, aber der abwertende Blick sagte mehr als tausend Worte.

Nichts desto trotz mussten sie alle zusammen bleiben. Ihren Plan, das Sanktum zu stürzen schafften sie nur alle gemeinsam und so zögerte Fang keine Sekunde und lief ihr hinterher. In einer Seitengasse holte sie die Soldatin ein und brachte sie dazu einen Moment zu verweilen. Auch wenn der Preis dafür eine Ohrfeige war, aber die hatte sie sich zweifellos verdient. Wenn es um Serah ging verstand Lightning keinerlei Spaß. Die kleine Schwester ging der Soldatin über alles, war quasi ihr Lebensinhalt, genau so wie es Vanille für die Kriegerin war. Und dieser Gemeinsamkeit verdankte Fang, dass sie beide einander verstanden. Und wenn Fang ehrlich war fühlte sie sich seitdem nicht mehr so verlassen. Es tat gut zu wissen, dass es jemanden gab der ähnlich dachte und handelte, aber vor allem fühlte. Allerdings hatte sich inzwischen einiges verändert. Nach langer Suche und ewigen Kämpfen waren die dunkelhaarige Kriegerin und Vanille endlich wieder vereint und kämpften gemeinsam gegen ihr Schicksal an, wogegen Lightning noch immer von dem inbrünstigen Wunsch angetrieben wurde ihre Schwester wieder zu sehen, die bereits zu einem Kristall geworden war. Doch so langsam wurde der Wunsch zur Verzweiflung, denn ihnen rann die Zeit davon.
 

Mit langsamen Schritten ging Fang zum Rand des Felsvorsprungs, auf denen sie rasteten und blickte zum Mond hinauf, der fast einen vollen Kreis beschrieb. Kein Wunder, dass es so hell in dieser Nacht war. Noch während sie wie gebannt zum nächtlichen Himmel empor blickte, erklang in ihrem Inneren ein Lied.
 

Flogst im Schlaf hin zum Mond.

Hast den Traum verloren auf dem Weg nach vorn.
 

In der letzten Zeit drehten sich ihre Gedanken öfter um Lightning, die sich seit ihrem ersten Aufeinandertreffen langsam aber sicher veränderte. Sicherlich war es nicht schlecht, dass diese aus ihrer distanzierten Haltung und ihren Alleingänge sich mehr in die Gruppe intrigierte, doch schien ihr ihre Bürde immer schwerer zu fallen. Es war nur wenige Stunden her, als die damalige Soldatin sich mehr oder weniger Halt bei Snow suchte, wenn auch auf ihre ganz eigene Art und Weise. Fang hatte sie Szenerie zwischen den Beiden zwar nur aus Entfernung beobachtet, aber manchmal reichte allein die Körperhaltung, um zu erkennen, wie es um jemanden stand. Und wenn man davon ausging, das Lightning meist die Gruppe mit gestrecktem Kreuz anführte und sich nun an Snows Rücken abstütze dabei den Kopf verdächtig tief senkte, kam man recht schnell zu dem Ergebnis, dass sie langsam aber sicher am Ende ihrer Kräfte angekommen war.

Der Anblick stach der Dunkelhaarigen ins Herz und am liebsten wäre sie zu ihr gegangen und hätte versucht sie zu trösten, aber inzwischen kannte sie Lightning zu gut. Egal, wie sehr diese den Zuspruch brauchte, sich danach sehnte, sie würde es nie zulassen. Es war nicht ihrer Art anderen ihre Schwäche zu zeigen.

Wobei es für Fang kein Zeichen von Schwäche war, seine Gefühlen freien Lauf zu lassen. Zumindest dann nicht, wenn man es in der Gegenwart eines Freundes machte. Sie wollte Lightning helfen, ihr einen Teil der Bürde abnehmen, das hatte sie sich geschworen und diesen Schwur würde sie wahr machen.
 

Nun ist nichts außer dir, während ich für dich die Sternenlichter manipulier.
 

Keiner von ihnen würde sie davon abbringen. Es lag mehr oder weniger in ihrer Hand, ihr aller Schicksal zu bestimmen und sie nahm davon Gebrauch. Am Ende war es ihr Wille der zählte und nicht der von Barthandelus oder sogar Orphanus, sie alleine würde entscheiden. Sie waren so weit gekommen und den Rest schafften sie auch noch. Davon war die Kriegerin fest überzeugt. Keiner von ihnen würde als Cie'th enden!

Vielleicht war ihre Entschlossenheit auch nur ein Zeichen ihrer eigenen Verzweiflung. Aber es war nun mal nicht ihre Natur aufzugeben und wenn sie schon die Macht der Vernichtung besaß, so würde sie diese einsetzen, um die Menschen zu beschützen, die sie liebte. Sie wollte nicht noch einmal ihre 'Familie' verlieren. Als sie nach 500 Jahren aus ihrem Kristallschlaf erwachte und ihr nur noch Vanille geblieben war, die noch dazu ein aktives Stigma trug, war ihre Verzweiflung groß gewesen, doch nun hatte sie neben Vanille Gleichgesinnte gefunden und mit diesen wollte sie diese Schlacht überstehen und anschließend glücklich zusammen leben. Jeder von ihnen war der Dunkelhaarigen ans Herz gewachsen und eine von ihnen sogar noch mehr. Die kühle und taffe Art der damaligen Soldatin hatten sie von Anfang an fasziniert. Öfter fragte sie sich im Stillen, warum sich Snow in ihre kleine Schwester und nicht in Lightning selber verknallt hatte, aber offensichtlich kam er einfach nicht gegen sie an und bezog regelmäßig Prügel von der erheblich Kleineren. Gegen Snow wirkte Lightning wirklich klein und zierlich, aber ihre Schlagkraft war nicht zu verachten.

Leicht schmunzelnd rieb sich Fang über ihre rechte Wange, auf der sie ebenfalls einen Schlag von Lightning erhalten hatte. Austeilen konnte sie zweifelsohne. Wobei sich die Dunkelhaarige sicher war, das sie bei ihr nur halbherzig zugeschlagen hatte, denn Snow fiel bei diesen Attacken mehrfach aufs Kreuz.

Während ihrer Reise fanden sie und Lightning ab und an das Gespräch und bei einem solchen hatte Fang von ihrer Vergangenheit erfahren und seitdem wuchs in der Dunkelhaarigen der Drang, sich um die Soldatin zu kümmern, die ihre ganze Aufmerksamkeit auf Serah richtete. Auch jetzt kämpften sie mit all ihrer Kraft um die kleine Schwester.
 

Stärke hast du oft gebraucht.

Hast dabei dein Lächeln ganz vergessen.
 

Offenbar gab es im Leben von Lightning nichts anderes, als Serah. Ihr ganzes Leben richtete die Soldatin zum Wohl der Schwester aus. Verständlich, wenn diese das einzige noch lebende Familienmitglied war. Fang konnte das mehr als nur gut nachvollziehen und doch machte es sie betroffen, da Lightning sich selber dabei verlor, genau so wie sie ihr Lächeln wahrscheinlich schon in frühen Jahren verloren hatte. Es gab wirklich nur ganz seltene Momente, in denen man ein vorsichtiges Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen konnte. Meist war Hope der Grund dafür, anscheinend hatte Lightning für ihn auch schon die Beschützerrolle eingenommen. An sich war es schade, dass man sie so selten lächeln sah. Dieses zeigte, dass die Soldatin ebenfalls einen weichen und warmen Kern hatte, der allerdings von ihrer eisigen und teils unnahbaren Fassade versteckt wurde.

Fang hingegen war genau das Gegenteil. Sie versteckte ihre Gefühle und Ängste nicht unter einer eisigen Oberfläche, sondern hinter ihrem Lächeln. Wer sein Lächeln verlor, verlor auch den Lebenswillen, dessen war sich die Dunkelhaarige sicher. Daher hatte sie immer drauf geachtet, dass sie Vanille schnell wieder aufmunterte und ihre Tränen trocknete. Was war schon eine Welt ohne Lächeln? Eine kleine Mimik, die so viel auslöste, so viel Bedeutung hatte. Demnach machte es sie ein wenig traurig, dass Lightning ihr Lächeln immer mehr vergaß.
 

Reich mir deine Hand, ich bring es zurück.
 

Mit langsamen Schritten wandte sich Fang um und ging zurück zu ihrer kleinen Gruppe, die allesamt schliefen. Etwas abseits von den anderen lehnte Lightning an einem kleinen Felsen und war offensichtlich im Sitzen eingeschlafen. Vorsichtig näherte sich die Dunkelhaarige der Schlafenden und ging neben ihr in die Hocke. Sie musste sehr erschöpft sein, ansonsten hätte sie Fang sicherlich bemerkt. Doch das Gesicht von Lightning war regungslos, ihr Mund war leicht geöffnet und leise konnte Fang ihren regelmäßigen Atem hören. Durch das Mondlicht wirkte die Haut der Schlafenden noch heller als sonst.

Fast wie von selbst strich Fang eine Haarsträhne aus dem zur Seite geneigtem Gesicht. Dabei berührten ihre Fingerspitzen leicht die kühlen Wangen. Trotz der ernsten Gesichtszüge war die Haut unter ihren Fingern unheimlich weich. Am liebsten würde sie die bleichen Wangen mit ihren Händen umfassen und sich einen Kuss von den einladenden Lippen stehlen. Wollte ihnen zeigen, wie man lächelt und den Körper vor ihr in eine wärmende Umarmung ziehen.

Allein bei diesem Gedanken begann ihr Herz schneller zu schlagen. Es war nicht richtig, dass so ein zartes Gesicht und dieser Körper nichts anderes zu kennen schienen, als den Kampf. Ob Lightning überhaupt mal bewusst wahrnahm, wie schön sie eigentlich war? Oder drehte sich in ihren Gedanken, ihrem Handeln wirklich alles nur um Serah? Erlaubte sie sich überhaupt eigene Bedürfnisse? Serah hing genau so an ihrer Schwester und doch hatte sie sich in Snow verliebt. Verständlicherweise, eine glückliche Partnerschaft war doch schließlich die Krönung eines angenehmen Lebens. Sehnte sich nicht jeder nach seinem passendem Gegenstück?

Nur all zu gerne wäre Fang ihr Gegenstück. Aus ihrer Sicht brauchte die Soldatin jemanden, der ihr die Augen für andere Dinge öffnete, die absolut nichts mit ihrer Schwester zu tun hatten. Die ihr zeigte, was es hieß zu lieben und geliebt zu werden. Sie würde ihr Wärme und Vertrauen geben und die Sicherheit sich fallen lassen zu können. Fangs Hände würden sie auffangen, egal von wo sie fiel.
 

Bemerk mich doch!
 

Und als sei ihr Gedanke das Stichwort gewesen rutschte Lightning ein wenig tiefer und somit ihr entgegen. Ohne die Schlafende aufzuwecken ließ sich die Dunkelhaarige neben ihr nieder und zog diese vorsichtig zu sich, so das ihr Kopf nun an ihrer Schulter ruhte. Als sie ihren linken Arm um Lightnings Schultern legte seufzt diese leise im Schlaf und schmiegte sich mit ihrer Wange noch etwas näher an Fang.

Erneut erhöhte sich der Herzschlag der Dunkelhaarigen, als sie den sanften Druck spürte und ihr der Geruch des feinen Haares in die Nase stieg. Immer noch darauf bedacht die Soldatin nicht zu wecken lehnte sie ihre Wange auf den rosafarbenen Haarschopf. Es war ein schönes Gefühl Lightning so nah zu sein. Deren Körper am eigenen zu spüren, welcher allerdings um einiges kühler war als ihrer. Nur all zu gern hätte die Dunkelhaarige sie in eine richtige Umarmung genommen, doch sie sollte sich mit dem begnügen, was sie gerade hatte. Für einen kleinen Moment schloss sie die Augen und genoss einfach diesen Augenblick. Allerdings hielt der Augenblick nicht lange an. Plötzlich begann der Körper neben ihr zu zucken. Erst leicht, doch dann immer stärker.

Die Augen öffnend, schaute sie besorgt zu Lightning die in diesem Moment die Augen aufschlug und eine Hand nach vorne riss.

„Serah!“ Es dauerte einen Moment ehe sie realisiert, dass sie geträumt hatte und doch standen ihr Tränen in den Augen.

Und noch während ihr Körper anfing zu zittern, zog Fang sie auch schon wieder an sich, da Lightning sich während ihres Schreckens aufgesetzt hatte. Ohne Gegenwehr ließ sie die Dunkelhaarige gewähren. Doch anders als eben war die Soldatin angespannt und Fang konnte den rasenden Herzschlag hören. Offensichtlich hatte ihre Körper noch nicht verstanden, dass es sich nur um einen schlimmen Traum gehandelt hatte und arbeitete noch auf Hochtouren.

Eine Weile saßen sie so schweigend nebeneinander. Noch immer hatte Fang ihre Arme um die Kleinere gelegt und spendete ihre einfach etwas Nähe. Erst als sich Lightning wieder rührte und sich etwas von ihr zurückzog hob die Dunkelhaarige den Kopf von dem rosafarbenen Haar.

„Danke, Fang. Mir geht’s gut, es war nur ein Traum.“ Erneut bewegte sich die Soldatin, worauf hin Fang ihre Arme wieder zurückzog und somit die Umarmung löste. Noch bevor die Dunkelhaarige etwas erwidern konnte stand Lightning auch schon auf und ging ein paar Schritte bis hin zum Felsvorsprung. Der Blick der Soldatin ging zum Mond hinauf, während sie sich über die Oberarme rieb.

Selbst Fang, die wirklich selten fror, fuhr bei diesem Anblick ein kalter Schauer über den Rücken. Es war offensichtlich, dass Lightning körperlich erschöpft war. Die Kraft eines L'Cies machte einen erst mal stärker und selbst ihr Feind Barthandelus hatte dafür gesorgt, dass sie noch an Stärke zunahmen. Doch inzwischen zehrte der L'Cie Fluch an ihren Kräften. Da Snow sein Stigma offen trug wusste Fang, dass sie bald vollständig waren und die Verwandlung in einen Cie'th unmittelbar bevor stand. Es fehlte nur noch eine Überanstrengung, ein Schock und es war vorbei.

Eine eisige Hand legte sich um das Herz der Dunkelhaarigen, als sie sich vorstellte, wie sich Lightning verwandeln würde. Das durfte einfach nicht passieren!
 

I'm here waiting for you.

Auch wenn unsere Zukunft eine andere ist, als jetzt..
 

Anders als die Soldatin trug Fang kein aktives Stigma mehr, doch dafür ruhte in ihre die Bestie, die über ihr aller Schicksal entscheiden würde. So oder so trennten sich bald ihre Wege, aber sie würde dafür sorgen, dass sich alles zum Guten wand. Sobald ihre Freunde zu Kristallen erstarren würden, würde sie Barthandelus, Orphanus, wie auch immer sich ihre Feinde nannten, vernichten. Und dann, so hoffte sie, den Kristallschlaf aller beenden. Aber bis dahin musste Lightning noch durchhalten.

Mit langsamen Schritten näherte sich Fang der Soldatin und stellte sich neben sie. Auch ihr Blick ging zum Mond empor. „In der letzten Zeit träumst du oft schlecht.“

Überrascht nahm die Kleinere den Blick vom Himmel und schaute Fang mit fragenden Augen an.

„Ich liege Nachts oft wach“, erklärte die Dunkelhaarige und wandte sich mit einem Zwinkern Lightning zu. „Ich mach mir Sorgen um dich.“

Für einen Moment hielt die Soldatin ihrem Blick stand, blinzelte allerdings und wandte ihren Kopf zur Seite. Zwar war es im hellen Mondlicht schlecht zu erkennen, doch meinte Fang eine leichte Rosafärbung auf ihren Wangen wahrgenommen zu haben.

„Mir geht’s gut, Fang...“

Es gab kaum eine offensichtlichere Lüge als diese und sicherlich wusste das Lightning selber. Daher glitt die Hand der Dunkelhaarigen über ihre Wange und drehte das Gesicht der Soldatin zu sich. „Du musst diese Bürde nicht alleine tragen. Wir sind alle bei dir, du musst es nur zulassen.“

Da sie den Kopf nicht abwenden konnte blickte sie zur Seite. „Danke, aber ich schaff das... mach dir keine Sorgen.“

Wieso tat sich Lightning eigentlich so schwer damit, ihre Gefühle zu zeigen, einzugestehen, wenn sie Hilfe von anderen brauchte, oder einfach mal zuzulassen, wenn sie einen schwachen Moment hatte? Ob sie Serah gegenüber nie Schwäche zeigte?

Ihre Hand glitt von der Wange der Soldatin und ehe sie reagieren konnte, befand sie sich auch schon in einer Umarmung der Dunkelhaarige. Sanft schob sie ihre Arme um die Schultern der Kleineren, die sich bei der Berührung anspannten. Davon ließ sich Fang allerdings nicht beirren, zog die Soldatin noch näher, so dass sich ihre Oberkörper berührten und legte ihr abschließend die linke Hand auf den rosafarbenen Hinterkopf. Sie konnte den überraschten Herzschlag an ihrem eigenen Körper spüren. „Warum versuchst du mir was vorzumachen, obwohl du weißt, dass es nichts bringt? Du weißt genau so gut wie ich, dass es stimmt.“ In ihre Stimme klang ein warmer Ton damit die Soldatin verstand, dass es kein Vorwurf war, sondern Sorge.

Der Körper in ihrer Umarmung spannte sich noch etwas an. Offensichtlich kämpfte Lightning um die Kontrolle. „Solange Barthandelus lebt, muss ich stark sein“, die Stimme der Soldatin wurde zunehmend leiser. „Ich muss Serah retten ... für sie muss ich stark sein ...“

Offensichtlich kannte die Geschwisterliebe zu Serah keine Auszeiten. Und Fang war sich sicher irgendwann würde die Soldatin genau daran zerbrechen. Irgendwie musste sie ihr das begreiflich machen. „Lightning?“

„Ja?“, die Stimme neben ihrem Ohr klang etwas verwundert.

„Mach bitte mal die Augen zu.“

„Was?“

Fast schon musste die Dunkelhaarige lachen, allerdings war ihr das wirklich ernst. „Augen zu machen und mir einfach zu hören“, wiederholte Fang geduldig. Als keine Fragen mehr kamen, überprüfte sie, ob Lightning wirklich die Augen geschlossen hatte. „Ich weiß warum du kämpfst, gegen wen und für wen ... aber jetzt musst du nicht kämpfen. Du bist nicht umzingelt von Feinden, sondern hast deine Freunde bei dir, die dein Schicksal teilen.“ Ihre sanfte Stimme hatte anscheinend Wirkung, denn der angespannte Körper lockerte sich langsam. Unbeirrt fuhr sie fort. „Spürst du das?“, Fangs Hand streichelte sanft durch das blassrosafarbene Haar. „Das ist meine Hand, die dir Trost geben will. Und die hier“ , ihre rechte Hand strich sanft über ihre Schulter, „gibt dir Halt und Schutz. Du bist ganz nah bei mir und in meinen Armen musst du nicht stark sein. Ich halt dich.“

Erneut entspannte sich der Körper in ihrem Armen etwas und wurde weich.

„Fang ...“

„Ich bin hier, halt dich an mir fest.“

Und wirklich legten sich nach einem Moment des Zögerns langsam Lightnings Arme, um ihren Oberkörper.

Ein wohliger Schauer überkam nun die Dunkelhaarige, es war wirklich schön die Kleinere im Arm zu halten und ebenfalls von ihr umarmt zu werden. Ihren Körper an dem eigenen zu spüren, erfüllte sie mit Wärme und dem Wunsch, es möge von Dauer sein. Auch Fang schloss nun ihre Augen und genoss diesen Augenblick der vertrauten Zweisamkeit. In diesem Moment gab es nur sie zwei und sonst niemanden. Arm in Arm unter einem funkelnden Sternenhimmel.
 

I'm here waiting for you.

Ich schrei es laut in die Welt hinaus.
 

„Fang?“

Lightnings leise Stimme holte sie aus ihren Gedanken zurück. Dennoch öffnete sie weder die Augen noch löste sie auch nur Ansatzweise ihre Umarmung. „Mhm?“

„Darf ich dich um etwas bitten?“

Ein Schmunzeln legte sich auf die Lippen der Dunkelhaarigen. „Nur zu. Bitten kannst du mich um alles, es ist nur die Frage, ob ich es dann mache.“

„Wenn ich zum Cie'th werde, hältst du mich auf, bevor ich jemanden verletze?“, die Stimme der Soldatin klang schwach.

Abrupt riss Fang die Augen auf und schob die Kleinere etwas von sich. Ihr leichtes Lächeln erstarb auf ihren Lippen und ihr Blick wurde ernst, als sie Lightnings Kinn etwas anhob und in ihre Augen schaute, die durch Trauer getrübt waren. „Mit aufhalten meinst du töten? Niemals! Und bevor du zum Cie'th wirst werden wir Barthandelus besiegt haben. Denk nie wieder über so etwas nach.“

Ein trauriges Lächeln legte sich auf das Gesicht der Soldatin. „Versuchst du nun, mir was vor zumachen? Du sagtest, du machst dir Sorgen um mich und wir wissen beide, dass unsere Zeit bald abgelaufen ist.“ Langsam senkte Lightning den Kopf und legte ihre rechte Hand auf ihr Dekolleté, auf die Stelle, wo ihr Stigma prangte, wenn auch versteckt unter ihrer Kleidung. „Mir bleibt nicht mehr viel Zeit und ich kann nur dich darum bitten. Bitte Fang, ... halt mich auf bevor ich jemanden verletze...“

Die Worte der Kleineren zerrissen der Dunkelhaarigen fast das Herz. Niemals würde sie diese Bitte erfüllen, aber allein die Tatsache, dass Lightning sie darum bat war schon schlimm genug. Sie wollte der Soldatin Schutz und Stütze sein und nicht diejenige, die sie umbrachte. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf die der Kleineren, die noch immer auf dem Stigma ruhte. „Ich werde alles tun, um dich vor dem Schicksal eines Cie'th zu bewahren. Ich bin da, um dich zu beschützen und nicht da, um dich zu zerstören. Doch ich werde erbarmungslos jeden töten, der es auch nur wagt, dir etwas anzutun.“

Auf den Wangen vor ihr breitete sich nun wirklich eine ansehnliche Röte aus. Die seeblauen Augen weiteten sich und blickten sie nun wirklich verwundert an.

Ihr eigenes Herz schlug hart gegen ihre Brust. Doch sie ignorierte es. Es war eh schon zu spät und vielleicht würde sie nicht mehr die Gelegenheit bekommen, Lightning begreiflich zu machen, was sie für diese empfand. „Genau so, wie Snow um Serah kämpft, kämpfe ich um dich.“ Als Fang ihr mit der anderen Hand über die Wange streichelte, lächelte sie sanft. „Egal was passiert, ich bin bei dir. Du bist nicht allein.“
 

Ich greif nach dem Band, dass unsere Herzen miteinander fest verbindet.

Ich weiß, dass dein Geist durch diese Kraft erwachen wird.
 

Auf ihre Worte hin versuchte die Soldatin was zu sagen. Ihre Lippen teilten sich und schlossen sich wieder, ohne ein Wort darüber kommen zu lassen. Kurz presste sie ihre Lippen zusammen und versuchte es erneut, doch sie schaffte es nicht.

Verständlich. Ihre derzeitige Situation war alles andere als passend für ein solches Geständnis und hätte Lightning sie nicht gebeten, sie aufzuhalten, hätte die Dunkelhaarige es ihr auch nicht gesagt. In den Ohren der Soldatin musste sich das lächerlich anhören, da sich diese um alles andere mehr Gedanken machte, als ihre eigenen Gefühle. Aber egal, was auch immer passierte, Fang war froh darüber es gesagt zu haben. Sie konnte so mit guten Gewissens in ihren letzten Kampf ziehen, der bald vor ihnen lag.

Ihr Griff um Lightnings Hand löste sich langsam und noch einmal streichelte sie dieser über die Wange. „Wir werden Barthandelus besiegen und dann werden du und Serah wieder vereint sein.“ Sie lächelte die Soldatin warm an und ließ anschließend von ihr ab. Derzeit gab es im Leben der Kleineren nichts wichtigeres als das und sie würde Lightning in diesem Sterben unterstützen, bis ihr Kampf vorüber war. Alles andere musste warten, wenn es überhaupt eine Chance hatte.

Langsam wandte sich Fang um und ging zurück zu ihrem Rastplatz.

„Fang ...?“

Mitten im Schritt hielt diese inne und wandte sich ein bisschen um. „Ja?“

„Pass auf dich auf.“

Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht der Dunkelhaarigen. „Keine Soge, ich bin schon ein großes Mädchen. Ich kann auf mich aufpassen.“

Daraufhin nickte Lightnings leicht und suchte nun auch wieder ihren Schlafplatz auf.
 

Wie lange war diese eine Nacht nun her? Einen Monat, zwei oder doch noch länger? Während sie auf ihrer Reise war, verging die Zeit so schnell, dass sie es kaum nachvollziehen konnte. Nach dieser Nacht waren sie weiter zum Taejin Turm gereist, hatten dort die Rätsel des Turmes gelöst und anschließend den dort heimischen Fal'Cie besiegt, um sich den Weg nach Oerba frei zu kämpfen. Doch war die Heimatstadt von Fang und Vanille leider nur noch ein Schatten von dem, was es einmal war. Was die beiden Frauen sehr betrübte. Sie, Lightning, konnte nicht mal ansatzweise nachempfinden, was das für ein Gefühl sein muss, nach 500 Jahren nach Hause zurückzukehren, wo niemand mehr lebte, den man kannte, mochte, ja sogar liebte. Stattdessen war nur noch eine Ruinenstadt voller Cie'th vorzufinden. Es hatte sie betroffen gemacht und doch fand sie keine passenden Worte für die Dunkelhaarige. Und dennoch war es schön mal die Heimat der Beiden gesehen zu haben.

Allerdings blieb ihnen nicht viel Zeit zum verweilen. Andernfalls hätten sie den umherirrenen Cie'th schnell Gesellschaft geleistet. Stattdessen war ihr Feind Barthandelus aufgetaucht, der sich einen Spaß daraus machte, in Serahs Gestalt zu erscheinen. Unsagbarer Hass ergriff von der Soldatin Besitz, doch Fang hielt sie zurück und bewahrte sie davor ihre Kontrolle zu verlieren.

Seit jener Nacht wurde Lightning mehr und mehr bewusst, was die Dunkelhaarige alles für sie tat. Es waren nicht nur schöne Worte gewesen, sie war wirklich immer bei ihr. Achtete auf sie und bewahrte sie vor vielem.

Lightning senkte den Kopf, wobei ihr Strähnen ihres Haares ins Gesicht fielen. Und was hatte sie je für Fang getan? Wie hatte sie sich bedankt? Nichts ... rein gar nichts. Stattdessen ließ sie zu, dass die Kriegerin und Vanille sich opferten. Dank ihnen erfüllte sich ihr aller Schicksal und nachdem die Beiden Cocoon gerettet hatten, erwachten sie aus ihrem Kristallschlaf. Sicherlich war Lightning überglücklich ihre geliebte Schwester wieder in den Armen zu halten und doch schmerzte ein Teil ihres Herzens über den Verlust von Fang und Vanille.

Die Zeit verging und zusammen mit Serah und Snow baute sie ein neues Haus, ein neues Heim. An sich hätte sie glücklich sein müssen. Jetzt nachdem alle Kämpfe vorüber waren, sie Serah wieder hatte und sie ein neues Leben anfangen konnten - unbeschwert und ohne den Fluch der L'Cie. Und doch blieb der eine Teil ihres Herzens nach wie vor traurig. Je länger die Soldatin darüber nachdachte umso mehr wurde ihr klar, dass sie etwas verloren hatte, von dem sie nicht wusste, dass sie es besaß. Es war irgendwie so selbstverständlich, dass Fang in ihrer Nähe war. Sie miteinander sprechen konnten, wann immer sie wollten, doch nun war es alles andere als selbstverständlich. Die Dunkelhaarige war eine Gleichgesinnte ...

Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich an ihre Umarmung erinnerte. Es fühlte sich so gut an. In den Armen der Größeren hatte sie sich so wohl und beschützt gefühlt und zum ersten mal gab sie sich dem Gefühl der Geborgenheit hin.

In Gedanken hob Lightning ihre Hand und legte sie auf die Stelle, an dem vor ein paar Monaten noch das Stigma prangte. Zwar hatte Fang sie nicht komplett vor dem Schicksal eines Cie'th beschützen können, aber ihre Verwandlung hielt nicht lange an. Der Wunsch zurückzukehren war einfach stärker gewesen. Aber ansonsten hielt die Dunkelhaarige ihr Wort. Letztendlich hatte sie sich für das Glück der anderen geopfert. Und nur deswegen waren Serah und Lightning nun wieder vereint.

Allerdings bemerkte die Soldatin jedes mal wenn sie Snow und ihre Schwester turteln sah, dass ihr etwas fehlte. War es das, was Fang versuchte ihr zu erklären, als sie in jener Nacht die Augen schließen sollte?

Ihre Hand, die auf dem hölzernen Steg ruhte, auf dem sie saß, ballte sich zur Faust zusammen. „Ich hätte auf dich hören sollen... Wieso hab ich dich gehen lassen?“

Ihre Stimme verklang ungehört in der Nacht. Nur das Rauschen der Wellen klang an ihre Ohren. Sie konnte diese Nacht einfach nicht schlafen. Lange hatte sie im Bett wachgelegen und dann beschlossen zum Strand hinunter zu gehen. Seitdem saß sie auf dem kleinen Steg und ließ die Füße herunter baumeln, die bis kurz übers Wasser reichten. Ab und an streifte eine Welle ihre Füße und umspülten sie mit dem kühlen Nass des Meeres. Genau wie in jener Nacht beschrieb der Mond einen fast vollen Kreis und ließ das Kristallgebilde, indem Fang und Vanille schliefen hell erstrahlen. Es funkelte, wie ein großer Diamant. Doch waren Diamanten für die Ewigkeit - sollten sie sich wirklich nie wieder sehen? Würden Fang und Vanille nun ewig in ihrem Kristallschlaf liegen? Oder erst nach Jahrhunderten aufwachen?

„Fang ...“ Noch während sie den Kopf senkte glitt ein Träne, ihre glatte Wange hinab und tropfte auf ihren Handrücken. Ein Gefühl der schmerzende Leere füllte ihr Herz. Ein eisiger Hauch hüllte es langsam aber sicher ein. Nannte man dieses Gefühl Einsamkeit? Und warum war sie einsam? Sie hatte doch den wichtigsten Menschen wieder bei sich, oder nicht? Wieso vermisste sie die Dunkelhaarige dermaßen, dass sie nicht mehr richtig glücklich sein konnte?

Fragen, Fragen nichts als Fragen und das schmerzende Gefühl in ihrer Brust war alles, was ihr von Fang geblieben war. Ihre Seele und ihr Herz würden wohl immer rastlos bleiben. Erst suchte sie verzweifelt nach Serah und trieb sich selber unbarmherzig weiter und nun da sie ihr Ziel erreicht hatte, konnte sie nicht glücklich sein.

So gern würde sie noch einmal diesen inneren Frieden empfinden, den sie in den Armen der Größeren fand. Deren sanfte Stimme hören, ihre Wärme fühlen und sich ihren Geruch einprägen. Vielleicht würde es ein wenig besser, wenn sie sich Fang ganz genau vorstellte. So wie sie war...

Langsam setzte sich Lightning auf und legte ihre rechte Hand auf ihr Dekolleté und anschließend ihre linke Hand über die rechte. Und während sie leicht den Kopf senkte, schloss sie ihre Augen und rief sich jedes kleinste Detail der Dunkelhaarigen vor Augen. Angefangen bei dem dunklen Haar mit den feurigen roten Spitzen. An ihre Augen und die perfekt geschwungenen Augenbrauen konnte sie sich gut erinnern. Ihre Augen schimmerten oft in einem herrlichen Grün und erinnerten Lightning immer an eine Katze. In den grünen Seen lag immer so viel Leben, so viel Freude. Man konnte in ihnen versinken, wenn man zu lange hinein sah. Unter dem rechten Auge hatte Fang ein kleines Muttermal. Unterhalb der geraden und schlanken Nase waren ihre leicht rosarbenen Lippen, die nur all zu oft ein Lächeln zeigten, oder ein Grinsen. Das Lächeln der Dunkelhaarigen war wirklich ihr Markenzeichen.

Bei dem Gedanken an dieses füllte sich die Stelle untere ihren Händen mit Wärme. Es fühlte sich gut an. Vor ihrem inneren Auge konnte sie nun das Gesicht von Fang sehen. Doch wollte Lightning die Dunkelhaarige ganz vor Augen haben. So rief sie sich weiterhin jede Einzelheit in Erinnerung.

Um den schlanken Hals trug die Kriegerin eine bunte offensichtlich selber geflochtene Kette. So wie ein aus Leder geflochtenes Band an ihrem rechten Oberarm, gleich unter ihrem ausgebrannten Stigma. Auf ihrem linken Oberarm hatte sie ein großes Tattoo, dessen Bedeutung Lightning aber bis heute nicht kannte. An den beiden Unterarmen trug sie schwarze Stulpen und an ihrem linken Handgelenk noch zusätzlich eine Anzahl an bunten Armbändern. Ihr Oberkörper war in ein schwarzes bauchfreies Top gehüllt, worüber sie lässig ihren blauen Sari band, der auf ihren Hüften mit einem braunen Gürtel fixiert wurde. Zwei braune, längliche Fellstücke waren an diesen gebunden. Abschließend rief sich die Soldatin noch die Lederstiefel in Erinnerung, die Fang trug.

An sich war es beachtlich, wie genau sie sich die Dunkelhaarige vorstellen konnte. Und die Vorstellung eine lächelnde Fang auf sich zukommen zu sehen, ließ sie für einen Moment den Schmerz in ihrem Inneren völlig vergessen. Noch während sich die Dunkelhaarige näherte streckte sie lächelnd ihre rechte Hand nach Lightning aus. Auch auf dem Gesicht der Soldatin zeigte sich ein vorsichtiges Lächeln, als sie ebenfalls ihre Hand nach Fang ausstreckte. Die Distanz zwischen ihnen wurde immer weniger. Bald schon würde sie die Dunkelhaarige berühren können. Und als sie sich erreichten, griff Lightning nach der Hand der anderen und ... fasste ins Leere.

Augenblicklich wurde es in ihrem Inneren wieder Dunkel und Fang verschwand, als sei sie nie da gewesen. Und als die Soldatin ihre Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie in ihrer Vorstellung versunken in Richtung des Kristallgebildes gegriffen hatte. Schlagartig kam ihr Kummer zurück. Umfasste ihr Herz, worauf hin sie mutlos den Arm und den Kopf sinken ließ. Es war eben doch nur ein Traum gewesen, mit dem sie aus der Realität flüchten wollte. Erneut lief ihr eine Träne übers Gesicht. Sie wollte diesen Schmerz nicht mehr fühlen ... wäre sie doch auch in diesem Kristall erstarrt...

Ein warmer Luftzug strich ihr plötzlich übers rechte Ohr. „Ich bin hier... ich halt dich ...“

Es war nur ein Flüstern, doch Lightning war sich sicher, es sich nicht eingebildet zu haben. Sofort öffnete sie die Augen und wollte sich umsehen, als sie bemerkte, dass sich zwei Arme um ihre Brust geschlungen hatten. Sofort erkannte sie die gebräunte Haut der Arme. „Fang?“ Sie wollte sich umdrehen, nachsehen, ob sie es wirklich war, oder ob sie sich wieder selber einen gedanklichen Streich spielte. Doch die Umarmung hinderte sie daran.

„Ich hab dir doch gesagt, dass egal was passiert, ich bei dir bin. Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber so ein Schlaf im Kristall ist was anderes, als im Bett“, Fangs weiche Stimme war ihr so nah.

Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen und ein wohliger Schauer lief ihr den Rücken runter. Sie war wirklich hier! Die Arme der Dunkelhaarigen waren um sie herum geschlungen, ihre Stimme klang in ihren Ohren und ihr warmer Körper füllte auch ihren eigenen mit Wärme.

Leicht lächelnd legte sie ihre Hände nun auf Fangs Arme. „Es ist schön, dass du wieder da bist, aber wie ...?“

Bevor die Dunkelhaarige antwortete gab sie Lightning aus der Umarmung frei und setzte sich neben sie auf den Steg. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Grinsen, als sie der Soldatin antwortete. „Ich hab keine Ahnung wie. Als sich der Kristall um uns schloss habe ich mir gewünscht, dass ich nicht wieder fünfhundert Jahre schlafe, damit ich dich suchen kann. Und mein Wunsch wurde erhört. Vanille und ich sind an sich recht schnell wieder aufgewacht, aber wir wussten nicht, wo ihr hin seid und Grand Pulse ist groß. Also haben wir euch gesucht und uns durchgefragt. Haben die Orte besucht, in denen Siedlungen errichtet wurden“, sanft lächelte Fang die Soldatin an und wischte ihr dabei die verbliebene Träne vom Gesicht, „und so haben wir euch dann gefunden.“

Etwas verlegenen blickte die Kleinere nach unten. Ihr war es unangenehm, dass Fang bemerkte, dass sie geweint hatte. Daher sah sie sich suchend um. „Wo ist Vanille?“

Erneut lachte die Dunkelhaarige leise auf. „Bei euch, wo sonst? Wir haben Serah und Snow dreisterweise aus dem Bett geklingelt und sie haben mir dann gesagt, wo du steckst. Sie machen sich im übrigen Sorgen um dich. Serah meint du wärst in der letzten Zeit oft traurig.“

Ohne Fang anzusehen nickte die Soldatin leicht. „Wir haben zwar Serah und Dajh wiederbekommen, aber dafür haben wir dich und Vanille hergeben müssen...“

„Mit anderen Worten, du hast uns vermisst?“

Ein erneutes Nicken.

„Na dann ist doch wieder alles in Ordnung. Von nun an sind wir wieder da. Aber ich denke, ihr werdet anbauen müssen.“ Langsam erhob sich Fang und ging über den Steg zurück zum Strand.

Etwas irritiert über den plötzlichen Themenwechsel blickte Lightning der Größeren hinterher. War für Fang das Thema somit beendet? War dies das Wiedersehen? Noch ehe die Soldatin verstand wieso breitete sich in ihrem Inneren wieder Kälte aus. Fang war doch hier ... Hatte Lightning etwas anderes erwartet? Wenn sie ehrlich war, so dachte sie, dass die Dunkelhaarige ... Oder war es doch nur einfacher Trost gewesen, den Fang ihr gab, wenn sie ihn brauchte?

Sie war verwirrt. Warum schmerzte ihr Herz nun wieder? Konnte es vielleicht sein, dass sie mehr für die Dunkelhaarige empfand? Und sie sich einfach nach ihrer Nähe sehnte? Ihren Umarmungen ...

„Warte, Fang.“ Schnell erhob sich Lightning und ging der Dunkelhaarigen nach, die ein wenig am Strand entlang spazierte. Erst jetzt fiel der Soldatin auf, das dass auch Fang keine Schuhe trug und durchs Wasser schlenderte. Allerdings blieb sie stehen, als Lightning nach ihr rief. Ihre grünen Augen funkelten sogar im Dunklen. Aufmerksam wurde die Soldatin angesehen.

Ohne weiter darüber nachzudenken schlossen sich ihre Arme nun um den schlanken Körper der Dunkelhaarigen. Ihr Herz schlug dabei hart gegen ihre Brust, doch kaum schmiegte sie sich an Fang, spürte sie eine wohltuende Vertrautheit. Und noch während sie die Augen schloss legten sich warme Arme um sie. Diese Wärme, diese Arme ... Fang.

„Ich hab dich auch vermisst...“ Sanft wurde Lightning etwas von der Dunkelhaarigen geschoben, aufmerksam blickte Fang sie an. Eine Hand strich dabei über ihre Wange. „Ich lass dich nicht mehr allein.“

Eine leichte Röte legte sich auf die Wangen der Kleineren, als sie ihrem Blick standhielt. Ihr Herz raste. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. „Ich möchte mich fallen lassen, Fang.“ Ihre Worte waren nicht viel mehr, als ein Flüstern. Noch bevor sie ihren Kopf abwenden konnte, legte sich auch noch die andere Hand der Dunkelhaarigen auf ihre andere Wange. Langsam aber stetig näherte sich Fangs Kopf. Lightnings Blick blieb auf ihren rosafarbenen Lippen hängen, die näher und näher kamen. Ihr Herz setzte ein paar Schläge aus, als sich das weiche Fleisch auf die ihren senkte. Augenblicklich wurden ihre Beine weich, doch Fangs Arme schlossen sich schon wieder um ihren Körper. Die Arme der Soldatin schlangen sich währenddessen um den Hals der Größeren, die Hände verschränkten sich in deren Nacken.

Und in diesem Moment lösten sich alle Fragen, alle Sorgen und alle Ängste in Luft auf. Zurück blieb das wohlige Gefühl, welches die Lippen auf ihren auslösten. Dieser Kuss war so unendlich behutsam, so vorsichtig und doch unmissverständlich. Eine Geste, die weit mehr sagte, als hundert Worte. Wärme breitete sich in ihrem Inneren aus. Sie schmiegte sich an den Körper der Dunkelhaarigen. Alleine diesen zu fühlen beruhigte sie, gab ihr Geborgenheit. Wahrscheinlich weil sie Fangs Stärke kannte. Die Kriegerin wusste wie man kämpfte, demnach konnte Lightning sich ihr anvertrauen. Und ihr Herz schrie danach sich endlich fallen lassen zu können. So ließ sie es geschehen, dass die Hände der Dunkelhaarigen von ihrem Rücken zu den Hüften wanderten und der Druck auf ihren Lippen zunahm, ehe sie sich wieder langsam zurückzogen. Allerdings blieben die Hände auf ihren Hüften, während grüne Augen ihren Blick begegnete. Ein sanftes Lächeln breitet sich auf Fangs Gesicht aus. „So und von nun an reden wir offen miteinander. Ich will dich nicht jedes mal zwingen müssen, Gefühle zu zeigen.“

Deswegen hatte sich die Dunkelhaarige also eben von ihr so rasch abgewandt. Sie wollte, dass Lightning von selbst aus sich herauskam. Kurz nickte die Kleinere, bevor auch auf ihren Lippen ein leichtes Lächeln erschien. „Gib mir Zeit und ich werde es versuchen.“

Fangs rechte Hand verließ ihren Platz und strich ihr dabei sanft durch die rosafarbenen Strähnen auf ihrer Stirn. „Wir haben genug Zeit. Solange du sie mit mir teilst, darfst du dir so viel nehmen, wie du willst.“

Langsam lehnte sich Lightning wieder an den warmen Körper vor ihr. Ihr Kopf ruhte auf der Brust der Dunkelhaarigen, so dass sie ihren regelmäßigen und ruhigen Herzschlag hören konnte. Es war ungemein beruhigend. „Danke, Fang...“

Erneut schlossen sich Fangs Arme um ihren Körper. „Gern. Aber nun lass uns zurückgehen. Es ist weit nach Mitternacht und ehrlich gesagt bin ich müde. Ich hoffe du hast nichts dagegegen, dein Bett mit mir zu teilen.“ In ihrer Stimme klang eine ordentliche Portion Humor mit.

Und doch schoss Lightning erneut Blut ins Gesicht. Allerdings hatte Fang da nicht so unrecht, da Vanille wahrscheinlich auf der Couch schlief bleiben nicht mehr viele Varianten offen.

„Keine Sorge, ich beiße nicht.“

Und endlich lachte Lightning auf, löste sich von der Größeren und sah sie eindringlich an. „Das will ich dir auch raten. Ansonsten schläfst du vor dem Bett.“

Schmunzelnd ging Fang an ihr vorbei und machte sich mit langsamen Schritt und betont schwingenden Hüften zurück zum Haus. „Das würde ich mir an deiner Stelle zwei mal überlegen.“

An Selbstbewusstsein mangelte es der Dunkelhaarigen nun wirklich nicht. Allerdings auch nicht an Humor. Von nun an würde es wohl nicht mehr langweilig bei ihnen werden. Mit Fang und Vanille zog einiges an Leben ein und ja, sie würden anbauen müssen. Aber genau das machte sie glücklich.

Weg mit Sorgen, Ängsten, schlechten Gedanken und Kämpfen. Endlich konnten sie alle in Frieden leben – sie alle.
 

No need to cry
 

Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kirika88
2013-06-06T15:55:13+00:00 06.06.2013 17:55
Ich weiss nicht aber irgendwie machen deine FF Storys süchtig... :D Wenn ich erst mal angefangen hab kann ich nicht mehr aufhören weil ich unbedingt wissen will wie es mit den beiden weiter geht :) Und selbstverständlich gibt es auch hier wieder ein Favo :P
Von:  _Porti_
2012-11-11T17:47:07+00:00 11.11.2012 18:47
Omg, dieses OS ist so toll!
Es hat mich wirklich total gepackt, ich hatte aus langeweile nach FFs gesucht und stieß auf dieses OS. Aber so etwas gutes hatte ich nicht erwartet. Man kann die Emotionen der Beiden so gut nachempfinden, und ich finde die Szenen, die du gewählt hast auch echt gut. Am Liebsten mochte ich den Moment, wo Fang ihre Hände an Kopf und Schulter von Light legt und was sie dann sagt, dass ist so unglaublich berührend!
Über das Happy End bin ich echt froh und mir sind wirklich Tränen gekommen! :)
Bitte mehr davon!
Liebe Grüße
Porti

PS: Gibt es die Bilder auch in groß? *:* sie sind soooo tooll!!!
Von:  Daeyun
2012-10-02T16:49:33+00:00 02.10.2012 18:49
Von meiner Freundin empfohlen und das hat sich gelohnt.
Die FF ist wunderschön geschrieben, besonders mag ich, dass du beide Sichtweisen verfasst hast.
Sehr emotional und es hat mich wirklich berührt, das heißt einiges (bin sehr kritisch XD). Zumal das Pairing echt toll ist, zwar nicht mein Liebling, aber kommt direkt danach.
Ich kann nur sagen, weiter so. Deine Andere werde ich mir auch mal durchlesen.

Liebe Grüße
Baru
Von:  -Kei-
2012-09-29T10:36:07+00:00 29.09.2012 12:36
Diese Geschichte ist wahnsinnig schön. Zwischen durch hab' ich wirklich gedacht das ich weinen müsste und manchmal musste ich so lachen. Du hast einen sehr guten Weg gefunden die Gefühle von Lightning und Fang sehr gut und nachvollziehbar darzustellen.
Ich mag deinen Schreibstil sehr gerne und hoffe das es von dir auf jeden Fall noch mehr zu lesen geben wird. <3

Danke für diese Bereicherung im FF-Bereich

Liebe Grüße


Yamato
Von:  Raevyn
2012-08-23T15:39:20+00:00 23.08.2012 17:39
*herbeischleich*
Ich bin durch Zufall über die FF gestolpert und als Fang x Lightning Fan musste ichs mir einfach mal durchlesen und es war auch kein Fehler. xD Ich fand die Geschichte einfach unglaublich schön zu lesen, dein Schreibstil gefällt mir einfach wunderbar (z.B. finde ich es total toll, wie du auf die Gefühlswelt der Charaktere eingehst und schöne Beschreibungen einfügst), es ließt sich flüssig und es hat mich einfach gefesselt.^^ Hoffentlich schreibst du noch mehr solche Geschichten zu diesem Paar. <3
Von:  Dark777
2012-08-07T19:02:53+00:00 07.08.2012 21:02
Yippie, erst mal vielen Dank für die Widmung \(^_^)/!!!!

Dieses Kapi ist Balsam für ein nach Romantik dürstendes Herz...........zwischendurch braucht man sowas einfach mal! Wirklich sehr schön geschrieben, habe aber auch nichts anderes erwartet ;-). Besonders schön fand ich die Stelle, in der Fang Lightning nicht nur mit Worten Trost und Schutz spendet, sondern dies auch mit den kleinen Gesten unterstreicht. Das Chapter ist sehr auf die Gefühle ausgerichtet, sowas gefällt mir sowieso sehr gut. Was mich auch immer anspricht, ist die ruhige Erzählweise und das, für einen One-Shot, gemächliche Herantasten. Bevor ich hier noch weiter schwadroniere, erhältst du schon jetzt eine 1+ V(~_^)!

PS: Die Bilder sind wirklich gut gelungen, passen hervorragend zur Geschichte.
Von:  HarukalovesMichi
2012-08-07T16:47:49+00:00 07.08.2012 18:47
Kawaaaiiiii ich liebe es, so toll :D mein Lieblingsparing

Das war sehr schön zu lesen :D

1+

Haru


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