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Ewig dein! Ewig mein! Ewig uns!

von

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Ich glaube, ich liebe dich!


 

10. Ich glaub, ich liebe dich

Schweigend saß Shikamaru in Temaris Wohnzimmer und wartete darauf, dass die Blondine wiederkam. Diese stand in der Küche und machte erneut für sich und Shikamaru Tee. Eigentlich hatte sie keinen mehr trinken wollen, doch so konnte sie die Zeit bis zu ihrem Geständnis noch herauszögern. Sie wusste, dass das eigentlich nicht ihrem Charakter entsprach. Sie wusste, dass sie normalerweise frei nach Schnauze sagte, was ihr auf dem Herzen lag, doch bei dem Thema verließ sie einfach ihr Mut, wofür sie sich am liebsten selbst ohrfeigen würde.
 

Seufzend machte sich die Blondine auf den Weg zurück. Sie wusste, dass sie dieses Gespräch nicht umgehen konnte, schließlich ging es hier um ihre gemeinsame Zukunft. Wie schon bei Ino stellte sie die Tassen auf den Tisch, bevor sie sich gegenüber von Shikamaru in den Sessel setzte. Sie glaubte einfach nicht, dass es für ihr Gespräch förderlich war, wenn sie so nah beieinander saßen. Sie sollten lieber Abstand halten, um einen klaren Kopf bewahren zu können, auch wenn es ihr erstaunlich schwer fiel. 
 

~~~
 

Shikamaru seufzte tief in sich hinein. Während Temari in der Küche war, hatte er versucht sich die passenden Worte zu Recht zu legen. Dies gelang ihm aber nur mehr schlecht als recht, denn jedes Mal glitten seine Gedanken zu der jungen blonden Frau, die in der Küche stand. Wie sollte er es ihr nur sagen? Er hatte keine Ahnung.
 

Als Temari wiederkam, beobachtete er ihre Bewegungen und ihre Mimik genau. Er versuchte in Erfahrung zu bringen, ob sie die gleichen Gefühle für ihn hatte wie er für sie oder ob sie ihm mit ihrem Fächer eins überzog, weil er einfach abgehauen war. Zutrauen würde er ihr auf jeden Fall beide. Viel mehr fragte er sich allerdings, wieso sie sich nicht zu ihm setzte. Lag es an ihn oder doch er an ihrem Kuss? Er hatte keine Ahnung und doch war er irgendwie froh, dass sie sich nicht neben ihn setzte. So konnte er wenigstens etwas seine Gedanken ordnen und unter Kontrolle halten. Und doch hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte, sodass sich eine unangenehme Stille ausbreitete und umso länger diese anhielt desto nervöser wurde er irgendwie. Er musste etwas sagen, aber nur was? Die Stille durfte auf keinen Fall anhalten, denn so kamen sie nie voran.
 

Auch Temari wollte das unangenehme Schweigen brechen, doch wusste auch sie nicht wie sie es anstellen sollte. Noch nie hatte sie sich so einem Gespräch stellen müssen. Woher sollte sie also wissen, was sie sagen sollte? Sie hatte absolut keine Ahnung. Hinzu kam, dass sie noch immer nicht wusste, was sie von ihren Gefühlen halten sollte, zumal sie nicht einmal wusste, wie Shikamaru die ganze Sache sah. Es wäre so viel einfacher, könnte sie in seinem Gesichtsausdruck lesen, was er dachte. Doch der zeigte wie üblich nur die genervte Miene, die so nichts aussagend war und sie am liebsten jedes Mal aufs Neue verfluchen wollte. Konnte er nicht einmal zeigen, was er fühlte? Konnte er nicht einmal mit offenen Karten spielen? Konnte er ihr nicht einmal zeigen, was er dachte? Er war es schließlich gewesen, der nach dem Kuss abgehauen war. Er war es doch, weshalb sie nun hier saßen und schwiegen.
 

Vorsichtig trank die Blondine einen Schluck von ihrem heißen Tee, wobei sie Shikamaru nicht aus den Augen ließ. Sie wusste, dass er sie schon die ganze Zeit beobachtete. Als Kunoichi war sie darin geübt so etwas zu bemerken. Doch sie konnte ihn verstehen, denn genau wie er wollte auch sie keine Reaktion seinerseits verpassen. Sie wusste genau, dass, sollte er etwas von sich preisgeben, es nur Sekunden dauern würde. Sekunden, die ihr doch so viel über seine Gefühlte verraten konnten. Jedoch konnte sie nicht länger darüber nachdenken, denn die Stille begann sie zu erdrücken. Der jungen Frau wurde plötzlich klar, dass es nichts brachte, sich weiter Gedanken zu machen. Sie musste einfach etwas sagen.
 

„Shikamaru …“

  „Temari …“ Gleichzeitig sprachen sie den jeweils anderen an, wobei sich ihre Blicke einen Moment lang kreuzten, bevor sie sich beider wieder abwanden, als sie drohten erneut in den Augen des anderen zu versinken. Warum musste das alles auch immer so kompliziert sein? Konnte es nicht einfach mal einfach sein? Musste das Leben ihnen wirklich jedes Mal Steine im Weg legen? So lange hatten sie sich schon mit ihren Gedanken und Gefühle quälen müssen, warum konnten sie das nicht endlich klären? Sie wollten doch nur endlich Ruhe haben. Ruhe vor ihren Freunden, Ruhe vor ihren verwirrenden Gefühlen und Gedanken.
 

Shikamaru seufzte. Man nervte ihn das schon wieder. Sonst war er doch auch immer direkt und nicht nur er, sondern auch Temari. Normalerweise sagte sie ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, was sie dachte und wollte. Warum klappte das nun also nicht? Warum bekamen sie kein Wort raus? Warum war es so schwer? Erneut seufzte er. Wie anstrengend das doch alles war … Warum musste er eigentlich immer so viel nachdenken, wenn er bei ihr war? Warum hielten seine Gedanken bei ihr nicht still? Warum war das alles so kompliziert? Wie sollte er ihr nur sagen, dass er sich in sie liebte? Angestrengt dachte er über seine Situation nach.
 

Und da war sie auch schon wieder. Diese unangenehme und erdrückende Stille, die sie beide eigentlich doch loswerden wollten. Wie sie sie hassten! Konnten sie nicht einfach endlich etwas sagen? Konnten sie nicht dieses verdammte Schweigen brechen? Konnten sie nicht mit der Wahrheit rausbrechen? Es würde alles so einfach machen, doch in ihrem Leben schien wohl nichts einfach zu sein, dabei wollten sie beide doch einfach nur versuchen glücklich zu werden und nun saßen sie hier und brachten kein Wort raus. Wie sollte das nur weiter gehen? 
 

„Sag mal Shikamaru. Was machst du eigentlich hier?“, riss Temari den Nara aus seinen Gedanken, nachdem sie einfach tief durchgeatmet hatte. Sie wusste, dass das eine dämliche Frage war, immer wusste sie die Antwort bereits. Allerdings war es ein Anfang. Ein Anfang, der getan werden musste, um vorankommen zu können. Nun war es an Shikamaru zu antworten und das Gespräch am Laufen zu halten. Blieb nur noch ein Problem: Der Nara hatte absolut keine Ahnung, was er sagen sollte. Er konnte schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen. Sie würde ihn sofort wieder aus der Tür hinausbefördern, dem war sich der Schwarzhaarige sicher. Doch was sollte er sonst sagen? Das Offensichtliche? Eigentlich würde ihre Frage dies nach sich ziehen. Ihm war natürlich nicht entgangen, dass sie wusste, warum er hier war. Das war auch nicht schwer. Also versuchte sie wahrscheinlich einfach nur ein Gespräch zu beginnen, um dieses nervige Schweigen zu brechen. Das hieß, nun lag es an ihn.
 

„Ich wollte mit dir reden“, erwiderte er schlicht, wobei er ihr tief in die Augen sah. Temari hielt dem Blickkontakt stand. In ihren Augen konnte er sehen, dass sie dies bereits wusste, aber auch dass sie sich eigentlich eine andere Antwort erhofft hatte. Nichtsdestotrotz änderte sich an ihrer Mimik nichts. Sie blieb genauso starr wie die seine.

  „Das ist gut! Ich möchte nämlich auch mit dir reden!“, antwortete sie schlicht. Auch in Shikamarus Augen konnte sie sehen, dass ihm dies bereits klargewesen war, auch wenn sich seine restliche Mine nicht veränderte. Jedoch war es nur ein logischer Schluss, immerhin wollte auch sie wissen, was an jenem Abend mit ihm losgewesen war, warum er einfach abgehauen war. Gerne würde er ihr ihre Fragen beantworten, doch vorher musste er etwas wissen, allerdings kam ihm Temari zuvor.
 

„Beantwortest du mir ein paar Fragen?“, fragte die Blondine den Schwarzhaarige nachdenklich. Dieser aber wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte, weshalb er nur nickte, wobei er natürlich hoffte, dass sie keine unangenehmen Fragen stellte, auch wenn er wusste, dass es sich nicht vermeiden ließ, wenn sie vorankommen wollten. Entschlossen sah er sie an, Temari aber wand ihren Blick von ihm ab und blickte stattdessen in ihre Tasse. Vielleicht konnte sie sich so besser konzentrieren.
 

„Warum hast du mich geküsst?“, fragte sie sogleich ohne Umschweife. Er seufzte. Das war eine der Fragen, die er eigentlich gerne umgegangen hätte, dennoch wollte er ihr antworten, schließlich hatte er zugestimmt, ihre Fragen zu beantworten.

  „Ich denke, weil es sich richtig angefühlt hatte, außerdem hast du mich auch geküsst!“, antwortete er, wobei er versuchte so genervt und desinteressiert wie sonst auch zu klingen.

  „Du denkst?“, wiederholte Temari ungläubig, wobei sie seinen letzten Kommentar gekonnt ignorierte. Shikamaru schien dies nicht besonders zu gefallen.

  „Ja ich denke! Ich kann dir keinen klaren Grund nennen, warum ich dich geküsst habe, weil ich es selber nicht weiß. Ich weiß nur, dass es sich richtig angefühlt hat!“, erwiderte er, wobei er immer lauter wurde.
 

Das wollte sich Temari allerdings nicht bieten lassen. Drohend sah sie den Nara an. Wie konnte er es nur wagen, seine Stimme gegen sie zu erheben? Was dachte er, wen er vor sich hatte? Dachte er wirklich, er könnte so mit ihr umspringen? Doch umso mehr sie über ihn und ihre plötzliche Wut nachdachte, desto mehr verließ sie das Gefühl der Beklommenheit und die Hemmungen, die sie bis vor kurzem noch gebremst hatten.

  „Ach ja! Wenn es sich so richtig angefühlt hatte, warum bist du dann einfach abgehauen?!“, fauchte sie ihn an, wobei sie spürte wie ihr eine Träne ins Auge stieg, welche sie schnell wieder wegblinzelte, damit er nicht sah, wie nah ihr seine Worte gingen. Aber warum nahmen sie sie so mit? Warum konnte sie nicht so kühl bleiben, wie sonst auch immer? Warum war es gerade er, der diese Emotionen in ihr hervor rief? Warum konnte sie sich einfach nicht gegen ihn wehren? Und warum zum Teufel musste sie jetzt auch noch anfangen zu heulen? Dabei war ihr Körper doch von der Wut auf ihn überströmt. Sie verstand die Welt einfach nicht mehr …
 

Die ganze Zeit über hatte Shikamaru sie stillschweigend beobachtet. Es gefiel ihm zwar nicht, aber er wusste, dass er das jetzt über sich ergehen lassen musste. Er kannte sie gut genug und wusste, dass das ihr Ventil war, um ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Als er allerdings sah wie sich Tränen in ihren Augen bildeten, stellte er seine Tasse auf den Tisch, stand auf, ging zu Temari und zog sie sanft vom Sessel hoch, um ihr zärtlich über die Wange streichen zu können. Dabei wischte er die Tränen, die mittlerweile über ihre Wangen liefen und diese sonst so starke Frau auf einmal zerbrechlich wirken ließ, weg.  
 

Unentschlossen blickte der Nara die Blondine an. Er wusste, dass er in einer gewissen Weise schuld daran war, dass sie nun vor ihm stand und weinte. Eigentlich hatte er das auch ganz anders geplant. Er hatte mit ihr vernünftig und sachlich reden wollen, aber wie er es schon vorausgesehen hatte, er konnte ihre Reaktionen einfach nicht abschätzen. Immer wieder verliefen ihre Gespräche in eine ganz andere Richtung als er beabsichtigte. Bei allen anderen schaffte er es, sie in die Richtung zu lenken, die für ihn am leichtesten war. Nur sie und seine Mutter widersetzten sich dem. Er hatte zum Beispiel auch nicht geplant gehabt, sie so zärtlich zu berühren, denn genau das in Verbindung mit ihrer Nähe, brachte sein Herz zum schneller Schlagen. Was sollte er nur machen?
 

Temari aber sah Shikamaru verwirrt an. Sie verstand die Welt nicht mehr. Was machte er da? Warum strich er ihr über ihre Wange? Warum war er ihr so nah gekommen? Hatten sie nicht stillschweigend abgemacht, dass es besser war, wenn sie zunächst von einander fern blieben?! Doch erst, als Shikamaru sie dichter an sich zog und sie in seine Arme schloss, realisierte sie, dass aus ihrer einen Träne ein Meer aus Tränen geworden war. Schnell wischte sie die letzten Spuren der Tränen weg und stoppte den Fluss, bevor sie sich voll und ganz Shikamarus Umarmung hingab, um sich dagegen zu wehren und bei klaren Gedanken zu bleiben, war es bereits zu spät. Viel zu berauscht war sie von seinem Geruch und seiner Wärme. 
 

Seufzend legte sie ihren Kopf an seine Schulter. Ihre Tränen waren mittlerweile vollständig verebbt, während ihre Arme schlaf an ihrem Körper hängen. Viel zu groß war das Gefühlschaos in ihrem Innersten. Sie wusste einfach nicht mehr, was sie fühlen sollte. Wie schaffte er es nur immer wieder sie so durcheinander zu bringen? Wieso konnte sie bei ihm nicht so stark sein, wie sie es eigentlich immer war? Wieso schaffte er es, sie in ihren schwachen Momenten zu erleben? Warum war er der einzige, der es ansatzweise schaffte, sie zu durchschauen. Denn so wie es schien, schaffte er es erneut hinter ihre Fassade zu blicken und das Gefühlschaos in ihrem Inneren zu sehen und irgendwie war sie ihm dafür dankbar.
 

Sanft strich Shikamaru ihr über den Rücken, um sie zu beruhigen und ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. Nur fiel es Temari so umso schwerer ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen. Immer wieder und wieder schweifte sie ab. Warum musste er auch so gut riechen? Warum musste er sie immer wieder so sehr ablenken. Warum nahm er sie jedes Mal so ein? Konnte sie denn nicht irgendwann immun gegen ihn sein? Er musste doch irgendwann seine Wirkung auf sie verlieren?! So konnte es auf jeden Fall nicht weiter gehen. So würden sie niemals zu einem Enden kommen. 
 

Angestrengt versuchte sie die Gedanken an ihn zu verdrängen. Dies gelang ihr zwar eher schlecht als recht, allerdings reichte es soweit, dass sie es schaffte, ihre Gefühle und Gedanken zum Großteil wieder unter Kontrolle zu bringen. Um nicht gleich wieder rückfällig zu werden, schob sie ihn sacht von sich weg, immerhin wusste sie, welche Wirkung er auf sie hatte, wenn er ihr so Nah.
 

Ein paar Minuten lang musterte der Nara die Schönheit eingehend, schließlich konnte er ihre Verwirrung deutlich in ihren Augen sehen. Als er allerdings bemerkte, wie entschlossen sie war und dass alles wieder gut zu sein schien, nahm auch er etwas Abstand, immerhin hatte auch ihn die ganze Aktion nicht kalt gelassen.
 

„Warum hast du das gemacht?“, fragte sie ihn leise und ruhig. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch Shikamaru verstand genau, was sie ihn fragte. Er seufzte. Erneut hatte er etwas getan, wofür er keine Antwort hatte. Shikamaru wusste nicht wieso, doch, wenn er mit ihr zusammen war, setzte sein Gehirn einfach aus und überließ ihn seinen Instinkten. Er wusste nicht, warum er sie in seine Arme geschlossen hatte. Doch eigentlich wusste er es, er wollte nicht, dass sie weiter traurig war, weil es einfach nicht zu ihr passte und weil er der Meinung war, dass ihr ein Lächeln viel besser stand als ihre Tränen. Allerdings konnte er ihr das wohl schlecht sagen, immerhin würde sie dann wissen, dass er sie liebte, schließlich war sie nicht dumm.
 

Auch noch nach einigen Minuten sah Temari ihn weiterhin abwarten an. Sie wollte ihm die Chance geben, sich ihr zu erklären, doch umso mehr sie darauf wartete, dass er etwas sagte, desto nervöser wurde sie. Jedoch wurde sie nicht nur von Nervosität sondern auch von Wut erfasst. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er es nicht schaffte, ihr Rede und Antwort zu stehen, dabei wusste er doch genau, dass er mit über alles reden konnte. Klar manchmal waren ihre Reaktionen darauf nicht gerade rücksichtsvoll, allerdings hatte sie noch keinen den Kopf abgerissen. Als es jedoch weiterhin nicht danach aussah, als würde er etwas sagen, entzog sie sich ihm und setzte sich wieder zurück in ihren Sessel, da sie sich dort besser unter Kontrolle hatte.
 

Nachdem Temari sich gesetzt hatte, zog sich auch Shikamaru wieder auf seinen Platz zurück. Auch er wusste nicht, warum es nichts gesagt hatte. Er wünschte, er könnte es, doch er wusste nicht was, er wusste nicht wie. Es tat dem Nara leid, dass er die Blondine durch sein Verhalten in gewisser Weise verletzte, auch wenn sie sich das niemals eingestehen würde. Doch daran wollte er in dem Moment nicht denken, wichtiger war, dass ihm jetzt etwas einfiel, was er ihr sagen konnte, womit er sie beruhigen konnte. Blöd nur, dass seine Gedanken immer wieder zu der hübschen Blondine ihm gegenüber wanderten. Wieso konnte er bei ihr einfach keine klaren Gedanken fassen? Sie brachte ihn noch um seinen letzten Nerv. Warum konnte es mit dieser Frau niemals einfach sein?
 

Seufzend trank er einen Schluck von seinem Tee, wobei er es nicht verhindern konnte, dass sein Blick zu Temari wanderte. Aus dem Augenwinkel konnte er genau sehen, wie ihre Wut, die ihm vor wenigen Minuten noch so unbändig erschien, langsam aber sicher von wachsender Verzweiflung ersetzt wurde. Es zerbrach ihn fast das Herz, sie so zu sehen und dennoch hatte er keine Ahnung, was er tun sollte. Er glaubte plötzlich nicht mehr daran, dass es richtig war, Temari seine Gefühle zu gestehen, zumindest nicht so, denn egal wie oft er es in seinen Gedanken durchspielte, es nahm von diesem Moment kein gutes Ende. Es war zum Verzweifeln!  
 

Doch mit einem Mal erschien ihm ihr Verhalten mehr als nur suspekt. Vor ihrem Treffen hatte dies hier tausend Mal durchgespielt, allerdings war diese Wendung nie dabei rausgekommen. Er war es einfach nicht gewohnt, dass die sonst so taffe Blondine so offen ihre Gefühle zeigte. Ganz davon abgesehen, dass er sich niemals hatte träumen lassen, Temari jemals weinen zu sehen, immerhin war es für sie ein Zeichen der Schwäche, wenn man seine Gefühle offenbarte. Temari aber wollte keines Falls schwach sein. Das wusste er genau. Doch gerade deshalb verwunderte ihn ihr Geheimnis umso mehr. Warum ließ sie es nun also zu, dass sie vor ihm weinte? Warum offenbarte sie ihm ihre innersten Gefühle? Warum ließ sie sich einfach von ihm trösten? Hätte das das Gefühl der Schwäche, das sie niemals erfahren wollte verstärkt? Umso mehr der Nara darüber nachdachte, desto weniger verstand er, was da eigentlich gerade passierte. Das einzige, was er wusste, war die Tatsache, dass sich erneutes Schweigen um sie gelegt hatte.
 

Jedoch war nicht nur Shikamaru in seinen Gedanken versunken, sondern auch Temari dachte über das ein oder andere nach. Allerdings gingen ihre Gedanken in eine ganz andere Richtung als die des jungen Naras. Während er noch über ihre Reaktionen nachdachte, drehte sich ihr Welt um ihre Gefühle, denn, was Shikamaru entgangen war, war die Verwirrung, die sich in den Blick der Blonde versteckt hatte, seit er sie so zärtlich berührt hatte. Temari aber konnte, an nichts anderes mehr denken, als diesen einen Moment. Das war alles so neu für sie, so verwirrend. Sie verstand einfach nicht, warum ihr Herz so wild geschlagen hatte, als er sie berührte. War das vielleicht eine Nebenwirkung der Liebe, die sie scheinbar für ihn empfand? Oder bildete sie sich das nur ein? War es vielleicht etwas Ernsteres? Oder fühlte sich Liebe so an? Schlug das Herz schneller, wenn man von dem berührt wurde den man liebte? Konnte das wirklich stimmen? Sie verstand die Welt nicht mehr. Musste den immer alles so kompliziert sein?  
 

Eine ganze Weile grübelte sie über dies und anderes nach. Gerne hätte sie ihm ihre Liebe gestanden, doch jedes Mal, wenn sie kurz davor war, es ihm zu sagen, kamen in ihr wieder diese blöden Zweifel auf. Diese Zweifel gemischt mit der Angst, die sie so sehr verabscheute, verletzt zu werden. Wieso verließ sie gerade bei der Sache ihr ganzer Mut? Sie war Temari Sabakuno. Sie war eine der stärksten Kunoichi, die es überhaupt gab. Sie wurde spielendleicht mit großen Brocken fertig, aber sie schaffte es nicht, ihm ihre Liebe zu gestehen? Das war doch völlig lächerlich! Wie konnte sie nur vor so etwas Dämlichen Angst haben? Eigentlich wusste sie es ganz genau, doch eingestehen konnte sie es sich nicht, denn es würde bedeuten, dass sie sich ihre Schwäche eingestand. Eine Schwäche, die eigentlich gar keine Schwäche war, so lange sie nicht verletzt wurde. Aber gerade das war es doch, was sie nicht wusste. Sie wusste nicht, ob er sie verletzte oder nicht. Und so hielt die unangenehme Stille weiter an, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte …
 

Allerdings war ihnen beiden klar, dass es so einfach nicht weitergehen konnte. Sie mussten das jetzt klären. Sie mussten endlich zur Sache kommen. Sie konnten so nicht weitermachen. Es brachte keinen von ihnen weiter. Und so sprachen sie sich erneut gleichzeitig mit ihrem Namen an. Kurz sahen sie sich an, bevor sie peinlich berührt zur Seite blickten, um nach wenigen Minuten erneut gleichzeitig fort zu fahren.

  „Ich wollte …“, sagten sie und lachten. Auch wenn das gerade eine schwere Situation war, so schafften sie es doch ganz unbewusst die unangenehme Stimmung wieder aufzulockern. Eine ganze Weile saßen sie sich einfach nur gegenüber und erfreuten sich des Moments. Es fühlte sich für sie beide gut an, nach den Momenten an der Anspannung wieder locker beieinander sitzen zu können. Noch viel mehr. Es verlieh ihnen Mut. Mut, den sie brauchten, um das hier durchziehen zu können, um es endlich beenden zu können.
 

„Was wolltest du sagen, Shikamaru?“, fragte Temari nach einer Weile der Stille den Nara ernst. Auch Shikamaru nahm nun, wo sie zur Sache kamen, wieder ernstere Gesichtszüge an. Er wusste, dass er ihr früher oder später sagen musste, dass er sie liebte. Allerdings war er sich nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, wenn er es auf später verschob, wenn er noch ein bisschen darüber nachdachte, wie er es ihr sagen sollte, denn noch immer hatte er keine Ahnung. So viele Möglichkeiten und so viele mögliche Reaktionen, die er alle nicht wirklich einschätzen konnte. Und schon wieder gab er sich seinen Gedanken hin. Seinen Gedanken, die ihn so oder so nicht weiterbringen konnten, weil Temari einfach kein Buch war, in dem er lesen konnte, weil er nie wusste, wie sie reagieren würde.
 

Shikamaru aber war so sehr in seine Gedankenwelt abgetaucht, dass er gar nicht bemerkte, wie Temari seufzend aufstand und sich zu ihm auf die Couch setzte. Sie hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet. Schnell hatte sie bemerkt, dass er erneut in seinen Gedanken versunken war. Die Blondine wusste genau, dass sie nun keine Antwort mehr erhalten würde, zumindest nicht, bis er eine Lösung gefunden hatte, doch wenn sie auf die letzten Stunden sah, die sie hier verbracht hatten, dauerte dies noch eine Ewigkeit.
 

„Jetzt denk doch bitte nicht so viel über deine Antwort nach, Shikamaru!“, beschwerte sie sich seufzend und holte ihn aus seiner Gedankenwelt zurück. Doch noch immer starrte der Nara angestrengt in Richtung Wand, sodass er ihren sanften und einfühlsamen Blick nicht bemerkte. Temari konnte darüber nur den Kopf schütteln.

  „Weißt du, Shikamaru, ich weiß, dass du eigentlich ein Denker bist, der immer genau über seine Situation nachdenkt, aber manchmal ist es einfach leichter, wenn du das aussprichst, was dir zuerst in den Sinn kommt. Ich verspreche dir auch, dass ich dir nicht den Kopf abreißen werde“, fuhr sie fort, wobei sie versuchte die Situation durch einen Scherz noch weiter aufzulockern. Sie wusste zwar nicht genau was, doch irgendwas schien zu funktionieren, denn Shikamaru wand ihr plötzlich ihren Blick zu. Dabei hatten die beiden allerdings die Nähe, die sie zueinander hatten, unterschätzt.
 

Unwillkürlich lief der Nara rot an, als er bemerkt, wie nah sie sich eigentlich wirklich waren. Ohne es wirklich zu bemerken setzte sein Verstand aus. Temari, die dies natürlich bemerkt hatte, konnte sich diese Chance einfach nicht entgehen lassen.

„Was hast du denn, Shikamaru? Warum bist du so rot? Bring ich dich etwa in Verlegenheit?“, neckte sie ihn kichernd, wobei sie ihm noch ein bisschen näher kam. Fies grinste sie ihn an. Sie wusste nicht wieso, doch sie konnte es einfach nicht lassen. Allerdings war es genau diese Neckerei, diese Normalität, die Shikamaru brauchte, um sich wieder vollständig unter Kontrolle zu kriegen, womit er ihr auch wieder Kontra geben konnte.

  „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“, spottete er, wobei auch er ein fieses Grinsen auf den Lippen hatte.
 

Auf einmal fühlte es sich für die beiden so einfach an. Alles, das bis dato noch so schwer war, erschien ihnen plötzlich so einfach. Sie waren wie beflügelt und kamen sich Stück für Stück immer näher, bis sie nur noch Millimeter voneinander trennten. Lange verharrten sie einfach nur so und sahen sich an, ohne dass sie etwas sagten. Sie brauchten auch nichts zu sagen, denn in den Augen des anderen konnten sie lesen, was gesagt werden sollte, aber nicht ausgesprochen werden konnten. Vielleicht sollte es einfach nicht so sein. Vielleicht sollten sie sich einfach sagen, dass sie sich liebten. Vielleicht reichte es, wenn sie es in den Augen des anderen lesen konnten. Nein nicht vielleicht. Es war so. Sie waren nicht der Typ von Mensch, die sich fortlaufend ihre Liebe gestanden. Das passte einfach nicht zu ihnen. Diese drei Worte passten nicht zu ihnen. Sie ließen eher Taten statt Wort sprechen.
 

So langsam waren die beiden davon überzeugt, dass es die ganze Zeit nicht funktioniert hatte, weil es nicht so sein sollte. Sie sollten nicht sagen, dass sie sich liebten, sie sollten es einander zeigen. Da waren sich die beiden mittlerweile einig und so legten sie ganz zart, ganz leicht ihre Lippen aufeinander. Der Kuss dauerte nur wenige Augenblicke lang und doch bedeutete er ihnen die Welt. Er sagte das aus, was sie nicht in Worte fassen konnten. Er und die Gefühle, die er in ihnen ausgelöst hatte, sagten deutlich, was sie beide dachten: Ich liebe dich!



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  fahnm
2015-05-02T21:46:35+00:00 02.05.2015 23:46
Spitzen Kapitel
Von:  Mishieru
2012-09-12T13:25:52+00:00 12.09.2012 15:25
ieks wie cool endlich haben sie es sich eingestanden ^-^und ulala *_* sakura-chan hätte ich nicht von dir erwartet XD
freu mich schon aufs nächste kapitel
kagura-chan <3
Von:  EchoOfNoise
2012-09-11T17:21:21+00:00 11.09.2012 19:21
Awwwwww *-* ♥
Und so nimmt mein tag doch noch eine gute Wendung xD
Das. ist. so. süß! *-* :)
Hast du richtig gut beschrieben ^-^
oww... ich glaub ich les das kapi gleich noch mal :3
ach ja, und um dich zu trösten: ich kann sowas auch nicht schreiben ^-^ ich kriegs einfach nicht hin :p aber das muss ja auch nicht jeder können u.u finde ich jedenfalls :D

glg ShikaTema-Sama :)
Von:  fahnm
2012-09-10T21:12:01+00:00 10.09.2012 23:12
Super Kapi^^


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