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The Darkside

von

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Kollegen (Naruto, Shikamaru)

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Ein grauer Morgen war angebrochen.
 

Naruto saß da und starrte mit verdächtig dunklen Augenringen ins Nichts, bis sein Partner zu ihm in den Wagen hineinkletterte, den Gurt fest schloss und die Tür mit einem Knall zuzog.

Dann endlich kam Leben in ihn. Er hob die Arme um sich zu strecken, kniff die Augen zusammen, gähnte ausgiebig, ließ den Kopf nach hinten rollen und gab ein langgestrecktes, helles Fiepen von sich. Danach schrubbte er sich mit den Fingern beider Hände den Hinterkopf- an einer Stelle sehr vorsichtig- kämmte lange Haarsträhnen aus der Stirn und schüttelte sich. Ein tiefes Schnaufen beendete die Übung.
 

Entschlossen griff er nach dem Lenkrad. Düster starrte er durch die Windschutzscheibe nach draußen. Sein Schlüssel fand mit mit glattem Ratschen das Zündschloss, er drehte das Handgelenk und mit gefälligem Brummen sprang der Motor des Wagens an.
 

„Du solltest nicht so lang in den Clubs rumhängen wenn wir den nächsten Tag Schicht haben“, kam der gemurrte Einwand von der Seite, "Wir hatten darüber gesprochen, weißt du noch?"

Shikamaru lag im Beifahrersitz, die Arme vor der Brust verschränkt, die schweren Stiefel gegen das Armaturenbrett gestützt, die Haare in seiner üblichen Frisur zum oberen Hinterkopf zusammengebunden, wo ein Nest aus struppigen Zotteln der Schwerkraft trotzte.
 

„Dein Privatvergnügen in allen Ehren, aber es ist doch irgendwie peinlich, wenn echt mal was passiert und wir sitzen hier drin, beide mit dem Reaktionsvermögen von ner toten Nacktschnecke“
 

„Maah, Shikamaru!“, maulte Naruto und überwand sich zu einem ausführlichen Schulterblick bevor er links abbog, „Das ist noch nie schiefgegangen, entspann dich mal... außerdem, kannst du das nicht netter ausdrücken? Das Reaktionsvermögen von nem toten Hamster, vielleicht?“
 

„Wo ist der Unterschied?“, der Nara rutschte sich in seinem Sitz bequemer zurecht und seufzte zufrieden.
 

„Keine Ahnung...", Naruto hob beide Schultern, "Ich wär lieber ein toter Hamster als ne tote Nacktschnecke.“
 

„Kommt doch drauf an woran der Hamster gestorben ist... Und sprich so früh am Tag nicht von Nagetieren, das zieht Stress an! Kennst du die Geschichte nicht, von dem Typen der den Rettungsdienst gerufen hat, weil er eine Rennmaus in seinem Arsch hatte?"
 

Naruto schüttelte mit skeptischem Blick den Kopf und versuchte im Verkehrschaos der Innenstadt einen Überblick zu behalten.
 

"Er hatte eine Rennmaus im Arsch?!"

"Ja, mann! Irgendwelche perversen Sexspielchen, was weiß ich-... bis die Sanitäter da waren hat der Freund von dem versucht, das Vieh rauszukriegen- er schiebt ihm also irgendeine Art Rohr rein um Platz zu schaffen, und weil er nichts sieht, nimmt er sein Feuerzeug-..."

"Shit..."

"Er hält das Feuerzeug also an das Rohr im Arsch, daraufhin gibt´s ne Methangas- Explosion, der Nager schießt raus wie eine Kanonenkugel, trifft den zweiten Typen am Kopf und knockt ihn aus, als die Sanitäter endlich da sind haben sie einen mit Gehirnerschütterung und Platzwunde und einen anderen mit Verbrennungen dritten Grades am Hinterteil. Ob die Rennmaus überlebt hat, weiß ich nicht mehr"
 

"Pfff..." Langsam kam Narutos Unerschütterlichkeit zurück, ein kleines Grinsen zupfte an seinem Mundwinkel.

„Da war ja der mit dem Maiskolben letzte Woche noch harmlos dagegen...“
 

„Ich weiß nicht woher diese Faszination der Leute kommt, sich ungeeignetes Zeug in ihre Körperöffnungen zu stopfen...“, Shikamaru schüttelte nur den Kopf, "Wie stressig!"

"Echt mal", meinte Naruto stirnrunzelnd, "Dabei gibt es so viel sicheres Spielzeug, das man nur-..."

"Zu viel Privatinfos, Uzumaki!"

"...´Tschuldigung"

Sie teilten ein schmutziges Grinsen.
 

Shikamaru lehnte sich nach vorn und begann am Radio herumzudrehen. Vom Bildschirm der Rückspiegelkamera über ihm baumelten flauschige blaue Würfel und ein Wunderbaum.

Die Lautsprecher knarzten und rauschten.

Abgehackte Wortfetzen rissen sich aus dem Schnelldurchlauf der Frequenzen, bis plötzlich fröhliches Klavierstakkato durch die Fahrerkabine schallte.
 

„Oh Gott, was ist das?“, stöhnte Naruto, „Wenn du mich wieder mit Schlagern nervst, Nara, ich schwör dir-...“

„Komm schon, man! Das ist ein Klassiker!“

„Mach nen anderen Sender rein, wir sind nicht beim Karaoke!“

„Du musst das hören! Uzumaki, du bist ein Kulturbanause-“

Naruto versuchte den Knopf zu erwischen, aber Shikamaru hielt längst seine Hand schützend davor und wehrte jeden Angriff ab. Und damit nicht genug, er drehte lauter, schloss hingebungsvoll die Augen und begann laut und ungewohnt leidenschaftlich mitzusingen.
 

„Where are those happy days“, heulte er, „they seem so hard to find!“

„Oh Gott“
 

Naruto kurbelte das Fenster herunter. „Hilfe!“, rief er, während er in den Kreisverkehr einbog und die Fahrerkabine nur so dröhnte vor alten Synthesizer- Klängen. Ein paar Passanten drehten sich sichtlich beunruhigt nach dem schwankenden Rettungswagen um.
 

„I try to reach for you, but you have closed your mind!“, sang Shikamaru unbekümmert, während er die Taschenlampe aus der Brusttasche seiner Jacke schamlos als Mikrofon zweckentfremdete.
 

„So when you´re near me darling, can´t you hear me SOS!“

„Nara!“

The love you gave me, nothing else can save me, SOS!“

„Oh man, womit hab ich das nur verdient?!“
 

Der Wagen brauste mit lauter Begleitmusik und zeternden, lachenden Insassen den Zubringer hinauf, über die Autobrücke und seinem Weg in andere Bezirke der Stadt entlang, während das Leben in den wohlhabenden Gegenden seinen gewohnten Lauf nahm. Menschen kamen zu spät, fanden keinen Parkplatz und traten in Hundehaufen. Sie machten sich Gedanken über die Farbe ihres Lippenstifts, die Weight- Watcher- Punktezahl ihres Mittagessens oder ihr zuhause vergessenes Handout für die Präsentation im Büro. Es war ein heller, erfreulicher Tag. Die Luft wirkte nach den kurzen Regenschauern der Nacht wie frisch gewaschen. Eine milde Brise machte den Smog aus Autoabgasen und Industriestaub leichter, die Sonne glänzte hinter hohen Bürogebäuden von einem metallgrauen Himmel.
 

Auf einigen der kargen Gräser und Pflanzen die sich durch den Asphalt gedrückt hatten und ihr raues Leben neben Litfaßsäulen, Hauswänden und Verkehrsschildern bestritten, glitzerten Tropfen von nächtlicher Feuchtigkeit. Und in anderen Gefilden der Stadt stritten sich streunende Katzen um Essensreste aus zerrissenen Müllbeuteln, fallen gelassene Zeitungsblätter gehörten zum Straßenbelag wie zertretener Kaugummi und hinter vergitterten Scheiben alter Videotheken vergilbten Filmplakate.
 

An der breitesten Straße dieser Gegend lag das Bordell, ein bizarres Gebäude wie ein verdorrtes Gewächs, in grauem, erschöpftem Schlaf. Fahnen und Banner in allen Farben des Abendrots hingen schlapp von den Wänden. Nur hinter wenigen Fenstern in den oberen Stockwerken waren die dicken, roten Vorhänge schon zurückgezogen, und nur ein einziges im dritten Stock war so früh am Morgen schon weit geöffnet.
 

Gegenüber empfing ein Bäcker die erste Kundschaft, ein altes Mütterchen mit krummem Rücken und einer halbleeren Flasche Strohrum im Gehwagen. Ein einsamer, letzter Nachtschwärmer taumelte geblendet vom Licht und halb taub seinem Versteck zu. Aber trotz der einzelnen Tropfen von Normalität war es still auf den Straßen. Sehr still. Nicht die Stille von Schlaf.

Eine Aura von kalter Reglosigkeit, die wie ein kriechender Nebel durch die Straßen zog und mehr Raum gewann. Es war als hätte eine Seuche zwei Drittel der Bevölkerung ausgelöscht. So rasch und so unerwartet, dass der Rest der Bewohner noch unmöglich begreifen konnte, was eigentlich wirklich passiert war.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2014-02-04T21:41:56+00:00 04.02.2014 22:41
Hey o(^▽^)o

Ja, das wäre wirklich interessant zu
Erfahren, was Naruto noch am Rest des
Abends gemacht hat. Ob er sich über
Den kleinen Erfolg bei sasuke gefreut
hat. Oder ob es ihn dann hinter es mehr
gefuchst hat das es daneben ging und
Sasuke ausgerastet ist.

Wenn er bei Shikamaru am nächsten
morgen so müde ist, war er vielleicht noch
einen zum Trost trinken, nachdem Sasuke
geflüchtet ist. Es hatte sich so angefühlt, als
wenn der Abend noch recht früh gewesen
ist... oder ist er ihm hinterher?


Die Beschreibung der Stadt hat mich an
ein heruntergekommenes Getto erinnert
ziemlich trostlos und weil es so gefährlich
ist traut sich keiner zum vergnügen raus.

War das mit der Seuche nur methamophorisch
gemeint, weil die Gegend so trostlos und leer
wirkt ... oder fehlen da wirklich so viele Einwohner?

CuCu Jyorie

Von:  RedRidingHoodie
2013-09-13T17:44:29+00:00 13.09.2013 19:44
Haha, Shikamaru... Ich mag ihn ja. :) Und ´Ein Nest aus struppigen Zotteln, dass der Schwerkraft trotzt` ist eine tolle Beschreibung für sein Haar, die merk ich mir. xD

Die Story mit der Maus ist ja widerlich, aber ich musste trotzdem lachen xDD Hast du die irgendwo gehört oder selbst ausgedacht? Und die Erwiderung ´Der Maiskolben letzte Woche war ja harmlos...` ist preisless. XDD Ich kann nicht mehr.
Und es wird noch besser! ABBA, Scheiße, was zur Hölle?! xD Ich muss sagen, ich interpretiere Shikamaru eher als stillen Zyniker, aber der Schlager-Fan ist auch super und ich bin mir sicher, dieses Gespann hat auch in der unschönen Stadt, die du so facettenreich beschreibst, seinen Spaß. Muss man sich wahrscheinlich auch machen bei so einem Beruf...

Der Abspann gefällt mir gut. Wie ich schon mehrmals gesagt hab mag ich es, wie du die Umgebung beschreibst, und seltsamer Weise passt hier der abrupte Umschwung von Narutos und Shikamarus Ausgelassenheit zu der Düsternis, die du dann langsam einfließen lässt. Und langsam frag ich mich, ob Sasuke auf seinem Rachefeldzug echt so viele Leute umgebracht hat oder was du dir so als Szenario ausgedacht hast. Hargh, ich wünschte, ich hätte mehr Zeit zu lesen! XD
Und zu kommentieren. Die Kapitel zwischen dem hier und dem von Itachis Tod kommentier ich auch, ich war nur so fasziniert von Shikamarus Mäuse-Story, dass ich das gleich in Worte fassen musste. *lach*
Antwort von:  somali77
23.09.2013 00:15
Haha, die Mäuse- Story ist eigentlich eine Urban Legend, die quer durch die Popkultur immer mal wieder zitiert wird, zum Beispiel in Southpark (Lemmingwinks! xD) oder in einem Liedtext von Rammstein...

Shikamaru-... du hast Recht, in dem Kapitel kommt er nicht wirklich als stiller Zyniker rüber xD aber ich bin der Meinung, dass alle großen Genies ab und zu hemmungslos albern sein müssen (sonst platzt wahrscheinlich ihr Gehirn oder so xDD). Er ist nicht wirklich ein Schlager- Fan, er-... naja, man erfährt im Laufe des Textes wahrscheinlich mehr über ihn und seine musikalische Ader ^^ streng genommen müsste er ja zu faul sein, aber ich glaube dass er in diesem Universum Gitarre spielen (und dazu singen) mit ähnlicher Faszination gelernt hat wie Shogi-Spielen...

Ya, abgesehen davon sind Sanitöter ein lustiges Völkchen xD Beinahe so lustig wie Krankenpfleger, aber das ist ein anderes Thema...

Mmmh, yeah... ich dachte mir, es geht alles so ineinander über, das leichte fröhliche und der düstere Hintergrund-... ich mag starke Kontraste. Und ich finds immer noch klasse, dass du so coole Kommentare schreibst xD <3 Danke!


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