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Digimon Battle Generation

[Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo wieder alle miteinander,

Wie vorher schon versprochen, geht es nun mit Digimon Battle Generation - bis zum Ende der Geschichte - wöchentlich weiter :)
Hier sind wir nun bei Episode 50. DAG hatte damals nur 50 Episoden, aber DBG wird gesamt 53 Episoden haben. Haha!

Nun, wie dem auch sei. Das nächste Kapitel. Ich wünsche euch viel Spaß und freue mich - wie immer - über Feedback. Komplett anzeigen

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Episode 50: Zerfall

Ich habe mein Leben lang geglaubt, meine Freunde beschützen zu können. Jetzt aber bin ich nicht so sicher. Wäre es anders, wenn ich einen Tamer hätte? Die digitale Welt verändert sich. Wenn die Menschen Recht haben verändern sich beide Welten. Gibt es dann noch einen Platz für uns? Gibt es einen Ort, wo wir sicher sein können?

                                                                           – Tailmon
 

28. Juli 2011 – Digitale Welt
 

Digitale Sandkörner, die sich bei Berührung mit ihrer Haut nur auflösten, und schimmernde Datenpakete wurden ihnen entgegen geweht, als sie auf der physischen Ebene ankamen.

Rin sah sich um. Sie konnte die anderen kaum sehen und war dankbar, dass sich Kunemon einmal wieder um ihren Hals gewickelt hatte. Auch wenn sie wusste, dass der Schatten rechts von ihr Takumi war, war sie froh, dass er ihre Hand hielt.

Ai stand näher bei ihr, hatte sich an sie gedrängt und gab ihr ein wenig halt, um vom Wind nicht fortgeweht zu werden, während sie mit der anderen Hand Impmon an sich gepresst hielt.

Wo die anderen waren konnte sie allerhöchstens erahnen.

Gokuwmon hatte sie hierher geführt. Es hatte gesagt, dass dies die physische Ebene war – sie selbst war sich dahingehend nicht einmal ganz sicher. Immerhin konnte sie praktisch nichts von ihrer Umgebung sehen.

Zwischen dem Rauschen des Sturms hörte sie nur immer wieder die angestrengten Laute der Babydigimon, die es noch schwerer hatten gegen den Wind anzukommen.

Sie waren erstaunlich schnell hergekommen. Gokuwmon hatte sie eine der Treppen an den Bergen von Sanzomons Ebene hinabgeführt, durch eine sehr schmale Höhle und dann durch eine Grotte. Dann waren sie hier gewesen.

Doch nun konnten sie nichts tun, als gegen den Sturm anzukämpfen, und Rin hoffte nur, dass Takumi, Ai oder irgendwer Sanzomon oder Gokuwmon noch im Blick hatte und sie einander nicht komplett verloren. Dafür hatten sie doch keine Zeit...

Dankbarer Weise schien Takumi einen ähnlichen Gedanken zu haben. Sie hörte seine Stimme rufen: „Gokuwmon! Wir können so nicht weiter!“ Er hustete, wahrscheinlich weil ihm Sandkörner in den Hals gekommen waren – etwas, das auch unangenehm war, wenn sich die Körner im nächsten Moment auflösten. „Wir verlieren uns so nur!“

Rin konnte nicht genau sagen, ob Gokuwmon oder Sanzomon oder sonst wer sie gehört hatte, aber nach wenigen Sekunden blieben sie stehen.

Dann hörte sie eine andere Stimme. Die, des älteren Nakamura. „Gokuwmon sucht uns eine Höhle. Etwas, wo wir warten können, bis der Sturm vorbei ist.“

Einige der Baby-Digimon schienen sich – von allem was Rin hören könnte – zu freuen. Doch vor allem blieb es still. Dieser Sturm... Was war, wenn er nicht rechtzeitig aufhörte?

Sie wussten ja nicht einmal, wie sie so in die reale Welt zurück kommen sollten... Doch mit diesem Sturm hatten sie keine Chance...
 

29. Juli 2011 – Tokyo, Japan
 

„Takato! Takato!“

Die vertraute Stimme seines Partners riss ihn aus dem Schlaf.

Nach den Anstrengungen der letzten Tage – er war als Dukemon mehrfach in andere Städte, von Sapporo nach Kitakyushu geflogen – war er erschöpft und tat sich nur schwer damit, den Schlaf gänzlich abzuschütteln.

„Guilmon?“, fragte er leise. „Was ist denn los?“

Er blinzelte und rieb sich die Augen, im Versuch den Schlaf zu vertreiben. Noch immer war seine Sicht etwas verschwommen, doch es wurde besser.

Gähnend griff er auf den Nachttisch neben seinem Bett und schaltete das Licht an oder versuchte dies zumindest. Doch obwohl er den Schalter umlegte geschah nichts. Ein Stromausfall? Sein müdes Gehirn brauchte ein wenig, um zu diesem Schluss zu gelangen.

Derweil zog Guilmon ihm die Decke weg. „Takato!“, wiederholte es. „Etwas stimmt nicht! Guilmon kann es spüren!“

Verständnislos sah Takato es an. „Was?“

„Etwas stimmt nicht!“, sagte das Digimon erneut – dieses Mal mit noch mehr Nachdruck.

Langsam holte Takato Luft, ärgerlich mit sich selbst, dass sein Gehirn so lange zu brauchen schien, um den Schlaf gänzlich abzuschütteln. Etwas stimmte nicht, sagte er sich selbst. Und wenn etwas nicht stimmte, mussten sie etwas tun.

Er setzte sich auf und schlug die Decke zurück. Dann griff er nach seinem Handy, das neben der Nachttischlampe lag.

Beinahe automatisch wählte er die Nummer der Hypnoszentrale, nur um das Rauschen der toten Leitung zu hören. War vorhersehbar gewesen, dachte er sich, und versuchte es mit Skype.

Hier hörte er im ersten Moment ein Tuten, wie das Signal, dass gewählt wurde. Doch im nächsten Moment verschwand das Freizeichen und stattdessen hörte er auch ein Raschen, doch versetzt mit anderen Geräuschen: Ein hohes Piepsen, das in unterschiedlichen Abständen erklang, und etwas, das beinahe wie leise flüsternde Stimmen klang.

„Was...?“ Er sah auf den Bildschirm des Smartphones. Das ganze Bild schien zu flackern.

Langsam wurde er wach. Ja, Guilmon hatte Recht, etwas stimmte so gar nicht.

Er kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung dadurch einen klaren Kopf zu bekommen und stand auf. „Warte einen Moment, Guilmon“, murmelte er und strich dem Digimon über den Kopf, ehe er in sein Badezimmer ging, um sich kurz das Gesicht zu waschen.

Zurück in seinem Zimmer, zog er sich – so schnell wie es ihm in der Dunkelheit des Zimmers, die nur vom Licht seines Smartphonebildschirms erhellt wurde, möglich war – an und griff dann nach seinem Digivice.

„Seltsam...“, murmelte er leise zu sich selbst, als ihm klar wurde, dass das Digivice ihn normal warnte, wenn etwas vor sich ging, das in irgendeiner Form mit der digitalen Welt zu tun hatte. Hatte es vielleicht doch nichts damit zu tun?

Wieder sah er auf sein Handy, dessen Bildschirm noch immer flackerte.

Nein, es musste etwas mit der digitalen Welt, mit der Anomalie zu tun haben. Da war er sich sicher. Er steckte sein Smartphone in die Hosentasche und hängte sein Digivice an seinen Gürtel. „Lass uns gehen, Guilmon.“
 

Während sich Takato und Guilmon auf den Weg machten, lag Shoji wach im Bett. Er hatte schlecht geschlafen in den letzten Nächten und auch diese Nacht war es nicht besser.

Die grün leuchtenden Ziffer der Digitaluhr auf seinem Nachtschrank zeigte an, dass es kurz vor Vier war, doch er konnte einfach nicht mehr einschlafen. Immerhin hatte er diese Nacht geschlafen, wenngleich nur drei Stunden – vielleicht etwas mehr.

Zumindest Gazimon schien nicht dasselbe Problem zu haben. Es lag zusammengerollt am Fuß seines Bettes und schien in aller Ruhe zu schlafen.

Shoji seufzte und setzte sich auf, um aus dem Fenster neben seinem Bett zu schauen.

Die Nacht war sternenklar, so dass die digitale Welt gut zu erkennen war. Doch auch wenn sein Blick zum Himmel gerichtet war, sah er weder die blassen Sterne, noch das Abbild jener anderen Welt.

Er dachte nach und kam sich doch so albern vor deswegen. Denn zwischen all den Dingen, die in den letzten Tagen passiert waren – und auch er hatte die Bilder aus San Francisco gesehen – war es doch nicht das, was ihm Gedanken bereitete.

Sicher. Er sorgte sich um seine Eltern, um Denrei und Shuichon, um Gazimon. Er hatte Angst, dass sie dieses Mal vielleicht nichts würden tun können, um schlimmeres zu vermeiden. Ja, er war sich dessen bewusst, dass von allem, was sie wussten, die Welt untergehen könnte – auch wenn er sich nicht einmal sicher war, was dies bedeuten würde.

Doch trotz all dieser Gefahren, trotz allem, was gerade passierte, war das, was ihm den meisten Schlaf raubte, der Gedanke an Ruki.

Immer wieder erinnerte er sich daran, wie ihre Lippen die seinen berührt hatten, und er fragte sich, warum er es einfach nicht vergessen konnte. Er hatte wichtigere Dinge, über die er nachdenken sollte!

Und dennoch...

Er wusste einfach nicht, was er darüber denken sollte. Wie er zu Ruki stand. Sicher, er mochte sie, sah sie als eine Freundin, doch wusste er nicht, ob da mehr war. Wie sollte er auch? Er hatte sich noch nie wirklich verliebt.

Auch wusste er nicht, was dieser Kuss zu bedeuten hatte. War es vielleicht nicht etwas gewesen, das sie im Affekt getan hatte? Vielleicht hatte sie sich selbst beweisen wollen, dass es mit Ryou vorbei war...

Und ja, dann war da auch noch Ryou. Zugegebener Maßen hatte er nie gewusst, was er von ihm halten sollte und Ryous Verhalten in den letzten Wochen hatte ihn davon überzeugt, dass er ihn nicht mochte. Dennoch fühlte er sich schlecht wegen der ganzen Sache. Nicht nur, dass er Ryou ausgeknockt und dann der Regierung ausgeliefert hatte, er hatte auch seine Freundin geküsst – oder sie ihn. Doch die Tatsache änderte nicht, dass er sich ihm gegenüber schuldig fühlte.

Je mehr seine Gedanken sich darum im Kreis drehten, desto mehr dachte er jedoch auch daran, dass es eben doch andere Dinge gab, wichtigere Dinge, über die er sich eigentlich den Kopf zerbrechen wollte. Immerhin... Wenn die Welt untergehen würde, wenn sie sterben würden, dann wäre es egal, dass Ruki ihn geküsst hatte. Dann wäre es auch egal, was er selbst empfand. Dann...

Eigentlich wollte er darüber nicht nachdenken.

Er schloss die Augen und öffnete sie im nächsten Moment wieder und dieses Mal sah er – wenngleich nur für einen Moment – zur digitalen Welt hinauf. Dieses Mal bemerkte er etwas: Ein Flackern, wie er es schon so oft vor den Erdbeben gesehen hatte. Doch anders... Dieses Mal verschwand es nicht nach ein paar Augenblicken.

Erst jetzt bemerkte er, dass auch etwas anderes seltsam war.

Die Sterne hinter der digitalen Welt waren besser zu erkennen, als es normal der Fall war. Normaler Weise waren sie wegen den vielen tausenden Lichtern der Metropole beinahe unsichtbar.

„Gazimon“, flüsterte er und stupste das Digimon an, das sofort die Augen öffnete.

„Was ist, Shoji?“, fragte es.

Shoji sah noch einmal aus dem Fenster. „Etwas stimmt nicht.“

Auch Gazimon folgte seinem Blick und für einen Moment zogen sich seine Pupillen zusammen. „Wir sollten nachsehen gehen“, stimmte es schließlich zu und sprang aus dem Bett. „Komm.“
 

29. Juli 2011 – Digitale Welt
 

Der Sturm heulte und heulte. Er schien nicht aufhören zu wollen und obwohl Makoto nun nicht besonders viel Erfahrung mit der digitalen Welt hatte, wusste er, dass etwas wirklich nicht stimmte. Doch was?

Nun, vielleicht war es auch egal, nun, da sie zurückkehren würden.

Makoto lehnte gegen die Wand der Höhle, die sich in eine der großen Felssäulen bohrte. Die anderen hatten sich hingelegt um zu schlafen oder sich zumindest etwas auszuruhen. Er wusste es nicht und eigentlich war es ihm eigentlich auch egal.

Die Höhle wand sich in den Felsen hinein und Makoto saß vor der letzten Biegung vor dem Ausgang. Er hörte das Pfeifen des Windes, auch wenn er weit genug in der Höhle war, als dass er nicht mehr nach draußen sehen konnte.

Sanzomon hatte sie verlassen. Es hatte etwas davon gesagt, zu versuchen, jemanden zu finden, der den Weg in die physische Ebene kannte. Das Digimon erschien Makoto ein wenig zu mysteriös, aber was wusste er schon. Er verstand noch immer nicht genau, was es mit Kaitos Bruder und Sanzomon genau auf sich hatte. War er wirklich die letzten Jahre in dieser Welt gewesen?

Er beugte sich etwas vor, um zu den anderen zu sehen. Die Baby-Digimon, Takumi, Rin und auch seine Schwester lagen auf dem sandigen Boden und schienen tatsächlich zu schlafen. Doch während Kunemon sich in Rins Armen zusammengerollt hatte und auch Impmon – er seufzte – war an der Wand zusammengesunken und schien zu schlafen. Doch Kotemons Augen leuchteten aus dem Dunklen seines Helms hervor.

Er setzte sich zurück, doch er konnte ein Rascheln hören und einen Moment später kam Kotemon um die Ecke.

„Makoto“, sagte es leise. „Kannst du nicht schlafen?“

Doch Makoto erwiderte nichts. Stattdessen wandte er den Blick an und zog seine Beine noch etwas näher an sich heran.

Für einen Moment zögerte Kotemon, doch dann setzte es sich neben ihn. „Weißt du, deine Schwester hat sich große Sorgen um dich gemacht“, sagte es.

„Ich weiß“, erwiderte er nur einsilbig und ohne das Digimon anzusehen. Was wollte es? Ihm ein schlechtes Gewissen machen?

„Du solltest mit ihr sprechen“, meinte Kotemon.

Makoto zog die Schultern hoch. „Sie schläft.“

„Ich meine nicht sofort“, erwiderte das Digimon. „Aber ihr solltet euch aussprechen.“

Erneut schwieg Makoto nur.

„Takumi und Rin haben sich auch Sorgen gemacht“, fuhr Kotemon vor. Es zögerte. „Ich weiß, wir haben alle nie so viel mit dir zu tun gehabt, Makoto-kun, aber... Takumi, Rin, ich, wir wollen deine Freunde sein. Wenn du uns nur lässt.“

Auch darauf sagte er nichts. Es erschien ihm kindisch – ein so offenes Freundschaftsangebot. Er selbst hatte nie viele Freunde gehabt. Aber immerhin hatte er immer Ai und Impmon gehabt, seit er vier Jahre alt gewesen war.

„Makoto...“, setzte Kotemon an, doch er seufzte.

„Danke, Kotemon“, sagte er schließlich leise. „Und... Es tut mir leid, dass ihr wegen mir in dieses Schlamassel geraten war.“

„Sagt es deiner Schw...“ Kotemon brach ab und stand plötzlich auf. Es sah sich um und seine leuchtenden Augen schienen schmaler zu werden.

In seinem Leben hatte Makoto genug mit Digimon zu tun gehabt, um zu wissen, das so ein Verhalten normaler Weise nur eins bedeuten konnte: Gefahr! Irgendetwas was nicht in Ordnung. Auch er setzte sich auf. „Was ist? Was ist, Kotemon?“ Doch im nächsten Moment wurde ihm klar, was es war: Der Boden bebte unter ihren Füßen.

Es war wie in der realen Welt. Und wenn er sich an ihre Ankunft in dieser Welt erinnerte, konnte es nichts gutes bedeuten.

„Weck' die anderen“, sagte Kotemon nur.

Makoto nickte und sprang auf. Er machte drei Schritte um die Biegung. „Hanegawa-kun! Okamura-san!“ Er zögerte. „Nee-san! Nakamura-san!“ Er lief zu seiner Schwester und schüttelte sie.

Doch bevor jemand reagieren konnte, erschien Sanzomon in der Höhle. „Wir müssen hier weg!“, rief es aus.

Langsam erwachten die anderen.

„Was...?“, fragte Rin, aber bevor jemand antworten konnte, hörten sie ein lautes Donnern, das von draußen zu kommen schien. Das Beben wurde stärker und im nächsten Moment fielen Felsblöcke zu Boden.
 

28. Juli 2011 – San Francisco, USA
 

Wieder war eine Stunde vergangen, seit Commander Johnson gegangen war. Er hatte so viele unnütze Fragen gestellt und seinerseits natürlich keine Antworten gegeben.

Noch immer presste Jenrya seinen Kiefer zusammen, doch schien er zumindest keinen neuen Streit anfangen zu wollen. Denrei warf ihm einen Seitenblick zu. Zumindest etwas.

Was hätte er im Moment nur dafür gegeben sein Digivice bei sich zu haben? Was hätte er dafür gegeben, zu wissen wie es Shuichon ging?

Doch beides war ihm nicht möglich.

Stattdessen starrte er nur mit mittlerweile leerem Blick auf die Uhr ihnen gegenüber.

Er war so müde...

Er war sich nicht einmal sicher, ob er nicht zwischendurch weggedöst war. Die ganze Zeit fragte er sich, wie lange sie ihn und Jenrya hierbehalten wollten. Was würde noch mit ihnen passieren? Was für mit Dracomon passieren?

Tatsächlich hatte er etwas Angst. In den letzten Tagen hatte er alles andere als einen guten Eindruck vom amerikanischen Militär bekommen. Die Digimon, die sie getötet hatten. Das voreilige Eingreifen.

Zur Hölle damit. Wenn er drüber nachdachte waren sie definitiv Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen war. Damals, vor drei Jahren, als er zum Tamer geworden war, hatte der Angriff der Demon Lords auf die reale Welt, die Grenze zwischen den Welten geschwächt, aber es war der D-Reaper Angriff auf die digitale Welt gewesen, der Ultimate Chaosmon hervorgebracht und die Grenze gänzlich zerbrochen hatte.

Es war also ihre Schuld und dennoch machten sie alles nur noch schlimmer.

Er sollte aufhören, darüber nachzudenken, sagte er sich. Je mehr er darüber nachdachte, desto wütender wurde er und er wusste nur zu genau, dass er nicht wütend werden durfte. Er musste sich kooperativ, vorbildlich zeigen, wenn er hier irgendwie herauskommen wollte. Gut, er wusste nicht mal, ob das ihm helfen würde, doch es war sicher erfolgreicher, als den nächsten, der in diese Zelle kam anzuschreien.

Der Verhör zuvor hatte beinahe zwei Stunden gedauert und irgendwie hatte er es geschafft, zumindest genug zu verschweigen. Er hatte ihnen nicht von jener anderen Welt erzählen wollen. Das letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war, dass sie ein Reaper-Programm dahin aussandten. Davon war er überzeugt. Davon abgesehen hatte er jedoch in die Wahrheit gesagt, in der Hoffnung, dass es die Unwahrheit verschleiern würde.

Noch einmal sah er zu Jenrya hinüber.

Jenrya hatte mehr gesagt als er. Er schien auch wesentlich eher bereit, den Vorschriften des Militärs und der amerikanischen Regierung Folge zu leisten.

Denrei verstand ihn nicht.

Die analoge Uhr tickte.

Was ging draußen vor? Was mittlerweile vielleicht noch eine Anomalie hier in den USA aufgetaucht? Hatten sie vielleicht noch so eine Bombe abgeworfen?

Er hätte alles dafür gegeben, zu wissen, was außerhalb vor sich ging.

Doch er konnte es nicht wissen.

Der Minutenzeiger wanderte weiter und weiter. Fünf Minuten. Zehn Minuten. Niemand weiteres kam. Sie waren allein. Sie schwiegen. Fünfzehn Minuten. Zwangzig. Eine weitere halbe Stunde war vergangen.

Nur schwer unterdrückte er den Drang aufzustehen und erneut herumzulaufen. Stattdessen saß er hier und starrte abwesend auf das verspiegelte Fenster, die Uhr und den Tisch.

Eine dreiviertel Stunde.

Dracomon. Shuichon. Er machte sich solche Sorgen. Hätte dieser dämliche Commander ihnen nicht zumindest sagen können, was man mit ihnen vorhatte?

Es war schon später Nachmittag.

Fünfzig Minuten. Fünfundfünfzig. Sechsundfünftig. Dann ging auf einmal die Tür auf.

Ganz automatisch sah er hin und erwartete erneut den Commander zu sehen. Vielleicht um sie in eine andere Zelle zu bringen. Vielleicht um sie noch einmal zu verhören.

Doch während die Frau, die nun in der Tür stand, zwar ebenfalls eine Militäruniform trug, war sie nicht allein und die beiden Gestalten, die hinter ihr standen, gehörten definitiv nicht zum Militär.

So überrascht war er, dass er aufsprang. „Alex-san!“, rief er aus.

Der Mann der neben ihr stand war ihr Vater, der sie auch schon bei der Polizei rausgeholt hatte.

Auch Jenrya sah auf. „Alex?“, fragte er, mehr verwirrt als überrascht.

Alex hob die Hand zum Gruß, sagte aber nichts.

„Sie können gehen“, meinte die Soldatin in einem herrischen Tonfall. Natürlich sprach sie Englisch. „Sie sind vorerst entlassen.“ Sie hielt einen Stapel Papier in den Händen und ging mit diesem zu ihnen hinüber. „Es ist ihnen jedoch vorerst verboten das Gebiet um San Francisco zu verlassen. Wir behalten es uns vor, sie bei weiteren Ordnungswidrigkeiten zu verhaften und unter Arrest zu stellen. Sollten Sie sich mit ihren Digimon in weitere Kämpfe verwickeln, werden wir strafrechtliche Maßnahmen gegen sie verfolgen.“ Ihr Kiefer war mindestens so angespannt zusammengedrückt, wie der Jenryas. Sie teilte den Papierstapel in zwei und legte die Hälfte jeweils einen vor sie. „Das sind Ihre Auflagen. Lesen Sie sich die Texte bitte ordentlich durch und unterschreiben.“ Sie zeigte ihnen mehrere Zeilen zum Unterschreiben – gesamt sechs Stück.

„Lassen Sie sich mit meinen Mandanten reden“, meinte Alex' Vater und ging zu Ihnen hinüber. „Ich werde Ihnen mitteilen, wenn wir soweit sind.“

Die Soldatin nickte nur. Sie drehte sich um und verließ den Raum, während Alex zu ihnen hinüber ging und erst Jenrya, dann Denrei umarmte. „Ich bin so froh, dass es euch gut geht.“

„Was hast du gemacht?“, fragte Jenrya zurückhaltend.

„Ich habe nichts gemacht“, erwiderte sie und nickte ihrem Vater zu. „Das war alles mein Dad.“

Denrei zögerte und sah den großen dunkelhäutigen Mann an. „Arigato“, flüsterte er. „Danke.“

Der Mann nickte nur und setzte sich auf den Stuhl, auf dem zuvor Commander Johnson Platz genommen hatte. „Nichts zu danken“, erwiderte er mit der Andeutung eines Lächelns. „Aber jetzt hört mir zu. Wir müssen vorsichtig sein. Es gibt hier einige, die euch unter Arrest halten wollten und selbst jetzt... Es wird schwer, eure Digimon rauszubekommen.“

„Wie geht es Shuichon?“, fragte Denrei.

„Shuichon und Lopmon sind schon draußen“, erwiderte Alex. „Es war einfacher mit ihr...“ Sie seufzte. „Aber jetzt kümmert euch um die Unterlagen. Wir haben nicht viel Zeit.“
 

29. Juli 2011 – Tokyo, Japan
 

Es war gruselig, wie verlassen die Stadt wirkte. Viele Menschen hatten wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen, dass der Strom ausgefallen war. Zwar waren die Menschen hier sozusagen bekannt dafür die Nächte durchzuarbeiten, doch war es gerade der Zeitrahmen nachdem die letzten ins Bett gingen und die ersten Aufstanden. Von jenen Leuten, die die Nächte durchmachten, einmal abgesehen.

Die Straßen waren dunkel, da auch die Straßenbeleuchtung ausgefallen war, und beinahe komplett verlassen. Die Menschen, die Shoji sah, während er auf Sangloupmons Rücken durch die Straßen ritt, waren verwirrt, teilweise panisch. Es kam normal nicht vor, dass der Strom solange ausfiel, geschweige denn, dass die ganze Stadt betroffen zu sein schien. Dazu kam, dass einige Menschen offenbar hängen geblieben waren auf dem Weg nach Hause. Die Kreuzungen waren teilweise ob der ausgefallenen Verkehrslichter blockiert und wahrscheinlich fuhren auch keine Züge.

Was ging hier nur vor?

„Achtung!“, hörte er die tiefe Stimme seines Partners, während sie eine beinahe leere Umgehungsstraße entlangliefen.

Im ersten Moment wusste er nicht, was es meinte, doch dann schoss Liamon aus einer Seitenstraße hervor.

„Shoji!“, rief Steve, der auf dem Rücken des Löwendigimons saß, überrascht.

Shoji nickte ihm zu. „Larson-san“, sagte er. Eigentlich hätte er aus Höflichkeit gefragt, was der andere hier machte, doch im Moment schien es nur allzu offensichtlich. Sie beide waren unterwegs in Richtung der Skyline von Shinjuku, die sich dank der Dunkelheit kaum sichtbar vor dem Nachthimmel abhob.

„Du weißt nicht, was passiert?“, fragte Steve – noch immer mit etwas unsicherem Japanisch.

„Nein“, erwiderte Shoji. „Aber ich hoffe, Yamaki-san und die Leute von Hypnos wissen mehr davon.“

Der Amerikaner nickte nur. „Ja.“ Er sah zur digitalen Welt auf. „Glaubst du, ein weiteres Monster ist hier?“

Für einen Moment schwieg Shoji. „Nein...“ Auch sein Blick wanderte zur digitalen Welt hinauf, während seine Hände das Fell seines Partners noch fester umfassten. Noch immer flackerte das Abbild jener fremden, anderen Welt. Nicht gleichmäßig, doch das zwischen den verschiedenen digitalen Konstrukten hin und her springende Flackern verschwand nie. „Ich glaube es ist etwas Schlimmeres...“ Und er mochte diesesn Gedanken so gar nicht. „Komm!“

Damit beschleunigte Sangloupmon seinen Lauf und auch Liamon tat es ihm gleich.
 

29. Juli 2011 – Digitale Welt
 

Shoji hatte Recht. Es passierte etwas und es war kein Wesen, das in der realen Welt auftauchte. Stattdessen war es etwas, das den Tamern, die noch immer in der digitalen Welt waren, schwer zu erklären war.

Bevor Takumi wirklich wusste, was geschah, ja, bevor er überhaupt richtig wach war, fiel er.

Er wusste nicht einmal, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Das laute Donnern, das Beben oder die Rufe von Makoto und Sanzomon... Er konnte es nicht sagen, auch wenn er alles irgendwo am Rand seines Bewusstseins wahrgenommen hatte.

Doch nun fiel er und alles in seiner Umgebung schien undurchdringliche Schwärze zu sein. Was passierte hier nur?

„Takumi!“, schrie Kotemon, das etwas Abseits von ihm war, und seine unter dem Ärmel vergrabene Hand nach ihm ausstreckte.

„Kotemon!“ Auch er versuchte seinen Partner zu erreichen, doch ohne Erfolg.

Die anderen fielen. Rin war ihm am nächsten und schien wie er aktuell nicht einmal panisch, sondern einfach nur Verständnislos zu sein.

Da waren die anderen Digimon. Die Baby Digimon.

Makoto. Ai. Die Nakamuras.

Sie würden nicht sterben, rief er sich in Erinnerung. Sie waren in der digitalen Welt und der Sturz – egal wie tief sie fielen – würde sie nicht umbringen. Aber er wusste auch, dass es bedeuten musste, dass etwas wirklich, wirklich nicht stimmte, wenn der Boden unter ihren Füßen und die Höhle, die sie zuvor umgeben hatten, einfach zerbrachen.

Auch die Schwärze, die sie nun umgab. Etwas sagte, dass dies nicht richtig war. Dies sollte auch in der digitalen Welt nicht sein, oder?

„To Shishun-kyou“, rief Sanzomon aus und leuchtende Kugeln erschienen um sie und schienen sie für einen Moment zu halten.

Es war wie beim Kampf in Sanzomons Ebene. Sie schienen in der Luft stehen geblieben zu sein, auch wenn er es nicht sicher sagen konnte. Zumindest hatte er nicht mehr das Gefühl zu fallen, aber ihm fehlte in der Schwärze, die ihn umgab, jedwede Referenz ob er wirklich nicht mehr fiel.

„Was passiert hier?“, rief Ai.

„Die digitale Welt zerbricht“, erwiderte der ältere Nakamura, jedoch ohne zu schreien. Takumi war sich nicht einmal sicher, ob er ihre Frage beantwortete oder nur mit sich selbst sprach. „Wir sind zu spät.“

„Wie kommen wir jetzt in die reale Welt?“, fragte ein Koromon, dass zusammen mit ein paar anderen Baby-Digimon in einer der Kristallblasen festhing.

„Es ist zu spät“, murmelte Tailmon nur. „Viel zu spät.“

„Aber, Tailmon...“, begann Bearmon, das mit ein paar anderen der jungen Digimon in einer Blase saß.

„Hört mir zu!“, sagte Sanzomon, das in der Luft schwebte. Anstrengung klang in seiner Stimme mit. „Wenn wir in die reale Welt wollen...“ Es stöhnte auf, als würde es ihm schwer fallen, den Schutz für sie aufrecht zu erhalten. „Wir müssen jetzt gehen!“

„Aber wie?“, rief der jüngere Nakamura aufgebracht.

Sanzomon zögerte und sah zu seinem Partner. „Ich weiß es nicht...“, gab es mit immer schwächer werdender Stimme zu und Takumi wusste nur zu gut, dass dies nichts gutes Bedeuten konnte.

Es versuchte gerade zwölf von diesen Blasen aufrecht zu erhalten und offenbar war es zu viel für das immer noch vom vergangenen Kampf geschwächte Digimon. Er konnte sehen, wie einige der Blasen Daten verloren.

„Sanzomon“, murmelte der ältere Nakamura und zog eine Karte aus seiner Tasche. „Card Slash!“ Doch es war schon zu spät. Die kristallenen Blasen zerbarsten und sie fielen wieder in die nie enden wollende Tiefe.

Takumi versuchte es dem älteren Tamer gleichzutun und eine Karte zu zücken. Wenn die Digimon digitierten und Flügel bekamen, vielleicht könnten sie sie dann zurücktragen?

Doch es war nicht so leicht, wie gedacht, im Fallen an eine Karte zu kommen.

„Impmon!“, hörte er Ai rufen und sah, wie sie nach der Klaue ihres Partners griff.

Natürlich geschah nichts. Keine Digitation. Nichts. Was auch immer im Kampf gegen dieses seltsame Wesen passiert war, schien Impmon vorerst stark geschwächt zu haben.

Und selbst wenn... Beelkomon würde sie nicht retten können.

Was sollten sie denn nun tun?

Dann – ganz plötzlich – sah er ein Licht. Nein. Zwei Lichter. Eines leuchtete in einem flammenden Orange, das andere in einem hellen, leicht bläulichen Violett. Sie kamen auf sie zu.

„Was...“, murmelte er und wusste nicht, ob dies ein gutes Zeigen war.

Im nächsten Moment waren sie von dem Licht umgeben.
 

29. Juli 2011 – Tokyo, Japan
 

Im Osten der Stadt ging langsam die Sonne auf. Tauchte die Bucht von Tokyo in ein leuchtendes Orangerot, während sie immer höher über den Horizont wanderte.

Nicht, dass Ryou sie sehen konnte, aber er wusste, dass es so war, während die Häuser, die er durch das Krankenhauszimmer sehen konnte, in die glühenden Farben des Sonnenaufgangs getaucht waren.

Er hatte kaum geschlafen und noch immer war er an das verfluchte Bett gefesselt. Wie lange wollten sie ihn denn noch hier behalten? Seit er hier war, hatte niemand mit ihm gesprochen, abgesehen von den Schwestern und einem Arzt. Doch niemand war zu ihm gekommen. Niemand von den elendigen Sesselfurzern der Stadtverwaltung, nicht Yamaki und natürlich auch keiner der anderen Tamer.

Auf seine Frage, wo Monodramon war, hatte auch niemand geantwortet.

Er hasste es! Er hasste es so sehr!

Auch Ruki war nicht noch einmal hergekommen. Ruki... Wieso tat sie ihm das an?

Er musste raus. Er musste wieder kämpfen. Er brauchte sein Digivice und Monodramon.

Doch niemand brachte es ihm.

Mehr als einmal hatte er etwas überlegt. Er hatte einmal gehört, dass man Handschellen entfliehen konnte, wenn man nur bereit war, sein Daumengelenk zu brechen. Immerhin würde er seine menschliche Hand nicht brauchen, sobald er wieder Justimon war. Dennoch hatte er es nicht über sich gebracht.

Alles was die Ärzte hier ihm gesagt hatten, war, dass er eine leichte Gehirnerschütterung hatte, dass er übermüdet war und Ruhe brauchte. Auf seine Frage, warum man ihn an das verfluchte Bett gefesselt hatte, hatte niemand geantwortet.

Er ließ sich in die Kissen zurückfallen und starrte wütend auf die Decke.

Natürlich hatte auch er das Flackern am Himmel bemerkt. Auch hatte er mitbekommen, dass es irgendwann in der Nacht eine ziemliche Aufruhr auf den Fluren gegeben hatte und die Lichter außerhalb seines Zimmers ausgegangen waren. Irgendwann waren sie wieder angegangen, doch er hatte sich herleiten können, dass die Stadt offenbar einen Stromausfall erlitten hatte und der Notstromgenerator angesprungen war. Er war sich sicher, dass es etwas mit der Anomalie zu tun hatte.

Die Tür ging auf.

Er setzte sich schnell auf, damit rechnend, dass es eine der Schwestern war, die ihm das Essen brachte.

Doch er lag falsch.

Vier Gestalten kamen ins Zimmer. Zwei waren Menschen, die anderen beiden Digimon. Hirokazu, Kenta, Hagurumon und Penmon.

Er sah sie missmutig an. „Was macht ihr hier?“, fragte er grummelig.

Beide blieben in der Tür stehen und zögerten. Sie warfen sich einen Blick zu.

„Wir wollten mit dir reden“, meinte Kenta schließlich vorsichtig.

„Und hier...“ Hirokazu sah auf seine gefesselte Hand. „Hier kannst du nicht davon laufen.“

Ryou schnaubte nur. „Oh, wunderbar. Endlich jemand, der mir eine Moralpredigt halten will. Super! Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet“, meinte er nur voller Sarkasmus.

Wieder wurden Blicke gewechselt.

„Ich finde, er ist sehr unverschämt“, stellte Hagurumon fest.

„Pipapapipo!“, stimmte Penmon zu.

Darauf schnaubte Ryou nur erneut.

Schließlich seufzte Hirokazu. „Glaubst du nicht, dass du unfair bist?“

„Wieso?“, erwiderte er nur kühl.

„Ryou“, meinte der andere. „Wir haben die ganze Zeit versucht dir zu helfen!“

Kurz schwieg Ryou, dann sah er zum Fenster hinüber. „Ich brauche eure Hilfe nicht.“

„Ich glaube, du brauchst im Moment jede Hilfe, die du bekommen kannst“, meinte Kenta. „Hast du dich einmal umgesehen, wo du bist?“

„Dann wollt ihr mich befreien?“, fragte Ryou, die Stimme noch immer voller Sarkasmus. Natürlich wollten sie das nicht. Klar wusste er, dass die beiden ihn immer bewundert hatten, aber er glaubte nicht, dass sie sich gegen Yamaki oder Takato stellen würden, um ihn zu befreien.

„Nein“, erwiderte Hirokazu wie erwartet. „Aber Ryou...“ Er verstummte.

„Was er sagen will ist, dass wir mit Yamaki sprechen wollen“, meinte Kenta. „Aber erst nachdem...

„Oh, viel Glück dabei“, murmelte Ryou nur und unterbrach ihn damit.

Kenta zögerte, ließ sich aber nicht beirren. „Erst nachdem wir mit dir gesprochen haben. Ich weiß... Ich weiß, dass es beschissen ist, was passiert ist. Ich meine, mit Ruki und allem. Aber du... Du hast Leute in Gefahr gebracht.“

„Nein, ich habe Leute beschützt“, erwiderte er. „Und als das erste dieser Monster an der Shinjuku Station erschienen ist, wart ihr noch anderer Meinung.“

„Wir verstehen, warum du gegen sie gekämpft hast“, meinte Hirokazu mit fester Stimme und trat vor. „Aber während du gegen sie gekämpft hast sind wegen dir... Wegen Justimon über dreißig Menschen verletzt worden! Ist dir das überhaupt klar?“

Ryou schwieg.

„Schau“, führte Kenta fort. Ryou fragte sich, ob sie es vorher geprobt hatten. „Ich... Wir wissen, wie du dich fühlst. Die Sache mit Ruki... Takato, der alles macht... Wir verstehen das, aber...“

Doch seine Worte berührten einen wunden Punkt und erneut spürte Ryou den Hass und die Wut der letzten Tage, Wochen, in sich aufschwallen. „Woher wollt ihr das wissen? Wie wollt ihr irgendetwas verstehen?“

„Wir wissen wie es ist, das fünfte Rad am Wagen zu sein“, meinte Kenta und sah ihn an. „Ryou. Was waren wir denn die ganze Zeit? Von Anfang an... Du, Takato, Ruki und Jenrya, ihr habt gekämpft und bestenfalls konnten wir euch unterstützen. Selbst als wir... Als wir zu Slash Angemon und Hi Andromon geworden sind. Wir haben doch nichts machen können...“

Erneut schwieg Ryou. Ein Teil von ihm wusste, dass er damit Recht hatte. Die meisten Kämpfe der vergangenen Jahre waren definitiv nicht von ihnen ausgetragen worden und bis vor einigen Monaten hatte er selbst zumindest noch so etwas wie Einfluss gehabt... Bevor ihm alles genommen worden war.

„Und das mit Ruki...“, sagte nun Hirokazu. „Ich weiß, dass du dich elend fühlst. Aber du kannst ihr deine Gefühle nicht aufzwingen.“

Ruki. Noch immer tat der Gedanke an sie so weh. Er erinnerte sich daran, wie sie zusammen gewesen waren. All die Momente, in denen sie bei ihm gewesen war, in denen sie ihn geliebt hatte. Und nun war all das weg. Alles... Sie würde nie wieder so bei ihm sein. Sie würden keine Zukunft miteinander haben.

„Glaub mir, Ryou. Ich weiß, wie du dich fühlst“, meinte Hirokazu noch einmal. „Aber du kannst nicht andere dafür bestrafen.“

Er schwieg störrisch.

Was sollte all das? Er war doch kein kleiner Junge mehr, dem man ins Gewissen reden sollte. Was glaubten sie eigentlich, wer sie waren? Hier einfach reinkommen und mit einer Moralpredigt beginnen...

„Ryou“, begann Hirokazu erneut und da war etwas in seiner Stimme, das Ryou aufsehen ließ.

Etwas flehendes war in seinen Augen zu sehen und etwas, womit er nicht gerechnet hatte.

Ryou wandte den Blick wieder ab und aus dem Fenster. Die digitale Welt flackerte noch immer. Doch sie war nicht das einzige, das flackerte, wie ein schlecht eingestellter Bildschirm. Denn ein ähnliches Flackern ging auch durch die Gebäude in der Entfernung. Konnte das sein?

Ein unfreiwilliges Lachen entrann seiner Stimme, ehe er die anderen beiden ansah. „Jetzt ist es sowieso zu spät.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2017-06-21T15:07:06+00:00 21.06.2017 17:07
ich finde es ja immer wieder erstaunlich, wie du zwischen den szenen wechselt.... irgendwie alle immer noch da sind und agieren, und man nicht irgendwie das gefühl bekommt, das irgendwer unter dem tisch gefallen ist o.O
im ernst, ich frage mich immer wieder wie du das schaffst, alle charas so gut unter zu bringen, und sie immer noch ihren charatkeren entsprechend handeln zu lassen o.O
hut ab!
Von:  Caliburn
2017-06-15T09:28:52+00:00 15.06.2017 11:28
Oho, ein Zitat zu Beginn eines Kapitels. Ich mag sowas. :3

Aww, der kleine Shoji ist verliebt. Aber gut, das Kapitel mit dem Kuss war eh wie eine wilde Achterbahn gewesen. Klar, dass ihm nun so viele Gedanken im Kopf rumschwirren.
Und ich hoffe inständig auf einen coolen Kampf, in dem er mit Steve zusammenarbeitet. ;)

Ich liebe die Stelle zwischen Makoto und Kotemon. Du glaubst nicht wie sehr ich es zu schätzen weiß, wenn die Digimon/Kinder nicht nur mit ihren Partnern interagieren, sondern auch mit dem Rest der Gruppe. Sowas fehlt leider viel zu oft.

Und gerade als ich dachte, dass Denrai und Jenrya noch ein Kapitel in der Zelle sitzen müssen, kommt Alex, die Retterin in der Not. Hm, schade dass es nur noch drei Kapitel geben wird, ich hätte gerne mehr über sie gelesen.
*hust*Alex-Centric*hust*

Uhm, verliert Ryou den Verstand? Ich meine, er ist nicht unbedingt mein Liebling, aber jeez...



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