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Hinter den Kulissen

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Kick it with him

Liebe geht durch den Magen. Doch was geschieht mit der Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?

Eckhart von Hirschausen

 
 

Ein wohliger Schauer lief über seine Haut, als eine zarte Sommerbrise durch das Schlafzimmerfensterfenster hineinwehte. Er streckte sich genüsslich, dann drehte sich noch einmal auf die andere Seite. Da fühlte er weiche Finger durch sein Gesicht streichen und ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Verschlafen blinzelte er und öffnete seine Augen auf Halbmast.

„Du bist ja noch da…“

Ein Schmunzeln.

„Ich bin schon wieder da.“

„Häh?“

Kais weniger intelligente Reaktion brachte seine Bettgesellschaft dazu, ihm den Wecker vor die Nase zu halten. Es war drei Uhr – dem Sonnenschein zu urteilen, nachmittags.

„Ich kann mich immer noch nicht an diesen Anblick gewöhnen… Du hast dich gestern wieder nicht abgeschminkt.“

Kai brummte.

„Das vergesse ich halt immer. Außerdem war ich gestern viel zu müde…“

„Weißt du denn nicht, dass du davon Falten kriegen kannst? Das trocknet doch die Haut so aus. Grade du solltest doch eigentlich auf dich achten.“

„Ach, halt die Klappe, ist doch nur Wimperntusche. Ich bin ja schon froh, wenn ich ans Rouge, den Concealer und das Haarspray denke.“

„Es ist beängstigend, dass du die Namen dieser Dinge kennst - und noch viel mehr, dass du weißt, für was die gut sind!“

„Das bleibt nun mal nicht aus, Yura.“

Blinzelnd reckte er sich noch einmal und schlang dann seine Arme um den Nacken des Rothaarigen.

„Du warst schon arbeiten?“

„Ja. Und im Übrigen hat Ray angerufen, ob er wieder den Lehrgang machen soll. Ich hab gesagt, du meldest dich bis vier bei ihm. Und Ivan hab ich geschrieben, dass er heute das Training übernimmt.“

„Häh? Ich dachte, er nimmt keine Befehle mehr von dir entgegen, du bist doch nicht mehr sein Teamchef.“

„Hab so getan, als wär ich du. Mit ner SMS von deinem Handy ziemlich easy.“

Kai stutzte kurz, dann gähnte er und verschmierte dabei die Wimperntusche noch mehr, indem er sich erneut über die Augen rieb.

„Praktisch, so ein Sekretär.“

„Ich geb dir gleich Sekretär, du Pandabär!“, pöbelte Yuriy und schwang sich über ihn, gewillt ihn mit einem Kissen zu erschlagen. Die wilde Reiberei im Bett hörte erst auf, als die ersten Federn flogen. Doch das befreite Lachen war längst nicht erstickt. Noch unter leichtem Gekicher schmiegte sich der Rotschopf an Kais Wange, führte seine Nase sanft an dessen Jochbein entlang und rieb sie, einen hauchzarten Abstand zu seiner Haut lassend, Kais Nasenbein hinab, bis sich ihr Spitzen berührten und ihre Lippen sehnsuchtsvoller miteinander verschmolzen. Der Kuss war leicht und flatterhaft, und Kai hätte sich in ihm verloren, wenn sein sensibles Riechorgan nicht einen ganz speziellen Duftstoff an seinem Freund ausmachte. Mit einem Seufzen löste er sich von den verlockenden Lippen. Yuriy sah ihn enttäuscht an.

„Malysch, du kommst direkt von der Arbeit, oder?“

„Ja sicher!“

„…“

„Oh. Sag nichts. Ich rieche noch nach Tod?“

„Ein bisschen.“

Kai richtete sich auf, als Yuriy sich erhob und sich die Strähnen, die sich während des Tobens aus seinem Zopf gelöst hatten, hinter die Ohren strich.

„Tut mir leid. Ich versuche mich ja schon daran zu gewöhnen“, entschuldigte sich der Silberhaarige.

„Du musst noch mehr üben. Besser krieg ich den Geruch nicht raus. Ich hab schon geduscht.“

Yuriys ärgerliche Stimme verunsicherte Kai, dennoch lächelte er und schob sich aus dem Bett.

„Du hast sicher Hunger. Komm, ich mach dir was zu essen.“

Man sah es Yuriy Ivanov zwar nicht an, aber mit Essen konnte man ihn locken, denn er aß gerne – und viel. Außerdem liebte er Kais Pilmeni, ein weiterer praktischer Aspekt, wenn der Graublauhaarige sich mit ihm versöhnen wollte.

„Du mutierst schon so’n bisschen zu nem Heimchen am Herd, weißt du das?“

Kai brummte: „Willst du jetzt mit mir essen oder nicht?“

Yuriy lachte.

„Schon gut. Aber dusch dich erstmal und dann ruf Ray an. Du musst dich nicht beeilen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Aus aktuellem Anlass: http://www.tagesschau.de/ausland/homosexuellerussland102.html


Die viel kritisierten Anti-Homosexuellen-Gesetze, die bereits für einige russische Großstädte wie St. Petersburg gelten, könnten schon bald auf ganz Russland ausgeweitet werden. Eine Gruppe von Politikern aus Nowosibirsk brachte einen entsprechenden Gesetzentwurf ins russische Parlament ein.
Demnach soll "Homosexuellen-Propaganda gegenüber Minderjährigen" - wie es offiziell heißt - unter Strafe gestellt werden.
Dies bedeutet, dass schwules und lesbisches Leben weder von Privatpersonen noch etwa von Organisationen oder Massenmedien als normal dargestellt werden darf, wenn Minderjährige anwesend sind.
Auch Straßenaktionen von Homosexuellen sollen grundsätzlich verboten werden.
Selbst das Präsentieren der Regenbogenfahne - unter anderem Zeichen für Toleranz und Vielfältigkeit - könnte strafrechtlich verfolgt werden. Die Regenbogenfahne ist auch Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung.
Anhänger wollen angeblich Kinder schützen
Die Befürworter des Anti-Homosexuellengesetzes argumentieren, Kinder und Jugendliche müssten vor der positiven Darstellung von Homosexualität geschützt werden. Die russisch-orthodoxe Kirche und Anhänger der Regierungspartei Geeintes Russland sprechen sich für den nun eingebrachten Gesetzentwurf aus. Sollte dieser angenommen werden, müssten Privatpersonen zukünftig mit umgerechnet bis zu 128 Euro Geldstrafe rechnen.
Organisationen oder Medien, die Homosexualität offen darstellen, müssten bis zu 12.800 Euro bezahlen. Menschenrechtler kritisieren, dass ein derartiges Gesetz in der ohnehin homophoben russischen Gesellschaft ein Klima des Hasses gegenüber Schwulen und Lesben schüren würde.
Russland auf dem Weg ins "finsterste Mittelalter"
Der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck, sprach von einer "Rückkehr ins finsterste Mittelalter". Die Verfolgung von Minderheiten in Russland erreiche damit eine neue Dimension. Die Bundesregierung müsse dagegen protestieren. Noch ist nicht bekannt, wann der Gesetzentwurf zur Propaganda von Homosexualität in der Duma in erster Lesung behandelt wird. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  FreeWolf
2013-03-26T20:48:18+00:00 26.03.2013 21:48
Habe ich dir jemals meine Liebe zu deinen szenischen Darstellungen gestanden? Wenn nicht, hier ist eine Liebeserklärung sondergleichen, voller Rosen, Tulpen, Narzissen und Kakteen, die du auf nervtötende Nachbarn fallen lassen kannst.

Ich bin gespannt, wohin diese Geschichte hinführt. (Und ehrlich - Panda-Kai und schon-wieder-da-Yuriy, davon sehe ich gerne mehr. Du hast ihre Dynamik sehr interessant dargestellt.)

Ein sehr kurzer Kommentar - die Lage in Russland hängt mir schwer auf der Seele, und ehrlich gesagt bin ich im Moment noch wortlos angesichts der Situation.

-Wolfi
Von:  Minerva_Noctua
2013-03-15T07:10:13+00:00 15.03.2013 08:10
Hi!

Ach ja, das Kapitel hat mir gefallen^^.
Endlich mal ein "richtiger" Kai mit Yuriy:D
Ich gehe mal davon aus, dass Yuriy nach Krankenhaus riecht oder ist er echt Pathologe?
Die gesamte Situation wird immer interessanter, da jetzt auch Rei und Ivan, also andere alte Freunde, ins Gespräch kommen.

Ein Rechtschreibfehler ganz am Anfang:
dann drehte sich noch einmal auf die andere Seite. -> drehte er sich

Das Zitat passt diesmal;)
Den Anhang zu dem russischen Gesetzesvorhaben finde ich gut. Es gibt vielleicht ein paar Leser, an denen diese Information vorbeigegangen ist.
Russland wurde unter Putins erneuter Wiederwahl noch extremer. Aber was will man auch vom ehemaligen KGB-Chef erwarten. Mehr Demokratie und Menschenrechte jedenfalls nicht.

Soviel dazu.
Ich bin auf das nächste Kapitel gespannt:) Ist ja wie bei einem Überraschungsei hier:D

Bye

Minerva


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