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Die Kunst der Liebe

Einer verliert immer
von

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Liebeskummer

Der Mülleimer neben dem Couchtisch quoll bereits vor zerknüllten und vertränten Taschentüchern über. Und wieder flog eines von diesen genannten Tüchern in Richtung Mülleimer. Dieses traf auch oben auf, rollte aber anschließend doch auf den Boden daneben. Das Schluchzen von Tina hielt nun bereits einige Zeit an. Und damit waren gefühlte Stunden gemeint.

„Er ist so ein Arsch!“, stieß Tina wütend aus.

Vergiss ihn. Es gibt da draußen noch mehr Männer, die es auch wert sind, um sie zu trauern. Und so jemand wie Felix gehört nun einmal nicht dazu“, versuchte Melanie ihre gute Freundin zu trösten.

„Du hast ja Recht“, schluchzte Tina weiterhin.

Sie hatte durch Zufall mitbekommen, dass ihr Freund, oder besser zu diesem Zeitpunkt bereits Ex-Freund, neben ihrer gemeinsamen Beziehung Tina noch mit anderen Frauen betrogen hatte. Wutentbrannt hatte Tina ihm den Strauß Rosen, den er ihr als Entschuldigung für „die Ausrutscher“ geschenkt hatte, an diesem Tag entgegen geworfen. Seitdem hatte sie sich in ihrer Wohnung eingeschlossen und wies auch alle Anrufe und Nachrichten von Felix ab. Nur Melanie hatte Tina bisher in die Wohnung gelassen.

Wie auf’s Stichwort klingelte es an der Tür, worauf Tina in diesem Moment aber überhaupt nicht reagieren wollte. Ob es nun der Postbote, der Eisverkäufer oder auch ...

„Hey Tina, mach bitte auf“, flehte Felix vor der Wohnungstür.

... oder auch Felix war. Auf ihn hatte Tina am allerwenigsten Lust.

„Verzieh dich, du Arsch!“, schrie ihm Tina vom Wohnzimmer aus entgegen.

„Lass uns doch mal drüber reden. Es tut mir wirklich leid!“

„Und warum sollte ich das glauben? Das hast du schon mal gesagt und dennoch hast du wieder mit der Nächsten rumgemacht. Du bist widerlich!“

Tina hatte scheinbar keine Lust, überhaupt noch weiter zu reden. Sie drückte sich schier in die Couch und blickte extrem finster in Richtung Tür.

Wäre es nur einmal gewesen und nicht mehrmals, hätte Tina wahrscheinlich Felix diesen „Ausrutscher“ verziehen. Einmal hatte sie es schon getan, doch ein weiteres Mal würde sie nicht auf ihn herein fallen.

„Diesmal meine ich es wirklich so, wie ich es sage. Komm schon, gib mir noch ne Chance.“

Felix machte auf netten Jungen. Dabei hatte er auch viele schlechte Seiten an sich ...

„Du hattest schon genug Chancen! Du kriegst von mir keine mehr!“ Tina war immer noch erbost und ließ es Felix auf der anderen Seite der Wohnungstür spüren.

„Jetzt mach gefälligst die Tür auf!“, brüllte Felix nun und stieß mit Kraft gegen die Tür, als wollte er sie zerschlagen.

„Lass uns in Ruhe und verzieh dich“, meldete sich nun auch Melanie zu Wort.

Misch dich da nicht ein. Das geht nur mich und Tina was an.“ Felix war über die Tatsache, dass Tina nicht allein war, anscheinend nicht sehr begeistert.

„Und ich hab mehrfach gesagt, dass du verschwinden sollst. Also: hau ab!“

Tina hatte keinen Nerv mehr für Felix. Er sollte endlich von der Tür und aus ihrem Leben verschwinden. Er hatte genug Mist gebaut.

„Du wirst deine Meinung noch ändern. Glaub mir!“, drohte Felix beinahe schon, bevor beide Mädels seine Schritte hörten, die sich immer mehr entfernten.

„Ist das Arsch endlich weg?“, fragte Tina, nachdem das Echo von Felix‘ Schritten nicht mehr zu hören war.

„Ich schau mal nach“, bat Melanie an und erhob sich von der Couch.

Sie ging durch den kleinen Flur auf die Wohnungstür zu und blickte durch den Spion vor diese. Dort stand niemand mehr. Doch Melanie traute dem Frieden nicht ganz. Sie öffnete langsam die Tür und lugte durch den Türrahmen. Felix schien wirklich nicht mehr da zu sein. Melanie schloss die Tür wieder.

„Felix ist weg. Die Luft ist also soweit rein.“

Melanie ging wieder in Tinas Wohnzimmer und setzte sich erneut neben ihrer guten Freundin hin.

„Der glaubt doch nicht echt, dass ich nochmal bei ihm ankommen werde, oder?“ Tina schaute ungläubig zu Melanie.

„Er glaubt das sicherlich. Der denkt ja auch, dass ihm alle Weiber hinterher rennen. Aber Aussehen ist nun mal nicht alles. Wenn der Charakter nicht stimmt, macht das Aussehen da nur den geringsten, besseren Eindruck. Aus so jemand wie Felix fällt man nur einmal rein. Glaub mir!“

Melanie versuchte weiterhin Tina zu trösten, und dies schien auch teilweise zu funktionieren.

„Schon richtig, aber es ist trotzdem ein scheiß Gefühl. Nur wie soll ich ihn groß vergessen? Zu viel erinnert mich an ihn.“

Tina flehte mit ihren vertränten Augen beinahe schon nach einer Antwort von ihrer guten Freundin. Melanie überlegte kurz, bevor ihr eine Idee kam.

„Du hast dir doch mal so ne mittelgroße Kiste geholt, wo du ein wenig Krimskrams rein gelegt hast. Wo hast du die?“

„Im Schlafzimmer. Unter dem Bett. Wieso?“

Tina wirkte verwirrt, dafür nicht mehr so traurig wie vorher.

„Warte mal kurz. Ich zeig’s dir gleich.“

Melanie stand auf und ging in Tinas Schlafzimmer. Man hörte sie im Wohnzimmer sogar ein wenig kramen. Was machte sie da nur?

Wenige Augenblicke später kam Melanie mit einer dunklen Holzkiste aus dem Schlafzimmer von Tina. Sie ging relativ fröhlich auf Tina zu, als hätte sie eine richtig gute Idee.

„Und was soll ich jetzt damit?“, fragte Tina unwissend.

„Ganz einfach. Du hast zu viel, was dich an Felix erinnert, oder? Meistens aber, zum Glück, kleinere Sachen. Wir packen jetzt diese Sachen in diese kleine Kiste und schließen sie abschließen zu. So hast du zwar noch, teils auch, gute Erinnerungen, aber kannst sie immer dann raus holen, wenn du dich dran erinnern willst. Ansonsten bleiben sie in dieser Kiste. Verstehst du, was ich meine?“

Melanie lächelte Tina an und hoffte scheinbar auf ein positives Feedback.

„Ich glaub schon. Aber womit fang ich an?“

Tina und Melanie schauten sich beide in der Wohnung um. Melanie ergriff jedoch als erstes ein Bild an der Wand, auf dem Tina und Felix glücklich bei einem Tagesausflug zu sehen waren.

„Fang am besten hiermit an und leg es in die Kiste.“ Melanie überreichte ihrer Freundin das Bild und diese schaute abwechselnd auf das Bild und die leere Kiste neben sich.

Zögernd, aber dennoch willentlich legte Tina das Bild im Rahmen an die Seite der Box, damit es von anderen Gegenständen nicht gleich kaputt gemacht werden würde. Die Kiste würde noch sehr voll werden.
 

Es kam einem wie Stunden vor, doch wenigstens Tinas Tränen wurden in dieser Zeit zumeist komplett zurück gehalten. Und wie geahnt hatte sich die Kiste bis unter den Rand gefüllt mit Erinnerungen an Felix.

„So, dass ist erst einmal das letzte Erinnerungsstück“, verkündete Tina, als sie eine kleine Medaille, auf welcher „Mein Goldstück“ stand, in die Holzkiste legte.

„Super. Dann nehmen wir jetzt noch ein Schloss, das davor passt und schließen die Kiste ab. Dann bringen wir sie in den Keller und du öffnest sie nur dann, wenn du mal wirklich eine Erinnerung an Felix haben willst. Vorwiegend positiv dann aber auch, bitte.“

Melanie schaute sich um und fand auch gleich ein passendes Vorhängeschloss, welches sie an der Kiste anbrachte und diese damit verschloss. Den Schlüssel hatte sie in der Hand und zeigte ihn Tina. Dann legte Melanie den Schlüssel in eine Schublade von Tinas Schreibtisch.

„Bleibende Erinnerungen nur noch für den Moment. Und jetzt kannst du sicher leichter den Weg nach vorne sehen.“

Melanie lächelte ihre gute Freundin an und auch Tina erwiderte diesen Blick mit einem Lächeln.

„Was würde ich nur ohne dich machen, Melanie?“, fragte Tina nun.

„Wahrscheinlich nur etwas länger brauchen, bis du den Kummer überwunden hast. Glaub mir: das Meiste kommt immerhin von dir selbst. Ich schubs dich meist nur ein wenig in die richtige Richtung. Mehr ist da nicht.“

Melanie war immer recht bescheiden, auch wenn sie mit ihren Taten regelrecht hätte angeben können. Sie hielt sich lieber im Hintergrund.

„Ich finde, du bist eher ein richtiger Stützpfeiler, ohne den alles einstürzen würde.“ Tina beendete ihre Formulierung und umarmte Melanie anschließend voll Freude ganz kräftig, dass dieser beinahe die Luft weg blieb.

„Wenn du das sagst ...“, meinte Melanie nur und lächelte. Wenn sie jemand anderen ein wenig Glück schenken könnte, war auch ihr damit ein wenig Freude gegönnt.

Was hätte man noch mehr haben wollen an Melanies Stelle? Außer vielleicht ...
 

... selbst ein wenig Liebe und damit Glück zu erfahren.



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