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Um Himmels Willen!

von

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Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich.

Light! Flieg L! Kira! Du musst fliegen! Light! Jetzt flieg endlich! Kira! Light! Kira! Light! Kira!

JETZT FLIEG SCHON VERDAMMT!!
 

Der Wind beißt mir ins Gesicht und treibt mir die Tränen in die Augen, während mich das Gewicht meines Körpers unerbittlich in die Tiefe stürzen lässt.

Ganz ruhig bleiben, ich muss erst mal meine Flügel ausbreiten.

Beyond du Mistkerl! Wie konntest du mir das antun!?
 

Ich schließe konzentriert meine Augen und versuche auszublenden, dass ich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Erde zurase.

Wie hat es sich angefühlt, als ich vorhin meine Flügel ausgebreitet habe? Wie habe ich das gemacht? Ich habe es einfach gedacht oder nicht? Das müsste so funktionieren wie beim Laufen, eigentlich ganz einfach.

Langsam beschleicht mich Panik, egal wie intensiv ich an meine Flügel denke, sie wollen sich einfach nicht ausbreiten!

Da höre ich ein leises fernes Dröhnen, das sich stetig aus Richtung Osten nähert. Je näher es kommt, desto lauter wird es.

Was zum…?

Scheiße! Ein Flugzeug! Und das Ungetüm fliegt nicht eben langsam!

Wenn ich nicht sofort was tue, stoßen wir zusammen!
 

WUSCH!!!
 

Oh Gott sei Dank!

Mein Herz! Mein armes, armes Herz!

Keuchend sehe ich dabei zu, wie der riesige Airbus etwa zwanzig Meter unter mir vorbeizieht. Das war knapp, aber wenigstens klappt das mit den Flügeln jetzt.
 

Vorsichtig versuche ich die riesigen Dinger zu bewegen, denn gerade befinde ich mich mehr oder minder im Gleitflug und treibe von den Winden die hier oben herrschen etwas unkontrolliert umher.

Also bewegen klappt schon mal, jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie das mit dem Lenken funktioniert, aber ich bin ja schließlich nicht dumm.

Ich lehne mich etwas nach vorne, stelle meine Flügel erst mal horizontal zum Erdboden (zumindest hoffe ich das, ich habe gerade leichte Orientierungsschwierigkeiten) und fliege einfach mal gerade aus.

Als ich das ein paar Minuten lang erfolgreich durchgehalten habe kippe ich meinen rechten Flügel, so, wie ich das bei den Tragflächen bei Flugzeugen schon des Öfteren beobachtet habe und würde am liebsten vor Freude anfangen zu schreien, als ich tatsächlich eine halbwegs ordentliche Rechtskurve mache.

Ach Scheiße, ich bin tot, und niemand kann mich hören.
 

„WUHUUUUUUUU!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
 

Ich hätte ja nicht gedacht, dass Fliegen so einen riesen Spaß macht! Ich fühle mich so frei und ungebunden und…

Etwas zwickt mich in den Rücken.

Aua, was soll das?
 

L, denk an deine Mission! Du bist nicht zum Vergnügen hier!, hallt es durch meinen Kopf, Beyond kann einem aber auch jeden Spaß verderben, hoffentlich hat der meinen Ausbruch gerade eben nicht mitbekommen!
 

Klar hab ich das! Ich spüre direkt wie er grinst, das fühlt sich richtig komisch an!
 

Was mach der eigentlich in meinem Kopf? Fließendes Blau, fließendes Blau, fließendes Blau…

Und weg ist das fremde Bewusstsein in meinem Kopf, ich habe gar nicht gemerkt, dass er da war bis er etwas gesagt hat, dieser Blödmann.
 

Na gut, dann kommen wir zurück zum Wesentlichen.

Ich muss zur Erde. Wie weit ist es eigentlich noch?

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend sehe ich nach unten.

Das Stehen auf einem Hoteldach hat mir nie etwas ausgemacht, aber wenn sich unter meinen Füßen nichts als ein leerer Abgrund befindet, kann ich einfach nicht anders als mich schleunigst ganz weit weg zu wünschen, aber um genau da hinzukommen, muss ich mich wohl selbst bemühen, es hilft alles nichts.

Unter mir kann ich immerhin schon einzelne Häuser erkennen, außerdem Straßen die sich dazwischen hindurchschlängeln und viele kleine bunte Punkte, die ich jetzt einfach mal als Autos betrachte. Ich hoffe, das da unten ist Tokio, alles andere wäre echt gemein, ich bin noch nicht so gut im Fliegen, als dass ich jetzt um die halbe Welt irren könnte, aber halt! Da unten sehe ich den Tokio Tower, ich bin richtig!

Also… es könnte natürlich auch der Eifelturm sein, das kann ich aus dieser Höhe nur schwer einschätzen, aber erstens sieht die Stadt drum herum schon ziemlich nach Tokio aus, und zweitens hat Beyond gesagt, dass wir es eilig haben, da wird er mich kaum über Europa absetzen, das mach keinen Sinn.
 

So schnell wie ich mich gerade noch traue lasse ich mich tiefer gleiten und versuche mich erst einmal zu orientieren.

Es ist mittlerweile recht dunkel geworden, die Sonne ist irgendwann in den letzten Minuten untergegangen, leider konnte ich mich trotz Logenplatz nicht wirklich darauf konzentrieren, da ich viel zu sehr damit zu kämpfen hatte nicht abzustürzen, aber vielleicht kann ich das ja demnächst mal nachholen.

Gerade passiere ich die Dächer der ersten Hochhäuser, als mich ein lauter Schrei von rechts zusammenfahren lässt.
 

„Ein Engel! Mami sieh nur! Ein Engel!“
 

Mist! Ich habe vergessen mich unsichtbar zu machen! Das artet ja langsam richtig in Hektik aus!

Schnell halte ich mir eine Hand vor die Augen und stelle mir vor, sie wäre nicht da, der Rest meines Körpers zieht schon fast automatisch mit.
 

„Ach Schatz, was hast du doch für eine blühende Fantasie!“, sagt die Frau, die mit ihrem Kind zusammen auf einem der Dächer steht und lächelt liebevoll.
 

„Aber da war ein Engel Mami! Ganz bestimmt!“, beharrt das Kind, doch zum Glück scheint Mami ihm nicht zu glauben.
 

Schmunzelnd wende ich mich ab und widme mich wieder meinem eigentlichen Ziel, Light Yagami zu finden.

Allein der Gedanke macht mich rasend!

Seit ich tot bin fällt es mir immer schwerer mich an das Verhalten zu erinnern, mit dem ich mich Zeit meines Lebens von anderen distanziert habe. Wenn man niemandem zeigt was in einem vorgeht, dann kann einem auch niemand etwas wegnehmen, einen verletzen, oder sonst wie in dem behindern, was getan werden muss.
 

Aber je länger mein Dasein als Engel nun schon andauert, desto mehr Seiten entdecke ich an mir, die ich so noch nicht kenne. Wut, Freude, Verzweiflung, Angst, all das konnte ich immer mühelos ganz tief in mir drin vor mir selbst verstecken, so dass es mir möglich war, mich ausschließlich auf meine Arbeit zu konzentrieren.
 

Vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich noch einmal hier bin? Weil ich mich selbst darum gebracht habe das Leben zu führen, das ich hätte führen können, wenn ich mich mehr auf mich und meine Bedürfnisse eingelassen hätte?
 

Bravo! Herzlichen Glückwunsch L!!!! Das ging aber schnell!
 

Fließendes Blau, fließendes Blau, fließendes Blau…
 

Oh wie ich das hasse!

Zähneknirschend versuche ich diesen Gedanken an fließendes Blau irgendwo in meinem Bewusstsein zu verankern, ich habe wirklich keine Lust, dass Beyond ständig meine Gedanken und Gefühle ausspioniert, das ist extrem unangenehm!
 

Plötzlich spüre ich, wie mich etwas am Fuß berührt und sehe erschrocken nach unten. Ich habe gerade die Krone eines Baumes gestreift. Das wäre jetzt nicht weiter tragisch, würde ich nicht in diesem Moment auf einen weiteren Baum zufliegen, der mitten in meiner Flugbahn steht! Panisch reiße ich meine Flügel nach vorne um meinen Flug zu bremsen.

Dummerweise hebe ich automatisch dazu meine Füße um meinen Körper vor dem sicherlich gleich folgenden Aufprall zu schützen, allerdings habe ich zwischen dem ganzen Chaos in meinem Kopf – Beyond aussperren, unsichtbar bleiben, fliegen – vergessen, dass ich durch das senkrecht stellen meiner Flügel und den nun fehlenden Schwung unweigerlich…

… abstürze.
 

Autsch!

Ich hasse diesen Körper!

Stöhnend sitze ich auf meinem Hintern, um mich herum sinken langsam ein paar Federn gen Boden und alles an was ich denken kann ist, dass mir verdammt noch mal der Arsch weh tut.
 

Aber ich fasse mich relativ schnell wieder, ist mir doch gerade aufgefallen, dass ich schon wieder vergessen habe mich unsichtbar zu halten und die Geräusche um mich herum bringen mich relativ schnell dazu, mich ganz schnell wieder darauf zu konzentrieren zumindest rein optisch zu verschwinden.
 

„Hast du das gehört Misaki?“

„Ja klar, ich bin ja nicht taub! Was meinst du? Ein Penner?!“

„Keine Ahnung, lass uns mal nachsehen!“
 

Etwas beunruhigt starre ich auf das Gebüsch ein ganzes Stück weiter links und beobachte zwei Halbstarke, die sich durch das dichte Blattwerk kämpfen. So was Neugieriges!

Ich vergewissere mich nochmal schnell, dass mich auch wirklich niemand sehen kann und mache, dass ich hier wegkomme, die zwei Typen sehen nicht so aus, als würden sie mir den Weg in Richtung Lights Wohngegend zeigen; viel wahrscheinlicher wäre es, dass sie mir meine Flügel ausreißen und sie dann bei Ebay verkaufen, das kann ich gerade wirklich nicht brauchen!
 

Ratlos stehe ich schließlich am Eingang des Parks in dem ich gelandet bin und sehe mich in alle Richtungen um. Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, in welche Richtung ich gehen soll, bis jetzt hat Watari sich immer um solche Dinge gekümmert…

Watari…

Ein Stich in meiner Brust lässt mich daran denken, was in den letzten Minuten vor meinem Tod passiert ist.

Kira du Monster! Wie soll ich dir helfen, wenn ich dich am liebsten selbst…
 

Scheiße was ist das!?!

Keuchend breche ich in die Knie. Ein Krampf nach dem Anderen schüttelt meinen Körper, die Schmerzen sind fast unerträglich.
 

Es ist dir verboten anderen Wesen Leid zuzufügen, dein Körper ist darauf ausgerichtet, sich selbst zu bestrafen, solltest du auch nur daran denken jemandem Schmerzen, oder Schlimmeres zuzufügen.
 

Für einen kurzen Moment habe ich die Kontrolle über mein fließendes Blau verloren, aber diesmal bin ich fast dankbar dafür, auch wenn mich Beyonds Erklärung ziemlich frustriert.

Das ist alles so ungerecht!

Da soll ich nun Babysitter für meinen eigenen Mörder spielen, der obendrein auch noch Watari auf dem Gewissen hat und hunderte anderer Menschen, und dann darf ich ihm noch nicht mal in Gedanken an den Kragen gehen? Soll DAS etwa göttliche Gerechtigkeit sein?



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