Zum Inhalt der Seite

Our prayer was to be free

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Dies ist meine einzige Nachricht, Albus. Das ist die einzige Nachricht, die du von mir erhalten hast. Du wirst es vielleicht nicht für bare Münze nehmen, ich weiß ja, was du von Wahrsagerei hältst. Aber ich habe Zeichen gesehen, die sich nicht ignorieren lassen, mein alter Freund. Ich werde sterben.

Aber bevor ich diese Welt verlasse, möchte ich dich um einen Gefallen bitten. Eine letzte Sache, derer Tat ich dir tausendfach zurückgeben würde, wenn ich es nur könnte. Ich fand sie vor Jahren…den Grund, warum ich dich und deine Leute verlassen habe. Du erinnerst dich hoffentlich? Ich habe hier einige Fehler begangen. Sie werden dafür bezahlen.

Ich weiß, es ist viel verlangt, und vielleicht ist es nicht möglich. Aber bitte tu etwas, um sie zu retten. Kein Kind auf dieser Welt sollte für die Taten seiner Väter bestraft werden. Bitte, hilf ihnen, so gut du nur kannst, denn ich werde auch nicht zurückkehren.

Mein alter Freund, ich weiß, dass es keine angemessene Gegenleistung ist, aber zumindest eine Sache möchte ich tun. Wenn du es wirklich schaffst, ihnen zu helfen, woran ich keinen Zweifel habe, dann nimm dir Vorräte aus meinem Verließ, so viel wie du brauchst. Und was du nicht für sie brauchst, das nimm für die armen Kinder, die ohne ihre Väter aufgewachsen sind. Dies ist mein letzter Wille.

Ich würde gerne so viel mehr für dich tun können, Albus, aber es liegt nun nicht mehr in meiner Hand. Ich werde dafür beten, dich auch in der nächsten Zeit nicht wiedersehen zu müssen.

Hochachtungsvoll,

Adam B. Dell
 

Dumbledore konnte dieses Textstück drehen und wenden, wie er wollte. Es brachte nichts, es sagte immer das Gleiche. Und auch wenn er längst damit abgeschlossen hatte, Adam jemals wieder zu sehen, so versetzte ihn der Gedanke daran, dass er wirklich tot war, doch einen kleinen Schock. Der Brief war vor etwa dreizehn Monaten abgeschickt worden, und erst jetzt hatte er den Weg zu ihm gefunden.

Und jetzt war Adam sicherlich tot. Dumbledore musste Handeln, genau so, wie er es gewollt hatte. Schnell zog er eine Schublade an seinem Schreibtisch und kramte etwas darin herum, bis er ein kleines Ledersäckchen fand, das er sofort öffnete und den Inhalt auf seinen Schreibtisch fallen ließ. Ein silbriger, kleiner Schlüssel, für ein Verließ in Gringoths. Er hatte sich natürlich erkundigt, wie es um Adam gestanden haben musste, bevor er starbt, und ihm war klar geworden, dass eine menge Schmiergeld fließen müsste, damit er helfen könnte.

der Anfang

„Ah, SCHEIßE, MAN!“ schrie Cobra und trat so fest wie möglich gegen die Zellenwände. Vier Wochen Einzelhaft, und er war schon längst am Ende. Er würde kein halbes Jahr davon aushalten! Sechs Monate lang kein Kontakt zu anderen Leuten war die Strafe dafür, dass er randaliert hatte. Verdammt, wieso hatte er sich auch mit Midnight geprügelt?

„LASST MICH HIER RAUS!“ schrie er und hämmerte erneut gegen die Zellenwände. Aber es brachte nichts. Sie waren aus zentimeterdickem Stahl gefertigt, selbst mit Magie kam man nur schwer heraus. Und er konnte keine Magie einsetzen. Sie hatten ihm diese verflixten Handschellen angelegt, und die Fußfessel, die mit Biolink-Magie arbeiteten, und die ihm seiner Magie beraubten. Wenn er sie gegen die Zellenwände schlug, dann fühlte er einen genauso starken Schlag auf seinem Hinterkopf, und wenn er sie zerbiss – nun das Gefühl brachte ihn fast um.

Wieso hatte er sich auch besiegen lassen? Brain hätten ihn nie verstoßen, wenn er nur stark genug gewesen wäre! Und dann wäre er nicht hier her gekommen! In dieses Gefängnis und er hätte Cuberos nie verloren.

Er hatte viel nachgedacht, und er war zu dem Schluss gekommen, dass es so sein musste. Wäre sein Gebet nie erloschen, wären sie alle nur stärker gewesen, dann hätten sie Nirvana gehabt, dann hätten sie so viele Freunde bekommen. Aber diese Allianz des Lichtes hatte alles verdorben. All ihre Träume, Pläne, Wünsche und Gebete.

„Cuberos...“ murmelte er und sackte kraftlos an der Wand herunter.

Diese Ohnmacht war einfach schrecklich. Er wusste nie, wie viel Uhr es war, nur wenn man ihm Essen brachte, konnte er abschätzen, welche Tageszeit es sein musste. Und er schlief, wann immer er Müde war, mal war es nach drei Mahlzeiten, mal nach fünf, und mal auch nur nach einer.

Er nahm kaum war, wie sie die Tür öffneten, und wie sie herein kamen. Erst als ihm rüde befohlen wurde, aufzustehen, bemerkte er die Anwesenheit von Runen-Rittern. Langsam erhob er sich, froh um jede menschliche Begegnung, und wenn sie noch so unfreundlich war.

„Mitkommen!“ befahlen sie, und eskortierten ihn zur Tür, und den Gang hinunter, der direkt hinter der Tür war. Sie brachten ihn in ein Waschraum, mit mehreren Gemeinschaftsduschen, Kleidungsablagen und rauen Handtüchern. Normalerweise duschten sie immer nacheinander, und da er recht weit hinten im Gang war, war der Boden meist nass und rutschig. Aber aus einem unerfindlichen Grund war er, bis auf drei Pfützen unter jeweils einem Duschhahn trocken. Und da lag schon Kleidung auf der Ablage – seine Kleidung!

Die Runen-Ritter verließen den Raum. Schnell entledigte er sich dieser hässlichen Sträflingskleidung und ging zu einer der Duschen. Es gab nur kaltes Wasser, aber es reichte ihm, er war eh kein Warmduscher. Nur dass seine Kleidung da lag, schien ein wenig seltsam, und nachdem er den Hahn zudrehte und sich mit einem der Handtücher schnell abgetrocknet hatte, schlüpfte er schnell hinein.

Seltsamer weise war sie völlig intakt, wie neu aus dem Laden. Nicht einmal das Loch, das durch Brains Attacke verursacht war, war noch da, ganz zu schweigen von den obligatorischen Verbrennungen dieses Salamandars. Ob man sie einfach neu gekauft hatte? Nein, denn in diesem Moment entdeckte er einen Flicken in der Innenseite seines Mantels, den er selber angebracht hatte.

Gerade zog er sich diesen über, da schlug die Tür wieder auf, und die Runen-Ritter kamen wieder herein. Cobra fragte gar nicht erst, er folgte ihnen nur. Sie führten ihn in den Gang zurück, aber nicht in seine Zelle, sondern öffneten die Tür, durch die der Gang von außen zu betreten war. Er wurde durch geschubst und stolperte, weil er nicht damit gerechnet hatte, und landete in etwas flauschig Weißem - Federn

„Cobra, dir geht es gut!“ rief eine Frauenstimme, dicht an seinem Ohr. Zu dicht, es schmerzte. Cobra drückte die Frau von sich weg, und sah sie verwundert an. Sie hatte weiße Haare, die länger waren, als er sie in Erinnerung hatte und ein kurzes Ponny, ein pinkes Haarband hielt die Frisur. Sie trug ein weißes Kleid aus Federn mit einem weiten Ausschnitt und Schuhe, die ebenfalls aus Federn gemacht waren. Dazu trug sie Overknees und Handschuhe in derselben Farbe wie das Haarband. Es war Angel, die merkwürdig fröhlich schien.

„Angel!“ rief er „Was machen wir hier?“ wollte er wissen, und dabei wurde die Tür geschlossen, nun waren sie alleine hier. Kurz sah er über die Schulter der Weißhaarigen und entdeckte noch Racer.

Der Geschwindigkeitsmagier hatte noch immer den Irokesenschnitt in blond und dunkelbraun, und er trug seine rot/weiße Oracion Seis-Windjacke und die weiße Hose. Handschuhe, sowie Brille fehlten.

„Ich weiß es nicht.“ gestand Angel, aber dabei zog sie ihn aber zu einer Bank, die in der Mitte des Raumes aufgebaut war. Erst jetzt konnte Cobra auch Midnight sehen, der so hinter Racer saß, dass er aus seiner sich quasi hinter diesem verschwunden war „Sie haben nichts gesagt. Nur, das wir uns setzen, und warten sollen.“ Während sie redete, ließ sie sich neben Midnight nieder, der die Holzbank als gemütlich genug zum Schlafen befunden hatte. Gleichzeitig zerrte sie an seinem Mantel, um ihn dazu zu bringen, sich ebenfalls hinzusetzen.

Midnight sah ebenfalls genau so aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Er trug seine Hose mit dem Leopardenmuster, den weißen Gürtel und die schwarze Weste. Allerdings fehlten das Nietenarmband und der übliche Zopf in seinen schwarzen Haaren. Stattdessen hatte er eine Bandage um seinen gesamten rechten Unterarm gewickelt, wie Cobra freudig feststellte, denn die Wunde stammte eindeutig von der Prügelei, die sie sich geliefert hatten.

Cobra ließ sich wiederwillig nieder. Ihm gefiel es nicht, nicht zu wissen, was los war. Aber immerhin war er jetzt nicht mehr alleine, jetzt hörte er endlich wieder etwas anderes, als seine eigenen Schreie – und er sah auch etwas anderes, als die eintönigen Betonwände. Angel saß ja neben ihm…hatte sie schon immer so große Brüste gehabt?

„Könntest du bitte nicht in meinen Ausschnitt starren?“ fragte Angel in einem seltsamen Tonfall, als würde sie sich zwingen, möglichst Höflich zu klingen.

„Oh…“ murmelte er ertappt und schaute schnell weg. Eine peinliche Stille trat ein, in der Angel ein wenig beleidigt von ihm weg rückte. Cobra war schnell wieder langweilig und sah sich im Raum ein wenig um. Die Bank stand in der Mitte des Raumes, und hinter ihr waren einige Haken im Boden eingelassen, an dem man Dinge befestigen konnte.

„Vermutlich Ketten…“ dachte er, bevor er sich weiter umsah. An der linken Wand war die Tür, durch die sie eingetreten waren, und vor ihnen war eine zweite Tür, vermutlich der Ausgang, hinter dem sie sicherlich tausende Wachen antreffen würden. Selbst mit Magie wäre es gar nicht so leicht gewesen, hier auszubrechen. Die Wände waren cremegelb gestrichen und der Boden war aus Beton, genau wie die Decke.

Langsam fragte Cobra sich wirklich, was sie hier sollten. Gerade wollte er frustriert aufstehen und gegen die Wand treten (in den vier Wochen Einzelhaft hatte er festgestellt, dass es gut zum Frustabbau eignete), da wurde die Tür ihnen gegenüber geöffnet.

Der Mann, der jetzt eintrat und die Tür hinter sich schloss, war groß gewachsen und alt und er war der seltsamste Mann, den sie je gesehen hatten. Denn zusätzlich zu seiner Größe trug er einen sonnengelben Spitzhut auf dem Kopf, der ihn noch mal gut zwanzig Zentimeter größer erscheinen ließ, und er trug eine altmodische Robe in derselben Farbe wie der Hut, sowie einen orangefarbenen Umhang, der sanft über den Boden strich.

Seine Haare und sein Bart waren so lang, dass er die Spitzen in seine Schärpe steckte, und in seinem faltigen Gesicht hatte eine Halbmondbrille Platz gefunden, durch die sie funkelnde, blaue Augen heraus anstarrten. Trotz seines hohen Alters schienen sie etwas lebhaftes, fast sogar Jugendliches an sich zu haben.

„Guten Tag“, sagte er freundlich und lächelte sie dabei an „Mein Name ist Albus Dumbledore, und sie sind die ehemaligen Mitglieder der berühmten Gilde Oracion Seis, nicht wahr?“ fragte er, und dann hob er seine Hand und deutete mit dem Finger auf Cobra „Johan Tribal“, er deutete auf Angel „Maria Alys“, er deutete auf Midnight „Kain Hatherway“, er deutete auf Racer „Dustin Bell.“

Auch wenn sie verwundert waren, so zeigten sie es nicht. Natürlich mochten sie es nicht, mit ihren richtigen Namen angesprochen zu werden, denn Brain war ihr Vater, und er hatte ihnen andere Namen gegeben. Stattdessen sahen sie ihn nur emotionslos an.

„Ich habe darum gebeten, mit ihnen reden zu dürfen. Ich möchte ihnen die einmalige Change an der Teilnahme eines Projektes geben. Ein Resozialisierungsprojet, in dessen Zug sie lernen sollen, sich den Gesetzen gemäß zu verhalten.“ Erklärte der alte Mann.

„So etwas wie eine Abendschule?“ fragte Angel sofort, bevor die anderen Drei überhaupt verstanden hatten, was der Mann meinte.

„Nein“, erwiderte er „Ein Stoß ins eiskalte Wasser. Sie werden mit mir mit kommen, und in meiner Heimat leben, und versuchen, sich dort zurecht zu finden.“ Erklärte er „Eine Bewährungsprobe. Wenn ich sehe, dass sie sich benehmen können, werde ich sie zurück schicken und sie werden hier als freie Menschen leben. Wenn ich aber sehe, dass sie in ihre alten Verhaltensmuster zurück fallen, dann werde ich sie ebenfalls zurück schicken, und sie werden ihre Haftstrafe wie gehabt fortsetzen.“

Selbst Angel brauchte einige Sekunden, um das gehörte zu realisieren. Der Mann wollte sie frei lassen? Sollte das wirklich sein Ernst sein?

„Also, möchten sie an dem Projekt teilnehmen?“ Sie brauchten nicht einmal Blicke zu tauschen, um sich zu beraten, sie nickten alle gleichzeitig, so schnell und heftig wie möglich „Wunderbar! Dann kommen sie, bevor diese Pflichtbewussten Ritter sich um entscheiden und sie doch eskortieren wollen.“

„Ich habe noch eine Frage.“ Rief Angel schnell, und der alte Mann sah sie erwartungsvoll an „Ich will mich nicht beschweren, aber warum gerade wir? Gibt es nicht viel mehr Leute hier drinnen, die sich viel weniger zu Schulden haben kommen lassen?“

„Natürlich“, antwortete Dumbledore „Aber ich kann nicht mit ansehen, wie man das Leben von vier Kindern zerstört.“

Heimkehr

Der Mann hatte sich bereits umgedreht, die Tür aber nicht geöffnet. Sie waren bereits aufgestanden, aber noch keinen Schritt gegangen, und versuchten dabei ein stummes Gespräch zu führen. Sie hatten irgendwann eine recht einfache Zeichensprache entwickelt, im Turm hatte sie so gut wie jeder beherrscht. Kaum bemerkbar unterhielt man sich, indem man die Fingerspitzen bewegte.

„Oh, das hätte ich fast vergessen!“ Rief der Mann und drehte sich noch mal um, sofort ließen sie die Hände sinken. Er lächelte noch immer, aber jetzt zog er einen Holzstab hervor, den er am unteren Ende gepackt hatte und ähnlich wie ein Schwert hielt. Er machte einen lässigen Schwenker mit diesem Holzstab, der dabei auf sie gerichtet war. Irgendwie sah es albern aus.

Zumindest war das ihre Meinung, bis es plötzlich, ganz leise klick machte und die Lacryma-Fesseln zu Boden vielen. Verwirrt hoben sie ihre Handgelenke und sahen sie an. Sie waren wirklich frei! Wie auch immer der Mann die Magie auf die Lacryma angewendet hatte, das war egal. Er hatte sie nur befreit, das war es, was zählte.

Sie brauchten keine Zeichensprache mehr, um ihren Blitzangriff zu starten. In dem Moment, in dem er sich wieder zurückdrehte, griffen sie gleichzeitig aus vier unterschiedlichen Winkeln an. Der alte Mann wirbelte mit einer erstaunlichen Gelassenheit herum, dabei zuckte auch wieder seine Hand mit dem Holzstab, und plötzlich wurden sie von einer unsichtbaren Macht zurück geschleudert und prallten hart gegen die Wand.

„Tun sie das nicht noch einmal.“ Warnte er, und auch wenn er nicht verärgert klang, so schien es doch irgendwie bedrohlich, vielleicht, weil er plötzlich nicht mehr mit einem breiten Lächeln redete. Als er sich wieder umdrehte, hatten sie sich schon aufgerichtet und warfen ihm zornige Blicke zu. Dumbledore – wenn er sie bemerkte – ignorierte diese Blicke.

Während Dumbledore sie aus dem Gefängnis führten, wurde ihm respektvoll Platz gemacht. Es war irgendwie ein seltsames Gefühl…wurde man einfach so aus dem Gefängnis gebracht? Natürlich, sie hatten keinen Besitz mehr, aber ob andere Gefangene auch einfach so herausgeworfen wurden? Vor die Tür gestellt, und dann hatten sie selber zu sehen, wohin sie gingen? Oder brachte man sie noch zum Bahnhof, und kaufte ihnen noch eine Karte?

„Seltsam, sich das zu fragen…“ murmelte Cobra kaum hörbar. Und auch wenn er nicht wusste, ob die Gefängniswärter es für die Insassen taten oder nicht, Dumbledore zumindest tat es nicht, er blieb nur wenige Meter vor den Außenwänden des Gefängnisses stehen.

„Sagen sie, Mr. Dumbledore“, begann Angel zögerlich, als ob sie sich nicht sicher wäre, ob sie ihre Frage wirklich stellen sollte „Könnten sie…vielleicht…“ Angel verstummte, als wäre ihr klar geworden, dass es eine bessere Idee war, nichts zu sagen.

„Rede.“ Befahl Dumbledore mit freundlicher, aufmunternder Stimme, und Angel, dadurch neuen Mut getankt fuhr fort:

„Ich wollte fragen, ob wir vielleicht bei uns zu Hause, in dem Gildengebäude, vorbeigehen können.“ Bat sie vorsichtig, und setzte hastig hinterher „Aber natürlich müssen wir nicht, wenn sie nicht wollen.“ Dumbledore gluckste vergnügt, dabei steckte er die Hand unter seinen Umhang und suchte wohl nach etwas.

„Sehen sie, Miss Alys, genau das hatte ich vor.“ Mit diesen Worten zog er seine Hand wieder hervor und hielt jetzt ein silbernes Feuerzeug in der Hand. Er ließ es knicken, und sie erwarteten, dass jetzt eine kleine Flamme aufflackern würde. Ob er etwa rauchte? Eigentlich sah er ja nicht so aus.

Aber das Feuerzeug spuckte keine Flammen. Stattdessen erschien ein kleiner Lichtball direkt über dem silbrigen Gerät. Dieser Lichtball schien so gar keine Flamme zu sein. Er war nicht einmal heiß, denn Dumbledore streckte seine Hand hinein, als wäre es nichts.

Er ließ das Feuerzeug wieder zuschnappen und verstaute es in seinem Umhang, der Lichtball blieb allerdings in der Luft. Seinen nun wieder freien Arm hielt er ihnen so hin, als würde er verlangen, sich unterzuhaken.

„Na los, nehmen sie.“ Befahl er, wieder in seinem seltsam freundlichem Ton, der so gar nicht zu Befehlen passte. Angel war die Erste, die an den alten Mann trat und sich am Stoff des Ärmels festkrallte. Als sie alle an ihm fest hielten, wobei sie sich ziemlich albern vorkamen, machte Dumbledore einen kleinen Ausfallschritt nach hinten.

Mit einem erstaunlich kräftigen Ruck zog Dumbledore seinen Arm vor seinen Körper und drehte sich dabei weg. Wenn sie sich festhallten wollten, so mussten sie jetzt nach vorne stolpern. Und dann geschah es.

Mit einem mächtigen Ruck schien die ganze Welt aus ihren Fugen geraten zu sein. Die Farben schienen wie auf einer nassen Leinwand zu verlaufen und gleichzeitig fühlten sie sich, als würde ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen worden und sie durch einen viel zu dünnen Schlauch gedrückt werden. Nach einigen Sekunden war es ein Glück vorbei, sie standen mit einem mächtigen Ruck wieder auf festem Grund.

Dass sich die Umgebung verändert hatte, sahen auf den ersten Blick nur Racer und Angel. Cobra und Midnight ließen Dumbledore sofort los und stolperten einige Meter zurück, bevor sie sich mit einem unappetitlichen Ton ihres Frühstückes entledigten.

Angel und Racer sahen sich um und stellten fest, dass sie sich direkt vor den Toren ihrer Gilde befanden. Es war ein riesiges Schloss, dass eine beeindruckende Shilouette in den Himmel gezeichnet hätte, wenn es nicht in einem Tal gelegen hätte, und von hohen Bergen so verdeckt war, dass man es nicht finden konnte.

Erneut gluckste Dumbledore auf, als er ihr Schloss sah. Es war von einem hohen Eisenzaun umrundet, und hatte die größten Ländereien, auf denen die wildesten und schönsten Blumen wuchsen. Das Schloss nahm fast das ganze Tal ein. Dumbledore ging zu dem Tor und hielt seine Hand auf die Klinke, doch noch bevor er sie herunter drückte, war ein lauter Knall zu hören.

Auf der anderen Seite des Tores war plötzlich ein Mann erschienen – ein Mann mit weißen Haaren und dunkler Haut, mit seltsamen Zeichnungen auf dem Gesicht und auf seinem Körper. Sie waren dadurch sichtbar, dass er seine graue Jacke offen trug, und er hatte eine blaue Hose mit zwei hellblauen Streifen an.

„Brain!“ riefen Angel und Racer gleichzeitig, doch der Mann ignorierte sie einfach, er starrte stur Dumbledore an, als würde es nichts anderes geben.

„Wer bist du?“ fragte er bedrohlich „Was suchst du in meiner Gilde?“ Dumbledore schwieg für einen Moment, und Brain redete weiter „Antworte!“ befahl er. Für einen weitere Moment schwieg Dumbledore und Brain wollte schon wieder ansetzen, etwas zu sagen, doch der alte Mann hob beschwichtigend seine Hand. Brain schloss seinen Mund und verschränkte erwartungsvoll die Arme.

„Ein Kind hat niemals die Sünden seiner Väter zu tragen.“ Sagte er gelassen.

Brain ließ die Arme locker, sodass sie fast heruntervielen, wenn sie nicht an seinem Körper fest gemacht wären, und er öffnete den Mund und riss die Augen auf. Er schien irgendwie erstaunt darüber, was Dumbledore gesagt hatte. Wie ein Zombie taumelte er einige Schritte nach vorne, bevor er über einen Stein stolperte.

„Brain? Ist alles okay?“ fragte Angel besorgt.

Brain schlug, trotz der Tatsache, dass er nach vorne viel und sich nicht mit den Händen abfing, nicht auf dem Boden auf. Stattdessen blieb er mitten in der Luft stehen, als würde er schweben. Langsam rutschten seine Füße hinten weg und er schwebte ganz in der Luft. Für einen Moment blieb er so hängen und hob erschreckend langsam seinen Kopf.

Sein Gesicht zu einer obskuren Fratze verzogen, mit rollenden Augen und verrücktem Grinsen stieß er ein psychopatisches Lachen aus und flog in einer rasenden Geschwindigkeit auf sie zu. Durch sein kichern drang Angels kreischen, als Brain gegen das Gitter krachte. Das Metall rüttelte heftig und Dumbledore konnte feststellen, dass alle vier Oracion Seis die Arme erschrocken vor das Gesicht gezogen hatten.

„Sie können sich beruhigen.“ Rief er und dabei drückte dabei die Klinke hinunter, zog das Tor auf.

„W-was war das?“ fragte Angel zittrig „Wieso war Brain da? Und wo ist er jetzt?“

„Der Mann, den sie Brain nennen“, begann Dumbledore, während er den Schotterweg zum Schloss hinauf ging, die vier dabei im Schlepptau „ist dort, wo er auch eben noch war, und wo er für immer bleiben wird. Dieser Brain ist nach meinen Informationen tot. Dieses Ding, das sie gesehen haben, war nicht echt. Es ist ein Zauber, der Eindringlinge fernhalten sollte. Ein Schatten von Brain, der denkt und handelt wie er, aber über keinerlei physischen oder magischen Fähigkeiten besitzt. Wenn man diesen Schatten davon überzeugt, ein Freund zu sein, schaltet er von alleine sämtliche Fallen aus.“

„Brain hat hier Fallen errichtet? Warum hat er es uns niemals erzählt?“ fragte Cobra, dem es mittlerweile wieder besser ging.

„Hätten sie es sich erzählt, wenn sie an seiner Stelle gewesen wären?“ stellte Dumbledore die Gegenfrage „Hätten sie es riskiert, ihnen die Sicherheit in ihrem eigenem Heim in Frage zu stellen? War dieser Brain so ein Mensch, der ihnen gerne Sorgen machte?“ Für einen Moment dachte Cobra nach, doch dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, vermutlich nicht.“ Erwiderte er und ging an Dumbledores Stelle als Erster die Treppen zum Hauptportal hoch, um die Flügel aufzuziehen. Zufrieden lächelte Dumbledore und trat direkt nach den Oracion Seis ein.

Im inneren erwartete sie eine große Eingangshalle, auf dessen Boden ein großer, roter Teppich ausgebreitet war. An der Decke war ein schöner Kronleuchter angebracht, der sofort von selber entflammte, als sie eintraten. Vor ihnen ging eine breite Treppe hoch auf einen höhergelegten Teil. Eine von Bögen durchzogene Wand versperrte die Sicht auf die Gänge dahinter. Rechts neben der großen Treppe war ein kleiner Durchgang, mit einer engen Wendeltreppe.

Brain sammelt sie alle ein, Part I

„Na los, es ist ihr zu Hause.“ Sagte Dumbledore und deutete dabei auf die Treppe „Packen sie, was sie brauchen.“ Sie nickten, zum Zeichen, dass sie verstanden hatten. Angel ging sofort los, zu der Wendeltreppe rechts von der großen Treppe. Die drei Jungs hingegen gingen die große Treppe hoch und verschwanden in die Gänge oben. Dumbledore wartete noch eine Minute, dann durchquerte auch er die Eingangshalle und ging geradeaus weiter, die Treppe hoch, und dann durch einen der Gänge, bis er in ein Treppenhaus gelangte, von dem aus er ganz nach oben gehen konnte.

Bis in den siebten Stock ging er, von dort aus suchte er seinen Weg durch die verwinkelten Gänge, bis er vor der merkwürdigsten, steinernen Chimära stand, die er je gesehen hatte: mit einem grünen Schlangenkopf, grauen Wolfspelz, weißen Schwingen, braunen Pferdebeinen und den schwarzen Schwanzfedern eines Raben.

„Wirst du mich vorbei lassen?“ fragte Dumbledore hoffnungsvoll, doch das Wesen schüttelte seinen schuppigen Kopf, dann erstarrte es wieder „Ich muss dir also das Passwort nennen?“ fragte er, und dieses Mal nickte das Wesen „Wie wäre es also mit Zitronendrops?“ schlug er vor, und die Chimäre nickte, zu seiner großen Verblüffung.

Sanft verschmolz sie dann mit dem Boden, und gab den Durchgang frei, der zu einer Wendeltreppe führte. Dumbledore nahm mit großen Schritten immer gleich zwei Stufen und stand wenige Sekunden später vor einer einfachen Holztür. Er tippte sie mit seinem Zauberstab an, und sie ließ leise klick hören. Mit dem schrecklichen Quietschen von ungeölten Scharnieren schwang sie auf und bot Dumbledore Eintritt in einen kreisrunden Raum.

Dumbledore machte einige Schritte und blieb etwa in der Mitte des Raumes stehen. Kreisrund, wie sein eigenes Büro, nur völlig leer. Die Wände waren schlammbraun und im Abstand von etwa zwei Schritt stand immer eine Fackel, aber sie brannten nicht. Licht drang nur spärlich ein, durch ein kleines Fenster direkt unter der hohen Decke. Außer den Fackeln schien jedoch nichts mehr im Raum zu sein.

Er hatte seinen Zauberstab noch in der Hand, daher schwang er ihn kurz und entzündete die Fackeln damit. Augenblicklich wurde der Raum in warmes Licht gehüllt, sodass mehr zu erkennen war. Nicht, dass es mehr zu erkennen gab. Die Fackeln schienen das einzige zu sein, was in diesem Zimmer zu finden war. Und verschiedene Sachen waren auf die Wände und auf den Boden geschrieben worden. Kreise mit bestimmten Mustern und Schriftzügen, geschrieben in alten Runen.

Dumbledore sah auf den Boden unter seinen Füßen, wo einer dieser Kreise war. Ein wirres Schlangenmuster war in die Mitte gemalt und am äußersten Rand war ein kurzer Schriftzug, den Dumbledore im Kopf übersetzte. Es war ein Zauberspruch, wenn er sich nicht täuschte, aber es machte keinen Sinn. Es lautete „Arresto Incantatem“. Seines Wissens nach gab es nur „Arresto Momentum“ und „Priori Incantatem“, aber eine Mischung nicht.

Schnell ging er zu den Wänden und las sich die Zeichen durch. Da gab es „Piertotum momentum“, oder „Locomotor glacio“, oder die Zaubersprüche waren auf Silben aufgeteilt wie „Nihipor“, „Studucto“ und „Relus“. Angestrengt überlegte er, was es zu bedeuten hatte. Für einen Außenstehenden musste es seltsam aussehen, wie er von einem Kreis zu einem anderen ging und jedes Mal breiter lächelte, wenn er einen erreicht hatte.

„Das ist also dein Trick?“ murmelte er, nachdem er bei allen Kreisen gewesen war. Schnell erhob er seinen Zauberstab und tippte Sachte in die Mitte eines der Kreise und trat sofort einen Schritt zurück. Der Kreis verblasste langsam, und da, wo er ihn berührt hatte, schien sich der Stein zu verflüssigen und tropfte zu Boden. Langsam, aber sicher bildete sich eine Säule, und als sie die Höhe des Kreises erreichte, tropfte der Stein einfach nach oben. Die Säule wuchs bis kurz unter seine Brust und als sie fertig war, bildete sich durch den flüssigen Stein eine Schüssel mit silbrigem Inhalt, von dem man nicht genau sagen konnte, ob er flüssig oder ein Gas war.

„Ein Denkarium.“ Erkannte Dumbledore sofort. Vorsichtig beute er sich über die Schüssel und berührte mit seiner Nasenspitze den Inhalt. Ruckartig wurde er nach vorne, in die Erinnerung hinein gezogen. Der kreisrunde Raum um ihn herum verschwand mit einem Mal, und er landete in einer steinernen Zelle. Die Frontseite war vergittert und im inneren saßen nur zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen.

Sie trugen Beide zerschlissene Kleidung. Der Junge hatte eine grüne, dreckige Hose an und ein schlammbraunen Stofffetzen, der wohl ein Shirt darstellen sollte. Er hatte dunkle Augen und schwarze Haare, blasse Haut und schien so unglaublich unglücklich. Das Mädchen trug ein etwas längeres Oberteil, im selben schlammbraun, aber dafür keine Hose. Sie war nicht so blass wie der Junge, aber sie hatte auch eine recht kränklich wirkende Hautfarbe. Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass sie weiße Haare hatte und daher sowieso sehr blass wirkte. Schuhe hatten sie beide nicht an.

Von weitem war ein Mann zu sehen, wie er auf die Gitter zueilte. Die Kinder sagten irgendetwas, aber es war ein leises Murmeln, dass Dumbledore nicht verstehen konnte. Mit jedem Schritt, den der Mann näher kam, wurde es allerdings lauter. Es war also seine Erinnerung, nicht die der Kinder.

Das Mädchen sagte etwas, das Dumbledore noch immer nicht verstehen konnte und lächelte dabei. Ihr schwarzhaariger Zellengenosse rückte etwas näher an die Wand, doch er nickte zurückhaltend. Sie sahen den Mann nicht, denn das Mädchen hatte ihm den Rücken gekehrt und der Junge starrte den Boden an.

„Glaubst du…“ murmelte er, für Dumbledore nun auch hörbar „dass wir hier jemals weg kommen, Maria?“ Das Mädchen, dass offenbar Maria hieß, sah verwundert auf. Für einen Moment starrte sie ihn mit großen Augen an, doch dann sah sie wieder weg und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht.“ Antwortete sie dann ehrlich.

„Vielleicht, wenn wir den Turm fertig haben? Glaubst du, dass sie uns dann gehen lassen? Wenn wir uns-“ Der Junge stoppte mitten im Satz und starrte über Marias Schulter hinweg, mit offenem Mund und erschrockenem Gesichtsausdruck, sah er durch Dumbledore durch.

„Was ist los?“ fragte sie und drehte sich um, und nun starrte auch sie zu den Zellengittern. Oder besser gesagt auf das, was da hinter war. Da stand der Mann, mit einer flauschigen, teuren Jacke und mit einem verzierten Gehstock, seine Haare waren gewaschen, seine Haut war dunkel und er sah mit einem freundlichem Lächeln zu ihnen.

„Wie heißt ihr Beiden?“ fragte er nett, aber so, als hätte er Schwierigkeiten, zu reden. Dabei hockte er sich hin und winkte sie freundlich zu sich. Wie magisch von ihm angezogen standen die Beiden auf und gingen zu dem Gitter, lehnten sich dagegen und sahen ihn mit großen Augen an. Sie antworteten nicht, sondern musterten ihn genau, von unten bis oben, und sie versuchten, sich dieses nette Lächeln einzuprägen.

Als wäre sie in einer Trance, griff Maria durch die Gitter durch, und griff sich an dem Innenfutter der Jacke des Mannes fest. Als er seine Hände hob, zuckten sie merklich zusammen, als würden sie bemerken, was sie gerade taten. Ängstlich wollten sie schon zurückweichen, gewiss wollte er sie schlagen…und dann legte er ganz sanft seine warmen Hände auf ihre Köpfe und stricht darüber.

Und sie genossen es einfach.

Die Erinnerung fand ihr Ende. Um Dumbledore herum begannen die Wände zu zittern und zu bröckeln, der Boden rauschte unter seinen Füßen weg. Doch es blieb nicht lange so. Nach wenigen Sekunden schien alles wieder normal zu werden, und Dumbledore fand sich erneut in einer Zelle wieder. Doch dieses Mal war der Mann schon da, und hinter ihm die beiden Kinder von eben. Vor ihm ging ein Junge gefesselt an der Wand, und neben dem Mann lagen zwei bewusstlose Männer in Uniform.

„Bist du okay?“ fragte der Mann freundlich und löste dabei den Knoten. Der Junge schniefte, nickte dann aber. Kaum hatte er das getan, war der Knoten auf, und der Junge wäre herunter geplumpst, wenn der Mann ihn nicht aufgefangen hätte „Ich bringe dich hier weg, wenn du willst.“ Sagte er, während er ihn vorsichtig absetzte. Der Junge nickte.

„D-danke…“ murmelte er.

„Soll ich dich tragen, Dustin?“ bot er noch an, doch der Junge schüttelte den Kopf und richtete sich auf, zum Zeichen, dass er keine Hilfe brauchte.

Maria und der andere Junge kamen hinter den Beinen des Mannes zum Vorschein und lächelten ihn scheu an, und er winkte zurück.

Und wieder endete die Erinnerung.

Brain sammelt sie alle ein, Part II

Die Turbulenzen begannen, und sie legten sich wieder, und wieder war Dumbledore in einer Zelle. Ein einziger Junge saß darin und unterhielt sich mit einer kleinen Schlange, die auf seiner Hand saß. Die Schlange zischte leise, und der Junge wandte seinen Kopf zum Gitter, wo der Mann stand, dem die Erinnerung gehörte. Das Mädchen saß jetzt auf seiner Schulter und die beiden Jungs standen links und rechts von ihm.

„Johan?“ fragte der Mann zaghaft, und der Junge sah ihn forschend an „Komm her.“ Befahl er freundlich, und der Junge gehorchte ohne wiederworte. Der Mann tippte mit seinem Stab gegen die Zellengitter, und sie verbogen sich, damit der Junge herauskommen konnte.

Diese recht kurze Erinnerung endete, und eine neue Erinnerung startete. Dieses Mal landete Dumbledore nicht in einer Zelle, sondern in einer hohen Halle, und der Mann stand in der Mitte. Ein weiteres Kind stand bei ihm, mit orangefarbenem Haar und älter und kräftiger als die anderen vier, aber dennoch dieselbe Kleidung wie die Jungs.

Hunderte Wärter in Uniform hielten Gewehre in der Hand, die Mündungen auf die Gruppe von sechs Leuten gerichtet. Die Kinder klammerten sich ängstlich an dem Mann fest, doch dieser schien eine unnatürliche Gelassenheit zu haben. Zumindest unnatürlich dafür, dass hunderte Gewehre auf ihn gerichtet waren.

„Die Revolte lässt sich nicht aufhalten. Ich werde diese Kinder mitnehmen, und die Anderen werden sich selber befreien.“ Rief er den Männern zu. Einer von ihnen löste sich aus der Menge und trat einen Schritt nach vorne.

„Gib uns die Arbeiter wieder und wir verschonen dein Leben!“ rief er, doch der Mann schüttelte den Kopf. Von irgendwo her hallten die Worte:

„Die Arbeiter revoltieren! Holt die Magier!“

„Ihr solltet mich ziehen lassen.“ Erwiderte der Mann, doch die Wache, die eben schon gesprochen hatte, schüttelte den Kopf „In diesem Fall werde ich mir den Weg freikämpfen.“ Die Gewehre wurden angelegt und entsichert, und sofort wurde geschossen. Die Kinder schrien.

„Protego maxima!“ rief der Mann. Die Kugeln prallten an seinem Schild ab, Querschläger verwundeten die Wachen. Der Mann hob seinen Stab und rief „Expecto Patronum!“ Aus der Spitze brach dieselbe Chimäre hervor, die unter der Wendetreppe des Raumes gestanden hatte, nur viel riesiger und komplett weiß. Einige Wachen ließen erschrocken ihre Gewehre fallen, andere schossen auf das Ungetüm, doch die Kugeln wirkten nicht.

Der Mann ließ das Wesen vor sich her preschen, und die Wachen wichen schon zurück. Der, der eben bereits geredet hatte, blieb unerschrocken stehen und legte auf den Mann an. Das Ungetüm rannte auf ihn zu, und rannte durch ihn durch.

„Pah! Ich kenne Magier und ihre Illusionen!“ rief er und drückte ab. Augenblicklich verschwand das Monster und der Mann richtete seinen Schild wieder auf, um die Kugel abzuwehren. Sofort zielten die Soldaten wieder auf ihn. Unbeeindruckt richtete der Mann seinen Stab auf den Boden unter den Wachen hinter ihm und murmelte, ohne hin zu sehen:

„Cresceo.“ Der Boden unter ihnen begann, sich zu Wellen und uneben zu werden, die Wachen stolperten und vielen übereinander. Schnell richtete der Mann seinen Stab auf die Wachen vor ihm und rief „Arresto Momentum!“ Die Wachen erstarrten in ihren Bewegungen „Cave Inimicum.“ Die Wachen wurden aus dem Weg geschleudert und der Mann ging durch die entstandene Schneise. Die Kinder folgten ihm, jetzt weniger ängstlich sondern eher beeindruckt.

Die Erinnerung endete und die Turbulenzen begannen. Aber sie sie legten sich nicht sofort wieder. Im Gegenteil, sie schienen stärker zu werden. Durch die scheinbar endlose Masse drangen Stimmen. Nein, keine Stimmen, viel eher waren es Eindrücke, die nirgendwo da zu sein schienen, aber die ihn dennoch erreichten:

„Ich habe dein Bild mal in Papas Zeitung gesehen.“ – „Ich bete, für dich und für meinen Bruder!“ – „He, netter Herr! Komm her!“ – „Ich bete, wie ein Engel!“ – „Wow, das ist lecker!“ – „Ich bete, zusammen mit Cuberos!“ – „Kann ich noch etwas haben?“ – „Ich bete, so schnell ich kann!“ – „Ich muss nicht neben dem Mädchen schlafen!“ – „Ich bete, ganz in Ruhe.“

Und mit einem Mal kam alles wieder zum Stillstand und bildete den kreisrunden Raum, in dem Dumbledore stand. Direkt vor seinem Gesicht war das Denkarium, und verwundert hob er seinen Kopf und sah sich suchend um.

In der Mitte des Raumes stand der nette Mann, der sich suchend umsah, und dann Dumbledore vor dem Denkarium entdeckte. Der Schulleiter ging einige Schritte von dem Gerät weg und der Mann folgte ihm mit den Augen.

„Eine biolink-magische Erinnerung.“ Erkannte er „Du warst schon immer ein Genie, Adam.“

„Danke, Albus. Sag, hast du die Kinder getroffen?“ fragte der Mann, verschränkte dabei die Arme hinter seinem Rücken. Dumbledore nickte „Das freut mich. Sind sie hier?“ erneut nickte Dumbledore „Sehr gut. Wirst du sie mitnehmen?“ ein drittes Mal nickte er, und wieder fuhr der Mann fort „Sag ihnen nichts über mich, ja? Es ist nichts, dass sie wissen müssen.“

„Ich verstehe. Gibt es noch etwas, dass du mir sagen willst?“ fragte Dumbledore.

„Ich habe eine Magie gefunden, mit der sich Voldemort besiegen lässt, ohne ihn zu töten. Sie würde all die Dunkelheit in seinem Herzen in Licht verwandeln.“ Sagte Adam.

„Das ist nicht von Nöten. Voldemort ist besiegt. Er starb vor vierzehn Jahren, an einem Todesfluch, der auf ihn zurückprallte.“ Erwiderte Dumbledore.

„Stuss!“ warf der Andere sofort ein „du weist genau, dass er nicht so einfach sterben kann. Aber wenn du dich Nirvana nicht bedienen willst, dann kann ich wohl nichts machen. Ich mache mir einfach nur sorgen um sie. Ich habe sie ja extra nicht nach Hause gebracht, damit sie diesen Krieg nicht sehen müssen. Ah, Albus, ich habe so viele Fehler gemacht. Verzeih mir, dass du sie ausbügeln musst.“

„Verzeih du mir, dass ich dir nie gesagt habe, dass Voldemort besiegt wurde.“ erwiderte Dumbledore. Für eine Weile schwiegen Beide. Dann bewegte die Erinnerung von Adam langsam ihre Beine und ging zu Dumbledore, streckte ihm die Hand entgegen.

„Verzeih mir, alter Freund, aber das war unser letztes Gespräch für hoffentlich eine sehr lange Zeit. Diese Erinnerung ist mit einer Selbstzerstörungsmagie ausgestattet, sobald sie jemand betrachtet. Du solltest gehen.“ Riet der Mann ihm. Zögerlich ergriff Dumbledore die Hand. Eigentlich dürfte es doch nur eine Erinnerung sein, also durchlässig. Aber er spürte den Händedruck genau. Was für ein beeindruckender Magier Adam war.

Kaum ließ er die Hand des Anderen los, da begann die Erinnerung um ihn herum einzubrechen. Ziegel brachen aus der Wand heraus und Holz aus dem Dachstuhl kam herunter. Stein für Stein brach der Raum auseinander und hinterließ nur undurchdringlichen weißen Nebel.

Schnell zog er seinen Kopf aus der Schüssel und sah, wie sie entzwei brach. Der silbrige Inhalt floss über das Steinpodest auf den Boden. Die Tür ging auf und die vier Kinder kamen herein. Was für ein seltsamer Zufall. Dumbledore drehte sich nicht zu ihnen um, er beobachtete nur weiter das Denkarium und die Erinnerungsflüssigkeit.

Jetzt stieg sie als silbriger Dampf auf. Dumbledore wollte das gerade genauer betrachten, da begann das Gas zu brennen, mit einer blutroten Flamme, die nichts hinterließ. Sie verzehrte die Erinnerungen und schlug dann auf das Denkarium über. Für wenige Momente wurde es in die roten Flammen gehüllt, dann verschwanden diese, ohne einen Rest übrig zu lassen.

„Was für eine brillante Idee.“ Murmelte er Gedankenverloren.

„Was haben sie da gemacht?“ fragte Angel interessiert.

„Ich habe mir das Denkarium ihres Meisters angesehen.“ Erwiderte er und drehte sich um „Wunderlich, wozu Magie in der Lage ist, nicht wahr?“

Dumbledore ging zu dem nächsten Kreis an der Wand, dabei behielt er allerdings die vier Oracion Seis im Auge. Sie musterten den Raum genau. Ihren Reaktionen nach zu urteilen waren sie das erste Mal in diesem Raum, oder Adam hatte hier umgestaltet, seit sie das letzte Mal hier waren. Herr Cobra ging jetzt zu der Säule und nahm sie genau in Augenschein, tastete sie ab und roch sogar daran.

„Was ist ein Denkarium?“ wollte Racer wissen.

„Eine Apparatur, in der Erinnerungen gespeichert werden.“ Erwiderte Dumbledore. Vorsichtig strich er über den Stein. „Arresto Patronum“ stand direkt unter dem Rand des Kreises.

„Und was war das für ein Feuer?“ fragte Cobra „Es ist so…unnatürlich. Ich rieche weder die Asche, noch ist der Stein heiß.“

„Magie. Eine böse Magie, über die man nicht reden sollte. Eine Magie, die alles irreparabel zerstört. Selbst die Schuppen des brennenden Drachen haben keine Chance, diese Magie zu überleben.“ Erwiderte er und tippte dabei mit seinem Zauberstab auf den Kreis „Ich stoppe meinen Schutzherren.“ Murmelte er dabei. Der Kreis verblasste und die Wand verflüssigte sich wieder. Dieses Mal bildete sie ein hohes, steinernes Bücherregal, vollgestopft mit alten Schriftstücken.

„Dieser Bryan war ein Genie.“ Murmelte Dumbledore anerkennend.

„Er heißt Brain.“ Riefen die vier sofort.

„Verzeihung.“ Erwiderte er schnell „Es fasziniert mich nur, wie er denkt.“ Meinte er und betrachtete dabei die Bruchrücken. Eines zog er heraus und tippte es mit zweimal mit seinem Zauberstab an. Es schrumpfte auf Fingernagelgrüße und Dumbledore verstaute es in seinem Umhang und zog gleichzeitig das silberne Feuerzeug wieder heraus. Danach drehte sich wieder um „Sie sind fertig?“ fragte er. Sie nickten alle.

Schnell ließ Dumbledore das Feuerzeug klicken und eine Lichtkugel stieg auf, in die er sofort seine Hand hinein steckte. Die andere Hand bot er ihnen an. Während Racer und Angel sofort nach seinem Ärmel griffen, waren Cobra und Midnight eher zögerlich.

der erste Morgen

Müde richtete Racer sich auf und sah sich verwirrt um. Was war noch passiert? Weshalb wachte er gerade in einem weichen Bett auf, und nicht auf der ungemütlichen Matratze in seiner Zelle? Wieso waren die Fenster nicht mehr Vergittert, und wieso war die Tür aus Holz und nicht aus zentimeterdickem Stahl?

Für einen Moment schwirrten all diese Fragen in seinem Kopf, dann erinnerte er sich wieder. Dieser seltsame Mann, Dumbledore, hatte sie hier her gebracht, wo es schon Abend gewesen war. Ein staubiger, kleiner Pub, in dem sie sofort ein Zimmer bekommen hatten. Die Erinnerung deckte sich mit seinen Beobachtungen.

Noch immer ein wenig Morgenmüde kämpfte er sich unter seinen Decken hervor und schwang seine Beine aus dem Bett. Ah, er hatte gut geschlafen. Sehr gut sogar, vor allem im Vergleich dazu, dass er die ganzen letzten Jahre nur auf den harten Gefängnismatratzen geschlafen hatte.

Schnell stellte er fest, dass nur Angel bereits wach war, und offenbar schon nach unten in den Schankraum gegangen war. Denn sie lag weder in ihrem Bett, noch war sie im Badezimmer, dass er gerade betrat, um zu Duschen und sich fertig zu machen. Zehn Minuten später stand er, durch die Dusche endgültig wach, vor der Tür und trat den Weg nach unten an. Noch bevor er die letzte Stufe genommen hatte, konnte er sowohl Angel mit einem leeren Teller, als auch Dumbledore ihr gegenüber sitzend sehen.

Abwechslungsreich, wie sein Kleiderschrank war, trug er seine übliche Oracion Seis-Windjacke und die dazugehörige Hose. Heute allerdings nicht das weiß/rote Modell, sondern das gelb/schwarze. Angel hingegen hatte heute eine betonende, schwarze Lederjacke und eine schwarze Jeans dazu. Das Haarband, das gestern noch knallig Pink gewesen war, hatte heute einen dunkelgrauen Ton angenommen.

Erst beim Näherkommen bemerkte Racer, das zwischen ihr und Dumbledore, der heute eine waldgrüne Robe und einen passenden Spitzhut trug, ein kunstvoll gefertigtes Schachbrett stand. Sie schenkten ihm beide ein kurzes Lächeln, dann wandten sie sich wieder dem Schachbrett zu. Racer ließ sich neben Angel nieder und beobachtete die Partie ein wenig. Er verstand nicht viel vom Schach, er wusste nur so gerade, wie er die Figuren ziehen durfte. Das Spiel war ihm einfach zu langsam.

„Springer auf C-5.“ Sagte Angel leise, aber deutlich. Der Springer war ein detailreich gestaltetes Pferd, das gerade die Vorderhufe nach oben gezogen hatte und so fast seinen Reiter herunterwarf. Zu Racers erstaunen senkte das Steinpferd seine Hufen und ließ sie auf dem Boden aufkommen, dann machte es einen großen Sprung auf das gewünschte Feld und nahm dort wieder seine Haltung ein. Dumbledore überlegte für einen Moment, dann erwiderte er:

„Dame auf H-5.“ Eine weiße Steinfigur, die aussah wie eine Frau in einem Kleid aus der Barock-Zeit und einem Spazierstock trippelte über das Feld zu dem gewünschten Feld, auf dem allerdings ein schwarzer Bauer mit Mistgabel stand. Die Dame hob ihren Spazierstock hoch und stach sie durch die Brust des Bauern, der sofort zur Seite, außerhalb des Spielbrettes, kippte.

„Sie haben gut geschlafen, Mr. Bell?“ fragte Dumbledore, während Angel ihren nächsten Zug plante. Ihm entging nicht, dass Racer für wenige Sekunden das Gesicht verzog, doch er ging nicht darauf ein, stattdessen warf er einen kurzen Blick auf das Schachbrett. Aber Angel hatte noch nicht gezogen.

„Besser als im Gefängnis.“ Erwiderte Racer schnell.

„Sie mögen es nicht, mit ihrem Geburtsnamen angesprochen zu werden.“ Stellte Dumbledore fest, allerdings klang es eher wie eine Frage „Genau wie Miss Alsy hier.“

„Brain war unser Vater, und er gab uns andere Namen.“ Meinte Racer schnell, während Angel eine Figur von Hand versetzte und etwas fester als nötig auf das Brett knallte „Alles andere sind nur verschnörkelte Linien auf Urkunden.“ Dumbledore nickte verstehend.

„Natürlich.“ Meinte er, bevor er einer anderen Schachfigur einen Befehl erteilte „Sagen sie, sind ihre beiden Gefährten denn bereits wach? Ich muss noch einige Dinge mit ihnen besprechen.“

„Es ist okay, wenn sie es uns sagen. Midnight schläft eh den ganzen Tag und Cobra wird auch nicht vor zwölf aufwachen.“ Erwiderte Angel und zog „Schach.“ Dumbledore nahm beides lächelnd zur Kenntnis und hob, während er von Hand eine Figur versetzte, einen Holzstab.

Nachdem er seinen Zug beendet hatte und den Holzstab schnell geschnippt hatte, spielte er einfach weiter, als hätte er nichts getan. Er unterhielt sich auch vorrangig mit Angel, während Racer sich ein Frühstück bestellte.

Nach gut einer viertel Stunde, Racer war noch nicht ganz fertig mit dem Essen, trotteten Cobra und Midnight die Treppe herunter. Sie sahen beide zerknautscht aus, es war offensichtlich, dass sie eben erst aufgestanden waren. Midnight war nicht mal geschminkt, und Cobras Haare schienen wilder zu sein als sonst. Halb schlafend ließen sie sich auf zwei Stühlen nieder und starrten glasig das Schachbrett an.

„Guten Morgen.“ Rief Dumbledore glücklich, und sie grummelten irgendetwas „Nun, da sie auch wach sind, wird es Zeit, dass ich ihnen die Spielregeln erkläre. Zunächst einmal müssen sie wissen, dass wir hier die magische Welt und die nichtmagische Welt strickt trennen. Kein nicht-Magier weiß von der Magie, oder darf etwas davon erfahren. Sollten sie dies Missachten, kann ich nichts für sie tun.“ Sagte er. Noch immer lächelte er, doch eine gewisse Aura umgab ihn, als würde er sagen „mit mir ist nicht zu spaßen“.

„J-ja!“ stammelten sie schnell.

„Wunderbar. Hm, ich habe lange nachgedacht. Aber außer diese eine Regel möchte ich ihnen keine Auflagen machen.“ Fuhr er fort, jetzt mit seiner ganz normalen Tonlage „Sie werden alles nach eigenem Ermessen entscheiden. Daran sehe ich am besten, wie weit sie sind.“ Sie nickten zustimmend. Die Regel kam ihnen sehr zugute „Weiterhin muss ich sie im Auge behalten. Ich bin Leiter einer Schule, daher werden sie dort als Lehrer Arbeiten.“

„Was werden wir unterrichten?“ fragte Racer sofort.

„Ihre Erfahrungen.“ Erwiderte Dumbledore „Alles, von dem sie glauben, dass es Schülern zwischen elf und 18 nützen könnte.“ Für einen Moment schwieg er, und in der Zeit brachte der bucklige Wirt Tom zwei weitere Teller mit Frühstück „Was sagen sie, Miss? Noch eine Runde?“ schlug er vor, und Angel nickte. Dumbledore zog seinen seltsamen Holzstab wieder hervor und malte damit etwas in die Luft, im nächsten Moment plumpste eine Schachuhr auf den Tisch.

Etwa zwanzig Minuten später waren sie fertig mit Spielen, und auch Cobra und Midnight waren fertig mit Essen. Dumbledore stand auf und ließ seinen Holzstab kurz durch die Luft wirbeln, das Schachbrett und die Uhr verschwanden sofort. Er bemerkte genau, dass es die Oracion Seis beeindruckte, aber er ging nicht darauf ein.

Dumbledore führte sie in den Hinterhof des Pubs. Der war nicht groß und irgendwie dreckig, als wäre hier noch nie sauber gemacht worden. Der Hinterhof war etwa drei Meter lang und vielleicht fünf Meter breit. Ein Kamin, in dem kein Feuer brannte, war direkt neben dem Eingang, doch ansonsten war hier nur eine solide wirkende Backsteinmauer.

Dumbledore ging auf die Mauer zu und hob seinen seltsamen Holzstab wieder. Schnell zählte er die Steine ab, von einem Mülleimer angefangen drei Steine hoch und zwei zur Seite. Er tippte den Stein, den er ausgezählt hatte, dreimal an. Für einen Moment geschah nichts. Dann begannen die Steine sich in der Wand neu zu sortieren. Ein solider Torbogen bildete sich von alleine.

„Willkommen in der Winkelgasse.“ Rief Dumbledore und trat zur Seite, damit sie durch den Bogen gehen konnten. Mit offenem Mund betraten sie die Gasse, die sich direkt dahinter befand. Die Einkaufsstraße war riesig. Sie sahen sich schon nach dem Geschäft für Lacryma um, und nach einem Kiosk, einem Kaufhaus und nach einem Tiergeschäft, aber das schien es hier nicht zu geben. Stattdessen gab es einen Zauberstabladen und eine Apotheke, eine Schneiderei und eine Eulerei.

Dumbledore hielt auf den Zauberstabladen zu, der „Olivanders“ hieß. Als sie eintraten, klingelte eine Ladenglocke, die erneut klingelte, als die Tür ins Schloss viel. Der Laden war alt und staubig, und sehr klein: mit fünf Leuten war kaum noch Platz. Die einzige Einrichtung des Ladens war ein storchbeiniger Stuhl, den Dumbledore zur Seite rückte und ein gutes Dutzend von Regalen an den Wänden, die vom Boden bis zur Decke mit länglichen Schachteln gefüllt waren. Ein Vorhang ließ ein Hinterzimmer erahnen.

Es dauerte einige Sekunden, da kam durch den Vorhang ein alter Mann mit großen, blassen Augen. In der Hand hatte er einen Holzstock, ähnlich wie Dumbledore. Erstaunt musterte er die vier Oracion Seis, ohne dabei zu blinzeln.

„Albus.“ Grüßte er mit sanfter Stimme, die sich allerdings nicht sehr erstaunt anhörte „Guten Tag, die Herrschaften. Ich bin Mr. Ollivander, ein Zauberstabhersteller.“ Stellte er sich vor „Hm…Chaos-Magier, wie?“ Murmelte er vor sich hin und ging zu den Regalen.

„Verzeihung, aber WAS?“ fragte Cobra.

„Oh, sie haben mich gehört?“ erwiderte Mr. Ollivander und betrachtete die Schachtel eingehend.

„Ich habe ein gutes Gehör.“ Erwiderte Cobra nur, und Mr. Ollivander nickte.

„Chaos-Magier.“ Wiederholte er laut „Magier, die ohne Zauberstab Magie einsetzen. Für die meisten Zauberer hier zulande unmöglich. Aber in Fiore, ihrer Heimat, lehrt man diese Art der Magie.“ Sagte er „Wissen sie, ich erinnere mich an jeden einzelnen Zauberstab, den ich jemals verkauft habe. An jeden einzelnen. Ich nehme für gewöhnlich immer Maße, aber das ist, offen gesagt, überflüssig für sie. Magier, die chaotische Magie benutzen können nicht jeden Zauberstab verwenden.“

Während er redete, zog er schwungvoll vier Schachteln aus den Regalen und ließ sie los, sobald sie nicht mehr sicher im Regal standen. Doch die Schachteln vielen nicht zu Boden. Sie schwebten für einige Sekunden in der Luft, dann glitten sie durch die Luft auf den storchbeinigen Stuhl zu und legten sich dort nebeneinander.

„Ein Zauberstab besteht aus verschiedenen Komponenten. Am wichtigsten sind vor allem das Holz und der Kern.“ Erklärte Ollivander und nahm den ersten „Ich benutze ausschließlich die Haare von Einhörnern, Herzfasern von Drachen oder Schwanzfedern von Phönixen. Jeder Magier ist im Charakter unterschiedlich, genau wie jeder Zauberstab im Charakter unterschiedlich ist. Der Zauberstab sucht sich den Zauberer.“ Sagte er.

„Verzeihung, aber wofür brauchen wir bitte so einen Zauberstab?“ fragte Angel „Der sieht mir nicht nach einer soliden Waffe aus.“ Mr. Ollivander sah sie für einen Moment ungläubig an, dann begann er zu lachen:

„Eine Waffe, wie?“ fragte er „Ein Zauberstab ist weit mehr als eine Waffe. Der Einsatz von Gewalt ist nur ein kleinster Teil der Anwendungsmöglichkeiten. Hier, sehen sie.“ Er zückte seinen eigenen Zauberstab und schnippte ihn kurz durch die Luft. Ein Strauß Blumen brach aus der Spitze hervor, den Mr. Ollivander der perplexen Angel in die Hand drückte „Ein Zauberstab ist eine Alltagshilfe. Keine Waffe.“

Angel fragte nicht weiter nach, sie beobachtete nur, noch immer ein wenig perplex, den Mann, wie er die erste Schachtel nahm und öffnete. Ein Holzstab kam zum Vorschein, ganz ähnlich wie der von Dumbledore oder ihm selber.

„Nehmen sie nur, Miss.“ Sagte er und hielt ihr den Zauberstab hin „Er gehört ganz ihnen. Er ist aus Rosenholz gefertigt und misst zehn Zoll, der Kern ist ein Haar aus der Mähne eines Einhornes.“ Sagte er und drückte ihr den Holzstab in die Hand.

Angel hätte nicht so eine Wirkung erwartet. Von ihren Fingern, mit dem sie den Holzstab festhielt, ging ein Kribbeln aus, eine wärme, die sie wie magisch anzog. Probehalber schwang sie den Stab ein wenig, und dabei flogen leuchtende Funken aus der Spitze.

„Sehen sie, der Zauberstab sucht sich den Zauberer aus.“ Erklärte Mr. Ollivander und dabei hob sich die zweite Schachtel in die Höhe und segelte gemächlich in die Hände von dem Zauberstabverkäufer „Bei der ersten Berührung wissen sie sofort, ob sie dem Zauberer dienen wollen oder nicht. Man sieht es an der Wirkung, die sie bei ihren ausgewählten Besitzern haben.“ Erklärte er und öffnete die Schachtel „Diese vier Zauberstäbe reagierten bereits, als sie die Winkelgasse betreten haben. Es ist daher nicht schwer, sie zuzuordnen. Hier.“ Er drückte den Zauberstab Cobra in die Hand.

„Wow!“ rief er, von der Reaktion ebenfalls überrascht.

„Zwölf dreiviertel Zoll, Eibe und Drachenherzfaser. Der Drache, der sie gab, wollte, dass nur einer Seinesgleichen diesen Stab bekommt.“ Erklärte Mr. Ollivander. Cobra löste seinen Blick von dem Holzstab und sah nun den alten Mann verwundert an:

„Woher wissen sie das?“ fragte er.

„Ich habe das Verfahren entwickelt, daher erkenne ich, an wem es genutzt wurde.“ Erwiderte er sanft und ließ die dritte Schachtel näher kommen. Auch die fing er geschickt und öffnete sie „Neun Zoll, ein wunderbarer Stab. Gefertigt mit der Feder aus dem eleganten Schweif eines Phönix und aus Mahagoniholz.“ Sagte er und drückte Midnight den Stab in die Hand „Ich kann mich an jeden einzelnen Stab erinnern, den ich je verkauft habe. Und es kommt so, dass ich vor vielen Jahren einen Zauberstab mit denselben Maßen und aus denselben Materialien gefertigt habe. Ein junger, freundlicher und schlauer Mann namens…“

Dumbledore räusperte sich vernehmlich. Mr. Ollivander hatte so leidenschaftlich erzählt, dass er nicht bemerkt hatte, wie er vom Thema abkam. Er nickte schnell entschuldigend, dann ließ er die letzte Schachtel herbeischweben.

„Verzeihung. Ich bin selber manchmal überwältigt, wie Zauberstäbe denken.“ Sagte er und öffnete sie letzte Schachtel „Hier. 13 ein Halb Zoll. Weinrebe und Einhornhaar.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kleinerwolfi
2014-02-03T11:10:01+00:00 03.02.2014 12:10
Huh, echt coole Idee. Schreibst du noch weiter?
Von:  Art_is_a_BANG
2013-04-17T20:03:17+00:00 17.04.2013 22:03
Wow coole Geschichte.
Bin Mal gespannt, wie die 4 sich so als Lehrer machen.
Und was ihre Schüler so sagen (und in Cobras Fall auch denken) werden.
Dumbeldor triffst du meiner Meining nach sehr gut.
Diese FF spiel im 4ten Jahr, von Harry und co, oder? Dann bin ich mal gespannt wie Cobra auf die Drachen reagiert (xD)Und auf Nagini (irgentwann)...
Mach bitte schnell weiter.
Antwort von:  kleinerwolfi
05.02.2014 09:07
Hab da schon eine Ahnung wie sich die vier Lehrer machen:
Angel: Naja, die wird war. am normalesten tun
Racer: dem wird alles viiel zu langsam gehen
Cobra: Wird sich totlachen weil er alle Gedanken hört
Midnight: Der wird auf nen Stuhl sitzen und pennen
oh mann, wie ich mich freu *freu*

Mach bald weiter!!!!!!!!
Von:  A-yafeatKalona
2012-10-20T21:25:54+00:00 20.10.2012 23:25
finde ich gut
total spannend
bin gespannt
Von:  fahnm
2012-05-16T22:38:08+00:00 17.05.2012 00:38
Die Story gefällt mir.
Mach weiter so.^^


Zurück