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Kind der Sirenen

von

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Erbärmliches Etwas

Als er wieder zu Hause war, hörte er als erstes aus der Küche das Radio.

Seine Mutter hörte Radio, wenn sie kochte oder backte, wofür sie grade am Kochen oder Backen war, war ihm nicht ganz klar, aber er ging auch nicht zu ihr, um nachzusehen.

Stattdessen machte er sich auf in sein Zimmer.

Es war halb Fünf und er hatte sich mit Ethan für neun Uhr verabredet.

Nochmals öffnete er seine Schreibtischschublade und sah hinein.

Dort lag er.

Ein gefälschter Ausweis, der ihn für volljährig erklärte.

Oder um genauer zu sein einen gewissen Kevin Nileau der sein Gesicht hatte.

Er hatte ihn vor fast einem halben Jahr aus einer Laune heraus bei einem älteren Mitschüler, der bekannt für solche Dienstleistungen war, erworben.

Nicht, weil er ihn wirklich gebraucht hätte, damals noch nicht, aber das Wissen einen zu besitzen hatte ihn irgendwie begeistert.

Er wollte nicht noch einmal darauf vertrauen müssen, dass der Türsteher ihn einfach so durchwinkte, sicher war sicher.

Marcel kam erst in einer halben Stunde nach Hause, weil er noch Training hatte, also setzte Tailor sich an die Hausaufgaben und begann mit Mathematik, dann hatte er es wenigstens hinter sich.
 

Als sein Bruder kam, hörte er, wie dieser auf sein Zimmer ging und seine Anlange anstellte.

Sie hatten eine ganze Weile gebraucht, um eine Lautstärke zu finden, die Marcels Musikgenuss und Tailors Bedürfnis nach Ruhe gleichermaßen gerecht wurde, aber mittlerweile war auch dies kein Thema mehr.

Er machte die letzte Aufgabe zu Ende und ging dann hinüber zu seinem älteren Bruder.

"Marcel, wir sollten so gegen Acht von hier losgehen, dann liegen wir gut in der Zeit, sieh zu, dass du bis dahin fertig bist."

Der Größere nickte und grinste "Wenn du noch duschen willst, mach das jetzt, ich bin total verschwitzt, wir haben Trockentrainig gemacht, und ich werde gleich ein ausgiebiges Bad nehmen."

Tailor schmunzelte kurz und nickte.

Er wollte hinausgehen und nach langer Zeit fiel ihm wieder bewusst das Poster an der Tür auf.

Es zeigte ein brünettes Playmate im aufreizenden Monokini der fast nur aus Schnüren zu bestehen schien.

Sie räkelte sich obszön und es war ein Wunder, dass ihre Brüste, so wie diese aus der mehr als knappen Halterung quollen, nicht vollends entblößt waren.

"Wieso hast du so was eigentlich?"

Marcel sah das Poster einen Augenblick an.

"Papa hat es mir geschenkt, als ich 16 wurde, was hätte ich machen sollen? Es verbrennen?"

Tailor seufzte und zuckte mit den Schultern.

Warum hatte ihr Vater ihm so etwas nicht geschenkt?

Nicht, dass er sich das gewünscht hätte, aber irgendwie...was hatte er denn zum 16. Geburtstag bekommen?

Er versuchte sich daran zu erinnern, aber so richtig einfallen wollte es ihm nicht.

Aber dieses Poster...

"Stört es dich denn gar nicht?"

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.

"Es ist mir eigentlich herzlich gleichgültig, ich muss ja nicht hinsehen."

"Stimmt auch wieder, also bis später, ich spring jetzt unter die Dusche, in etwa zwanzig Minuten kannst du ins Bad."

"Ja ja, keine Eile, ich werde sicher keine drei Stunden baden, sonst seh ich nachher ganz aufgeweicht und runzelig aus, wenn ich Ethan das erste Mal begegne..."

Tailor grinste kurz und verließ das Zimmer nun wirklich.
 

Als es so weit war, ging Tailor nicht in die Küche, wo seine Mutter immer noch irgendetwas machte, sein Vater war noch nicht da.

Aber er rief ein "Wir sind noch was draußen!" in den Hausflur und machte dann mit Marcel schleunigst, dass sie außer Sichtweite kamen, falls ihre Mutter ihnen doch noch etwas zu sagen haben mochte.
 

Sie betraten den Club und Tailor hatte direkt ein Dejavú, es war ja erst das zweite Mal, alles wirkte immer noch neu, aber er erinnerte sich an die Musik, das Tanzen, den Geruch, die Körper um ihn her, die Blicke.

Heute trug er eine schlichte graue Röhrenjeans und ein enganliegendes hellblaues Shirt, aber auch so wurde er nicht selten abgecheckt, es gefiel ihm.

Wieder hatte er das Gefühl, nirgendwo so gut hin zu passen wie in diesen skurrilen Haufen.

Er musste Marcel mit sich zur Bar ziehen, weil dieser ganz fasziniert schien, er war ja schließlich erstmals an diesem Ort.

Sein Ziehbruder hatte sich im Gegensatz zu Tailor Mühe gegeben sich rauszuputzen, was ihm auch tadellos gelungen war.

Er trug eine hautenge schwarze Jeans mit Nietengürtel und ein gewitterwolkengraues kurzärmliges Hemd, welches nur halb zugeknöpft war, mit einer schwarzen elegant geschnittenen Weste dazu, die sowohl offen wie geschlossen äußerst lecker an ihm aussah.

Im Moment trug er sie noch geschlossen.
 

An der Bar stand bereits Ethan mit einer Cola in der Hand.

"Kein Alkohol?"

Tailor sah den Schwarzhaarigen fragend an und dieser lächelte.

"Du hast mich doch ausdrücklich alleine hier hin bestellt, ich muss ja später noch zurückfahren, und auch wenn ich vielleicht wie ein Rowdy aussehe, ich find‘s recht angenehm einen Führerschein zu besitzen..."

Der Junge nickte nur.

"Was meinst du jetzt mit ausdrücklich alleine? Ich habe nur gesagt, dass du Louis nicht mitbringen sollst."

"Es klang eher, als ob Louis sich auf keinen Fall blicken lassen sollte, aber naja...

Ich habe ihm auch gar nichts davon erzählt, denn wenn er gewusst hätte, dass du ihn nicht sehen willst, dann wär er erst recht gekommen."

Marcel folgte der Unterhaltung interessiert und er beugte sich zu Tailors Ohr.

"Weiß Ethan Bescheid?"

Tailor schüttelte den Kopf.

"Ethan, das ist mein älterer Bruder Marcel."

Ethan nickte und grinste kurz.

"Du schleppst deinen Bruder mit hierhin? Wie kommt‘s? Ich dachte, deine Familie ist so konservativ."

Marcel grinste ebenfalls und sah den ein oder zwei Zentimeter kleineren Mann offen an.

"Ich bin schon seit Jahren stockschwul, ich habe es nur, bevor Tailor die Bombe plötzlich hat platzen lassen, nicht fertig gebracht das irgendwem zu sagen."

Ethan belächelte das freundlich.

"So geht es ja leider nicht nur dir, ich und mein Bruder haben unsere Eltern erst mal auch etwas vor den Kopf gestoßen."

Tailor schmunzelte "Eure Mom hat sich doch offenbar gut damit arrangiert."

Ethan ächzte.

"Erinner mich nicht daran, schließlich gipfelt ihr Arrangement darin, dass ich jetzt verlobt bin."

Der Junge gab ihm einen Stoß in die Rippen.

"Na immerhin ist es doch nur um den Schein zu wahren, du kannst doch ausgehen mit wem du willst, es gibt doch sogar Leute, die verheiratete Männer vorziehen."

"Glaubst du irgendjemand, der verheiratete Männer vorzieht, ist anständig genug damit ich ihn in Betracht ziehe?"

Tailor grinste süffisant.

"Also als anständig würde ich mich jetzt nicht bezeichnen."

"Du hast ein gutes Herz, das zählt."

Tailor seufzte.

Er hatte ein schwarzes Herz, wenn er das richtig einschätzte, denn wenn sein Plan nicht aufging, dann würde entweder er oder Louis daran zu Grunde gehen, der Gefahr war er sich durchaus bewusst, aber das Risiko war es ihm wert.

"Ich wüsste zu gerne, wo ich dieses Herz haben sollte."

Marcel grinste gehässig "Ausnahmsweise teile ich deine Meinung Bruderherz."

Ethan sah die beiden an.

"Irgendwie ist das seltsam, ihr habt beide braune Haare und auch beide blaue Augen.

Aber wirklich wie Brüder seht ihr nicht aus.

Ich meine, ihr seht nicht einmal aus, als ob ihr aus einer ähnlichen Gegend stammt.

Marcel sieht ja beinah mehr wie ein Italiener aus als Louis und ich..."

Tailor lächelte "Wir sind Adoptivbrüder, Marcel ist aber schon lange bei uns, und auch wenn wir nicht verwandt sind, ist er mein großer Bruder."

Marcel nickte zustimmend.

Ethan nickte verstehend und räusperte sich ein bisschen.

"Also, warum wolltest du dich mit mir treffen, ich meine..."

Er warf Tailor einen bedeutsamen Blick zu, und dieser hatte kurz eine unbewegte Miene, bis er lächelte.

"Ich wollte Marcel den Laden hier zeigen und jemanden dabei haben, der auf ihn aufpasst, wenn ich einen drauf mache.

Also, ich schlepp mir jetzt jemanden ab und ihr beide kommt gefälligst mit auf die Tanzfläche!"

Er zog sie mit sich zwischen die Tanzenden, und bevor er sich tatsächlich von den beiden entfernte, murmelte er zu Marcel noch:

"Wenn ihr euch etwas näher kennt, kannst du ihm ja vorschlagen, ihn nach Hause zu fahren."

Mit diesen Worten tanzte er in Richtung eines schokigen großen Kerls, der nichts dagegen zu haben schien, sich von dem Jungen etwas antanzen zu lassen.
 

Marcel und Ethan tanzten einander gegenüber.

Der eine war zurückhaltend, weil er sich von seinem Bruder ins kalte Wasser geworfen fühlte und nicht sehr auf sein Tanztalent vertraute.

Der andere, weil er sich von Tailor ins kalte Wasser geworfen fühlte und nicht wusste, was er davon halten sollte.

Er schluckte einmal kurz.

"Also, was tut ihr beide hier heute wirklich?"

Marcel wirkte kurz gequält.

"Soweit ich das sehe, will Tailor uns verkuppeln..."

Er zögerte.

"Nicht, dass ich da grundsätzlich etwas gegen hätte...

Ich hoffe nur, dass er dich nicht etwas überrannt hat, das macht er gerne."

"Das weiß ich schon.

Nunja..."

Ethan lächelte sein charmantes Lächeln.

Er wusste, dass es mit dem von Louis nicht ganz mithalten konnte, der immer schon eine Spur mehr Selbstbewusstsein hineingelegt hatte.

Aber es war trotzdem ein einnehmendes Lächeln, wie die meisten es nicht vermochten.

Das wusste er ebenfalls.

Und auch, dass er es leichter mit seinem Leben hätte, wenn er ein bisschen mehr so ein selbstbewusstes Arschloch wie sein Zwilling wär.

Aber auch wenn Louis und er sich in vielen Dingen sehr ähnlich waren, besonders in ihrem Geschmack und teilweise auch ihrer Lebenseinstellung, so hatte er im Gegensatz zu Louis doch immer schon irgendwie die Verpflichtung verspürt manchmal auch etwas ohne Eigennutz zu tun.

Tailors indirekter Aufforderung, seinen Bruder zu verführen, nachzukommen allerdings wäre eine durch und durch selbstsüchtige Aktion.

Marcel war hübsch und wirkte nicht halb so frech und nervenaufreibend wie sein jüngerer Bruder.

Er würde Ethan sicher gut tun...

Vielleicht sollte er einmal nicht tun, was er für richtig hielt, sondern, was ihm selber gut tat.

Er sah direkt in Marcels Gesicht, sie waren beinah gleich groß und der jüngere war etwas muskulöser als er selbst.

So jemanden hatte er lange nicht mehr in Erwägung gezogen...
 

Mit einem auffordernden Lächeln legte er seine Arme um Marcels Nacken.

"...wenn Tailor uns schon so dazu auffordert, dann können wir gerne das Beste draus machen, wenn du möchtest."

Marcel lächelte unsicher "In Ordnung...ich habe aber nicht viel Erfahrung mit solchen Dingen...keine praktische..."

Ethan hob die Augenbrauen hoch.

"Du bist Tailors älterer Bruder, oder nicht?"

"Schon, aber ich bin nun mal kein bisschen wie er, wenn es um so etwas geht.

Ich sagte ja, dass ich es bis dahin niemandem erzählt hatte."

Der Schwarzhaarige sah nachdenklich in die hellblauen Augen.

Sie waren natürlich nicht so spektakulär wie Tailors, aber sie strahlten neben einer Menge Unsicherheit und Furcht auch eine Wärme und Liebenswürdigkeit aus, die nicht nur Louis sondern auch Tailor beinah vollkommen abging.

Er konnte kaum glauben, dass das möglich sein mochte, aber eventuell hatte Ethan hier einen richtig anständigen Kerl im Arm.

Er zog sie enger zusammen und führte ihre Gesichter nah aneinander, ihre Nasen rieben sich ein bisschen, während sie tanzten.

"Aber jetzt ist es raus, du musst dich nicht mehr zurückhalten..."

"Ich will mich nicht irgendwem hingeben, ich kann so etwas nicht so leichtfertig abtun wie Tai..."

"Woher willst du denn wissen, wann der richtige Zeitpunkt und die richtige Person dafür gekommen sind?"

Marcel atmete etwas angespannt auf, seine Hände lagen mit leichtem Druck auf Ethans Hüfte.

"Ich müsste die Person erst besser kennen lernen, Liebe auf den ersten Blick halte ich für unwahrscheinlich."

Der Ältere presste kurz die Lippen zusammen, er sollte einen Entschluss für sich fassen.

Er sah in das Gesicht seines Gegenübers.

Die Haare waren kurz geschnitten und hochgegelt, die Stirn, der leichte erahnbare Ansatz von Geheimratsecken ließ ihn verwegen und intelligent wirken, was gut zu der Weste über dem Hemd passte.

Seine Augenbrauen hoben sich nach außen leicht elfisch und die schweren Augenlieder gaben ihm selbst jetzt eine irgendwie ruhige und unerschütterliche Ausstrahlung.

Seine Lippen waren voll und der Mund vielleicht eine Spur zu breit für das Gesicht, aber dadurch sah sein Lächeln umso schöner aus.

Der ausgeprägte Kiefer lief zu einem leicht hervorspringenden Kinn zusammen und floss dann in einen sehnigen Hals mit einem ausgeprägten Kehlkopf hinab zu einem Schlüsselbein das in Harmonie mit dem harten und sehnigen, muskulösen Rest des Köpers stand.

Marcel war bestimmt nicht der Typ, den man offensichtlich als Model in Erwägung ziehen würde, das war Tailor eigentlich auch nicht.

Aber der ältere der Brüder war auf seine Art irgendwie angenehm und in seinem ganzen Aussehen spiegelte sich sein auf Ethan gütig wirkender Charakter wider.

Anders als die meisten Kerle, die in der Szene rumliefen, war dieser hier sicher niemand für eine Nacht, sondern eher Material zum Verlieben und Heiraten...
 

Sie tanzten immer noch sehr eng und Ethan musste lächeln.

Erst dieses Wochenende hatte er Tailor gefragt, ob er mit ihm gehen würde, und jetzt tanzte er mit seinem Bruder und stellte fest, dass dieser fast ebenso begehrenswert war. Und wahrscheinlich einen besseren Charakter hatte.

Tailor war ja süß und auch nett, aber wenn er so drüber nachdachte, dann stand ihm das Wort "selbstzerstörerisch" irgendwie auf die Stirn geschrieben.
 

Tailor war von der Tanzfläche runter gegangen und hatte sich an eine Wand gelehnt, um sich einfach ein bisschen umzuschauen, und auch um zu beobachten, ob seine Hoffnung in Bezug auf Marcel und Ethan sich bestätigte.

Die beiden tanzten miteinander, es wirkte irgendwie romantisch, aber nicht, als ob es zwischen ihnen wirklich knistern würde.

Irgendwie enttäuschend, dabei würden die beiden prima zueinander passen.

Er ließ den Blick schweifen.

Momentan war niemand dabei, den er übermäßig interessant gefunden hätte.

Ein paar hübsche zwar schon, aber die Mühe nicht wert.

Das vorherige Lied endete und "Carry on my wayward son" wurde angespielt.

Tailor musste grinsen, so was wurde nicht oft in Clubs gespielt, aber seit "Supernatural" hatte es an Beliebtheit gewonnen.

Sein Blick hielt kurz beim Eingang inne, als er ein allzu vertrautes Gesicht erkannte.

Warum war der denn jetzt hier?

Tailor hatte gedacht, dass Ethan dafür gesorgt hätte, dass er nicht kam.

Louis sah sich mit ernstem Blick um, was ihm etwas strenges aber auch verdammt Cooles verlieh.

Tailor wand das Gesicht ab, was sollte er nur tun?

Das war in seinem Plan nicht vorgesehen!

Er hatte Ethan ausdrücklich gesagt, dass er erst überprüfen sollte, ob Louis wirklich für heute schon etwas vorhatte.

Und jetzt?

Jetzt war sein blondes Verderben hier und sah sich um.

Er hatte seine Fassade heute nicht aufgezogen, war absolut unvorbereitet, wenn Louis ihn jetzt fand und anfing sich mit ihm unterhalten, dann konnte es passieren, dass er so verwundbar erschien, wie er diesem Mann gegenüber war.

Wenn er nicht von dieser gut übersehbaren Wand verschwand, dann war es gleich zu spät, und wenn er sich zu schnell bewegte, konnte er Louis Aufmerksam auf sich lenken.

Und so lange Louis so nah am Eingang stand, war es eh viel zu riskant, hinaus zu gehen.

Seine Gedanken rasten.

Was tun? Was?

Das einfachste wäre mit jemandem einen Flirt anzufangen, der sich vor ihn stellte.

Aber er fühlte sich, als wär sein Gehirn ausgeschaltet worden.

Seine Gefühle hatten eine Revolte angezettelt und nahmen ihm die Möglichkeit vernünftig zu denken, weil sein Bewusstsein und seine Augen immer und immer wieder zur Ursache schnellten.
 

Ihr Blick traf sich.

Zu spät.

Wie versteinert stand er da, das Gesicht seitlich abgewandt, den Blick der leicht panisch aufgerissenen Augen auf Louis gerichtet, der ihn mit seinem selbstbewussten Grinsen anblickte und sich dann langsam einen Weg durch die Menge bahnte.

Als er angekommen war, nahm Tailor außer seinem beschissenen Herz kaum noch etwas wahr, nicht einmal mehr die Musik.

"Hi, was machst du denn hier?"

"...bin mit meinem Bruder hier..."

Er schaffte es Louis sein Gesicht zuzuwenden.

"Dein Bruder, aha, der, der mich an deiner Haustür offenbar erwürgen wollte?"

"Ja, genau."

Der Blonde lachte kurz kehlig und kam mit seinem Gesicht sehr nah an Tailors.

"Ein schöner Zufall dir hier zu begegnen."

Er wollte den Jungen küssen, aber dieser drehte sein Gesicht weg.

Wie hätte er das jetzt grade aushalten sollen?

Wenn er sich verschanzte hinter rationalen Gedankengängen und wusste, dass er ein höheres Ziel hatte, welches er nur erreichen konnte, wenn er handelte wie er es tat, dann konnte er Louis vielleicht küssen, ohne verrückt zu werden.

Aber dieser Zustand bedurfte mentaler Vorbereitung, die er jetzt nicht treffen konnte.

Er konnte im Moment gerade so verhindern, dass ihm das Wasser in den Augen stand vor Schmerz, den blonden jungen Gott nur ansehen zu müssen.

Wenn Louis seine Gefühle jetzt erkennen würde, dann wär alles aus, alles!

Der Mann runzelte die Stirn.

"Hab ich was falsch gemacht?"

Tailor schluckte und bemühte sich Louis direkt in die Augen zu sehen.

"Im Moment nichts Spezielles."

"Und warum drehst du dich dann weg, wenn ich dich zu Begrüßung küssen will?"

Der Junge hatte einen verbitterten Gesichtsausdruck.

"Weil es mir grade unmöglich wäre, so viel Überwindung aufzubringen dich zu küssen."

Seine Stimme war kalt und frustriert.

Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, als er das hörte.

"Was willst du mir damit sagen? Dass du mich nicht mehr magst?"

"Ich will damit sagen, dass du mir jetzt grade absolut unerträglich bist, deshalb hatte ich Ethan ja auch gebeten sicher zu gehen, dass du nicht herkommen würdest."

Louis hatte einen tief getroffenen, verständnislosen und schmerzvollen Gesichtsausdruck.

"Ich verstehe dich nicht."

"Ich weiß, das ist unter anderem auch das Problem."

"Soll ich dich alleine lassen?"

Tailor warf einen Blick auf die Tanzfläche, Marcel und Ethan tanzten eng aneinander, küssten sich.

Vielleicht wurde das ja doch noch was.

"Nein, ist schon gut, ich geh nach Hause, sag Marcel bitte, dass er selbst entscheiden soll, was er macht."

"Wer ist Marcel?"

"Frag einfach Ethan, der weiß es."

Er stieß sich von der Wand ab und verschwand.

Louis sah ihm mehr als verwirrt hinterher, irgendwie war ihm die Lust, hier zu sein, vergangen, aber er hatte ja noch eine Nachricht zu überbringen, also musste er Ethan finden.
 

Tailor stolperte mehr nach draußen, als dass er ging, er machte sich mit einem kaputten Gefühl auf zur Bahn.

Irgendwann rollten die Tränen, die er vorhin zurückgehalten hatte, seine Wangen hinab.

Es tat so weh.

Diese verdammten Gefühle zuzulassen tat so weh.

Er liebte Louis so wie er war, aber er würde Louis verändern müssen, um ihn haben zu können.

Und um Louis zu verändern, musste er ihm verwehren, was er sich wünschte, was er aber nur konnte, wenn er selber seine Gefühle verschlossen hielt, sie verdrängte, nach Möglichkeit abtötete, bis der Boden fruchtbar genug war, um sie wachsen zu lassen.

Er wischte die Tränen ab und atmete tief durch.

Die einzige Möglichkeit, nicht aufzufliegen, war gewesen gemein zu Louis zu sein und ihn damit vor den Kopf zu stoßen.

Das würde er morgen, wenn er ihn anrief, wieder ausbügeln müssen.
 

Ethan hatte beschlossen Marcel mit nach Hause zu nehmen, was im Grunde hieß, mit zu Louis.

Also räusperte er sich.

"Ich würde dich gerne küssen, darf ich?"

Marcel lächelte zaghaft.

"Klar."

Sie überbrückten den geringen Abstand, ihre Lippen strichen übereinander, passten sich aneinander an und dann mit etwas mehr Druck öffneten sich ihre Lippen und ihre Zungen trafen zusammen.

Es war schön, zärtlich, sanft, nicht stürmisch oder gierig, einfach nur irgendwie romantisch und liebevoll.

Seltsamerweise ließ es Ethans Herz höher schlagen, als ein normaler Kuss sollte.

Als sie sich lösten, seufzte er kurz und lächelte dann.

"Willst du vielleicht mit zu mir kommen?"

Marcel zögerte "Was ist mit Tailor?"

Ethan grinste kurz.

"Ich glaube, er hatte von Anfang an vor, dass du am Ende mit zu mir kommst."

"Ich frag ihn trotzdem lieber vorher, ob ihm das recht ist."

"Dann sollten wir wohl mal kurz nach ihm suchen."

Der Jüngere nickte und sie verließen die Tanzfläche, um sich nach Tailor umzusehen.

Marcel konnte ihn nirgendwo entdecken, dafür aber jemand anderen, der gar nicht hier sein dürfte.

"Ethan, ich habe da so eine ungute Ahnung, wo mein Bruder hin ist..."

Er deutete in Louis Richtung und Ethan folgte dem Blick zu seinem Zwilling.

"Er hat gesagt, er würde den Abend lang mit Babette über ein paar geschäftliche Dinge sprechen, und dass er wahrscheinlich erst spät damit fertig sein würde!

Was zur Hölle sucht er hier?"

"Finden wir‘s raus."
 

Louis sah, wie sein Bruder mit dem Kerl vom Sonntag bei Tailor zu Hause auf ihn zukam.

"Du bist wohl Marcel, nehme ich an."

"Richtig, du bist Louis, was machst du hier überhaupt?"

Der Blonde verzog den Mund.

"Du bist ja ganz schön unhöflich, warum sollte ich dir das erzählen?"

"Weil dein übergroßes Ego meinen kleinen Bruder vergrault hat, oder irre ich mich damit?"

Louis zog die Augenbrauen hoch.

"Nun, Tailor ist tatsächlich gegangen, aber warum kann ich nicht sagen."

"Ich aber."

"Ach ja, warum?"

Marcel wirkte verärgert, murmelte die Antwort aber nur verdrossen in sich hinein.

"Als ob du das nachvollziehen könntest, du wirst ihn noch vollkommen zerstören und er glaubt immer noch, dass er es irgendwie verhindern könnte."

Ethan sah Marcel fragend an, denn auch wenn der Größere so leise gesprochen hatte, dass Louis es nicht verstehen konnte, Ethan konnte es sehr wohl.

"Ist jetzt egal." Sagte Marcel etwas lauter und rieb sich die Stirn.

Er wusste, dass er Louis womöglich Unrecht tat, aber er konnte ihn einfach nicht leiden, sein Beschützerinstink schlug da heftig durch und ließ seine Alarmglocken schrillen. Louis Grifone tat seinem Bruder nicht gut.

Ethan versuchte nicht weiter über Marcels Worte nachzudenken und wand sich stattdessen an seinen Bruder.

"Hat Tailor noch irgendwas gesagt?"

Louis hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck und nickte.

"Eine Menge, und ich soll dir was ausrichten Marcel. Du sollst selbst entscheiden, was du machst."

Marcel nickte und sah zu Ethan.

"Ich befürchte, so wie die Dinge stehen, komme ich mit dir, ich kenne Tailor. Wenn ich richtig liege, dann will er jetzt wahrscheinlich alleine sein, er würde nur einen Streit vom Zaun brechen."

"Was ist denn los?"

Louis wirkte tatsächlich aufrichtig besorgt.

Marcel machte das nur wütender auf ihn.

Was für ein Idiot!

"Wenn ich dir das erklären muss, dann bist du‘s nicht wert meinen kleinen Bruder verstehen zu können, ist eh alles deine Schuld."

Louis war genervt.

"Was haben denn heute alle gegen mich? Ich habe keinem was getan! Wie bitte soll ich verstehen, was los ist, wenn mir Tailor vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen sagt, dass er meine Gegenwart nicht erträgt? Und das einzige, was du dann sagst, ist, dass ich halt offenbar zu blöd bin und das alles meine Schuld ist?"

Marcel verschränkte die Arme "Ja."

Louis rieb sich das Nasenbein.

"Super."

Er seufzte und zog den Reißverschluss seiner Jeansjacke zu.

"Ich fahr nach Hause."

Ethan hielt ihn auf "Warte, wir kommen eh gleich mit."

"Der kommt mit?"

"Ja."

"Na wenn du meinst...aber ihr nehmt das Gästezimmer unten."

"Geht klar."
 


 

Louis stand an seiner Haustür.

Eigentlich wäre auch er jetzt gerne alleine gewesen, aber er konnte Ethan nicht rausschmeißen...oder vielleicht doch...

"Ethan hör mal...es ist noch keine Zwölf, wär es nicht möglich, dass du und Marcel zu Mamma fahrt? Ich glaube, ich brauche Zeit für mich allein."

Sein Zwilling machte ein geschocktes Gesicht.

Er kniff die Augen abschätzend zusammen und packte dann das Gesicht seine Bruders, um ihm richtig in die Augen sehen zu können.

Er glaubte, darin etwas zu sehen, was er für unmöglich gehalten hatte.

Dann biss er sich auf die Unterlippe.

"Nein. Ich glaube, ich will mit dir reden, dich jetzt allein zu lassen, wäre ein Fehler."

Louis riss sich los.

"Was redest du da? Ich muss mich nur ein bisschen wieder einkriegen, dann ist es wieder gut."

"Genau! Wenn ich das richtig sehe, dann bist du emotional grad ganz schön aufgewühlt. Angesichts der Tatsache, dass du sonst so drauf bist, als hättest du keine Gefühle, ist das ein echtes Wunder. Aber wenn ich dich jetzt alleine lasse, dann wirst du alles verdrängen und bleibst so ein kalter verkorkster Dreckskerl, wie du bist.

Ich werde nicht gehen.

Wir drei gehen jetzt rein, setzen uns zusammen hin, und du wirst das tun, was du damals, als wir vierzehn waren, hättest tun sollen, du wirst mit mir über deine Gefühle sprechen."

Der Blonde sah seinen Bruder an, versuchte den Punkt zu finden, an dem er ihn überreden konnte, es gut sein zu lassen.

Diesen Punkt schien es nicht zu geben.

Er erwog einen Moment seinen Zwilling des Hauses zu verweisen, aber das war keine ernst zu nehmende Option, wenn er irgendwann wieder seine Ruhe haben wollte, also nickte er ergeben und er schloss die Tür auf.
 

Sie saßen im Wohnzimmer, Louis auf seiner fliederfarbenen Samtcouch mit dem weißen Schwertlilienmuster, Marcel neben ihm am anderen Ende der Couch und Ethan im Schneidersitz im dazu passenden Sessel.

"Was genau war eigentlich los?"

Louis seufzte.

"Weiß ich doch nicht. Die Sache mit Babette war gelaufen, weil ihre Oma offenbar einen Schlaganfall hatte und jetzt im Krankenhaus liegt...ich hab sie etwas beruhigt und mich dann verabschiedet.

Danach wollte ich mir ein bisschen Ablenkung suchen und bin halt irgendwie in dem Club gelandet...ich glaube, ich habe ein bisschen gehofft, dass ich Tailor treffen könnte, obwohl ich dachte, dass das total unwahrscheinlich wäre, da er ja in der Woche Schule hat.

Dann seh ich ihn tatsächlich und ich...ich habe mich so gefreut...ich weiß nicht, es war einfach schön ihn da zu sehen, aber er..."

Louis hielt inne und fuhr sich übers Gesicht.

"Er war ganz merkwürdig. Erst sah er aus, als habe er Angst vor mir, dann, als ich ihn zur Begrüßung kurz küssen wollte, hat er sich weggedreht und mir gesagt, dass er mich nicht ertragen könnte, dass mich zu küssen unmöglich für ihn wäre. Wie soll ich so etwas auffassen? Ich habe ihn doch seit Sonntag gar nicht gesehen, was soll ich bitte getan haben, damit er so abweisend auf mich reagiert?"

Ethan konnte sich das auch nicht erklären und Marcel schwieg eisern.

"Naja, vielleicht hat er irgendwas über dich gehört, oder er hat ein paar Artikel über dich gelesen, stand da denn je etwas Kompromittierendes?"

Louis zuckte mit den Schultern.

"Da steht doch alles Mögliche drin, aber nichts Handfestes, und auch Tailor ist überhaupt nicht der Typ, der etwas darauf geben würde, was so ein Schundblatt schreibt."

Marcel schnaubte.

"Er war so abweisend, weil er dich so gut kennt."

Die Zwillinge sahen ihn an.

"Ja, schaut nicht wie zwei vom Jet getroffene Fluggänse, ihr kennt euch zwar noch nicht sehr lange, aber Tailor durchschaut fast jeden, auch euch, ganz besonders dich Louis. Er hat dich in dieser einen Nacht durchschaut und angefangen sein Netz zu spinnen. Es gibt Gründe, warum er dich heute nicht sehen wollte, das hätte nicht passieren dürfen. Du hast ihn unvorbereitet erwischt."

"Unvorbereitet für was denn, bitte? Es ist schließlich nicht so, als würden Tailor und ich gegeneinander in den Krieg ziehen oder so etwas!"

Der Jüngste ächzte obgleich dieses Unverständnisses und presste die Lippen aufeinander.

"Für Tailor ist es aber genau das."

Die Brüder sahen ihm beide unwissend entgegen.

Marcel biss sich auf die Zunge.

Er hieß Tailors Plan nicht wirklich gut, und wenn er Recht hatte, dann würde dieser auch gar nicht funktionieren.

Wäre es da nicht besser, das Ganze einfach aufzuklären?

Er hoffte, dass Tailor ihm irgendwann vergeben würde.

"Louis, Tailor glaubt, dass er in dich verliebt ist."

Der Blonde schnaubte.

Ethan schüttelte nur den Kopf.

"Marcel, Tailor hat mir selbst gesagt, dass er jemand anderen liebt, als er mich abgewiesen hat, wenn er in Louis verliebt wäre, dann hätte er das doch längst gesagt."

Louis sah seinen Bruder an.

"Du hast ihn gebeten dein Freund zu sein, und er hat dich abblitzen lassen?"

Ethan zuckte mit den Schultern "Wüsste nicht, was dich das zu interessieren hat. Es ist ja nicht so, als ob ihr zusammen wärt, oder du etwas für ihn empfinden würdest, oder Brüderchen?"

Louis wurde ein bisschen rot und wand den Blick ab, Ethan war erschüttert von dieser Reaktion.

"Du empfindest etwas für ihn?"

Louis schnaubte und wirkte verärgert.

"Nein, Blödsinn, er ist nichts Besonderes für mich, genau wie die anderen."

Marcel nickte.

"Und genau deshalb, weil Tailor weiß, dass du diese Einstellung hast, weil er weiß, dass eine Liebeserklärung bedeutet, dass du dein Ziel erreicht hast und die bemitleidenswerte Person einfach fallen lässt, genau deshalb hat er dir das nicht gegeben."

"Woher soll er das gewusst haben?"

Marcel grinste.

"Ich habe es dir vorhin schon gesagt, Tailor durchschaut dich.

Er hat diese eine Nacht mit dir verbracht und wusste es.

Er hat dich aber deshalb nicht aufgegeben. Er hat den Spieß umgedreht.

So lange du ihn nicht um eine feste Beziehung bittest und ihm sagst, dass du ihn liebst, und zwar aufrichtig, so lange wird er dir niemals die Bestätigung dafür geben, dass er dich liebt, denn er weiß, dass dies das Aus für euch beide wär."

Louis schüttelte den Kopf.

"Wie gesagt, Blödsinn, er hat heute gesagt, er erträgt mich nicht, was für einen Sinn sollte das haben?"

Der Braunhaarige seufzte und sah den Blonden traurig an.

"Kannst du dir das wirklich nicht selber denken?

Er wollte nicht, dass du dort auftauchst, weil er seine Maske nicht aufgesetzt hatte.

Sich dir gegenüber so gleichgültig und gelassen zu geben, wie er sonst tut, erfordert unglaubliche Selbstkontrolle und Disziplin.

Er war nicht vorbereitet, er wusste ganz genau, dass er das heute Abend nicht durchgehalten hätte, deshalb hatte er ja Vorsorge getroffen, dir nicht zu begegnen.

Und dann tauchst du auf.

All seine Gefühle, die er sonst so gekonnt und mit vollkommener Perfektion unterdrückt, liegen an der Oberfläche.

Er muss versuchen seinen Plan nicht zu zerstören, darf dir nicht zeigen, wie weh dein Verhalten tut, darf dir nicht zeigen, wie zerbrechlich er in Wirklichkeit ist.

Und was tun Leute, wenn sie ihre Schwächen überspielen wollen?

Sie werden aggressiv.

Angriff ist die beste Verteidigung.

Er hat die Wahrheit gesagt, aber eben nur einen Teil davon.

Natürlich war es ihm unerträglich dich zu küssen, in deiner Gegenwart zu sein!

Du kannst das vielleicht nicht nachvollziehen, aber versuch doch mal dir vorzustellen, dass du jemanden küssen würdest, von dem du weißt, dass du ihn niemals haben kannst, dass er niemals all das erwidern wird, was du für ihn empfindest!

Das ist schmerzhaft!

Ich würde so etwas jedenfalls niemals ertragen, nicht mal, wenn ich eine Maske benutzen würde, aber mit dieser Maske schafft er es sein Spiel mit dir zu spielen.

Und du merkst es nicht, weil du zu geblendet von deinem Ego bist, um zu erkennen, dass es Menschen gibt, die deine Masche durchschauen und versuchen zu durchbrechen.

Tailor hat auf den Grund deiner Seele gesehen.

Und er hat erkannt, dass du in dir drin nur ein kleines winselndes erbärmliches Kind bist, das nach Liebe schreit und nicht genug davon kriegen kann.

Und weißt du, was das größte Wunder an der ganzen Sache ist?

Er liebt dich."

Marcel war aufgestanden und lauter geworden.

Jetzt sah er Louis mit verächtlichem und leicht angewiderten Gesicht an.

"Er sieht dieses kleine, verkrüppelte Etwas und verliebt sich.

Wie kaputt muss man sein, um sich in so etwas Kaputtes wie dich verlieben zu können, und wie verdammt stark muss man sein, um daran nicht vollends zu zerbrechen..."

Er atmete kurz durch und sprach dann ruhiger und mit entspannterer Miene, aber immer noch kalt.

"Du siehst Tailor und siehst eine Gelegenheit, einen wegzustecken, Tailor sieht dich und sieht das Wrack, an das er sein Herz verloren hat.

Und wenn ich euch beide sehe, dann ist mir nach Heulen zumute, denn ich muss machtlos mit ansehen, wie sich mein geliebter kleiner Bruder an deiner zerstörten felsigen Mauer aus gefühllosem Handeln die Hände blutig kratzt und seine Seele bis zur Unkenntlichkeit schindet.

Aber der einzige, der das beenden kann, bist du.

Und so wie ich dich einschätze, bist du Arschloch genug, das niemals zu tun."
 


 

_____________________

Hui!

Jede Menge Dialog aber Handlung beinah gleich Null...

Hoffe es hat euch trotzdem gefallen Tailors Emotionswelt ein bisschen genauer unter die Lupe genommen zu sehen.

So zur Info, dies ist im Grunder der erste Knoten/Wendepunkt in der Geschichte, es gibt planmäßig bisher zwei.

Also sind wir jetzt erzählerisch in Grunde mit dem ersten Drittel fertig^^

Freu mich, dass es so viele lesen, das macht mich sehr glücklich, genau so wie eure Kommentare, vielen Dank.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  tenshi_90
2012-04-19T18:14:16+00:00 19.04.2012 20:14
Marcel is einfach spitze :) So, wie er seinen Bruder in Schutz nimmt. Ich denke, dass dürfte Louis etwas zum Denken geben. Ich bin so gespannt, wie er darauf reagieren wird, wenn er das nächste Mal Tailor gegenübersteht...

Ich freu mich auf das nächste Kapitel :)

LG


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