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A past and a future secret

Krieg der Vampire
von

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von Menschen, Vampiren und Lykanern

Sasori schüttelte immer wieder den Kopf. Er sprach ja im Allgemein nicht viel, aber auch nur, weil er nicht WOLLTE. In diesem Augenblick jedoch fiel ihm einfach nichts ein! Dieser frechdreiste Blutsauger hatte ihm allen Ernstes die Sprache verschlagen! Mit großen Augen und offenem Mund starrte er den Blonden schon eine Weile an, der nur dümmlich und verboten süffisant grinste.
 

Deidara gluckste vergnügt. Dieser völlig entgeisterte Blick war einmalig. Richtig niedlich, wenn er es sich recht bedachte. Sein Blick glitt über das ebenmäßige Gesicht, das wie eine Perle in dem diffusen Licht der Straße schimmerte. Der Himmel über ihnen hatte sich wieder zugezogen und ein zunächst leichter Regen setzte ein, der dem wirren, roten Haar langsam mit immer mehr Feuchtigkeit das Volumen nahm.
 

Auch sein eigenes Haar wurde vom Regen bedeckt und immer nasser. Die Strähnen pappten sich feucht an sein Gesicht, seinen Hals und seine Schultern. Doch das kümmerte den Blonden gerade nicht. Er versank in dem Anblick, der ihm so viele Jahre verwehrt geblieben war. Beobachtete bedächtig, wie auch die Haarspitzen des Jägers allmählich nach unten sanken und sich auf dem Gesicht niederließen, welches noch immer wie versteinert wirkte. Nein. Versteinert war nicht das richtige Wort. Viel mehr wirkte es wie das Porzellangesicht einer Puppe. Reglos, aber doch von einer filigranen Schönheit gezeichnet.
 

Innerlich zutiefst zufrieden, nahm Deidara sich die Zeit, um seinen einstigen und zukünftigen Gefährten zu mustern. Genau zu mustern! Es mochte so viel Zeit vergangen sein, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, und doch erkannte der Vampir, dass diese Reinkarnation absolut perfekt war. Als ob Sasori niemals weg gewesen wäre. Er lächelte leicht. Es war sogar noch viel besser! Wie bei ihrem allerersten Treffen konnte er den lieblichen Geruch des Blutes wahrnehmen, welches durch die Adern des Rothaarigen strömte. Ein Aroma, welches in ihm keineswegs Appetit auslöste, sondern den Wunsch nur wieder verstärkte, aus ihnen Gefährten zu machen, die auf ewig aneinander gebunden waren.
 

All die Stunden kamen ihm wieder in Erinnerung, die sie miteinander verbracht hatten. All die Pläne, die sie miteinander geschmiedet hatten. Vergessen hatte er es nie, doch seit sie hier standen und sich so ansahen, da fühlte er auch wieder das Glück und diese tiefe Zuneigung, die im Laufe der Jahre der Wehmut und der Sehnsucht gewichen waren. In diesem Augenblick fühlte er sich wieder als Vampir, denn nur als solcher war er zu einer solchen Bindung fähig. Und irgendwie tröstete diese Erkenntnis ihn sehr darüber hinweg, dass er so lange Zeit wie ein Schatten seiner Selbst über diese Erde gewandelt war.
 

Deidara spürte ein Feuer in sich, welches er schon lange verloren zu haben glaubte. Ein Feuer, eine Energie, eine Aufladung. Spürte den Kampfeswillen wieder in sich, den er mit Sasori verloren hatte. Den Willen und die unbändige Kraft etwas zu verändern, so wie sie es einst bereits zu tun versucht hatten!
 

Fahrig glitt der Blick des Rothaarigen zum Himmel. Sasori stutzte. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass es zu regnen begonnen hatte. Er war bereits nass bis auf die Knochen. So hatte er sich seine Jagd nun wirklich nicht vorgestellt, nicht einmal im Ansatz!
 

Wieder sah er den Vampir an, schüttelte noch einmal verwirrt den Kopf, ehe er wieder vollständig in der Realität angekommen war. Rasch legte er seinen gewohnt nichtssagenden Blick auf, verschränkte die Arme vor der Brust und knurrte: „Das... ist ein Witz, oder? Du willst mich verarschen?!“ Der Blonde lächelte sanft und schüttelte den Kopf: „Aber nicht doch. In der Hinsicht belieben wir Vampire NIE zu scherzen. Ich meine das absolut ernst, Sasori. Das ist mein Wunsch.“
 

Der Jäger schnaubte abfällig und wandte sich zum Gehen: „Vergiss es!“ Schmunzelnd holte Deidara auf und hakte sich dreist bei ihm ein: „Macht nichts, ich habe Zeit. Ich bleibe einfach so lange bei dir, bis du meinen Wunsch erfüllst.“ Aufgebracht riss er sich von dem Blonden los und zischte: „Sag mal, tickst du noch sauber?! Fass mich gefälligst nicht an und hau ab! Geh jemand anderem auf die Nerven! So weit kommt es noch...!“
 

Die blauen Augen funkelten ihn vergnügt an: „Du schuldest mir einen Wunsch und den werde ich bekommen. Da kannst du so viel zicken, wie du willst.“ - „Zi... ZICKEN?! Ich zicke nicht! HAU AB!“ Genervt stapfte Sasori einfach los, in der Hoffnung, dass dieser dreiste Blutsauger endlich Ruhe geben würde. Dieser jedoch sah das gar nicht ein und folgte ihm fröhlich redend: „Ich bin ja schon gespannt, wie deine Wohnung aussieht. Hast du immer noch so einen Fable für Marionetten?“
 

Wutschnaubend blieb Sasori stehen, fuhr herum und packte Deidara am kaum vorhandenen Kragen des knappen Kostüms: „Jetzt pass mal auf, du Clown! Ich werde NICHT – NIEMALS – dein dämlicher Gefährte! Also sieh zu, dass du Land gewinnst! Dann kann ich dir eben nichts, damit werde ich schon leben können! So lange ich es nicht will, wirst du auch in meine blöde Wohnung nicht kommen! Also schlag dir diesen dummen Wunsch aus dem Kopf!“ Der Blonde jedoch, was ihn nur noch mehr aufregte, lächelte wieder süffisant und schnurrte: „Oh, das geht leider nicht. Du gehörst zu mir, auch wenn dir das nicht passt... noch nicht. Und ich werde sicherlich nicht noch einmal zulassen, dass ich dich verliere!“
 

Deidara strich provozierend mit seinen Fingerspitzen über die Wange des Jägers und hauchte: „Und davon einmal ganz abgesehen... ich kann jederzeit in deine Wohnung. Der Kodex erlaubt es mir in diesem Fall. Das Einzige, vor dem du sicher bist, das ist meine Nachspeise zu werden. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Also ausgleichende Gerechtigkeit.“ Knurrend schlug Sasori die Hand von seinem Gesicht weg: „Finger weg! Solltest du dich wagen, auch nur einen Schritt in meine Wohnung zu gehen, dann...“ Seine Wut drohte jeden Augenblick überzukochen, als wieder dieses süffisante Grinsen auf dem Gesicht des Vampirs zu sehen war und dieser säuselte: „Was dann? Willst du mich dann umlegen?! Schon vergessen? Geht nicht!“
 

Sasori brodelte innerlich. Schlimmer, als ein dreister und vorlauter Vampir war nur ein dreister und vorlauter Vampir, der auch noch Recht hatte! Diese altkluge Blondine hatte, was ihm überhaupt nicht gefiel, leider mit allem Recht! Abgrundtief genervt knirschte er mit den Zähnen, entließ den Blonden aus seinem Griff, drehte sich um und ging weiter. Es war noch ein Stück, bis er zu Hause sein würde, auf dem er sich irgendein Schlupfloch aus diesem bindenden Vertrag überlegen konnte. Er versuchte zu ignorieren, dass der Vampir ihm fröhlich und scheinbar äußerst gut aufgelegt einfach weiter folgte.
 

Wie er diesen Kodex hasste! Eine Art Zuspruch für ein gemeinsames Miteinander von Menschen, Vampiren und Werwölfen, welches doch eigentlich nur von Hass und gegenseitiger Abscheu geprägt war. Warum sollte er einem Wesen einen Wunsch erfüllen, wenn seinesgleichen sein Leben zur Hölle gemacht hatten?! Es über Jahre seines Lebens immer wieder getan hatten?! Nein! Keinesfalls würde er sich zu einer gnädigen oder wohlwollenden Tat zwingen lassen! Vergeltung war sein Fahrplan. Nichts anderes. Und nur wegen dieses Komikers hinter ihm würde er sicherlich nicht die Linie wechseln!
 

Allmählich kroch die Feuchtigkeit in seine Glieder. Er war völlig durchnässt, hatte keinen Erfolg bei der Jagd gehabt und auch noch diesen Klotz am Bein! Seine Laune war, gelinde gesagt, absolut beschissen. Vor allem, weil ihm eine Tatsache über diese Kristalle in den Sinn kam, über die er sich bisher nie wirklich bewusst war, DASS er sie wusste...
 

Diese Kristalle registrierten sozusagen den Wunsch, der zwischen ihnen als Pakt durch den Kodex bestand. Es war nicht einfach nur ein Versprechen an eine imaginäre Regel, sondern eine Art Vertrag, den sie beide nicht zu brechen imstande waren. Und dieser Pakt konnte alleine dadurch aufgehoben werden, dass der Wunsch entweder erfüllt wurde, oder er, als Mensch, starb. Das jedoch... war keine wirkliche Alternative. Er hatte eine ganz persönliche Mission und die würde er auch wegen einer solch lästigen Angelegenheit nicht aufgeben.
 

Nach knapp 10 Minuten Fußmarsch, die zu Sasoris Leidwesen schneller vergingen, als er geahnt hatte, bog er in die Straße ein, in der er wohnte. Und noch war ihm nichts eingefallen, wie er sich von dieser Klette befreien konnte, die halbnackt hinter ihm durch den Regen stolzierte. Er hatte schon oft von diesem Club gehört, wenn er auf Tour war, um sich Informationen zu besorgen. Alle waren immer ganz aus dem Häuschen gewesen, wenn sie von den betörenden Tänzerinnen und Tänzern erzählt hatten. Hatten von einer schieren Magie gesprochen, die von diesen Menschen ausging.
 

Nun hatte er eine grobe Ahnung, wieso diese Pfeifen so darauf abgingen. Wenn die Belegschaft in dem Club nur aus Vampiren bestand, dann wunderte ihn das gar nicht mehr. Einzig die Tatsache, dass er keine Ahnung von diesem Nest gehabt hatte, verwunderte und ärgerte ihn ungemein. War aber auch nicht mehr zu ändern. Diese Biester waren nicht dumm, sie würden vorerst diesen Club meiden, so wie er da heute reingeplatzt war.
 

Seufzend blieb er vor einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus stehen, sah Deidara an und knurrte: „Kannst du nicht einfach abhauen? Dir wird es da drin ohnehin nicht gefallen, also kannst du dir die Mühe doch sparen und schon jetzt abhauen.“ Zu seiner Verwunderung rümpfte der Blonde tatsächlich ein wenig die Nase: „Himmel, das ist ja fast schlimmer als das Loch, aus dem ich dich damals...“ - „SAG ES NICHT! Ehrlich! Ich will es nicht hören, verstanden?! Da ich dich eh nicht loswerden kann, wirst du wohl mitkommen, aber ich schneide dir die Zunge aus dem Hals, wenn du noch einmal irgendetwas 'von Früher' erzählst!“
 

Schnaubend schloss er die Haustür auf und knurrte noch bedrohlicher: „Und hör auf irgendetwas oder irgendjemanden in mir zu sehen, der ich nicht bin. Unter normalen Umständen würde ich dir die Haut über die Ohren ziehen, also hör GEFÄLLIGST auf damit zu plaudern, als würden wir beim Kaffeekränzchen mit Oma Erna sitzen!“ Genervt ruckelte er am Schloss und dem Schlüssel herum. Das dusselige Ding klemmte wirklich jedes Mal! Zu gerne würde er ein wenig ansehnlicher wohnen, doch seine gesamte Zeit und sein Geld wurden von seiner Jagd verschlungen, da musste er halt Abstriche machen.
 

Während er am Rande eines Nervenzusammenbruchs die Tür aufzuschließen versuchte, legten sich plötzlich Lippen an sein Ohr und säuselten provokant verführerisch: „Gut, ich werde es sein lassen, aber nur, wenn du damit aufhörst dich so entzückend übertrieben aufzuregen. Ich liebe es nämlich, wenn du das tust...“ Durch die fast geseufzte Betonung des Wortes „liebe“ schoss Sasori eine schiere Gänsehaut über den Rücken.
 

Er wusste, dass Vampire einen gewissen Reiz besaßen und einsetzten, dem er bisher nie erlegen gewesen war. Er hatte diese Wesen immer nur als Ungetüme wahrgenommen, und das wollte er eigentlich auch weiterhin. Das Klappern des Schlüssels an der Tür verstummte, während er den Atem des Blonden an seinem Hals spürte. Er wollte es nicht, und doch konnte er nicht verhindern, dass es ihm irgendwie weit weniger missfiel, als es sollte.
 

Wie paralysiert stand er dort und ließ dieses verstandraubende Kribbeln auf sich wirken, ohne dabei auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass sich da gerade ein Vampir an seinem Hals und seinem Nacken zu schaffen machte; ohne dabei darüber nachzudenken, wie nahe dieser Blonde ihm völlig unbemerkt gekommen war; kein einziger Gedanke schien sich ernsthaft durchsetzen zu können. Da war nichts. Nur dieses Empfinden auf seiner Haut, die sich erwartungsvoll aufgerichtet hatte. Selbst wenn er gewollt hätte, er konnte sich nicht rühren.
 

Ein leises, verführerisches Schnurren ertönte hinter ihm, welches von einer leichten Berührung der schmalen Finger des Vampirs in seinem Nacken begleitet wurde. Er hörte, wie Deidara seine Witterung aufnahm, regelrecht seinen Duft aufzusaugen schien. Im Grunde passierte nichts und doch fühlte Sasori sich wie in einer Art Trance, einem Bann. Zum ersten Mal in seinem Leben reagierte sein gesamter Körper, und irgendwie auch sein Geist, auf diesen Blutsauger. Und das, obwohl sein Verstand heftigst zu protestieren versuchte...
 

Während Sasori mit der Erkenntnis zu kämpfen hatte, dass er zum ersten Mal in seinem Leben dieser Erotik zu verfallen drohte, ließ Deidara plötzlich von diesem ab, trat einen Schritt zurück und sah sich mit angespanntem Blick um. Der Rothaarige fand schließlich auch aus seiner Starre, fuhr herum und brüllte aufgebracht: „HEY! Was sollte der Scheiß gerade?! Bist du noch ganz...“ - „Psst.“ Der Jäger hielt inne und musterte den Vampir wütend: „Was heißt hier 'psst'?!“
 

Plötzlich sah der Blonde ihn ernst an und raunte: „Mach die Tür auf! Da kommt ein ungebetener Gast, ich spüre ihn...“ Sasoris Wut war mit einem Mal verraucht. Statt dessen lauschte er ebenfalls in die Nacht und wandte sich schließlich nervös zur Tür zurück: „Verdammt, du hast Recht. Er ist noch zu weit weg, als dass ich ihn schon deutlich bemerkt hätte...“
 

Langsam wurde er unruhig. Die Anwesenheit des Geschöpfes wurde immer deutlicher und kam mit rasender Geschwindigkeit scheinbar direkt auf sie zu. Innerlich fluchend schwor er sich, so bald wie möglich nach einer neuen Wohnung zu suchen!
 

Er seufzte lautlos auf, als der Schlüssel sich endlich drehen ließ. Hinter ihm kreischte der Blonde plötzlich auf, doch ehe er sich umdrehen konnte, traf ihn von hinten etwas mit einer Wucht, die er noch nie in seinem Leben am eigenen Leib erfahren hatte. Fast wie ein Spielzeug wurde er mitsamt der Haustür in den Flur geschleudert und landete unsanft vor den Stufen der Treppe. Ein irrsinniger Schmerz durchzuckte sämtliche seiner Gliedmaßen, während die Tür unter ihm wie Pappe nachzugeben schien.
 

Keuchend rappelte er sich wieder auf und hielt mit einem Mal den Atem an. Den Vampir hatte es mit ihm in den Flur geschleudert und in der offenen Haustür stand ein Lykaner von wahrlich imposanter Größe und Statur. Sasori schluckte schwer. Es war unschwer zu erkennen, dass er es hier mit einem sehr alten Werwolf zu tun hatte. Und seine Katana würde bei diesem Ungetüm kaum eine Wirkung erzielen...
 

Langsam schritt er rückwärts die ersten Stufen der Treppe empor, mit jedem Schritt den höllischen Schmerz spürend. Es gab eine Möglichkeit, dieses Monstrum zu erledigen, doch dafür musste er in seine Wohnung. Der Lykaner, der sich tatsächlich ducken musste, um durch die Haustür zu kommen, fixierte nur ihn. Sasori wusste nicht einmal so genau, wieso ihn das kümmerte, doch scheinbar war der Vampir nicht bedeutend für den Werwolf. Aber er ahnte, wieso er sich darüber Gedanken machte: der Kodex!
 

Das Knurren des Lykaner riss ihn jedoch wieder aus seinen Gedanken. Er sah dem Werwolf kurz in die Augen, die ihn hasserfüllt und unmissverständlich zu allem entschlossen anstarrten. Ein, zwei Atemzüge lang hielt Sasori noch inne... sahen sie sich an... bewegte sich keiner von ihnen...
 

Und mit einem Mal preschte der Jäger los, von dem Ungetüm direkt verfolgt. Er ignorierte sämtlichen Schmerz, während er die Treppen empor hechtete und immer nur knapp den Bissattacken seines Verfolgers entging. Er musste den Lykaner im richtigen Augenblick lange genug aufhalten, um seine Wohnungstür aufschließen zu können, die, zum Glück, nicht so störrisch wie die Haustür war. Oder das, was von der Haustür noch übrig geblieben war...
 

In Rekordzeit erreichte er die vierte Etage. Er zog seine Schwerter, und in einer fließenden Bewegung blieb er stehen, ging in die Hocke und drehte sich herum, um dem nicht mehr stoppen könnenden Lykaner die Schwerter entgegenzustrecken. Dieser versuchte noch auszuweichen und schoss über Sasori hinweg, schlitterte den Rest des Flures entlang und bremste unsanft mit einem lauten Donnern in der Hauswand.
 

Sasori richtete sich auf und blickte plötzlich erstaunt in azurblaue Augen. Hektisch huschte sein Blick zwischen dem Vampir und dem sich allmählich wieder fangenden Werwolf hin und her. Und wieder tat er etwas, das er unter normalen Umständen niemals, wirklich NIE, getan hätte. Er drückte dem Blonden seine Katana in die Hand und fauchte: „Lenk ihn kurz ab, verstanden?!“ Zu seiner Erleichterung schien der Vampir wirklich den Ernst der Lage zu verstehen und wirkte nicht im Ansatz mehr so dümmlich, wie bisher, sondern schritt energisch auf den Werwolf zu.
 

Weiter konnte er sich erst einmal nicht um die Lage im Flur kümmern. Eilig stellte er sich vor seine Wohnungstür und schloss diese auf, ehe er in sein kleines Domizil stürmte und hektisch in Richtung Schlafzimmer eilte. Hinter ihm ertönte die Stimme des Blonden: „Scheiße!“ Sasori riskierte einen Blick über seine Schulter und sah, wie Deidara ins Wohnzimmer flog und seine kleine Couch traf und mit sich riss. Aus irgendeinem Grund verspürte er so etwas wie... Besorgnis. Er knurrte. Dieser verfluchte Pakt war einfach störend bei seiner Arbeit!
 

Er hechtete ins Nebenzimmer und riss seinen vermeintlichen Kleiderschrank auf, in dem jedoch weder Hosen noch Hemden zum Vorschein kamen, sondern eine stattliche Auswahl an Waffen aller Art. Während nebenan im Wohnzimmer der Werwolf seine gesamte Einrichtung zu demolieren schien und der Vampir diesen lautstark und ernsthaft davon abzuhalten versuchte, griff Sasori zielsicher seinen Colt und in eine kleine Dose, aus der er zwei Silberkugeln holte.
 

Er war es nicht gewohnt so etwas wie „Hilfe“ bei der Arbeit zu haben. Dieser Blonde brachte einfach ALLES durcheinander! Und doch konnte er nicht anders, als die Waffe zu laden und zurück ins Wohnzimmer zu rennen. Nicht nur, um sich den Kristall zu sichern. Nein! Leider merkte er, dass er auch zurückkehrte, um dem Vampir zu helfen, was ihm überhaupt nicht passte!
 

Kurz vor der Tür blickte er von seinem fertig geladenen Colt wieder auf und kreischte erschrocken auf, als Deidara ihn scheinbar urplötzlich über den Haufen rannte. Unsanft prallten sie voneinander ab und fielen gleichermaßen rücklings hin, wobei der Colt ihm vor Schreck aus der Hand fiel. Wütend knurrte er.
 

Der Lykaner donnerte auf sie zu und schien seine Reißzähne in dem Vampir versenken zu wollen, der sich hilflos aufzurappeln versuchte und gleichzeitig in Deckung ging. Mit einem Griff erreichte Sasoris Hand den Colt wieder, hob ihn an und schenkte sich ein ruhiges Zielen, da der Werwolf sein Opfer beinahe erreicht hatte.
 

Deidara riss panisch seine Augen auf. Aus dem Wohnzimmer sprang der Werwolf auf ihn zu, die gelblichen Zähne grollend fletschend. Mit einem solch starken Werwolf hatte er noch nie zu tun gehabt, in seinem ganzen Leben nicht! Er verdeckte seinen Kopf mit den Armen und kugelte sich zusammen, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Er konnte den feuchten und irgendwie fauligen Atem des Lykaners bereits auf seiner Haut spüren und unangenehm mit seiner Nase wahrnehmen, als ein Schuss durch die Stille der Nacht grollte.
 

Langsam öffnete er seine Augen wieder und wagte sich aus seiner Deckung, als der Körper des Werwolfs leblos auf ihn fiel. Angewidert kreischend befreite er sich aus seiner Lage, krabbelte von dem behaarten Riesen weg und beobachtete, wie aus dem klaffenden Loch in dessen Kopf das übel stinkende Blut sickerte. Seinen Blick wandte er mit einem Mal zu Sasori, der sich erhob und den noch rauchenden Colt ungeniert auf das Bett warf.
 

Der Rothaarige sah zum Vampir herüber, der wieder zu lächeln begann und hauchte: „Danke...“ Er holte den Kris hervor und ging auf den toten Lykaner zu, während er abschätzig die Schultern zuckte: „Tze, bilde dir bloß nichts ein! Ich habe nur meinen Job gemacht.“ Er ging vor dem Werwolf auf die Knie und wusste, dass das gelogen war. Er hatte sich wirklich um den Blonden gesorgt, und trotzdem passte es ihm nicht. Und das war es, worauf es ihm ankam. Trotzdem spürte er den Blick Deidaras auf sich und wusste ebenso, dass dieser das ganz anders sah. Er konnte das selbstgefällige Grinsen regelrecht fühlen, auch wenn er es nicht sah.
 

Genervt knurrend stieß er den geschwungenen Dolch routiniert in den toten Körper und öffnete ebenso routiniert dessen Brustkorb. Sein Gesicht verriet es nicht, doch selbst er musste sich arg zusammennehmen, da dieser Lykaner einen noch nie wahrgenommenen und bestialischen Gestank von sich gab. Ein wenig schadenfroh grinste er kalt, als er hörte, wie der Vampir mit der Fassung zu ringen schien. Geschah der Nervensäge ganz recht...
 

Deidara schlug sich die Hand vor Mund und Nase und krächzte angeekelt auf. Dieser Geruch biss schrecklich in seiner Nase und schien ihm bis unter die Schädeldecke zu wandern, damit er ihn auch nie vergessen würde! Seine Geruchsnerven waren deutlich empfindsamer als die eines Menschen, doch von einem Wolfsmenschen auch noch meilenweit entfernt. Dennoch treib ihm dieser Gestank Tränen in die Augen. Es war nun wirklich nicht der erste tote Lykaner, den er sah und roch, doch es war der mit Abstand Schlimmste!
 

Dieses Exemplar musste uralt sein, vielleicht sogar älter als er es selbst war! Und das brachte so einige Fragen mit sich... Fragen, die er sich sehr lange nicht mehr hatte stellen müssen, und die doch irgendwie den Eindruck erweckten, als ginge es um eine sehr, sehr alte Angelegenheit. Denn für üblich mischten Lykaner sich nicht ein, sondern blieben für sich und fristeten ihr Dasein. Und es war auch völlig unlogisch, einen solchen Koloss zu schicken, nur weil Sasori im Club ein „Jungtier“ ausgeweidet hatte. Nein, da musste mehr hinter stecken, als das! Sasori war, noch, nur ein Mensch. Für die machte sich kein Lykaner und kein Vampir für üblich die Hände schmutzig, schon gar nicht ein solch altes Exemplar und schon gar nicht, um diesen Menschen einfach nur aus dem Weg zu räumen!
 

Sasori lächelte kurz zufrieden, als er den Kristall in seiner vom Blut bedeckten Hand erblickte: „Na also, geht doch!“ Er erhob sich unter dem fragenden Blick des Blonden, ging zu seinem Schrank und griff dort ein kleines Säckchen heraus, welches er öffnete und den roten Kristall zu zwei bereits vorhandenen hineinfallen ließ. Mit einem Mal stand Deidara neben ihm und sah ihn völlig entgeistert an: „DESWEGEN das alles?! Du... sammelst die roten Kristalle?!“ Unbeeindruckt nickte er, während er das Säckchen wieder zuband: „Erfasst, Einstein. Problem damit?“ - „JA! Du willst doch nicht wirklich...“
 

Gereizt fuhr er herum und giftete den Vampir ungehalten an: „Doch! GENAU DAS will ich! Und wenn es dir nicht passt, dann geh doch! Auch wenn ich zugeben muss, dass deine Anwesenheit für mein Vorhaben sehr praktisch zu sein scheint...“ Ungläubig schüttelte Deidara den Kopf: „Hast du Tomaten auf den Augen?! Der war sicherlich NICHT wegen mir hier! Würde mich auch wundern, denn für einen Aussteiger interessieren sich die Lykaner mal so gar nicht.“ Skeptisch hob Sasori eine Augenbraue: „Aussteiger?“ - „Ja, Aussteiger! Ich habe mit meinesgleichen rein gar nichts mehr zu tun UND ich habe auch nie persönlich im Zwist mit den Werwölfen gelegen, ganz im Gegenteil! Ich hatte mich früher für ein friedliches Miteinander stark gemacht. Darüber hinaus habe ich seit Jahrhunderten keinen Tropfen Menschenblut mehr zu mir genommen.“
 

Trocken lachte der Jäger auf: „Ist klar. Erzähl das deiner Großmutter, aber nicht mir!“ So langsam wurde Deidara sauer. Das durfte doch nicht wahr sein! Er knurrte den Rothaarigen sauer an: „Du bist so ein sturer Bock!“ - „Sag mal, wie redest du eigentlich mit...“ - „NEIN! DU hörst MIR jetzt zu: Dieser bullige Kerl da vorne war einzig wegen DIR hier! Die Werwölfe mischen sich nicht grundlos ein und ich vermute, dass dein grandioses Vorhaben mit dem Sammeln der roten Kristalle dafür verantwortlich ist! Der ist vorhin ganz eindeutig auf DICH losgegangen! Hast du eigentlich eine Ahnung, was du mit den roten Kristallen anrichtest?!“
 

Sasori lächelte kalt: „Natürlich weiß ich das. Und genau DAS ist mein Ziel.“ - „Das... du WILLST, dass du zu einem... NEIN! Du kannst doch nicht einfach deine Gefühle aufgeben!“ Entsetzt sah er dem Rothaarigen beinahe flehend in die Augen. „Ich weiß, du wolltest nichts davon hören, aber... Sasori, auch, wenn du dich nicht daran erinnerst... wir haben einmal Seite an Seite dafür gekämpft, dass Menschen, Lykaner und Vampire friedlich miteinander auskommen, und wir haben Erfolg damit gehabt!“
 

Deidara hätte nie damit gerechnet, dass der Blick eines Menschen ihm mal so durch Mark und Bein gehen würde, doch der von Sasori ließ, sprichwörtlich, das Blut in seinen Adern gefrieren, als dieser eisig hauchte: „Sehr erfolgreich, wenn deinesgleichen ganze Familien ausrottet, mein Lieber. Erzähl keinen Scheiß! Ich werde einfach nur eine offene Rechnung begleichen und Vampiren und Werwölfen das antun, was sie mir angetan haben! Und ob du nun menschliches Blut säuft oder nicht, das ist mir herzlichst egal. Verstanden?“ Der Blonde schluckte schwer: „Wie meinst du das... Familien ausrotten?“ - „DAS geht dich rein gar nichts an.“
 

Genervt verdrehte der Vampir die Augen: „Das mag vielleicht sein, aber mir kommt es trotzdem komisch vor, dass sie so hochrangige Werwölfe nach dir schicken! Es war deine Familie, oder?“ Wütend blitzten die braunen Augen auf: „Und wenn schon, was interessiert dich das?! Freu dich doch lieber über deinen grandiosen Erfolg... Vampire UND Lykaner haben meine Familie ausgerottet...“ Erschöpft ließ der Blonde sich aufs Bett sinken und schüttelte den Kopf: „Das... das ist definitiv nicht das, wofür wir mal gekämpft haben, Sasori. Das macht doch keinen Sinn... wieso sollten sie deine Familie...“
 

Der Rothaarige wischte sich über das Gesicht. Wieso, um alles in der Welt, hatte er überhaupt auch nur ein Wort darüber verloren?! Das hatte er noch NIE jemandem erzählt! Nicht einmal irgendeinem Menschen! Und nun plauderte er mit diesem Vampir, als sei all das seiner Familie nie passiert! Er hasste Werwölfe und er hasste Vampire! Und diesen einen hier neben sich sollte er am Meisten hassen! Doch seine gesamte innere Bastion wurde einfach von Deidara umgangen, als könne dieser durch Wände gehen! Er sorgte sich um diesen Blutsauger, er gab etwas von sich Preis und er duldete diesen einfach...
 

So kannte er sich nicht und so war er nicht! Es konnte einfach nicht sein, dass er für eines dieser abscheulichen Wesen auch nur im Ansatz so etwas wie Sympathie verspürte. Doch so sehr er sich dagegen zu wehren versuchte, so wenig schien er diese Gegenwehr wirklich ausführen zu können... Statt den Blonden also, wie gedanklich penibel geplant, zum Teufel zu jagen, seufzte er leise und wurde wieder von diesem Gegenpart an Gefühlen in sich geleitet: „Ist doch egal im Moment. Du solltest vielleicht erst einmal zusehen, dass du dich wäscht, du bist von oben bis unten mit Blut vollgesaut.“
 

Deidara sah an sich herab und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Das war ihm noch gar nicht aufgefallen... Und mit einem Mal stieg ihm auch wieder dieser Lykanergestank in die Nase. Er sah Sasori an und nickte: „Du hast Recht. Darf... ich dein Badezimmer benutzen?“ Resignierend zuckte der Rothaarige mit den Schultern: „Von mir aus... Schlimmer werden kann es hier eh nicht mehr... Handtücher sind im Schrank unter dem Waschbecken.“ Er deutete auf eine Tür, die im Schlafzimmer lag und nicht ins Wohnzimmer führte. Der Blonde erhob sich, verschwand im Bad und verschloss die Tür hinter sich.
 

Während er das Wasser der Dusche heiß werden ließ und sich aus dem Kostüm blätterte, zerbrach er sich den Kopf über das Geschehene und das Gesagte. Scheinbar wollten Vampire und Lykaner Sasori gleichermaßen los werden. Doch wieso hatten sie ihn dann nicht einfach auch getötet damals?! Immerhin... hatten sie es doch schon einmal gemacht... Irgendetwas stimmte hier gar nicht... Und die Sorge über Sasoris Plan, mit Hilfe der Kristalle die übermenschliche Stärke von Vampiren und Lykanern zu erlangen, dabei jedoch sämtliche Menschlichkeit in Form von Gefühlen zu verlieren, machte ihm am Meisten Sorgen... Sollte es so weit kommen, ehe er den Rotschopf wieder zu seinem Gefährten gemacht hatte, dann würde diese Verbindung für immer versiegen... Bedrückt stellte er sich unter die Dusche und seufzte. Das konnte und wollte er nicht zulassen! Er würde schon dafür sorgen, dass Sasori zur Vernunft kam, auch wenn das bei einem solch sturen Esel ein Masterplan sein würde, den er dafür bräuchte...
 

Sasori starrte auf den toten Werwolf und seufzte. Aus irgendeinem Grund wusste er, dass Deidara recht hatte. Der Koloss war auf ihn losgegangen. Und das passierte eigentlich nur, wenn sie ihn wieder warnen wollten... Nein. Wenn sie ihm wieder drohten. Doch bisher war das nur in ganz speziellen Fällen so gewesen... Er strich sich durchs Haar, ungeachtet dessen, dass seine Hände noch immer blutig waren.
 

Er hatte so lange Ruhe gehabt, und nun ging es wieder los... Immer hatten Vampire und Lykaner Menschen umgebracht, die ihm auch nur ansatzweise wichtig waren, sein ganzes Leben lang. Und sie hatten seinen Hass damit immer wieder geschürt. Wieso nur aber tauchten sie plötzlich wieder auf, obwohl er nur diesen Vampir an den Hacken hatte?! War an der Geschichte etwa doch etwas dran? Aber wieso sollten die Vampire dann wollen, dass ein ehemaliges Mitglied ihrer Gattung einen solchen Hass auf sie entwickelte?!
 

Da waren eindeutig zu viele Fragen offen, die er zu klären hatte... zusätzlich zu dem Problem, dass er einen dieser verhassten Blutsauger, noch dazu ein besonders nervtötendes Exemplar, in der nächsten Zeit einfach nicht loswerden würde. Doch auch für diesen dummen Pakt würde sich eine Lösung finden, dessen war er sich sicher...



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