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Dark Night's Kiss

von

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39. Kapitel

Am Montagmorgen kam es ihm merkwürdig unrealistisch vor, wieder zu arbeiten.

Das ganze Wochenende lang hatte er keinen einzigen Gedanken an die Arbeit verschwendet, und wenn er es getan hatte, dann nur deshalb, weil er sich Überlegungen über Emmas und seine Zukunft in der Firma gemacht hatte. Aber nichts was mit der Arbeit an sich zu tun hatte, die ihm plötzlich nicht mehr wie eine Befreiung von Langeweile, sondern viel mehr wie eine bedrückende Last vorkam.

Cayden liebte seine Arbeit. Das auf jeden Fall, aber momentan hätte er lieber noch länger mit Emma im Bett gelegen, sie im Arm gehalten und richtig ausgeschlafen. Denn momentan fühlte er sich alles andere als fit und ersehnte den Zeitpunkt von Vanessas Ankunft verzweifelter denn je herbei, obwohl sich zugleich auch alles bei dem Gedanken daran in ihm sträubte. Doch sein Instinkt war bisweilen stärker als seine Gefühle und der sagte ihm, dass er inzwischen ziemlichen Durst litt und es gerade die Kleinigkeiten immer deutlicher ans Licht brachten.

Die Angespanntheit in seinen Muskeln. Das permanente Stechen in seinen Schläfen. Der trockene Mund, obwohl er bereits eine ganze Flasche Wasser getrunken hatte. Die Gereiztheit nervigen Kunden gegenüber, die er kaum noch bändigen konnte und mit denen er früher so überhaupt kein Problem gehabt hatte. Aber am meisten fiel es ihm durch seine mangelnde Konzentrationsfähigkeit auf.

Cayden musste sich immer wieder dazu zwingen, zu seiner Arbeit zurückzukehren und dennoch schweifte er immer wieder zu Emma und dem Baby ab.

Das Wochenende war wirklich eines der Interessantesten gewesen, das er seit langem erlebt hatte. Sehr aufschlussreich, reich an Überraschungen und zugleich besonders intensiv. Ganz ohne Arbeit. Er hätte sich beinahe daran gewöhnen können, einmal das mit den Überraschungen abgesehen. Davon brauchte er nicht so viele, wenn er Emma hatte, die ihm genug Abwechslung schenkte.

Sein Blick wanderte von den Papieren auf seinem Schreibtisch zur Tür hinüber.

Es war ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass Emma dort draußen war, ihrer Arbeit nachging und er einfach nur ein paar Schritte machen müsste, um bei ihr zu sein.

Er könnte mit ihr zusammen in die Teeküche gehen und ihr dort einen Kuss stehlen, so wie er es schon einmal getan hatte. Bei Gott, er müsste noch nicht einmal dieses Büro verlassen, um das zustande zu bringen.

Ein Knopfdruck würde genügen. Ein einziger Vorwand, um sie in sein Büro zu holen und dort könnte er sehr viel mehr tun, als sie zu –

Das Telefon klingelte, wodurch er so heftig zusammenzuckte, dass das Plastikgehäuse seines Kugelschreibers, mit dem er schon die ganze Zeit spielte, zwischen seinen Fingern protestierend knackte.

Vollkommen entgeistert starrte Cayden das bimmelnde Gerät an, als würde es gerade einen Lapdance auf seinem Tisch veranstalten, anstatt ihn aufzufordern, abzunehmen.

Noch zwei Mal klingelte es, bis er sich so weit gefasst hatte, dass er abhob, nicht jedoch ohne sich vorher noch einmal gründlich zu räuspern, als würde ihm das helfen, seine Gedanken an Emma fallenzulassen.

Es half auch nicht, dass er die nächste halbe Stunde damit verbrachte, sich mit einem weiteren dieser lästigen Kunden über eine Klausel zu streiten, die ihm selbst absolut unwichtig vorkam. Aber trotzdem konnte er nicht so einfach nachgeben und dem Kerl sagen, er solle sich das Scheißding auf die Stirn tätowieren lassen. Stattdessen übte er sich noch verbissener in Höflichkeit.

 
 

***

 

Die Zeit bis zur Mittagspause schien sich ewig hinzuziehen und die Arbeit immer mehr zu türmen, anstatt weniger zu werden. Cayden konnte es sich einfach nicht erklären.

Gut, er war heute nicht so effizient, wie er sollte, aber er hätte nicht gedacht, dass ihn das alles in seinem Zustand so verdammt zusetzte, dass er am liebsten mit einem Wisch seinen ganzen Schreibtisch leer gefegt hätte.

Gerade diese Gedanken brachten ihn jedoch dazu, noch sturer die anstehende Arbeit in Angriff zu nehmen und dafür sogar seine kostbare Mittagspause zu opfern, da er sonst nie rechtzeitig fertig werden würde, um pünktlich am Abend Schluss machen zu können.

Ein vergeblicher Versuch, denn er würde es selbst dann nicht schaffen, wenn er mit vampirischer Effizienz arbeiten würde. Wie immer stünde ihm eine halbe Nacht Überstunden bevor, die er sich selbst nicht einmal auszahlte, da er Arbeit als seine Freizeitbeschäftigung ansah. Zumindest in dieser Phase seines Lebens. Zudem gingen ihm jetzt die Arbeitsstunden am Wochenende ab, die er allerdings nur allzu gerne für Emma geopfert hatte. Denn eigentlich … war es jetzt so, dass er gar nicht mehr arbeiten wollte. Wirklich nicht. Obwohl sich das selbst für ihn seltsam anhörte. Aber wenn er eine Wahl hätte, er würde immer nur bei Emma sein wollen. Solange bis sie ihn satthatte, und selbst dann würde er es noch immer wollen.

Er war verliebt. Gott war sein Zeuge, es hatte ihn so richtig erwischt. Und das, obwohl er so etwas seinem alten Herz gar nicht mehr zugetraut hätte. Schließlich konnte er nicht nur Vanessa die Schuld daran gegeben, dass ihre Ehe noch immer nur auf dem Papier eine solche war, um ehrlich zu sein, war er selbst auch nicht mehr bereit gewesen, mehr an Gefühlen zu investieren. Gut, es war wirklich nicht leicht, sie zu mögen, wenn man sie einmal besser kannte, aber wenn sie es beide ein bisschen besser versucht hätten, vielleicht wäre es möglich gewesen.

Doch Cayden musste sich nichts vormachen. Was seine Gefühle für Emma anging, war es bisher keinem Menschen in den letzten hundert Jahren mehr gelungen, sie so intensiv entstehen zu lassen und das, obwohl ihre Beziehung alles andere als leicht war. Aber vielleicht war es ja auch gerade das, was sein Herz wieder hatte richtig leben lassen.

Nichts war schlimmer für einen Vampir als Langeweile. Aufregung lockte sie an wie Motten ins Licht und Emma war wirklich und wahrhaftig aufregend. Dabei war er gerade erst dabei, sie zu entdecken, während vieles von ihr noch im Verborgenen lag.

Und sie war von ihm schwanger. Ein Grund mehr sein Herz an sie zu hängen.

 
 

***

 

Heute verließ Emma sich in erster Linie auf ihre Augen. Mit Musik auf den Ohrhörern konzentrierte sie sich auf die vielen Aufträge und anstehenden Termine, die noch geordnet in den Kalender eingetragen werden mussten. Das Telefon hörte sie zwar, weil sie die Musik nicht zu laut aufgedreht hatte, aber meistens wurde das Telefonat sofort von Stella oder Cayden persönlich entgegen genommen und Emma hatte gar nichts damit zu tun. Sie hörte eher einmal den Anrufbeantworter ab und versorgte die ankommenden E-Mails, während sie mit dem Fuß unter ihrem Schreibtisch den Takt der Lieder mitklopfte. Eigentlich konnte man das für eine private Assistentin als recht unprofessionell werten, aber hätte Emma sich nicht abgeschottet, hätte sie sich gar nicht auf die Arbeit konzentrieren können. Oder – was noch schlimmer wäre – sie hätte Stella mehr erzählt, als gut war.

Oh man, sie sah aber auch so hübsch aus mit ihrem Babybauch. Dazu die glückliche Ausstrahlung und diese natürliche nette Art, die Stella an sich hatte ... Ja, da gäbe es definitiv ein großes Risiko, dass Emma ihr von dem Baby erzählte.

Umso mehr hängte Emma sich in die Arbeit, versuchte eisern nicht zu offensichtlich zur Bürotür zu schielen und auch vor sich selbst nicht zu stark darauf zu hoffen, dass Cayden mal wieder herauskommen und sich seinen Tee oder Kaffee in der kleinen Küche selbst machen würde. Denn selbst wenn, konnte sie ja nicht einfach hinterher gehen und sich ihm an den Hals werfen. Obwohl das sehr, sehr verführerisch war.

 

„Na, sowas.“

Stella setzte ihre Teetasse wieder ab, an der sie schon eine ganze Weile nippte, da gerade wieder etwas Ruhe im Büro eingekehrt war und sie ein bisschen sinnloses Herumsitzen ganz gut vertragen konnte, obwohl sie sich das früher nie erlaubt hätte. Doch Emma war eine ausgezeichnete Hilfe, oder besser gesagt, nun war eher Stella die Hilfe, aber wie man es auch drehte und wendete, sie war ihrer Kollegin mehr als dankbar.

Als diese sie fragend ansah, deutete Stella mit einem Fingerzeig auf das Telefon, auf dessen Anzeige neben der Eins ein Besetztzeichen leuchtete.

„Also entweder gehen hier alle Uhren falsch, oder der Chef arbeitet heute ausnahmsweise auch in seiner geheiligten Mittagspause durch. Was, so weit ich mich erinnern kann, noch nie in meiner Laufbahn hier vorgekommen ist. Hmm …“

Stella nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee und sah Emma fragend an.

„Kommt es eigentlich nur mir so vor, oder ist er in letzter Zeit anders? Heute scheint er irgendwie mit den Gedanken nicht bei der Sache zu sein. Letzte Woche war er total aufgekratzt. Am Donnerstag hing da auf einmal eine tief betrübte Wolke über ihm, als wäre jemand gestorben, obwohl er sich Mühe gegeben hat, es nicht zu zeigen. Freitags war er dann wieder total übergedreht, als könne er irgendetwas kaum erwarten. Ich versteh den Mann einfach nicht. Er wird doch erst 32. Midlifecrisis kann es dann ja wohl noch nicht sein. Oder werde ich einfach paranoid?“

Just in diesem Moment ging Emmas Gegensprechanlage los und Stella hätte sich fast mit Tee bekleckert, als sie verwundert der Stimme ihres Chefs zuhörte und ihre Augen ungefähr so groß wie Untertassen wurden, ehe sie sie argwöhnisch zusammen kniff.

„Bevor du in die Mittagspause gehst, könntest du mir bitte noch die E-Mail von Patrick Brown ausdrucken und zwei Mal kopieren, Em? Ich bräuchte die Unterlagen um spätestens zwei Uhr. Die E-Mail schicke ich dir gleich.“

Cayden wartete nicht einmal auf eine Antwort und es dauerte nicht lange, bis das Licht neben der Eins erneut aufleuchtete.

Was zum Henker ging hier vor sich?

„Hab ich irgendetwas verpasst, oder spielen meine Hormone schon so verrückt, dass ich zu halluzinieren beginne?“

Stella blickte Emma mit großen Augen an.

Ihr Boss hatte sie geduzt.

 

Emma hob fragend eine Augenbraue und zog sich die Stöpsel aus den Ohren.

Je weiter Stella ausführte, was sie mit „sowas“ gemeint hatte, desto mehr zog Emma gedanklich den Kopf ein. Was die Stimmungsschwankungen anging, konnte sie sich ungefähr denken, was los gewesen war. Zumindest das am Freitag. Alles andere ... könnte sie bestimmt auch erklären. Aber sie sollte es nicht, wenn Stella nichts mitkriegen durfte. Und das war nun einmal der Fall. Zumindest hatte Cayden nicht gesagt, dass sie sich nicht mehr vor den anderen Angestellten verstecken –

„Bevor du in die Mittagspause gehst, könntest du mir bitte noch die E-Mail von Patrick Brown ausdrucken und zwei Mal kopieren, Em? Ich bräuchte die Unterlagen um spätestens zwei Uhr. Die E-Mail schicke ich dir gleich.“

Emma klickte sofort ihren Posteingang an, noch bevor das Signal der eingegangenen Mail erklingen konnte. Da war die Mail von Mr. Brown. Dann nur noch ausdrucken.

Emmas Blick streifte Stella.

Sie stutzte, lächelte dann etwas verhalten und begriff ehrlich gesagt überhaupt nichts, als Stella ihre Frage stellte.

„Ähm ... Ich kenne mich mit Hormonen nicht besonders gut aus, aber ... was meinst du denn überhaupt?“

 

Stella sah Emma skeptisch an, dann in ihre halbleere Tasse und schließlich wieder zu Emma hinüber.

„Sag bloß, dir ist das gerade eben nicht aufgefallen?“, versuchte sie es erneut, aber es brachte offensichtlich überhaupt nichts, darum stellte Stella schließlich nachdenklich ihre Tasse ab und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, die Hände auf ihrem Bauch, wo das Baby gerade ein paar Turnübungen machte. Aber daran war sie inzwischen gewohnt.

„Er hat dich gerade geduzt, oder nicht? Und ich hab noch nicht gehört, dass dich jemand hier Em genannt hätte. Aber das ist doch eine Abkürzung für Emma, oder nicht? Sag, hab ich bei euch beiden irgendwas verpasst oder so? Ich meine, okay, du warst jetzt eine Woche weg, aber das erklärt nicht diesen Sinneswandel. Hm … Naja, vielleicht ist er momentan auch wirklich einfach nur schräg drauf. Schließlich hat er seine Frau jetzt schon fast zwei Wochen lang nicht gesehen. Ich weiß ja, wie es ist, wenn mein Mann ein paar Tage wohin muss. Danach ist er immer besonders anhänglich und würde mir auch noch das Kissen aufschütteln, wenn ich es zulassen würde. So sind sie eben.“

Stella lächelte verliebt, als sie an Sean dachte. Keine Ahnung, wieso andere Paare nach ein paar Jahren Ehe sich nicht mehr in die Augen sehen konnten, ohne zu streiten und sich schon bald darauf scheiden ließen. Sie war verliebt wie am ersten Tag, nur ohne die Angst, ihn gleich wieder zu verlieren, stattdessen mit einem Übermaß an Vertrauen, das sie sich seit Jahren erarbeitet hatten.

 

„Ich ...“

So musste es sich anfühlen, wenn einem das Herz in die Hose rutschte. Zumindest hatte Emma das Gefühl, dass sie sich auf einmal nicht mehr rühren konnte, sondern in ihrem Stuhl festgeklebt war, während sie Stella wie ein aufgeschrecktes Kaninchen ansah.

„Er ...“

Stella wusste in diesem Moment sicher nicht, wie dankbar Emma dafür war, dass die Sekretärin manchmal einfach über ihre eigenen Fragen hinweg redete. Da blieb oftmals gar keine Zeit, eine Antwort zu formulieren. Aber gerade jetzt hätte Stella noch Stunden weiterreden können und Emma wäre auch dann nichts eingefallen, was sie hätte sagen können. Außer ...

„Ja, das wird es sein. Er ... vermisst sie bestimmt.“

Gott, das fühlte sich an, als müsse Emma bei jedem Wort ätzende Pillen hinunterschlucken. Sie selbst war bloß froh, dass sie Vanessa zwei ganze Wochen nicht hatte sehen müssen. Und wenn sie an die letzte Situation dachte, in der sie ihr begegnet war umso mehr. Diese blöde Kuh war ...

„Ich mach mal die Kopien.“

Emma stand entschlossen auf, verbannte Vanessa aus ihren Gedanken und ließ sich von dem Silikonpüppchen nicht die Laune verderben.

 

Der Besucherausweis machte ein klackendes Geräusch, als Adam sich von der Rückwand des Fahrstuhls abstieß und in den breiten Flur des Büroraums trat, der sich vor ihm öffnete.

Lauter fleißige Menschen über Computertastaturen gebeugt oder am Telefon ... Hm. Der Herr mit Halbglatze telefonierte allerdings mit seiner Schwester. Und der Blonde suchte ein Apartment. Nein, ein Haus.

Adams Lippen verzogen sich zu einem kleinen Schmunzeln.

Er ging direkt auf das Büro am Ende des Flurs zu und traf wieder auf die Dame, die er schon bei seinem ersten Termin getroffen hatte. Sie war immer noch hier.

„Tag. Sagen Sie mal –“

Was zum ...?!

Eben noch im Begriff mit einem möglichst charmanten Lächeln an den Schreibtisch der Assistentin heranzutreten, fuhr eine eisige Klinge durch Adams Körper und ließ in konzentriert tief die Luft einsaugen. Sofort waren seine Fänge bereit, sich in jeden zu bohren, der dieses ... diesen ...

Adam wirbelte auf dem Absatz herum und starrte die Person an, die für das Kraftfeld verantwortlich sein musste. Letztes Mal war sie nicht hier gewesen. Es hatte ihn nicht umhauen können, wenn es ein sekundäres Kraftfeld war. Vielleicht hatte er es auch nicht berührt, aber jetzt.

Wo bist du ... Hexe!?

Dann ... sah er sie.

„Du ...?“

Sie schien sich wie in Zeitlupe ganz herumzudrehen. Oder war es nur sein Herz, das schneller schlug, als es selbst sein Körper erlauben dürfte?

Sie war es. Aber sie konnte es doch gar nicht sein. Das war ... schlichtweg unmöglich! Hexe hin oder her, sie konnte nicht hier sein! Adam hatte ... Er hatte sie sterben sehen!

 

Stella setzte ein höfliches Lächeln auf, als jemand der ihr bekannt vorkam, auf sie zuging. Natürlich kannte sie ihn nicht persönlich, aber diese Lippen … vergaß man nicht so schnell und danach diese strahlenden Augen.

Gerade wollte sie sich eine Antwort zurechtlegen, dass ihr Chef momentan nicht erreichbar war, während der Mann zu einer Frage ansetzte, als sich plötzlich ihre Haare im Nacken aufstellten und sie eine Gänsehaut bekam.

Als hätte sie es geahnt, drehte sich der Mann ruckartig und doch ungewöhnlich geschmeidig auf dem Absatz herum, dabei einen Ausdruck auf dem Gesicht, als wollte er gleich jemanden umbringen.

Stella beruhigte sich kein bisschen, als sie sah, wem dieser Blick galt.

Sofort war sie aufgesprungen, so schnell ihr Bauch es eben zu ließ, um Emma wenn nötig zur Seite zu eilen, während ihre andere Hand nach dem Telefonhörer griff, um im Fall der Fälle den Sicherheitsdienst zu rufen.

Ihr Finger schwebte bereits über dem Zahlenfeld, doch irgendetwas hielt sie noch zurück, während ein innerliches Zittern sie durchlief.

 

Emmas starrte den Mann an. Die Kopien zwischen beiden Händen blickte sie zu ihm auf und war für einen Moment wie gebannt, bevor sie das Gefühl von 'im falschen Film' in ihr breitmachte.

Ihre Augen huschten zu Stella, die aufgesprungen war. Sie hielt bereits den Telefonhörer in der Hand, was es für Emma nur noch schwieriger machte, ihren Kopf wieder so zu drehen, dass sie den Mann direkt ansah. Und direkt meinte in diesem Fall auch ... direkt. Alles andere schien in einen grauen Schleier zu verfallen und Emma fühlte ganz kurz, wie ihre Knie weich wurden, während sie nicht wusste, was sie sagen sollte.

Was war denn nur los?

 

Nein, sie war es nicht. Als würde er aus einem seltsamen Tagtraum aufwachen, verschoben sich ein paar Linien im Gesicht der Frau. Ihre Augen wurden runder und weicher, ihr Mund ein bisschen schmaler. Sie sah ihr auf jeden Fall ähnlich. Erschreckend ähnlich, wenn man es genau nahm. Aber nein, sie war es nicht.

Allerdings – und das brauchte nicht Adams Magen ihm zu bestätigen, wenn man den Zustand seiner Fänge betrachtete – konnte sie nicht leugnen, dass sie eine von Jenen war. Und zwar nicht nur eine X-beliebige.

„Bitte entschuldigen Sie.“

Das mit dem Sprechen, ohne auch nur den Ansatz der Zähne zu zeigen, war ein Kunststück, das er häufiger üben sollte. Bestimmt sah er gerade wie der Vollidiot aus, der er war. Himmel nochmal, er hätte die Frau beinahe angefallen!

„Ich wollte nur zu Ihrem Chef. Ich hatte heute Morgen eine E-Mail geschickt.“

Vorsichtig und möglichst unauffällig trat er von dem Schutzfeld hinunter und fühlte sofort, wie zumindest die Anspannung in seinem Nacken nachließ.

„Und ich ... hab wenig geschlafen. Da bin ich immer schreckhaft. Ich hoffe, ich hab mich nicht zu furchterregend aufgeführt.“

Er hatte mehr Grund, Angst vor ihr zu haben als umgekehrt. Ein Vampir konnte eine Hexe ihres Kalibers nur erwischen, wenn er entweder höllisch schnell oder ...

„Hat er denn Zeit? Der Boss?“

 

Stella beobachtete die Situation mit dem Blick eines Wachhundes, entschied dann jedoch, dass sie den Augenblick nicht noch weiter ausreizen wollte, also legte sie den Hörer wieder auf, ließ den Mann aber keine Sekunde lang aus den Augen und versuchte auch mit Emma den Blickkontakt zu halten, um mögliche nonverbale Botschaften von dieser aufzufangen, während der Fremde sich wieder etwas beruhigte. Aber das änderte nichts an ihren flatternden Nerven, und dass sie das Gefühl hatte, sämtliches Blut wäre aus ihrem Kopf gewichen.

Sie wollte sich lieber hinsetzen, aber dieser Schwäche gab sie sich nicht hin.

„Gehen Sie rein“, kam es überraschend aus ihrem Mund. Denn im Normalfall hätte sie vorher bei Mr. Calmaro nachgefragt, ob es für ihn passte, aber wenn hier jemand einen Anschiss nötig hatte, dann dieser unverschämte Kerl.

Hoffentlich wusch Calmaro ihm anständig den Kopf. So wie ihr Boss momentan drauf war, würde sie das nicht wundern, und da sie glaubte, er wäre ohnehin nicht unterzukriegen, konnte sie diesen nervösen Kerl auch ruhig zu ihm hineinschicken, ohne ihn vorher zu warnen. Da hatte sie heute irgendwie keine Skrupel. Außerdem wollte sie Emma aus der Schussbahn haben.

 

„Danke.“

Diesmal verkniff er sich das Lächeln, da es eher noch zur Anspannung in der Luft betragen würde, anstatt sie zu reduzieren. Stattdessen drehte er sich langsam zur Bürotür herum und versuchte das Knistern des Kraftfelds und die Bewegungen der Hexe in seinem Rücken zu ignorieren. Was wirklich schwierig war. Man drehte einer Hexe nur freiwillig den Rücken zu, wenn man sein Leben gern vorzeitig beenden wollte. Zumindest hatte das Leben es Adam so beigebracht.

„Und nochmal ...“

Die kleine Frau mit den nussbraunen Augen sah ihn so schockierend offen an, dass er fast vergaß, was er hatte sagen wollen.

„Entschuldigung für mein Benehmen.“

 

„Stella!“

Emma fuchtelte wild mit den Blättern in ihrer Hand herum und deutete mit den Kopien zwischen dem Besucher und der Bürotür hin und her. Gleichzeitig versuchte sie lautlos irgendwie herauszufinden, was in Stella gefahren war, diesen Typen einfach zu Cayden ins Büro zu lassen! Der Kerl konnte doch sonst was vorhaben! Was, wenn er was Übles im Schilde führte?! Sie sollten –

„Und nochmal ...“

Emma lächelte entgegen sämtlicher ihrer Instinkte. Der Mann war ihr unangenehm. Nicht unbedingt auf eine Art, die sie wirklich körperlich bedrohlich empfand, aber ... da war irgendwas faul.

Als er in Caydens Büro getreten war, sah Emma auf die Kopien der E-Mail in ihren Händen und warf das Bündel zerknüllter Blätter anschließend direkt in den Mülleimer.

„Wer ist das denn? Den hab ich noch nie gesehen. War der schon mal hier? Gab’s Ärger?“

 

Stella zuckte ungerührt mit den Schultern, da sie endlich wieder durchatmen konnte, nachdem der Kerl einfach so in Calmaros Büro spaziert war.

Schade, dass sie nicht sehen konnte, was dort drin vor sich ging, es hätte sie doch irgendwie brennend interessiert. Doch vorerst setzte sie sich wieder überaus umständlich hin, um eine Antwort für Emma noch ein bisschen hinauszuzögern. Nur um dann doch wieder aufzustehen, damit sie sich einen neuen Tee machen konnte, bevor Emma in die Mittagspause ging.

Erst in der Teeküche rief sie um die Ecke: „Ach, der war letzte Woche schon mal hier. Hat ein Beratungsgespräch von Calmaro gewollt, allerdings dachte ich nicht, dass er wieder kommt. Ansonsten hat unser Chef immer noch etwas zu potentiellen Kunden zu sagen, aber dieser hier ist danach einfach gegangen und Calmaro hat nichts weiter erwähnt. Wenn du was Genaueres wissen willst, musst du ihn schon selbst fragen. Willst du Tee?“

 

Cayden hob überrascht den Kopf von seinen Notizen, als plötzlich völlig unangekündigt die Bürotür aufging und ihm ein noch nicht allzu vertrautes Gesicht erschien.

Eigentlich hätte es ihn nicht überraschen sollen, trotzdem zog er fragend eine Augenbraue hoch und legte seinen Stift weg.

„Haben Sie irgendetwas vergessen?“

Ein Hauch von einem bitteren Geruch drang zu ihm herüber, direkt vom Luftzug, der durch die sich schließende Tür ausgelöst worden war. Es roch nach Furcht. Stellas, und Emma konnte er auch wittern, obwohl Stellas Angst fast alles überdeckte.

Sofort verfinsterte sich Caydens Gesicht und er spannte sich instinktiv an, während sich seine Fänge unaufgefordert meldeten. Wie er es doch hasste, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischte. Besser gesagt: Wenn er schon gereizt war, ihn noch mehr reizte.

„Suchen Sie vielleicht Ärger?“

 

Die Farbe seiner Augen flackerte leicht, als sie in Windeseile sein Gegenüber prüften. Wie auch beim letzten Mal saß Calmaro lässig hinter seinem Schreibtisch und ließ sich erst bei seiner Frage die Stimmung anmerken, die Adam auf seiner Zungenspitze schmecken konnte.

Damit der Andere sich nicht auch noch provoziert fühlte, streckte Adam seine leeren Handflächen nach vorne.

„Nein.“

Ein paar Schritte tat er ins Büro hinein, was aber in dem riesigen Raum fast keinen Unterschied machte. Er hätte genauso gut an der Tür stehenbleiben können.

„Es tut mir leid, dass ich die Damen erschreckt habe. Das war absolut nicht meine Absicht.“

Immer noch auf der Hut und jede kleinste Bewegung von Calmaro abwägend, fuhr Adam fort.

„Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Sie sich mit einer Hexe ...“

Adam kniff sich in die Nasenwurzel und schloss für einen tiefen Atemzug die Augen. Sein Magen dankte ihm immer noch nicht, dass er so unvorsichtig in dieses Magiefeld getappt war.

„Wie halten Sie das bloß aus? Es ist zwar nur ein sekundäres Dreiecksfeld, aber die junge Dame hat ganz schön Potential. Ich hätte an Ihrer Stelle – mit Verlaub – ganz schön Angst um meinen Arsch.“

Zumal wenn ich mit eben jener Frau etwas Derartiges am Laufen hätte wie der Vampir, der immer noch wie ungerührt hinter seinem großen Schreibtisch thronte.

 

„Wenn ich Sie wäre, hätte ich auch ganz schön Angst um meinen Arsch, aber sicherlich nicht wegen meiner Assistentin. Die Sie im Übrigen überhaupt nichts angeht, verstanden?“, knurrte Cayden finster und bleckte dabei absichtlich seine Fänge. Vor seinesgleichen musste er sich schließlich nicht verstecken, gerade dann nicht, wenn er sich ohnehin nicht ganz kontrollieren konnte.

Erst recht nicht, wenn Adam sich offensichtlich vor Emma in Acht nahm, was wiederum bedeutete, dass sie vor dem Vampir nicht absolut sicher war, wenn dieser sich bedroht fühlte. Cayden glaubte nämlich nicht, dass dieser so einfach seine Überlebensinstinkte abschalten könnte. Nicht nachdem, was man ihm offensichtlich angetan hatte. Da konnte vermutlich auch Amnesie nichts dagegen ausrichten.

Wenn der Vampir sie auch nur einmal schräg ansah, würde er dem Kerl zeigen, dass eine Hexe noch harmlos im Gegensatz zu dem Drang – seine schwangere Frau zu beschützen – war.

„Also, was wollen Sie, wenn Sie schon einmal so meinen Terminkalender über den Haufen werfen? Aber beeilen Sie sich, ich habe schließlich nicht ewig Zeit.“

Es hätte vielleicht nach einem Witz klingen können, da Zeit etwas war, von dem ein Vampir mehr als genug hatte, aber er meinte es ernst und unterstrich die Geste auch noch, in dem er auf die Uhr auf der Telefonanzeige blickte. Eigentlich hätte er den Kerl gleich wieder rauswerfen sollen. Aber man bekam nicht oft die Gelegenheit, mit seinesgleichen zu reden. Aus gutem Grund.

 

Adams Blick nahm Einzelheiten wie kleine Hinweiszettelchen an seinem Gegenüber wahr. Ehering, was bedeutete, er war offiziell verheiratet. Das hieß, dass die Frau, die er so vehement und sofort vor einem Fremden verteidigte, entweder etwas gegen Eheringe hatte oder seine Geliebte war. Da Frauen nicht dazu neigten, sich gegen die Ehe und dessen Symbole zu stellen, tippte Adam auf Letzteres. Nun blieb eigentlich die Frage, wem Calmaro tatsächlich mehr zugeneigt war, aber seiner Reaktion nach zu schließen, war das schnell beantwortet.

„Ich weiß, dass sie mich nichts angeht. Wie ich bereits sagte, tut es mir leid, dass ich sie erschreckt habe. Ich hatte und habe nicht vor, ihr etwas zu tun. Es war nur ...“

Unglaublich merkwürdig.

„... überraschend.“

Da Calmaro ihn nicht sofort hochkant aus dem Büro geworfen hatte, wagte Adam sich noch ein paar Schritte vor, griff achtsam nach der Lehne des Besucherstuhls und wartete das winzige Kopfnicken des anderen Vampirs ab, bevor er sich auf dessen Erlaubnis hin setzte.

„Ich habe mich inzwischen ein wenig über die Unseren in Wellington und Umgebung informiert. Und da Sie mir mit der Information über diesen Tasken scheinbar sehr weiter geholfen habe, wollte ich Sie um einen weiteren Hinweis bitten.

Wenn ich allerdings Ihren Zeitplan wirklich durcheinanderbringe, lasse ich mich auch auf später vertrösten. An Zeit mangelt es ja nicht.“

Ein Lächeln. Ein Friedensangebot.

 

Cayden schwieg eine Weile, in der er den anderen einfach nur stumm beobachtete und musterte. Dabei hatte er Zeit, langsam wieder von seinem Trip herunter zu kommen, auf den ihn sein Blutentzug die ganze Zeit schon brachte und auch seine Fänge zogen sich schließlich wieder zurück.

Wie schon so oft an diesem Tag griff er wieder einmal nach seinem Wasserglas, um daraus zu trinken und obwohl es kein Ersatz für das war, was er wirklich brauchte, so befeuchtete es doch zumindest seine Kehle. Kurzweilig.

„Ich war auch ziemlich überrascht, als sie damit ankam“, meinte er schließlich deutlich ruhiger, auch wenn sein Blick immer noch stechend scharf war und es auch blieb. Dennoch, seine Antwort auf das Friedensangebot. Er war schließlich nicht absichtlich auf Streit aus.

„Was den Hinweis angeht, kann ich Ihnen nicht wirklich weiterhelfen. Ich kenne zwar ein paar Vampire, aber Sie werden wohl verstehen, wenn ich Ihnen nicht so einfach Informationen über sie geben kann. Zumindest würde ich persönlich das nicht wollen. Sie bestimmt auch nicht.“

Cayden lehnte sich etwas entspannter in seinem Stuhl zurück und befand, dass es ohnehin an der Zeit war, eine kleine Pause einzulegen, schließlich forderte Stress noch mehr seiner Kräfte, was wiederum die Dauer seiner Durststrecke drastisch reduzieren konnte, bis es noch schlimmer wurde.

„Haben Sie denn bisher etwas Interessantes herausgefunden?“

 

„Ja, Sie haben recht. Deshalb möchte ich auch keine Telefonnummern oder E-Mail-Adressen von Ihnen, sondern nur so etwas wie eine Einschätzung.“

Da Adam sich Taskens 'Firma' etwas genauer angesehen hatte und nicht verstehen konnte, wie die Menschen um ihn herum noch nicht über diesen ganzen Mist hatten stolpern können, fühlte er sich bei Calmaro an der richtigen Stelle, was Informationen anging. Zumindest wenn es um so etwas wie 'der will dir unter Garantie an die Nüsse' ging.

„Dieser Tasken ist scheinbar einer von der Sorte, denen das Alter nicht bekommt. Zwar habe ich nicht mit ihm selbst gesprochen, aber allein von ein paar indirekten Eindrücken hoffe ich sehr, dass ich ihm in meiner Vergangenheit nicht schon einmal über den Weg gelaufen bin. Er ist ja auch noch ... einer von den Jüngeren.“

Er schüttelte verständnislos den Kopf und schlug die Beine locker übereinander.

Komisch. Er hatte gedacht, er hätte braune, nicht grüne Socken angezogen.

Ohne am zweiten Fuß zu überprüfen, ob er nicht vielleicht beides getan hatte, schüttelte Adam den Gedanken ab und nahm lieber noch eine lockerere und vor allem defensivere Haltung ein. Wenn er das richtig abschätzen konnte, sollte er sich bloß nicht zu weit nach vorn wagen.

Aber er war nun einmal ... begierig, was neues Wissen anging.

„Ihre ... Assistentin.“ Freundin, Geliebte, zukünftige Mutter seines Kindes. Was auch immer sie alles war.

„Hat sie dieses Ding da draußen ... Ich meine, weiß sie, dass es auf Vampire anspringt? Sie wird doch nicht dafür sorgen wollen, dass Sie ihr nicht zu nahe kommen.“

Diesmal war sein Lächeln ein bisschen verschwörerisch. Allerdings nur insoweit, dass man es noch unverfänglich nennen konnte. Immerhin konnte keinem Vampir entgehen, nach was und wem die hübsche Dame da draußen roch. Daraus würde Calmaro ihm keinen Strick drehen können.

 

„In der Tat. Tasken ist noch einer von den ganz Jungen, denen man am besten noch ein paar auf den Hintern gibt. Nur ist er nicht nur jung, sondern auch feige, weshalb man es nicht mit ihm alleine zu tun bekäme, sollte man sich mit ihm anlegen, sondern gleich mit einer ganzen Horde von Leuten, die einem wirklich ans Leder gehen können. Das Beste ist bisher immer noch, ihn einfach zu ignorieren. Ihn und seine Tätigkeiten, zumal es auch Vampire gibt, die das was er tut, für eine gute Sache halten und sogar verteidigen würden.“

Obwohl er eigentlich nicht vorhatte, dem anderen zu helfen, da das etwas war, das ihn im Grunde nichts anging, konnte Cayden doch nicht verhindern, dass er im Kopf bereits eine Liste von Namen zusammenstellte, über die er nachdenken konnte. Vielleicht wäre da jemand dabei, der Adam weiterhelfen –

Als besagte Person erneut auf Emma zu sprechen kam, verstummten seine Gedanken und er wurde wieder wachsam, wenn er es auch nicht deutlich zeigte.

„Sie weiß nicht, was Sie oder ich sind“, sagte er ernst, wurde dann aber ein bisschen offener. Wie oft hatte er schließlich die Gelegenheit über solche Dinge zu sprechen. Wenn er es recht bedachte … gar nicht.

„Ich weiß auch nicht genau, weshalb sie diesen Abwehrmechanismus dort draußen angebracht hat, aber wenn sie sich dadurch besser fühlt, soll es mir Recht sein. Im Übrigen hält mich dieser Schutz nicht davon ab, zur Teeküche zu gehen, wenn ich es will, oder an ihren Tisch. Auch wenn ich zugeben muss, dass es kein gutes Gefühl ist. Aber man gewöhnt sich daran. Irgendwie.“

 

„Hört sich ein bisschen so an, als hätten sie schon öfter mit dem Bübchen zu tun gehabt, als Ihnen lieb ist.“

Eine bloße Feststellung. Warum der Jungspund sich für den alten Vampir interessierte, war klar. Doch es erleichterte Adam auf leicht unerklärliche Weise, dass Calmaro dem anderen offensichtlich nicht entgegen gekommen war. „Mal ehrlich, in solche Sachen sollten sich weder die Menschen noch einer von uns einmischen. Wenn es passiert, dann ist es reiner Zufall und soll wohl so sein.“

Er zuckte mit den Schultern.

„Und wenn uns irgendwann die Puste ausgehen sollte, ist das genauso. Was bringt es, einen Übervampir zu züchten? Wundert mich ja, dass Tasken dann keinen Bammel vor seiner eigenen Schöpfung hat.“

Solche Idioten konnte man einfach nicht verstehen. Aber Tasken war eben noch nicht alt genug, um weise und vernünftig zu sein. Da brauchten Vampire oftmals länger, als die kurzlebigen Menschen.

„Hm ...“

Als er nun doch ein bisschen mehr über die Hexe aus seinem Gegenüber herauskitzeln konnte, verfiel Adam ins Grübeln. Er war schon sehr lange keiner mehr begegnet. An damals konnte er sich nur noch in Erinnerungsfetzen erinnern. Aber er wusste sehr wohl, wie das Ganze ausgegangen war. Und welche Rolle er dabei gespielt hatte.

„Dann haben Sie Glück. Soweit ich mich auskenne, könnte Miss Barnes sehr wohl dafür sorgen, dass keiner von uns beiden ihrem Schreibtisch auch nur nahekommt. Schätzungsweise ist der Zauber so schwach, weil sie ihn universell angelegt hat. Hätte sie ihn auf Vampire geeicht, sähen wir alt aus. Fragt sich bloß ...“

Er strich sich mit der Handfläche über die Wange. Es ergab ein leicht kratzendes Geräusch, das ihn daran erinnerte, dass er sich schon vor zwei Tagen hatte rasieren wollen.

„Da sie Ihnen sehr nahe steht und trotzdem nicht weiß, was Sie sind ... Sie hat keinen Grund, sich vor Vampiren zu ängstigen, hab ich recht?“

Das könnte jetzt ein Schritt zu weit gewesen sein.

Adams Nackenhärchen stellten sich auf und er verfiel in diese gleichgültige Miene, die auch sein Gegenüber perfekt beherrschte, wenn es um den Verlust von emotionaler Kontrolle ging. Wenn der andere seine Assistentin im Unwissen ließ und sich trotzdem an ihr bediente, dann hatte die Dame allen Grund dieses Dreieck da draußen aufzubauen.

 

„Wenn Sie mich fragen, halte ich es ebenfalls nicht für richtig, unserer Rasse auf die Sprünge zu helfen. Würden wir uns ebenso schnell und leicht vermehren wie die Menschen, sehen wir spätestens in zwei oder drei Jahrhunderten alt aus. Vielleicht sogar schon früher. Kaum auszudenken, wenn so viele so alt werden würden.“

Die Welt wäre schneller leer getrunken, als die Menschen sich nachbevölkern könnten und bevor das geschah, war es nur eine Frage der Zeit, bis es einem Vampir nicht mehr reichte, nur hier und da einen Schluck von jemandem zu nehmen. Selbst heute, bei all dem Überfluss, gab es immer noch welche, die gerne töteten, obwohl sie es nicht müssten.

„Was meine … Assistentin angeht, bin ich Ihrer Meinung, allerdings ist sie trotz allem weniger eine Gefahr, als es eine andere Hexe wäre. Schließlich wurde sie nicht ausgebildet und so weit ich das beurteilen kann, hat sie auch keine Ahnung, welches wahre Potential in ihr steckt.“

Zudem glaubte er nicht, dass Emma zu solchen Grausamkeiten fähig wäre, wie man sie offenbar Adam angetan hatte, selbst wenn sie sich und ihre Kräfte sehr genau kennen würde und damit umgehen könnte. Emma war nicht so und würde es auch niemals sein. Sie war ein guter Mensch. Keine böse Hexe, die jeden zur Strecke bringen wollte, der Fangzähne besaß.

Adams nächste Andeutung brachte Cayden zuverlässig dazu, erneut seine Zähne zu blecken, wenn auch nur bildlich gesprochen.

„Ich würde ihr nie auch nur ein Haar krümmen!“, fuhr er halb hoch, ehe er sich wieder zur Ordnung rief, und statt einer weiteren bissigen Bemerkung, das Wasserglas umklammerte und noch einen Schluck davon nahm.

„Aber andere unserer Art würden es tun, besser gesagt, einer hatte es sogar vor. Er hat sie einfach auf eine öffentliche Toilette gezerrt und wollte sich dort ihres Blutes bemächtigen. Wäre er nicht noch so verdammt jung gewesen, ich hätte ihn auf der Stelle von seinem Durst erlöst. Verständlich, dass ihr der Schock immer noch in den Knochen sitzt und sie vorsichtig ist, aber sie weiß bis heute nicht, mit was genau sie es zu tun hatte. Zudem gibt es genug menschlichen Abschaum auf dieser Welt.“

 

Du solltest sie nicht unterschätzen.

Das hätte Adam ihm am liebsten offen und ehrlich ins Gesicht gesagt. Denn, ob ausgebildet oder nicht, Adam selbst konnte sich nicht vorstellen, dass eine Frau, die nichts von ihren Fähigkeiten wusste, so einfach ein derartiges Schutzdreieck errichten konnte.

Trotz Calmaros offener Reaktion verschränkte Adam locker die Arme vor der Brust und verfiel kurz in tiefes Nachdenken. Der andere Mann roch nicht nach Angriffslust. Nur ein wenig angespannt. Was seine Aussage noch bestätigte. Wenn er in der jungen Frau eine Blutquelle sehen würde, hätte er wohl nicht das Problem, sich an ihrer statt an ein Wasserglas zu klammern.

Als Adam wieder hochsah, hatte sich sein Gegenüber wieder beruhigt und wartete offensichtlich auf eine Reaktion. Wobei nicht ganz klar war, welche es sein sollte. Also tat Adam das, was er in diesen ganzen Jahren am meisten getan und was ihm gute Dienste erwiesen hatte.

„Wie gut kennen Sie sich denn mit Hexen aus? Kannten sie vor ihrer 'Assistentin' denn schon einmal eine?“

 

Der Themenwechsel tat ganz gut, auch wenn es keiner von der gigantischen Sorte war, sondern trotzdem noch sehr nahe an Caydens wunden Punkt herankam. Trotzdem war es einfacher, über Hexen verallgemeinert mit einem Fremden zu sprechen, als über Emma.

„Ich bin der einen oder anderen schon begegnet. Vorzugsweise jedoch halte ich mich von ihnen fern und versuche auch weiterhin, nicht ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Für gewöhnlich lassen sie einen in der jetzigen Zeit in Ruhe, wenn man kein großes Aufsehen erregt. Sie können schließlich nicht alle von uns erwischen und zugleich müssen selbst sie irgendwann einsehen, dass wir nicht alle blutrünstige Monster sind. Auch, wenn ich bezweifle, dass das jemals wirklich der Fall sein wird. Schließlich ernähren wir uns doch alle letztendlich von Blut. Aber um zu Ihrer Frage zurückzukommen, ich ließ keine näher an mich heran, als die Klinge meines Schwerts zuließ, falls sie verstehen, was ich meine. Em– … ich meine, meine Assistentin ist eine Ausnahme. Sie hat ihr Talent nicht zu ihrem Beruf gemacht und ich hoffe, sie wird auch nie so wie ihre Vorfahren werden.“

Ansonsten hätte er ein wahrhaft bitteres Los gezogen, was seine Liebe anging. Sie waren vielleicht Feinde, was die Gesellschaft des Übernatürlichen anging, aber eben nicht von Natur aus.

 

„Verstehe.“

Zumindest, was das mit dem Sicherheitsabstand einer Schwertlänge anging. Adam selbst hätte vorhin auch gern irgendetwas gehabt, außer seinen Reißzähnen, um dem Gefühl von Déjà-vu in seinem Magen Herr zu werden. Ob ausgebildet, sich über ihre Kräfte bewusst oder nur eine Anfängerin, die mit ihrem Talent esoterische Bücher wälzte und die Vorschläge darin ausprobierte: Diese kleine Assistentin sollte Calmaro mehr Sorgen machen, als sie es offensichtlich tat. Und irgendwie hatte Adam das Bedürfnis, sein Gegenüber etwas in die richtige Richtung zu lotsen. Es wäre schade um ihn, wenn er in seinem Alter noch dem Leichtsinn zum Opfer fallen sollte.

„Das Talent einer Hexe kann man nicht rein an den Techniken messen, die sie benutzt. Ein wichtiges Indiz ist die Energie, die in ihren Konstrukten zurückbleibt, wenn die Hexe nicht mehr vor Ort ist, um es direkt zu versorgen. Wenn das Feld letzte Woche vollkommen still war, brauchen Sie sich keinerlei Sorgen zu machen.“

Ach. Sieh an ...

Adam rührte keine Wimper, lächelte aber innerlich, als er ein leichtes Zucken von Calmaros Augenbrauen wahrzunehmen glaubte.

„Sollte es anders gewesen sein, würde mich interessieren, ob sie eine Hexenklinge besitzt.“

 

Warum hatte Cayden das Gefühl, gerade belehrt zu werden?

Vielleicht bildete er sich das aber auch einfach nur ein, dennoch ließ ihn der Gedanke nicht gerade kalt, ebenso wenig wie das Wissen, das dieser Mann offenbar über Hexen hatte. Vermutlich mehr, als Cayden selbst es besaß, was wirklich beachtlich war, aber auch nicht ungewöhnlich, wenn man direkt mit dem Feind zu tun gehabt hatte. Was bei ihm zum Glück nicht allzu oft der Fall gewesen war.

„Und mich würde interessieren, was Sie täten, wenn es so wäre. Warum interessiert Sie das Thema überhaupt so sehr? Wollen Sie sich einfach nur wieder erinnern, oder macht es Ihnen einfach nichts aus, in alten Wunden zu bohren?“

Außerdem, selbst wenn er diesem Adam mehr über Emma verraten wollte, was nicht der Fall war, hätte er sie dazu auch selbst befragen müssen und sie einfach einmal so beim Abendessen zu fragen, ob sie vielleicht eine Hexenklinge vererbt bekommen hatte, wäre ziemlich unpassend gewesen. Zudem interessierte es ihn momentan wenig. Er hatte bei Gott andere Sorgen, solange sie ihn damit nicht im Schlaf überfiel.

 

Das konnte man als durchaus berechtigte Fragen ansehen. Aber Adam wollte in diesem Fall, der ganz offensichtlich verzwickter war als so manch anderer, nicht wirklich darauf eingehen. Er konnte Calmaro doch sowieso nicht davon überzeugen, dass es besser war, sich vor der Dame im Vorzimmer, die – zumindest für einen Vampir – auch ganz klar erkennbar die Dame in seinem Bett war, etwas in Acht zu nehmen. Magische Nadeln waren nur eine kurze, aber grausame Modeerscheinung gewesen. Aber das hieß nicht, dass Miss Barnes ihrem Boss nicht den Hintern ankohlen konnte, wenn sie es wollte.

„Ich würde das Weite suchen. Zumindest so lange ich nicht geklärt habe, wie Miss Barnes' Meinung zu Vampiren ist.“

Er lächelte schief und streckte nun seine Beine lang vor sich aus, während er die Fingerspitzen beider Hände aneinanderlegte.

„Aber zurück zu dem, weswegen ich schon wieder bei Ihnen auf der Matte stehe. Es geht mir um eine gewisse Liasana. Sie können mir vielleicht sagen, ob ich mich auch vor ihr lieber in Acht nehmen sollte?“

 

Allein für diese Bemerkung hätte Cayden den anderen einen Kopf kürzer machen können, doch im Grunde wusste dieser das nicht besser und er selbst wusste nicht viel über den anderen. Vielleicht war dieses Misstrauen berechtigt, wenn man einmal in einer Situation gewesen war, die einem das Leben hätte kosten können.

Außerdem bedeutete jedes Aufflackern von Wut nur, dass er Emma im Grunde nicht traute, wenn er sich von bloßen Worten schon aus der Reserve locken ließ und das stimmte nicht. Er vertraute Emma, und selbst wenn sie ihn irgendwann doch mit anderen Augen sah und ihn lieber umbrachte, als seine Gefühle für sie zu erwidern, dann wäre das Schicksal. An seinen eigenen Gefühlen konnte er schließlich nichts ändern und es würde auch weiterhin stimmen, dass er ihr kein Haar krümmen würde. Eher starb er, als ihr oder dem Baby zu schaden.

Darum ging Cayden auch gar nicht darauf ein, sondern wunderte sich stattdessen ein bisschen, dass Adam von Liasana wusste, die mehr auf der Durchreise war, als wirklich dauerhaft in Neuseeland. Nun, bei Vampiren bedeutete Durchreise meistens auch etwas anders, als bei Menschen. Sie könnte durchaus längere Zeit, bis zu ein paar Jahren hier bleiben, ehe sie weiter zog. Was wusste er schon?

„Lia ist ein Musterstück unserer Rasse und dank ihres Alters auch inzwischen mit allen Wassern gewaschen, die es braucht, um selbst als Frau in unserer Gesellschaft unabhängig zu sein. Man kann sich ausgezeichnet mit ihr über alle möglichen Themen unterhalten. Sie ist sehr weltgewandt, und wenn man ihr Vertrauen besitzt, ist sie eine wertvolle Verbündete. Ich würde nicht gerade sagen, dass es einfach ist, mit ihr in Kontakt zu treten, vor allem nicht als männlicher Vertreter unserer Rasse, aber sie ist definitiv nicht die Art von Gefahr, die Tasken darstellt. Viel mehr muss man sich in ihrer Nähe davor hüten, nicht Gegenstand ihrer beflügelnden Statements oder Ansichten zu werden, die ebenso gnadenlos wie auch oft der Wahrheit entsprechend sind. Aber ich war schon des Öfteren Mittelpunkt ihres Gesprächs und habe es auf jeden Fall überlebt. Sie hat einen gewissen Charme, dem man am Ende fast alles durchgehen lässt. Zugleich kann sie aber auch sehr ernsthaft und mitfühlend sein.

Es ist schade, dass es nicht mehr von ihrer Sorte gibt, aber wenn jemand Ihnen vielleicht helfen kann, dann ist sie es. Ihre wohltätige Ader würde gar nichts anderes zulassen, wobei man sie auf keinen Fall für naiv halten sollte. Stimmt das ungefähr mit Ihren Recherchen überein?“

 

Jetzt betrachtete Adam den Rothaarigen mit einer leicht amüsierten Miene. Da konnte man doch wirklich nicht genau einschätzen, was Calmaro so für Spielchen mit den Frauen spielte. Er war verheiratet, hatte eine Hexe zur Geliebten, über die er absolut kein Wort verlieren wollte und jetzt schrieb er romantische Lobeshymnen über eine von ihnen ...

Interessant.

Durchaus interessant. Und sogar beneidenswert, wenn man bedachte, was Adam in den letzten Jahren an Frauenbekanntschaften vorzuweisen hatte. Wobei das andere Gründe hatte, als die, dass er keine hätte finden können, die er gemocht hätte.

„Ja, in etwa.“

Mit einem Ruck erhob er sich, schüttelte ein Hosenbein korrekt über seine Schuhe und hielt Calmaro dann die Hand hin.

„Vielen Dank. Und ich hoffe, Sie nehmen mir die Sache heute nicht allzu übel. Mit dem Gedächtnis gehen einem leider auch viele Manieren verloren.“

Jetzt grinste er so breit, dass die Narben um seine Lippen unangenehm spannten.

„Wir sehen uns.“

 

Cayden wusste einfach nicht, was er von Adam halten sollte. Einerseits war es einmal wieder angenehm, jemanden seiner eigenen Art zu treffen, der nicht vollkommen durchgeknallt war, andererseits hatte dieser eine so unverblümte Art und Weise, dass man es nicht gleich persönlich nehmen durfte. Trotzdem … irgendwie … fand er ihn sogar sympathisch.

Vielleicht war das der Grund, weshalb er Adam bei der Tür noch einmal zurückrief, ehe dieser sie öffnen konnte.

„Warten Sie.“

Cayden kam geschmeidig aus seinem Sessel und zu dem anderen hinüber, wo er ihm einen Moment lang schweigend in die Augen sah, ehe er seinen Entschluss fasste.

„Ich habe nicht übertrieben, als ich sagte, dass Lia besonders für Männer unserer Art meist nicht erreichbar ist. Aber wenn Sie mir Ihre Nummer geben, könnte ich ein gutes Wort für Sie bei ihr einlegen. Das dürfte Ihnen den Start etwas erleichtern. Ob sie Ihnen allerdings weiterhelfen kann, weiß ich nicht.“

 

Er musterte den anderen Vampir kurz mit einem offen überraschten Ausdruck auf dem Gesicht. Einen Sinneswandel dieser Art hätte Adam ihm so auf die Schnelle nicht zugetraut.

Trotzdem schob er seine Hand ohne Zögern in die Innentasche seines Jacketts und holte eine kleine graue Visitenkarte heraus.

Er reichte sie Calmaro mit einem weiteren schiefen Lächeln.

„Ich liebe diese Dinger. Wissen Sie, aus wie vielen Varianten man aussuchen kann?“

Er griff wieder nach der Türklinke und drückte sie diesmal auch hinunter.

„Danke.“

Damit schloss er die Tür hinter sich und ließ den bösen Blick der Sekretärin über sich ergehen, die er mit einem kleinen Heben seiner Mundwinkel hinnahm.

„Ladys. Ich wünsche einen schönen Nachmittag. Und verzeihen sie noch einmal mein Benehmen von vorhin.“

Vielleicht sollte er Blumen schicken. Oder nein. Die Zeiten waren leider vorbei.

 

Emma sprang sofort auf, nachdem der Unbekannte das Vorzimmer verlassen hatte. Sie sah ihm nach, indem sie hinter einer großen Topfpflanze hervorlugte.

Seltsamer Kerl.

Sah nicht aus, wie ein Kunde. Obwohl die manchmal auch ziemlich ... merkwürdig waren. Aber keiner von denen trug zwei unterschiedliche Socken.

„Ich bringe dem Chef mal die Kopien rein.“

Bevor Stella antworten konnte, hatte Emma geklopft und bekam auch sofort das erhoffte 'Herein' zu hören, woraufhin sie ins Büro ging.



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