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Silent Control

Der Teufel in deinem Leben
von

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Was du willst und was du musst

Er hatte sie gern. Das hatte er gesagt. Er wollte sie wiedersehen. Sie war froh, dass sie nicht auf ihre Brüder gehört hatte und zu der Party gegangen war. Gaara hatte sie nicht mal bemerkt, obwohl er auch da gewesen war. Temari wollte ihn gleich heute anrufen oder ihm schreiben. Es war ein schöner Abend gewesen. Temari lachte und schwenkte die Beine aus dem Bett. Sie merkte, dass sie etwas wacklig auf den Beinen stand. Aber das war ihr egal. Sicher kam das vom Alkohol, den sie getrunken hatte. Sai hatte ihr etwas ausgegeben. Er war so nett.

Fröhlich schlenderte das Mädchen in ihr Badezimmer, zog sich aus und sprang unter die Dusche. Dachte dabei an Sai. An all die netten Dinge, die er zu ihr gesagt hatte, seine Hand, die ihre gehalten hatte, die Aufmerksamkeit, die er ihr geschenkt hatte. Von ihren Brüdern bekam sie nur wenig Aufmerksamkeit. Fröhlich trocknete sie sich dann ab und zog sich an, es war schon fast ein Uhr, aber sie wusste, dass ihre Brüder auch nicht früher dran waren.
 

Temari band sich die blonden Haare zu einem Zopf, während sie die Treppe nach unten ging und dann dass Esszimmer betrat. Gaara saß schon über seinen Cornflakes und tippte auf seinem Handy herum. Kankuro war in der Küche. Sie konnte durch die offene Tür sehen, wie er mit dem Rücken zur ihr an der Küchenzeile stand. Die jüngste der drei Geschwister sah auf ihren Platz. Kankuro hatte schon für sie gedeckt. Lächelnd setzte sie sich.

„Guten Morgen!“, sprach sie fröhlich. Aus der Küche bekam sie Erwiderung, Gaara sah nur auf und grummelte irgendwas. Er blickte aber nicht lange auf seine Cornflakes, sondern gleich wieder in ihr Gesicht. Was war los?

„Sag mal, hast du was geraucht?“ Das Mädchen zog ertappt die Schultern nach oben.

„Ich.. nein.. gar nicht... ich-“ Temari keuchte, als ihr Kinn unsanft gepackt und nach oben gezogen wurde. Kankuros dunkle Augen musterten sie skeptisch. War er so schnell von der Küche ins Esszimmer gekommen?

„Au, Kankuro, du tust mir weh!“ Sein Griff verstärkte sich, seine Augen verengten sich.

„Verdammte Scheiße, wo hast du das Zeug her?“ Temari konnte deutlich spüren, wie ihr Bruder sich zu kontrollieren versuchte. Er war sehr verantwortungsvoll und konnte sehr fürsorglich, aber mindestens genauso gut das Gegenteil davon sein. Das Mädchen konnte das nachvollziehen, seit dem Tod ihrer Eltern hatte er sie und Gaara allein großgezogen. Das war nicht einfach.
 

„Gaara erzählt Müll... ich habe gar nicht-“

„Verarsch mich nicht, ich war auch mal in dem Alter.“ Der Brauhaarige presste die Zähne aufeinander und es schien ihr fast so, als würde er noch fester zu packen. Temari wusste nicht, ob er wütend oder besorgt war. Warum war das überhaupt so eine große Sache? Sie war 15, alt genug um damit umgehen zu können. Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust und schob ihre Unterlippe nach vorne.

„Warum verbietest du es mir dann? Ich bin alt genug und Gaara macht das ständig und von dir will ich gar nicht anfangen! Das ist unfair!“ Kankuro ließ nun von ihr ab, ihr Kinn tat nun nicht mehr weh. Ihr großer Bruder seufzte und fuhr sich, sichtlich gestresst, mit der Hand über sein Gesicht.

„Verdammt Temari, ich weiß das doch auch.“ Er wurde wieder laut, Temari wollte das nicht, zuckte zusammen. Der Braunhaarige bemerkte das, wurde wieder leiser, ging nun vor ihr in die Hocke und nahm ihre Hand, während er ihr in die Augen sah.

„Aber verstehst du, dass es bei dir etwas anderes ist?“

„Warum? Das ist immer noch unfair, Gaara darf alles, ich darf gar nichts!“

„Ich weiß, Temari. Und ich weiß das das unfair ist. Aber es kann gefährlich für Mädchen sein.“
 

Schon wieder diese Ausrede! Temari hatte es langsam satt, dass er ihr das dauernd vorhielt. Sie war langsam aus dem Alter raus, in dem man sie beschützen musste. Den letzten Abend hatte sie auch ganz allein bewältigt und sogar gleich jemanden gefunden, der ihr nichts böses wollte. Was Kankuro da sagte war Schwachsinn, sie war keine zehn mehr! Trotzdem nickte sie. Sie wollte keinen Ärger.

„Okay... es tut mir Leid, ich mache das nie wieder, ja? Versprochen!“ Wenigstens wollte er nicht wissen, woher sie das Zeug hatte und mit wem sie es geraucht hatte. Kankuro schien erleichtert. Er lächelte und streichelte Temari über die Wange.

„Vielen Danke. Ich möchte nicht, dass so etwas wieder passiert und irgendjemand die Situation ausnutzt und dir weh getan wird. Ich mache mir Sorgen, auch wenn du das nicht denkst.“ Er stand nun wieder auf, sah kurz auf die Uhr und griff nach seinem Jackett.

„Du kannst froh sein, dass ich nicht frage, woher du den Kram hattest. Ich vertraue auf dein Versprechen!“, sagte er streng zu Temari und wandte sich seinem Bruder zu.

„Ich muss jetzt ins Büro. Gaara, du passt auf deine Schwester auf. Zur Strafe hat sie heute Hausarrest und du bleibst die ganze Zeit bei ihr!“

Mit diesen Worten stieß Kankuro sowohl bei Gaara als auch bei Temari auf Empörung, aber er ignorierte ihre Proteste gekonnt, griff nach seinen Autoschlüsseln und verließ das Haus.
 


 

++++
 

Sai wusste, dass er viele Schläge einstecken konnte. Er wusste es von seinem Vater, von Danzou, dem Training und seinen Gegnern. Er wusste, dass er viel aushielt. Deswegen war es auch nicht so schlimm, dass sein Gegner oft und hart zuschlug. Er war bullig, aber immer noch kleiner als Sai. Der Dunkelhaarige war groß und hatte sehr viel Kraft, auch wenn er nicht so aussah. Sai duckte sich, entkam einem Schlag und landete einen Treffer. Er hörte Schreie, Jubelrufe. Er wusste, dass hier, in dieser alten, maroden Fabrikhalle viele Leute standen und sich seinen und auch andere Kämpfe ansahen, aber er konnte nur wenige davon ausmachen. Hier war nur spärliches Licht, allein der Ring wurde hell beleuchtet, damit man keine Sekunde der Kämpfe verpassen konnte. Alle hier waren Schatten, nur die zwei Kämpfer waren sichtbar. Alles was er tat war sichtbar.

Danzou hatte früher immer zu ihm gesagt, er solle eine Show abziehen. Er solle sich beliebt machen, damit die Wetten gut für ihn standen. Aber daran hatte er sich nie gehalten. Er war einfach er selbst geblieben. Ruhig und emotionslos. Etwas anderes konnte er gar nicht. Er war jedes mal zu dem Kampf gekommen, hatte gekämpft und war wieder gegangen. Danzou schien sich aber schnell damit zufrieden zu geben, denn die Zuschauer schienen ihn zu mögen.

Sai konnte das nicht wirklich verstehen. Er würde sich nicht mögen. Aber es war sowieso irrelevant für Danzou, was Sai wollte, es war auch irrelevant für ihn. Shin und Naminé waren die Einzigen, denen es nicht egal war.
 

Die letzte Runde war bald vorbei, aber Sai spürte keine Erschöpfung. Er wich den letzten Schlägen seines Gegners mit Leichtigkeit aus und setzte einen finalen Schlag. Sai hörte Danzou hinter sich brüllen und die Zuschauer jubeln, von denen er im Halbdunkeln nicht mal die Hälfte erkannte. Obwohl der Ring so hell war, sah keiner den Fall seines Gegners, nur Sai. Er war auch der Einzige, der das wütende Schreien seines Trainers hörte. Der Braunhaarige überlegte, ob er dem Jungen aufhelfen sollte, aber er entschied sich dagegen, als Danzous Hand sich auf seine Schulter legte und ihn von dem Verlierer weg aus dem Ring zog. Es interessierte keinen, was mit den passierte, die nicht gewannen.

Sai wollte nach hause, aber ihm wurde nur eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt und er wurde weitergezogen. In die dunkleren Ecken. Seine Augen blinzelten kurz, mussten sich erst an das wenige Licht gewöhnen, wurde er doch noch vor ein paar Sekunden so hell bestrahlt. Er sah viele Fremde, aber auch bekannte Menschen, die ihm zuriefen und gratulierten. Allen voran aber erkannte er Shin, der lachte und grinste und einen Arm über seine Schultern legte.

„Ich wusste, dass du gewinnst.“ Sai gewann immer, trotzdem freute er sich über Shins Worte.

Er sah seinem besten Freund ins Gesicht. Er sah das typische Grinsen. Aber er sah auch das blaue Auge und die Platzwunde an seiner Stirn.

„Was ist passiert?“, fragte Sai und musterte seinen Kumpel, der wieder lachte.

„Ich bin nicht so stark wie du.“ Shin lachte, Sai fand das nicht lustig, aber das sagte er nicht. Wie immer. Danzou nickte auf Shins Worte.

„Du solltest dich mehr anstrengen und keine Witze darüber machen.“ Der Weißhaarige lachte trotzdem. Er war es gewohnt oft zu verlieren. Shin konnte auch sehr viel einstecken.
 


 

++++
 


 

Kankuro war ein Idiot. Und Gaara sowieso. Mit verschränkten Armen saß sie auf dem Sofa und versuchte zu verstehen, was die Menschen im Fernsehen sagten. Aber sie verstand kein Wort. Sah nur die Lippen des Nachrichtensprechers, die sich bewegten und die der Schauspieler einer Sitcom. Aber hören tat sie nichts. Temari seufzte genervt.

„Könnt ihr nicht in dein Zimmer gehen?!“ Gaara hörte deutlich, wie angepisst seine kleine Schwester war. Aber er lachte nur, drückte seine Zigarette im Aschenbecher auf dem Tisch aus und lehnte sich zurück.

„Geh du doch in deines.“ Sie zischte.

„Im Gegensatz zu dir habe ich keinen Fernseher in meinem Zimmer.“

„Das wird wohl einen Grund haben.“ Temari hörte diese Stimme selten, aber eigentlich ganz gerne. Nur jetzt gerade nicht. Sie blickte nach rechts und sah in das entspannte Gesicht von Shikamaru Nara. Seine Augen waren geschlossen, der Kopf auf der Sofalehne abgelegt. Auch wenn sie Shikamaru eigentlich mochte, fand sie seinen Kommentar blöd.

„Ja und zwar das ich mit den idiotischen Freunden meines Bruders hier sitzen muss.“ Das Mädchen war trotzig. Der Dunkelhaarige lächelte leicht, aber auch ein wenig gestresst und öffnete ein Auge etwas, mit dem er sie musterte.

„Vielleicht wollte Kankuro ja auch, dass du zur Abwechslung mal ein Buch liest.“ Gaara lachte laut. Ihm gefiel, was sein Kumpel gesagt hatte.

„Idiot.“, murmelte das Mädchen, wusste nicht, welcher der beiden der größere war. Gaara oder Shikamaru.

„Shikamaru hat Recht, am Ende hast du noch schlechten Umgang.“ Nejis Stimme war nüchtern, aber sehr sarkastisch. Gaara musste wieder lachen.

„Der Zug ist abgefahren.“

„Gaara!“ Temari zischte, wollte ihrem Bruder in diesem Moment am liebsten den Kopf abreißen. Warum musste er immer so ein Dummkopf sein?
 

Das Mädchen seufzte genervt und wandte den Blick von ihrem Bruder ab, sah auf ihr Smartphone und seufzte erneut. Sie hatte Sai schon nach dem Essen eine Nachricht geschrieben, jetzt war es fast 18 Uhr und er hatte immer noch nicht geantwortet. Vielleicht war er beschäftigt? Bestimmt war er das, er würde sich melden, sobald er Zeit hatte.

Wieder mit etwas mehr Hoffnung steckte sie das Handy wieder weg und sah auf. Ihr Blick fiel nun auf Sasuke und das Mädchen neben ihm. Das war das Mädchen, dass ein Stipendium für ihre Schule bekommen hatte. Sakura Haruno. Sie war genauso alt wie sie selbst, aber ein paar Klassen über ihr, weil sie so gut war.

Die Blonde fragte sich, warum sie hier war. Wenn Gaara mal ein Wort über sie verloren hatte, war es kein gutes gewesen. Und nun war sie mit Sasuke Uchiha zusammen. Sasuke war so beliebt, Sakura war nichts gewesen. Und jetzt saßen sie beide hier. Zusammen. Sie schien schüchtern, saß einfach nur auf dem Sofa, während er lachte, sich an dem Gespräch der Jungs beteiligte und großzügig seinen Arm um sie gelegt hatte.
 

Sakura wollte nicht, dass er den Arm um sie legte, denn es tat weh. Sie wollte gar nicht hier sein. Sie war müde, ihr Körper erschöpft. Langsam beugte sie sich nach vorn, um nach dem Glas Wasser zu greifen, dass sie bekommen hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass irgendwer daran denken könnte, dass sie vielleicht auch etwas trinken wollte. Sakura kam aber nicht mehr dazu das Glas zu greifen, weil ihre Hand gepackt wurde. Von Sasuke.

„Was ist das?“, fragte er.

„Was meinst du?“, fragte sie, wusste aber, was er meinte.

Die Asche an ihrer Hand. Es war seine Schuld.

Oder war es ihre? Er hatte sie bestrafen wollen, weil sie weggegangen war, zu Sai wollte und Hidan dabei in die Arme gelaufen war. Das Mädchen hatte nicht gewollt, dass Sasuke noch mehr Bilder von ihr verbrannte, aber er hatte es getan. Die Asche war das Einzige, was ihr geblieben war.

„Geh deine Hände waschen.“

Es war ein Befehl. Er ließ sie wieder los und lehnte sich zurück. Sie sah kurz auf die Kratzer auf seiner Hand, die schon angefangen hatten zu heilen. Ihre Narben würden bleiben. Das war ungerecht.
 

Zögerlich stand sie auf, wusste nicht mal, wo das Badezimmer überhaupt lag, war noch nie bei Gaara zuhause gewesen. Unschlüssig stand sie da, bis Temari, Gaaras kleine Schwester plötzlich aufstand. „Komm, ich zeige dir das Bad!“ Und lief dann auch schon an ihr vorbei. Unsicher warf sie einen Blick auf Sasuke, den das allerdings nicht zu interessieren schien und beschloss dann, dem blonden Mädchen zu folgen.

„Temari!“ Es war Gaara, der sie rief. Irgendwie hatte es etwas drohendes. Aber die Sabakuno hob nur genervt die Hand.

„Ja, ich weiß, macht euch nicht ins Hemd.“ Sakura fragte sich, was sie damit meinte, aber es war sowieso irrelevant, ob sie verstand, was andere sagten. Sasuke liebte es schließlich, sie aus Dingen herauszuhalten.

Ohne wirklich zu sehen, wo sie hinging, führte Temari sie in das Badezimmer. Sakura sah sich nicht um, stellte sich nur ans Waschbecken und drehte das Wasser auf. Sie besah sich ihre Hände ausführlich, bevor sie diese unter den Strahl hielt. Sakura besah sich die Asche unter ihren Fingernägeln, in den kleinen Falten an ihren Händen, zwischen ihren Fingern. Das grau bildete nur mäßig einen Kontrast zu ihrer blassen Hand. Es sah nicht dreckig aus, sie fand, dass es richtig aussah. Besser. Sie wollte nicht, dass diese auch verschwand, so wie ihre Bilder. Aber wie immer hatte sie keine Wahl.
 

Gedankenverloren wusch sie sich die Hände, gründlich, so das ihre Hände vollends von der Asche befreit wurden, obwohl sie das gar nicht wollte. Sie bemerkte gar nicht, das Temari neben ihr stand und sie neugierig beobachtete.

„Ich würde dir so gerne fragen stellen.“ Sakuras Herz machte einen Satz, als sie plötzlich die Stimme der Sabakuno hörte. Sie zuckte zusammen, hatte ganz vergessen, dass das blonde Mädchen auch in dem Raum war. Sakura sah dem Mädchen in die Augen. Auch wenn sie Gaaras kleine Schwester war, sahen sie sich überhaupt nicht ähnlich. Das fand sie gut.

„F... fragen?“ Was wollte man schon von ihr wissen? Sakura war kein interessanter Mensch, war es noch nie gewesen. Temari nickte.

„Ja.“, sagte sie nur und drehte sich dann wieder weg. Die Rosahaarige stellte das Wasser wieder ab, sah kurz auf ihre Hände, die leider wieder sauber waren und dann in den Spiegel.

Zaghaft zog sie an ihrem Kragen, hatte nun Sicht auf die blauen Flecken an ihrer Schulter, die Sasuke ihr gegeben hatte. Sakura wollte sich vergewissern, dass sie wirklich da waren. Es tat nämlich nicht weh, zumindest fühlte sie den Schmerz nicht, wenn sie die Stellen berührte, obwohl dass doch so sein musste. Das Mädchen hatte Angst nichts zu fühlen. Es sollte nicht so leer sein. Sie seufzte kurz, richtete ihren Kragen wieder und hoffte, Temari hätte nichts gesehen. Sie hatte es auch nicht gesehen, stand nun gedankenverloren ein paar Meter von ihr weg und starrte auf ihr Handy. Ob es einige ihrer Fragen beantwortet hätte, wenn sie die Verletzungen gesehen hätte? Sie war sich nicht sicher.

„Bist du fertig?“ Sakura sah kurz aufs Waschbecken, den Abfluss, in dem die Asche verschwunden war. Sie war nicht fertig, aber trotzdem bejahte sie diese Frage und folgte Temari dann wieder nach draußen bis ins Wohnzimmer, wo sie bereits sah, dass die Jungs aufgestanden waren. Sakura war froh, dass sie nun gehen wollten.
 

Gottseidank würden diese Idioten nun gehen! Temari atmete erleichtert ein und aus und erstarrte im selben Moment, als sie das Vibrieren ihres Handys in ihrer Hosentasche spürte. Augenblicklich begann ihr Herz einen Satz zu machen und klopfte heftig gegen ihre Brust. Sie hoffte, seine Freunde schnell abhauen würden. Ihre Schritte waren zügig, als Gaara sie plötzlich rief, während er schon an der Haustür war.

„Was ist?“

Skeptisch beobachtete sie ihren Bruder und lehnte sich dabei an den Türrahmen, der den Flur vom Eingangsbereich trennte. Warum zog er sich seine Schuhe an? Kankuro hatte ihm nicht erlaubt wegzugehen. Er sollte doch hier bei ihr bleiben.

„Ich werde wieder da sein, bevor Kankuro nach hause kommt. Mach was du willst, aber mach keine Schwierigkeiten, verstanden?“ Temari nickte, wollte einfach nur, dass er ging, denn das kam ihr gerade recht. Kurz blickte sie in die Runde, erhaschte einen Blick von Shikamaru, der sie skeptisch musterte. Aber sie war sauer auf ihn, also ignorierte sie seinen Blick gekonnt, obwohl sie ihn eigentlich mochte. Shikamaru war sehr clever, nicht so idiotisch wie der Rest von Gaaras Freunden. Normalerweise zumindest.
 

Dann sah sie Sakura an. Sakura war kein Mädchen, dass zu Sasuke passte. Sie war interessant, aber das wusste sie wahrscheinlich nicht mal selbst, dass hatte die Blonde im Badezimmer gemerkt, Sie war wie ein Schatten. Nicht wirklich da, das fand Temari traurig.

Gaara bemerkte ihren neugierigen Blick auf Sakura, denn er musterte seine Schwester nun und ging auf sie zu. Sein Blick war eindringlich.

„Du weißt, dass du keine Fragen stellst?“ Temari stöhnte genervt auf.

„Ich bin nicht blöd! Und jetzt hau ab!“ Ihr Handy vibrierte erneut. Sie sollten endlich verschwinden! Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, bis die Tür endlich ins Schloss fiel. Temari zögerte keine Sekunde mehr und holte das Smartphone aus ihrer Hosentasche. Das blonde Mädchen unterdrückte einen Schrei und tausende Gefühl durchfluteten ihren Körper, die sie nicht benennen konnte.

Er hatte ihr geschrieben!
 


 

++++
 


 

„Verdammt!“ Sai erntete wieder einen Schlag.

„Streng dich an, verdammt!“ Noch einer. Danzou kannte kein erbarmen, hatte es noch nie gekannt. Der Dunkelhaarige war sich nicht sicher, ob das hier noch Training war oder ob Danzou einfach nur seine Wut herauslassen wollte und er dafür hinhalten musste. Sai hatte das schon oft gesehen, aber er war nie das Ziel dazu gewesen, weil Danzou es sich nicht leisten konnte, dass sein bester Kämpfer verletzt wurde. Aber heute war es anders. Sai sah noch einen Schlag, wollte ihn aber nicht einstecken und hob so schnell er konnte die Arme. Seine Handgelenke schmerzten, als sie die volle Wucht des Schlages abfingen. Er stöhnte. Vielleicht steckte er auch nur so viel ein, weil er heute nicht klar denken konnte? Er war sich nicht sicher. Es war schon nach Mittag und Shin war nicht hier. Es hatte doch auch Training. War alles in Ordnung?

„Danzou...“ Sai keuchte, wich erneut einem Schlag aus. Es tat weh, sein Seitenstechen übermannte ihn. Er war schon lang nicht mehr so sehr an seine Grenzen geraten.

„Danzou... ich... ich brauche eine Pause... bitte.“ Der Junge verzog das Gesicht, wollte die Faust seines Gegners blocken, doch seine Seite schmerzte zu sehr. Kurz sah er Sterne, spürte die Schmerzen, die durch sein Gesicht zuckten, bevor er rücklings zu Boden fiel. Danzou zischte und spuckte.

„Steh auf. Wir sind noch nicht fertig.“ Sai hatte sein Pensum erreicht, er konnte und wollte nicht wieder aufstehen und weitermachen.

„Ich kann nicht mehr...“ Der Junge war normalerweise nicht so, aber normalerweise kam er auch nicht an seine Grenzen. Normalerweise lastete nicht solch ein Druck auf ihn. Er musste gut sein, gewinnen. Vor allem musste er Naminé beschützen. Er konnte es sich nicht leisten zu scheitern. Niemals.
 

Danzou blickte auf seinen Kämpfer herab. Abschätzig, verachtend. Hass war in seinen Augen, als er den Jungen betrachtete. Aber Sai wusste, dass Danzou ihn nicht hasste. Er hasste Niemanden, was aus ihm sprach war immer nur Verachtung. Er würde sich nicht mit ihm abgeben, wenn Sai ihm nicht so viel Geld einbringen würde. Wieder zischte sein Trainer, sah aber dann auf die Uhr und ließ die Fäuste sinken.

„Steh auf, wir sind fertig.“ Dann drehte er sich um. Er zischte wieder.

„Nichtsnutz.“
 

Sai rang noch nach Atem, als er sich geduscht und umgezogen hatte. Geschafft fuhr er sich durchs noch etwas nasse, frisch gewaschene Haar und schulterte dann seinen Rucksack. Danzou sagte nichts, als er an ihm vorbei lief um die Trainingshalle zu verlassen. Sai war froh darüber. Ein weiterer Blick, ein weiteres Wort, eine weitere Drohung hätte er nicht ertragen können. Sai schlug den Kragen seiner Lederjacke nach oben, als er nach draußen trat. Er hatte sie zusammen mit Naminé gekauft. Seine Mutter hatte ihm gesagt, er solle sich mal selbst etwas kaufen, als er ihr das Geld geben wollte, dass er in seinem letzten Kampf verdient hatte. Erst war er verwirrt gewesen, aber dann hatte er getan, was sie wollte. Er wollte seine Mutter nicht unglücklich machen.

Es wurde langsam kälter. Der Herbst war vorüber. Aber er musste nicht weit laufen. Sai wollte sich mit Naminé in einem Einkaufszentrum treffen, dass nicht weit von seinem Viertel in einem besseren stand.
 

Eine wohlige Wärme umhüllte ihn, als er die Mall betrat. Er sah sie sofort. Nicht, weil er sie so gut kannte, sondern weil man sie immer sofort sah. Er konnte Naminé in der Mitte der Eingangshalle sehen. Den Schal tief ins Gesicht gezogen, die Strickmütze mit dem Bommel auf ihrem Kopf und die Hände tief in den Taschen ihres Mantels vergraben. Er wusste, dass sie Handschuhe trug. Er sah Besorgnis in ihren meerblauen Augen und bemerkte die Person, die bei ihr stand. Zu seiner Überraschung war es Shin. Hier war er also. Sichtlich verwirrt kam er auf die beiden zu, warum sah sie Shin so an?

„Hey.“, machte der Dunkelhaarige sich bemerkbar und sorgte damit dafür, dass beide sich zu ihm umdrehten. Naminés Ausdruck wechselte, sie lächelte ihn an, aber nur schwach, bevor sie im einen Kuss auf die Lippen drückte.

„Wenigstens du siehst nicht so schlimm aus.“ Er verstand erst, als er Shin ins Gesicht sah. Die aufgesprungene Lippe und Kratzspuren an seiner Wange. Schon wieder Verletzungen?

„Was ist passiert?“ Sein Freund lachte und verschränkte vergnügt die Hände hinter seinem Kopf.

„Du weißt doch, dass ich nicht so oft gewinne wie du.“ Sai nickte, das stimmte. Aber der Weißhaarige sah wirklich nicht so gut aus. Naminé schien das alles überhaupt nicht lustig so lustig zu finden, wie Shin es tat.

„Lach nicht über so was!“ Sie stemmte die Hände in ihre Hüfte und sah ihn streng an.

„Ich weiß, dass das ein Hobby ist und euch Spaß macht, aber ich finde Verletzungen dieser Art gehen zu weit.“
 

Falsch, Naminé wusste nichts. Das war kein Hobby. Es machte auch nicht wirklich Spaß. Verletzungen gingen nicht zu weit. Für Shin und Sai war das die einzige Möglichkeit an Geld zu kommen ohne in große Schwierigkeiten zu geraten. Sai hatte eine Mutter, der er helfen wollte und einen Vater, der sich einen Dreck scherte.

„Alles in Ordnung, Naminé.“, versicherte Shin ihr und lachte. Wie immer. Das blonde Mädchen nahm Sais Hand, sah ihn an. Sai nickte, auch wenn Shin nicht Recht hatte. Aber das war egal. Sie blickte die beiden Jungen skeptisch an, seufzte dann aber ergeben und schloss die Augen.

„Na gut.“ Sie öffnete sie wieder. Sai mochte das Blau so sehr.

„Aber passt gut auf euch auf.“ Ihr Wunsch war deutlich. Sai wusste nicht, ob er ihr diesen Wunsch erfüllen konnte. Er wollte es so gerne. Shin nickte, zweifelte gar nicht daran, dass er ihr diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Zweifelte er überhaupt? Er hatte nicht das Problem, dass Sai hatte.
 

Naminé lächelte nun auch wieder und hakte sich bei den beiden Jungs unter und zog sie mit sich weiter in die Mall.

„Okay... lasst uns-“ Ihr Handy klingelte, sie blieb stehen und ließ ihre beiden Freunde los. Der Dunkelhaarige wollte nicht, dass er sie losließ, ihre Berührungen waren schön. Dennoch ließ er sie und sah ihr dabei zu, wie sie die Handschuhe auszog und sich ihr Handy aus der Handtasche schnappte.
 

Der Anrufer ließ dem Mädchen keine Zeit dazu, etwas zu sagen. Die Stimme war aufgebracht. Laut. Sai konnte hören, dass es sich um ihren Vater handelte. Er wunderte sich, ihr Vater war normal doch gar nicht so? Er war immer ruhig und lustig. Jetzt war er ganz anders. Er sah seiner Freundin an, dass etwas nicht stimmte. Er sah ihre Gesichtszüge, die erstarrten und dann quälend langsam entgleisten. Die Hand mit dem Handy ließ sie sinken, obwohl ihr Vater noch zu sprechen schien.

„Naminé?“ Sai legte seine Hand auf ihre Schulter, versuchte sie aus ihrer Starre zu lösen, aber es klappte nicht. Sie begann nur zu zittern und für Sai schien es wie eine Ewigkeit, bis sie ihn endlich ansah. Ihre Stimme war leise, aber Sai verstand jedes einzelne Wort.
 

Er würde ihren Wunsch nicht erfüllen können.
 


 

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Wer sich vor dem Morgen fürchtet, weil er versagen könnte, begrenzt seine Fähigkeiten
 


 

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SOOOOOOOOOOOO. Erstmal n fettes sorry, weil so lange nichts von mir kam. Das Kapitel war horror für mich! Ich hasse es so sehr, ich hasse es ich hasse es! ahah... naja so sehr nun auch wieder nicht.

Ursprünglich gab es viele Dinge, die ich zu dem Kapitel sagen wollte, aber natürlich fällt mir das meiste nun wieder nicht ein... na supi.
 

Es tut mir erstmal Leid, dass ich das Alter von Gaaras Geschwister geändert und aus Temari die jüngste gemacht habe. Ich versuche sie auch trotz ihrer Naivität genauso impulsiv darzustellen, wie sie tatsächlich ist.

Kankuro mag ich irgendwie... wer mich schon länger kennt weiß, dass er einer meiner Lieblinge ist. Ich bin mir aber im moment noch unschlüssig, ob ich ihn als sanften oder aggressiven großen Bruder darstellen soll. Was meint ihr? Ich tendiere eher zu dem aggressiven, aber trotzdem irgendwie liebevollen. Unter Aggressiv sollt ihr euch allerdings nicht vorstellen, dass er gewätigt ist! Naja, ich habe mir, was das angeht etwas Freiraum gelassen, mal schauen was ich draus mache^^
 

Schonmal danke für eure Kommentare!
 

PS: Habe Naminé mal zu den Charakteren hinzugefügt :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KazuhaToyama
2015-12-26T17:57:06+00:00 26.12.2015 18:57
Sehr spannendes Kapitel! Es ist sehr aufregend etwas pber sai zu erfahren! Find ich toll:) bin gespannt was namines vater gesagt hat!
Von:  fahnm
2014-04-10T19:47:20+00:00 10.04.2014 21:47
Mach weiter so.


Von:  cammono
2014-04-09T21:57:54+00:00 09.04.2014 23:57
wow wie immer ein tolles kapitel :D
ich hoffe nächstes mal kommt sasuke ein bisschen mehr vor, aber wenn nicht wird es bestimmt trotzdem interessant :)
bei kankuro tendiere ich auch eher zum agressiven, dass macht es wie ich finde, noch spannender
Antwort von:  Mrs_Fantastic
10.04.2014 00:03
ja hatte geplant das sasuke nächstes mal auch ein wenig zum zug kommt, er kommt sowieso ziemlich kurz finde ich. aber ich mag es auch irgendwie ihn ein bisschen in den hintergrund zu schieben obwohl seine rolle gleichzeitig so wichtig ist.
haha ich mag den aggressiven kankuro auch mehr :)

danke für dein review!


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