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Opposites attract

von

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... not the diamond greezer

„Wenn Jemand etwas gegen diese Verbindung einzuwenden hat, dann möge er jetzt sprechen oder für immer schweigen.“ Früher wären diese Worte für Daphne die schönsten auf der Welt gewesen. Ja, sie hatte sie sogar herbeigesehnt. Doch jetzt besiegelten sie ihre Gefangenschaft. Ihrer Gefangenschaft in den alten Traditionen und den Fängen ihrer Familie. Sie, Daphne Greengrass, heiratete gerade ihn, Terence Higgs, einen Mann, den sie zu Hogwartszeiten wegen seines üblen Charakters und seiner arroganten Art lieber aus dem Weg gegangen war. In den sechs Jahren, in denen sie zusammen im Hause Slytherin gewohnt hatten, hatten sie vielleicht zehn Sätze miteinander gesprochen. Und nun musste sie ihr ganzes Leben mit ihm verbringen.

Daphne hatte schon früh gewusst, dass sie nicht wie andere ihre Liebe frei auswählen konnte, dass sie nicht die Freiheit hatte, selbst über ihr Leben zu entscheiden. So hatte sie auch nicht eine Ausbildung als Anwältin begonnen, sondern ganz wie ihre Mutter es wollte, gelernt eine hervorragende Gastgeberin zu werden. Die Stunden, die sie im Salon verbracht hatte, waren ihr verhasst gewesen. Es hatte sie nie interessiert, welches Tafelservice sie zu welchem Anlass auf den Tisch stellen musste. Doch sie hatte geschwiegen, hatte fleißig alles gelernt und versucht, es ihrer Mutter recht zu machen. Mit Kindlicher Naivität hatte sie geglaubt, so die Liebe ihrer Mutter zu bekommen.

Heute wusste Daphne, dass sie niemals die Liebe ihrer Mutter gewinnen würde. Ihre Mutter hatte schon immer Astoria angehimmelt. Daphne hatte es nie etwas ausgemacht, dass ihre Mutter alles für die Jüngste im Hause tat, damit sie glücklich war, doch würde sie ihr niemals verzeihen, was sie ihr angetan hatte. Nur weil ihre kleine Schwester die große Liebe ihres Leben in Form von Draco Malfoy gefunden hatte und ihn heiraten wollte – eine Liebesheirat, die Daphne ihr immer gewünscht hatte -, musste sie nun Terence Higgs heiraten. Es war eine alte Tradition, dass die jüngeren Schwestern nicht heirateten, bevor die älteren nicht unter der Haube waren.

„Sie dürfen die Braut nun küssen.“

Auch ein Satz, von dem Daphne geträumt hatte. Doch die Wirklichkeit war kein Traum. Sie blickte in das Gesicht ihres Bräutigams und ein leichter Schauer fuhr über ihren Rücken. Wie sollte sie diesem Mann vertrauen, wo sie doch Angst vor ihm hatte? Terence war gewiss keine schlechte Partie in Sachen Aussehen, doch der Kern, der hinter der schönen Fassade verborgen lag, war so geheimnisvoll wie erschreckend. Ein kurzer gehauchter Kuss besiegelte ihre Gefangenschaft und Daphne zwang sich zu einem Lächeln. Es erreichte nicht ihre Augen und es war auch nur von kurzer Dauer.

Daphne überstand ihre Hochzeit. Sie versuchte nur so wenig Zeit wie möglich mit ihrem Bräutigam zu verbringen. Sie saß während des Dinners an seiner Seite, doch wechselte sie kein Wort mit ihm. Die Tanzfläche eröffneten sie gemeinsam, doch danach betraten sie zusammen nicht mehr die Tanzfläche. Auch das Anschneiden der Hochzeitstorte führten sie zusammen aus. Als Terence seine Hand auf ihre legte und sie das Messer führen ließ, war es Daphne, als wollte er ihr Kraft geben. Doch der Moment war so kurz, dass Daphne sich selbst für verrückt hielt.
 

Kurz nach Mitternacht entführten ihre Mutter und Schwiegermutter sie von der Feier um sie für die Hochzeitsnacht zurecht zu machen. In Daphne kam das Dinner, in dem sie eigentlich nur herumgestochert hatte, fast wieder hoch. Die Hochzeitsnacht. Ein Traum für so viele Bräute, doch für sie der Albtraum. Wie sollte sie mit Terence schlafen? Es war nicht so, dass Daphne noch Jungfrau war. Was eigentlich von ihr erwartet wurde. Aber auch Daphne hatte ihre rebellische Zeit gehabt – mit fünfzehn.
 

Damals hatte ihre Mutter ihr einen Traum von Kleid verweigert und es stattdessen Astoria gekauft. Was hatte sie Astoria und ihre Mutter dafür gehasst. Das Kleid war ein wahrer Traum gewesen – ein Traum in weinrot, der im Rücken sehr tief ausgeschnitten war und ihre Figur umschmeichelt hatte. Für Astoria war das Kleid eigentlich viel zu kurz gewesen. Immerhin war sie gut zehn Zentimeter größer als Daphne. Aber das hatte ihre Mutter dabei nicht gestört und in Daphne war irgendwas kaputt gegangen.

Sie war wütend in den Schlafsaal ihrer Schwester gestürmt, hatte das Kleid im Kleiderschrank gesucht, es herausgezerrt und es in viele kleine Stofffetzen gerissen. Es war erstaunlich gewesen, wie stark sie in ihrer Wut sein konnte. Dass ihr dabei Tränen über die Wangen liefen, bemerkte sie erst als sie die Fetzen auf das Bett warf, die Zimmertür hinter sich schloss und in den Gemeinschaftsraum ging. Dort kam Blaise Zabini auf sie zu. Zunächst ging er einfach an ihr vorbei, doch dann blieb er stehen, packte sie an den Schultern und drückte sie gegen die Kellerwand. „Was ist los mit dir, Greengrass?“, fragte er sie unverblümt und seine Stimme duldete keine Ausreden. „Es ist nichts. Ich will einfach nur hier weg.“, erklärte sie und wand sich unter seinen Händen. „Daphy, komm schon.“ Daphne blickte in das Gesicht ihres Mitschülers und irgendwie sprang eine Sicherung bei ihr durch. „Ach scheiß drauf.“, fluchte sie und küsste ihn stürmisch. Vielleicht lag es daran, dass sie sich verzweifelt nach der Liebe ihrer Mutter sehnte, doch das war ihr jetzt egal. Ihr war egal, dass sich so etwas nicht für eine Greengrass gehört, dass alles es nicht von ihr erwarteten. Das einzige was zählte, war, dass sie vergessen wollte.

Mit ihrer neugewonnen Kraft zerrte Daphne Blaise die Treppen hinunter in seinen Schlafsaal. Sie küsste ihn, als hinge ihr Leben davon ab, und zu ihrem Erstaunen wehrte Blaise sich nicht. Nein, es schien fast so, als wolle er das hier alles. Gut.

Im Schlafsaal von Blaise und Draco erwischten sie der Malfoy, doch nur ein Wort von Blaise und der Malfoy verschwand und das Zimmer gehörte ihnen alleine. Eigentlich hätte sie Angst bekommen sollen, doch sie zerrte ihn zu seinem Bett und tat das, was eine Daphne Greengrass niemals getan hätte, wenn sie nicht so verletzt wäre.

Daphne bereute diese Nacht nicht. Sie bereute nur, dass sie nicht klar bei Verstand war. Mit Blaise hatte sie danach kaum noch normal umgehen können. Es war bei der einen Nacht geblieben, doch irgendwie hatte sie das gute Verhältnis zwischen ihnen beiden zerstört. Astoria war am nächsten Tag wütend zu ihr gekommen, hatte ihr die schlimmsten Sachen an den Kopf geworfen. Ihr war es egal gewesen und sie hatte es auch genossen. Ihre Freundinnen hatten ihr stolz auf die Schulter geklopft. Es war der Anfang gewesen von ihrer Rebellion.
 

„Du wirst ihn bezaubern.“, versprach ihre Schwiegermutter und Daphne lächelte sie gezwungen an. „Es ist so schön, dich als Schwiegertochter zu haben.“, schluchzte Mrs Higgs und Daphne konnte nur noch schwer schlucken. Sie mochte Terence Mutter. Sie war wirklich lieb und tat alles, damit es ihrem Sohn gut ging. Daphne wusste nur nicht, warum diese Frau dann einer Zwangsehe zugestimmt hatte.

Als die beiden älteren Damen den Raum verließen, sprang Daphne aus ihrem Bett und suchte sich schnell ein paar Sachen aus ihrem Kleiderschrank zusammen. Sie wollte nicht in einem Negligé auf Terence warten. Schon gar nicht, wenn ihre Hochzeitsnacht bevorstand.

So fand Terence sie vor. Nicht in einem wunderschönen Hauch aus Nichts, sondern dick eingepackt in einen Schlafanzug mit dicken Wollsocken. Also ganz anders als ihm seine Schwiegermutter versprochen hatte. „Ich werde nicht mit dir schlafen.“, erklärte Daphne und Terence hob nur eine Augenbraue. Er ging auf seine Seite des Bettes und begann sich aus seinem Anzug zu schälen. „Hast du mich gehört? Wir werden heute Nacht nicht miteinander schlafen. Wir werden niemals miteinander schlafen.“, beteuerte sie. „Das dürfte schwierig werden, wo wir beiden nun miteinander verheiratet sind.“, erklärte er nüchtern. „Ich liebe dich aber nicht.“, schrie Daphne ihn regelrecht an und bemerkte nicht, wie er unter ihren Worten zusammenzuckte. „Gut, du liebst mich nicht. Du bist aber immer noch meine Frau und wir werden unseren ehelichen Pflichten nachkommen.“, sagte er mit ruhiger Stimme. Daphne sah ihn mit großen Augen an. „Du kannst mich nicht dazu zwingen, mit dir zu schlafen.“, murmelte sie fast schon, doch Terence verstand sie sehr wohl. „Doch das kann ich und ich werde es auch tun, wenn du dich weiterhin so kindisch verhältst. Ich bin dein Ehemann, akzeptier das endlich.“, erklärte er und seine Stimme wurde zum Schluss zornig und drohend. Aber für ihn schien das Gespräch beendet zu sein, denn er klappte seine Bettdecke auf und legte sich hin. Demonstrativ legte er sich so, dass sie nur seine Kehrseite sah.

„Ich will, dass du woanders schläfst.“ „Vergiss es, dass ist noch immer mein Bett.“, kam es aus dem Kissen und Daphne wurde wieder einmal klar, wo sie sich befand. Kurzerhand wollte sie sich einen anderen Schlafplatz suchen, doch Terence kam ihr zuvor und packte ihre Hand, als sie aufstehen wollte. „Vergiss es. Du schläfst hier.“ „Ganz bestimmt nicht.“, erwiderte Daphne und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. „Du wirst hier schlafen.“ „Nein, ich kann dir nicht vertrauen.“, erklärte Daphne und Terence sah sie verwirrt an. „Du willst hier nicht schlafen, weil du denkst, dass ich mitten in der Nacht über dich herfallen würde?“, fragte er geschockt nach und Daphne nickte. „Schön, dann hör gut zu, denn ich werde es nur einmal sagen. Du und ich sind verheiratet, ob wir es wollen oder nicht. Wir werden beide in diesem Bett schlafen. Punkt. Es wird nichts passieren, was nicht beide wollen. Wenn das bedeutet, dass wir beiden keinen Sex miteinander haben – schön, dann haben wir keinen Sex. Aber wir werden keinen Sex außerhalb unserer Ehe haben. Hast du mich verstanden? Du wirst mich nicht mit irgendwem betrügen, genau so wenig, werde ich mir irgendeine Kellnerin schnappen.“, erklärte Terence und seine Stimme klang ziemlich wütend. „Wir werden nach außen hin das glückliche Ehepaar geben, doch nur wir beiden alleine wissen, dass wir es nicht sind.“

Daphne sah ihn mit großen Augen an. Terence selbst hatte nicht gemerkt, dass sich seine Hand fester um Daphnes Handgelenk gelegt hatte, doch sie tat es und Angst kam in ihr auf. Konnte Terence gewalttätig werden? Würde er es sogar wagen, sie zu schlagen, wenn sie nicht gehorchte? Fragen über Fragen schossen Daphne durch den Kopf, doch fühlte sie sich zu eingeschüchtert, als dass sie sie stellen konnte. Noch einmal schluckte sie hart und legte sich zurück, dabei versuchte sie soweit wie möglich an die Bettkante zu kommen und drehte Terence den Rücken zu. In der Nacht konnte sie keine Stunde schlafen, da die Angst und Unsicherheit die Träume raubte.
 

„Ich muss heute etwas besorgen. Willst du mit?“, fragte Terence sie am Frühstückstisch. Er versteckte sich hinter dem Tagespropheten und Daphne war erstaunt, dass er überhaupt wusste, dass sie hier war. Selbst nach drei Monaten Ehe fühlte Daphne sich hier noch immer nicht zuhause. Die Flitterwochen hatte sie in Australien verbracht – weit weg von allen, die sie kannten. Anders als man es von Frischvermählten erwartet hätte, erkundeten Terence und sie das Outback. Seit der Hochzeitsnacht war Terence nicht mehr wütend geworden, sondern nahm eigentlich alles schweigend hin.

„Ja, ich könnte neue Bücher gebrauchen.“, erklärte Daphne und Terence klappten den Tagespropheten zusammen. „Du hast hier eine ganze Bibliothek und willst mir sagen, dass du schon alle Bücher durch hast?“, fragte er erstaunt und Daphne schüttelte den Kopf. „Nicht alle obwohl ihr wirklich wundervolle Bücher habt.“ „Wir.“, verbesserte Terence sie und Daphne stutzte. „Wir, Daphne. Es gibt kein Ihr und Ich, sondern nur noch ein Wir. Dir gehört alles hier im Haus genauso wie mir.“, erklärte er und die junge Frau nickte nur. Sie hatte sich noch nicht wirklich daran gewöhnt, dass das jetzt ihr zuhause war.

Plop.

„Argh!“, schrie Daphne erschrocken auf, als die Hauselfe neben ihr auftauchte. „Master Higgs, Misses Higgs, ein Brief für sie.“, plapperte die kleine Elfe drauf los und reichte Terence den Brief. „Er ist von Draco.“, erklärte Terence mit einem kurzen Blick auf die Schrift und las dann den Brief durch. „Deine Schwester heiratet in zwei Monaten Draco Malfoy.“, erzählte Terence und Daphne reagierte kaum auf seine Aussage. Sie hatte es schon gewusst, als er ihr mitgeteilt hatte, wer den Brief geschrieben hatte. Es hatte sie nur gewundert, dass es so lange gedauert hatte. Immerhin war sie schon seit drei Monaten verheiratet. Sie hatte eher erwartet, dass eine Woche nach ihrer Vermählung ihre kleine Schwester sich verloben würde.

„Du scheinst nicht gerade überrascht zu sein.“, meinte Terence, der sie beobachtet hatte. „Nein nicht wirklich.“, erklärte sie. „Immerhin wurde ich deswegen Zwangs verheiratet.“ Daphne sah nicht zu ihm auf und auch Terence sah sie nicht an. Nachdem sich die Stille über sie beide weiter ausbreitete, stand Terence auf und machte sich für ihren Ausflug fertig.
 

Die Winkelgasse hatte sie schon immer geliebt. Das hektische Treiben, die Gerüche aus der Apotheke, die strahlenden Kinderaugen, wenn sie des Weasleys zauberhafter Scherzartikelladen verließen, die begeisterten Fuchtellaien von Kindern, die gerade ihren Zauberstab bei Mister Olivander gekauft hatten und die bemühten Eltern, die ihre Kinder nicht im Gedränge verlieren wollten. Diese Einkaufsstraße war immer mit Leben gefüllt.

Terence und Daphne gingen nebeneinanderher und die junge Frau hatte das Vergnügen in den Augen ihres Mannes das kindliche Glitzern zu sehen, als sie an Qualität für Quidditch vorbeigingen. Im Schaufenster des Ladens war der neue Feuerblitz 2000, der ganze Stolz der Rennbesen, und die Kinder drückten sich bereits die Nasen am Schaufenster platt. Daphne konnte sich sogar vorstellen, dass auch Terence vor diesem Rennbesen stand und die Scheibe ansabberte. Sie wusste ja, dass er Quidditch liebte und sogar drei Jahre in der Hausmannschaft gespielt hatte, bevor ihn Draco Malfoy dank seines Reichtums vertrieben hatte. Er beteuerte noch heute immer, dass ihm das nichts ausgemacht hätte – ja, sogar seinen Abschluss beschert hätte, da er sich endlich auf die Schule konzentriert hatte.

Eigentlich hätte Daphne gedacht, dass er irgendwelche Anzüge bei Madam Malkins kaufen wollte, doch als er in die Nocturngasse abbog, schauerte es ihr. Nicht diese dreckige, unheimlich Gasse, in der sie sich schon als kleines Kind vor den Gestalten gefürchtete hatte, die dort umher strichen. „Terence…“, begann sie, doch verließ sie der Mut, als eine Gestalt auf sie zukam. Schweigend und irgendwie Schutzsuchend versuchte Daphne mit ihrem Ehemann Schritt zu halten und atmete sogar etwas erleichtert auf, als sie bei Borgin & Burke´s einkehrten und dort keine Menschenseele zu sehen war.

Daphne konnte sich nicht wirklich vorstellen, was Terence hier kaufen wollte. Seine Familie war nicht bei Voldemorts Rückkehr zu dem schwarzen Magier zurück gekehrt. Sie hatten ihn verraten und die Jahre im Verborgenen gelebt. In der Hinsicht war Daphne sogar froh, dass sie mit Terence Higgs verheiratet worden war. Es hätte sie nämlich schlimmer treffen können, wenn sie zum Beispiel Malfoy, Crabbe oder McNair hätte heiraten müssen. Mit einem ehemaligen Todesser verheiratet zu sein, wäre für Daphne der schlimmste Albtraum geworden.

„Was willst du hier denn kaufen?“, fragte Daphne tapfer und Terence schüttelte nur den Kopf. Ein Zeichen dafür, dass sie lieber nicht sprechen sollte. Im nächsten Moment kam auch schon Mr. Burke in den vorderen Teil seines Ladens und bediente Terence, während Daphne sich im Laden umsah. Diese Totenköpfe, Glasaugen, Blut bespritzen Spielkarten oder auch die menschlichen Knochen waren eher abstoßend und Daphne konnte nur hoffen, dass sie sehr bald diesen Laden wieder verlassen würden.

„Es war mir ein Vergnügen mit ihnen Geschäfte gemacht zu haben.“, hörte sie gerade und wand sich wieder ihrem Mann zu, der bereits an der Tür stand und sie ihr offen hielt. Es verwunderte sie aber, dass er keine Tasche trug. „Wo ist deine neuste Errungenschaft?“, fragte sie und Terence verzog nur leicht spöttisch das Gesicht. „Ich habe etwas verkauft.“, erklärte er dann und führte er sie schnell aus der finsteren Gasse heraus.

Sehr zu ihrem Erstaunen erwies sich Terence als Buchexperte. Gemeinsam mit ihm suchte sie sich Bücher aus. Es machte Spaß mit ihm zusammen durch die Seiten der Bücher zu Stöbern und seine abfälligen Kommentare zu den Liebesromanen, die sie aussuchte, zu hören. Er empfahl ihr meistens Krimis, doch auch das Märchenbuch von Beedle dem Barden war dabei. Schlussendlich kaufte sie sich das Märchenbuch, einen Liebesroman und eine Gedichtsammlung. Die Gedichtsammlung war von Muggeln geschrieben worden und eigentlich ziemte es sich nicht für eine Greengrass und jetzt auch Higgs so ein Buch zu lesen, doch Daphne war einfach zu neugierig, was die Muggel so schrieben. Außerdem sagte Terence nichts dazu, dass sie dieses Buch kaufte, obwohl er sehr wohl wusste, was es war.
 

Zurück im Haus der Higgs entschuldigte sich Terence und verschwand in seinem Büro für kurze Zeit. Daphne hingegen ging ins Wohnzimmer, wo die kleine Hauselfe sie bereits erwartete. Eifrig wie immer, wollte die kleine Haushaltshilfe sofort das Feuer im Kamin schüren, doch Daphne hielt sie zurück. „Lizzie, ich möchte das gerne selbst machen. Warum machst du dir nicht einen schönen freien Nachmittag?“ „Miss verlangt was von Lizzie?“, erkundigte sich die kleine Elfe geschockt und blickte Daphne mit ihren großen Kulleraugen an. „Nun ja, ich dachte, du wolltest dich vielleicht heute Nachmittag mit deinen Freunden treffen…“, erklärte Daphne sich. Es war zwar noch ziemlich neu, dass Hauselfen Rechte hatte, doch Daphne fand die Idee und auch die Umsetzung, die Hermine Granger in den wenigen Jahren, die sie jetzt schon im Ministerium arbeitete, sehr gut.

„Lizzie hat keine Freunde. Lizzie ist voll und ganz um das Wohl der Familie Higgs besorgt.“, teilte die Hauselfe mit und Daphne bedauerte sie ein wenig. Keine Freunde… Es war fast so wie bei ihr. Sie hatte auch nur wenige Freunde und im Moment war sie auch alleine. Julie war auf einer Weltreise und Grace war mit ihrer neuen Flamme beschäftigt. „Dann geh raus, genieß den Herbst und schleck vielleicht noch ein leckeres Eis.“, beschloss Daphne und reichte der kleinen Hauselfe ein bisschen Geld. „Miss ist zu gütig zu Lizzie.“, beteuerte diese immer wieder und ihr sah man an, dass sie sich schon riesig auf den freien Nachmittag freute.

Kaum war Lizzie verschwunden, als Daphne auch schon das Feuer selbst anzündete und in die Küche verschwand. Nachdem sie die Schränke mehrmals auf machte und sie frustriert wieder zuwarf, weil sie nicht sofort das Gewünschte fand, kochte die neue Hausdame heiße Schokolade und drapierte die leckeren Teeplätzchen auf einem Teller. Mit ihren beiden Genussmitteln ging Daphne zurück ins Wohnzimmer, wo das Feuer eine angenehme Wärme verbreitete. Wie sie es früher immer zuhause als kleines Mädchen gemacht hatte, kuschelte sich Daphne auf einen Sessel, deckte sich mit einer Decke zu und öffnete das Gedichtbuch. Während sie die Gedichte las, schlürfte sie an ihrer Schokolade und knabberte ein Plätzchen nach dem anderen.

So fand Terence sie vor und musste sich ein Lachen verkneifen. „Na da hat es sich aber einer bequem gemacht.“, meinte er und erschrocken versuchte Daphne sich wie eine Dame hinzusetzten. „Nein, bleib ruhig so. Wir sind unter uns, warum sollten wir es uns dann unangenehm machen?“, fragte Terence und setzte sich in den Sessel neben Daphne vor den Kamin und stibitzte ihr sogar ein Plätzchen. „Ich hab über unsere Ehe nachgedacht…“, begann er und Daphne legte das Buch auf Seite.

„Du denkst bestimmt, dass wir Beide Opfer einer Zwangsehe geworden sind… aber so ist es nicht. Ich wollte, dass du meine Frau wirst. Schon in Hogwarts wusste ich, dass du die Einzige bist mit der ich mein Leben verbringen wollte. Ich weiß, wir haben nicht wirklich viel miteinander gesprochen, aber ich hab dich beobachtet. So weiß ich, dass du unheimlich gerne ließt, aber gleichzeitig auch gerne an der frischen Luft bist und das Leben genießt. Deine beiden Freundinnen bedeuten dir unheimlich viel und in deinen Augen sieht man, dass du sie im Moment vermisst.“, erklärte Terence und blickte dabei in die Flammen, die vor ihm tänzelten. Daphne hatte zunächst die Augen aufgerissen, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er diese Ehe angezettelt hatte. „Es ist nicht so, als würde ich in dir eine Traumfrau sehen. Du bist unheimlich dickköpfig, wenn dir etwas wichtig ist und deine Naivität ist manchmal schon erschreckend. Es ist nicht böse gemeint. Ich mag deine Naivität und ich verspreche dir, dass ich sie niemals ausnutzen werde. Denn dass du ziemlich rachsüchtig bist, hab ich sehr wohl mitgekriegt. Ich sag nur rotes Kleid.“, erzählte er weiter und ein Lächeln zierte sein Gesicht.

„Ich wollte dir eigentlich Zeit lassen. Wollte erst, dass du mich näher kennen lernst, aber dann kam Draco an und sagte mir, dass er bald Astoria um ihre Hand bitten würde. Ich musste handeln, bevor dich mir jemand anderes wegnahm. Es mag nicht so gewesen sein, wie du es gerne gehabt hättest, aber ich hoffe, dass du mir das verzeihst.“, Terence Stimme wurde zum Schluss immer leiser und Daphne setzte sich in ihrem Sessel mehr auf. „Es ist gut, dass du mir das erzählst, aber ist dir auch mal aufgefallen, dass ich in der ganzen Sache nichts entscheiden konnte? Dass niemand mich gefragt hat, was ich will?“ „Nein, ich hab dich nie gefragt, was du willst…“, gestand Terence und blickte wieder zurück in die Flammen. „Ich habe dich auch nie gefragt, was du fühlst.“, fügte er hinzu und blickte auf. „Daphne, ich liebe dich.“

„Terence, ich…“, stotterte Daphne, doch unterbrach sie ihr Ehemann. „Du musst jetzt nichts sagen. Ich weiß, dass du mich nichts liebst und vielleicht ist das die Strafe dafür, dass ich dich in die Ehe genötigt habe. Doch du sollst es wenigstens wissen.“, erklärte er und stand auf. „Daphne, ich werde versuchen, dir ein guter Ehemann zu sein und alles zu tun, damit du glücklich bist.“, fügte er noch hinzu und verließ den Raum.

Daphne saß eine Weile noch vor dem Kamin. Sie war ganz regungslos. Musste sie doch erst einmal das Gesagte verdauen. Ihre erkaltete Schokolade schlürfte sie bevor sie wieder ihr Buch ergriff.
 

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt alleine ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
 

Eine Träne verließ Daphnes Augen und fiel auf das Gedicht Herbsttag von Rainer Maria Rilke. Er liebte sie und was tat sie? Sie wusste nicht viel, nur dass sie ihn nicht liebte. Dass sie ihn gern hatte – für seine kleinen netten Gesten, für seine Ehrlichkeit, für seinen Mut.

Doch worauf hoffte sie? Dass sie sich in jemanden verliebte… Es würde nur Kummer bringen, denn eine Scheidung käme niemals in Frage. Auch wenn sie es nicht freiwillig gegeben hatte, so hatte sie doch ein Gelübde abgelegt. Ein Gelübde brach man nicht einfach so. Außerdem sollte sie sich freuen. Sie hatte wenigstens einen Mann, der sie liebte und alles für sie tun würde. Ja, Terence Higgs war jemand, der sich für die Menschen, die er liebte, einsetzte. Er hatte nichts von ihr verlangt. Er wollte nur, dass sie glücklich war.

Je länger Daphne über ihr Dilemma nachdachte, um so klarer wurde eine Idee. Eine Idee, die jeder für absurd halten würde. Immerhin wollte sie die Liebe erzwingen. Sie wollte sie verlieben – in ihren Ehemann. Ohne an die Kekse zu denken, stand sie auf und warf den Teller auf den Boden, wo er zerbrach. Ihr war es egal. Die junge Frau rannte weiter durchs Haus, suchte sich ihren Umhang und apparierte. Sie wollte etwas organisieren, damit sie sich verliebte.
 

Als sie abends nach Hause kam, trug sie ein neues Kleid – ein rotes, dass tief dekolletiert war. Als sie Terence in seinem Büro fand, hatte sie das Vergnügen zu sehen, wie ihm fast die Augen heraus fielen. „Daphne…“ „Ich hab eine Überraschung für dich.“, erklärte sie schnell und trat weiter in den Raum hinein. „Es gibt ein kleines romantisches französisches Lokal, indem man sowohl gut Essen kann, als auch tanzen. Lass uns heute Abend dorthin gehen.“ „Gern, muss ich mich dafür umziehen?“, fragte er nach und deutete auf ihr Abendkleid. „Nein, denn so wie du jetzt bist, mag ich dich am liebsten.“, gestand Daphne und zog ihren Ehemann von seinem Schreibtischstuhl. Gemeinsam apparierten sie zu dem Lokal und verbrachten den ersten gemeinsamen Abend von vielen miteinander, wo sie sich besser kennen lernten. Wo sie die Schwächen und Stärken, des jeweils anderen kennen lernten und sie zu würdigen wussten.

Und vielleicht waren sie in diesem Herbst nicht allein, wanderten nicht unruhig herum und bauten sich vielleicht ein gemeinsames Leben auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-12-20T11:33:26+00:00 20.12.2011 12:33
Klappe FÜNF, die letzte!

Himmmel, wie schade, der letzte OS! Aber ich denke, ich darf mich nciht beschweren - ich bin rundum verwöhnt worden. ♥ Du hast so viele wundervolle Paare verwirklicht, du hast Unmengen an Angaben eingearbeitet und so viele Worte geschrieben - danke nochmal für alles, Sunny, ich bin so happy deswegen~!

Nun aber zum OS; das ist, um ehrlich zu sein, der erste OS von Daphne♥Terence, der mir hundertprozentig gefallen hat. Ich habe schon viele gelesen, auch auf anderen Seiten - aber Terence war in anderen FFs|OSs stets so agressiv, ein Macho, ein richtiges Schwein. Und Daphne war das kleine, leicht aufmüpfige Dummchen.

Aber hier war alles ganz anders; er hat sie auf Händen getragen, er hat sie geliebt und ihr alle Zeit der Welt gelassen. Es war so herrlich romantisch, dass er die Ehe heimlich angezettelt hat und du hast die Zeile von Rilkes Gedicht wunderbar ins Geschehen verflochten! Alles war absolut perfekt aufeinander abgestimmt! ♥

Dass Daphne rachsüchtig sein kann, kann ich mir super vorstellen - ein kleines Biest ist sie ab und an sicherlich. Was man ja auch daran gesehen hat, dass sie sich einen dicken Pyjama und Stricksocken bei ihrer HOCHZEITSNACHT angezogen hat. Ich habe so gelacht! xD Das war sowas von beabsichtigt unsexy - einfach wundervoll!

So, ich glaube, ich habe soweit alles gesagt, was ich sagen wollte und verabschiede mich jetzt mit dem gefühlten 3456345 DANKESCHÖN an dich. Wirklich, großes Lob, du bist genial! ♥ Danke nochmal für jedes Wort, dass du abgetippt hast, ich habe mich sehr, sehr gefreut.

Allerliebste Grüße, deine abgemeldet~.


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