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EX

von

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Turanithas - 6.0

Irgendwie war es mir nicht mehr möglich gewesen auch nur einen kleinen klaren Gedanken zu fassen und mein Herz trommelte so hektisch gegen meinen Brustkorb, dass ich dachte, es würde bald explodieren. Das, was Lexus gesagt hatte, wiederholte sich in meinem Kopf bestimmt schon zum hundertsten Mal und ich war ihm bei seiner Suche nach nützlichen Materialien nun keine große Hilfe. Achtlos und gedankenverloren wühlte ich in irgendwelchen Kisten herum, kümmerte mich gar nicht darum, was mir durch die Hände glitt und war unfähig das Brauchbare vom Müll zu unterscheiden. Ich war einfach völlig durch den Wind. Der Hunger und all meine Erschöpfung schien nun Nebensache gewesen zu sein und das dämliche Lächeln auf meinem Gesicht wollte auch nicht mehr so schnell verschwinden.
 

"Aria?"
 

Mit großen Augen drehte ich mich zu herum: "J-ja...?"
 

Er war sichtlich darüber amüsiert, über mein Verhalten, und es war mir so, als würde er es sogar genießen, mich in solch eine Verlegenheit gebracht zu haben. Bedeutenden seine Worte denn wirklich, dass er Gefühle für mich hegte? Also, Gefühle, die über einen normalen Basis von Gefühlen standen, wenn ich das so richtig verstanden hatte? Das war für mich sehr seltsam gewesen, immerhin war er der Erste gewesen, der mir gegenüber nun so etwas geäußert hatte - und immerhin war er auch ebenfalls der Erste gewesen, für den ich solche seltsamen Gefühle hegte. Nur, dass er uns tatsächlich als Liebende bezeichnete, war doch schon etwas komisch für mich und ich konnte kaum realisieren, dass er es ernst mit mir meinte.
 

“Ich habe ein paar brauchbare Sachen gefunden. Dieser Kauz hat wirklich einiges zusammen gesammelt, wer hätte das gedacht... Sind bestimmt einige Dinger, die er hat mitgehen lassen, als man ihn verstoßen hat.” Lexus hatte eine beachtliche Menge an Materialien zusammen gesammelt und sortiert, während ich noch immer irgendwelche nutzlosen Bau-Teile in den Händen hielt, die ich bestimmt schon zum dritten oder vierten Mal in die Hand genommen hatte, was er amüsiert belächelte.

Voller Bewunderung schaute ich ihm dann zu, wie er sich daran machte einige der Materialien zu Gefügen zusammen zu setzen. Natürlich, eine Kapsel konnte er damit nicht bauen, aber irgendetwas Sinnvolles würde sein Machen und Tun schon ergeben. Im Gegensatz zu ihm war ich in solchen Hinsichten völlig unbegabt, aber das gehörte auch nicht zu meinen Lehren, als ich noch Anwärter gewesen war - mein Unterricht war mehr theoretisch als praktisch und ich besaß mehr Wissen als Geschick. Fraglich, ob ihm mein Wissen nun helfen würde - ich wollte erst einmal nur zusehen und ihm meine Bewunderung schenken.

Nun hatten wir zwar diesen kleinen Unterschlupf, aber noch immer nichts Essbares, was ich so langsam dringend benötigte. Einige wilde Kreaturen schlichen um die Höhle herum, Lexus aber riet mir davon ab, mich an einen von ihnen zu versuchen - das Fleisch würde mir eh nicht gut bekommen, sagte er, riskieren, dass ich mir eher noch schaden würde, wollte er nicht.

Ich wollte endlich etwas essen und an einen anderen Ort, weg von diesem Stern, irgendwo anders hin, wo es nicht so gefährlich war, nur aber weilten wir noch immer auf der unteren Platte Liverath’s und mussten erst mal eine Möglichkeit finden, wie wir auf die obere gelangen würden, damit wir endlich fliehen konnten. Dazu kam, dass wir, wenn wir es erst einmal geschafft hätten, auf die obere Platte zu gelangen, wir aufpassen mussten, dass man uns nichts entdeckte. Laut Lexus würde uns nichts Schönes erwarten, sollte man auf uns aufmerksam werden.
 

Nach einer weiteren Nacht - wenn es überhaupt eine Nacht gewesen war - brachen wir wieder auf. Aus den Sachen, die Lexus gefunden hatte, konnte er immerhin ein paar Waffen und andere nützliche Dinge anfertigen, die wir sicherlich brauchen würden. Außerdem fanden wir noch einige Stoffreste- und Fetzen mehr, die wir uns um die Körper binden konnten und sammelten in alten Behältern ein wenig Wasser, was wir in einer kleinen Quelle inmitten der Höhle bargen.

Ich schaffte es nicht lange mit ihm Schritt zu halten, obwohl er schon extra langsamer ging, also beschloss er mich wieder zu tragen. Erst war es mir unangenehm und ich glaubte, ich würde ihm damit nur unnötige Mühe machen, aber für ihn schien ich gar kein Gewicht darzustellen - was mich nicht wunderte, immerhin war ich in den letzten Tagen schon ziemlich abgemagert.

Mein Blick richtete sich immer wieder gen Himmel, beziehungsweise zur Platte, die sich über uns befand, und ich versuchte mir vorzustellen, wie wir da herauf gelangen würden. Was ich mir nicht vorstellen konnte war eine Art Treppe, die einen hinauf führen würde - das war schon deswegen unlogisch, weil die ganzen Verstoßenen dann eine Möglichkeit gehabt hätten, einfach so wieder auf die obere Platte zu gelangen, was sie ja nicht sollten. Irgendeine Möglichkeit musste es ja aber doch geben...
 

“Hättest du jemals gedacht, dass man dich verstoßen würde? Du schienst ja eine hohe Position inne gehabt zu haben...” Ich wollte mehr über ihn wissen. Noch viel mehr. Und nun ergriff ich die Chance, um ihm einige Fragen zu stellen.
 

“Ich habe es mir gewünscht, sagen wir es so.” Ich erahnte, wie sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen bildete, “Und ich habe immer auf den Zeitpunkt gehofft, an dem all das ein Ende finden würde. Als Diener Luranthan’s zu agieren war sicherlich nichts, was ich jemals wollte, aber er war noch nicht lange der Anführer meiner Rasse. Er stürzte den eigentlichen Anführer, der lange nicht so verdorben war wie er, auf eine sehr demonstrative Art und Weise.”
 

Neugierig versuchte ich über seine Schulter hinweg in sein Gesicht zu blicken. “Wie denn?”
 

“Indem er ihn vor versammeltem Volk köpfte und seine Überreste genüsslich verspeiste. Luranthan hatte ihn in eine Falle gelockt - wäre ihm dies nicht gelungen, wäre es nie so weit gekommen.”
 

Ich musste schon mit Mühe schlucken, als ich das hörte und versuchte die Bilder, die nun vor meinen Augen auftauchten, schnell wieder zu vergessen. “War der vorherige Anführer denn ebenfalls so sehr auf Krieg aus? Oder entstand diese ganze Rebellion gegen andere Sterne und Rassen erst, als Luranthan zum neuen Anführer wurde?”
 

Nun merkte ich auch, dass es Lexus Mühe bereitete, über dieses Thema zu sprechen. Er schien seinem ehemaligem Anführer gegenüber loyal gewesen zu sein und hatte nicht akzeptiert, dass ein Tyrann wie Luranthan nun die Macht an sich gerissen hatte. “Unser ehemaliger Anführer, Lishea hieß er, war sehr besonnen. Er war ein Taktiker und nicht auf Mord und Totschlag aus, aber er führte uns mit logischen moralischen Prinzipien an, die der Großteil des Volkes nicht gut hieß. Liverans sind Wesen von grausamer Natur und sehnen sich nach Gewalt - man könnte sagen, dass sie so geboren werden. Nun, man hatte Lishea nicht zum Anführer gewählt, er war nur der Thronfolger des ehemaligen Anführers geworden, da er von ihm abstammte - einen anderen Grund gab es dafür nicht. Luranthan stand lange in Lishea’s Dienst, ähnlich meiner ehemaligen Position, und es war von Anfang an klar, dass er ihn stürzen und zur Strecke bringen wollte. Das war auch das, was das Volk unterstützte.”
 

Meine Ahnung hatte sich nun also bewahrheitet - und die Hoffnung, dass Lexus’ diesem Scheusal nicht freiwillig gedient hatte, ebenso.
 

Er setzte erneut an: “Ihm war von Anfang an bewusst, dass ich ihn nicht als Anführer akzeptierte, aber in meiner Position konnte ich mich ihm nicht entgegen stellen - zumindest vorerst nicht. Ich war ihm ein Dorn im Auge gewesen, aber er wusste, wie er mich benutzen konnte. Leider auch hatte er eine vollkommene und absolute Kontrolle über mich und es war mir unmöglich, mich seinen Befehlen zu widersetzen. Seine Methoden, seine Untertanen zu seinen Sklaven zu machen, war bestialisch. Ebenso war er es, der mich dazu zwang, mich in deine ehemalige Kolonie einzuschleusen. Es war leider einfacher gewesen, als ich gedacht hatte, und schnell wurde mir die Position im ersten Kommando-Trupp zugeschrieben, was ich dazu nutzen sollte, um die Kolonie selbst unschädlich zu machen - immerhin war es von Vorteil, dass der Feind an der Spitze weilte, so war es für die Kolonie eine Unmöglichkeit gewesen, sich gegen uns zur Wehr zu setzen, würde es zu einem Angriff kommen, da ich über allerlei geheimen Informationen verfügte und zudem auch noch die stärkste Maschine steuerte.“ Dann stockte er. Mir war schnell klar geworden, dass er nun nicht mehr darüber sprechen wollte, und wollte das Thema schon unterbinden, dann sprach er allerdings weiter: “Ebenso wusste ich aber auch, dass du auf dieser Kolonie Schutz gefunden hast, nachdem wir deinen Heimat-Stern Aternas zerstört hatten, also nutzte ich meine Position immerhin so weit aus, dass ich ein Auge auf dich haben konnte.”
 

Er wusste also, dass ich auf der Kolonie Unterschlupf gefunden hatte? Es war also auch nie ein Zufall gewesen, dass er immer in meiner Nähe war und mich auch aus der Maschine heraus geholt hatte, als ich zu sterben drohte?

Ich war sprachlos gewesen, unfähig, auch nur irgendetwas dazu zu sagen - was er zum Glück auch nicht von mir erwartete - anstattdessen gruben sich meine Finger nur umso fester in seine Kleidung, an der ich mich festhielt, und versteckt mein Gesicht in seinem Haar. Mein Gefühlschaos war somit nur umso mehr gewachsen und ich wusste auch nicht, wie ich es ordnen konnte. Ich war einfach nur dankbar dafür gewesen, dass er existierte.
 


 

-
 


 

Wir irrten noch eine Zeit lang durch die unübersichtliche Einöde, bis wir Halt machten. Langsam rutschte ich von seinem Rücken herab und suchte festen Stand auf dem Boden, ehe ich mich umsah. Wir waren an einer Sackgasse angekommen, die sich durch viele Felsen gebildet hatte. Wenn man nach Rechts und Links blickte, beugten sich weitere dunkle Felsen über die Strecke hinweg und es schien sich kein Weg daran vorbei zu ergeben.
 

“Es gibt nur eine Möglichkeit.” Lexus tastete das schwarze Gestein prüfend ab und blickte daran hinauf. “Diese Felsen sind die ‘Brücke’ zur oberen Platte. Oben angekommen wären es nicht mehr viele Meter, die uns von ihr trennen würden.”
 

“Und wie kommen wir die Felsen hinauf? Das sieht alles nicht so aus, als könnte man so einfach daran hinauf klettern.” Ich war skeptisch. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie wir auf die Spitzen der Felsen gelangen sollten.
 

Er beantwortete meine Frage, indem er nach einer der Stoffbeutel gegriffen und eines seiner Bau-Objekte heraus geholt hatte, von welchem er nicht wusste, wozu es gut sein sollte. Sonderlich groß war es nicht, und auch nicht sehr auffällig, was daran war also so herausragend, dass dies die Lösung unseres Problems darstellen sollte?

“Es ist ganz einfach. Eine ähnliche Bau-Konstruktion habe ich auf einem anderen Stern gesehen und habe Erfahrungen sammeln können, was die Hilfsmittel verschiedener Rassen angeht. Dieses Teil hier... dürfte dem Original nun sehr nahe kommen. Seine Funktion ist nun nicht unbedingt ein Wunder der Technik, aber nützlich.”
 

Zwischen all dem, was er mir darüber erzählte, verstand ich kaum ein Wort. Vom bloßen Anblick des Sichel-Ähnlichem Gebilde konnte ich die Funktion nicht erkennen - dafür, um es in den Felsen zu stoßen und es als Anker dafür zu nutzen, dass man sich daran hinauf hangeln konnte, schien es nicht stabil genug.
 

“Schau es dir einfach an...”
 

Lexus warf es nun in die Höhe, am Fels hinauf, und dann verschwand es inmitten der Nebelschwaden, die die Sicht ab einigen Metern schon verschlechterte, und ich wartete ab. Erst geschah nichts. Hatte seine Konstruktion einen Fehler gehabt und funktionierte nicht ganz so, wie er sich das gedacht hatte? Es wirkte so.

Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass noch irgendetwas passieren würde, und dann geschah es. Eine riesige Masse aus einem mir undefinierbaren Gefüge schnellte zu uns herab und ich befürchtete, dass es auf uns einschlagen würde, mittels weniger Sekunden vernahm ich dann ein lautes Kreischen, was ohrenbetäubend war.

Unmittelbar vor uns gruben sich lange, mit Stacheln und Dornen besetzte Stängel, die ich als Beine eines Insekts erkennen konnte, in den Boden hinein und unzählige Augen fixierten mich mit einem neugierigen Blick.
 

“Du fragst dich, was das ist?” Ohne irgendein Anzeichen von Scheu ging Lexus auf die relativ große Kreatur zu und berührte es sachte an einem seiner unzähligen Beine, was scheinbar eine Art von Beruhigung sein sollte. Es kreischte nicht mehr und seine hektischen Bewegungen wurden allmählich immer kontrollierter. “Das ist ein Mohernas. Eine Art von Insekt, das sich meist an Felsen und Gebirgen ansiedelt. Eigentlich sind sie nicht unbedingt handzahm und nett, aber durch eine bestimmte Art von Geräuschen, kann man sie zähmen. Und dieses Gebilde, was ich eben in den Himmel warf... Nun, das ist Lösung des Rätsels. Ab einer bestimmten Höhe, die es durch die Luft segelt, kann es einen Schall erzeugen, der die Mohernas anzieht. Es ist wie eine Hypnose, wenn man es irgendwie erklären will.”
 

Und wieder erstaunte mich. Was würde er noch alles aus seinen Taschen ziehen, um mich zu verblüffen?
 

Langsam stiegt er langsam auf das gewaltige Insekt hinauf, welches wirklich eine beachtliche Größe vorweisen konnte. Es gab so viel an dieser Kreatur zu sehen, dass ich gar nicht wusste, wohin ich als erstes sehen sollte. Die unzähligen Augen schauten mir aufmerksam dabei zu, als ich mich ebenfalls daran machte, auf es herauf zu klettern und griff schnell nach Lexus’ Hand, bevor ich auf der glitschigen Oberfläche seines Panzers ausrutschen würde.
 

“Auf jeden Fall zeichnen sich die Moherans besonders dadurch aus, dass sie mit ihren Beinen, als wären es Haken, sich in Felsen festhalten können und somit an ihnen hinauf klettern.”
 

Nun verstand ich des Rätsels Lösung. Das war also sein Plan gewesen. Und er hatte tatsächlich funktioniert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  jackal
2012-12-18T21:33:25+00:00 18.12.2012 22:33
Ah coole Idee mit diesem... Teil da was die Insekten anlockt xD
und ich find es schön, wie sich Arias Meinung von Lexus gewandelt hat, wie er ihn anfangs irgendwie gehasst hat und jetzt hat er so kitschige Gefühle für ihn hihi :D
Du stehst auf Namen mit L was? Dann hoff ich mal die nächsten Kapitel sind schnell da


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