Zum Inhalt der Seite

Neuanfang

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Am frühen Mittag wurde Sam von der Haustürklingel geweckt. Dean lag noch immer, nicht wirklich bei sich, neben ihm und war offenkundig sehr fiebrig. Missmutig quälte Sam sich aus dem Bett und ging zur Tür. Vor ihm stand ein Mann im Alter seines Vaters, gut gekleidet und mit einem Koffer in der Hand. „Hallo. Mein Name ist Dr. Smith. Katie schickt mich. Sie sind bestimmt Sam Winchester?“

„Ja, aber…“ Verwirrt rieb Sam sich über das Gesicht. „Entschuldigen sie, aber was tun sie hier?“

„Katie sagte mir, dass ihrem Bruder einen Aufenthalt in einem Übergangsheim nicht gut überstanden hat. Sie bat mich dafür zu sorgen, dass ihr Bruder, Dean, wieder richtig auf die Beine kommt.“, lächelte der Arzt.

„Ähm…das ist ja sehr nett von ihnen, aber wie viel wird das kosten?“

Jetzt musste Dr. Smith einen Moment überlegen, wie er seine Worte formulieren sollte. „Katie vermutet, dass die Krankheit von Dean, große finanzielle Probleme bei ihnen verursacht hat.“, wurde er leiser und hoffte, eine Freundschaft nicht zu zerstören. „Deshalb bat sie mich, ihnen nicht zu sagen, wie hoch die Kosten sind, was bedeutet, dass meine Behandlung für Dean kostenlos sein wird.“

Überrascht klappte Sam der Mund auf. „Aber…“

„Nun, auch wenn Katie nur Physiotherapeutin ist, kann ich versichern, dass ihre medizinischen Kenntnisse außerordentlich sind. Sie sorgt sich sehr um ihren Bruder, weshalb ich ihn jetzt gern untersuchen würde.“

Sam gefielen Almosen ganz und gar nicht, er wusste aber auch, dass er es sich nicht erlauben konnte einem geschenktem Gaul ins Maul zu sehen. „Kommen sie rein.“

„Danke sehr!“ Mit einem Lächeln trat der Arzt an ihm vorbei.

Sam deutete ihm den Weg zum Schlafzimmer, wobei ihm auffiel, dass er nur Shirt und Unterhose trug. „Verzeihen sie meinen Aufzug, aber die Nacht war lang.“

„Machen sie sich keine Sorgen, ich bilde mir grundsätzlich nicht, vom ersten Treffen ein Urteil.“, versicherte Smith und machte erst einmal Licht im Zimmer. Sam beeilte sich, sich eine Jeans über zu ziehen, bevor er den Arzt an Deans Seite führte. Dort ließ sich der Mediziner erst einmal die Geschichte des Kranken erzählen.

„…und seit gestern Abend ist er jetzt so.“

„Sie wissen nicht, welche Medikamente man Dean verabreicht hat?“

„Man hat mir gar nichts gesagt.“

„Ich habe einen Schnelltest für die Analyse von Blut. Dürfte ich ihrem Bruder etwas Blut abnehmen?“

„Natürlich.“ Vorsichtig befreite Sam einen von Deans Armen aus der Lawine aus Decken.

Doch bevor eine Nadel auch nur in Sicht kam, holte der Arzt eine Manschette zum Blutdruckmessen aus seinem Koffer, welche er Dean anlegte. Besorgt beobachtete Sam jede noch so kleine Bewegung des Doktors, um sicher zu gehen, dass Dean in guten Händen war. „Der Blutdruck ist etwas niedrig…“, kommentierte der sein Ergebnis und prüfte dann den Puls, welcher etwas hoch war.

„Woran kann das liegen?“

„Das kann ich noch nicht sagen.“ Ruhig wurde das Blutdruckmessgerät wieder in den Koffer gepackt und eine Taschenlampe herausgeholt. Dann kontrollierte Smith die Reaktionen der Pupillen von Dean, indem er ein Augenlid nach dem anhob und hinein leuchtete. Diese Prozedur hatte ein Stöhnen von dem Blonden zu Folge.

„Dann würde ich jetzt gern Blut abnehmen.“

„Ist gut.“ Sam setzte sich neben Deans Kopf, um diesen im Notfall beruhigen zu können.

Nun wurde Dean der freigelegte Arm abgebunden und der Arzt nahm sich eine sterilisierte Nadel aus ihrer Verpackung. „Sie sollten ihn festhalten. In seinem Zustand, könnte er panisch sein, wenn er so wach wird.“

„Das werde ich“ versprach Sam und hielt Dean mit sanfter Gewalt fest. Aber der Kranke überstand die Blutabnahme ohne auch nur einmal zu erwachen, wofür ihm Sam durch die Haare strich.

Ungefähr eine halbe Stunde später wurde Sam dann erklärt, dass Dean unter einem Entzug litt. Die Blutuntersuchung hatte ergeben, dass er sehr starke Beruhigungsmittel bekommen hatte und da dies vermutlich täglich geschehen war, hatte sich dessen Körper natürlich daran gewöhnt.

„Das könnte ich nicht zufällig schriftlich haben, oder?“

„Doch, natürlich!“, versicherte Dr. Smith. „Ich habe ja die Blutproben und werde heute Abend, wenn meine Praxis schließt, ein Gutachten schreiben, wenn sie das brauchen.“

„Ich danke ihnen“ erklärte Sam da erleichtert.

Da wurde Sam noch erklärt, was er bei Deans Körperfunktionen in den kommenden Tagen beachten musste und wie er diese auch mit haushaltsüblichen Gegenstände in Erfahrung bringen konnte. „…Ich gehe davon aus, dass der körperliche Entzug so in sieben Tagen ausgestanden ist. Ob ihr Bruder auch geistig abhängig ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Und wenn etwas nicht stimmt, bestehe ich darauf, dass sie sich mit mir in Verbindung setzen. Sonst ziehe ich sie zur Rechenschaft, ihr Bruder steht schließlich in ihrer Obhut!“

Bei diesen scharfen Worten stand Sam regelrecht stramm. „Das mache ich sofort!“ So sah er ein zufriedenes Nicken.

„Sie sollten ihrem Bruder auch keine Beruhigungsmittel mehr geben. So wie sie ihn beschrieben haben, gehe ich davon aus, dass er wesentlich schneller genesen wird, wenn sich sein Körper entfalten darf.“

„Vor dem Pflegeheim bekam er nur die Medikamente, die ihm verschrieben waren“ versicherte Sam dem Arzt da ehrlich. „Mit seinen Anfällen kommen wir so klar.“

„Ich weiß. Katie hat da so was angedeutet.“, erklärte der Arzt, dass er ihm glaubte.

„Seit er wieder da ist habe ich ihm noch gar nichts gegeben, aus Angst vor einer Überdosierung.“

„Das ist gut!“ Smith nickte zufrieden. „Wenn sie möchten, lasse ich mir die Papiere der behandelnden Ärzte zukommen und ich übernehme in Zukunft die Behandlung.“

„Wenn ihnen das keine Umstände machen würde…“

„Nein, macht es nicht und es wäre für Dean wesentlich besser und er bräuchte nicht mehr so weit zu seinen Untersuchungen fahren.“

„Das ist wirklich sehr nett von ihnen.“

„Kann ich sonst etwas für sie tun?“

„Nein, sie haben wirklich schon genug für uns getan.“

„Dann werde ich sie jetzt wieder allein lassen.“

Ihm noch einmal dankend brachte Sam ihn zur Tür. Danach stand King wieder neben Sam und winselte leise. „Du willst auch raus, was?“ Jetzt bellte der Hund und lief von allein seine Leine holen. Grinsend sah Sam noch einmal nach seinem Bruder, bevor er sich warm anzog, um mit King seine Runde zu machen.
 

Erst am späten Nachmittag erwachte Dean wieder und fror noch immer. Dennoch hatte er das dringende Bedürfnis auf die Toilette zu müssen. Was nicht gerade besser wurde durch den Hundekopf, der auf seine Blase drückte. „Hmm…“, brummte der Erwachte und hob seinen Kopf um zu sehen, was ihn drückte.

Die Bewegung spürend hob auch King den Kopf und sah ihn aus großen Augen an. „King!“, war Dean erleichtert, da er keinen Druck mehr spürte und strahlte den Hund an. Er konnte dabei ein Zähneklappern nicht verhindern. Der Labrador bellte freudig und erhob sich, um Dean das Gesicht abzulecken. „Lass das!“, lachte der ältere Winchester und hob seine Arme um King abzuhalten und zu streicheln. Der Genoss die Zuwendung sichtlich, auch wenn er durch sein Bellen die zweite Person im Bett weckte.

„King?“

„Sam?“, kam es da bibbernd von Dean und er drehte seinen Kopf zu dem Jüngeren. Jener war mit einem Schlag hellwach und lächelte den Älteren an.

„Hey. Wie fühlst du dich?“

„Mir ist kalt und ich fühle mich von einem Güterzug überrollt.“, bibberte Dean und nahm seine Hand wieder von seinem Hund um sie unter die Decke zu kuscheln. Sorgenvoll strich Sam ihm über die Stirn.

„Kann ich was für dich tun?“

„Ich müsste aufs Klo.“

Sam lächelte, als er die Bitte raus hörte. „Wie wäre es danach mit einer heißen Dusche?“

„Ich bin so müde.“, lehnte Dean leise ab.

„Es würde dir gut tun. Du bist voller Schweiß“ sprach Sam ihm gut zu und stand aus dem Bett auf.

„Ich würde danach gern wieder schlafen.“, wollte der sonst so reinliche Ältere aber weiter ablehnen, da er sich gar nicht gut fühlte.

„Ich pack dich danach wieder ins Bett, versprochen.“

„Ja, nach dem Klo.“, nuschelte Dean und ließ sich aufsetzen helfen, als Sam bei ihm war.

„Nach der Dusche“ korrigierte der Jüngere und hob ihn aus dem Bett.

„Bitte!“, bibberte es zurück.

Dean wurde, samt einer Decke in den Rollstuhl gesetzt. „Na komm. peppen wir dich ein bisschen auf.“

„Sklaventreiber!“, nuschelte Dean, der verstand warum Sam das tat auch wenn ihm gar nicht danach war.

Grinsend brachte der Jüngere ihn ins Bad und half ihm auf die Toilette. „Wichtig ist jetzt erst mal, dass du nicht noch krank wirst.“ Dean, der keine Ahnung hatte, wovon Sam sprach, da er sich krank fühlte, hob eine Augenbraue hoch. „Du bist nicht krank“ erklärte Sam ihm da ehrlich. „Das liegt alles an den Medikamenten, die man dir gegeben hat.“ Das verstand der Ältere und erleichterte sich, doch duschen wollte er noch immer nicht, da er sich wirklich unglaublich schlecht und frierend fühlte. Dennoch wurde er ausgezogen und auf den Duschstuhl gesetzt. „Gleich wird es warm.“

„Sam!“, beschwerte sich Dean und fror mehr denn je. Der Jüngere lächelte ihm zu und stellte das warme Wasser an. Dean hielt zwar nun still, war aber nicht nur nicht erfreut, sondern noch mehr am klappern und ihm wurde schwindelig. Schnell beendete Sam die Dusche deshalb wieder und wickelte Dean in einen dicken Bademantel. Dabei hörte er dessen Magen leise knurren.

„Wie wäre es gleich mit einer warmen Suppe?“

„Ich möchte lieber schlafen.“

„Ist gut, dann bring ich dich wieder ins Bett.“

„Danke!“ Dean ließ sich weiter helfen und war froh, als er wieder im Bett war.

„Würdest du was trinken, bevor du wieder einschläfst?“

Dem stimmte der Ältere zu. Dean wurde dankbar die Stirn geküsst, bevor Sam ihm ein Glas Wasser hin hielt. Vorsichtig trank Dean dann, bevor er wieder kräftig zu zittern begann. Sam wickelte ihn dick ein und lächelte ihn dann an. „Soll ich dir eine Wärmflasche machen?“ Sein Bruder nickte freudig, denn daran hatte er noch gar nicht gedacht.

„Kommst du danach auch wieder ins Bett?“

„Als würde ich dich alleine lassen!“

„Vielleicht musst du ja lernen oder arbeiten…“

„Das kann ich auch später noch machen.“

„Mein Sam!“, nuschelte Dean glücklich und trank, bevor er dem Jüngeren das Glas zurück gab um vielleicht wieder schlafen zu können.

Der Jüngere stellte das Glas auf den Nachttisch und küsste Dean dann sanft die Wange. „Ich mach die Wärmflasche.“ Als Sam dann das Wasser für die Wärmflasche kochte, klingelte es an der Haustür. Da er nicht mit noch einem Arzt rechnete, ging er etwas verwundert an die Tür. Vor ihm stand Katie und Charlie, die beide zwei große Schüsseln trugen.

„Hey Sam. Wir dachten, wir gucken mal rein.“, kam es da unschuldig von der jungen Frau und sie drückte sich grinsend an ihm vorbei.

„Wollt ihr nicht rein kommen?“ murmelte der Jüngere, als er die Tür hinter ihnen schloss.

„Gern!“, strahlte seine Freundin und stellte ihre Schüssel ab. Charlie tat es ihr gleich. „Habt ihr schon gegessen?“

„Noch nicht. Dafür ist Dean nicht lange genug wach.“

„Wie geht es ihm denn?“, fragte sie nach und ging an den Küchenschrank um Geschirr und Besteck heraus zu holen.

„Noch nicht besser. Er schläft eigentlich nur“ erklärte Sam, während er sich Charlie auf den Arm hob. Glücklich schmiegte sich der Kleine an ihn.

„Aber Dean wird wieder gesund?“

„Ganz bestimmt“ versicherte der Größere ihm ehrlich, weshalb sich Charlie glücklich ankuschelte. Dann stellte Katie ihm einen Teller mit leckerem Braten, Soße und Nudeln vorsetzte.

„Ja, Schatz. Dean wird wieder gesund!“

„Ich soll doch hoffentlich nicht alleine essen, oder?“

„Ich will auch!“, verkündete da Charlie und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Braver Junge“ lobte Sam ihn da und grinste Katie an. „Hörst du, dein Sohn will auch!“

„Ich weiß!“ Sie drehte sich wieder zu ihm und hielt zwei weitere Teller in der Hand. „Ich auch!“

Da ertönte plötzlich ein Pfeifen aus der Küche. „Setzt euch schon mal an den Tisch. Ich mach Dean noch seine Wärmflasche.“

„Nimm ihm auch was mit.“, kam es da sanft von Katie , woraufhin Sam nickte.

„Ich schau ob ich ihm zum essen bekomme.“

„Sag ihm, ich komm ihn sonst füttern!“

„Na, ob Drohungen der richtige Weg sind?“

„Versuch es einfach mal.“, lächelte sie und setzte sich.

Grinsend machte Sam seinem Bruder einen Teller fertig und trug diesen dann, samt Wärmflasche, ins Schlafzimmer. Dort war Dean bereits halb am schlafen und vor allem am bibbern. „Dean?“ erklang es deshalb sanft von dem jüngeren Bruder.

„Sam…“, nuschelte der Ältere und schlug schwerfällig seine Augen auf.

„Ich hab hier was für dich.“

„Die Wärmflasche?“, freute sich Dean sofort.

„Und etwas zu Essen von Katie.“

„Mir ist nicht nach essen…“, flüsterte er leise.

„Das dachte ich mir, weshalb Katie ausrichten lässt, dass sie dich höchstpersönlich füttern kommt, wenn du nicht isst.“

Dean brummte, bevor er nickte. „Vielleicht ja ein paar Bissen?“

„Großartige Idee!“ Sam half ihm sich aufzusetzen und schob ihm dann die Wärmflasche unter die Decken.

„Danke!“ Müde lächelte Dean und wartete auf Sam, der ihn fütterte.

Der setzte sich sofort neben ihn, um genau das zu tun. Dean stellte nach zwei Bissen fest, dass es sehr lecker war, konnte aber bereits nach vier Bissen nichts mehr herunter bekommen. „Ist ok. Hauptsache du hast was gegessen.“ Sam küsste ihn verständnisvoll. „Ich geh jetzt essen und komm dann wieder zu dir.“

„Ich laufe nicht weg.“, versuchte sich Dean an einem Witz, wofür er noch einen Kuss bekam.

„Bis gleich.“

Außerhalb der Küche, wurde Sam von seinen Besuchern erwartend angesehen. „Und? Hat er gegessen?“

„Ein Wenig. Viel hat er nicht runter bekommen.“

„Aber besser als nix!“, stellte Charlie fest und begann endlich selbst zu essen.

„Guten Appetit“ wünschte Sam ihm da grinsend.

„Dir auch!“, lächelte Katie und begann ebenfalls zu essen.

Die nächsten Tage brachten Sam an den Rand seiner Kräfte, da er sich mehr denn je um Dean kümmern musste, ohne seine Arbeit zu vernachlässigen. Dazu kam, dass er immer noch den Lehrstoff aufholen musste, den er während seiner Krankheit verpasst hatte. Aber nach einer Woche wurde es mit jedem Tag besser, den körperlichen Entzug hatte Dean hinter sich und er brauchte Sam nicht mehr immer so belasten. Vor allem, als sich zeigte, dass er in seiner Bewegungsfähigkeit keine Rückschritte gemacht hatte. Ein Grund, warum Dean auch viel im Internet unterwegs war und offensichtlich etwas suchte. Sam ließ ihn machen, froh darüber etwas Zeit für seine eigenen Pflichten zu haben.

Ganz selten fand er dann aber mal die Zeit einfach nur mit Dean auf der Couch zu sitzen und seinen Bruder zu genießen. Sie schenkten sich dabei gegenseitig Streicheleinheiten und konnten ihre Verliebtheit genießen. „Sag mal, Sam…“

„Hm?“

„Weißt du, was mit uns passiert ist?“, fragte Dean vorsichtig. „…Ich meine, wir sind Brüder… und ich liebe dich, wie den Menschen, mit dem ich alt werden möchte… mit dem ich das Bett teilen möchte…“

„Was du auch tust“ ergänzte Sam mit einem Schmunzeln, bevor er auf das wirkliche Thema einging. „Aber was soll passiert sein?“

„Das ist nicht normal.“

„So unnormal ist das aber auch nicht.“

„Nicht?“, fragte Dean nun überrascht.

„Das war früher ganz normal. Im alten Ägypten haben Geschwister sogar andauernd geheiratet!“

„Heute aber nicht mehr.“, stellte Dean leise fest. „Ich hab aber was im Internet gefunden…“

„Danach hast du die letzten Tage gesucht?“

Er schüttelte verneinend den Kopf. „Ich bin eher zufällig drauf gestoßen. Aber die Art wie wir groß wurden und was in den letzten Monaten mit uns passiert ist, lässt sich über irgendso einen psychologischen Begriff erklären und es lässt sich therapieren…“ Sein Bruder runzelte besorgt die Stirn, als er das hörte.

„Das ist doch keine Krankheit!“

„Fachleute sagen das Gegenteil.“ Dean erzitterte und kuschelte sich mehr an Sam. „Ich wollte nur, dass du es weißt und das ich dich trotzdem liebe!“

„Du willst dich also nicht therapieren lassen?“ fragte der Jüngere vorsichtig nach.

„Nein!“, kam es bestimmend von Dean, der ihm dabei fest in die Augen sah. „Und solltest du… Dann bin ich bereit, dich dein Leben, leben zu lassen.“

„Dean“ hauchte Sam da und küsste ihn zart. „Seit ich sechs Monate alt bin, bist DU mein Leben.“ Überglücklich erwiderte der Ältere den Kuss leidenschaftlich und legte all seine Gefühle hinein. Nicht verwunderlich, dass sich der kleine Kuss so zu einer handfesten Knutscherei entwickelte. Was die beiden Liebenden dabei nicht bemerkten war, wie sich die Tür zum Garten öffnete und Katie ganz unbekümmert eintrat. Es war offensichtlich, dass sie die Knutscherei gesehen hatte, doch sie störte sich nicht dran und kommentierte es nicht, sondern ging erst einmal weiter in die Küche.

So schreckten die Brüder erst auseinander, als die Schränke in der Küche klapperten, weil sie dabei aber auch einen erschreckten Laut von sich gaben, drehte sich Katie strahlend um. „Lasst euch nicht stören, ich suche lediglich den Weichspüler. Ich wollte mir etwas leihen, da meiner eben alle gegangen ist.“

„Ist in der Waschküche…über der Waschmaschine…“ brachte Sam wie auf Autopilot hervor.

„Danke!“ Katie nickte und hob dann ein Paket hervor, dass sie mitgebracht hatte. „Und wo soll ich euch das hinlegen? Ich hab‘s vom Postboten, er war vor der Tür und es ist für euch.“

„…Leg es einfach auf den Tresen.“

„Ist gut!“ Noch immer bester Laune legte sie das Paket wieder ab und ging zur Waschküche. „Ach im Übrigen, ihr könnt ruhig weiter machen. Ich weiß eh schon länger Bescheid und finde es niedlich!“ Jetzt klappte Sam erst recht der Kiefer runter, waren sie doch mehr als vorsichtig gewesen. Ganz schnell kam Katie wieder aus der Waschküche und grinste sie an. „Wir sehen uns!“ Dann winkte sie noch so fröhlich wie immer und verschwand wieder aus der Gartentür.

„Sag mir, dass das grade ein ganz bizarrer Albtraum war.“

„Wenn du Katie meinst und das sie bereits alles weiß… nein, war es nicht…“

„Darf ich schreien?“

„Wenn du mir vorher die Ohren zu hältst.“

Sam legte seine Hände über Deans Ohren und ließ einen Schrei los. „Jetzt geht es mir besser.“ Weil er Dean dabei aber auch wieder sehr nahe war, küsste dieser ihn einfach.

„Ja?“

„Ja. Ich kann aber nicht garantieren, dass ich nicht verlegen stottere und über meine eigenen Worte stolpere, wenn ich Katie das nächste Mal sehe.“

„Ich bin eher erleichtert, dass wir uns vor ihr nicht verstellen müssen.“, bemerkte Dean das viel ruhiger.

„Heißt das, es lässt dich völlig kalt, dass sie weiß, dass du deinen Bruder vögelst?“

„Mich macht es viel nervöser, wenn ich daran denke, was sie noch alles wissen könnte.“, erklärte der Ältere leiser.

„Keine Panik, sie hält uns für ehemalige Kopfgeldjäger.“

„Katie ist nicht auf den Kopf gefallen…“

„Ja, leider.“

„Wollen wir dann nicht mal alle Karten vor ihr offen legen?“, fragte Dean nun vorsichtig, was ein Schnauben des jüngeren Bruders zur Folge hatte.

„Hey Katie, erinnerst du dich an das Monster unter dem Bett, von dem du Charlie nur mit Mühe überzeugen konntest, dass es nicht existiert? Nun das gibt es doch!“

„Ach Sam…“ Dean lehnte sich an und sah ihm tief in die Augen.

„Willst du wirklich das Risiko eingehen, dass Charlie je etwas von all dem Horror erfährt, mit dem wir aufwachsen mussten?“ fragte dieser ihn daraufhin.

Der Ältere schüttelte den Kopf. „Nein, das ist für uns vorbei und Charlie wird es nie erfahren. Aber ich möchte eine Freundin nicht ein Leben lang anlügen müssen.“

„Ich weiß nicht…“

„Denk einfach darüber nach.“, säuselte Dean und küsste den Jüngeren.

„Ich kann nichts versprechen“ erklärte der ihm ernst.

„Mehr verlange ich nicht!“, schwor er Sam und küsste ihn erneut.

„Weiter knutschen?“

„Mhhh… Gern…“, säuselte Dean und ‚knutschte‘ weiter, bis ihm was einfiel. „Was ist das eigentlich für ein Paket?“

„Paket?“ fragte Sam nach, noch immer mehr am Knutschen interessiert.

„Das was Katie gebracht hat…“

Halbherzig schielte Sam zur Küchentheke. „Das Paket?“

„Genau.“, erklärte Dean und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich steh ja schon auf“ grummelte der Jüngere und erhob sich vom Sofa.

„Schmatz!“

„Idiot“ grinste Sam und holte das Paket aus der Küche.

„Hast du was bestellt von dem ich nichts weiß?“

„Pinke Satinunterwäsche für dich“ war die trockene Antwort.

„WAS??“, kam die prompte Reaktion und Dean wurde knallrot.

Überrascht hob Sam eine Augenbraue. „Hast du mir was zu sagen?“

„Nein. Nein!“, widersprach Dean vehement. „Ich fand das nur nicht komisch! Ich kann mich nicht wehren!“

„Äha…“ Sam rollte die Augen und sah sich das Paket genauer an. „Absender ist ein Elroy McGillicuddy…klingt nach Dad.“

„Hm.“, war der Ältere nun noch viel weniger begeistert.

„Ob es explodiert, wenn wir es nicht aufmachen?“

„Vergrab es doch irgendwo im Garten!“, schlug Dean sofort begeistert vor.

„Und wenn es war Wertvolles ist oder was Verfluchtes?“

„Deshalb ja.“

„Werfen wir einfach einen Blick rein.“

„Wenn es muss.“, nicht begeistert sah Dean auf das Paket. Sein Bruder atmete tief durch und öffnete es dann, nur um eine Holzkiste rauszuholen.

„Hm.“

Absolut desinteressiert sah Dean nun weg.

„Was soll das bitte sein?“ Sam öffnete die Kiste und entdeckte einen darin gebeteten Colt. Auch Dean runzelte die Stirn und wand ihm wieder den Blick zu. Irgendwas sagte ihm ein Colt, doch er wusste es nicht mehr, weshalb er schließlich mit den Schultern zuckte.

„Wir brauchen es nicht!“

„Du willst eine Handfeuerwaffe wegwerfen?“ Sam legte die Waffe beiseite, nur um einen Zettel in dem Paket zu finden. „Versteckt ihn?“

„Sam, ich hab für uns damit abgeschlossen. Selbst wenn ich wieder werden sollte, werde ich nicht mehr jagen gehen und möchte ein normales Leben mit dir haben.“

„Ist das dein ernst?“

„Ja.“, erklärte Dean. „Ich würde zwar alles zur Strecke bringen, dass uns dieses Leben nehmen will. Aber ich würde dieses Hinterherjagen aufgeben!“

„Also so leben, wie Bobby?“ fragte der Jüngere noch einmal nach.

„Davon könnten wir leben…“, wurde Dean nun kleinlaut, da Sam ihm so überhaupt nicht zustimmte.

„Hm…“ nachdenklich lehnte der seinen Kopf gegen Deans. „Das Jurastudium wäre dafür nur hilfreich, so oft, wie Jäger mit dem Gesetz aneinander geraten.“

„Du möchtest lieber weiter machen?“

„Gott nein! Ich liebe unser Haus!“

„Und ich liebe dich!“

„Und ich liebe dich, weshalb ich dir erlaube deine Rührseligkeit später auf die Medikamente zu schieben.“

Dean lachte und legte eine Hand nun auf Sams Oberschenkel. „Wir könnten auch andere Dinge tun, die wir auf Medikamente schieben könnten…“

„Ach, kriegst du seit neuestem etwa auch kleine blaue Pillen?“

„Nein, aber das muss ja niemand wissen!“, erklärte er als Begründung für die Ausrede. „Du bist sowieso so scharf, das zählt schon um berauscht zu werden!“, grinste Dean, wofür er geküsst wurde.

„Schlafzimmer?“

„Sofa!“, lachte der Ältere und ließ seine Hand zwischen die Schenkel wandern. Fiepend zuckte Sam zurück.

„Und wenn Katie zurück kommt?“

„Die will jetzt waschen!“, grinste Dean weiter und ließ seine Finger gekonnt über die verdeckte Haut gleiten.

„Wenn wir erwischt werden töte ich dich“ grollte der Jüngere und rollte sich auf seinen Bruder.
 

Glücklich, befriedigt, aber auch zufrieden, da er den Colt hatte einfach unter dem Sofa verschwinden lassen, lag Dean eine ganze Weile später im Arm seines Bruders und lächelte breit. „Stell dir vor, was wir anstellen können, wenn ich wieder all meine Glieder bewegen kann…“

„Wir könnten die Fortsetzung des Kamasutras schreiben?“

Er stimmte dem zu und küsste Sams Brust. „Wir könnten es erst einmal klassisch angehen lassen… Hast du je die Waschmaschine richtig getestet?“

„Alleine oder in Begleitung?“

„In Begleitung mit mir!“

„Extra Schleudern?“

„Genau!“

Grinsend lehnte Sam sich über ihn, um ihn zu küssen. „Ist vorgemerkt.“

„Uns werden da bestimmt noch ein paar schöne andere Dinge einfallen…“ Er zwinkerte dem Jüngeren zu, bevor sein Magen laut zu knurren begann.

„Wie Sex in der Küche?“ schlug Sam ihm da grinsend vor.

„Der Tresen?“, fragte sein Bruder begeistert nach.

„Sogar der Herd, wenn du willst!“

„Wie verlockend!“, schnurrte Dean und seufzte. „Aber zuerst brauch ich was anderes aus der Küche.“

„Und ich weiß was.“ Dean wurde noch einmal geküsst, bevor Sam aufstand und sich wieder anzog.

„Ich bin dafür, dass wir Katie den Schlüssel wieder weg nehmen, oder eine Krawatte anhängen oder so…“

„Klar, wenn du ihr das vorschlägst.“

„Ich glaube, die Krawatte versteht sie von allein…“

Grinsend wurde ihm sein Shirt ins Gesicht geworfen. „Ach sei ruhig!“ Dean lachte und zog sich das Shirt über.

„Was willst du essen?“ wurde er unterdessen aus der Küche gefragt.

„Steak und Pommes.“, erklärte Dean und fischte mit seiner Hand nach der Unterwäsche auf dem Boden.

„Wie wäre es mit Steak und Gemüse?“

„Brokkoli…“

„Haben wir denn noch Brokkoli?“ erklang es fragend, als Sam bereits den Kühlschrank öffnete.

„Ich nehme auch Pommes.“, erklärte Dean ächzend und versuchte in seine Unterhose zu gelangen.

„Kommt gar nicht in Frage!“ flötete Sam, der nur noch Karotten gefunden hatte. Als er dabei einen Blick auf seinen Bruder warf, sah er, wie der unter unmöglichen Varianten versuchte seine Unterhose anzuziehen und bereits ein Bein drinstecken hatte.

„Warum? Pommes sind Kartoffeln.“

Augen rollend ließ Sam die Karotten liegen, um wieder zu ihm zu kommen. „Soll ich helfen?“

„Nein, ich krieg das hin!“, bestand Dean und warf einen Blick auf die Karotten. „Kannst du nicht eher die frittieren?“

„Wenn du fit genug bist, um zu kochen darfst du machen, was du willst!“

Dean nickte und konzentrierte sich verbissen auf die Hose. „Dann nehme ich eben Steak und Pom… ähm, Rotzeug.“

„Brav“ grinste der Jüngere und kehrte in die Küche zurück. Als er dann die Karotten geschält hatte und die Pfanne für die Steaks erhitzt hatte, hörte er einen Freudenschrei vom Sofa. „Bist du nicht mehr nackt?“

„Doch, aber guck mal!“, forderte Dean, der mit einem Fuß bewusst wackelte und so nun versuchte nach dem Sofakissen zu angeln, weil er sich so freute.

Sam drehte sich zu ihm, um ihn besser beobachten zu können. „Das ist klasse! Vor allem da du nüchtern bist!“ Ihm wurde die Zunge rausgestreckt, bevor es Dean auch noch schaffte sein Knie leicht anzuwinkeln.

„Ich glaub ich hab das Gefühl wieder!“

Glücklich lächelnd stützte Sam sich auf den Tresen. „Ich wusste, dass du es schaffst.“

„Hilfst du mir jetzt doch anziehen?“, wurde er unschuldig und erschöpft gefragt, als das Bein wieder erschlaffte.

„Klar, ist meine Lieblingsbeschäftigung nur andersrum“ scherzte Sam und kam wieder zu ihm.

„Danke, Süße!“ Dean wurde die Unterhose richtig angezogen, wobei der Bund schmerzhaft schnallen gelassen wurde. „Au!“ Er sah entschuldigend auf. „Mein scharfer Sammy?“

„Besser,…Süße!“

„Nachäffer.“, kommentierte Dean und ließ sich weiter kleiden. Grinsend zog ihm Sam die Jean über die Beine.

„Jetzt zufrieden?“

Dean zog ihn näher um ihn zu küssen, bevor er nickte. „Danke!“

„Bitte! Und jetzt bekoch ich dich, wie klingt das?“

„Spitzenmäßig!“

„Gut!“ Dean erhielt noch einen Kuss, bevor Sam in die Küche zurück kehrte.
 

Bis zum nächsten Vormittag sollten die Brüder für sich bleiben. Erst dann klingelte es wieder an ihrer Haustür und wie sollte es anders sein, war es Katie, die den Weichspüler zurückbringen wollte.

„Seit wann klingelst du?“ war die Begrüßung, mit der ihr die Tür geöffnet wurde.

„Ich wollte nicht stören.“, kam die unbekümmerte Antwort sofort zurück und Katie betrat das Haus. Etwas verlegen ließ Sam sie gehen und schloss hinter ihr die Stirn.

„Ich hab auch euren Weichspüler dabei.“, verkündete sie fröhlich und suchte nach Dean. „Hey schöner Mann!“ Die Gelegenheit nutzend nahm Sam ihr den Weichspüler ab, um damit in die Waschküche flüchten zu können.

„Hallo schöne Frau!“, grüßte sein Bruder nämlich frech zurück und grinste Katie überlegen an.

„Da sieht jemand aber äußerst befriedigt aus“ grinste diese daraufhin zurück.

„Befriedigter als manch andere Person bestimmt.“ Dean lachte. Wofür er einen Klaps auf den Arm erhielt.

„Glückspilz!“

„Danke Katie!“ Dean strahlte und sah sie fragend an. „Brauchst du mehr Weichspüler oder was kann ich für dich tun?“

„Du könntest kooperieren, wenn ich deinen süßen Hintern zum Training anspornen will!“

„Ist gut.“, stimmte er zu und wartete, was passieren würde.

„So, meine Liege ist noch draußen, wo ist also der andere süße Hintern in diesem Haus, um anzubieten sie für mich reinzutragen?“

„Sam?“

„Sollte ich King gemeint haben?“

Dean verzog den Mund und rief lauter mach seinem Bruder, woraufhin dieser aus dem Waschküche kam. „Oh…Katie…du bist ja noch hier…“

„Nein, ich bin ein böser Geist, der dich wegen gestern aufziehen will!“

„…Toll.“

„Jetzt schmoll nicht!“ Katie stemmte die Hände in die Hüfte. „Helf mir lieber, dem Süßen hier zu helfen, Süßer!“

„Das ist eine ziemlich süße Antwort.“ Ihren Blick meidend ging Sam an ihr vorbei, um die Liege zu holen, da er die vorige Unterhaltung natürlich mitbekommen hatte. Ohne Rücksicht auf Dean, da dieser offensichtlich keine Schwierigkeiten hatte, folgte die junge Frau ihm und sprach ihn vor der Haustür an.

„Was ist dir so peinlich, Sam?“

„Peinlich? Was sollte mir peinlich sein?“ versuchte der Größere sich verlegen rauszureden.

„Das ich dich und Dean gesehen hab?“, fragte sie sanft nach.

„Also…so viel…gab es ja gar nicht zu sehen…“ Er griff sich ihre Liege und wollte sie wieder rein tragen.

„Sam…“, blieb Katie aber stehen.

„Was??“

„Sprich doch mit mir… oder soll ich euch in Ruhe lassen?“

„Wer redet denn von so was?“

„Dein Verhalten…“

Peinlich berührt sah Sam zur Seite. „Es ist mir halt unangenehm.“

„Das braucht es aber nicht.“, versicherte Katie. „Es ist das natürlichste der Welt, egal aus welcher Sicht man es betrachtet.“, zeigte sie sogar Verständnis.

„Ernsthaft?“

„Klar. Überall in der Natur gibt es schließlich auch gleichgeschlechtliche Paare.“, erklärte Katie gelassen.

„Auch blutsverwandte gleichgeschlechtliche Paare?“

„Wenn ein Tier nicht schon in einer monogamen Beziehung lebt, was nur bei den wenigsten Arten so ist, ist es den Tieren meist egal.“, blieb sie sachlich. „Alles andere ist menschliche Moral und Erziehung.“

„Was ja zwei so unwichtige Dinge sind“ seufzte der Jüngere.

„Sie existieren aber nur hier!“ Katie tippte ihm deutlich gegen die Stirn. „Wichtig ist doch nur, was du fühlst, du und Dean! Wichtig ist, dass ihr es beide wollt!“

„Tun wir“ murmelte Sam da leise.

„Dann sei doch endlich glücklich, du Hornochse!“

„Bin ich doch!“

„Und warum ist es dir dann vor mir peinlich?“, fragte Katie nun ehrlich irritiert.

„Weil das…privat ist?“

„Und wenn Dean zwei Brüste und eine Scheide hätte? Wie würdest du dann mit mir umgehen, wenn ich gesehen hätte, dass ihr euch auf dem Sofa küsst?“

„Wäre er dann meine Schwester oder bloß eine Freundin?“

Nun tippte sie ihm gegen die Brust. „Ich seh schon, DU hast ein Problem mit dem wer und was Dean ist, nicht ich. Aber gut, wer sich wie ein Kind anstellt, soll es auch wie ein Kind lernen.“ Beleidigt, drehte sich Katie weg und ging wieder ins Haus.

„Ich hab damit kein Problem und DU schmollst gerade wie ein Kind“ rief Sam ihr noch nach, bevor er ihr die Liege rein trug.

Den großen Mann ignorierend, strahlte Katie wieder ihren Patienten an. „Dann wollen wir dich doch mal ein bisschen quälen…“ Sam verkniff sich ihr eine Grimasse zu schneiden, als er ihre Liege aufstellte. Doch bevor sie Dean auf die Liege verfrachten wollte, lockerte sie erst einmal dessen Muskeln auf dem Platz wo er saß. Sie griff beherzt an Deans Bein, was Sam mit Missmut beobachtete.

„Nicht zu fest.“, grinste Dean und entspannte, als sie seine Muskeln lockerte. Dass seinem Bruder das gar nicht passte bemerkte er dabei nicht, auch wenn dieser die Liege äußert geräuschvoll einrasten ließ.
 

Als Katie wieder nach Hause gegangen war, stöhnte Dean. „Morgen wird ich Muskelkater haben!“

„Durch sie oder durch mich?“ fragte ihn da Sam, der ihm die müden Schultern rieb.

„Durch euch.“, erklärte der Ältere und lehnte sich seinen Händen entgegen.

„Ist das die politisch korrekte Antwort?“

„So kann man es sagen.“, grinste Dean und seufzte, als Sam eine harte Stelle berührte. Kaum war der Knoten weggeknetet küsste Sam die geschundene Stelle. „Das darfst aber eindeutig nur du!“

„Ganz sicher?“ fragte der Jüngere nach und küsste die andere Schulter.

„Ich schwöre!“

Als Belohnung wurde ihm zart in den Hals gebissen und dann hörte Sam ein Wagen vorfahren. Da es aber mehrere Häuser in ihrer Straße gab reagierte er noch nicht auf dieses Geräusch, bis er hörte, dass der Wagen wohl direkt vor ihrem Haus geparkt hatte, denn die metallene Tür wurde zugeschlagen und dann klingelte die Haustür.

„Erwarten wir Besuch?“

„Ich nicht.“, erwiderte Dean ruhig, als King plötzlich lauthals zu bellen begann.

Sam runzelte die Stirn und löste sich von seinem Bruder. „King! Aus!“ Doch der Hund bellte noch zwei Mal, bevor er aufhörte und zur Haustür lief um diese unruhig zu beschnuppern.

„Ist ja gut, geh weg da.“ King wurde zur Seite geschoben, damit der jüngste Winchester die Tür öffnen konnte. „Dad??“ Sofort saß King wieder an Sams Seite und knurrte den Besucher an.

„Hey Sam.“

„Was…was machst du hier?“

„Ich wollte nach euch sehen.“ John sah an Sam vorbei. „Darf ich reinkommen?“

„Ich…“ Hilflos sah sein jüngster Sohn zu Dean.

„Weswegen bist du wirklich hier?“, kam es da nur von diesem.

John schielte einen kurzen Moment zu dem Blonden, bevor er wieder Sam ansah. „Wegen dem Paket.“

„Lass ihn rein.“, kam es nun knapp von Dean.

Seufzend trat Sam da zur Seite. „Komm rein.“

Als John beim Eintreten einen Blick auf King warf, begann dieser fürchterlich zu winseln und lief zu Dean um sich unter dessen Rollstuhl zu verkriechen. Verwundert folgte Sam dem Hund mit seinem Blick. „Was genau willst du jetzt, Dad?“

„Ich will mich darüber erkundigen, was ihr mit dem Colt gemacht habt.“

„…Wir haben gemacht, was du gesagt hast.“

„So?“, fragte John nach und taxierte seine Söhne.

„Ja“ versicherte Sam da noch einmal, der keine Ahnung hatte, wo der Colt war. „Wir haben genau das gemacht, was du aufgetragen hast.“

„Und wenn ich den Colt jetzt brauche?“

„Tust das denn?“

„Ja, ich muss ihn wiederhaben.“

„Warum hast du ihn uns dann überhaupt geschickt?“

Verärgert verschränkte John die Arme vor der Brust. „Pläne ändern sich“ grollte er, worauf hin sein Sohn verächtlich schnaubte.

„Willst du wirklich so anfangen? Wir sind nicht mehr deine Soldaten, Dad!“

„Du hast keine Ahnung was das für ein Colt ist!“ Der Ältere hielt die Hand offen. „Sag mir, wo er ist!“

Etwas an seinem Tonfall ließ bei Sam die Alarmglocken klingeln und zwar nicht die, die man hörte, wenn man dabei war es sich mit einem Familienmitglied zu verscherzen. Diese Alarmglocken hätte Sam vor Jahren bei voller Fahrt aus dem Fenster des Impalas geworfen. Es waren viel mehr die Alarmsignale eines Jägers, die einen vor einer Veränderung eines anderen warnte. „…Wie ich sagte, wir haben deine Anweisungen exakt befolgt…“ sagte er deshalb kleinlaut. „Der Colt ist geweihter Erde vergraben worden.“

„Dann wirst du ihn jetzt sofort holen! Und ich passe solange auf deinen Bruder auf!“

Sam lief es eiskalt den Rücken runter und er tauschte einen Blick mit Dean, der angespannt zwischen ihnen hin und her sah. „Nein. Geh ihn selbst holen, schließlich hast du uns die Koordinaten gegeben.“

Mit einem Lächeln erhob John Winchester noch einmal das Wort: „Du wirst Dean nicht so beschützen können wie ich.“

Sam schluckte schwer, während er hektisch überlegte, was er jetzt tun musste. „Da hast du natürlich recht…Dean? Schaffst du es alleine ins Schlafzimmer? Ich erkläre Dad solange, auf was er achten muss.“ Die Schlafzimmer waren sicherheitstechnisch noch einmal extra verstärkt, mit versteckten Salzlinien und allem was dazugehörte. Vor allem aber thronte seit neuestem ein Telefon auf dem Nachttisch, das während Deans Entzug dort hingebracht worden war. Der Kurzhaarige nickte und erwiderte den Blick seines Bruders fest.

„Sei so gut und hol King unter meinem Stuhl hervor. Du weißt doch, wie er ist, wenn er sich dort erst einmal verkriecht.“

Sam verstand sofort und hockte sich vor den Rollstuhl, um King zu beruhigen, dabei sah er, die Kiste des Colts unter dem Sofa. „…Na komm, King. Ab ins Schlafzimmer mit dir!“ Er holte den Hund unter dem Rollstuhl hervor, wobei er so geschickt agierte, dass er die Kiste hervorziehen konnte, ohne sie in Johns Blickfeld zu rücken. „Lauf Junge!“ Mit eingezogenem Schwanz lief King ins offene Schlafzimmer und kroch unter das Bett.

„Macht nichts zu lange, ich muss mich jetzt hinlegen“ sprach der ältere Bruder und begann sich schwerfällig ins Schlafzimmer zu rollen.

Während John seinem Ältesten nachsah, öffnete Sam die kleine Kiste lautlos und holte den Colt heraus. Bis Dean die Schlafzimmertür geschlossen hatte, hatte Sam es sogar geschafft, ihn mit allen fünf Kugeln zu laden. Schnell verschwand die Waffe unter seinem Shirt, bevor Sam wieder aufstand und Johns Aufmerksamkeit auf sich zog. „Er sollte nicht länger als eine Stunde schlafen und danach muss er dringend seine Pillen nehmen.“ Doch dann hörte Sam, wie die Tür verriegelt wurde.

„Tu nicht so, als sei ich blöd, ich weiß bereits, dass du mich durchschaut hast!“ Mit einem diabolischen Grinsen leuchteten Johns Augen gelb auf.

Für einen Moment lang wollten Sam die Beine nachgeben, doch er befahl ihnen eisern standzuhalten. „Du gibst einen stümperhaften John Winchester.“

„Lassen wir den Smalltalk und gib mir den Colt.“

„Scheinbar hast du mich durchschaut.“ Mit eiskalter Miene zog Sam die Waffe und zielte damit auf seinen Vater. Dennoch verlor der Dämon sein Lächeln nicht.

„Willst du wirklich, dass Dean dasselbe passiert wie deiner Mum und Jess?“

„Ich lass nicht zu, dass du ihm auch nur ein Haar krümmst!“

„Dann sei ein guter Junge und gib Papa den Colt.“

„Ich gebe dir höchstens eine Kugel, du Arschloch!“

„Ich kann ihm auch schlimmeres antun, als den Schlaganfall.“, bemerkte der Dämon nun.

Für den Bruchteil einer Sekunde zitterten Sams Hände. „Du warst das??“

„Das ist so leicht, bei euch Menschen.“, bemerkte der Andere und schnippte mit den Fingern.

Blanke Angst ergriff da Besitz von Sam. „Dean? Dean??“ Doch er sollte keine Antwort bekommen.

„Bist du jetzt bereit, zu tun, was ich sage und deine Rolle in meinen Plänen wieder einzunehmen?!!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  masa
2012-06-25T01:27:30+00:00 25.06.2012 03:27
man endlich gehts weiter ,ich habe schon ungeduldig gewartet.^^
das john besessen ist fand ich echt spannend, doch was ist mit dean? lass uns nicht zu lange auf die antwort warten.^^


Zurück