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Neuanfang

von

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Samuel Winchester war 23 Jahre alt, hatte vor über einem Jahr seine Freundin in einem Feuer verloren und hatte vor über einer Stunde mit seinem älteren Bruder Sex gehabt. Dieser Gedanke veranlasste Sam dazu seinen Kopf wieder gegen die nassen Fliesen der Dusche zu schlagen.

Jener Bruder lag noch immer in seinem Krankenbett und war nun wieder am schlafen. Er hatte nach einem schweren Schlaganfall zum ersten Mal wieder ganz normal fühlen können, weshalb es zu den Handlungen mit Sam gekommen war. Da er dies aber noch nicht verarbeitet hatte, weil sein kranker Körper nach der Anstrengung erschöpft gewesen war, machte er sich natürlich noch keine Gedanken darum. Bei der späteren Verdrängung würde ihm helfen, dass Sam bereits alle Spuren ihres Zusammenseins beseitigt hatte und seit dem unter der Dusche stand.

Doch der jüngere Winchester musste sich eingestehen, dass es gar nicht so leicht werden würde, denn Es war gut gewesen, sogar sehr gut und das nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist. So verstört er nämlich auch war, so zufrieden war er auch und er fühlte sich stärker, als seid Deans Schlaganfall.

Sam kam nur nicht dazu, noch weiter über das Geschehene nachzudenken, denn auf einmal klingelte es an der Haustüre. Er fluchte leise und sprintete dann regelrecht in seinem Bademantel zur Tür. Vor ihm stand Katie und grinste frech. „Ah, du machst dich schon fertig, schön!“

„Fertig?“ fragte er verwirrt und auch etwas irritiert. „Was bitte machst du so früh hier?“

„Na ich will zu Dean. Er hat mir gesagt, dass er dich heute irgendwohin schicken wollte.“, erklärte sie und schlüpfte an ihm vorbei ins Warme.

„Der schläft noch“ wurde es ihr knapp erklärt, während Sam die Tür schnell wieder schloss.

„Um fast halb neun Uhr morgens? Was habt ihr getrieben?“, lachte sie und ging direkt in die Küche um Kaffee aufzuschütten. So sah sie nicht, wie Sam blass wurde.

„Er war einfach noch müde!“

„Dann geh ich ihn mal wecken, schließlich haben wir noch was vor.“ Das Kaffeepulver noch in die Maschine gebend, drehte sie sich um.

„Ähm…mach das…“ Sam wusste nicht, ob ihm das recht war, doch selbst wollte er Dean auch nicht wecken.

„Gut, dann pass du auf den Kaffee auf!“ Sie drückte den Knopf der Maschine und verschwand in Deans Schlafzimmer. Sam wickelte sich fester in seinen Bademantel und flüchtete sich dann in die Küche.

Dean war offensichtlich schon wach, als Katie das Zimmer leise betrat und sah sie fragend an, bis ihm einfiel, warum sie da war. Dann grüßte er sie freundlich und lächelte. „Danke, dass du schon hier bist!“

„Na, wo du mich so nett gebeten hast!“ erklärte sie freundlich und küsste ihm zur Begrüßung die Wange. „Aber scheinbar hast du vergessen Sam einzuweihen.“

Verlegen senkte der Ältere den Blick, der sich eigentlich nichts anmerken lassen wollte, wie stark er sich über Sam und was sie getan hatten, Gedanken machte. „Ich bin noch nicht dazu gekommen.“

„Ach, keine Sorge! Wir bekommen ihn schon aus dem Haus!“

„Danke!“ Dean lächelte. „Ich warte hier auf dich!“

Sie fand Sam in der Küche, noch immer mit nassen Haaren, dafür inzwischen aber angezogen. „Hey.“, lächelte sie vorsichtig und trat neben ihn.

„Hey“ erwiderte er und schenkte ihr eine Tasse ein.

„Danke!“ Katie nahm die Tasse und setzte sich an die Bar, die zwischen Küche und Wohnzimmer stand. „Bist du jetzt böse mit Dean?“

„Warum sollte ich das sein?“ fragte der Jüngere sie verwirrt. „Wir hocken immer aufeinander, da ist es doch völlig ok, wenn er mich mal loswerden will.“ In Wirklichkeit wurmte es Sam schon, dass Dean ihn nicht in seine Pläne eingeweiht hatte.

„Er will dir eine Weihnachtsüberraschung machen.“, verriet sie ihm jetzt leise. „Es schien ihm sehr wichtig, als er mich um Hilfe bat.“

Ungläubig sah Sam sie an. „Das alles wegen einem Geschenk?“

„Dean kann es ja schlecht organisieren, wenn du daneben sitzt.“, bemerkte Katie ruhig.

„Das schon, aber wir haben nie viel auf Geschenke gegeben.“

Sie nickte und wirkte als ob sie verstanden hatte, dann erklärte sie Sam, warum sie glaubte, dass sich das geändert hatte. „Nach so einer schweren Krankheit und dem Tod so vor Augen, kann sich eine Menge verändern…“

„Hm.“ Nachdenklich rieb Sam sich den Nacken. „Dann muss ich mir ja auch noch richtig was überlegen.“

„Bloß nicht!“ Katie erblasste. „Dann wüsste Dean sofort, dass ich es verraten hab oder du sein Geheimnis rausgefunden hast, wie auch immer! Lass ihm doch die Freude…? Es war mir nur wichtig, dass ich nicht zwischen euch stehe, deshalb hab ich es dir gesagt.“

„Keine Sorge, ich lass mir nichts anmerken!“

Das stimmte sie zufrieden. „Fahr doch einfach in die Stadt und mach dir ein paar schöne Stunden. Ich denke, Dean und ich werden so in zwei bis drei Stunden fertig sein.“

„So lange werde ich mich schon beschäftigen können.“

„Schön!“ Katie erhob sich strahlend und nahm Sam seine Tasse ab. „Dann geh Dean mal eben Anziehen und frisch machen!“

Am liebsten hätte Sam sich jetzt schon vom Acker gemacht, dennoch nickte er. „Ok.“

„Ich warte hier und genieße deinen Kaffee.“

„Wie großzügig von dir!“

Als Sam dann endlich das Zimmer seines Bruders betrat, sah dieser auf und ihn an. Sofort wurde er rot und senkte wieder den Blick. Dean hatte sich nämlich die letzten Minuten ernsthaft über das Geschehene Gedanken machen können und es war ihm unglaublich peinlich. Dazu kam, dass er sich nun schlecht fühlte, denn er hatte fast den Eindruck, dass er den Jüngeren aufgrund seiner eigenen Lage, missbraucht hatte.

Sam räusperte sich und trat zu ihm ans Bett. „…Du musst langsam aufstehen.“

„Ja. Es wird Zeit.“, stimmte der Ältere zu.

Zögerlich griff der Jüngere nach ihm, um ihm auf zu helfen, wobei er Dean nicht einmal ansehen konnte. Dieser konnte es ebenfalls nicht, was sein Waschen und Kleiden nicht wirklich vereinfachte. Doch schließlich konnte Sam ihn fertig zu Katie schieben.

„Da seid ihr ja endlich!“, strahlte sie ihnen entgegen. „Das hat ganz schön lange gedauert. Dabei muss ich Charlie um eins wieder vom Kindergarten holen.“

„Im Notfall hol ich ihn halt ab“ bot Sam ihr da bereitwillig an.

„Oh ja, das ist gut! Ich rufe gleich dort an und sag Bescheid.“, sie nickte und ging gleich zum Telefon.

„Wenn du willst beschäftige ich ihn danach noch etwas.“

Doch das lehnte Katie ab. „Das geht nicht. Charlie und ich müssen noch was tun. Er kommt doch nach den Weihnachtsferien in die Vorschule.“

„Wenn du meinst.“ Sam zuckte mit den Schultern. „Ich geh dann mal.“

„Bis später!“ Katie winkte und auch Dean verabschiedete sich.
 

Sam fuhr in die Innenstadt, wenn man das in Sioux Falls so nennen konnte, doch nach fünfzehn Minuten langweilte er sich bereits. Er hatte sich, wenn er mal allein unterwegs war, immer beeilen müssen, um zu Dean zurück zu kehren. Jetzt hatte er Zeit und wusste nichts damit anzufangen.

Kurzerhand entschloss er sich deshalb zu Bobby zu fahren. Jener war freudig überrascht und bat ihn sofort in sein Haus. Trotzdem galt seine erste Frage Dean und ob alles in Ordnung sei. „Dean geht es blendend. Er plant mit Katie eine Weihnachtsüberraschung für mich.“

„Also haben sie dich des Hauses verbannt?“, lachte der väterliche Freund und bot ihm einen Platz in der Küche.

„So sieht es aus.“ Grinsend setzte sich der Jüngere und nahm den angebotenen Kaffee an. „Leider musste ich dann feststellen, dass ich alleine nichts mehr mit mir anzufangen weiß.“

„So, so…“ Bobby grinste. „Wenn es Dean aber wieder so gut geht, dass du auch Zeit für dich allein hast. Was gedenkst du mit dieser zu tun?“

Unwissend zuckte Sam mit den Schultern. „Ich habe nicht die geringste Ahnung!“

„Vielleicht willst du ja dein Studium wieder aufnehmen?“

„Bis Dean wieder richtig selbstständig ist kann es noch Monate, vielleicht sogar Jahre dauern. Bis dahin bin ich solange raus.“

„Hast du schon mal an ein Fernstudium gedacht?“

„Nicht, seit du es das letzte Mal erwähnt hast“ grummelte Sam und seufzte dann schwer. „Wie soll ich die Zeit dafür finden?“

„Und wenn ich noch eine Unterstützung für dich hätte?“, kam es jetzt fast schon hinterhältig.

„Was meinst du?“

„Hast du schon mal davon gehört, dass ein Tier einem behinderten Menschen sehr gut tut, Sam?“

„Du meinst so was wie Delphintherapie?“ Bobby bestätigte das und schenkte ihnen neuen Kaffee ein. „Und wie soll das Dean helfen?“

„Es gibt so etwas auch für zu Hause.“, erklärte Bobby weiter. Grinsend wurde der ältere Mann angesehen.

„So groß ist unsere Badewanne nicht!“

„Stimmt.“ Bobby runzelte die Stirn. „Wie wäre es dann mit einem Hund?“

„Ein Hund?“ Sam schien einen Moment zu überlegen. „Du meinst so einen speziell ausgebildeten?“ Das wurde ihm wieder bestätigt.

„Und? Interesse?“

Sam legte den Kopf schief und sah Bobby ernst an. „Weißt du wie teuer solche Hunde sind? Wie viele Ersparnisse haben du und Pastor Jim denn überhaupt noch?“

„Darum geht es gar nicht!“, widersprach sein Freund. „Es geht hier lediglich um dich und Dean!“

„Das sagst du immer und gibst dann Unmengen an Geld für uns aus!“

„Es braucht dir nicht unangenehm sein, Sam. Das ist in einer Familie so.“

„Nun, in einer Familie will man aber auch nicht, dass sich einige Mitglieder in Schulden stürzen!“

Gerührt lächelte Bobby und schüttelte tadelnd den Kopf. „Und wenn ich dir versichern kann, dass euch und uns dieser Hund nichts in der Anschaffung kosten würde?“

„Wie willst du das bitte versichern?“

So begann der Ältere zu berichten, dass es die unterschiedlichsten Hilfevereine gab und Sam und vor allem Dean doch in ihren Bereich fielen.

„Das heißt wir könnten den Hund umsonst bekommen?“ Normalerweise hätte Sam sich gegen Almosen gesträubt, vor allem da er Dean und sich nicht als bedürftig sah, doch er konnte nicht leugnen, dass so ein Hund gut für sie wäre.

„Nun, wir bräuchten uns nur ins Auto setzen und zur Hundeschule zu fahren.“ Bobby grinste süffisant. „Normalerweise dauert so was lange. Da man mit einem Welpen zusammen ausgebildet wird. Aber in eurem Fall, stehen ein paar junge Hunde zur Verfügung, die fast fertig ausgebildet sind. Abgeschlossen wird die Ausbildung dann mit Dean und dir zusammen.“ Damit verriet er auch, dass er schon alles organisiert hatte und selbst für die beiden Brüder bei so einem Verein um Hilfe gebeten hatte.

„Irgendwann bekomme ich dich dazu mich nach so etwas zu fragen, BEVOR du auch nur einen Handschlag dafür getan hast!“

„Wenn du wieder anfängst zu studieren.“, beschloss Bobby und fügte hinzu: „Schließlich hast du im Augenblick keine Zeit dafür.“ Grinsend hielt Sam ihm die Hand hin.

„Abgemacht!“ Bobby schlug ein und nickte zufrieden.

„Also, wann schnappen wir uns Dean und fahren los?“

Sam dachte nach und begann dann zu grinsen. „Haben die um die Weihnachtszeit auf?“

„Klar, Hunde werden wohl keine Ferien benötigen.“, überlegte Bobby mit. „Warum?“

„Dann haben wir jetzt ein Weihnachtsgeschenk für Dean!“

Da begann Bobby zu lachen. „Und das würde ihm gefallen?“

„Da bin ich mir sicher!“

„Gut, dann mach ich für Weihnachten einen Termin.“

„Danke, Bobby!“
 

Als Sam mit Charlie zurück nach Hause kam, saßen Katie und Dean vor dem Fernseher und ließen sich nichts anmerken, was sie getan haben könnten. „Mama!! Dean!!“ ertönte es da auch schon von dem Kleinen, der vorweg zum Sofa preschte.

„Hallo mein Schatz!“ Die Mutter drehte sich zu ihrem Sohn und ließ ihn in seine Arme laufen, was er auch mit Karacho tat.

„Sam hat mich abgeholt!“

„Ich weiß, mein Schatz!“ Lachend gab sie ihm einen Kuss. „Und dir hat es nichts ausgemacht, dass ich nicht konnte?“ Ihr Sohn schüttelte heiter den Kopf.

„Gar nicht!“

Das Mutterherz schmerzte einen Moment, dennoch hielt Katie ihr Lächeln aufrecht. „Das heißt, du hattest Spaß?“

„Ganz doll sogar! Ich durfte sogar vorne im Auto sitzen!“

„Was??“, entsetzte sich Katie und warf Sam einen bösen Blick zu und abwehrend hielt dieser die Hände hoch.

„Keine Sorge. Er saß auf seinem Kindersitz und war angeschnallt.“

Seufzend sah sie wieder auf ihren Sohn. „Du hast Sam danach gefragt, oder?“ Strahlend nickte der Knirps.

„Och Charlie! Wir haben doch darüber gesprochen, dass du noch zu jung dafür bist!“ Katie gab ihm dennoch einen Kuss. „Dann musst du jetzt aber auch schön mit mir für die Vorschule üben!“

Da verzog ihr Sohn das Gesicht. „Muss ich?“

„Aber sicher, mein Schatz!“, bestand die Mutter zur Strafe, die ihn sonst noch etwas bei Dean gelassen hätte. Ihr Sohn zog eine Grimasse nickte aber. „Gut, dann darf dich Sam irgendwann noch einmal abholen.“, versprach Katie und lächelte auch die Brüder an. Um sich das nicht zu verspielen krabbelte Charlie auf Deans Schoß, um sich von jenem zu verabschieden.

Der Behinderte legte sanft seine Arme um den Jungen und drückte ihn an sich. „Wenn du auch artig lernst, spiele ich ganz viel mit dir!“

„Ganz echt?“ fragte der Kleine freudig nach. Das wurde ihm freudig bestätigt und er wurde herzlich gedrückt. Charlie küsste ihm dann noch die Wange, bevor er zu Sam lief, um ihn genauso stürmisch zu verabschieden.

Kurz danach waren Sam und Dean allein in ihrem Haus und der Ältere sah wieder auf den Fernseher, wobei er hin und wieder gähnte. Unsicher stand Sam noch immer bei der Tür, nicht wissend, was er tun sollte.

„…Willst du dich was hinlegen?“

Dean zuckte, bevor er aber nickte. „Ja, bitte. Katie hat mir heute Morgen viel abverlangt.“

„So?“ Unschlüssig trat der Jüngere zu ihm.

„Ja. Sie war sehr begeistert von meinen neuen Gefühlen.“, erklärte Dean.

Sam gefiel nicht, wie das klang. „Ach, war sie das?“

Strahlend nickte sein Bruder. „Ja. Sie fand das war ein riesiger Fortschritt und wir haben mit Eis gearbeitet!“

„Eis? Du meinst Eiswürfel?“

Wieder bestätigte Dean und nickte. Der jüngere Bruder grollte innerlich, als er diese Bestätigung hörte. „Das war dann wohl sehr kalt.“ Dean nickte und begann zu strahlen. Dann bat er Sam nach einem Eiswürfel aus dem Kühlfach. Noch immer verstimmt tat jener worum er gebeten wurde. Als er den kleinen Würfel an seinen Bruder weiterreichte, sah er bereits die kindliche Freude in dessen Augen. Dann fuhr sich Dean mit dem Eis über den freien Unterarm, bevor er voller Enthusiasmus auf die Stelle zeigte.

„Schau die Gänsehaut, die ganzen Härchen. Ist es nicht toll??“

Die Eifersucht, die er nicht als solche erkannt hatte, ebbte nun endlich ab und er begann zu lächeln. „Das ist unglaublich!“ Dean strahlte zu ihm auf und legte ihm das Eis in die Hand.

„Versuch du es!“

„Ich weiß, dass es kalt ist!“ grinste da Sam.

Ein bisschen beleidigt, kreiste Dean nun selbst mit dem Eis weiter auf seiner Haut. „Ist mir klar.“

„Gib schon her!“ lachte da der Jüngere und schnappte ihm den Würfel weg.

„Ey!“, beschwerte sich Dean nun und wollte sich das Eis zurück holen. Er bekam es auch zurück, nur nicht so, wie dieser es gewollt hatte. Der Würfel wurde ihm nämlich unter sein Shirt gesteckt. Erschrocken schrie Dean auf und sein ganzer Körper zuckte so heftig zusammen und wollte von der Kälte weg, dass er fast aus seinem Rollstuhl fiel, an den er inzwischen nicht mehr festgeschnallt werden musste. Lachend musste Sam ihn deshalb auffangen.

„Vorsicht!“

„Das war nicht komisch!“, grollte Dean verärgert, als er sich an den nun fast geschmolzenen Würfel gewöhnt hatte.

„Und wie es das war! Das war die Rache für die Winterferien, als ich acht war und du mich mit Schnee eingeseift hast!“

„Es war der hinterhältige Angriff auf einen Wehrlosen!“, blieb Dean beleidigt und wurde etwas rot um die Nase, als er ihre Nähe bemerkte.

„Wehrlos??“ lachte Sam da spöttisch. „Wehrlos wärst du nicht mal als Toter!“

„Ich zeig dir gleich wehrloser Toter!“ Bestimmend, begann Dean ihm in die Seiten zu pieken. Sam schrie auf und ließ ihn automatisch los, weshalb er mit seinem Hintern auf dem Boden fiel und auch anfing zu lachen.

So saßen sie eine Weile zusammen, bis sie sich langsam wieder beruhigten. „…Ich hab lang nicht mehr so gelacht!“

„Es ist schön, dich wieder so zu sehen.“, stellte der Ältere begeistert fest und lehnte sich an.

„Es ist schön wieder so zu sein“ bestätigte Sam und hielt ihn, unsagbar erleichtert es zu können.

„Dann sollten wir es festhalten!“, wisperte Dean zurück.

„Und nie wieder loslassen“ stimmte Sam zu. Da wurde er aus sanften Augen einfach nur zustimmend angesehen.

Blut stieg dem Jüngeren in die Wangen, genauso, wie der Wunsch in ihm aufstieg Dean zu küssen. Verlegen drehte er deshalb den Kopf zur Seite. „Wir sollten dich jetzt ins Bett bringen.“

„Sam…“, flüsterte Dean da leise. Fast schüchtern begegnete der da seinem Blick. Als Dean aber merkte, dass er selbst dabei war, Sam zu küssen, senkte er den Blick. „Du hast Recht.“

Enttäuscht schloss Sam die Augen. „Ok.“

„Dann halte ich dich auch nicht von der Arbeit ab.“

„Viel wichtiger ist, dass du deinen Schlaf bekommst“ erklärte der Braunhaarige und hob Dean, ohne ihn direkt anzusehen, wieder in den Rollstuhl. Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch, ließ sich der danach auch wieder in sein Zimmer schieben und dann ins Bett verfrachten. „Willst du, dass ich dich alleine lasse?“ wurde er da auf einmal vorsichtig gefragt.

„Was??“, kam es da entsetzt zurück, bevor Dean ebenfalls vorsichtig nachfragte. „Warum?“

Erleichtert zeigte sich ein kleines Lächeln auf Sams Gesicht. „Ich dachte nur, du willst vielleicht alleine schlafen.“

„N… nein…“, kam es unsicher zurück, weil Dean das Gefühl bekam, dass Sam das auch nur für ihn machte und selbst gern andere Dinge tun würde. Schüchtern ging Sam dann ums Bett herum und setzte sich auf seine Seite.

„Dann bleib ich.“

„Ich halte dich doch von nichts ab?“, fragte Dean leise nach und suchte seine Nähe.

„Von rein gar nichts“ versicherte Sam und lächelte auf ihn hinab.

„Das ist schön!“, nuschelte der Ältere und begann einzuschlafen.

„Schlaf gut.“

Das tat Dean nur bedingt, denn Sams Nähe tat ihm beim Schlafen immer gut, doch das schlechte Gewissen, nagte auch im Traum an ihm.
 

Die folgende Nacht verlief nicht weniger unruhig. Sam war so wach wie am Nachmittag, nur dass er dieses Mal schlafen sollte. Seufzend drehte er sich deshalb von einer Seite auf die Andere und blickte auf einmal in die Augen seines Bruders. Erschrocken weiteten sich da Sams Augen. „Du bist wach?“

„Du auch.“, stellte der Ältere ruhig fest.

„Ja“ hauchte der Dunkelhaarige und nickte. „Brauchst du irgendwas?“

„Nein, ich hab alles hier, was ich brauche.“, stellte Dean fest und lächelte ihn an. Ein Kribbeln breitete sich ins Sams Magen aus, als er das Lächeln erwiderte „Und warum kannst du nicht schlafen?“

„Ich weiß nicht“ erklärte der Jüngere sanft.

Deshalb kicherte Dean. „Vielleicht sollten wir doch noch einen Schluck trinken.“ Sam nickte, rührte sich aber nicht. Da wurde dem Jüngeren verspielt auf die Nase getippt. „Möchtest du lieber liegen bleiben und schlafen?“

„Liegen bleiben klingt gut…“

Ganz vorsichtig strich Dean die Gesichtszüge von Sam nach und sah ihm nun stumm in die Augen. Der Jüngere lächelte und lehnte sich den Fingern entgegen. Da streifte der Daumen zart die Lippen, die sich darunter bebend bewegten und auch wenn Deans Verstand wollte, dass er seien Daumen zurück zog, gehorchte sein Körper nicht und streichelte die Lippen weiter. Der Mund zuckte und presste sich dann gegen den Daumen. Genießend schloss Dean die Augen und tauschte den Daumen gegen den Zeigefinger. Zart wurde gegen diesen geblasen, bevor Sam seine Lippen gegen den Finger rieb.

„Sammy…“, wisperte Dean und tauschte die Finger gegen seine eigenen Lippen. Der so entstehende Kuss wurde sofort verstärkt, in dem Sam sie richtig zusammenpresste. Da fühlte Dean, wie er noch zurück auf den Rücken gedreht wurde.
 

Das erste, was Sam wahrnahm, als er wieder erwachte, war der warme Körper, an den er gepresst war. Dann spürte er, wie ruhiger Atem immer wieder gegen seine Haut blies. Mit einem Schlag wurde Sam da klar, wo, wann und mit wem er war. Besonders als eine ihm bekannte Hand über seinen Bauch strich. Beinahe wäre Sam da aus dem Bett gesprungen, vor allem als ihm klar wurde wie weit er und Dean in der Nacht zuvor gegangen waren. Nur im Gegensatz zu dem letzten Morgen, war Dean nicht am schlafen und er hielt ihn soweit fest, wie es seine, nicht mehr so kräftigen Arme wie früher, noch konnten. Vorsichtig sah Sam deshalb in das Gesicht seines Bruders. Der tippte ihm auf die Nase und sah ruhig zurück. Sam rang einen Moment mit seinen Worten, bevor er ein „Hey“ hervorbrachte.

„Morgen.“, erwiderte der Ältere und ließ ihn los.

„…Willst du schon aufstehen?“

„Ja, ich habe Hunger.“, bestätigte Dean.

„Rührei?“ Er bestätigte und zog sich noch etwas mehr zurück. Seine Geste ließ Sam sich zurückgewiesen fühlen, wovon sich dieser aber nichts anmerken lassen wollte. „Dann starten wir mal den Tag!“ Als der Jüngere aufstand, sah Dean ihm auch nicht nach, sondern drehte den Kopf weg. So sah er natürlich nicht die entblößte Rückseite seines Bruders.
 

Nachdem sich zwischen Dean und Sam in den folgenden Wochen nichts geändert hatte, was bedeutete, dass sie sich Nachts körperlich immer sehr nahe waren, Tagsüber so taten, als wäre nie etwas geschehen und sich innerlich doch beide unglaublich schlimme Vorwürfe machten, wurde Sam am ersten Weihnachtsmorgen von Zuckungen seitens seines Bruders wach. Ruckartig setzte Sam sich da auf und sah sofort nach Dean. „Alles ok??“ Der verneinte unter größter Anstrengung und versuchte den Anfall unter Kontrolle zu bekommen. Sein Bruder zog ihn sich da aber schon in die Arme und hielt ihn beruhigend fest. „Konzentrier dich nur auf deine Atmung! Ein und aus! Ein und aus!“

So dauerte es knapp fünf Minuten, in denen der Anfall nicht schlimmer wurde und Dean ihn überstanden hatte und das nur dank der Anleitung und Anwesenheit seines Bruders. „Ist jetzt alles wieder gut?“ wurde der Ältere da sanft gefragt.

„Ja.“, flüsterte der zur Antwort und genoss gerade einfach nur die Wärme von Sam, die ihn aufrecht hielt.

„Willst du mir dann vielleicht sagen, was dich so aufgeregt hat?“

„Ich weiß es nicht.“, schummelte Dean. „Ich bin davon aufgewacht.“

„Hm.“ Sorgenvoll wurde Dean durch die Haare gestrichen. „Solange es dir jetzt besser geht.“

„Ja, du tust mir immer sehr gut.“, flüsterte Dean zurück und schloss zufrieden die Augen, weshalb er nicht sah, wie Sam errötete.

„Ruh dich ruhig noch etwas aus.“

„Danke!“ Lächelnd kuschelte sich der Ältere noch mehr an, war aber auch noch immer etwas nervös. Sam legte da das Kinn auf seinen Kopf und streichelte ihm sacht die Arme.

„Wir sollten trotzdem bald aufstehen.“, stellte Dean nach einigen Minuten fest.

„Klar, du musst sicher ins Bad.“

„Ich möchte lieber frühstücken.“, erklärte er.

„Ok, dann ziehen wir dir einfach schnell was über.“

„Das ist gut.“ Dean nickte und löste sich widerwillig aus Sams Armen. Damit hatte der die Möglichkeit aus dem Bett zu gleiten und sich selbst schnell etwas über zuziehen.

„Ich möchte gern die gemütliche Jogginghose und ein Shirt.“, verkündete der Ältere, was er tragen wollte.

„Du willst es gemütlich haben, was?“ Grinsend wurden Dean die Sachen rausgeholt und er wieder angezogen. „Brauchst du noch die dicken Socken?“

„Bitte.“, wurde es Sam bestätigt. Dean wurde ein dickes Paar Wollsocken übergezogen, das ihnen die alte Mrs. Miller von gegenüber gestrickt hatte. „Danke!“, strahlte er und hatte ein kindliches Glitzern in den Augen. Sam schob ihn da bereits zur Tür.

„Dann mal sehen, was der Kühlschrank hergibt.“

Als sie so das Wohnzimmer betraten, erwartete ihn eine pure Weihnachtspracht. Der Baum, den Sam am Tag zuvor aufgestellt hatte, war mit allem geschmückt was man sich wünschen konnte. Außerdem standen Weihnachtsteller auf dem Tisch, ein Päckchen lag unter der Tanne und überall waren Kerzen verteilt. Angezündet war natürlich keine, weshalb sie den Geruch der Tanne nicht überschatteten.

Mit Erstaunen betrachtete Sam all die Dekorationen, unter denen er auch einige erkannte, die sie eine Woche zuvor mit Charlie gebastelt hatten. „Ich nehme an, dass war das Werk von einem Weihnachtswichtel namens Katie?“

„Gefällt es dir?“, fragte Dean unschuldig nach sah sich nicht weniger staunend um.

„Es ist perfekt!“ Strahlend wurde der Ältere von hinten umarmt.

„Ich glaube, Santa Claus hat auch was unter dem Weihnachtsbaum fallen lassen.“, bemerkte Dean ganz nebenbei.

„Ist es etwa für mich?“

„Guck mal nach.“, wurde Sam da gebeten. Der grinste ihn an und schob ihn dann zum Baum, nur um sich selbst davor zu knien.

„Und was ist es?“ fragte Sam, als er das Paket zu sich zog.

„Das musst du Santa Claus fragen, oder aufmachen.“

„Da ich seine Nummer nicht habe, werd ich es wohl aufmachen müssen.“ Mit vorsichtiger Hand löste er die Klebestreifen und entwickelte das Papier. „Faust?“ las er dann erstaunt den Titel des alten Buches. „Ist das eine der ersten Ausgaben in Englisch?“

„Ja, das ist es.“, wurde ihm bestätigt und Dean hibbelte aufgeregt.

Vorsichtig legte Sam das Buch zurück ins Papier und streckte sich dann, um Dean zu umarmen. „Danke, es ist großartig!“

Glücklich darüber, dass seine Überraschung geklappt hatte und Sam sich freute, lehnte sich Dean an. „Ich war fast die ganze Nacht wach und durch den Wind, in der Sorge, dass du was von Katie mitbekommst.“, erklärte er dabei und genoss den Moment.

„Oh, ich hab sie gehört, aber ich dachte sie hätte sich bloß reingeschlichen, um heimlich den Abwasch zu machen…“ Sam sah zur offenen Küche, wo keine Spur mehr war von dem großen Weihnachtsdinner, dass sie alle gemeinsam gehabt hatten. „…Was sie getan hat.“

„Darum hatte ich sie aber nicht gebeten…“, grinste Dean.

Lächelnd ließ Sam von ihm ab. „Wie sieht es mit weiteren Geschenken aus?“

Da senkte der Ältere beschämt den Blick. „Ich hab nicht mehr für dich…“

„Wer hat denn von Geschenke für MICH gesprochen?“

Sam wurde schief angeguckt. „Du hast auch was?“

„Als würde ich meinen Lieblingsbruder vergessen!“

„Ich bin auch dein einziger Bruder!“

„Daran könnte es liegen!“ grinsend stand Sam auf und verschwand in seinem Zimmer, bevor er mit einem Paket für Dean zurückkam.

„Was ist das?“, wurde er da neugierig gefragt.

„Die sterblichen Überreste von Santa Claus.“ Grinsend wurde Dean das Paket gereicht. „Frohe Weihnachten!“

„Danke!“ Gerührt und überglücklich nahm der Ältere das Paket an sich und drückte es an seine Brust.

„Na los, mach es auf!“ forderte Sam ihn auf und setzte sich neben ihn auf dem Boden.

„Ja…“ Dean schenkte ihm noch ein zärtliches Lächeln, bevor er sehr vorsichtig begann auszupacken.

„Es ist bloß eine Kleinigkeit…“ versuchte Sam seine Erwartung da bereits runter zu schrauben. Doch sein Bruder gab Freudenlaute von sich, als er schließlich ein Buch über die Anfangszeiten des Rock’n Roll in den Händen hielt. „Damit dir nicht so langweilig wird, während ich arbeite.“

„Danke!“ Dean strahlte und hätte Sam am liebsten umarmt, was dann der Jüngere für ihn tat.

„Gern geschehen.“

„Wollen wir jetzt frühstücken?“, fragte Dean dann ganz unschuldig, denn schließlich musste er ja auch noch seine Medikamente nehmen.

„Klar, es gibt alles, was du willst!“

„Zimtsterne!“, erklärte er dann sofort.

„Zum Frühstück?“

„Was glaubst du, wofür unsere Teller hier gedacht sind?“, grinste Dean begeistert.

Sam grinste und gab so sein Einverständnis. „Aber nur, weil es Weihnachten ist!“ Etwas zitternd nahm sein Bruder dann die Plätzchen entgegen und war begeistert wie ein kleines Kind. Dabei ließ er das Buch, dass ihm der Jüngere geschenkt hatte nicht eine Sekunde los. Sam hingegen war viel konzentrierter auf das Zittern. „Wie geht es dir?“

„Ich fühl mich ok.“, versicherte ihm der Ältere und aß genüsslich.

„Gut. Sag mir nur sofort, wenn sich das ändert, ja?“

„Es ist alles ok.“ Sogar für ihn etwas langsamer als normal, stupste Dean Sam an und nahm nun ein anderes Gebäck.

Nicht wirklich beruhigt nickte der Jüngere. „Willst du heiße Schokolade zu deinen Plätzchen?“

„Gern, ja.“, wurde ihm bestätigt und ein kleiner Vollmilchnikolaus hielt Dean ihm entgegen. „Die sind köstlich, hier, für dich!“

Lachend nahm Sam ihn an und stand auf. „Zwei Marshmallows in deine Schokolade?“

„Klar!“

Sam schob sich die Schokolade in den Mund und machte sich auf in die Küche, um ihnen ihre Getränke zu zaubern.

Bereits kurz nach dem Frühstück, bat Dean darum, dass Sam ihm half, sich aufs Sofa zu legen. Er fühlte sich etwas matt und wollte aber nicht ins Bett, weil ihm der ganze weihnachtliche Schnick Schnack gefiel. Außerdem wollte er gern in seinem Buch lesen. Sam folgte seinem Wunsch natürlich sofort und platzierte sie so, dass Dean den Kopf auf seinen Schoß legen konnte. „Bequem genug?“

„Perfekt!“, grinste Dean nach oben und schlug das Buch auf.

„Ich hoffe es gefällt dir.“ Lächelnd strich Sam ihm durchs Haar. „Viel Zeit hast du sicher nicht, bevor Charlie uns stürmt, um seine Geschenke zu präsentieren.“

„Ich mag den Zwerg.“, lächelte Dean zurück und genoss das Streicheln.

„Er mag dich auch.“ Dem Blonden wurde gegen die Stirn getippt. „Du kannst richtig gut mit Kindern.“

„Unsinn. Man muss sie nur richtig anfassen.“, wehrte der ab.

„Was heißt, dass du gut mit Kindern kannst.“ Er brummte und kuschelte sich ein. „Du wärst ein guter Dad“ fuhr Sam da ruhig fort.

„Du auch…“

„Ja?“ Nachdenklich begann der Jüngere wieder durch blondes Haar zu streicheln. „Der Gedanke an Kinder ist in der letzten Zeit eigentlich ziemlich weit weg gerückt.“

„Ich hätte nicht bei dir und Jess auftauchen sollen.“, entschuldigte sich Dean leise.

„Dann wäre ich mit ihr verbrannt“ Mit offenem und ehrlichem Blick sah Sam zu seinem Bruder runter. „Ich vermisse sie und ich fühle mich ihretwegen schuldig, aber ich bin froh, dass du da aufgetaucht bist.“

Der Ältere hob seine Hand um Sam über die Wange zu streichen. „Ich auch…“ Lächelnd lehnte der Jüngere sich gegen die Hand.

„Wir sind ganz schön rührselig, was?“

„Das liegt an Weihnachten.“, redete Dean sie beide raus und lachte.

„Ja, höchstwahrscheinlich.“

Er zog seine Hand nun zurück und senkte dann wieder den Blick um ihn in sein neues Buch zu werfen. Sam sah das lächelnd und nahm seine Streicheleinheiten wieder auf. Bereits kurz danach begann Dean zu dösen und ihm rutschte das Buch aus den Fingern. Zufrieden mit der Welt blieb Sam so mit ihm sitzen, bis es auf die Mittagsstunde zuging. Fast um Punkt zwölf Uhr klingelte es nämlich bei ihnen an der Haustür. Vorsichtig wurde der langsam erwachende Dean von Sams Schoß geschoben, damit jener zur Tür gehen konnte.

Es war nicht Charlie und oder Katie, die vor der Tür standen, sondern Bobby, in seinem gewohnten Outfit und grinste. „Hey Sam!“

„Hey Bobby! Das ist vielleicht eine Überraschung, wo wir uns doch erst gestern gesehen haben!“ Grinsend wurde der Ältere eingelassen.

„Ich dachte, ich schnei mal rein!“ Bester Laune trat Bobby ins Wohnzimmer. „Hey Dean!“

„Können wir irgendwas für dich tun, Bobby?“ flötete Sam da unschuldig, als er die Tür schloss.

„Ich wollte gern mit euch mein Weihnachtsgeschenk einweihen.“, stellte der Ältere fest und setzte sich Dean gegenüber, der sich einen alten Spruch verkneifen musste und stattdessen grinste.

„Ein neues Auto?“ fragte Sam, als er zu ihnen trat.

„Ein schicker alter Pic Up aus den 50gern. Groß genug für uns Drei und eine Menge mehr! Ich denke mir, ich werde ihm einen neuen Anstrich verpassen und ihn als Sonntagswagen benutzen.“

„Das klingt, als müsste man eine ausgiebige Probefahrt machen!“

„Auf alle Fälle!“, bestand auch Dean.

„Dann direkt los!“ Grinsend trat Sam auf Dean zu. „Bereit dich wetterfest zu machen?“

„Aber sicher!“, grinste der Ältere.

Bobby wurde vielsagend angesehen, bevor die Brüder im großen Schlafzimmer verschwanden, um sich fertig zu machen.

„Bitte, pack mich dick ein.“, bat Dean seinen Bruder dort, da er sich nicht ganz fit fühlte.

„Du kriegst zu deinen selbstgestrickten Socken auch noch den passenden Schal, dann bleibst du warm“ versicherte Sam ihm zuversichtlich.

Kurze Zeit später waren sie soweit Bobbys ‚neuen’ Wagen zu begutachten. „Ihr wollt mich doch nicht ernsthaft nach hinten verfrachten?“, fragte Dean entsetzt.

„Was denn? Ich dachte du und die Rückbank seit Freunde, seit du in die Pubertät gekommen bist?“

Er zog besserwisserisch eine Augenbraue hoch. „Nur in weiblicher Begleitung!“

Sam rollte bei dieser Bemerkung abwertend mit den Augen. „Du kannst allein auf die Rückbank oder ich setz mich zu dir.“

„Mit dir!“, erklang es nun kindisch.

Grinsend streckte Sam die Arme aus, um ihn hoch zu heben. Als er Dean umarmte um ihn ins Auto zu heben, merkte er, dass der Ältere leichte Zuckungen hatte und es trotz des Schlafes noch nicht wirklich besser um ihn stand. „Wehe du lachst mich aus!“

„Warum sollte ich so was tun?“ fragte sein Bruder ihn verwirrt, während er ihn sicher auf die Rückbank setzte.

„Diskutiert das später aus, ich will mein Baby jetzt starten!“, warf Bobby ein, der sich um den Rollstuhl kümmerte. Kaum befohlen saßen die beiden Winchesters schon auf der Rückbank und warteten nur noch auf ihn. Doch auch Bobby brauchte nicht lange, bevor er einstieg und den Wagen startete. „Auf zur Feiertagsfahrt!“

Es ging eine Weile scheinbar ziellos durch die Gegend und keiner der Brüder schien darauf zu achten, wo es hin ging. Sam war zum Beispiel viel zu sehr damit beschäftigt auf Dean zu achten, dessen Zustand wirklich nicht so gut war. Währenddessen der älterer Bruder sich tapfer gab und sich, für Sam ganz offensichtlich, nichts anmerken lassen wollte, da er sich so auf diesen Tag gefreut hatte. Voll Sorge ergriff Sam da seine Hand und drückte sie unterstützend. Doch nach einer halben Stunde Fahrt, hielt Bobby wieder und drehte sich grinsend um. „Wir sind da!“

Eine Aussage, die Dean die Stirn runzeln ließ. „Überraschung“ flüsterte ihm da sein ‚kleiner Bruder’ zu. Er wurde verwirrt angesehen, denn sie standen vor einem Haus, dem man von vorn nicht ansehen konnte, was sich darin oder gar dahinter verbarg. Das ließ sie Bobby aber unter sich klären, denn er stieg aus und würde sich bereits um den Rollstuhl kümmern. „Da drinnen wartet dein richtiges Weihnachtsgeschenk.“

„Mein…“ Dean hob eine Augenbraue, wodurch er ein leicht stärker werdendes Zucken nicht verbergen konnte. „D… das waar geplant!“ Lächelnd rieb Sam ihm über den Arm.

„Eine Überraschung für meinen Lieblingsbruder.“

Der Ältere verkündete, dass er gespannt war und lehnte sich einen Moment näher an. „Es wird dir gefallen.“ Deans Arm wurde gedrückt, bevor Sam sich daran machte ihn aus dem Auto zu befreien. Sie brauchte noch nicht einmal Klingeln, denn sie wurden erwartet und man öffnete ihnen die Haustür, als sie vom Auto auf dem Weg zum Haus waren.

„Fröhliche Weihnachten!“

Es war eine, etwas korpulente Frau, Ende vierzig, die ihnen entgegen strahlte und sie alle freudig begrüßte. „Ihr werdet schon freudig erwartet!“

„Das denke ich mir.“, grinste Bobby und schüttelte ihr die Hand.

Sie grüßte dann auch Sam, bevor sie sich dem Blonden vorstellte. „Hallo, sie müssen Dean sein! Ich bin Emily!“

„Hallo.“, grüßte er zurückhaltend, da er nicht gern von Fremde gesehen wurde.

Die alternde Frau zeigte allerdings keine Scheu, sondern scheuchte die Drei ins Haus. „Auf sie freut man sich schon besonders, Dean!“

Der sah nun zu Sam und machte mit seinem Blick deutlich, dass er nicht erfreut war. Lächelnd schob der ihn weiter ins Haus und beugte sich zu ihm herab. „Nun sei nicht so. Sie ist nicht die Überraschung.“ Hinter einer Tür kam dann auf einmal lautes und teilweise quietschendes Hundegebell hervor, was Dean ignorierte. Er fühlte sich immer schlechter und wollte eigentlich nur noch nach Hause.

„Bereit?“ fragte da Emily, bevor sie besagte Tür öffnete.

Mit lautem Gebell polterten direkt fünf junge Labradorhunde aus dem da hinter liegendem Zimmer. „Sam!“, kam es da hilflos von Dean, vor dem die Hunde, schon wohl erzogen stoppten und ihn aufgeregt beschnüffelten. „Das ist dein Weihnachtsgeschenk, Dean. Du darfst dir einen aussuchen.“

„Sie sind bereits sehr gut ausgebildet und sie Dean, werden noch den Abschluss mit lernen.“, wurde ihm erklärt. „Sie sind gerade nur etwas aufgeregt.“

„Das ist verständlich.“ Lächelnd drückte Sam seinem Bruder die Schultern. „Was sagst du dazu.“ Doch es war zu spät. Sein älterer Bruder gab leise, unkontrollierte Laute von sich und begann nun auch ungewollt zu zucken. Sam fluchte leise und kniete sich neben den Rollstuhl, um den Älteren zu beruhigen. „Es ist alles gut. Versuch ganz ruhig zu atmen.“ Er konnte sehen, wie sich sein Bruder auf seine Worte und die dazugehörigen Taten konzentrieren wollte. Nur weil er so gut wie gar nicht geschlafen hatte und seit über einem Tag richtig aufgeregt war, hatte er nicht die Kraft dafür. Besorgt strich Sam ihm durch die Haare. „Ganz ruhig Dean. Ich hab dich ja.“

Emily zog sich etwas zurück und wollte auch die Hunde in ihren Bereich bringen. Sie kannte solche Probleme und wusste, dass es jetzt nichts bringen würde, wenn alle auf Dean einredeten. Nur das ihr der älteste Rüde dieses Wurfes entwischte und wieder zu Dean und auf diesen zulief. Freudig mit dem Schwanz wedelnd sprang dieser an dem Blonden hoch und leckte ihm auffordernd über die Hand. Außerdem rieb er seinen Kopf an dem älteren Winchester, bis dieser ruhiger wurde. Dann legte er seinen Kopf auf Deans Schoß und konnte bald spüren,wie dessen Finger an seinem Fell kraulten.

Erleichtert tätschelte Sam dem Rüden den Kopf. „Ich würde sagen, da haben sich zwei gefunden.“ Dean wurde noch ruhiger und lächelte sogar, als er das Tier weiter streichelte. „Gefällt dir dein Geschenk?“ fragte ihn Sam da sanft.

„Er passt perfekt zu uns!“, lächelte Dean müde zu ihm hoch und nahm jetzt auch die zweite Hand hinzu um den Hund zu streicheln. „Wie heißt er?“

„Oh, ich gebe den Welpen keine Namen. Das ist zu verwirrend, wenn die neuen Besitzer sie umbenennen!“ erklärte ihm Emily, glücklich darüber das neue Herrschen so zu sehen.

Da überlegte Dean und sah tief in die Augen seines neuen Hundes. „Wir können dich ja nicht immer Hund nennen… Wie wäre es mit King?“ War ihm doch der Name eingefallen, weil der Hund so instinktiv gut gehandelt hatte und er ihn sofort ins Herz geschlossen hatte.

„King“ wiederholte Sam anerkennend und nickte dann. „Das passt, er sieht auch sehr royal aus.“

Tatsächlich bellte der Hund einmal, als ob es ihm auch gefiel. Deshalb lachte Dean und strubbelte ihm zwischen die Ohren. „Hallo King.“ Der schwarze Labrador freute sich sichtlich über die Aufmerksamkeit, vor allem da seine eifersüchtigen Geschwister leer ausgingen. „Wann können wir dich denn mit nach Hause nehmen?“

Emily lachte über so viel Enthusiasmus und antwortete für King: „Es muss nur noch der Papierkram ausgefüllt werden, dann kann er direkt mit ihnen kommen!“

Für einen winzigen Moment konnte Sam sehen, dass sich Dean sorgen um das Finanzielle machte, da so ein Rassehund nicht billig war. Doch dann überwog die Freude und er strahlte. So konnte er weiter mit King spielen, während Sam und Bobby mit Emily alles regelten.

„Ich danke ihnen, Emily!“, erklärte Dean, als sie damit fertig waren und noch immer nicht wissend, was es wirklich mit dem Hund auf sich hatte.

„Ich danke ihnen, dass sie King ein zu Hause geben! Ich hoffe er wird ihnen eine gute Hilfe sein.“

„Hilfe?“, fragte er sie da verwirrt.

Sie nickte lächelnd. „King wird mal ein richtig guter Begleithund sein.“

„Aber das können wir uns doch gar nicht leisten!“, presste Dean da schockiert heraus, da er wusste, dass solche Hunde noch viel teurer waren.

Emily lächelte ihm da aufmunternd zu. „Machen sie sich darüber gar keine Gedanken. Alle Kosten werden von dem Hilfsverein für Begleithunde gezahlt.“

„Wirklich? Danke!!“ Dean strahlte und kraulte King weiter. „Dann nehme ich dich gern mit nach Hause!“ Als würde er ihm antworten bellte der Hund und sprang an Dean hoch. Entschuldigend sah der nun zu Emily. „Wenn sie bitte entschuldigen, aber ich würde jetzt gern zurück nach Hause.“ Hatte ihn die letzte Attacke doch sehr geschafft.

„Das verstehe ich! Dann wünsche ich ihnen noch frohe Weihnachten und viel Freude mit King. Wir sehen uns dann ja in ein paar Tagen.“

Das würde sich Dean später noch näher erklären lassen, doch jetzt sah er bittend zu Sam, weil er fahren wollte. Der hob ihm King auf den Schoß und verabschiedete sich von Emily, bevor es zurück zum Auto ging.

„Und das habt ihr mal so ganz nebenbei organisiert?“, fragte Dean, nachdem er ins Auto abgesetzt wurde.

„Bobby hat sich um das meiste gekümmert“ gestand Sam ihm da und setzte sich mit King neben ihn.

„Danke, Bobby!“

„Hab ich gerne gemacht, Junge!“

Bobby lachte und setzte die Brüder und ihren neuen Hund eine halbe Stunde später vor ihrem Haus ab. Er wollte nicht noch mit reinkommen, da Dean ins Bett musste, aber er versprach, in den nächsten Tagen noch einmal vorbei zu kommen.

Ins Bett wurde der ältere Winchester auch sofort gebracht, während King artig neben ihnen hertapste.

„Darf er im Bett schlafen?“, fragte Dean dort unschuldig.

Sam zögerte, bevor er nickte. „Na gut, ausnahmsweise.“ Sofort wurde er angestrahlt. Dean wurde danach ins Bett verfrachtet und durfte den Rüden neben sich legen. „Das bleibt aber eine Ausnahme.“

Dean nickte zustimmend und sah Sam dann fragend an. „Wir müssen nachher noch etwas einkaufen.“

„Wieso müssen wir das?“ Sam setzte sich neben ihn und strich ihm durchs Haar.

„King braucht Futter und alles Mögliche, was ein Hund so braucht.“, erklärte der Ältere ihm mit zufallenden Augen.

„Und du denkst, dass ich das nicht schon alles organisiert habe?“

„Ich dachte eher, dass ich das hätte mitbekommen müssen.“ Dean kuschelte sich ein und hatte prompt Kings Kopf auf seinem Bauch.

„Ich hab das ziemlich gut versteckt.“

„Danke…“
 

Mit viel Gejaule und Gewinsel musste King die nächste Nacht in seinem neuen Körbchen schlafen. Darüber war er genauso unerfreut, wie Dean, als jener herausfand, dass er mit dem Hund drei Mal täglich raus musste. Natürlich wurde er dabei von Sam geschoben, da er seinen Rollstuhl nicht selbst bewegen konnte. Trotzdem fühlte er sich so unwohl, dass er froh war, wenn sie wieder zu Hause waren. Den Abend vor Kings erster Trainingsstunde, seit er ihr Hund war, gingen sie dann besonders früh ins Bett, um für den nächsten Tag gewappnet zu sein. Doch in jener Nacht war etwas anders. King war stundenlang ganz still, bevor er jämmerlich zu Jaulen begann. Aufgeschreckt durch seine Geräusche spürte auch Sam was vor sich ging.

Die Erde bebte, zwar nur leicht, aber spürbar.

Mitfühlend holte Sam den verängstigten Hund zu ihnen ins Bett und legte ihn zwischen sie, als sei er ihr Kind. So leckte King ihm auch schlabbernd übers Gesicht und zeigte so, nicht nur seinen Dank, sondern vor allem, dass er die Brüder mochte. „Guter Junge. Schlaf jetzt“ murmelte Sam, der sich von dem leichten Beben nicht stören ließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  masa
2012-02-01T22:50:59+00:00 01.02.2012 23:50
das kapi war mal wieder spitze,ich freue mich schon auf das nächste^^


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