Allein
Romy begab sich alleine in Laws Kajüte. Das Licht brauchte sie nicht anschalten, das würde ohnehin keinen Unterschied machen. Langsam ging sie auf ihre Matratze zu und als sie daran anstieß, hockte sie sich hin und setzte sich seufzend darauf. Es war schon weit nach Mitternacht, sie hatte Geburtstag, aber keinem schien das mehr zu interessieren und sie selbst gab auch nichts weiter darauf. Die süße Romy vergewisserte sich nun, ob ihr Tagebuch noch an Ort und Stelle war und zog sich anschließend ihre graue Strickjacke aus und legte sich hin. Trotz des ganzen Trubels, war sie die ganze Zeit über überhaupt nicht müde gewesen. Die Jungs hielten sie so auf Trapp, dass sie voller Elan war und gar nicht mehr von ihnen weg wollte. Sie machten sie irgendwie glücklich. Bis eben. Romy wurde sich gerade wieder deutlich klar, dass nichts auf Dauer war. Besonders nicht für jemanden wie sie. „Romy du bist so dämlich.“, zischte sie sich selbst zu. Nicht noch einmal durfte sie diese Nähe zulassen. Nicht noch einmal Herz zeigen. Das tat nur weh, so wie jetzt. Romy rief sich ihr Ziel im Kopf zurück. Sie war nicht auf diesem U-Boot um Freundschaften zu knüpfen. Sie hatte die Jungs bezahlt, dafür, dass sie sie gefälligst zu den Sabaodys brachten. Alles andere war völlig irrelevant. Romy spürte, wie die Wärme in ihr wieder erkältete. Sie musste wieder die alte werden. Panzer drüber ziehen, Herz ausschalten, mit den Gedanken bei ihrer Nichte sein und nirgendswo anders. Die sensible Blondine schlief langsam ein, zwar mit Schmerzen, aber das musste schon gehen. Das würde schon von alleine wieder werden. Wer brauchte denn schon einen Trafalgar Law dafür? Wer brauchte denn schon Freunde?
„So fertig.“, gab Law Bescheid und erhob sich wieder. „Danke Doktor.“, lächelte Indira Law an, doch er reagierte nicht, sondern sah sich nach Romy um. „Wo ist Blondie denn jetzt?“, fragte er in die Runde. „Keine Ahnung, eben war sie noch hier.“, antwortete Tucker Schulterzuckend. „Oh Mist! Meine Torte!“, rief Shachi aufgebracht und eilte zurück in die Küche, wo er nur noch einen schwarzen Haufen vor fand. „Och ne! Naja, dann halt nochmal. Und danach geht’s ins Bett. Romy wird sich freuen, ganz sicher.“, grinste er in sich hinein und fing nochmal von vorne an. Law vermutete Romy in der Kajüte, es war ja auch schon recht Spät oder früh, das konnte man sehen, wie man wollte. Auch ihn überkam langsam die Müdigkeit. Eigentlich hätte er sich ne bessere Beschäftigung vorstellen können, als diese lächerlich, grinsende Brünette zu behandeln. „Wo soll ich denn schlafen?“, fragte sie plötzlich. „Hier.“ „Hier? Auf dem Krankenbett?“, hakte sie ungläubig nach. „Ist das ein Problem für dich?“, stellte er die Gegenfrage und die Brünette verneinte. „Dann ist ja gut. Penguin wird ein Auge auf dich haben. Nicht wahr Penguin?“ „Sogar zwei!“, grinste der Navigator und Indira seufzte leicht. Law dachte nicht im Traum daran die Fremde hier alleine zu lassen, aber selber aufpassen wollte er auch nicht. Er hatte schon wen, auf die er aufpassen musste und es auch wollte. „Ich geh schlafen. Bis dann Jungs.“, gab er Bescheid und verließ gähnend den Raum.
Als er seine Kajüte betrat und das Licht einschaltete, fiel sein Blick direkt auf die Schlafende. Law musste unweigerlich schmunzeln, wie niedlich sie sich schon wieder vergraben hatte und man nur ein wenig ihre Stirn sah und ihre blonden Haare, die wild in alle Richtungen lagen. „Wehe du weckst mich nachher wieder mit deinen Strickjacken, Blondie.“, grinste Law und zog sich nun bis auf die Boxershorts aus, um sich dann selbst in sein Bett zu legen. Er schaltete die Nachttischlampe aus und schlief nun ebenfalls sofort ein. Ein Traumloser Schlaf.
Romy erwachte langsam wieder, sie hatte Kopfschmerzen und ihre linke Hand war heiß und pulsierte. Sie hoffte, dass sie sich jetzt nicht auch noch entzündet hatte. Offenbar war sie alleine, sie vernahm keine Atemgeräusche eines anderen oder überhaupt einen blöden Spruch seitens Laws. Sie fuhr sich durch die Haare und rappelte sich auf, um sich anzuziehen und anschließend ins Bad zu gehen. Sie zog sich die Kapuze ihrer Strickjacke über den Kopf und zusätzlich den linken Ärmel etwas über ihre Hand, damit es nicht so auffiel. Romy wollte sich nun die Zähne putzen, als plötzlich eine weitere Person das Badezimmer betrat. „Oh, sieh mal an. Aschenputtel ist auch schon wach.“ Indira. Romy seufzte genervt auf und wandte sich zu ihr. „Was willst du hier?“, fragte sie desinteressiert nach. „Der gut aussehende Kapitän hat es mir erlaubt, das Bad zu nutzen.“, grinste sie und schob Romy zur Seite, damit sie sich im Spiegel betrachten konnte. „Dir scheint es ja wieder gut zu gehen.“, stellte Romy fest. „Er hat auch gesagt, dass ich, wenn du nervst, dich einfach aus dem Bad schieben soll. Du bist eh ne graue Maus, du brauchst dich nicht zu lange hier aufhalten.“, erwiderte sie. „Das hat er gesagt?“, hakte sie leiser nach. Die Tür zur Kajüte öffnete sich und Law trat ein. „Oh, oh. Du solltest besser verschwinden, er guckt ziemlich sauer. Du kannst es ja nicht sehen.“, grinste Indira und Romy legte sofort ihre Zahnbürste ab und verließ das Bad lieber. Sie wollte keinen Ärger sondern einfach nur in Ruhe gelassen werden. Stress mit Law, kam bestimmt nicht sonderlich gut, sie wollte einfach nur auf die Sabaodys. Sonst nichts. Law musste unwillkürlich grinsen, als er Romy sah, die allerdings ihren Kopf gesenkt hielt und die Tür ansteuerte. Sie kannte sich hier schon richtig gut aus, das in so kurzer Zeit. Sie war wirklich gut, ihr Orientierungssinn, einfach genial. „Romy du…“ „Schon gut, ich geh ja schon.“, erwiderte sie forsch und verließ die Kajüte ganz. Verdutzt sah Law, wie sich die Tür schloss. „Ja dir auch einen guten Morgen.“, grummelte er in sich hinein und sah zu Indira die am Türrahmen lehnte. „Ist was?“, hakte er kühl nach und suchte nebenbei sein Logbuch raus. „Naja…Ich fühl mich irgendwie komisch. Mir ist…Schwindelig. Ich glaube ich werde krank.“, tat sie leidig. „Dann geh schlafen.“, antwortete er nur und setzte sich an den Tisch. „Ok, aber zuerst würde ich gerne duschen, wenn ich darf.“ Law blätterte nur in seinem Logbuch. „Ich habe gar keine Klamotten.“ Er musste dringend einiges nachtragen. „Gibt’s du mir welche von dir?“ Wo zum Teufel war sein Stift schon wieder hin? Die Brünette seufzte laut. Er reagierte gar nicht, was soll das denn? „Tse.“, kam es nur noch von ihr und schloss die Badezimmertür, um duschen zu gehen.
Romy erreichte derweil die Kombüse, wo sie mit einem lauten „Happy Birthday“ nun von der kompletten Crew begrüßt wurde. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte und bedankte sich nur müde. Anschließend setzte sie sich an ihren Platz. „Ich hab dir ne neue Torte gebacken! Ich hoffe du freust dich!“, grinste Shachi und stellte sie auf dem Tisch ab. Nebenbei bereitete er noch das Frühstück vor. Romy versuchte wirklich sich ein Lächeln aufzuquälen, aber es half nichts. Stumm, ohne Regungen blieb sie sitzen. „Freust du dich denn gar nicht?“, klang es enttäuscht von dem Smutje. „Doch…Klar.“, antwortete sie trocken und wechselte einfach das Thema. „Ihr habt doch bestimmt ne Teleschnecke an Bord oder? Dürft ich sie mir leihen, ich zahl auch dafür.“ „Du brauchst doch nicht dafür zahlen, geht schon klar.“, grinste Penguin und holte sie eben. Er stellte sie vor sie ab. „Bitte.“ Romy zog die Teleschnecke Wortlos näher an sich und als Shachi ihr die Kapuze vom Kopf ziehen wollte, zischte sie ihn an. „Lass das! Fass mich nicht an!“ Unschuldig hob der Smutje die Arme. „Sorry, ich wollte nur Spaß machen.“ „Lass mich einfach, ok?“ Verwundert über ihre plötzliche Kälte, stellte Shachi ihr einen Teller mit Rührei auf den Tisch. Law betrat ebenfalls wieder die Küche und setzte sich selig grinsend auf seinen Platz. „Ich hab übrigens die Wäsche gewaschen Käpt’n, auch deine Romy. Ich bring sie euch nach dem Frühstück in die Kajüte.“, gab Sid, einer der vielen Crewmitglieder Bescheid und setzte sich ebenfalls. Law nickte und sein Blick fiel auf Romy, die nur in ihrem Essen rumstocherte und kaum etwas runterbekam. Auch ihr Wasser hatte sie bisher nicht angerührt. „Hey, geht’s dir gut? Fehlt dir irgendwas? Du isst gar nichts.“, sprach Law sie an und nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse. Romy hob ihren Kopf und schüttelte ihn nur kurz. „Was macht die Hand?“, fragte er weiter. „Der geht’s gut.“, log sie und würde viel lieber aufstehen und sich irgendwohin verziehen. Allein. „Na wenn du da sagst. Kann dich ja nicht dazu zwingen, sie mir zu zeigen.“, redete er weiter, doch diesmal kam keine Antwort. „Nette Torte, die Shachi da für dich gebacken hat. Willst du sie gar nicht anschneiden? Ich helfe dir.“, grinste Law. „Ich brauche keine Hilfe.“ Law runzelte die Stirn. „Aber dafür lieber schlechte Laune ziehen?“ Zu seinem Bedauern, zuckte sie erneut nur mit den Schultern.
Endlich kam ihre Chance sich von den anderen zu entfernen. Indira betrat die Kombüse, nur in einem Handtuch gehüllt. „Hey Jungs. Ich hatte leider nichts zum Anziehen. Sorry.“, grinste sie und die Crew bekam Stielaugen oder liefen rot an. Nur einer nicht. Der Blick des Kapitäns ruhte auf Romy. Als wollte er versuchen ihre Gedanken zu lesen. „Ähm…V-Vielleicht kann Romy dir was leihen.“, stotterte Tucker und sah erwartungsvoll zu der genervten Blondine. „Ich glaube nicht, dass ihr meine Sachen gefallen.“, sagte sie nur leiser. „Soll das heißen du willst ihr keine geben?“, zischte Tucker ihr zu. „Hey! Reißt euch mal zusammen ja!“, herrschte Law die Crew an und stand auf. „Los ich gib dir was von mir, bis Sid deine Klamotten gewaschen hat.“ „Danke Käpt’n, wie Aufmerksam von dir.“, grinste sie, doch Romy fiel da etwas ein. „Moment warte mal. Ich denke ich hab da doch was für dich.“ „Ach ja? Bitte etwas, was nicht aussieht, wie von deiner Großmutter.“, stänkerte Indira. „Ich hab ein weißes Kleid, nimm das. Ich hätte es sonst eh als Waschlappen benutzt.“, konterte sie nur halb so taff wie sonst und stand mit der Teleschnecke in der Hand auf. „Ich fand, du hast darin eigentlich sehr hübsch ausgesehen. Schade.“, bemerkte Law grinsend. „Ich geh mal von aus, dass die Kellnerin darin besser aussehen wird. Ihr werdet es ja sehen.“ Mit diesen Worten ließ sie eine Truppe verdutzter Jungs und eine in sich hinein grinsende Brünette zurück und ging langsam in den Aufenthaltsraum. Endlich Allein.
„Was hat sie nur?“, ergriff Shachi wieder das Wort, doch auf eine Antwort brauchte er nicht hoffen. Die hatte keiner. „Naja, vielleicht ist heute einfach nicht ihr Tag.“, kam es nun auch von Bepo. „Sie hat Geburtstag, sie sollte glücklich sein. Wenigstens heute, über meine Torte hat sie sich auch nicht gefreut.“, jammerte der Smutje und sah sie sich betrübt an. „Ich rede später mit ihr. Lasst sie erstmal in Ruhe.“, sagte Law gelassen und ging mit der Kellnerin zurück in seine Kajüte.
Die Crew hielt nun Abstand von Romy und verteilte sich woanders. Shachi blieb in der Küche zurück und wusch ab, während die Anderen an Deck gingen und Penguin den Logport und die Karten checkte. Bald sollte es weitergehen. Romy saß auf dem Sofa, sie wollte sich unbedingt bei Jerome melden, dem Einzigen, den sie wirklich an sich heran ließ. Es dauerte ein wenig, bis sie die richtige Nummer gewählt hatte, telefonieren gehörte nicht gerade zu ihren Hobbys, von daher fiel es ihr immer etwas schwer mit dem Teil richtig umzugehen. Nun hieß es kurz warten, bis er sich meldete. „Hallo?“ „Jerome, ich bin es!“ „Romy, hallo meine Kleine, alles Gute zum Geburtstag.“ „Danke, aber sag mal…Warum flüsterst du?“
