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Das Wunder des Lebens

von

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Am Schlund der Hölle

XVI. Am Schlund der Hölle
 

Nach einer weiteren knappen halben Stunde Marsch gelangten sie an einen etwas breiteren Weg, der offensichtlich auch von Autos befahren wurde. Der Wald lichtete sich ein wenig, nach dem Aufstieg bemessen mussten sie sich inzwischen auf einem der Hochplateaus befinden, die das uralte Flussbett des Ohio River flankierten. Es mochte gegen drei Uhr sein, Justin hatte keine Uhr und keine Ahnung. War ja auch überhaupt nicht wichtig.
 

Der Weg endete in etwas, was wie ein Privatgrundstück aussah, ein kleiner Bungalow erhob sich in einiger Entfernung, eher eine Urlaubsbleibe als ein Wohnhaus.
 

Brian wühlte in seiner Hosentasche und förderte sein Schlüsselbund heraus. Er suchte kurz, dann hatte er, was er wollte. Justin hatte diesen Schlüssel noch nie gesehen. Brian steckte ihn in die weit über Kopfhöhe aufragende Pforte, das Grundstück war von einem nicht gerade eine Einladung aussprechenden massiven Gitterzaun umgeben, rüttelte ein paar Mal, dann öffnete sie sich.
 

„Wo sind wir hier?“ wollte Justin wissen, während er Brian hinein folgte.
 

„Dieser Platz gehört zu keiner Ortschaft, hat keinen Namen und keine Adresse, schwer zu sagen also“, erwiderte Brian, ohne sich umzudrehen.
 

Innerlich seufzte Justin. Wenn Brian etwas anpackte, dann mit absoluter Konsequenz. Es war ihm in der Tat gelungen, in Reichweite Pittsburghs das Nirgendwo zu finden. Das war gewiss nicht einfach gewesen.
 

Die Rasenfläche rund um den Bungalow wirkte dennoch gepflegt. Nach einem Stückchen ging sie allerdings wieder in den dicht stehenden Wald über, der anscheinend den größten Teil des Grundstückes bedeckte, soweit Justin das von hier überschauen konnte.
 

„Sag mal – wie hast du den ganzen Kram hier eigentlich gefunden? Oder verheimlichst du mir eine Karriere bei den Pfadfindern?“ fragte Justin.
 

„Glaubst du, ich kann mich nur mit Schuhgeschäften als Orientierungspunkten zu Recht finden? Ich habe mir die Satellitenaufnahmen der Ecke hier angeschaut und ein bisschen was gelesen – und siehe da, wir sind nicht beim Lebkuchenhäuschen gelandet.“
 

„Aber nahe dran… Wer wohnt hier?“
 

„Ist das Privatdomizil von irgend so einem reichen Spinner, der es gegen bare Münze an Esoteriker auf Wahrheitssucht vermietet.“
 

„Was bitte? Wo zum Teufel sind wir hier? Esoteriker?!“
 

„Tja… Wenn ich seinen Sermon am Telefon zwischen verschiedenen komatösen Anfällen richtig verstanden habe, befinden wir uns auf heiligem Grund der Indianer Pennsylvanias.“
 

„Indianer??? In Pennsylvania gibt es keine Indianer!“
 

„Korrekt, Klugscheißer, aber es gab sie Mal, bis der weiße Mann sie fein säuberlich ausgerottet hat. Erst per Krankheit, dann ganz gezielt per Mord und Totschlag. Tragisch, aber wahr.“
 

„Okay, okay – wer ist hier der Klugscheißer…? Aber was machen wir an diesem romantischem Plätzchen, das ja anscheinend unter keinem besonders guten Stern steht…?“
 

„Ich zeig’s dir.“
 

„Ich bin gespannt.“ Oh ja, das war er. Er kannte Brian zu gut, um nicht zu ahnen, dass dieses ausgesprochen merkwürdige Szenario keineswegs willkürlich gewählt worden war. Aber ihm ging im Augenblick beim besten Willen nicht auf, worauf das Ganz hinaus lief. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sein Versprechen zu halten und anbetungsvoll hinter Brian her zu dackeln.
 

Zunächst steuerte dieser jedoch das Ferienhaus an. Es war spartanisch eingerichtet, so viel konnte Justin gerade noch erhaschen, während Brian irgendwo in der Dunkelheit wühlte, die die heruntergezogenen Rollos über den Innenraum verhängten. Das charakteristische Geräusch eines auf und zu schnappenden Kühlschranks ließ ihn Hoffnung schöpfen, dass sie ihr Abendessen nicht per Pirschjagd würden erlegen müssen.
 

Brian kam beladen mit zwei Taschen wieder zurück und reichte ihm eine. Sie kamen Justin bekannt vor, sie stammten aus ihren Beständen, Brian musste sie und wohl auch die darin geborgenen Sachen hier her liefern gelassen haben. Wie nicht anders zu erwarten, er hatte offensichtlich alles genau geplant.
 

„Gehen wir“, sagte Brian und lief los, ohne sich umzusehen, wieder mit diesem merkwürdigen Grinsen im Gesicht, bei dem er die Lippen leicht einsog, als wolle er sich selbst auf die Zunge beißen.
 

Okay… Er hatte die Protest-Option ja noch offen, wie er am Morgen angedroht hatte… Aber erst mal abwarten, was das hier werden sollte.
 

Brian steuerte über die Rasenfläche erneut Richtung Wald.
 

„Brian…?“
 

„Ja, Justin?“
 

„Irgendwie riecht es hier sehr merkwürdig…?“
 

„Ein wenig vielleicht.“
 

Je weiter sie liefen, desto intensiver wurde der Geruch. Das war kein Geruch mehr, das artete in Gestank aus, und zwar in ganz schön üblen.
 

„Brian…?“
 

„Ja, Justin…?“
 

„Es stinkt hier wie die Pest!“
 

„Ein wenig vielleicht.“
 

„Ein wenig? Im Verhältnis wozu? Einer Stinktierkampfarena? Einer Footballmannschaft mit Cholera? Den Slums von Kalkutta?“
 

„Überraschung…“
 

„In der Tat! Ich hätte nie gedacht, dass du mich Mal freiwillig an einen Ort schleifen würdest, der eine solche… Aura versprüht! Dabei ist deine Nase viel größer als meine, wie hältst du das aus?“
 

„Die Welt stinkt nun mal zum Himmel. Dieser Ort ist nur so ehrlich, gar nicht anders zu tun. Soviel Aufrichtigkeit respektiere ich.“
 

„Buah… Oh Gott, ist das Nebel???“
 

In der Tat zogen trübe Schlieren über den Waldboden, die wie feuchte Finger über die Haut glitten.
 

„Kondensation… Ja, sowas wie Nebel wohl. Warmer Nebel“, antwortete Brian.
 

„Warmer Nebel, der nach faulen Eiern mufft? Wo bringst du uns hin? Ist ihr irgendwo die Pforte zur Unterwelt?“
 

„Genaugenommen… ja“, gab Brian zu.
 

„Was…?“ würgte Justin entgeistert hervor.
 

Brian griff ihn an der Schulter und zog ihn zu sich heran. Vor ihnen öffnete sich eine Lichtung, die von einem trüben Gewässer eingenommen wurde. Aus ihm stieg kontinuierlich Dampf auf, schwüle Hitze lag in der Luft, der Schwefelgeruch war fast überwältigend.
 

„Was? Was? Was?“ stammelte Justin nur.
 

„Laut der selbstverständlich völlig authentischen - wenn man mal davon absieht, dass sie keine Schriftkultur hatten, ein winziger Stamm waren und bereits am Beginn des 18. Jahrhunderts fast vollständig ausgerottet waren - Legende der verblichenen Ureinwohner Pennsylvanias befindet sich genau hier der Eingang zur Welt der Geister, an der alles Irdische endet. Herzlich Willkommen am Nichts.“
 

Justin starrte in das Schlieren treibende, leicht blubbernde Wasser, das tatsächlich so aussah, als gehöre es in eine andere Welt. Dann starrte er Brian an. Er war sprachlos.
 

Dann hob er an. „Brian, das ist… genial… und völlig verrückt.“
 

„Genie und Wahnsinn leben nun Mal nah bei einander, ich werte das aus deinem Mund durchaus als Kompliment“, lächelte Brian und stellte seine Tasche auf den bemoosten Grund.
 

Justin tat es ihm nach und ließ sich gleich hinterher zu Boden gleiten. „Es wäre wohl überflüssig zu sagen, dass ich eigentlich nichts zum Hochzeitstag wollte. Aber wie konntest du das wissen? Du hast doch erst am Vorabend gefragt, da war doch nie genug Zeit, das alles hier zu planen?“
 

„War nicht besonders schwer zu erraten. Was hättest du denn haben wollen sollen? Irgendetwas, was du dir genauso gut selbst im Laden kaufen kannst? Irgendwelchen Müll, den die Romantik-Industrie uns andrehen will und von dem du weißt, dass er mir Kotzkrämpfe verursacht? Irgendwelche hohlen Gesten und Phrasen? Das kann ich nicht, und du willst sie auch nicht haben. Aber nichts? Nichts war machbar. Oder war das falsch?“
 

„Nein… Nichts stinkt zwar wie die Hölle, aber… ich mag es. Vielen Dank, Brian“, konnte Justin aufrichtig antworten, während seine Nase allmählich gegen den infernalischen Gestank abhärtete.
 

Brian ließ sich neben ihn sinken. Er lächelte. Innerlich wurde es Justin warm ums Herz, zugleich hätte er ihn am liebsten geschüttelt. Das war das Verrückte mit Brian: Wenn man nichts von ihm forderte, gab er einem alles. Auch alles von nichts. Er mochte maßlos dabei erscheinen, aber so war seine Art, er verstellte sich hier nicht. Das annehmen zu können, ohne zu nörgeln oder weg laufen zu wollen, war auch ein Geschenk, das Geschenk, das Brian wollte.
 

Justin rückte ein Stück hinüber und schlang den Arm um Brians Nacken, zog ihn an sich. Brian vergrub sein Gesicht in seiner Schulterbeuge und atmete tief ein. Justin betrachtete ihn aus dem Augenwinkel und strich über sein Haar. Brian ließ es sich gefallen. Bis dahin war es ein weiter Weg gewesen. Es war Brian immer leichter gefallen zu geben als zu nehmen.
 

„Weißt du“, sagte er, „vielleicht ist es gut, manchmal daran zu denken… an das Nichts, meine ich… damit man begreift, was man hat…?“
 

„Wieso?“ murmelte Brian an seinem Hals. „Glaubst du immer noch, etwas in mir glaubt, etwas zu verpassen? Oder glaubst hast du das Gefühl, dass du…?“
 

„Nein! Nein, ganz und gar nicht. Was denn auch? Was gäbe es zu verpassen?“
 

„Manchmal ist es auch gut, etwas zu verpassen…“
 

„Wie… wie meinst du das…? Ich will nicht, dass du auf etwas verzichtest…“
 

„Ich verzichte auf gar nichts. Ich meine nur… Es gibt Dinge, die man besser verpasst. Ein Flugzeug, zum Beispiel.“
 

Justin atmete tief durch. „Ja… Ja… Das haben wir verpasst…“
 

„Siehst du? Ich verpasse gern die Scheiße, die an jeder Ecke lauert, auch wenn das nicht immer klappt.“
 

„Und was ist mit nicht so beschissenen Sachen?“
 

„Die hab ich doch, die verpasse ich nicht. Ich gehöre nicht zu der Fraktion, die in einem Haus aus Gold und Marzipan wohnt und rum heult, warum es nicht aus Platin und Trüffeln sei - abgesehen davon, dass ich in einem Palast aus Rost und Scheiße aufgewachsen bin. So etwas ist… erbärmlich. Sicher sollte man seinen Arsch nicht einfach bequem ins Kissen krachen lassen, ist ja immer was zu tun, es geht voran… Wann bekommt Lilly nochmal Zähne…?“
 

„In drei Monaten oder so. Du hast recht… Glück… das ist kein objektiv an bestimmten äußeren Dingen messbarer Zustand, sondern hängt wohl eher damit zusammen, wie sehr man das, was man hat und wie man lebt, wertschätz und sich damit identifiziert…?“
 

„Ja, das meine ich. Und was man dafür getan hat. Und mit… mit… Liebe ist es doch irgendwie auch so, oder? Ich meine… schau sie dir doch an… drei Monate zusammen, schon machen die meisten einen auf altes Paar, ziehen zusammen, kaufen sich einen Dackel, und dann plötzlich – huch – mögen sie sich gar nicht mehr! Wie konnte das geschehen? Egal, nächster her… Und so geht es Jahr für Jahr… Immer ein neuer Dummie für die Leerstelle, die niemand füllen kann, da sie nicht für einen echten Menschen gedacht ist… Aber für einen solchen sind sie zu fantasielos – und zu feige.“
 

„Gut, dass wir nicht solche Versager sind“, lächelte Justin ihm ins Ohr.
 

„Konnte mir ja auch nicht passieren, ich habe ja auch nie nach so einer kleinkarierten Scheiße gesucht.“
 

„Nein, du hast das immer verachtet, nicht wahr? Aber das ist nicht ganz fair. Die anderen suchen auch doch nur nach Liebe, Glück…“
 

„Nein, tun sie nicht. Sie haben eine ziemlich festgelegte Vorstellung davon, wie dergleichen auszusehen hat, aus ihrer Erziehung, spanischen Telenovelas und Disneyfilmen plus einem Hauch von Porno. Sie suchen nur noch nach der richtigen Besetzung für ihren eigenen Groschenroman, aber nach der eigentlichen Sache… nein, das wäre viel zu viel… Und wenn sie wen gefunden haben, geht es nach Schema X… gnadenlos… Wenn man nicht ausgesprochen gute Verdrängungsmechanismen besitzt, scheitert man an der Realität, denn die lässt sich leider selten in ein derart flaches Schema quetschen… und dann heißt es entweder abhauen oder ertragen…“
 

„Du meinst also… Liebe ist nichts für Feiglinge?“
 

„Und für Dummköpfe. Und für Spießer.“
 

„Gut, dass wir das alles nicht sind… Aber jeder Mensch ist da anders… vielleicht gibt es da auch andere Wege, ich weiß es nicht.“
 

„Mag sein. Aber das ist mir egal. Ich weiß, du hast das wirklich so gemeint mit dem… mit dem Nichts. Aber ich wollte dir zeigen…“
 

„…dass du mich liebst? Das weiß ich doch.“
 

Brian drehte den Kopf und sah ihn an. „Nein, darum ging es nicht, sondern darum, dass… dass man nicht einfach rumsitzt und dabei gar nicht mit bekommt, wie es zur Routine verkommt und als Selbstverständlichkeit verdorrt. Der leise Tod, nicht wahr? Ich musste etwas tun…“
 

„Hast du ja auch. Und es ist verrückt und überhaupt nicht routiniert und selbstverständlich. Und es ist wundervoll… hier am Eingang zur Hölle.“ Justin musste lächeln. „Jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen…“
 

„Bloß nicht! Die letzten nicht routinierten, nicht selbstverständlichen Wahnsinnsaktionen gingen auf dein Konto – mein Geburtstag, deine Fotos…“
 

„Also doch Routine?“ neckte Justin.
 

„In der Irrenanstalt vielleicht.“
 

„So schlimm?“
 

„Nein. Ich mag mein Irrenhaus, meine irren Kinder und meinen irren Mann.“
 

„Na, da freue ich mich doch… wie wahnsinnig“, lachte Justin und küsste ihn. Sie sanken auf den leicht glitschigen Waldboden und erlaubten es sich, die Eichhörnchen durch heftiges Rumgeknutsche zu irritieren. Justins Finger tasteten sich in recht eindeutige Regionen vor, doch Brian fing seine Hand ab.
 

„Was…?“ fragte Justin verwirrt.
 

„Sonnenschein, Sonnenschein… Immer nur das eine im Kopf… vorhin sogar wortwörtlich… Aber bevor wir uns des Bestandes unserer Ehe auch auf der physischen Ebene vergewissern, sollten wir die Vorzüge dieses Ortes gebührend würdigen.“
 

„Du willst die Natur bewundern? Dazu zähle ich als Nachfahre vieler Generationen von Affen auch… bewundere das!“ protestierte Justin und versuchte Brian wieder an sich zu ziehen, aber dieser hatte sich schon aufgerappelt und schnappte Justins nach ihm greifende Hand, um diesen auch wieder auf die Beine zu zerren.
 

„Du leugnest Gottes Schöpfung? Erzähl das bloß nicht meiner Mutter. Komm her du Affe. Obwohl ich sagen muss, dass dein Fell dafür eher enttäuschend ausfällt.“
 

Justin verzog die Nase. „Wenn du sowas gewollt hättest, hättest du besser einen bärtigen Leder-Daddy geheiratet.“
 

„Buah… Dem hätte das Hochzeitskleid bestimmt nicht gestanden…“
 

„Haha, als hätte ich sowas angehabt.“
 

„Du hättest bestimmt sehr niedlich ausgesehen.“
 

„Garantiert – bis zum dem Zeitpunkt, an dem du mir auf die Schleppe gereihert hättest.“
 

„Auch wahr. Transen waren nie mein Fall. Was hingegen immer mein Fall ist, ist der Look, den wir uns dem Ort entsprechend jetzt zulegen werden.“
 

„Wir verpassen uns eine Indianer-Kriegsbemalung? Was ist in den Taschen, Federschmuck?“
 

„Nein, wir machen hier keinen auf Village People. Als dein vor den Menschen und Gott – Kanadas – angetrauter Ehemann befehle ich dir: Klamotten aus!“
 

„Auch wenn mir dein Kommando-Tonfall missfällt, kann ich der Richtung doch was abgewinnen – oder bindest du mich dann an einen Baum, beschmierst mich mit Honig und läufst weg?“
 

„Du magst es doch ein wenig härter… Nein, natürlich teile ich dein Schicksal und trenne mich gleichfalls von meinen Kleidungsstücken.“
 

„Das ist sehr edel“, kommentierte Justin und pellte sich schnell wie der Blitz aus seinen Sachen, ohne dabei den Blick von Brian zu lassen, der sich gemächlich das T-Shirt abstreifte und dann seine Jeans über die Hüften gleiten ließ. Für einen Wimpernschlag fühlte sich Justin wieder wie der paralysiert sabbernde Teenager, dem sich der vollgedröhnte Brian einst völlig ungehemmt im Adamskostüm präsentiert hatte. Nur dass er inzwischen deutlich konkretere Vorstellungen davon hatte, was man mit der Pracht anstellen könnte.
 

Er bückte sich, um sein Kleidungsbündel einigermaßen sauber auf der Tasche zu deponieren, da wurde er schon gepackt. „Hey, Brian“, protestierte er halbherzig, „was wird das?“ Der Griff verhieß nicht unbedingt ein wildes Liebesspiel, sondern vielmehr, dass Brian im Begriff war, ihn zu packen und fort zu schleifen. Aber was immer Brian vor hatte, es machte bestimmt Sinn – auf irgendeine Weise…
 

„Du bist echt handlich“, grinste Brian, während er sich Justin über die Schulter wuchtete.
 

„Danke Schatz… Dieses Kompliment wollte ich schon immer mal hören“, keuchte Justin, der sich fühlte wie ein Sack Gold in der Hand plündernder Wickinger. Da sein Ausblick in Richtung Wald – und Brians Hintern – ging, bemerkte er nicht sofort, wie ihm geschah. Erschrocken schrie er auf, als Brian ihn wie ein Wurfgeschoss vorwärts schleuderte, dann krachte er schon in das heiße, weißlich-undurchsichtige Wasser.
 

Prustend kam Justin wieder an die Oberfläche. „Ihhh!!! Du hast mich in diese Stinkbrühe geworfen, du… du…!“
 

Brian stand nackt und lachend am Ufer. „Das ist eine Thermalquelle, andernorts zahlen die Leute viel Geld für dieses Vergnügen. Das Wasser ist angenehm temperiert und voller Mineralien. Ist gut für die Haut, die Atemwege, das seelische Gleichgewicht…“
 

„Danke, da geht’s mir bestens! Schmeiß mich doch nächstes Mal gleich in einen Bottich voll faulender Eier!“
 

„Riechst du noch was?“
 

Justin schnupperte. „Nein, irgendwie ist es weg? Komisch?“
 

„Nach einer Weile nimmt die Nase es nicht mehr wahr. Und jetzt mach mal Platz da, du Memme.“ Das Wasser spritze hoch auf, als Brian sich neben ihm schwungvoll in die Fluten warf. Er kam wieder nach oben und streckte sich wohlig.
 

„Mutter Naturs hauseigener Whirlpool. Da sag mal einer, dass die nur lahme Flüsse und Seen kann…“, lobte er.
 

„Naja, uns hat sie ja auch hin bekommen. Aber weißt du, was hier anders ist als in einem Whirlpool?“
 

„Das pittoreske Ambiente? Die Indianerflüche?“
 

„Nein… Es ist tief“, erklärte Justin seelenruhig und stürzte sich auf Brian. Eh der sich recht versah, war er unter geduckert.
 

Spuckend kam Brian wieder an die Oberfläche. „Äh… das Wasser schmeckt zum kotzen… Na warte…“ Er sah sich um, aber Justin war fix und ein guter Schwimmer. Dafür war er größer und kräftiger… Er nahm die Verfolgung auf.
 

Kurze Zeit später flogen die Fetzen, Wasserfontänen schossen in die Höhe, einzelne Gliedmaßen tauchten in einem Knäul auf und verschwanden, die Luft war erfüllt von einem Gemisch aus Gelächter und wilden Flüchen.
 

Das Licht hatte langsam eine abendliche Tönung angenommen, als sie schließlich schnaufend aneinander hängend zur Ruhe kamen.
 

„Einigen wir uns auf ein Unentschieden“, schlug Justin keuchend vor.
 

„Du hast es gesagt – du hast verloren“, sagte Brian, dessen Brustkorb heftig auf und nieder fuhr.
 

„Der Klügere gibt nach…“
 

„Das sagen alle Verlierer.“
 

„Meinetwegen… Du hast mich hier rein befördert, du schleppst mich hier wieder raus.“
 

„Das ist wohl meine Siegerpflicht“, stimmte Brian zu und schnappte sich Justin unter Rücken und Kniebeuge. „Uff… wusstest du schon, dass du über Wasser das Zwanzigfache wiegst?“
 

„Schwächelt mein wilder Stier etwa? Denk an die Nummer in Dirty Dancing, Patrick Swayze hat auch nicht genörgelt.“
 

„Du bist auch nicht gerade Jennifer Grey. Ich sag’s ja nur“, meinte Brian und beförderte Justin wieder auf seine eigenen Füße.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  brandzess
2012-02-21T19:56:50+00:00 21.02.2012 20:56
schön, dass es weiter geht :DDDD *freu*
sowas schafft auch nur Brian! man sagt nichts und der führt einen ans wortwörtliche nichts o.Ô
also soviel einfallsreichtum muss man erstmal haben! xDDDD
Thermalquelle im Wald......wie man sowas wohl findet? aber gut Biran hat bestimmt irgendwelche kimoschen connections zu irgendwelchen komischen leuten xDDDD
tolles kapitel^^ eine süße vorstellung wie Brian Jsutin aus dem.....Tümpel-Quellen-Ding rausgetragen hat *seufz* cute!

ich hatte am freitag ein QaF erlebnis der besonderen art xD:
ich sitze in der letzten unterrichtsstunde und wir haben gerade Wirtschaftslehre (so Rechtliche grundlagen und so) und bekommen ein aufgabenblatt da steht drauf:
Ted Schmidt hat einige Schulden und fürchtet, dass er bald besuch von einem Gerichtsvollzieher bekommt. Er hat einige wertvolle Gemälde und das er die behalten will macht er mit seiner guten Freundinn Melanie Marcus ein geschäft.....
ich hab mich ja fast weggeworfen vor lachen. das kann doch kein zufall sein!!!!

ggvlg brandzess ♥


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