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Letzte Chance

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Letzte Chance

„Nimmst du deine Hand da weg?“

„Warum denn?“

„Weil ich nicht darauf stehe, wenn sie so tief rutscht, oder auf den Ehering an deiner Hand.“

Wütend sah Davis seinen Freund an und rutschte ein Stückchen von ihm weg. Es hatte sich lange in ihm aufgestaut, dass er sozusagen nur die zweite Wahl war, aber er hatte es akzeptiert. Naja, mehr oder weniger. Manchmal kam er sich schon wie eine Zicke vor, doch er konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, dass Ken tatsächlich verheiratet war.

„Davis, bitte, wir haben doch schon darüber geredet…“

„Ein schwuler Polizist ist ein Ding der Unmöglichkeit, sofort den Dienst quittieren, kein Job, kein Gehalt, kein Ansehen. So in ungefähr richtig, Schatz?“ Das letzte Wort war eindeutig mit einem sehr ironischen Unterton versehen und Davis stand auf, nur um in dem kleinen Billig-Hotel-Zimmer unruhig auf und ab zu tigern.

Ken saß am Bettrand, betont aufrecht, die Hände lagen auf seinem Schoß und sein Blick war auf die schlechte Landschaftsmalerei gerichtet, einfach nur stur geradeaus. Er war selbst alles andere als glücklich mit dieser Situation und wünschte sich einen Weg, der ihn und den Mann, den er liebte, aus diesem Dilemma herausführen würde. Leider kamen nur selten Feen vorbei, die solche Wünsche erfüllten.

„Ich liebe dich, das weißt du, ich liebe dich wirklich, aber ich weiß nicht, wie das noch funktionieren soll. Es ist einfach nur widerlich, dass wir selbst unsere Freunde belügen müssen.“ Bei Davis‘ Worten wanderte Kens Blick von dem Gemälde zu dem Riss, der sich bedenklich die Wand entlang zog. Ein richtiges Date, in einem richtigen Restaurant, nicht in einem dieser billigen Stundenhotels. Doch er konnte es einfach nicht: Davis fiel es leicht, sich in solche Situationen einzufinden, er kam mit dem Druck und den Erwartungen seiner Umwelt besser zu Recht, immerhin hatte er in der Zwischenzeit schon das zweite seiner Restaurants eröffnet – und das hatte wirklich niemand von ihm erwartet. Er beneidete ihn wirklich, immer schien Davis‘ Weg so klar zu sein, so vorherbestimmt und auch so logisch und doch zugleich einfach. Und wenn etwas nicht passte, dann wurde es einfach passend gemacht. Doch er war ein völlig anderer Mensch, vielleicht war das auch ein Grund, warum er seinen Freund so sehr liebte und auch brauchte. Die Anerkennung von anderen war ihm wichtig, ein Relikt aus früheren Zeiten, und, das musste er ehrlich zugeben, er hatte Angst, dass man ihn fallen lassen würde, ihn für seine sexuelle Ausrichtung einfach nur aus dem Dienst aussortieren würde.

„Ich liebe die Polizeiarbeit“, flüsterte er leise, mehr für sich als für Davis, „Es ist ein Weg, Gerechtigkeit in unsere Welt zu bringen, es gibt schwarz und weiß. Grau ist selten, entweder der Täter ist schuldig oder nicht. Mir macht es Spaß, die Spuren zu verfolgen und so herauszufinden, was geschehen ist. Diese Arbeit liegt mir einfach.“

Seufzend ließ Davis sich neben ihn fallen und streichelte sanft über seine Schulter.

„Das weiß ich doch“, erwiderte er und legte sich quer über das Bett, nur um an der Decke Spinnweben und weitere feine Risse zu entdecken. „Aber wir kommen nicht weiter. Es geht einfach nicht mehr, verstehst du?“

„Ja.“ Und Ken verstand es in der Tat, es konnte so nicht weitergehen. Er liebte Davis, aber ihre Beziehung war an eine Weggabelung angelangt. Schmutzige, kleine Hotelzimmer, heimliche, fast schon verstohlene Stelldicheins, Lügen gegenüber Yolei und ihren Freunden. Er musste sich entscheiden, welchen Weg er gehen würde, denn es war allein seine Entscheidung, nicht die von Davis. Als er spürte, wie die weiche, verlegene Matratze auf und ab hüpfte, sah er nicht hin. Ken wusste, dass Davis ihn nun hier alleine lassen würde.

„Entscheide dich, Ken. Yolei und dein sicherer Job oder eine unsichere Zukunft mit mir. Ich mache das ungern, aber das hier läuft so nicht mehr.“ Mit einem letzten Kuss verabschiedete Davis sich von ihm. Ken war allein, allein mit einem tropfenden Wasserhahn und der Spinne, die sich gerade seelenruhig von der Decke herabließ. Nach Hause wollte er nicht, dort würde Yolei auf ihn warten und ihn dann mit ihrer Liebe überschütten. Er mochte Yolei, aber eher als Freundin oder Schwester, Liebe empfand er ihr gegenüber nicht – nur ein schlechtes Gewissen nach den Stunden, die er mit Davis verbrachte. Ihm stellte sich nur eine Frage: Was sollte er nun tun? Welches war der richtige Weg?
 

-
 

Davis zog seine Jacke enger um sich, der Herbst zog langsam in die Stadt und es wurde immer kühler. Als er sich aus dem Restaurant losgeeist hatte, hatte er nicht mehr daran gedacht, sich eine warme Jacke zu holen, seine Gedanken waren schon da zu Ken vorgeeilt, alles andere war unwichtig.

Ken. Sein bester Freund war nun sein Geliebter. Er hatte eine Affäre mit seinem besten Freund. Es klang immer noch ein bisschen seltsam in seinen Ohren, auch wenn es nun vermutlich bald der Vergangenheit angehörte. Davis wusste, dass Ken ihn liebte, aber er kannte auch die Zwänge, die seinen Freund antrieben und teilweise auch zu dem machten, was er war. Ihre Beziehung war definitiv nicht einfach und es half nicht wirklich, wenn er Matt und Tai dagegen betrachtete. Im Moment wünschte er sich gerade, dass er nicht auf die Einladung zum Abendessen eingegangen wäre – vor allem nicht nach dem Ultimatum, das er Ken hatte stellen müssen.

Während er durch das erste nasse Herbstlaub stapfte (teils wegen der Wut auf sich und die Situation, teils aus Gewohnheit), fragte er sich, ob er wirklich eine reine Freundschaft zu Ken akzeptieren konnte.

„Ach verdammt, warum ist so etwas nur immer so kompliziert?“, murmelte er wütend vor sich hin und kickte einen kleinen Stein vor sich her.

„Was ist kompliziert?“ Ein blonder Haarschopf schob sich in sein Sichtfeld, und es dauerte nur einen Moment, bis er den lächelnden Matt erkannte. „Zufall, hm?“

„Diese Stadt ist wirklich ein Dorf. Ich dachte, du bist schon am Kochen?“

„Mir hat der Knoblauch gefehlt. Und ohne Knoblauch geht bei Tai gar nichts, das weißt du ja.“ Zur Bekräftigung schwenkte Matt die Einkaufstüte mit den Knoblauchzehen vor sich her. „Also, ich frage noch mal, was ist kompliziert? Kann ich dir mit meinem unglaublichen Altersvorsprung und der somit entstandenen Weisheit irgendwie behilflich sein?“

Davis konnte sein Grinsen nicht unterdrücken, aber er schüttelte dann den Kopf: „Nichts Wichtiges. Das klappt schon alles.“

Dabei klang er nicht sehr überzeugend, aber Matt beschloss, einfach abzuwarten. Er selbst würde auch nicht bedrängt werden wollen und wenn Davis bereit wäre, würde er schon darüber sprechen. Oder Tai kriegte ihn dazu, dass konnte dieser wirklich gut.

„Verrätst du mir, was es heute gibt?“

„Etwas zu essen…“ Belustigt sah Matt zu Davis hinüber, der nur den Kopf schüttelte. Wenn es um das Essen ging war der Blondschopf immer sehr eigen, aber Hauptsache, es war letzten Endes gut (und es war viel davon vorhanden). Immerhin eine Sache war sicher: Es gab Knoblauch, wie immer eigentlich.

Während Matt ihm die neuesten Nachrichten von T.K. und Kari erzählte, die zusammen gerade ein Jahr durch die Welt reisten, liefen sie gemeinsam durch die Kälte, bis sie endlich das kleine Apartment erreichten, welches Matt und Tai sich seit zwei Jahren teilten. Jedes Mal, wenn Davis diese kleine Glücksoase betrat, empfand er Neid, auch wenn er sich dafür ärgerte.

„Matt, bist du es? Ich habe den Tisch gedeckt, wann gibt es Essen?“ Zuerst kam Tais Haarschopf zum Vorschein, dann folgte der Rest und er schmetterte ein fröhliches „Davis!“ in den kleinen Flur. „Na, alles klar bei dir?“

„Hey! Passt schon alles.“ Zu mehr kam Davis nicht, da unterbrach Tai ihn schon wieder: „Wann gibt es Essen? Matt, ich habe Hunger!“

„Liebst du mich überhaupt noch?“, erwiderte dieser trocken, während er sich mit den Knoblauchzehen in der Hand in die Küche schlängelte – die Wohnung war wirklich ziemlich klein.

„Nö, ich mach das alles nur wegen dem Essen…“ Doch lange gelang es Tai nicht, ernst zu bleiben, und so drückte er seinem Freund schmunzelnd einen Kuss auf die Wange. „Naja, ich mache es zum Teil wegen dem Essen, aber du trägst auch deinen Teil dazu bei.“

Angesichts dieses vertrauten Umgangs wurde es Davis noch ein bisschen kälter ums Herz und er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Er fragte sich, was Ken in diesem Augenblick wohl machte.
 

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„Ken, Liebling, da bist du ja endlich“, begrüßte Yolei ihn strahlend an der Tür. „Du glaubst nicht, was mir heute im Laden passiert ist…“

Während seine Frau ihm von ihrem Tag erzählte, schweiften Kens Gedanken ab, so dass er kein Wort von ihrer Geschichte mitbekam.

„Yolei.“ Das eine Wort genügte, um sie nach einem kurzen „Ja?“ verstummen zu lassen. „Ich habe eine Affäre.“

Geschockt, erschrocken und zugleich auch erstaunt sah sie ihn an. Und er erwiderte den Blick ihrer braunen Augen fest.

„Wer ist es?“ Yolei ließ sich auf den Sessel fallen, in dem sie normalerweise mit all ihren Freundinnen telefonierte. Ihre Hand spielte mit den Fransen der Jacke, die direkt daneben hing, die Jacke, die er zusammen mit Davis gekauft hatte. Bis heute fragte er sich noch, warum er zugestimmt hatte, aber nun hing sie da und erinnerte ihn dauernd an diesen Tag. „Ken, wer ist es?“

„Ich… ich kann es dir nicht sagen.“ So weit war er einfach noch nicht.

„Gott, du hast mir gerade gesagt, dass du mit irgendeiner billigen Schlampe eine Affäre hast, und jetzt bist du zu feige, mir zu sagen, wer sie ist? Ich habe die Wahrheit verdient.“ Immer heftiger zerrte sie an den Fransen herum, bis einer schließlich nachgab und abriss. „Ich werde ihr schon nicht den Hals umdrehen, ich will nur die Wahrheit wissen.“

Verwirrt fuhr Ken sich durch das Haar und betrachtete das Hochzeitsfoto, dass sie zusammen auf ihrer kleinen Kommode aufgestellt hatten. Wie würde sie wohl darauf reagieren? Dass es keine „sie“ war, sondern ein „er“. Dass es jemanden war, den sie kannte und mochte. Dass es Davis war.

„Ich warte, Ken, ich warte.“ Sie sah ihn nicht an und er konnte nicht sagen, was sie dachte oder fühlte. Nur die Fransen, die immer zahlreicher um sie herum lagen, zeigten ihre Gefühle. Wut, Enttäuschung, Bitterkeit. „Ich kenne sie also.“

Yolei sah auf und betrachtete ihren Mann, oder den Mann, den sie immer als den ihren empfunden hatte, obwohl er es nicht war.

„Es ist Davis.“ Eigentlich wollte er es nicht sagen, aber ihr prüfender und erwartungsvoller Blick hatten ihn doch dazu gebracht. Es war ihm herausgerutscht, einfach so, ohne, dass er groß darüber nachgedacht hatte.

„Davis? Unser Davis? Der Davis mit den braunen Haaren und den Nudelsuppenrestaurants?“ Ungläubig sah Yolei ihn an, konnte nicht fassen, was er gerade gesagte. Doch als Ken zustimmend nickte, legte sich in ihr ein Schalter um.

„Ich glaub es nicht! Du hast mich mit Davis betrogen, mit einem anderen Kerl!“ Wütend schmiss sie alles nach ihm, alles, was ihr unter die Finger kam und nicht fest verankert war. Das Telefon, die Schlüssel, die Schlüsselschale, eine Vase, Blumen, Jacken, Schuhe, Geschirr – so tobte sie vor sich her.
 

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Trübsinnig rührte Davis in seinen Spaghetti herum, nicht ahnend, dass er in genau diesem Moment verflucht und gehasst wurde. Die Sache mit Ken lag ihm auf dem Magen, obwohl das Essen gut war, war ihm einfach der Appetit vergangen. In seiner Versunkenheit merkte er auch nicht, dass seine beiden Freunde sich vielsagende Blicke zuwarfen, während sie aßen.

„Also gut.“ Entschlossen schob Tai seinen Teller weg und starrte Davis herausfordernd an. „Das kann man sich ja nicht mit ansehen. So schlimm hast du nicht mal ausgesehen, als du Kari hinterher gegeifert hast. Wer ist es? Und was ist euer Problem?“

Während Davis sich mit Tai einen Kampf im Anstarren lieferte, genoss Matt seine letzten Bissen. Er wusste, dass sein Freund die Angelegenheit letztendlich für sich entscheiden würde, also konnte er sich momentan noch ruhig heraushalten.

„Lass mich raten, du hast jemanden, in den du verliebt bist, der dich aber nicht will.“ Davis blinzelte nicht einmal.

„Derjenige ist krank und will dich damit schonen.“ Immer noch kam keine Reaktion.

„Dein Heiratsantrag wurde abgelehnt.“ Schweigend hielt Davis den Blicken stand.

„Sie hat einen anderen und dir einen Korb verpasst.“ Da Tai das ganze Problem nur streifte, reagierte Davis nicht darauf.

„Du hast eine Affäre mit einer verheirateten Person und bist unglücklich damit.“ Auf diesen Volltreffer hin zuckte er kurz zurück und blickte dann starr geradeaus. „Du hast also eine Affäre?“

Ungläubig sahen die beiden Davis an, das hätten sie beide nicht vermutet. Nun schob auch Matt seinen Teller zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Nachdenklich betrachtete er den Jüngeren.

„Das ist jetzt wirklich unerwartet. Aber gut: Die Situation ist klar, du hast eine Affäre und ich könnte wetten, das gefällt dir nicht.“

Tai nickte zustimmend und fuhr dann fort: „Eine Affäre passt ja eigentlich auch nicht zu dir, du bist eine zu ehrliche Haut für solche Heimlichkeiten. Lügen liegt dir nicht.“

Davis‘ innere Anspannung wuchs immer weiter, als die beiden ihn so treffend analysierten. Anscheinend hatten sie doch ziemlich viel Zeit miteinander verbracht, wenn nicht gar zu viel Zeit angesichts dieser treffenden Aussagen über ihn.

„Wir haben also Recht“, stellte Matt fest. „Und gerade weil du so ehrlich bist, vermute ich mal, du hast gesagt, was du fühlst.“

Während Tai aufstand und aus seiner kleinen Bar, die er liebevoll pflegte, einen Whisky hervorholte, den für besondere Anlässe, saßen Matt und Davis schweigend am Tisch und grübelten vor sich hin. Der eine fragte sich, warum die Zwei ihn nur so durchschauten, der andere überlegte, wer die geheimnisvolle Affäre wohl sein könnte.

„Trink das.“ Tai stellte zwei Gläser mit der goldenen Flüssigkeit auf den Tisch und nahm aus dem dritten selbst einen genießerischen Schluck. „Komm schon, Davis, entspann dich, es bringt nichts, wenn du aussiehst, als hättest du gerade in eine Zitrone gebissen.“

Mit einem grimmigen „Also gut“ nahm Davis einen kräftigen Schluck des Whiskys und setzte das Glas dann polternd auf dem Tisch ab. „Ich werde euch nichts sagen. Da bringt auch der Alkohol nichts, klar?“

„Dagegen vielleicht nicht, aber er hilft gegen Liebeskummer jeder Art“, erwiderte Tai mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Was glaubst, wie ich die ersten fünf Körbe von Matt ertragen habe? Damals war’s Bier, heute ist es nun mal ein guter alter Whisky. Das wärmt das Herz und die Seele.“

„Tja, so leicht war ich dann doch nicht zu kriegen, nicht wahr?“ Auch Matt hatte schon an dem Glas genippt, allerdings war ihm ein guter Sake dann doch lieber, darum ließ er es langsam angehen.

„Du mit deinen Ängsten wegen deiner Familie und deiner Band. Aber letztlich zählt ja nur, dass wir zusammen sind.“

„Das ist etwas, worum ich euch beneide. Ihr wisst, dass ihr zusammengehört und habt es auch geschafft, trotz der Umstände.“ Davis sah die beiden an und lächelte leicht. „Ich muss jetzt wohl warten, auch wenn das definitiv nicht meine Stärke ist.“

„Mal schauen, was die Zukunft dir so bringt“, erwiderte Matt und nippte noch einmal am Whisky. Während sie noch schweigend ihre Gläser betrachteten, klingelte es an der Tür.

„Ich würde sagen, die Zukunft bringt uns einen weiteren Gast“, stellte Tai lachend fest und ging, um die Tür zu öffnen. Nur einen Moment später erklang ein verblüfftes „Wie siehst du denn aus?“

„Bin gleich wieder da.“ Matt beschloss lieber mal nachzusehen, was da draußen vor sich ging. Als er den kleinen Flur betrat, sah er direkt hinter Tai einen nassen, leicht dreckigen Ken, der auch einige Schrammen im Gesicht hatte. Ohne viele Worte griff er nach dessen Hand und zog ihn hinter sich her in ihr Wohnzimmer, um sich die Wunden genauer anzusehen.

„Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte“, murmelte Ken noch entschuldigend und blickte auf den Boden.

„Ken?“ Mit einem lauten Knall fiel Davis‘ Stuhl um, als er aufsprang, um nach seinem Freund zu sehen. „Was ist passiert?“

Verwirrt sah Ken ihn an, wunderte sich, warum Davis bei Tai und Matt war, bis er sich an das Abendessen erinnerte, das die drei alle zwei Monate veranstalteten. „Ich habe nicht… ich habe nicht dran gedacht, dass du hier bist. Ich…“

„Was ist passiert?“ Vorsichtig untersuchte Davis die Schnittwunden - Matt hatte sich zurückgezogen und die beiden Freunde sich selbst überlassen. Manchmal erinnerte ihn die Freundschaft der Zwei an die, die er früher zu Tai hatte. „Wer war das? Hattest du einen Einsatz?“

„Davis, lass ihn sich doch erst einmal setzen.“ Tai trat mit einem Handtuch hinter die beiden, warf es um Kens Schultern und drückte ihn dann auf einen Stuhl.

„Ich war bei Yolei.“

„Ist ihr etwas passiert?“

„Davis, das war sie.“ Drei sehr verblüffte Blicke trafen ihn nach dieser schlichten Aussage.

„Warum sollte sie…“ In dem Moment, in dem Davis nachfragen wollte, wusste er, was geschehen war. „Du hast es ihr gesagt.“

Schweigend nickte Ken und sah seinen Geliebten dann einfach nur an.

„Eigentlich wollte ich es nicht, aber ich konnte nicht anders.“

Tai wollte etwas sagen, doch durch einen schnellen Seitenhieb von Matt entwich ihm nur ein schmerzvolles Zischen. Auf seinen bösen Blick hin hielt der Blonde ihn mit einem leisen „Psst!“ hin. Ergeben fügte er sich seinem Schicksal, was auch immer Matt sich dabei wohl dachte, es würde schon richtig sein.

„Und jetzt?“ Davis ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken, war aber wie gebannt von dem Blick aus Kens blauen Augen.

„Jetzt bin ich obdachlos.“ Ein humorloses Grinsen flog kurz über Kens Gesichtszüge.

„Soll das heißen…“

„Ja, das heißt. Davis, ich nehme die unsichere Zukunft mit dir.“ Dieses Mal war es ein echtes Lächeln, das sich auf Kens Gesicht ausbreitete und bis in die Augen langte.

„Jetzt hab ich es verstanden! Ken ist deine Affäre!“, rief Tai laut, und dieses Mal wich er Matts Schlag gekonnt aus.

„Nicht Affäre“, grinste Davis ihn an, „Ich glaube, jetzt sind wir ein Paar.“

„Ein Paar mit vielen Problemen“, fügte Ken hinzu. „Aber die kriegen wir gelöst.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Lysette
2013-05-04T20:37:19+00:00 04.05.2013 22:37
so, ich hatte auch mal wieder lust was zu lesen und bei dir finde ich prinzipiell immer was xD

Du weißt ich steh auf Drama und wenn es dann noch komplizierte Umstände gibt, ist es umso besser. Alleine der Anfang ist sehr gut gelungen und macht schnell laune weiterzulesen.
Es ist emotional und super geschrieben.
Und Matt und Tai sind sowieso immer die coolsten^^
Ich fands echt super. hast du schön gemacht.
Von:  Yurii-chan
2011-12-26T21:33:59+00:00 26.12.2011 22:33
Warum entdecke ich gute Fanfics wie diese hier immer erst nach Monaten? x3
Also ich kann mich den beiden vorigen Kommentaren nur anschließen ^^
Wirklich super Arbeit !!


LG Yurii-chan
Von:  Wintersoldier
2011-09-17T09:58:42+00:00 17.09.2011 11:58
Tüdelü~

Du weiß ja grundsätzlich schon, was ich von der Geschichte halte, aber ein Kommentar kann ja nie schaden. :D
Das Dreieck Davis/Ken/Yolei finde ich sehr interessant. Irgendwie habe ich die Beziehung von Davis und Ken noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet, obwohl es eine durchaus logische Betrachtung ist, die sich gut an das Ende von Digimon Adventure 02 machen würde... aber das liegt wohl auch daran, dass ich Yolei nicht mag und grundsätzlich eher weniger daran denke, dass sie ja mit Ken verheiratet ist. XD
Tai und Matt finde ich sowieso immer toll und ich hab ja schon gesagt, dass ich ihre Beziehung und ihre Interaktion sehr harmonisch finde, obwohl sie ja eher die Randpersonen sind. Auch den Dialogfetzen, welchen du den beiden zugeschrieben hast, passte einfach hervorragend zu den beiden, sodass sich diese Vorgabe sehr schön in die Geschichte eingefügt hat. Aber auch der erste Dialogfetzen war sehr passend.
Wenn Tai und Matt Davis analysieren... ja, sie haben durchaus recht, er ist wirklich zu ehrlich für eine Affäre. Bzw. es passt nicht zu seinem Charakter, weshalb es auch nur logisch war, dass er an dem Punkt angelangt war, an welchem er das Ganze beenden musste.
Und das Ken sich im Endeffekt für Davis entscheidet, war sehr niedlich - was hätte er auch sonst machen sollen? :3

Liebe Grüße
Aya
Von:  MoonlightWhisper
2011-09-16T16:43:50+00:00 16.09.2011 18:43
Hey ^^
Also ich fand die Geschichte sehr schön und den Dialogfetzen, den du mit Tai udn Matt verarbeitet hast, passte einfach so gut
Ich mag auch deine Art zu schreiben, einfach toll.
Ich finde so wieso, das es zuwenig Daivs/Ken gibt


Nochmal Danke und hoffentlich kann ich mich bald beim Wichteln revanchieren.

lg
Cliona


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