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Wallow in Memories

Shizuma x Miyuki
von

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Memories

Bunte Blätter wurden vom Wind gegen die Fenster des Strawberry Dorms geweht. Der Herbst kam dieses Jahr schon recht früh. Bereits Mitte September hatte er die Blätter der Bäume bunt gefärbt und die Sonnenstrahlen verloren langsam an Kraft.

Eine weitere Windböe erfasste die Gardienen und ließ sie weit in das Zimmer, welches dahinter lag, wehen. Einige welke Blätter fanden gleich auch noch den Weg ins Innere des Raums.

Der auf dem Schreibtisch liegende Papierstapel wurde ebenso wenig verschont. Wichtige Dokumente des Student Councils fanden ihren Weg zum Fußboden und schlitterten noch ein ganzes Stück über den Teppich des Raums.

„Nicht doch...!“ Miyuki hatte bis eben auf dem Bett gelegen und französisch gelernt. Sie war so in das Schulbuch vertieft gewesen, das sie das Unglück nicht hatte kommen sehen.

Eilig legte sie ein Lesezeichen in das Buch und klappte es zu. Sie stand vom Bett auf, beeilte sich das Fenster möglichst schnell zu erreichen, musste kurz mit der Gardiene kämpfen und schaffte es dann, das Fenster zu schließen. Von jetzt auf gleich war es ganz schön windig geworden.

Mit einem leisen Seufzen sah sie sich das Chaos auf dem Fußboden an.

Ihre Unterlagen, welche sie heute eigentlich noch den anderen Mitgliedern des Student Councils präsentieren wollte, lagen nun ungeordnet quer im Raum verteilt.

Sie begann sogleich damit die Blätter aufzusammeln und schon mal provisorisch zu sortieren.

Mit einem Stapel Dokumenten auf dem Arm ging sie zurück zum Schreibtisch und legte die Papiere darauf ab. Mit einem misstrauischen Blick musterte die Rokujou den Stapel und legte vorsichtshalber ein recht schweres Mathematikbuch darauf.

Gerade wollte sie sich wieder aufs Bett fallen lassen um weiter zu lernen, da bemerkte sie ein kleines Stückchen Papier unter dem Schreibtisch liegen. Sie hob den Zettel auf und stellte fest, das es ein altes Foto war. Wie war das Bild denn unter den Tisch gelangt?

Auf dem Foto blickten sie zwei Mädchen an, welche etwa elf oder zwölf Jahre alt waren. Um genau zu sein waren es Shizuma und sie selbst. Das Foto war damals etwa zwei Wochen nach ihrer Einschulung geschossen worden.

Miyuki betrachtete es eine Weile. So viel war in der ganzen Zeit geschehen. Gute und schlechte Erinnerungen gleichermaßen. Sie ließ sich zurück aufs Bett fallen.
 

~Flash Back~
 

Die Aula St. Miators war restlos überfüllt. Nur wenige ältere Schülerinnen standen seitlich im Raum. Eine Schwester und einige Lehrerinnen standen auf einer großen Bühne und hießen die Neuankömmlinge willkommen. Dutzende junge Mädchen saßen aufgeregt und reichlich nervös auf ihren Stühlen und hingen förmlich an den Lippen der Erwachsenen auf der Bühne.

Auch ein zierliches, blauhaariges Mädchen war unter ihnen. Ohne es zu merken spielte sie mit einer der etwa kinnlangen Haarsträhnen, während sie den Worten einer Lehrerin lauschte.

Es war das erste Mal, das sie von Zuhause weg war. Nur das dies hier kein Urlaub auf dem Ponyhof oder ähnliches war, nein, ab heute würde sie dieses Internat besuchen.

Es war nicht ihre Entscheidung gewesen, ihre Eltern hatten darauf bestanden.

Unauffällig blickte sie sich im Raum um. Einige der anderen neuen Schülerinnen schienen sich bereits zu kennen, denn sie unterhielten sich im Flüsterton miteinander. Wenn Miyuki sich hier so umsah, dann begann sie sich ernsthaft zu fragen, wie um alles in der Welt sie hier jemals Anschluss finden sollte. Sie war damals noch recht schüchtern und hatte ihre Probleme damit auf andere zuzugehen.

Aus den Gedanken gerissen wurde sie schließlich, als eine Lehrerin damit begann die neuen Schülerinnen aufzurufen um ihnen mitzuteilen, wo sie von nun an wohnen würden und wer ihre Zimmernachbarin sein würde. Nach etwa fünf Minuten fiel auch Miyukis Name.

Eine der älteren Schülerinnen händigte ihr den Zimmerschlüssel aus und beschrieb ihr kurz den Weg zu dem Raum. Die Blauhaarige wartete gespannt ab, wer ihre Zimmernachbarin sein würde. Diese war aufgerufen worden, als sie gerade den Schlüssel gereicht bekommen hatte.

Eine, für ihr Alter, recht große Silberhaarige bahnte sich den Weg durch die Menge. Das erste, was dem Mädchen zu diesem Anblick einfiel war einfach nur //Wow!// Die Andere schaffte es selbst jetzt, wo sie sich durch die viel zu engen und überfüllten Sitzreihen kämpfte, noch elegant zu wirken.

Das Mädchen ging direkt auf sie zu. Mit jedem Schritt, mit dem die Schülerin sich ihr näherte, wurde die Blauhaarige nervöser. Obwohl die andere in ihrem Alter war, wirkte sie schon jetzt viel erwachsener. Jede ihrer Bewegungen wirkte elegant aber nicht aufgesetzt. Ihre Gesichtszüge waren fein und wunderschön.

Direkt vor ihr blieb das Mädchen stehen, betrachtete sie mit einem freundlichen Lächeln und streckte die Hand aus.

„Mein Name ist Shizuma Hanazono und ich bin deine Zimmernachbarin. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Die Stimme der Silberhaarigen passte perfekt zu ihrem äußeren Erscheinungsbild. Sie klang weich und höflich aber sie war mindestens genau so einprägsam.

Die Blauhaarige starrte sie an. Sie wollte sich ebenfalls vorstellen, doch sie stellte fest, das sie erstarrt war. Irgendwie schaffte sie es nicht auch nur einen Ton zu sagen.

Die Zeit um sie herum schien still zu stehen. Shizumas Blick wurde leicht fragend. Zögerlich ließ sie die Hand ein Stück sinken.

Miyukis Wangen nahmen einen zarten Rotton an. Es war ihr mehr als peinlich in eine Art Schockstarre gefallen zu sein. Was sollte ihre neue Zimmernachbarin denn jetzt von ihr denken?

„M- ...Miyuki Rokujou.“, brachte sie schließlich heraus. Der Blick der jungen Schülerin war zu Boden gerichtet, fast so, als läge irgendetwas sehr interessantes auf dem Laminatfußboden.

Zögerlich griff sie nach der ihr angebotenen Hand, um die Andere zu begrüßen.

„Lass uns unser neues Zuhause doch mal genauer ansehen.“, streute Shizuma ein, die wohl bemerkt hatte, das ihre schüchterne Zimmergenossin mit der Gesamtsituation überfordert war und sich ein unangenehmes Schweigen breit machte.

Wie auf ein Zeichen hin nickte die Blauhaarige und begann mit Shizuma nach dem Zimmer zu suchen, das sie von nun an bewohnen würden.
 

Etwa eine Woche später hatten die beiden sich einigermaßen gut eingelebt. Es gab nicht nur eine Schule hier auf Astraea Hill, sondern gleich drei. Während Lulims Schülerinnen fast alle sehr freundlich waren, fanden sich in St. Spica eher zielstrebige Persönlichkeiten.

Den Unterricht von St. Miator empfand Miyuki als mittelschwer. Wenn man aufpasste und lernte, sollte es aber kein Problem sein gute Noten zu schreiben.

Mit dem Schulleben hatte sie sich abgefunden und inzwischen hatte sie sich auch mit Shizuma angefreundet. Bloß, das sie so lange von Zuhause weg sein würde, bereitete ihr damals noch Sorgen.

Schon nach den ersten beiden Tagen bekam die junge Schülerin Heimweh. Wenn sie im Unterricht saß oder etwas zu tun hatte, war es nicht so schlimm, doch besonders Abends überfiel sie das Heimweh dafür um so schlimmer.
 

Es war bereits 23 Uhr und ganz Astraea Hill war totenstill. Der Mond schien durch die Fenster des Strawberry Dorms und tauchte die Zimmer und Flure in ein fahles Licht.

Die Blauhaarige lag wach in ihrem Bett. Wieder wünschte sie sich nichts mehr als Zuhause sein zu können. Sie war einfach nicht für ein Leben im Internat geschaffen. Das Mädchen spürte, wie der Kloß in ihrem Hals wuchs. Tränen stiegen in ihren Augen auf. Sie blinzelte mehrfach um sie zu unterdrücken. Letzten Endes ohne Erfolg. Sie wollte nachhause!

Miyuki zog sich die Decke ein Stück weiter über den Kopf. Das Mädchen versuchte ein Schluchzen so gut es ging zu unterdrücken.

Plötzlich hörte sie, wie die Decke vom anderen, hier im Zimmer stehenden, Bett zurückgeschlagen wurde. Es folgte das leise Tappsen von Füßen über den Teppichboden. Die Schritte machten vor ihrem Bett halt. Nach einem kurzen Zögern, spürte sie, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte.

„Miyuki? Alles in Ordnung mit dir?“ Shizuma setzte sich vorsichtig auf die Bettkante.

Angesprochene blieb noch einen Moment auf der Seite liegen, bevor sie ein Stück weit unter der Decke vorlugte und sich zu der Silberhaarigen umdrehte.

„Du bist wach?“, erkundigte sie sich. Das Mädchen hatte gehofft das ihre Stimme normal klingen würde, doch sie hörte sich genau so verheult an, wie sie derzeit auch aussah.

Sie schlug die Decke noch ein Stück weit zurück und kroch darunter hervor um sich nun ebenfalls auf die Bettkante zu setzen.

„Was ist los mit dir?“ Die Stimme der Silberhaarigen klang sanft und einfühlsam. Angesprochene zögerte und blickte zu ihrer Zimmernachbarin rüber. Wegen der Dunkelheit konnte sie gerade mal ihre Silhouette sehen.

„Ich...ich hab Heimweh.“, gab sie dann zu und wischte sich einige Tränen weg. „Weißt du, ich war bis her noch nie von Zuhause weg...ich vermisse meine Eltern.“ Wie viel von dem Gesagten Shizuma nun verstanden hatte, sei dahingestellt, da die Worte immer wieder von Schluchzen unterbrochen wurden. Das silberhaarige Mädchen zog ihre Freundin zu sich und strich ihr leicht durchs Haar. „Du fühlst dich einsam, oder?“, fragte sie. Die Blauhaarige nickte nur schüchtern.

„Aber das musst du nicht. Du bist nicht allein. Ich bin hier und ich bin für dich da.“

So blieben die beiden noch eine Weile sitzen.
 

Teilweise fragte sich Miyuki, was Shizuma wohl von ihr dachte. Ob sie ihr nicht langsam auf die Nerven ging? In den fünf Wochen, die sie inzwischen hier lebten, war die Silberhaarige ihre einzige Freundin. Sie war wirklich immer für sie da und kümmerte sich um sie.

Die Rokujou war ihr wirklich dankbar dafür, doch teilweise kam sie sich so vor wie ein Hund der treudoof seinem Besitzer hinterher dackelte. Allem Anschein nach schien Shizuma das überhaupt nichts auszumachen, doch ganz sicher war sie sich nicht. Die damals noch so schüchterne Schülerin wollte ihrer einzigen Freundin nicht auf die Nerven fallen.

Im Gegensatz zu ihr war die Andere selbstbewusst und für ihr Alter schon sehr erwachsen. Dies wussten auch die anderen Schülerinnen zu schätzen. Schon von Anfang an war ihre hübsche Zimmernachbarin beliebt. Die anderen Mädchen in ihrem Jahrgang bewunderten ihr Auftreten und ihr Aussehen und blickten schon jetzt zu ihr auf.

Manchmal fragte die Blauhaarige sich, wieso Shizuma sich dann ausgerechnet mit ihr abgab. Sie würde es wohl nie ganz verstehen.

So hatte alles angefangen. Ihre Schulzeit und ihre Freundschaft. Damals hatten die beiden nicht mal den Hauch einer Ahnung, was sie noch alles erleben würden...



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