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Absolute Destiny Apocalypse

von

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[Motion 5 - Darkstar]

[© Clees; übersetzt von eurydike]
 

Toshiya stiess einen Seufzer aus und betrachtete seinen Grüntee, während er die runde Tasse in seinen Händen drehte.

"Und du hast ihn einfach dort gelassen?".

Toshiya nickte.

"Er sah aus wie ein verlorengegangenes Gepäckstück".

"Toshiya, du bist so egoistisch".

Der Bassist runzelte die Stirn und drehte weiterhin die Tasse in seinen Händen.

"Ja, aber wenigstens hab ich's ihm gesagt. Irgendjemand musste es ihm doch mal sagen, oder?!?".

"Aber nicht so. Ds hat er nicht verdient. Schon gar nicht von dir".

Toshiyas rotgeränderte Augen schossen auf und schauten böse.

"Wenigstens bedeutet mir Kyo genug, dass ich das durchziehe!".

Frustriert umklammerte er die friedliche Teetasse.

"Gott, er macht es so schwer. Er macht mich so wütend. Ich...ich denke, mein Temperament ist mit mir durchgegangen...".

Die Umklammerung entspannte sich, und sein Gesicht nahm einen leicht schuldbewussten Ausdruck an.

"Aber er verdient es. Mir solche Angst zu machen...".

"Was nun?".

Toshiya schüttelte den Kopf und zog die Nase hoch.

"Irgendwie hatte ich gehofft, du wüsstest das...".

"Keine Ahnung...".

"Na toll".

Toshiya rollte die Augen und nippte an seinem Tee. Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er schauderte. Seine Stimme zitterte.

"Was ist, wenn er es nicht mehr in den Griff bekommt...?".

"Dann werden wir ihm helfen".

"Ich...ich fühle mich trotzdem schuldig. Ich weiss, es war gemein, aber...wenn dies jemanden glücklich macht...irgendwie...".

Toshiya seufzte und schaute zu der Person ihm gegenüber auf.

"Ich kann es nicht beschreiben. Ich mag es, wie er mich festhält. Sein Stöhnen. Seine Berührungen. Es ist so anders...".

Leicht verwundert schüttelte er den Kopf.

"Ist es das?".

"Ja. Weil ich ihm vertraue und er nicht einfach nur da ist, weil er nen Fick braucht, sondern weil ich ihm etwas bedeute. Die ganze Atmosphäre ist so anders".

Toshiya lächelte abwesend. Er spielte immer noch mit seiner Tasse.

Ein Seufzen.

"Ich wünschte, ich hätte sowas...hast du Angst davor, was nun passieren könnte?".

Die Frage kam behutsam, voller Besorgnis.

Toshiya nickte und schluckte. Dann zwang er sich zu einem Lächeln und versuchte, das Thema zu wechseln:

"Nun erzähl mal, wie war dein gestriges Shopping-Treffen mit deinem "Schwarm"?".
 

* * *
 

"Er ist nicht da".

Shinya spielte unbewusst mit den Spitzen seiner Haare und liess seine Blicke umherschweifen: Von Kaorus besorgtem Gesicht, zu Die, der seinen Arm um Toshiyas zitternde Schultern legte, und wieder zurück zu Kaoru.

"Du hast es ihm gesagt, oder, Die-kun?", fragte Shinya ernst, seine Augen fielen erneut auf den Rotschopf.

"Ja. Er sollte hier sein. Ihr kennt doch Kyo. Was könnte er schon anderes vor haben, als mit uns rumzuhängen?".

Die versuchte, zu witzeln, lachte jedoch nicht. Toshiya lehnte seinen Kopf an Dies Schulter und schaute düster zu Boden.

"Sollen wir ihn anrufen...?", fragte Kaoru und blickte in die Runde. Toshiya vermied es, seinem Blick zu begegnen und zog die Nase hoch. Die zuckte die Schultern. Sein Gesichtsausdruck machte klar, dass er auch keinen Rat wusste.

"Darf ich?".

"Klar...".

Kaoru beobachtete, wie Shinya aufstand und in sein Schlafzimmer ging. Er hob den Hörer und wählte. Während er dem Klingelzeichen lauschte, sassen die andern ruhig in Kaorus Wohnzimmer.

"Toshiya, daijoubu?".

Toshiya sah zu Die auf und nickte dann.

"Daijoubu, Kao. Nur etwas müde".

Der Geist eines Lächelns.

Kaoru seufzte. Er strich sich ein paar seiner violetten Haarsträhnen hinter die Ohren und betrachtete seine Freunde auf der gegenüberliegenden Couch.

"Hat einer von euch ne Ahnung, was in letzter Zeit mit Kyo los ist?".

Toshiya verbarg sein Gesicht an Dies Schulter und dieser zuckte nur die Schultern.

"Wer kann das bei ihm schon so genau sagen?".

Kaoru schüttelte leicht den Kopf.

"Dennoch...er war letzthin ziemlich komisch, und ich mache mir Sorgen. Aber er würde nur sauer werden, wenn ich ihn darauf anspräche, ne. Und heute Abend ist er nicht gekommen...ich denke, ich sollte ihn doch drauf ansprechen...".

"Ich denke, es ist alles in Ordnung, Kaoru. Ich bin sicher, er ist nur schlecht gelaunt. Oder er schläft".

Kaoru lächelte.

"Ja, das sähe ihm ähnlich...".
 

Shinya verstärkte den Druck auf das Telefonkabel zwischen seinen Fingern, als niemand abhob. Er hörte die leise Unterhaltung der anderen und konnte nicht anders - Verbitterung stieg in ihm auf.

Es ist ihnen egal. Aber das sollte es ihnen verdammt noch mal nicht sein...

Er tadelte sich innerlich selbst, doch er fühlte, wie sich seine Lippen vor Wut zusammenpressten.

Vielleicht war es der Stress, der ihm zu schaffen machte...oder vielleicht war es, weil er schon so lange nicht mehr geweint hatte, dass er sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte.

Was auch immer der Grund war, er war entrüstet darüber, dass die anderen Kyos Abwesenheit auf die leichte Schulter nahmen.

Diese drei nehmen alles easy. Für sie ist das Leben ein einziger Spass, ein Traum!

Er legte auf und wählte die vertraute Nummer noch einmal.

Es sollte mir nicht so nahe gehen...aber, wenn sie nur gesehen hätten...

Shinya machte sich grosse Sorgen um ihren Sänger. Weil er eine so gute Beobachtungsgabe hatte, fiel es ihm leichter als den anderen, seltsames Verhalten zu erkennen.

Alle hatten Kyo schon vor Schmerz schreien gehört, sie alle hatten seine Stimme tränenerstickt zittern gehört, sie hatten ihn sogar kotzen gehört - aber ihn tatsächlich weinen gesehen hatte bisher nur Shinya. Toshiya und Kyo waren beide ziemlich offen was ihre Gefühle betraf, ganz anders als die meisten japanischen Männer, und Toshiya weinen zu sehen war nicht allzu überraschend.

Aber Kyo weinen zu sehen, und dann erst noch Offstage, im wirklichen Leben..

Shinya war durch die Hölle gegangen, um Die davor zu bewahren, in den Abgrund zu stürzen. Und der Gedanke, so etwas noch einmal durchmachen zu müssen, liess ihn erschaudern.

Sein Herz blieb stehen, als der Klingelton auf einmal unterbrochen wurde und ein Grunzen ertönte.

"Uhn?".

"Shinya desu. Moshi moshi".

"Oh, hey".

Shinya runzelte die Stirn.

Hab ich's mir doch gedacht, etwas stimmt nicht...

"Wir sind bei Kaoru und fragen uns, wo du bleibst. Hast du's vergessen?".

"Nein...".

Der grosse Drummer fühlte sich gekränkt.

"Hast du geschlafen?".

"Iie...".

"Warum kommst du dann nicht?".

"Bin beschäftigt".

Shinya hörte metallisches Klappern auf Porzellan.

"Kann ich zu dir kommen?".

"Ich dachte, du seist gern allein, Shinya. Solltest du nicht zuhause sein und alle ignorieren?".

"Das tust du doch schon - und zwar gut genug für uns beide".

"Werd ja nicht zickig, nur weil Die dir an die Kleider gegangen ist".

"Es geht nicht um Die".

"Ach nein?".

Leichte Verbitterung klang in diesen Worten mit.

Shinya blinzelte etwas verwirrt.

"Was?".

"Vergiss es...".

Abwesend. Wieder das Geräusch. Und ein leises Reiben.

"Verdiene ich das wirklich? Ich habe nur angerufen, weil ich mir Sorgen mache...".

"Mach dir keine Sorgen um mich, Shinya".

Kyo machte eine Pause und wieder ertönte das leise Klappern.

"Sag Kaoru und Die, dass es mir leid tut".

Shinya zögerte.

"Und Toshiya?".

Eine weitere, lange Pause.

"Er ist in mir drin - er weiss, wie ich fühle".

"Was soll...?".

"Bai Shin-kun. Wir sehen uns bei der Probe".

Klick.

Shinya blinzelte und legte den Hörer auf. Langsam ging er zurück ins Wohnzimmer.
 

Zwei ängstliche Augenpaare begrüssten ihn. Toshiyas Augen waren immer noch gesenkt und fixierten sich nun auf Shinyas besockte Füsse.

"Er kommt nicht".

"Irgendwelche Gründe?", fragte Kaoru, die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Shinyas Augen hatten bis dahin auf Toshiya geruht, doch nun schaute er Kaoru an, als er antwortete.

"Er sagte, er sei beschäftigt. Und er sagte auch, es tue ihm leid, zu Die und Kauro".

Toshiya zuckte zusammen. Die runzelte die Stirn und legte beruhigend die Arme um ihn. Kaoru guckte verwirrt, während Shinya nur ausdruckslos Toshiya betrachtete.

"Nur zu uns?".

"Er sagte, Toshiya sei in ihm drin, er würde seine Gefühle bereits kennen".

"Metaphorischer kleiner Partymuffel", seufzte Kaoru.

Toshiya blickte einfach nur schmerzerfüllt.

"Entschuldigt mich...".

Er erhob sich mit leiser Stimme. Dann ging er ins Badezimmer und schloss die Tür ab. Die drei Übriggebliebenen konnten problemlos sein leises Schluchzen hören.

Kaoru blickte zuerst zur Tür, dann zu den beiden anderen Bandmitgliedern. Für ein paar Augenblicke betrachtete er sie schweigend und ernst.

"Okay, irgendwer soll mir bitte sagen, was los ist. Offensichtlich wisst ihr alle etwas darüber und keiner erzählt es mir".

Shinya schüttelte nur den Kopf und ging zur Tür.

"Wo gehst du hin?".

Er blickte zurück, während er seine Stiefel anzog.

"Zu Kyo. Ich weiss auch nicht viel mehr als du, Kaoru".

Er schaute Die düster an. Dieser blickte voller Schmerz zurück, um Verzeihung flehend, doch Shinya schüttelte den Kopf und öffnete die Tür.

"Ich habe keine Ahnung, was los ist, doch ich lasse Kyo heute Nacht nicht allein. Gute Nacht, Kaoru, Die".

Damit ging er und schlug die Tür hinter sich zu.

Kaoru schaute Die an, er spürte die Spannung.

"Die...?".

Die fing seinen Blick auf und seufzte.

"Okay. Lass mich nur erst Totchi nach Hause bringen. Ich komme später wieder".
 

* * *
 

Die Lichter strahlen farbenfroh und hell und leuchteten im Dunkeln. Körper kreisten und prallten im Takt der Musik aneinander.

Kyo setzte sich auf einen Barhocker und stützte seine Ellbogen auf dem Tresen auf.

"Was darf's denn sein?".

"Purple Motherfucker".

Der Barkeeper nickte und machte sich an die Arbeit. Kyo bliess sich ein paar nervende, blonde Häärchen aus den Augen und sah sich um.

Dies war nicht die Art Club, in den er normalerweise mit Freunden gehen würde, aber für diese Nacht brauchte er etwas unverbindliches. Harter, düsterer Techno hämmerte laut, und interessante Leute bewegten sich zu seinem unerbittlichen Takt. Kyo spielte abwesend mit seinem Lippen-Piercing, während seine grossen Augen über den Boden wanderten. Ironischerweise glich dieser Ort dem konstruierten Club aus dem [KR]Cube-Video. In letzter Zeit war das Leben sowieso voller Ironie...

Er hob seine stark geschminkten Augen zurück zum Tresen und betrachtete die darauf tanzenden Farben. Unter all den Freaks in diesem Club würde er kaum als einer der bekannteren auffallen.

Früher an dem Abend hatten sich seine Arme und Hände seelenruhig mit beruhigend-vertrauten Dingen wie Bürsten und Sprayen beschäftigt - nun waren seine Haare auf diese ehemals einzigartige Art und Weise gestylt, die alltäglich geworden war. Sein gewöhnliches Gesicht war mit weiss, schwarz und rot übermalt. Sein beschämend kleiner Körper steckte in billigem, dünnem schwarzem Vinyl. Und seine Grösse wurde durch die 10-Centimeter-Absätze seiner oberschenkelhohen Stiefel, die er nur selten trug, positiv verändert. Und obwohl er Röcke nicht so gerne mochte, trug er einen geschlitzten Rock und darunter ganz kurze Shorts mit einem Strumpfband - er wollte sich heute nicht wie sich selbst fühlen. Seine Halsbänder waren so eng geschnürt, dass er sich atmen spüren konnte.

Kyo holte eine Zigarette raus und zündete sie an. Der Rauch stieg träge in die Luft, und ein grosser, violetter Drink wurde vor ihm hingestellt.

"Bitteschön".

Er nickte nur und nippte durch den Trinkhalm. Normalerweise wurde er beim Anblick von dermassen starkem Alkohol bleich vor Ekel, doch sein Gesicht war so ausdruckslos, als würde er Gras beim Wachsen zusehen. Warme Hände fuhren seinen Rücken hoch, als der Alkohol seinen Hals runterlief. Die Hände glitten über seine Schultern und seine Brust. Er leckte seine Lippen und stiess Rauch aus, völlig entnervt.
 

* * *

Shinya ging durch die Strassen. Seine Arme vor der Brust gekreuzt passierte er Nachtclub über Nachtclub. Das verräterische Klappern hatte ihm alles verraten, was er hatte wissen müssen. Seit seiner High-School-Zeit war für ihn das Geräusch von Make-up-Behältern auf einem Spülbecken ebenso natürlich wie das Geräusch von laufendem Wasser oder das Schreien eines Babys.

Das bedeutete, dass Kyo nicht in einem normalen Club sein würde. Weil Kaoru der einzige war, der auch offstage Make-up trug, gingen sie meistens zusammen in ihre Stammclubs, denn es was nicht nötig, dass sie sich was anderes suchten.

Während er die Namen der vorbeiziehenden Clubs in sich hineinmurmelte, wurde er langsam aber sicher unruhig. Zuerst hatte er geglaubt, er würde schnell einen Club finden, in den Kyo hätte gegangen sein können, doch mit dem verstreichenden Minuten verlor er immer mehr die Hoffung.

Moment, was ist das?

Shinya beschleunigte seine Schritte und wich dabei betrunkenen Päärchen aus, als er auf die leuchtenden Lichter zuhastete. Unter der Leuchttafel hielt er an, erleichtert, weil er den richtigen Ort gefunden hatte.

MELODIOUS TRASH
 

* * *
 

"Ich kann nicht so tief ins Detail gehen, wenn Toshiya nicht da ist...aber soviel kann ich dir sagen: Ich war eine Weile bei Shinya und habe etwas merkwürdiges bemerkt...".
 

* * *
 

Er half dem taumelnden Blondschopf, in die Toilette zu kommen. Würgen widerhallte im Raum. Er hielt den zitternden Rücken fest, während der Magen des Sängers sich erleichterte.

Als es ruhig wurde, lehnte er sich zurück und zog den Kleineren von der Toilettenschüssel weg. Er wischte Toilettenpapier - das einzige, was er auf die Schnelle finden konnte - über die Lippen des anderen.

Dunkle Augen öffneten sich wie benebelt, blutunterlaufen, aber dennoch voller Bewusstsein. Dünne Finger berührten den auffälligen Fleck; den kleinen, weissen Kreis auf Grün.

"Unser...unser alter Teppich. Ich dachte, Toshiya hätte ihn schon längst weggeworfen...".

Das kleine Gesicht drehte sich, blickte ihn an und dann wieder zurück auf das Relikt.

"Ich brauchte nen Teppich hier drin. Toshiya hat ihn mir vor langer Zeit gegeben...".

"Ich schulde dir immer noch was...für das Bleichmittel...".

"Spielt das noch eine Rolle? Ich hatte das Peroxid eh gestohlen...".

Ein Schaudern durchlief den Körper in seinen Armen.

"Sch...".

Schnell lehnte er das kleine Gesicht zurück über die Toilettenschüssel. Mehr Gallenflüssigkeit erkämpfte sich ihren Weg aus dem schwarz und rot verschmierten Mund...
 

* * *
 

"Nach einer Weile wurde es offensichtlich, weisst du? Ich denke, es wirkt nicht so, aber ich...na ja, ich beobachte Shinya ziemlich oft und manchmal fällt es mir auf. Dieses Beschützende, die Zuneigung, die Toleranz. Toshiya hat es auch bemerkt, und es stresst ihn ziemlich...".
 

* * *
 

Toshiya guckte sich ein dummes, koreanisches Drama an. Es zog sich in die Länge. Er lag auf der Couch; einen seiner Arme hatte er über seine Stirn gelegt, der andere lag auf seiner Brust.

Lustlos schaute er zu, wie sie ihren untreuen Geliebten schlug.

Kyo...

Es war nicht fair. Toshiya war derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass Kyo Jobs bekam, als sie noch nicht berühmt waren. Er hatte dafür gesorgt, dass er richtig ass und nicht in komplettem Chaos lebte. Und er hatte dafür gesorgt, dass er immer lachte, und er hatte ihn vor denen beschützt, die Kyos Unwissen über seine eigene Schönheit und seine Reize nur ausnutzen wollten.

Aber seit die Band lukrativ geworden und Toshiya ausgezogen war, sah er seinen Freund nicht mehr so oft, wie er es einst getan hatte. Er nahm es anderen übel, wenn sie sich um Kyo kümmerten. Wenn jemand ihn auf eine Art und Weise liebte, auf die er ihn nie würde lieben können.

Toshiya kniff die Augen zu, liess die Hände auf die Couch gleiten und befühlte den Stoff. Es schien so lange her zu sein, seit er von Kyos Wärme gewärmt worden war, seit Kyo darauf gesessen hatte. So lange her, seit er Kyos Rücken an seiner Brust gespürt hatte und Kyos Gewicht in seinem Schoss, schweissüberströmt. Und doch erschien es ihm so nah, wie Kyos geschocktes Gesicht von Tränen und Kummer überströmt worden war - seine gepeinigten Schreie inmitten des Genusses.

Ein zweischneidiges Schwert...

Toshiya liebte Kyo nicht auf diese Weise, doch das musste noch lange nicht heissen, dass er sich bei ihm nicht Trost und Spass holen konnte, wenn er das wollte.

Spielte es eine Rolle, dass Kyo dachte, er sei in Toshiya verliebt, aber genau wusste, dass Toshiya in nicht liebte?

Der blauhaarige Bassist wusste, dass er Kyo danach Unrecht getan hatte. Warum also sollte er Kyo nicht dazu zwingen, die Wahrheit zu sehen, und damit den Druck von den anderen nehmen, wo er doch grad dabei war?

Auch wenn ihm dies die Freundschaft zu seinem ersten richtigen und engen Freund kostete...

Schluchzen.
 

* * *
 

"Moment, willst du mir damit sagen...?".

"Ja, ja...".

"Aber, was ist mit dir? Wo passt du in das Ganze rein?".

Die zuckte zusammen.

"Ich? Ich...ich bin einfach da. Ich habe mich in jemanden verknallt, der meine Gefühle nie erwidern wird...".

Kaoru schüttelte leicht ungläubig den Kopf.

"Wer wird deine Gefühle nie erwidern?".

"Shinya...".
 

* * *
 

"Uuuuugggghnnnnn...".

"Was hast du getrunken? Du riechst scheusslich...".

"Purpellmosafuka...".

"Gute Wahl. Diesen Drink würde nicht mal ich anfassen. Den meisten wird schlecht davon, ausser sie sind ihn sich gewöhnt. Ich hol dir ne Kopfwehtablette, leg dich zurück...".

"Shinya...?".

"Hm?".

Unverständliches Gemurmel.

"Zzzzzzzz...".

"Ich hoffe, du schläfst die ganze Nacht durch".
 

* * *
 

Langsam machte er die Augen auf und zuckte zusammen, als Licht in seine erweiterten Pupillen fiel. Schwach hob er seine Hand, um die Strahlen abzuwehren, vergeblich. Eine Welle von Übelkeit übermannte ihn und sein Magen krampfte sich zusammen. Er schluckte schwer und kämpfte gegen den Schwindel an. Neben ihm bewegte sich ein Körper und ein schreckliches Gefühl machte sich in ihm breit. Totchi...?

"Guten Morgen. Ich hatte gedacht, du würdest länger schlafen".

Shinyas mandelförmige Augen blinzelten ihm durch seine zerzausten, kastanienbraunen Fransen entgegen.

Kyo ächzte und sank zurück. Seinen Unterarm hatte er beschütztend über seine brennenden Augen gelegt.

"Hast du ne Knarre?".

"Keine Angst, du wirst das schon überleben. Aber nicht, ohne leiden zu müssen".

"Uugghhhnnnnn...".

"Ich hol dir was zu trinken. Beweg dich lieber nicht".

Shinya schlüpfte aus dem Bett und tapste leise zur Tür. Kyo spähte unter seinem Arm hervor - seine Neugierde hatte seine Abscheu vor der Helligkeit überwunden (und auch den Schmerz, der in seinem Kopf pochte). Seltsamerweise trug Shinya zum schlafen nur ein riesengrosses T-Shirt und normale Shorts.

Doch Kyo war zu müde und zu verkatert, um darüber nachzudenken; sein Arm legte sich wieder über die Augen.

Nackt. Er blinzelte, hob seinen Arm und betrachtete ihn. Keine Ärmel. Auch sonst konnte er nichts fühlen...!

Kyo errötete und tastete mit den Händen seinen Körper ab, in der Hoffnung, irgendeine Art von Kleidung daran zu finden. Als er merkte, dass er seine Shorts noch trug, entspannte er sich.

Nun lag er da, wie Shinya es ihm geraten hatte. Hoffentlich wusste der grosse Braunhaarige, wovon er sprach. Er nutzte die Zeit und versuchte, über das Pochen in seinem Kopf nachzudenken.

Ich kann mich kaum an letzte Nacht erinnern...ugh...

"Hier".

Etwas heisses und wohlriechendes wurde ihm unter die Nase gehalten. Kyo lugte unter seinem Arm hervor. Shinya stand über ihm und nahm die Tasse wieder weg, jetzt, wo Kyo auf ihn aufmerksam geworden war.

"Es wird deinen Magen beruhigen".

Kyo nickte und nahm behutsam die Tasse. Shinya musste ihm helfen, aufrecht zu sitzen, während er schwach an der Flüssigkeit nippte. Doch kaum hatte er zwei Schlucke getrunken, ächzte er wieder, liess sich zurückfallen und hielt Shinya die Tasse hin.

"Hey, wird dir immer so schlecht...?".¨

Shinya stellte die Tasse auf den Boden und krabbelte über Kyo. Dann legte er sich neben ihn und sah ihm mit einem amüsierten Lächeln beim Leiden zu.

"Nein. Du verträgst einfach nichts - und dann hast du auch noch sowas starkes getrunken. Ich bin überrascht, dass du dich nur fünfmal übergeben hast...".

Kyo schnitt ein Gesicht.

"Tut mir leid, dich zu enttäuschen...".

"Erinnerst du dich an letzte Nacht?".

"Wage...".

Shinya setzte sich im Schneidersitz hin, stützte die Ellenbogen auf seine Kne, legte das Kinn in seine Hände und schaute auf Kyo runter. Die Bettdecke kam nur bis zur Taille. Es war für ihn nichts neues, Kyos nackte Brust zu sehn. Meistens war jeder ausser Shinya beim Ende eines Konzerts oben ohne. Doch diese Situation war neu. Ohne das gleissende Bühnenlicht, den Schweiss, das Theaterblut und das Yoghurt war Kyos Brust nicht mehr, was sie mal war. Shinya liess seine Mandelaugen darüber gleiten - Sonnenlicht hob kleine Details hervor.

"Shinya...".

"Uhm?".

Shinyas Augen wanderten zu seinem Gesicht. Nur die Nasenspitze und die Lippen wurden von der Sonne beschienen.

"Wie bin ich hierher gekommen?".

"Ich hab dich hergebracht".

"Hab ich dich darum ge-...".

"Nein, du wolltest allein sein. Doch ich habe mir Sorgen gemacht und nach dir gesucht. Und habe dich gefunden".

Kyo schluckte und rutschte umher.

Shinya drehte leicht den Kopf.

"Du solltest schlafen. So geht's dir am schnellsten wieder besser".

Er stand auf und ging zur Tür.

"Shinya...".

Der Schlagzeuger drehte sich um und schaute zurück.

"Ja?".

Zwei dunkle Augen blickten ihn an.

"Damals...wenn du nicht an die Zeit gedacht hättest, wäre mein Haar während des Bleichens verbrannt und ausgefallen. Ich hab's dir bisher noch nie richtig gesagt - aber danke!".

Shinya lächelte und nickte.

"Ich hatte an dem Tag eh nichts besseres zu tun. Und überhaupt, ich konnte mir doch nicht entgehen lassen, wie Toshiya Friseur spielt - und es sogar überlebt, Hand an dich zu legen".

Kyo lachte und bedeckte seine Augen wieder.

"Au...lachen tut weh. Geh weg...".

Er lachte und kicherte.

Shinya lächelte breiter und nickte wie aus Gewohnheit.

"Tu, was du richtig gut kannst, und schlaf".

Nachdem er das leise "Hai" und danach ruhiges Atmen vernommen hatte, schloss er sanft die Tür.

Er seufzte in sich hinein und ging in die Küche, um sich etwas zu essen zu holen.
 

* * *
 

Die öffnete langsam seine Augen. Dunkelheit. Er bewegte sich und erstarrte dann mitten in einem Gähnen, als er einen Körper an seinem spürte. Seine Arme waren um ihn gelegt.

Ungeduldig wartete er, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und betete, dass das, was er roch, nicht seine dunklen Ahnungen bestätigen würde.

Dann konnte er sehen.

Er zuckte zusammen und schloss die Augen. Er hätte sich erwürgen können.

Ich habe den gleichen verdammten Fehler gemacht...oh Scheisse...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2003-04-24T10:16:05+00:00 24.04.2003 12:16
Chi... Daidai... T-T
Kyo... Totchiiii! Uäh... y.y
Aber da stimmt was nicht. Kaoru zeigt seinen Oberkörper auch nicht... Da ist Shinya nackter. Ich weiß, du hast es nur (superklasse) übersetzt, aber das wollte ich mal anmerken. *eury umkuschel*
Von:  ChichiU
2003-04-17T10:47:30+00:00 17.04.2003 12:47
O_O Das ist jetzt nicht das was ich denke? anou da gibt es jetzt nur noch einen, mit dem Die.... O_O
Schreib weiter!!!! *es vor Spannung kaum noch aushält*


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