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Something Beautiful.

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something beautiful.


 

„Das Leben ist eine Komödie für die, die denken und eine Tragödie

für die, die fühlen.“ - Jane Austen

something beautiful.
 


 

Das Herz und die Sinne badeten gleichermaßen in Gefühlen, als Scorpius Hyperion Malfoy dieser vertraute Geruch in die Nase stieg; eine raffinierte Mischung aus Orangenblüte und Vanille, verfeinert mit dem Hauch von Honig; die Sehnsucht nach ihr überrannte ihn mit schierer Heftigkeit. Dieser Duft, dieses Parfüm erweckte eine vereinzelte Erinnerung der vollkommenen Wonne, die das geschundene Männerherz zum neuen Leben erweckte. Untypischerweise offenbarte der allbekannte Eisprinz, mit der offenkundigen Hartherzigkeit, Herz; eine beinahe unbeherrschbare Gefühlsbewegung und das bei solch einem frostigen Renommee. Es war berauschend, eine bisher unbekannte Empfindung, die er gleichermaßen verabscheute und genoss.
 

Er liebte und das zum ersten Mal.
 

Seine silbergrauen Augen wandten sich unweigerlich zur Seite, erkannten sie auf den allerersten Blick. Es war doch nur sie. Sie, die überreife Zitrusfrucht mit der streng verzogenen Mimik und dem wuschelig roten Haar und nicht der Bläuling von damals.
 

Bloße Illusion.

Eine Verwechslung

und ein betrügerischer Duft.

Mehr nicht.

Ein Zufall von mehreren angehäuften Zufällen.
 

Sie war nicht sie, zumindest nicht auf den ersten Blick und doch war sie, sie. Irgendwie. Die Verzweiflung und die Bitterkeit, hinter dem der Ärger wegen ihr stand, war unermesslich groß.

Scorpius wusste, dass die Verwechslung einer Persönlichkeit mit einer anderen ein Trugschluss war. Die Hasenherzigkeit befleckte das Innere und war auch der Grund für jene Geheimniskrämerei: der Bläuling vom Maskenball und Rose Weasley waren ein und die selbe Persönlichkeit. Eine andere Behauptung war inakzeptabel, zumal die Beweislast erdrückend, gar niederschmetternd war und Rose Weasley in allen Maßen enttarnten.
 

Die cremefarbene Perlenkette in seiner rechten Hosentasche trug Rose' Initialen – zu seinem (deutlich später erkannten) Glück verfing sich das Schmuckstück an seiner Manschette und riss, beim kläglichen Versuch die Flucht vor ihm zu ergreifen, auf einer faden Feierlichkeit mit der stumpfsinnigen Idee einer Kostümierung, zu ehren des Geburtstages eines alten Greises.
 

Bedachte man jene Zurechtweisung, als weiteres Belastungsmaterial, so traf die Missbilligung seinen emotionsgestörten Charakter, die keine Bemühung scheute, originelle Adjektive im Vokabularium einfließen zu lassen.

Scorpius erlaubte sich jene Wortlaute wiederzugeben, die stets so identisch mit Rose' Beschimpfungen waren: „ … ein egoistischer, anmaßender, blasierter, unverfrorener, schamloser, eingebildeter, verzogener, prätentiöser, verschwenderischer Charmebolzen ...“ Eine sehr einfallsreiche und gleichermaßen störende Kombination von Worten, die ihre abwertende Meinung über ihn bewiesen.

Rose' Überzeugung, um seinen zweifelhaften Charakter verstimmten und kränkten ihn zugleich. Sein Blick wirkte noch eindringlicher, noch glühender, als seine Augen ihr unbemerkt folgten und erkannten, dass sie die Flucht zu ergreifen schien; möglicherweise vor diesem einfältigen Dummschwätzer oder aber vor ihrer geistlosen Cousine, dessen einziges Vorliebe den Eroberungen von Männerherzen galt. Unweigerlich kam Scorpius' Herz zum Stolpern, als er an die missglückte Eroberung vor sechs Jahren denken musste. Diese scheußliche Rückblende, die sich wie ein Parasit in seinem Gedächtnis einnistete, hinterließ einen Schauder und ein elendes Gefühl, welches sein ganzes Innerstes heimsuchte.
 

[…] Das Offenbaren von zarten Empfindungen geschah in der Bibliothek des Zauberschlosses in seinem ersten Jahr. Scorpius suchte in den unzähligen Regalen nach einem passenden Buch über das Fliegen auf Besen.

Er mochte Fliegen nicht, seinem Vater war die mangelnde Sympathie bekannt, jedoch beharrte er darauf, dass Scorpius es erlernte, ganz gleich wie groß die Angst auch war – „man muss sich ihr stellen“, war sein letztes Wort zu dem Thema gewesen und Scorpius wusste, dass er keine andere Wahl mehr hatte, als sich seiner Angst zu stellen.
 

Die erste Stunde in Flugunterricht stand bevor. Die Panik einen Besen zu besteigen und die darauffolgende Bloßstellung vor den anderen Schülern bereitete ihn Magenschmerzen, zumal ein Malfoy solch einer Schmach nicht verfiel. Nein, keines Falls. Er war kein Opfer, viel mehr ein Unruhestifter. Der Anblick eines kleinen Jungen mit einem engelsgleichen Antlitz und mit perfekten Manieren war eine erstklassige Tarnung.
 

Sein Vater hätte es besser wissen müssen und seinen teuflischen Plan, der zu Scorpius' eigener Überraschung so mühe- und problemlos verlief, auf den allerersten Blick durchschauen müssen. Zu seinem, deutlich späteren Leidwesen, wünschte sich Scorpius nun nichts sehnlicher, als dass sein damaliger, grandioser Plan, nämlich seinen Privatlehrer zu Bestechen, um jeder einzelnen Flugstunde zu entgehen, von seinem Vater entlarvt wurde. Denn wäre es zu dieser Enttarnung gekommen, so müsste er sich nicht vor jedem Erstklässler, ob Slytherin oder Ravenclaw blamieren und würde auch nicht in der stickigen Bibliothek verweilen, bei solch einem grandiosen Wetter voller Sonnenschein, und beharrlich nach einem Buch suchen, welcher ihn vor dieser Erniedrigung retten konnte.
 

„Das Buch, was du, glaube ich, suchst, befindet sich in der 3. Reihe, rechts.“ Es war deutlich die Stimme eines Mädchens gewesen, die so plötzlich ertönte und Scorpius aufschrecken ließ. Er wandte sich zur Seite und biss sich gleich darauf auf die Unterlippe.

„Ich suche aber nichts übers' Fliegen.“, antwortete er schroff und bemühte sich mehr als desinteressiert zu klingen. So beachtete er den Rotschopf auch nicht weiter, in dem er sich wieder dem Regal widmete.
 

Zehntes Gebot in den Chroniken der Malfoys lautet: die Beachtung eines Malfoys muss man sich verdienen.
 

„Wirklich nicht? Ich dachte, dass du es tust, weil ich dich nämlich heute beim Fliegen gesehen habe.“ Das zehnte Gebot löschte sich prompt aus seinem Gedächtnis, zumindest kurzzeitig. „Hast du mich etwa beobachtet?“, entfuhr es Scorpius mit hochroten Wangen. Mit großen Augen und einem entsetzten Antlitz starrte er sie an und hoffte inständig, dass dem nicht zu traf – welch Erniedrigung würde das bedeuten!

Der Rotschopf bemerkte die Wandlung in seiner Mimik und in seiner Stimme sofort; gleich darauf bereute sie das Offenbaren ihrer Beobachtung. „Ich … ich habe dich nicht absichtlich beobachtet, sondern war nur zufällig dort gewesen, weil es mein allerliebster Platz zum Lesen ist.“ Der 'allerliebste Platz zum Lesen' entpuppte sich, als ein abgeschiedenes Plätzchen nahe am See unter einem Baum. „Und ich bin der Meinung, dass deine ersten Versuche wirklich gut sind! Wenn du dich noch mehr anstrengst, dann kannst du noch viel besser werden, Scorpius, das weiß ich.“ Der Rotschopf strahlte ihn an; es war ein niedliches Strahlen, welches Scorpius jedoch nicht zu schätzen wusste.

„Spar' dir das Schleimen und das Lügen. Mir ist klar, dass ich aussehe, wie ein unfähiger Tollpatsch mit Besen in der Hand.“ Er konnte sich selbst den Grund nicht erklären, weshalb er so ehrlich zu ihr war. Wahrscheinlich lag es an der Tatsache, dass seine Versuche zu Fliegen wahrlich bemitleidenswert aussahen.

„Das tue ich nicht. Nein, wirklich nicht. Ich meine es so … im Ernst, wirklich. Ich bewundere deinen Ehrgeiz, deinen Fleiß und … d-dich, ganz … besonders sogar.“ Das Nachdenken, um die bedachte Wahl ihrer Worte, lag auf Eis, denn es sprudelte förmlich all das, was ihr gerade einfiel, aus ihren Lippen heraus. Besonders letztere Huldigung wurde versehentlich und flüsternd ausgesprochen und doch bereute sie es nicht, auch wenn der Augenblick einer Liebeserklärung viel zu verfrüht und unbedacht geschah. Ihre roten Wangen erinnerten an Erdbeeren und so schüchtern wie sie war, starrte sie auf den nackten Boden unter ihr, so dass sie Scorpius' sprachlosen Blick nicht gleich erkannte, welcher ebenfalls rötlich schimmerte. Er war es auch, der seine Fassung als erstes wiederfand. Scorpius sah den Rotschopf eine gefühlte Ewigkeit an, bevor seiner Kehle ein Geräusch der vollkommenen Hartherzigkeit entwich. Er lachte und das überaus herzlichst und so laut; glücklicherweise schien keine Gestalt in dieser Abteilung in einer Beschäftigung vertieft zu sein.

Der Rotschopf starrte Scorpius voller Entsetzen an. Ihr dargebotener Anblick zerriss einem beinahe das Herz; die hängenden Schultern, die dunklen Augen, die sich mit Tränen füllten, obwohl sie versuchte keine Blöße zu offenbaren.

Irgendwann, da erlosch das Lachen und Scorpius entblößte seine perfekten Zähne. Er grinste teuflisch und seine Stimme klang beim Sprechen so unverfroren und hochnäsig, so dass das Bedürfnis in ihr geweckt wurde, ihn kräftig zu schütteln.

„Du willst mir also sagen, dass du mich magst?! Ausgerechnet du?!“ Er prustete wieder los. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wer ich bin?“

Natürlich hatte sie das, aber es war ihr egal, weil der Name eines Menschen nicht zählte, sondern der Charakter, aber das verschwieg sie ihm. Genauer betrachtet kam kein einziges Wort aus ihrem Mund, weil ein dicker Kloß darin gefangen war. Alternativ hätte der Rotschopf die Flucht vor dem Unruhestifter ergreifen sollen, so dass ihr eine weitere Demütigung erspart blieb, aber auch ihre Beinchen schienen nicht das zu tun, was sie wollte. Sie bewegten sich keinen Millimeter, weil sie sich in einer Starre befanden.

„Natürlich weißt du, wer ich bin.“, beantwortete Scorpius eitel die Frage für sie, „Jeder kennt mich. Aber ich kann es immer noch nicht glauben, dass so eine überreife Zitrusfrucht wie du nur glauben kann, dass ich sie ebenfalls mögen würde! Sieh dich doch einmal an: rote Haare und so viele eklige Sommersprossen. Bestimmt bist du auch noch eine Weasley!“ Atempause. „Lass mich raten, womöglich Roxanne oder noch schlimmer! Du bist die eine Weasley, die sich während der Zugfahrt übergeben hat!“ Scorpius hielt inne, weil er sich partout nicht an den Namen erinnern konnte. „Wie hieß die noch mal? Irgendetwas mit R, denke ich. Rosette, Rosalinde, Roberta, Ro-“

„Rose.“, half sie ihm netterweise auf die Sprünge. Man brauchte nicht zu erwähnen, dass ihre Stimme nur gehaucht und brüchig klang. „Ihr Name ist Rose.“, wiederholte Rose und sie spürte den Tränenfluss auf ihren Wangen […]
 

Rose Weasley war damals die Erste gewesen, die ihm ihre Zuneigung gestand und sie ist so unverhofft die Erste für die sein Herz tanzte.

Die Gefühle des Rotschopfs mochten verschlossen, von Demütigung und von Wunden zerfressen sein; er würde jene Empfindungen wiederbeleben und all den Groll gegen ihn mit seinem Charme auslöschen. Er wusste, dass ein einziges Wort aus seinen Lippen genügte und Rose gehörte ihm. Diesen Glauben, diese Zuversicht über die schnelle Eroberung einer jungen Dame bewies die Blasiertheit in seinem Charakter.
 

Scorpius hatte Rose aus den Augen verloren, ohne sie aufzuhalten oder ihr nachzulaufen. Beinahe verloren wirkte er, als er sich gegen die kalte Wand im Drei Besen lehnte. Seine Begleitung, einer hinreißenden Schönheit mit veilchenblauen Augen und dunklem Haar, keine Beachtung schenkend, legte er seine Hände auf die Knie, beugte sich einen Hauch vor und starrte auf den dunklen und verschmutzten Boden. Es war, als ob ihn eine Erkenntnis überrannte:

Rose Weasley war sein Malheur, sein Unstern. Das Bestürzende an der Tatsache war, dass er sie nicht mehr gehen lassen wollte, ganz gleich, ob die Beweislast aus einer Ansammlung von Zufällen basierte. Ganz gleich, ob seine Freunde ihn für die Wahl seiner Herzensdame belächelten oder ob sein Vater diesen Bund nicht tolerierte. Es war ihm gleichgültig. Er wollte einfach nur mit Rose zusammen sein. Und aus diesem Grunde eilte Scorpius Hyperion Malfoy, Rose Weasley hinterher, ließ seine bezaubernde Abendbegleitung mit ihrem Elfenwein in der Hand allein, aber auch die Speichellecker, die sich gerne als seine Freunde betitelten.

Der Malfoy Spross stieß auf unerwartete Hindernisse, die in Form von Bierkrügen, harten Schultern, die an seine schmerzlich stießen, und Füßen auftauchten und ihm den Weg zum Ausgang des Pubs ärgerlicherweise erschwerten. Es bedurfte einige unausgesprochene Flüche, bis er den Türknauf mit seiner Hand umfasste und aus dem Pub stolperte.

Scorpius atmete die Herbstluft ein, seine Füße entfernten sich mit großen Schritten vom Drei Besen. Zu seinem eigenen Glück war die lange Straße nicht belebter als sonst, so dass er nach dem unverkennbaren Markenzeichen von Rose Weasley suchen konnte; die rote und ungekämmte Haarpracht und der lange Cardigan, den sie stets in ihrer Freizeit trug.
 

Er wurde enttäuscht. Das silbergraue Augenpaar fand die Gesuchte nicht. Die Luft, die er inhalierte, roch stark nach einer Niederlage. Seine Hand vollführte die typische Angewohnheit: sie ballte sich zur Faust. Mit angespannten Gesichtszügen ging Scorpius wieder zum Pub zurück.
 

Er hätte Rose' Arm gleich im Drei Besen packen und sie in irgendein Hinterzimmer zerren sollen, um ihr sein Anliegen mitzuteilen. Er seufzte schwer und wollte wieder in die Bar gehen, um sein Elend in Feuerwasser zu ertränken, als er sie entdeckte.

Es war Rose in ihrem langen, blauen Cardigan, die nicht zurück ins Schloss oder sonst wohin gegangen war, sondern einfach an der Wand, neben der Eingangstür seiner Stammbar, lehnte und eine zerknirschte Schnute zog.
 

Irgendwo in ihm sang es.
 

Scorpius Hyperion Malfoy ging auf Rose zu und schluckte die Wut über sich herunter, als er feststellte, dass er sie einmal wieder übersehen hatte. Scorpius erahnte Rose' Reaktion auf sein plötzliches Auftauchen nicht, die weder über sein Ankommen frohlockte, noch es ersehnte oder gar wünschte. Diese Abfuhr, welche so deutlich auf ihrem hübschen Gesicht zu lesen war, entstand nachdem Rose bei seinem Anblick zusammenzuckte. Bedauerlicherweise bedurfte es wenige Schritte, bis er ihr sehr nahe war und glücklicherweise bewahrte Scorpius eine angebrachte Distanz zwischen ihnen und ignorierte ihre verstimmten Gesichtszüge gekonnt; es war die typische Regung einer Rose Weasley, wenn sie einen Scorpius Hyperion Malfoy erblickte.
 

Der Versuch eine gleichgültige Miene aufzusetzen, verfehlte kläglich. Die Nervosität, welche sich mit Panik vermischte, war deutlich auf Rose' Antlitz zu erkennen. Sie wollte fliehen, augenblicklich, jedoch bewegten sich ihre Füße nicht; waren anscheinend erstarrt. Und weil eine Flucht zu diesem Zeitpunkt keine Option darstellte, schaute sie ihn einfach nur an.
 

Irgendwann, da erklang ein Räuspern aus seiner Kehle. Die nächsten Worte fühlten sich wie eine Erlösung an, weil die Stille und das Starren unerträglich wurden. Scorpius kramte aus seiner Hosentasche die Perlenkette heraus und reichte es ihr mit den Worten „Ich denke, das gehört wohl dir.“ Seine wachsamen Augen, die im fahlen Licht (eine überaus alte Lampe hing neben der Tür) dunkler wirkten, beobachteten Rose eindringlich. Ihre Reaktion auf das Schmuckstück war von äußerster Wichtigkeit, denn sie bewiesen, ob sich seine Vermutung bewahrheitete oder sich als eine Täuschung herausstellte.

Zu seiner eigenen Erleichterung konnte Rose' Reaktion, als sie die Perlenkette erblickte, nicht zufriedenstellender sein. Mit erbleichtem Antlitz starrte sie das Schmuckstück an. Der Rotschopf schien die Atmung vergessen zu haben, wie Scorpius amüsiert feststellte.

„Es tut mir leid, aber diese Kette gehört mir nicht.“, stotterte Rose irgendwann gequält, konnte jedoch ihre dunklen Augen nicht vom Schmuckstück lösen.

Er hatte ein Schwindel erwartet. Mit gespielter Ahnungslosigkeit, fragte er: „Ach, wirklich? Warum trägt sie dann deine Initialen?“

Kurze Atempause ihrerseits oder so ähnlich. Auf jeden Fall schwieg Rose und biss sich auf die Unterlippe. Die junge Frau vollzog wieder eine durchaus erwünschte Reaktion; sie wurde nervös.

„Ich denke, dass es sich hierbei um einen Zufall handelt.“

Der Zufall also. Aha. Sie hielt ihn anscheinend für doof. Niemals hätte er ihr diese Ausrede geglaubt. „Dann verrate mir doch, warum du plötzlich deine eigene Perlenkette nicht mehr trägst. Ich meine zu wissen, dass du sie seit dem zweiten Schuljahr nicht mehr abgenommen hast. Und plötzlich sieht man sie nicht ein einziges Mal, während des ganzen Schuljahres, an deinem Hals hängen.“

„Weil sie kaputt gegangen ist.“, antwortete Rose schnell, „Darum trage ich sie nicht mehr.“
 

Aha. Sie war also kaputt gegangen. Überaus interessant.
 

„Welch Zufall das doch ist. Stell' dir nur vor, diese Kette hier ist nämlich auch kaputt gegangen. Weißt du noch wie und wann?“

Dieser Schuft, hörte er doch absichtlich mit dem Sprechen auf, nur um sie zu Quälen! Rose biss sich wieder auf die Lippe und schwieg beharrlich, so dass Scorpius daraus schließen konnte, dass sie sich sehr wohl daran erinnerte.

„Es war an diesem einen Abend in den Winterferien. Da war ein Mädchen, das mich beschimpft hatte. Muss ich erwähnen, dass ihre Wortwahl nicht sonderlich erfinderisch war? Sie klangen nämlich genau nach deinen Worten, Rose.“
 

Rose.
 

Scorpius hatte sie bei ihrem Namen genannt. Rose traute ihren Ohren nicht. Scorpius hatte sie nicht ein einziges Mal, bei ihrem Namen genannt. Vorzugsweise bevorzugte er überreife Zitrusfrucht oder Plattfisch, aber niemals Rose.

Das Augenpaar, welches bis diesem Zeitpunkt beharrlich versuchte Mister-Möchte-Gern-Sherlock-Homes nicht anzusehen, sah nun von der Perlenkette auf, direkt in sein ernstes Gesicht. In ihrer Kehle steckte ein riesiger, imaginärer Kloß fest, so dass aus ihren Lippen keine Antwort kam.
 

„Erinnerst du dich an deine Worte? Du nanntest mich blasiert, schamlos, eingebildet, verzogen, prätentiös und noch viel mehr, genau wie jenes Mädchen an diesem Abend. Und als sie endlich fertig damit war, mich anzufahren, da flüchtete sie auch schon vor mir. Dabei riss die Perlenkette. Sie hatte sich an meiner Manschette verfangen.“
 

… Genau. Und in diesem Augenblick, als du den Perlen mehr Aufmerksamkeit geschenkt hast, als mir, da ergriff ich meine einzige Chance und lief davon. Ich wusste, dass du mich mit Leichtigkeit aufgehalten und demaskiert hättest. Und dann wärst du schockiert gewesen, hättest mich verhöhnt und abgewiesen. Aber das war Rose' Geheimnis. Aus ihren Lippen drang kein Laut hervor. Wie ein Besenstiel lehnte sie an der kalten Wand – ihr innerstes gab den Notstand aus. Bis vor wenigen Minuten vertrat Rose die felsenfeste Überzeugung, dass eine Enttarnung der Unmöglichkeit angehörte. Wie man sich doch täuschen konnte. Da besaß Scorpius die Ungeheuerlichkeit und mutierte zum Hobby-Detektiven.

Dieser ernste Gesichtsausdruck von Scorpius, seine Augen, die sie beinahe durchbohrten, überforderten sie gänzlich und natürlich seine Nähe; noch nie trennte beide drei Schritte voneinander. Denn ein Scorpius Hyperion Malfoy kam einer Rose Weasley niemals zu nahe und Rose wünschte sich aufrichtig, dass er sich an das stumme Gebot gehalten hätte und es nicht brach.
 

„Es ist eine überaus interessante Geschichte, jedoch muss ich dich enttäuschen. Ich war weder auf einem Maskenball, noch habe ich eine Perlenkette verloren.“, hörte sie sich sagen. Ihre Stimme klang sehr gefasst, was Rose unsagbar erfreute, „Ich wünsche dir aber viel Glück, bei deiner weiteren Suche nach der Trägerin. Und nun entschuldige mich, ich sollte wieder rein gehen. Louis und Lily warten sicherlich schon auf mich.“ Rose versuchte das Ausgesprochene in die Tat umzusetzen, jedoch überwand Scorpius die wenigen Schritte zwischen ihnen schnell und nahm Rose' Arm sanft in seine Hand. Ihr Herz kam zum Stillstand und die Stelle, an der er sie berührte, brannte.

„Überaus seltsam ist, dass ich von keinem Maskenball gesprochen habe, Rose.“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr und Rose glaubte gleichermaßen in Wonne und Entsetzen einzutauchen.

„Du bist es.“, hauchte er und in seiner tiefen Stimme war kein Hohn, keine Verspottung oder gar Zurückweisung. Seine Fingerspitzen berührten zaghaft ihre Wange, streichelten sie zärtlich.

Rose schaute zu ihm auf, erkannte, dass er sie anlächelte. Dieses Lächeln war traumhaft schön, ließ Mädchenherzen erwärmen, aber ihres nicht.

Seine Hände lösten sich widerstrebend von ihr. Seine Finger öffneten geschickt den Verschluss der Kette und legten das Schmuckstück um Rose' Hals. Sie sah so schön aus.

Scorpius bemerkte weder das Zusammenzucken ihres Körpers, noch das erschrockene Antlitz. Die Glücksgefühle in seinem Innersten waren stärker, machten ihn blind für das Offensichtliche.

„Du bist es wirklich!“, wiederholte er und umfasste ihre Wangen mit seinen Handflächen. Er wollte sie küssen. Einen hauchfeinen Kuss auf ihre Lippen legen, jedoch entriss sich Rose' aus seinen Armen. „Ja, mir gehört diese Kette und ich bin auch der Idiot, der sich damals als Schmetterling verkleidet hat und auf diesen Geburtstag gegangen ist. Bist du nun zufrieden?!“, bestätigte sie mit erstickter Stimme und zitterte am ganzen Leib. Beinahe hätte sie sich von ihm küssen lassen. Von ihm! Von dem Menschen, den sie am meisten misstraute und ablehnte. Rose kämpfte mit dem Tränenmeer. „Ich danke dir dafür, dass du meine Kette zusammengeflickt hast, aber ich möchte nicht, dass du dieses Thema noch einmal ansprichst.“ Sie schniefte laut. Warum in ihr das Bedürfnis zum Weinen herrschte, wusste sie nicht. Der Rotschopf drehte sich hastig um, auch, weil sie nicht wollte, dass er diese Seite an ihr kannte und wollte davonlaufen, genauso wie an jenem Abend, jedoch waren Scorpius' Hände wieder einmal schneller, als ihre Füße. Er hielt Rose an beiden Armen fest.
 

„Ich habe so gehofft, dass du es bist.“, sagte er liebevoll und drückte, wie zur Bekräftigung seiner Worte, ihre Arme eine Prise fester. Anscheinend respektierte er ihren eindringlichen Wunsch nicht – typisch er.

Rose spürte seine Brust an ihrem Rücken und seine langen Arme schlängelten sich um ihren Körper, umarmten sie. Die junge Frau bekam kaum Luft, mutierte zur Salzsäule. Noch nie hatte sie beobachten können, dass er einer jungen Frau solch eine Liebkosung schenkte.

Der Geräuschpegel im Drei Besen, welcher bis nach draußen erklang, verstummte in ihren Ohren. Auch schienen die Sinne der vereinzelten Hexen und Zauberer, die an ihnen vorbeigingen, vom Feuerwasser benebelt zu sein, denn sie schenkten ihnen keine Beachtung, waren blind für die Ungeheuerlichkeit einer stürmischen Umarmung.
 

„Mein Benehmen dir gegenüber war immer schrecklich, das weiß ich durchaus. Ich habe immer versucht dich zu sabotieren, habe die Unterstufe auf dich angesetzt und mir ekelhafte Beschimpfungen ausgedacht. Es tut mir leid – alles tut mir so schrecklich leid, Rose. Bitte, Verzeih mir.

Du hast einen besseren Mann verdient, das weiß ich, aber vielleicht–“ Scorpius unterbrach sich ungewollt, denn er hörte seinen Namen aus ihren Lippen flüstern. Auch bedurfte es nur einen leichten Versuch, sich aus seinen Armen zu befreien. Es lag daran, weil es Scorpius widerwillig zuließ und er bereute die Entscheidung gleich darauf, denn der er spürte wieder diese lückenlose Leere in seinem Inneren und doch ließ er es sich diese scheußliche Empfindung nicht anmerken.

„Dass, was ich versuche dir zu sagen, ist ...“ Er schaute in ihr Antlitz und überspielte die Erschütterung, die ihre Züge offenbarten. „Rose, du bist ...“

„Nein“, sagte sie kraftlos, „Ich will es nicht hören.“ Wie zur Bekräftigung ihrer Worte schüttelte Rose heftig ihren Kopf und taumelte einige Schritte zurück. Ihr Rücken berührte wieder die kalte Wand. Es war zu offensichtlich. Sie wusste, was er ihr mitteilen wollte und sie war sich auch im Klaren, dass seine Worte ihr Herz nicht erwärmen würden.

Wie erwartet, ignorierte Scorpius auch diesen Einwand mit Beharrlichkeit. Er strotze vor Überheblichkeit, vor Sicherheit und Arroganz, denn er war noch immer in dem Glauben gefangen, dass das, was er tat ein Sieg darstellte.

„Kannst du dich noch an den Tag in der Bibliothek erinnern, als du mir deine Liebe gestanden hast? Damals habe ich nicht das Selbe empfunden, wie du. Aber seither sind schon einige Jahre vergangen und inzwischen denke und fühle ich anders. Ich teile deine Empfindungen, jede einzelne davon.“

„Das ist nicht wahr. Deine Gefühle bildest du dir nur ein.“ Leidenschaftslos sah das Antlitz aus, welches ihn erblickte. Scorpius glaubte gefrieren zu müssen und doch widersprach er ihr eindringlich, redete auf Rose ein und beteuerte seine heftigen Empfindungen. „Ich weiß, dass du mich nicht vergessen kannst. Deine momentane Reaktion ist allzu verständlich. Schließlich habe ich dich damals abgewiesen und jetzt verspürst du den Wunsch mich zu quälen und hinzuhalten.“ Scorpius durchlebte eine tiefe Kränkung, die nahezu gänzlich an seinem Ego nagte. Und bedauerlicherweise konnte er dieses Gefühl vor Rose nicht verbergen. „Aber das lasse ich nicht zu.“, fügte Scorpius noch trotzig hinzu und überwand die wenigen Schritte, die ihn vor Rose trennten.

„Verrate mir, wie kann ein Mensch noch Empfindungen für den Einen hegen, der das Unglück des anderen veranlasste? Du hast es mir bis zum fünften Schuljahr übel genommen, dass ich dir meine Liebe gestanden habe. Deine Kreativität, mir das Leben so bitter wie möglich zu machen, schien ins Unermessliche zu gehen. Du hast es geschafft, dass mich die halbe Schülerschaft eine überreife Zitrusfrucht oder Plattfisch oder aber Prudence Fairchild die Zweite nannten. Deine Streiche waren jedoch am Grausamsten und strotzen nur so vor Gemeinheiten.

Ich werde, denke ich, niemals den Tag vergessen, als du meine Bluse während des Unterrichts aufplatzen ließest und jeder meinen Körper angaffen konnte. Glücklicherweise war es kein perfekt durchgeführter Zauberspruch, so dass mein BH vor dir verschont blieb. Und als ich begann mich gegen dich aufzulehnen, mich zu wehren, da besaßt doch tatsächlich die Frechheit und hast mir deine widerwärtigen Lakaien an den Hals gesetzt.

Und nun verrate mir, Scorpius, wie kann ich noch in einen Menschen verliebt sein, der mich beinahe zerstörte?“
 

Scorpius sagte und fühlte nichts, war wie betäubt und verharrte mit ausdruckslosem Gesicht auf dem Fleckchen Boden. Die massive Eichentür flog auf und Lily Luna Potter plumpste hinaus. Das liebliche Antlitz war vor Unruhe verzehrt. „Da bist du ja, Rosie! Du musst sofort wieder hineingehen. Albus verprügelt Louis.“

Und dann war sie fort und Scorpius stand noch immer da, starrte nun auf die leere Wand, bemerkte noch nicht einmal den sehnsüchtigen Blick der Lily Luna.
 

Rose Weasley war damals die Erste gewesen die Scorpius ihre Liebe gestand und sie ist so unverhofft die Erste für die sein Herz tanzte. Sie ist aber auch so unerwartet die Erste, die ihm eine Abfuhr erteilte.
 


 

Ende oder so ähnlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Dahlie
2011-09-05T16:37:40+00:00 05.09.2011 18:37
Habe ich hier kein Feedback hinterlassen?
*schäm*
dann will ich es nachholen.

In meinen Augen perfekt, dass du dir das Happy End geschenkt hast. Es passt einfach würdevoller und gibt dem OS nicht den Abklatsch etwas Klischeehaftes zu sein, sondern etwas wundervolles, mit der Prise Realismus <3
Es tut gut zu wissen, dass jemand so hochnäsiges, wie Scorpius einmal kein Happy End bekommt. Denn nach allem, was er getan hat, steht ihm das noch zu!

Was die Kritik von meinen Vorschreibern angeht; nun, ich kenne deinen Stil und ja, du weißt, dass du manchmal dazu neigst es zu übertreiben was blumigen Beschreibungen angeht, aber das ist auch gleichzeitig dein Erkennungsmerkmal und deine Stärke. Ich finde, du hast ein gutes Mittelding zwischen Traumhaft und Passend gefunden.

Liebe Grüße Dahlie
Von:  Annie
2011-08-18T19:11:20+00:00 18.08.2011 21:11
daaa daaammm! :'O
also ich bin mal sowas von für >>[...]oder so ähnlich.<< :D
wuhuuu *____* wahnsinnig toller os.
eine fortsetzung würde einem echt das herz aufgehen lassen, wo es doch grade so schamlos zerquetscht wurde ;)

echt toll *____*
freu mich schon auf weitere werke von dir ;)

Lg
Von:  JO89
2011-08-17T07:22:57+00:00 17.08.2011 09:22
Ach, welche Ironie!
Die FF war genial!
Auch wenn mir Rose unheimlich leid tut... Scporius hat es verdient!

GLG :D
Von:  -Nami
2011-08-14T16:20:27+00:00 14.08.2011 18:20
hey :)

Erst mal ich liebe deinen Schreibstil, einfach klasse und so träumerisch.
Ach ich weiß nicht wie es beschreiben soll. Ich find ihn gut!

Die Story hat mich sehr gefallen, besonders Scorpius- typisch von sich selbst überzeugt-
Und Rose wie sie anfangs naiv und später erwachsen und hart wurde.

Hoffe du schreibst eine Fortsetzung!!!! *____*

Es ist mal was neues,ein nicht happy end zu lesen.

Liebe Grüße -Nami

Von:  Lionness
2011-08-12T12:54:01+00:00 12.08.2011 14:54
Wie traurig, süß und bitter.
Ein sehr schöner Oneshot, obwohl ich dass Ende am liebsten anders gehabt hätte -wer nicht- ließ deine Geschichte und Scorpius´ Vergehen gar keinen anderen Schluss zu. Ein Herz ist nun mal zart, Gefühle wie Liebe mag man nicht lenken können aber ich glaube schon das Menschen mit grausamen Taten dazu in der Lage sind sie abzutöten.

Scorpius war sehr schön getroffen, er war der Ich-bezogene Charakter mit einem neuen Blick auf die Welt, ohne zu bemerken das er ein Stück weit immer noch zuviel Malfoy war. *lächel* Zu glauben man könnte mit seinen Gefühlen die Vergangenheit ungeschehen machen, verlangt schon eine gehörige Portion Selbstüberzeugung.

Rose war lieblich, am Anfang sogar beinahe naiv und ich fand es schmerzhaft wie sie erwachen musste. Ihre Entscheidung zum Schluss also allzu verständlich.

Dein Schreibstil hat mir sehr gut Gefallen, meistens. Hin und wieder allerdings bist du so in deiner Wortwahl aufgegangen, dass die Handlung unterging. Verstehst du was ich meine? Du beginnst damit das Jemand etwas tut, (der leser ließt weiter und wartet im Innern auf den Fortgang)jedoch folgt jetzt eine lange Abfolge von Vorkabular (sehr schön und wortreich zwar)über Sinnbilder und Gefühle, nur manchmal wurde diese Phase solang, das man den Anfang vergaß.

Bitte nicht böse sein, es war glaube ich nur ein oder zweimal, sehr selten und ein wahrlicher Drahtseilakt, wie ich selber auch weiß.

liebe Grüße Lionness
Von:  pingu
2011-08-12T01:19:38+00:00 12.08.2011 03:19
Wow... so bittersüß
Ich liebe deine Fanfics und bete für eine Fortsetzung, auch wenn das Ende echt gelungen ist wirklich zu der Geschichte passt oder vieleicht sogar auf der Idee eine längere Fanfic begründest (eventuell mit einem Happy End?)
Und nochmal zum schluss echt super Idee und mir gefällt dein Stil.
Ist das traurig, mir ist zum heulen zu mute.
Von:  il_gelato
2011-08-11T18:37:00+00:00 11.08.2011 20:37
NEEEEEEEEEIIIIIIIINNNNNNNN!!!!
Bitte kein Ende! Du musst das unbedinge noch ausführen, das darf so nicht ausgehen.
Es ist wie immer einfach herrlich zu lesen, so erschütternd und gefühlbetont, zum dahingleiten.
Bitte mach weiter, Scorpius muss um sie kämpfen und Rose ihm verzeihen!


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