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Sehnsucht

Scheinbar gelangweilt rührte Leanne in ihrem Tee rum, während sie zusah, wie ihre Zimmergenossin noch schnell und alles andere als ordentlich einen Teil von Evans Zauberkunst-Essay abschrieb. Missfallend zog sie eine Augenbraue hoch und wandte ihren Blick von Helen ab. Desinteressiert ließ sie ihren Blick durch die Große Halle schweifen und erinnerte sich wie in den letzten sechs Tagen auch schwermütig und sehnsuchtsvoll an die Gestaltung des Ballsaals. Eigentlich eher unabsichtlich fiel ihr Blick auf den Gryffindortisch, auf ein Gruppe von vier jungen Männern, auf einen bestimmten jungen schwarzhaarigen Mann, der sie deprimiert und sehnsüchtig ansah. Betreten senkte sie ihre Augenlider und sah runter auf die Tasse in ihren Händen. Unwillkürlich schlossen sich ihre Finger fester um das warme Porzellangefäß.

Sie konnte im Moment einfach nicht den Gryffindor ansehen. Vor allem nicht, nachdem sie ihn aus heiterem Himmel geküsst hatte. Ja geküsst, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass er sich nicht in sie verlieben solle und sie sich besser nicht mehr miteinander treffen mögen. Sie verstand es noch nicht mal, wieso sie ihn geküsst hatte. Es war einfach so ein Gefühl gewesen. So ein Drang, dem sie unbedingt hatte nachgehen müssen. Wenigstens hielt sie sich selbst an ihre letzten Worte und ging Sirius aus dem Weg, auch wenn es irgendwie schmerzhaft war, sich von ihm fernzuhalten.

Von ihm und seinen besten Freunden, rief Leanne sich ins Gedächtnis.

Ach gar nicht wahr! Hör auf dich zu belügen, Malfoy! Du weißt es doch besser, rügte sie sich selbst in Gedanken. Du vermisst doch hauptsächlich ihn.

Schwermütig seufzte sie auf.

„Wollen wir?“, riss Jim sie aus ihren trübsinnigen Gedanken.

„Nh~ Was?“, fragte Leanne.

Amüsiert grinste Jim sie an. „Du erinnerst dich? Freitag? Kräuterkunde?“

Augenrollend und entnervt aufseufzend sah sie ihren besten Freund an. „Na dann komm! Ab zum Unkraut!“

Einen letzten Schluck ihres Tees nehmend stand Leanne auf, schnappte sich ihre Tasche und verließ neben Jim die Große Halle.

Sie musste wahrlich an sich halten, um sich nicht umzudrehen. Zu genau spürte sie, wie ihr der Blick eines bestimmten jemands folgte. Ihr grauste es irgendwie jetzt schon vor dem Vormittag, an dem sie ihm wieder nicht ausweichen konnte
 

Müde und mit Kopfschmerzen packte Leanne langsam ihre Unterlagen zusammen und verstaute sie in ihrer Tasche.

„Ich geh schon mal vor. Ist das in Ordnung?“, sagte Jim neben ihr.

„Äh… ja, in Ordnung. Kein Problem, aber warum?“, erwiderte Leanne.

Verlegen rieb sich der Ältere seinen Oberarm. „Ich hab noch eine Verabredung.“

„Kenn ich denjenigen?“ Vielsagend grinste sie ihn an.

„Ja, du kennst die Person. Ich muss ihr oder ihm bei etwas helfen. Wir sehen uns später also“, meinte Jim und stand auf. Zum Abschied winkte er ihr zu.

Amüsiert sah Leanne ihrem besten Freund einen Moment nach, bevor sie ihre restlichen vollgeschriebenen oder vollgekritzelten – zu ihrem Leidwesen mit Herzchen vollgemalten – Pergamentrollen in ihrer Tasche verstaute.

Genau wie die letzten Schüler verließ sie das Klassenzimmer für Geschichte der Zauberei. Während die anderen den Gang rechts hochliefen, wandte sie sich nach links, um ins Treppenhaus zu gelangen. Gemächlichen Schrittes ging sie voran und sah durch die Fenster raus. Schon jetzt blitzten vereinzelt Sonnenstrahlen hinter der Wolkendecke hervor. Es würde also doch noch ein schöner Tag heute werden.

Wenigstens hatte sie sich soviel Zeit gelassen, dass sie dem ältesten Blacksohn nicht mehr begegnen konnte. Es war schon verwirrend genug, dass sie seine Nähe und seine Albernheit vermisste. Aber noch verwirrender war, dass sie sich nach dem Gefühl seiner Lippen sehnte. Ganz schlimm war es, wenn sie ihn sah, da vermisste sie erst Recht seinen Geruch, seine Stimme, sein Lachen und das Gefühl seiner Hände, die die ihren Umschlossen. Und wenn sie an Sirius dachte breitete sich in ihr ein ganz warmes Gefühl aus, sie bekam Herzflattern und hatte das Gefühl nicht mehr richtig atmen zu können. Sie konnte sich doch nicht etwas wirklich in den Black verliebt haben. Das durfte sich doch gar nicht. Sie war verlobt! Verlobt mit Thomas Goyle! Jemand, der sie liebte, den sie aber niemals würde lieben können, dass wusste sie so sehr, wie das Lumos ihre Zauberstabspitze erleuchten lies.

Gerade weil Leanne so in Gedanken war, schockierte es sie fast zu Tode, als sie plötzlich am Arm gepackt und in ein leeres Klassenzimmer gezogen wurde.

Im nächsten Moment fand sie sich gegen das Lehrerpult gedrückt wieder, mit warmen Lippen, die sich fest auf die ihren pressten. Anfangs noch erstarrt, begann sie sich im nächsten Augenblick gegen den Übergreifer zu wehren. Heftig schlug sie so lange auf den jungen Mann ein, bis derjenige keuchend von ihren Lippen abließ, aber immer noch dicht vor ihr stand. Mit großen Augen blickte sie in die blaugrauen Seelenspiegel desjenigen, der sie zwischen seinen Armen, seinem Körper und dem Pult gefangen hielt. Wie geschockt starrte sie ihren Gegenüber an, bis sie langsam realisierte, wer da vor ihr stand.

„Black, was willst du?“, fragte Leanne entnervt, zumindest hoffte sie, dass ihre Stimme genervt klang und nicht so zittrig, wie sie sich gerade fühlte.

„Ich muss mir dir reden“, antwortete der Schwarzhaarige.

„Schön und worüber?“

„Ich halt diese Funkstille nicht aus. Frag mich nicht warum. Ich find es selbst ja verrückt, dass ich mich gerade jetzt nach all den Jahren, in den ich zahlreiche Herzen brach, nach einer wie dir sehne. Das ist verrückt.“

Skeptisch zog Leann eine Augenbraue hoch. „Ich weiß zwar, dass Slytherins einmalig sind, doch solche Symptome lösen wir normalerweise nicht aus. Hast du in letzter Zeit zufällig irgendeinen Liebestrank abbekommen?“, erklärte sie hochnäsig und fühlte sich im selben Moment schrecklich. Es tat ihr weh so mit dem Gryffindor zu reden, ihn wie den letzten Dreck zu behandeln. So behandelte sie normalerweise nie irgendein Lebewesen.

Und denselben Schmerz, den sie fühlte, konnte sie in seinen Augen erkennen.

„Ich dachte wir sind Freunde“, murmelte Sirius traurig. „Ich hab mich wohl geirrt.“ Bekümmert lehnte er seine Stirn gegen ihre Schulter.

„Sirius“, wisperte Leanne sanft. „wir hätten niemals Freunde sein können. Du bist einfach ein Mann, in den man sich früher oder später zwangsweise verlieben muss. Ob man es will oder nicht, es bleibt einem nichts anderes übrig.“

Verständnislos sah der junge Blacksprössling sie nun an. „Und, wo ist da das Problem? Du liebst mich nicht und ich… ich weiß nicht, was ich für dich fühle. – Bei Morgana! DU bist verlobt! Wir können allerhöchstens nur Freunde sein! Ich darf nicht mehr als Freundschaft für dich fühlen.“, brauste er auf und entfernte sich von ihr. „Okay ich hab dich gerade geküsst. Ich geb’s zu, aber…“

„Sirius“, unterbrach Leanne, den auf und abgehenden Gryffindor. „Das Problem ist noch nicht mal, dass du dich in mich vielleicht verliebt hast. – Es ist mir gerade egal, ob du es bist oder nicht! – Das Problem ist, das ich mich glaub ich in dich verliebt habe. Ich bin aber wie du schon sagtest verlobt. Ich könnte nie mit dir zusammen sein, egal, ob ich es will oder nicht. Dieser scheiß unbrechbare Vertrag. Aus dem komm ich nicht raus! Ich muss Goyle heiraten, ob ich es will oder nicht. – Ich möchte deshalb lieber keinen Kontakt zu dir haben, als dass ich mich in dich richtig verliebe und dein sowie mein eigenes Herz breche. Sowas hättest du nie verdient!“

Heftig schüttelte Leanne ihren Kopf und kniff fest ihre Augen zusammen, um die aufkommenden Tränen zurück zu zwingen. Mit mäßigem Erfolg.
 

Aufmerksam hatte Sirius der Slytherin die ganze Zeit über zugehört. Er konnte es zwar auf der einen Seite nachvollziehen, doch auf der anderen Seite verstand er sie nicht. Sie liebte ihn doch scheinbar und er liebte sie doch auch. Er liebte sie so sehr, wie er damals in der dritten die Fünftklässlerin Selin geliebt hatte. Mit dem einzigen Unterschied, dass diese damals nichts von ihm gewollt hatte.

Bei den Tränen, die der Schwarzhaarigen über die Wangen rollten zerbrach ihm fast förmlich das Herz. Das war das letzte, was er sehen wollte. Tränen standen Leanne nicht. Langsam ging er zurück zu ihr.

Ohne viel Federlassen hob er sie hoch und setzte sie auf das Pult. Sanft schlang er seine Arme um sie und zog sie zu sich. Kurz verkrampfte sie sich in seinen Armen, bevor sich ihre Hände in seinem Pullover verkrallten und sie ihr Gesicht gegen seine Brust drückte. Zärtlich strich er ihr über den Rücken und wiegte sie seicht hin und her.

„Es ist so ungerecht. Warum muss ich so eine dämliche Vernunftsehe eingehen. Warum ich? Warum kann das nicht mein Bruder? Ich mag Goyle nicht heiraten!“, schniefte sie. „Ich liebe ihn nicht und kann es auch nie. Ich werde es nie können!“

„Kannst du nicht aus dem Vertrag einfach austreten? Ich frag jetzt nicht wegen mir, sondern wegen dir. Ich möchte einfach, dass du glücklich bist und das bist du im Moment überhaupt nicht!“

Seicht schüttelte Leanne ihren Kopf. „Nein, Unbrechbarer Vertrag, schon vergessen?“

„Was ist eigentlich ein Unbrechbarer Vertrag?“, erkundigte sich Sirius, während er weiterhin ihren Rücken streichelte.

„Wie der Name schon sagt, ein Vertrag, der unbrechbar ist. Funktioniert so ähnlich, wie ein Unbrechbarer Schwur. Nur das beim Bruch des Vertrages beide Personen oder wie viele es auch immer sein mögen sterben. – Oh bei Salazar Slytherins Spitzbart, wenn Mum oder Lucius diesen Vertrag abschließen mussten. Ich kann ihn unmöglich brechen. Die beiden bedeuten mir einfach zu viel, als dass ich ihr Leben für meine Freiheit setzten könnte“, klärte Leanne ihn auf. Zitternd schmiegte sie sich dichter an den Gryffindor.

„Um deinet Willen solltest du es riskieren. Du bist jetzt schon unglücklich über die Situation. Das macht dich irgendwann noch krank“, widersprach Sirius heftig und hielt sie auf Armeslänge von sich weg. Eindringlich sah er die junge Frau vor sich an. „Versprich mir, Leanne, dass du auch mal an dich selbst denkst. Opfer dich nicht immer für alle auf. Das ist immer noch der Job von uns Löwen und den Huffelpuffs. Sei mal bitte egoistisch.“

Unschlüssig wandte sie ihren Blick ab, nur um einen Moment später wieder zum Gryffindor hochzusehen. „Ich soll egoistisch ein. In Ordnung, dann möchte ich, dass du mehr Zeit mit mir verbringst, dass du mir hilfst herauszufinden wer die Vertragunterzeichner waren bzw. nach eine Lösung mit mir suchst, wie man den Vertrag brechen kann, ohne dass jemand Schaden nimmt. – Und jetzt… jetzt möchte ich, dass du mich küsst.“ Unter halb gesenkten Lidern sah sie hoch und lächelte ihn schüchtern an.

„Ich werde mein bestes versuchen. Vielleicht sollten wir unsere Freunde einweihen. Sechs Leute könnten schneller herausfinden, wie man den Vertrag auf nettere Weise bricht, als zwei. – So ich soll dich küssen, wieso?“ Keck grinste Sirius zurück.

„Du hast doch gerade eben gesagt, dass ich egoistisch ein soll. Und du kannst ganz gut küssen“, nuschelte Leanne verlegen und biss sich auf die Unterlippe.

„Wenn das so ist!“ Sanft strich er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und ließ seine Hand auf ihrer Wange liegen, seine andere wanderte von ihrem Oberarm auf ihren Rücken und zog sie so näher an sich. Fast automatisch legten sich ihre Hände auf seine Schultern.

Und dann trafen endlich wieder ihrer Lippen aufeinander.



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