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I wish to get my Angel back

von

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Liebe?

"Ich werde dich nicht töten."

Francis warf einen unsicher fragenden Blick zu dem hellhaarigen jungen Mann.

Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen.

"Und Lucifer wird es auch nicht tun. Du wirst nicht sterben, du wirst weiterleben..."

Das verstand der Junge nicht, er sah verwirrt zwischen den Engeln hin und her.

"Aber ihr...du hast selber gesagt..."

Michael schüttelte den Kopf: "Auch Engel können lügen, sei froh, dass wir dich nicht umbringen, es wird dir eh niemand glauben. Leb dein Leben als wäre nie etwas geschehen, vergiss, dass es mich gibt, vergiss, dass es Engel und all das andere Zeug gibt, ich werde eh wegziehen. Erzähl einfach keinem etwas, dann wird dir auch nichts passieren."

"Als ob ich das könnte, du warst mein bester Freund, wenn du schon so kalt zu mir bist, dann bitte, zieh wenigstens einen Schlussstrich, bring zu Ende, was du vorhattest, oder glaub mir, ich werde dir die Hölle heiß machen, tu es. Scheiße Mann, mach dem ein Ende, bitte!"

Der Erzengel betrachtete das, was er angerichtet hatte, er war zu weit gegangen, mal wieder, er hatte nicht damit gerechnet, dass Francis' Gefühle schon so ausgereift waren.

"Francis...du liebst mich, nicht wahr?"

Der Teenager war völlig vor den Kopf gestoßen.

"Was...ich...nein...nein! Ich meine...nein, also ich meine doch, vielleicht...scheiße ja!"

Er trat ein bisschen auf der Stelle, fuhr sich durch die Haare, atmete tief durch, versuchte seine feuchten Augen vor den beiden zu verstecken, aber sein Atmen ging in krampfhaftes Schluchzen über und dann warf er Michael einen klaren und offenen Blick zu.

"Ja. verdammt nochmal, ja. Wieso muss mir so ne verfickte Scheiße passieren?! Wieso musste ich dich unbedingt anquatschen, alle anderen haben dich nur von Weitem begafft, aber ich Idiot geh auf dich zu und reich dir die Hand!

Wieso ich? Hasst Gott mich so sehr, dass er mich anpissen muss?!"

Er war laut geworden, weinte immer noch und gestikulierte stark mit den Händen und Armen, doch nicht lange und er wurde wieder leiser, er begann sich abzukühlen und am Ende weinte er nicht einmal mehr. Er murmelte nur einen Satz: "Ich liebe dich und ich hasse euch."

Michael war froh, dass es endlich vorbei war und seufzte: "Komm rein."

Ohne nachzufragen trat Francis in die Wohnung und ließ sich von Michael einen Kaffe machen, Lucifer saß schweigend neben Francis am Tresen und starrte seinen Liebsten an, keiner sagte ein Wort.
 

Irgendwann wurde es Francis zu drückend.

"Was macht ihr jetzt mit mir?"

Michael blickte auf die schwarze Oberfläche seines halb leeren und mittlerweile kalten Kaffes.

"Du hast gesagt, du willst uns nicht unterstützen und nicht davon laufen, also bleib dir gar nichts anderes übrig, als trotzdem dein Leben weiter zu leben und all das hier zu vergessen."

"Ich hab schon gesagt, dass ich das nicht kann."

"Dann unterstützt du uns, es reicht schon, dass du zugibst uns zu kennen um gegen uns als Druckmittel eingesetzt zu werden."

Der Junge sah Michael an: "Druckmittel? Worum genau geht es hier eigentlich? Ich glaube ich verstehe im Großen und Ganzen nicht wirklich, wer eure Gegner sind."

Lucifer schnaubte: "Das ist einfach, alle, die von uns wissen und uns nicht in Ruhe lassen."

"Auch Gott und die anderen Engel?"

Michael lächelte matt: "Ganz besonders Gott und in aller erster Linie die anderen Engel.

Diese Goldspritzer, sie stammen von einem Engel namens Ezra, es war ein weiblicher. Sie hat damals im Himmel unsere Liebe entdeckt. Du musst wissen, Engel dürfen nicht lieben, nicht auf diese Art. Und trotzdem geschah das, was nicht möglich sein sollte, ich und Lucifer, wir fanden zueinander und das war...", der Engel schluckte und schloss kurz entspannt die Augen, als Lucifer eine seiner großen eleganten Hände auf dessen schmale langfingrige legte.

"Es war wundervoll, aber auch verheerend.", schloss Michael.

Francis zog die Augenbrauen hoch: "Engel dürfen nicht...also sie dürfen keinen Sex haben?"

Lucifer konnte sich schon wieder nicht das Schnauben verkneifen, er antwortete mit leicht rauer frustrierter Stimme: "Rein theoretisch sollten Engel nicht einmal in der Lage sein, etwas erregendes an Sex zu finden, geschweige denn es selber tun. Wir haben keinen Fortpflanzungstrieb, weil wir für die Ewigkeit sind, aber wir dürfen uns auch nicht küssen, nicht leidenschaftlich zumindest, oder dem anderen sexuelle Avancen machen, also nicht flirten, halt alles, was dazu gehört.

Engel sollten nicht mehr als Sympathie für jemand anderen empfinden, Berührungen sollten harmlose Gesten sein und keiner sollte einem bedeutend wichtiger sein, als ein anderer.

Engel sind kalte Wesen, in ihnen steckt nichts Menschliches.

Wir beide bilden da die Ausnahmen. Wir sind so menschlich geraten, dass wir euch beinah mehr ähneln als unsren Brüdern und Schwestern, zumindest im Verhalten."

"Ihr seid die menschlichsten?"

"Ja"

"Und warum genau sind die jetzt eure Gegner?"

"Weil wir aufgeflogen sind, damals, wir wurden verraten und ich war gezwungen Lucifer zu verdammen und danach habe ich gestanden, dass ich die gleiche Sünde begangen habe und wurde verbannt.

Ich wurde nur deshalb nicht verdammt, weil das zwar qualvoll ist, einem aber auch ganz andere Fähigkeiten schenkt, ich bin der stärkste aller Engel, hätte ich Gewalt über die Mächte, die Lucifer Untertan sind, dann wäre ich so machtvoll, dass ich Gott selbst gefährlich werden könnte...dieser Wichser denkt wirklich immer mit."

Sogar Lucifer wirkte überrascht obgleich des obszönen Ausdrucks.

"Baby...du bist aber grade wirklich sauer auf unsren Daddy...oder?", er sagte das mit einem frechen Grinsen und Michael musste auch lächeln.

"Du schaffst es immer wieder...und zwar als einziger."

"Das mach ich gerne."

Francis spürte, dass er einen Moment nicht da war.

Für einen kurzen Moment waren die beiden ganz alleine in dieser Wohnung und lächelten sich in einem kurzen Augenblick des Glücks an.

Er spürte schon wieder eine Träne, er verkam zu einer echten Memme.

Dann war der Moment vorbei und Michael reichte ihm ausdruckslos ein Stück von der Küchenrolle "Ich befürchte daran wirst du dich gewöhnen müssen."

Francis nickte: "Ich weiß...ich glaube, ich will trotz allem bei dir...bei euch bleiben.

Ich bin ehrlich der letzte, der ein abgefahrenes Leben haben will, aber ich kann auch nicht tun, als wär nie etwas geschehen."

Der jüngere Erzengel lächelte: "Bist du dir sicher?"

Francis nickte: "Ja."

Lucifer grinste und reichte Francis ein scharfes Messer: "Nur um ganz sicher zu gehen."

"Was ähm...soll ich tun?"

Michael legte ihm das Messer besser in die Hand: "Du musst ein wenig deines Blutes vergießen und dabei versprechen uns treu zu sein und nicht zu unserem Schaden zu handeln, wie wir es wünschen."

"Ist das rein hypothetisch, also eine rituelle, symbolische Handlung?"

Lucifer nahm das Messer noch mal in die Hand: "Ja und nein, es ist ein Ritual, aber nicht symbolisch, sondern bitterer Ernst.

Wenn du diesen Schwur brichst wird jede Wunde, die du jemals hattest aufreißen und solange bluten, bis du tot bist."

"Ihr wollt also, dass ich mich zu eurem ergeben Diener mache, auf Leben oder Tod?"

"Nein...nein...ich meine doch, irgendwie ist es sowas. Aber du musst nicht tun, was wir sagen, du kannst dich verweigern, du darfst nur nicht bewusst irgendetwas tun, was uns beiden schadet, oder wenn wir der Meinung sind, dass uns etwas schadet."

Der Rotschopf sah eine Weile zu wie der gefallene Engel das Messer durch seine Hände sirren ließ.

"Gut, ich mach`s, aber ich schwöre nur auf dich, nicht auf den Hampelmann da."

Das Messer landete mit einem lauten Geräusch einen Millimeter neben Francis kleinen Finger, dieser zuckte zusammen.

"Spinnst du, du hättest fast meinen kleinen Finger erwischt!"

Ein erneutes Schnauben: "Nein, hätte ich ihn erwischen wollen, dann hätte ich ihn erwischt."

"Angeber...", murmelte der andere und versuchte das Messer aus der Tischplatte zu ziehen, es funktionierte nicht.

Michael warf Lucifer einen warnenden Blick zu, wie Mütter es manchmal tun, wenn die Väter den Kindern eine Gruselgeschichte oder irgendwas aus ihrer wilden, ungezähmten Jungend erzählen wollen, und dann zog er mit so wenig Anstrengung, wie man Butter zerschnitt, das Messer aus der Platte.

"Demolier nicht meine Küche Lucifer."

"Klar, du bist der Boss..."

"Wenn`s nur so wäre...", Michael hatte es leise gemurmelt, Francis hatte das wahrscheinlich nicht mal mitbekommen.

Der war damit beschäftigt das Messer anzusetzen und sich zu überwinden auch zu schneiden.

"Nicht dort Fran, da triffst du eine Arterie, ich will nicht, dass du meine Wohnung vollsaust."

Lucifer feixte: "Hier klebt fast ein halber Liter Engelsblut...wie schlimm kann`s noch werden?"

"Engelsblut ist als solches nicht nachweisbar, menschliches schon, du Scherzkeks."

"Krk.", Michael sah den großgewachsenen, fröhlich aufgelegten Mann verwirrt an: "Was war das denn?"

"Ich bin ein Keks und außer Knacksen können die nicht viel, oder?"

Michael verdrehte die Augen: "Manchmal frag ich mich wer von uns beiden der jüngere ist, ganz ehrlich."

"Ein paar Jahre mehr oder weniger...glaubst du bei uns beiden macht das noch was aus? Ich meine, wenn man ein Pärchen ist und der eine fünfzehn, der andere aber zwanzig, dann sind fünf Jahre problematisch, aber wenn man dann 35 und der andere 40 ist, dann klingt das ganz ok, oder nicht...unsere Welt ist wirklich verrückt...nein, diese Welt, nicht unsere, wir haben ja keine, nicht wahr?"

Und schon hatte Lucifer seinen alt bewährten Zynismus wieder.

Michael hing seinen Gedanken nach.

So liebe ich dich...so und nicht anders, deshalb frage ich mich auch immer noch, wie weit deine Veränderung gegangen ist. Dass du anders bist, das spüre ich, du lässt sogar Francis zu, aber wie weit geht sie? Wie viel Lucifer habe ich dir mit meinem Egoismus ausgetrieben...wie viel ist noch von dir übrig?

Ich geb mir selbst die Schuld daran...früher hättest du auch niemals geduldet von einer Türklingel unterbrochen zu werden...
 

"Du bist nicht schuld."
 

"Oh Scheiße Lucifer! Raus aus meinem Kopf!"
 

"Schon gut...ich bin draußen..."

Francis sah verwirrt zu Lucifer.

"Will ich hoffen!", meinte Michael.

Drehten die beiden jetzt doch durch? Engel und verrückt?

"Was ähm...ist grad passiert? Hab ich was nicht mitgekriegt?"

Michael fuhr sich kurz übers Gesicht und schnaufte: "Lucifer hat sich eine kleine Frechheit erlaubt, ist schon gut."

Der Rothaarige nahm das so hin und hob das Messer wieder hoch.

Er tat es recht unerwartet, für einen Menschen, auch für sich selber, er setzte nicht einmal richtig an, kaum traf der Stahl die Haut zog er das Messer durch das Fleisch seines Unterarmes und während der rote Lebenssaft auf die Arbeitsfläche tropfte, schwor er.

Danach erlebte er den wundervollsten Moment seines gesamten Lebens, Michael gab ihm einen Kuss.

"Das ist alles, was du jemals bekommen wirst, wenn du die Zeit dazu findest such dir ein nettes Mädchen...oder einen Jungen.

Zum Beispiel Jessica Bureat, die ist niedlich und auch nicht allzu schwere Kost vom Intellekt her, das macht die Frauen angenehmer, intelligente Frauen sind gefährliche Frauen und vor gefährlichen Frauen sollte man sich noch mehr fürchten, als vor den meisten Ungeheuern."

Er lachte einen Moment und sah dann zu Lucifer.

"Schon unglaublich, dass sich ausgerechnet die Menschen, die Rasse, die sich durchgesetzt hat auch die einzigen sind, die nicht akzeptieren, dass es außerhalb ihrer Spezies intelligente Wesen gibt, sie sind fast alle blind."

Der andere Engel nickte und schenkte Francis sogar ein Lächeln, kein fieses Grinsen, ein völlig entspanntes, nettes Lächeln: "Wir werden dir ab jetzt beibringen zu sehen, du hast deine Entscheidung getroffen."

Francis dagegen nickte und schluckte schwer: "Heißt das ich muss wirklich in...also muss ich in dieses Schwert?"

Michael war ernst: "Nein, darin sind alle Seelen derer eingeschlossen, die ich gerichtet habe, die Existenz in meinem Schwert zu durchleben ist die Hölle, ich meine das wörtlich. Die Hölle gibt es für die Menschheit nicht mehr, seit ich nicht mehr als Erzengel arbeite.

Es gibt nur noch die Unterwelt, die ist schlimm genug.

Trotzdem habe ich da mehr als genug Seelen drin, um mein Schwert noch eine ganze Weile scharf genug zu halten um alles zu zerschneiden, was es gibt, ob Mensch, Dämon, Engel oder auch Teufel."

"Auch Diamant?"

Jetzt mussten die Engel beide lachen: "Ja, auch Diamant."

"Und was passiert mit den Seelen der Menschen, die du eigentlich einsammeln würdest jetzt?"

"Es gibt mittlerweile Leute, die man Seelensammler nennt.

Der Tod selber ist ihr Meister und sie sammeln die Seelen ein und verspeisen sie, denn davon ernähren sie sich, von Seelen.

Nur, dass der Tod ihnen ein gewisses Gehalt zahlt, hält sie davon ab auch die Seelen guter Menschen zu sammeln."

"Seelensammler? Klingt ja unheimlich..."

"Es gibt welche, die sind ganz nett.", warf der größere Engel ein.

"Spinner."

Lucifer grinste jetzt wieder, mit dem Rotschopf schien es vielleicht sogar ganz lustig zu werden.
 


 

Sie saßen alle beisammen, alle waren sie angespannt und ernst, denn sie hatten begonnen zu überlegen, wie es jetzt weiter gehen sollte.

"Okay gut, die Fakten.

Wir beide sind wieder zusammen und wollen es auch bleiben, denn es ist unser letzter Versuch.

Francis steht auf unserer Seite, aber ich würde ihn trotzdem ungern einer großen Gefahr aussetzen und aus irgendeinem Grund ist Esra erschienen.

Gut daran ist, dass du dein Schwert wieder hast, schlecht ist, dass es bedeutet irgendjemand dort oben mischt sich ein.

Die Frage ist unter anderem, ob Esra aus eigenem Antrieb gehandelt hat, wozu sie nicht wirklich einen Grund hätte, oder ob das von weiter oben kam und dann ist die Frage von wie weit oben und von wem genau.

So weit richtig? Hab ich was vergessen?"

Lucifer räusperte sich: "Nein, so weit richtig, aber vielleicht sollten wir uns erst ein paar Fragen zuwenden, die wir direkt beantworten können.

Zum Beispiel was aus unserem jetzigen Leben wird, werden wir hier bleiben, oder wie zuvor geplant weiterziehen, wie machen wir das mit Fancis und wenn wir weg gehen, wohin dann?"

Michael nickte verstehend und Francis wagte es nicht sich in diese Planungen einzumischen, konnte auch nicht wirklich einschätzen wie viel oder wie wenig Gewicht seine Meinung haben würde.

Er hatte mittlerweile den Eindruck gewonnen, dass er Michael mehr bedeutete, als diesem lieb war, und er es nicht zugeben wollte, aber wie weit ging diese Zuneigung? worauf beruhte sie und wo würde sie unweigerlich Enden?

Der Rotschopf sah zu Lucifer.

Spätestens dort endete Michaels Zuneigung für Francis, wenn Lucifer darunter leiden würde, dann wäre nicht der gefallene Engel der Leidtragende, aber wahrscheinlich endete die Zuneigung schon viel früher, irgendwo zwischen dem Tod von zwei oder hundert unbekannten Menschen, aber einer gewissen Grenze würde der Erzengel ihn ohne Zweifel opfern.

"Michael, wie weit geht unsere Freundschaft eigentlich?"

"Was?"

"Naja, du willst nicht, dass ich sterbe, aber ich bin dir nicht wichtig genug, als dass du mich unbedingt dabei haben willst, du willst mich nur lieber mit im Boot haben, als mich umzubringen, oder mich sterben zu lassen, also würde ich vermuten, ich bin im Moment tatsächlich sowas wie dein Freund, sogar dein bester...neben el Diablo zumindest...aber wie weit geht sie, diese Freundschaft? Bin ich dir wichtig genug um ein anderes Leben zu opfern, oder vielleicht sogar zwei?"

Michael lehnte sich zurück, er schien über die Antwort nachdenken zu müssen.

"Ich befürchte, genau kann ich dir das nicht sagen, aber grundsätzlich bist du mir immerhin wichtig genug, um lieber zu akzeptieren, dass du ein Handycap bist, als dich zu eliminieren, sei froh drum, bei vielen wäre ich nicht halb so weit gegangen."

Francis nickte, auch wenn das keine richtige Antwort war.

Überraschender Weise war es Lucifer, der ihm kurz aufmunternd auf die Schulter klopfte.

Michael indes schrieb ein paar Dinge auf einen Block, aber er schien nicht so recht zufrieden zu sein mit dem, was dort stand.

"Mich erinnert das unweigerlich an Caesar..."

Lucifer nickte: "Ja, mich auch, die Taktik, es ist wie gegen Pompeius..."

Francis machte ein fragendes Gesicht und Michael begann zu erklären: "Als Caesar gegen Pompeius kämpfte, machte er folgendes, er versteckte seine Kavallerie so, dass Pompeius sie nicht erkannte und sich mit seiner Überzahl an Soldaten in absoluter Sicherheit wiegte, aber als sie angegriffen, wurden Pompeius Soldaten von der Kavallerie von hinten eingekesselt und vernichtend geschlagen. Ein echtes Genie der alte Julius...nur ziemlich eingebildet."

"Und was hieran erinnert euch an damals?"

"Esra ist die kleine Vorhut, die uns keine allzu großen Sorgen machen soll und während wir uns recht gelassen mit den weiteren Schritten vertraut machen, schleicht sich von hinten die Kavallerie an und macht uns platt."

"Wer ist in dem Fall die Kavallerie und was genau meint ihr mit platt machen, ich dachte, ihr könnt nicht sterben..."

"Können wir auch nicht, aber unsterbliche Wesen können anderen unsterblichen Wesen eine Menge fieser Sachen antun, die um einiges schlimmer sind als zu sterben."

Michael seufzte zustimmend: "Sterben...das wäre wundervoll, nicht wahr?"

"Ja...", sinnierte Lucifer und Francis sah die beiden an, gut, er war nicht so alt wie sie, aber wie konnte man übers Sterben reden, als ginge es um ein Ferienlager?

"Sei froh, dass du das niemals verstehen wirst, es ist eine sehr trauriger Gedanke, dass wir uns auf so etwas freuen können, aber man weiß eben nur dann was einem fehlt, wenn man es nicht hat."

"Ihr habt sicher recht Michael...aber ich finde es schwer vorstellbar, dass der Tod einem fehlen kann."

Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema: "Ich habe beschlossen, dass wir bleiben. Jetzt wegzulaufen bringt nichts, so oder so wir wissen nicht, ob und was als nächstes geschieht und solange es keine Anzeichen gibt, sollten wir uns keinen Stress machen, es gibt schließlich nicht allzu viel, vor dem wir Angst haben müssen und wenn sie uns auseinander haben wollen, dann müssen wir so oder so irgendwann kämpfen, ob hier, oder in Miami oder sonst wo."

"Gut, wir bleiben. Also werde ich noch eine Weile Sam Heyn spielen."

"Und ich Mika..."

"Dabei hatte ich mich grade an Michael gewöhnt..."

Sie sahen sich entschlossen an.
 


 

Es ging also wieder zur Schule, Mika war offiziell krank gewesen, weil er sich eine leichte Erkältung eingefangen hatte und es fragte auch keiner nach.

Francis versuchte sich möglichst normal zu verhalten, aber einige Klassenkameraden merkten doch, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, Francis schien nicht mehr so unbefangen wie zuvor mit dem unheimlichen, düsteren Jungen umzugehen.

Viel mehr schien es, als ob die Aura, die Mika ausstrahlte nun auch Francis zu spüren bekam. Anders als dieser hielten die meisten sich nämlich instinktiv ein wenig von ihm fern, solange er nicht auf sie zukam.

Er war nicht unbeliebt und wurde in jeder Gruppierung sofort integriert, wenn er dazu stieß, aber niemand ging von sich aus auf ihn zu, außer Francis eben, der diese unnahbare Aura nie wahrgenommen hatte.
 

Dafür, dass der rothaarige Klassenclown sich von Mika zu distanzieren schien, verbrachte der Schwarzhaarige nun immer mehr Zeit mit der anderen Person, die an der Schule aufgetaucht war und die ebenfalls diese unnahbare Ausstrahlung hatte, aber auf eine andere Weise.

Jener Lehrer hatte die Aura eines unerreichbaren Superstars von dem jeder träumte, den aber niemand erreichen konnte.

Auch Mika war eine überirdische Ästhetik nicht abzuerkennen, aber durch seine Melancholie und auch durch den Anschein, dass er eine gebeutelte und geschundene, zerbrechliche Seele hatte, welchen seine Narbe unweigerlich erweckte, war er nie unverhohlen von der weiblichen Masse umworben worden.

Er war mehr der einsame, düstere Prinz, den man von weitem verehrte.
 

Sam Heyn und Mika standen in den Pausen oft zusammen, unterhielten sich und man sah Mika sogar ab und an entzückt lächeln, als ob der Lehrer es auch ihm angetan habe. Aber auch Mr. Heyn verhielt sich in Mikas Gegenwart nicht halb so zynisch und bissig, wie man es von ihm gewohnt war.

Für diesen einen Jungen hatte er freundliche Worte und warme Komplimente übrig, mit diesem einen Jungen disputierte er angeregt und auch nur diesen einen Jungen behandelte er wie einen Ebenbürtigen Gesprächspartner.

Keinem anderen Schüler und keinem anderen Lehrer schienen die beiden so viel Respekt entgegen zu bringen, wie dem jeweils anderen.

Einige stellten die unverschämte Vermutung an, dass zwischen den beiden mehr herrschen würde, als eine bloße Freundschaft, aber sie verhielten sich so zurückhaltend und anständig, gerade im Umgang miteinander waren sie erstaunlich förmlich und Berührungen zwischen ihnen gab es so gut wie nie.

Das, was man zwischen ihnen beiden sah und nie zuvor gesehen hatte von einem von beiden war nur Respekt.

Ein tiefer und aufrichtiger Respekt dem anderen Gegenüber, so, wie wenn sich zwei Genies begegnen und das Genie des jeweils anderen erkennen und auch anerkennen.
 

Die gesamte Lehrerschaft kannte Mika als einen Jungen, den man schon nicht mehr nur als begabt bezeichnen konnte und jeder von ihnen hätte es sich gewünscht die erwählte Person des Vertrauens zu sein, dass es nun dieser ganz neue Lehrer war, der die Sympathie des Jungen erntete, war für einige schwer zu akzeptieren.

Aber man missgönnte es keinem von beiden.

Natürlich wusste keiner, was hinter verschlossenen Türen und herunter gelassenen Jalousien ablief.
 

Zweit Tage, länger hielt es keiner von ihnen aus.

Es war nach der sechsten Stunde und Sam trat auf Mika zu, der gerade einer seiner Mitschülerinnen die Matheaufgaben der vorherigen Stunde erklärte, weil es ihr schwer gefallen war.

"Mika, ich wollte da noch etwas mit dir besprechen, wir sind bei unserer letzten Unterhaltung über dieses intensive Thema unterbrochen worden."

Der Junge schaffte es sich zu beherrschen und nicht rot zu werden, was für eine durchschaubare Aufforderung...

"Ja sicher, Camille, ist es so weit klar?"

Sie lächelte ihn an: "Ich denke schon, danke...Mika..."

Er sah ihren verträumten Blick und schmunzelte: "Wenn du Probleme hast, dann kannst du jeder Zeit zu mir kommen, ich helfe gerne, zu helfen erholt die Seele."

Sie wurde rot und nickte, während er sich abwand und Sams leicht schmollendes Gesicht sah.

Sie gingen Seite an Seite bis sie außer Hörweite waren: "Helfen erholt die Seele? Schämst du dich nicht ihr den Kopf zu verdrehen, während ich daneben stehe?"

Der Lehrer warf seinem Schützling einen unverhohlen, gereizten Blick zu, den dieser amüsiert erwiderte.

"Musst du grad sagen, was war denn mit dem intensiven Thema welches du mit mir erörtern möchtest? Schämst du dich nicht eine so offensichtliche Anspielung zu machen?"

Sie waren an Sams Büro angelangt und dieser sagte: "Jetzt grade kein bisschen", während er aufschloss, den jüngeren hinein zog und den Schlüssel im Schloss umdrehte.

Die Jalousien waren geschlossen, das Licht aus, ihre Lippen fanden sich problemlos.

"Willst du das wirklich hier machen?"

"Ich bitte dich, für uns beide sollte der Ort mittlerweile wirklich keine Rolle mehr spielen, nicht wahr, Michael?"
 

Der Engel schlang die Arme um seinen Gefährten: "Der Ort spielt immer eine Rolle, oder hast du etwa unseren Adelphopoiesis vergessen?

Wir beide...nach unserer Vereinigung...direkt in der Sakristei, ich weiß noch, dass uns der Ort sehr wichtig war..."

Lucifer grinste breit und legte seine Hände in Michaels Rücken: "Das war 603 n Chr. wie könnte ich das nur jemals vergessen...vor allem, weil Bruder Martin uns auch noch erwischt hat..."

Michael fuhr mit der Zunge über Lucifers Hals: "Es schien ihn nicht gestört zu haben, wenn ich mich recht entsinne..."

"Nein...", Lucifer ließ die linke Hand auf Michaels Hintern unter dem Jeansstoff wandern.

Sie küssten sich wieder und der Hellhaarige lehnte sich an die Wand.

Michael leckte sich die Lippen und ging dann auf die Knie, Lucifer bekam kurz eine Gänsehaut.

"Willst du wirklich?"

"Tu nicht so, als wär das das erste Mal.", erwiderte der jüngere gebieterisch und machte sich an Lucifers Hosenbund zu schaffen.

Nicht lange und Lucifer stand mit herunter gelassener Hose da, während Michael sich seiner Männlichkeit widmete.

Es war lange her, aber Lucifers Haut schien diese Lippen nicht vergessen zu haben, genau so wenig, wie diese Zunge, oder das Talent, welche sie besaßen.

Niemand sonst brachte das Blut des Gefallenen so in Wallungen und niemand sonst wagte es, ihn so auszureizen.
 

Schließlich ließ Michael von seiner Tätigkeit ab, ohne seinem Liebsten Erlösung gebracht zu haben.

"Nein...Michael, du kannst jetzt doch nicht..."

Der Angesprochene gab Lucifer einen sanften und flüchtigen Kuss: "Ich kann alles!"

Er drückte Lucifer an den Schultern zu Boden und setzte sich breitbeinig auf dessen Schritt.

Dieser stöhnte auf: "Michael, der Stoff ist so rau..."

"Ich weiß."

"Zieh doch bitte die Jeans aus, ich halt das nicht aus!"

Ein sadistisches Grinsen trat auf das Gesicht des Engels.

"Du wolltest diese Unterhaltung fortführen und ich tue dir den Gefallen...und jetzt im Moment bist du absolut machtlos gegen mich. Ich hab dich sozusagen am Schwanz."

Demonstrativ ließ Michael seine Hüfte ein wenig über Lucifers Erregung kreisen und genoss es diese noch weiter anschwellen zu fühlen.

Die verzweifelten und erregten Laute, die sein Opfer ausstieß, machten auch ihn ganz heiß.

Er nahm Lucifers Hand, die sich bisher an ein Stuhlbein geklammert hatte und führte sie zwischen seine Beine.

Er selber begann den muskulösen Oberkörper zu liebkosen, während nun seine Bedürfnisse dran kamen.

Schließlich wanderte Lucifers Hand weiter nach hinten und ertasteten das, was er gesucht hatte.

Michael ließ ihn gewähren und entledigte sich seiner Bekleidung.
 

Lucifer tastete sich mit den Fingern vor, was Michael aber bald nicht mehr reichte.

Er rutschte etwas nachdrücklicher auf den Schoß des anderen und zeigte ihm deutlich, was er wollte.

Dieser Aufforderung kam Lucifer nach und mit einer gemeinsamen entgegengesetzten Bewegung gingen sie ihre Verbindung ein und Stöhnten lustvoll auf.

Michael vertiefte sein Gesicht in Lucifers Halsbeuge und krallte die Hände in dessen Rücken, wobei seine Finger auch über die Narbe glitten.

Lucifer hatte seine Hände an Michaels Seite und lag mit den Lippen an dessen Ohr.

"Michael!"

Es war seine Engelsstimme, diesmal die echte, die einzig wahre und der jüngere fragte sich, wie er sich nur hatte täuschen lassen.

Diese Stimme, so tief und dunkel wie das Universum, so geheimnisvoll und ebenfalls auch so voller Lichter, eine Stimme, die die erschütterndsten und beflügelndsten Dinge mit einem Wort erfasste.

Alleine diese Stimme reichte, um ihn in seinen Grundfesten erbeben zu lassen.

Er antwortete mit seiner Stimme: "Lucifer", und spürte gleich darauf, wie auch seine Stimme den anderen noch mehr reizte.

Sie küssten sich und alles fühlte sich mit einem Mal viel intensiver an.

Es war als würde das gleiche Blut durch ihrer beider Körper rauschen und nur ein Herz in einer gemeinsamen Brust schlagen und als gäbe es nur ihren gemeinsamen Rhythmus, in dem sie sich durch die Welt bewegten.

Sie teilten ihre Gedanken und Gefühle, ihre Empfindungen multiplizierten sich miteinander und auch, wenn sie keinen Sauerstoff benötigten, keuchten sie und atmeten die Luft des anderen.

In ihren Körpern tobte es und in ihren Köpfen hörten sie einander zu, waren gerade dadurch beflügelt in ihrem Glück, weil sie wahrnahmen, wie glücklich der andere war.

Lucifer kamen die Tränen.

Michael sah es, sah die unendliche Schönheit, die dieser Mann besaß und küsste seine Augen: "So darf nur ich dich sehen."

Lucfer lächelte: "Niemand außer dir kann mich jemals so sehen, denn aus Schmerz würde ich niemals weinen und so glücklich, dass ich weinen muss, machst nur du mich alleine."

Auch Michael standen die Tränen in die Augen und sie quollen über, wie ein orangener Sonnenuntergang, der in einem flüssigen Meer verschwamm.

"Wie ich das hier vermisst habe, du bist mir alles, mein einziges und höchstes.

Ich werde es nie wieder so lange aushalten, wie die letzten Jahrhunderte. Verlass mich nur noch ein einziges Mal, und es wird mein Ende sein."

Lucifer nahm Michaels Gesicht in seine Hände: "Unser Ende."

Sie küssten sich wieder und ihre Tränen vermischten sich.
 

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Scharf beobachtet Ran, ich kann halt nicht anders, ich will immer so viel Input in eine Passage verpacken...-_-'

@____@ Das Ende dieses Kapi ist so furchtbar kitschig...

Hoffe aber, dass es ein bisschen für die letzten paar Kapitel entschädigt in denen ja in der Storry irgendwie kaum etwas passiert ist...Dialoge über Dialoge...^^'



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KaethchenvHeilbronn
2011-09-13T19:53:54+00:00 13.09.2011 21:53
XD Ich würde gern mal die Ausdrücke für Gott sammeln^^ "Daddy" hat mir hier am besten gefallen ;)

Ich fand in dem Kapitel ist Lucifer ja echt schräg drauf XP

Und armer Francis...erstmal ist es ja schon schwer, denjenigen, den man liebt, mit einem anderen zusammenzusehen, und dann sind es auch noch SOLCHE Engel!^^

Das Ende ist heiß...und nicht kitschig! Sagen wir...romantisch XD

Dann bin ich mal gespannt, ob die Vermutungen mit Cäsars-Schlachtplan (den er glaub ich auch so ähnlich gegen die Belger(?) angewendet hat) stimmen :)
Von:  Ran34
2011-09-13T14:43:30+00:00 13.09.2011 16:43
hihi, ich fand das Kapi super :3
Eeeendlich haben sie mal ein wenig die Klappe gehalten und die Autorin sprechen lassen^^
Ich fands schön, dass du diese Alltagsituation beschrieben hast, das hat mir gut gefallen^^d
Mach weiter so Knutschie! >.<
*chu~*

lg~


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