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I wish to get my Angel back

von

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Die Kreuzigung

Als Michael aufwachte registrierte er als erstes, dass der Platz neben ihm leer war und er spürte, wie die Gewissheit, dass Lucifer bei ihm gewesen war bröckelte.

Hatte er sich das nur eingebildet?

Er betastete die Stelle von der er glaubte, dort habe sein Geliebter gelegen, sie war kalt.

Er sah sich in seiner Wohnung um, nirgendwo ein Zeichen von dem, nach dem er suchte.

Hoffnungslosigkeit stieg in ihm auf.
 

Er wagte es gar nicht auf zu stehen, aber liegen bleiben konnte er auch nicht.

Er stemmte sich hoch und sah auch noch im begehbaren Kleidungsschrank und im Bad nach, keine Spur.

Mit leicht zitternden Händen öffnete er die Haustür und sogar den Kühlschrank, als erwarte er dort jemanden zu finden.

Dann gaben seine Beine nach.

Er sackte inmitten seiner Wohnung zusammen und alle Kraft entwich aus seinen Gliedern.

Lucifer war nicht da gewesen...es war jemand da gewesen, aber es war nicht Lucifer, es gab ein paar Dinge, die einfach nicht passten...

Der Geruch und...heilige Scheiße, wie hatte er das nicht merken können, war er etwa so verzweifelt?

Hatte er sich so sehr nach dem gefallenen Engel gesehnt, dass er die Indizien einfach übersehen hatte?

Er senkte auch noch den Kopf, hielt sinnloser Weise die Tränen zurück, er wollte jetzt nicht weinen, er wollte gar nichts tun.

Es war ein Zustand solcher vollendeten Selbstaufgabe, dass es ihn beinah um den Verstand brachte.

Konnte er nicht einfach aufhören zu existieren?

Warum nur hatte man ihn mit Unsterblichkeit gestraft?

Hatten er und Lucifer nicht normale Menschen werden können?

So schwach und dumm und irrational und gehässig und grausam.

Aber bei all dem doch wenigstens sterblich, wenigstens führten sie ein Leben, sie alterten, sahen ihre Kinder und Enkel groß werden und wussten, dass diese Menschen ihre Familie weiterführen würden, wenn sie selber längst nur noch von weitem das Treiben der Welt belächelten.

Sie wussten, dass es geliebte Menschen gab, die sie nicht überleben würden.

Michael würde nie einen Lebensabend genießen können und schon gar nicht mit Lucifer.

Er legte die Hände vors Gesicht um seine tränennassen Augen zu bedecken.

Irgendwann hörte er ein Geräusch, seine Haustür und er sah auf.
 

Lucifer stand in der Tür, es zeriss Michael das Herz.

"Geh weg!"

"Was?"

Er warf das Erstbeste, was er fand nach Lucifer, es war ein Kugelschreiber, der auf den Boden gefallen war.

"Verschwinde!"

Der Kugelschreiber verfehlte Lucifer und Michael schrie auf, er hatte noch nie ein Ziel verfehlt, das sich nicht bewegte, aber er war einfach zu sehr außer sich, um sich auch nur ein bisschen zu konzentrieren.

Der Größere ging auf ihn zu und packte ihn an den Schultern.

"Was hast du? Was ist geschehen?"

Michael machte sich los und rannte auf die Galerie.

Er ergriff sein eigenes Schwert und sprang wieder hinab in den Raum, nicht darauf achtend, dass seine Knochen beim Aufprall hätten brechen müssen.

"Du bist nicht Lucifer!"

"Doch, natürlich, wer soll ich sonst sein?"

Michael führte einen Schwerthieb aus und schlitzte dem vermeindlichen Lucifer die Brust auf, es verheilte sofort.

"Sieh doch her, Michael, ich bin`s, Lucifer, ein Engel, unverwundbar!"

Michaels Augen glühten vor Zorn und Trauer.

"Lucifer würde sich niemals einfach durch mein Fenster einschleichen, er lebt seit viertausend Jahren auf der Erde, so unvorsichtig ist er nicht, er würde mir niemals sein Schwert aushändigen, und er würde auch sicher nicht weinen, außerdem würde er mich nicht einfach nur in den Arm nehmen, er würde ganz andere Sachen mit mir machen.

Du magst ein Engel sein, aber du bist nicht Lucifer.

Wie konntest du nur, ausgerechnet mich mit so einer List herein legen zu wollen!

Was wolltest du tun? Mich einsperren?

Hast du etwa nicht bedacht, wer ich bin?"

Die Gestalt Lucifers änderte sich und wurde schmaler, kleiner, es wurde eine weibliche Person mit schwarzen Locken.

"Michael, ich bitte, dich, lass es gut sein!"

Michael riss die Augen auf.

"Esra! Bist du von allen guten Geistern verlassen, dass du dich hierher wagst?"

Esra zuckte mit den Schultern.

"Du bist verbannt, was kannst du mir schon anhaben?"

Michael spuckte vor ihre Füße.

"Ich wurde verbannt, aber ich wurde nie meines Amtes enthoben."

Er streckte seine linke Hand in ihre Richtung aus.

"Hiermit, verurteile ich dich Esra, du sollst brennen! Das wollte ich schon lange tun!"

Der weilbliche Engel schrie, Flammen verzehrten ihren Körper, ihre Flügel waren im Begriff sich auszubreiten und Michael schnitt sie ab, das goldene Blut der Engelsflügel verunreinigte seinen Wohnraum, während Esra mit ihren abgetrennten Flügeln unter Schreien in eine andere Dimension gezogen wurde, ins Fegefeuer.

Mit angespannter Körperhaltung stand Michael da und ließ langsam die Hand sinken.

Es war unglaublich, das war das erste Mal in all dieser Zeit, dass ein Engel ihn angegriffen hatte, nun, einer, der nicht gefallen war.

War Gott etwa tatsächlich aktiv geworden, weil er gemerkt hatte, dass Michael und Lucifer sich wieder näher kamen?

Dass sie dieses Mal eine wirklich ernste Bindung in Betracht zogen?

Oder hatte das ganze etwas vollkommen anderes zu bedeuten?
 

Eine ganze Weile hatte Michael das einzige Überbleibsel von Esra betrachtet, Lucifers Schwert.

Schnell hatte Michael rausgefunden, dass es das echte Schwert war.

Schließlich kannte er die Klinge von früher.

Sie war, wie aus Glas in dessen Innerem ewiges Feuer eingeschlossen worden war.

Er hätte gleich zu Anfang misstrauisch werden müssen, schließlich hatte er selbst Lucifer das Schwert damals abgenommen.

Zu jener Zeit, als er seinen Geliebten zu Fall brachte und bis in alle Ewigkeit als Wesen der Gottlosigkeit brandmarkte.

Die Erinnerungen taten weh, aber sie überfielen ihn und er war so müde, so erschöpft, dass er dem Drang die Augen zu schließen nachgab.
 

Sie waren glücklich, hatten sich ihre Liebe gestanden, eine ganze Weile schienen ihre Liebeleien unbemerkt zu bleiben und sie glaubten, es könnte auf immer so bleiben.

Die Rosen im Garten blühten erneut weiß, denn sie beide betraten den Garten niemals gemeinsam und wenn doch, dann hielten sie ihre Gedanken im Zaum.

Sie wussten, die Rosen färbten sich bei jedem Gedanken an Sünde rot, tiefrot.

Doch eines Tages geschah es, Michael saß auf einer der Bänke und disputierte mit einer Freundin, mit Esra.

Ihr Thema waren natürlich die Menschen, Gottes Schöpfung.

Lucifer betrat den Garten, er sah Michael, hatte sich nur einen Augenblick nicht im Griff, Michael konnte seine Gedanken von seinem Gesicht ablesen.

Lucifer dachte an ihr letztes gemeinsames Treffen und der jüngere Engel konnte nicht anders, als zu erröten.

Er wusste nicht, ob Lucifers oder seine eigenen Gedanken es auslösten, aber plötzlich war die Welt in rote Blüten getaucht und Esra blieb das selbstverständlich nicht verborgen.

Sie sah sich im Garten um und als sie erkannte, dass nur sie selbst Michael und Lucifer anwesend waren, schien sie eins und eins zusammen zu zählen.

Einer der beiden mächtigsten Engel musste an etwas Sündhaftes gedacht haben, denn ihr eigenes Gewissen war rein.

Michael war ihr Freund, sie glaubte fest an seine Reinheit und so war es Lucifer auf den sich ihr Augenmerk richtete.
 

Mit Unbehagen verfolgte Michael in nächster Zeit, wie Esra immer verbissener seinen Liebsten beobachtete und ihm beim kleinsten Fehler versuchte etwas aus der Nase zu ziehen.

Er versuchte zaghaft Esras Neugier zu besänftigen, doch wenn er sie zu offensichtlich von Lucifer fernhielt, dann würden sie beide sich nur noch verdächtiger machen.

Und so wurden ihre Treffen immer weniger.

Das, was so schön, so paradiesisch begonnen hatte war für sie beide zum zweischneidigen Schwert geworden, das sich gleichsam in ihre Leiber keilte.

Esra stand zwischen ihnen.
 

Aber Lucifer war nicht umsonst der Engel jeder Liebe, Leidenschaft pulsierte in seinen Adern wie in Michaels der Kampfgeist.

Eines Nachts trafen sie sich, heimlich, im Schatten der goldenen Eichen, sie waren die Gedenkstätten jener Engel, die im Krieg gegen Dämonen einen oder beide Flügel verloren hatten, die Eichen waren golden von ihrem Blut.

Es war einer der wenigen Orte, wo sehr selten jemand hinging.

Dort küssten und liebten sie sich, zeigten sich ihre Zärtlichkeit, ihr Begehren nacheinander.
 

Wie schwer war ihm das Herz geworden, als Esra am nächsten Tag verstört zu ihm kam.

"Michael! Ich weiß jetzt, was für eine Sünde es ist, die Lucifer begeht!"

Michael schluckte, er war der Engel der richtete, er durfte nicht aus seiner Rolle fallen.

"Dann hast du wohl die Pflicht es mir mitzuteilen."

Sie sah ihn an.

"Ich kann aber einfach nicht glauben, dass ein anderer Engel, ich meine, er ist etwas anderes, ich habe es nie gut geheißen, wie er dich ansieht, das hat mich immer verwirrt, aber ich verstehe einfach nicht, wie ein gottgetreuer Engel..."

Er packte sie an der Schulter.

"Esra, sprich, oder lass es, aber auf dein Gestammel bin ich nicht erpicht!"

Sie nickte.

"Oh Michael, er traf sich gestern des Nachts mit einem anderen Engel, sie sind, sie haben...sie haben gesündigt, gemeinsam, sie haben sich der fleischlichen Lust hingegeben!"

Sie schien kaum zu glauben, was sie da aussprach und noch weniger, wie vollkommen unerwartet Michael die Nachricht aufnahm.

"Mit wem? Hast du gesehen, wer der andere war?"

Sie schüttelte den Kopf und er biss sich auf die Lippe, das hieß wenigsten, dass sie ihm noch vertraute, wenn er...

"Esra, ich muss dich um etwas bitten."

Sie sah ihn mit leuchtenden Augen an, sie verehrte Michael, fast mehr als Gott, so schien es Michael manchmal.

"Alles!"

Er sprach mit all seiner Autorität und sah, wie sie unter dem Klang seiner Stimme automatisch eine geduckte Haltung einnahm.

"Du musst Stillschweigen darüber bewahren!"

Sie schien das nicht akzeptieren zu wollen.

"Was? Aber, aber Michael, Lucifer und der andere, sie haben die Gesetze Gottes aufs schändlichste verraten, wie kannst du da erwarten, dass ich schweige?"

Er warf ihr einen Blick zu.

"Ich werde mit Lucifer reden, aber du musst den Mund halten."

Sie machte eine Art nickende Bewegung und Michael ging davon, schnurstracks zu Lucifer.

Sie mussten überlegen, wie es jetzt weiter gehen sollte.

Aber als er bei diesem ankam hatten bereits himmlische Wächter ihn umzingelt.

Michael trat näher.

"Was ist hier los?"

Einer der Wächter erstattete Bericht.

"Lucifer wird angeklagt, er habe einen Engel verführt und sich der fleischlichen Lust hingegeben.

Er wird vors Jüngste Gericht gestellt."

Michael konnte sich nur schwer zurück halten.

"Gut, tretet weg, ich werde ihn persönlich dorthin führen!"

Die Wächter entfernten sich und Michael packte Lucifers gefesselte Hände.

"Was soll ich tun?"

Er war den Tränen nahe.

Lucifer lächelte.

"Du wirst mich richten und dann weiter leben, als wäre nie etwas gewesen."

Michael konnte die Worte nicht glauben.

"Wie könnte ich, ich liebe dich!

Es muss eine andere Lösung geben!"

Lucifer sah Michael an, nicht liebevoll, nicht dankbar, sondern voller Wut.

"Wenn du meine Entscheidung nicht akzeptierst Michael, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass man mich verurteilt und dich nicht, glaub mir, das schaffe ich.

Ich werde weiterleben und du wirst weiterleben, mit unserer Liebe ist es eh aus, wie soll es mit uns hier nach denn weitergehen?

Es gibt kein 'und sie waren glücklich und zufrieden und lebten ein sorgloses Leben im Fegefeuer.'

Also bring keine unnötigen Opfer, verstanden?"

Michael nickte, er würde Lucifers Wunsch akzeptieren.

Irgendwie würde er das schaffen.
 

Die Klägerin war Esra und Michael konnte nicht anders, sein Herz füllte sich mit Hass auf dieses Wesen, dieses Ungeheuer.

Er sah das leuchten in ihren Augen, als sie den Lohn für ihre Gotttreue einstrich, war sie denn besser als Lucifer und Michael? Sicherlich nicht!

Dann kam das schlimmste, Michael musste Lucifer richten, vor der gesamten Gemeinschaft der Engel.

Die ersten Tränen flossen ihm übers Gesicht, als er seinem Geliebten das Schwert abnahm und es den Hütern überreichte.

Dass etwas in ihm zerbrach spürte er, als er Lucifer die Flügel mit Gewalt aus dem Körper zog, und ihn kreuzigte.

Eine Engelskreuzigung sah anders aus, als die eines Menschen.

Als erstes schlitzte man dem Engel die Brust auf und malte an eine Wand aus dessen Blut ein Kreuz.

Dann zog man die Flügel auseinander, bis sie ihre volle Spannbreite erreichen und trieb Nägel durch die Gelenke.

Als nächstes die Handflächen, zuletzt die Füße.

Damit nicht genug, man riss dem Engel die Federn aus und schnitt die Flügel ab.

Doch die endgültige Verdammung konnte Michael nicht mehr durchführen, er konnte nicht mal mehr weinen, sein blutverschmiertes Schwert fiel zu Boden und er sank vor dem gekreuzigten Lucifer auf die Knie.

"Ich kann nicht."

Allgemeines Überraschen, Lucifers Miene wurde hart.

"Tu es, vollende es endlich!

Hast du vergessen, was du mir versprochen hast?"

Michael schüttelte den Kopf.

"Ich kann nicht! Ich liebe dich!"

Er hatte es leise gesagt, außer Lucifer hatte es niemand hören können.

"Tu es!"

Michael schüttelte den Kopf.

"Sieh mich an Michael."

Der jüngere sah hinauf in das von Blut verschmierte und geschundene Gesicht.

"Tu es."

Er schluckte und nickte.

Mit ausgestreckter linker Hand sah er Lucifer in die Augen.

"Liebe zwischen zwei Engeln ist ein unsühnbares Vergehen, wofür du mit der Verdammung gestraft wirst, somit erntest du das höchste Maß an Strafe, das einem Wesen deiner Klasse wiederfahren kann.

Noch wissen wir nicht, wer der Engel war, der sich dir hingab, aber ich versichere dir, er wird dir schon bald folgen."

Lucifer riss die Augen auf.

"NEIN!" Schrie er voller Entsetzen und Verzweiflung aber die Flammen des Fegefeuers zogen ihn hinüber in die andere Dimension, bevor er Michael noch einmal anflehen konnte ihr Schicksal zu akzeptieren.

Was blieb war ein blutiger Umriss seiner Gestalt und seine abgeschnittenen Flügel.
 


 

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Bitte lyncht mich nicht, weil es doch nicht Lucifer war...

Ich hoffe das Kapitel hat euch trotzdem gefallen^^

Wie findet ihr Esra?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Salix
2011-08-17T10:58:48+00:00 17.08.2011 12:58
Hm, hier weiß ich mal nicht viel zu kommentieren.
Du hast es gut nachvollziehbar erklärt, warum Mika so eines Hass auf Esra hat.
Mir ging die letzte Szene mit Lucifer und Mika nahe, da wurde ich richtig trarig.

LG
Von:  KaethchenvHeilbronn
2011-08-14T18:54:52+00:00 14.08.2011 20:54
OMG! Der Anfang hat mich geschockt O.o
Weiß auch nicht, aber solche Szenen machen mir immer Angst, in denen rauskommt, dass jemand, den man für wen gehalten hat, auf einmal ein ganz anderer war...^^

Und der Rückblick ist sehr passend - und dramatisch. Die beiden tun mir Leid :´(
Die Hinrichtung hast du echt toll beschrieben, vor allem die Worte von Michael am Ende und wie Lucifer realisiert, was Michael ihm damit sagen will...

Esra...Ich mag sie verständlicherweise nicht so sehr, dabei hat sie ja eigentlich nur ihre Pflicht getan^^

Wird noch erklärt, wie Mika Lucifer dann gefolgt ist? :3
Von:  Ran34
2011-08-14T15:36:01+00:00 14.08.2011 17:36
*räusper*
Tja Esra... was soll man wohl von der halten? Selbst nach ihrem Tod macht sie noch Scherereien, weil Michael den Dreck wohl nicht mehr aus seinem Teppich bekommt...
Michi tut mir soooo leid *schnief*
Der Kleine hat dochs chon sooo viel durchgemacht und jetzt tust du ihm DAS an? Pöses kuro...
Ich will, dass die beiden sich endlich lieb haben...

lg~


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