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I wish to get my Angel back

von

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Wie Feuer in den Adern

Mika wachte auf, draußen war es bereits dunkel, Tränen rannen über sein Gesicht.

Er weinte nicht wegen Sóley, sie war lange Vergangenheit, längst tot, auch ihre gemeinsame Tochter war tot und auch die Kinder der Tochter.

Das Dorf in dem dieses alte Leben lag, war vierhundert Jahre später dem Erdboden gleich gemacht worden, wie es mit solchen Dingen eben geschah.

Nein, was ihm die Tränen in die Augen trieb, war die Tatsache, dass Lucifer ihn damals das letzte Mal so begehrt zu haben schien.

Kaum hundert Jahre später waren sie sich in Stamford Bridge begegnet, als einfache Soldaten, Harald Hardrade führte sein Heer gegen Harald Godwinson, eine ziemlich sinnlose Schlacht, Hardrade fiel, Godwinson gewann und starb kaum drei Wochen später in Hastings auf einem anderen Schlachtfeld.

Damals, hatten sie sich die Narben beigebracht.

Und danach...danach hatte es nur noch den Tod zwischen ihnen beiden gegeben, das ewige und ermüdende gegenseitige Töten.

Mika hatte ganz vergessen, wie leidenschaftlich Lucifer gewesen war.
 

Am nächsten Morgen in den Nachrichten kam als erstes die Nachricht über einen Leichenfund.

Einem jungen Mann war die Schlagader an der Innenseite des Schenkels aufgeschlitzt worden.

Mika hatte das Gefühl, zu wissen, wer das getan hatte und schaltete seinen Laptop ein.

Er hackte sich in die Datenbank der Polizei und las sich den Autopsiebericht durch.

Der junge Mann hatte fast kein Blut mehr im Körper gehabt, aber man hatte am Fundort keinen Tropfen Blut auf dem Boden gefunden, erst ging man davon, er wäre an einem anderen Ort umgebracht worden, aber die Untersuchungen bewiesen das Gegenteil.

Die Frage war, wie der Täter es geschafft hatte so viel Blut abzuzapfen und was er damit vor hatte.

Mika hatte auf beides eine Antwort.

Hiermit war Magdalena zu weit gegangen.

Zu allem Übel war es auch noch ein Mitschüler.

Solange sie kein Aufsehen erregte, war ihm das ganze herzlich egal, aber, wenn irgendwas über sie raus kam, dann war es möglich, dass die Leute noch ein wenig weiter forschten, es war schließlich nicht so, als ob Engel nicht durchaus auch erkannt werden konnten, es war nur schwieriger, als bei Dämonen oder Vampiren und dem ganzen Gekreuche und Gefleuche.

Engel aßen im Allgemeinen normal, sie gingen auch aufs Klo und sie schliefen, zumindest konnten sie es, wenn sie auf der Erde waren, im Himmel schlief nie jemand.

Aber anders, als Menschen alterten Engel nicht, ihre Wunden schlossen sich augenblicklich wieder, sie starben nicht und manchmal konnten riesige Flügel mit einer Spannbreite von neun Metern auch auffallen.

Natürlich nur, wenn er und Lucifer die Flügel zeigten, denn Engel waren in der Lage ihre Flügel aus ihrem Körper wachsen zu lassen.

Das war eines dieser nur mit Magie erklärbaren Phänomene.
 

Also bereitete er alles für eine reibungslose Auslöschung vor.

Er nahm zur Sicherheit noch einen geweihten, kleinen Dolch mit und machte sich auf den Schulweg.

Er spürte, wie Francis sich von hinten anschlich und unternahm nichts, dieser sechste Sinn mochte sehr hilfreich sein, wenn man kämpfte, aber, wenn ein Freund Mika erschrecken wollte, dann war es einfach nur ermüdend.

"Buh!"

Mika spürte, wie die Arme des Freundes auf seine Schultern schnappten und zuckte gespielt zusammen.

"Mann ey, musst du dich so anschleichen?"

"Ja, ich wollte dein blödes Gesicht sehen!"

Mika bezweifelte, dass er auch nur einen Sekundenbruchteil ein blödes Gesicht gemacht hatte, aber das würde er für sich behalten.

"Haha, du bist ja so witzig Fran."

Sein Freund lachte und klopfte ihm auf die Schulter.

"Nimm`s mir nicht übel, kennst du das nicht, wenn du einen Drang hast, dem du einfach nicht wiederstehen kannst?

Ich hab so einen Drang und zwar immer dann, wenn ich dich sehe, ich habe den Drang dich zu ärgern."

Mika verzog das Gesicht zu einem sadistischen Lächeln.

"Ich verspüre grad nur den Drang dir eine reinzuhauen!

Aber anders als du charakterschwacher Trottel, kann ich mich beherrschen."

Nein, dachte Mika bei sich, ich kenne diese Art von Drang und den kann ich genau so wenig kontrollieren, wie ein Mensch.

Allerdings bezog sich dieser Drang ausschließlich auf Lucifer, momentan Sam.

Der Drang ihn zu spüren, an seine Aufrichtigkeit zu glauben.

Genauso, wie Lucifer an Mikas Aufrichtigkeit glauben wollte.
 

Er zog Francis sanft mit der Hand eins über den Hinterkopf und dieser jaulte auf.

"Man ey! Mika, das tat echt weh!"

Mika zog eine Augenbraue hoch: "Tat es das? Nun, das sollte es auch."

Francis grummelte und Mika hätte sich am liebsten selbst gemartert, er war so in Gedanken gewesen, dass er sich nicht richtig konzentriert hatte und tatsächlich vielleicht einen Tacken zu fest zugeschlagen hatte.

Er hatte eigentlich nicht gewollt, dass es wirklich weh tat, es sollte eine Warnung sein, wenn auch eine deutliche.
 

In der Schule winkten ein paar Jungs aus der Klasse sie herbei, sie waren alle vier im Fußballteam der Schule und beliebt, aber Mika wollte eigentlich lieber mit Magdalena reden.

Naja, reden war vielleicht nicht ganz das, was er tatsächlich mit ihr vorhatte.

"Hey, habt ihr schon gehört? Gestern sechs zu eins, voll geil!"

Mika gab sich Mühe nicht die Augen zu verdrehen, Fußball, heut zutage gab es einfach keinen vernünftigen Mannschaftssport mehr.

Er musste zurück denken an ein indisches Urvolk.

Das Spiel war amüsant und simpel gewesen, man balancierte auf einer schmalen Brücke über einer Schlucht, die gegnerische Mannschaft stand auf einer zweiten Brücke.

Alle fünf Spieler der einen Mannschaft waren miteinander verbunden und man warf sich gegenseitig mit Früchten ab.

Wenn einer hinunter fiel, wurde er entweder von den Mannschaftskameraden wieder hoch gezogen, oder, er musste hängen bleiben.

Wenn diejenigen, die noch standen das Gewicht derjenigen, die schon hingen nicht mehr halten konnten und ebenfalls hinunter fielen, hatte diese Mannschaft verloren, eigentlich klar, denn, wenn sie unten in der Schlucht aufschlugen, waren sie tot.

Die Mannschaft, die noch auf der Brücke stand, überlebte, zumindest zum Großteil, diejenigen die schon hingen wurden von den Mannschaftskameraden abgeschnitten.

Sie starben ebenfalls beim Aufprall in der Schlucht.

Für dieses Spiel hatte man Gefangene genommen, Männer wie Frauen, Kinder und Alte.

Natürlich war es ein grausames Spiel, aber es hatte doch eine barbarische Befriedigung besessen zu sehen, wie der Gegner in die Schlucht stürzte und es war eine unglaubliche Metapher für das gesamte Leben.

Nun, für das Leben eines Menschen.

Es gibt immer unterschiedliche Seiten und, wenn du dich der falschen anschließt, dann fällst du, schließt du dich der richtigen an, dann überlebst du, oder du wirst entfernt, weil du die Gruppe runter ziehst.

"...ka, Mika!"

Mika schreckte aus seinen Gedanken, jetzt hatte er wahrscheinlich tatsächlich ein blödes Gesicht gemacht.

"Mika, ich wollte mit dir sprechen."

Es war Sam und Mika wusste sofort, warum er sich erschreckt hatte, Lucifer war eben auch ein Engel, kein grobmotorischer Mensch, den man sofort bemerkte.

"Ja, ich komme."

Der Lehrer lächelte: "Das wollte ich hören."

Mika erschauderte, so, wie Sam es gesagt hatte, klang es, als habe er etwas anderes gemeint.

Francis flüsterte ihm noch ein: "Ach herrje, der hat dich aufm Kieker." hinterher, doch Mika achtete nicht sehr darauf.

In einem leeren Klassenzimmer angekommen sah Mika, warum Sam ihn geholt hatte.

"Ich könnte ihr natürlich den Kopf abschlagen, aber das wäre eine sehr blutige Angelegenheit, ich nehme an, du hast Utensilien für eine Exorzierung dabei oder?"

Mika nickte und betrachtete Magdalena, die artgerecht verschnürt worden war und auf dem Boden des Klassenzimmers lag.

"Bist du nicht ein wenig unvorsichtig, sie einfach in einem Klassenzimmer rumliegen zu lassen?"

"Nö, hier kommt keiner rein, das ist mein vorläufiges Büro und nur ich hab den Schlüssel zu diesem Raum."

"Gut."

Der Kleinere hockte sich zu Magdalena: "Wenn du mir versprichst schön leise zu sprechen, dann mach ich dir den Knebel ab.

Aber, wenn du nicht leise bist, dann wird das ziemlich unangenehm für dich, Vampir."

Sie nickte und Mika löste den Knebel.

Sie setzte zu einem Schrei an, aber der Engel hielt ihr den Mund zu.

"Leise hab ich gesagt!"

Sie grinste und biss ihm in die Hand.

Zu spät merkte sie, dass Mika ebenfalls grinste.

Er zog eine Augenbraue hoch.

"Schmeckt dir mein Blut etwa nicht?

Es verbrennt dich innerlich nicht wahr?

Du kannst spüren, wie es heiß und versengend deinen Körper durchflutet.

Etwas so heiliges, wie das Blut eines Engels bringt dich um.

Nun, ich bin verbannt worden, also wird es dir nur unendliche furchtbare Qualen bereiten, aber, das ist nun mal die Strafe dafür, dass du nicht auf mich gehört hast."

Er legte ihr den Knebel wieder an, damit man sie nicht würde schreien hören.

"In meiner Tasche ist ein Rosenkreuz."

Sam nickte und reichte es ihm.

Er betete ein Pater Noster und holte den Dolch hervor.

Damit schnitt er drei Kreuze in ihre Stirn und hängte ihr das Rosenkreuz um.

Er stand auf und streckte die Hand, über der sich windenden Kreatur aus, ihre Schmerzen mussten unvorstellbar grausam sein.

Nur, dass es jetzt noch schlimmer werden würde.

Er sprach das lateinische Mantra und Lucifer neben ihm sah fasziniert zu.

Als sie fertig waren, war von Magdalena nichts mehr übrig, nur das Rosenkreuz , ihre Kleidung und die Fesseln lagen noch da.

"Pack das weg, ich muss zum Unterricht."

Sagte Mika, nahm das Rosenkreuz, seine Tasche und verließ den Raum.

Er kam fünf Minuten zu spät, erklärte aber, dass er noch mit Mr. Heyn geredet hatte und wurde nicht ermahnt.
 

Später in Religion ging Sam die Anwesenheitsliste durch.

"Magdalena? Seltsam, ich meine, ich hätte sie vorhin noch gesehen, weiß jemand, wo Magdalen sein könnte?"

Mika hob die Hand.

"Ich hab gesehen, wie sie von jemandem angeholt wurde, ein Verwandter vielleicht, es sah aus, als sei etwas Schlimmes passiert.

Kann ja sein, dass jemand gestorben ist."

Sam machte ein betrübtes Gesicht.

"Ein Todesfall, das ist nie schön, nun, ich werde sie fragen, wenn sie zurück ist."

Die Klasse registrierte das als gewöhnliche Abweichung der Norm und machte sich weiter keine Gedanken, warum auch? Magdalena war schließlich abgeholt worden, das würde schon seine Richtigkeit haben.
 

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Das hier ist wohl ein bisschen kürzer, und es passiert auch nicht überragend viel, aber es ist wichtig, zumindest mir, denn es ist in der Geschichte das erste Mal, dass die beiden an einem Strang ziehen...wenn auch wiederwillig^^

Hoffe es hat euch gefallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KaethchenvHeilbronn
2011-07-30T17:50:56+00:00 30.07.2011 19:50
Jaa, die beiden arbeiten zusammen! Brauchen halt einen gemeinsamen Feind^^
Und da fällt mir ein, dass die beiden mich an Loki und Bartleby erinnern, die Engel aus dem Film "Dogma", die ebenfalls aus dem Himmel verbannt wurden. Da ist der eine, genau wie Mika, Gottes Racheengel :)
Naja, vielleicht hinterlässt diese Zusammenarbeit ja Spuren bei den beiden und sie merken, dass sie eigentlich doch miteinander können :3

Ansonsten sagt mir persönlich Fußball dann doch mehr zu, als dieses altindische "Spiel" XD Wobei es wirklich eine schöne Metapher ist^^

Und ich fand die Zweideutigkeit, die Mika bei Lucifers Antwort aufs "Ja, ich komme" glaubt zu hören, lustig! XD

Bin aufs nächste Kapi gespannt...! X3
Von:  Salix
2011-07-30T16:27:17+00:00 30.07.2011 18:27
Hat gefallen.
Schön, dass sie mal an einem Strang ziehen, aber ging der Exorzismus nicht etwas zu leicht?
Bin gespannt aufs nächste Kapitel

LG
Von:  Ran34
2011-07-30T16:03:35+00:00 30.07.2011 18:03
Das ist mir auch schon aufgefallen...
Die beiden ziehen in diesem Kapi ja wirklich an einem Strang!
Ich finds auch irgendwie toll, dass in diesem Kapi deutlich wird, wie sehr Mika Sam eigentlich begehrt^^
Ich frage mich, wann er sein Armband mit den Glöckchen wiederbekommt! >.<

lg~


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