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Hasta La Vista,.. Nerdy!

von

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Pride & Prejudice

„So, Schatz, wir machen uns jetzt auf den Weg. Wenn etwas sein sollte, weißt du wo du uns erreichen kannst, ja?“
 

„Jaaah, Mutter“, erwiderte Sakura mit gedehnter Stimme. „Eure Geschäftsnummer ist abgespeichert, macht euch keine Sorgen“
 

Mit vollgepackten Koffern standen Herr und Frau Haruno vor einem Taxi und verabschiedeten sich von ihrer Tochter. Es war später Nachmittag, die Luft war trocken und erfüllt von dem Summen der Bienen. Sie flogen gerne in dieser Gegend herum, gerade weil es hier von Blumenbeeten und frischen Gräsern wimmelte. Passanten kamen vorbei, ließen sich von der Pracht der umliegenden Vorgärten faszinieren, Touristen schossen Fotos. Der Stil der Harunos stach dabei besonders ins Auge. Mitten in ihrem Vorgarten hatten sie eine kleine Grube ausgehoben, in der sich lauter kleine Steinchen befanden. Rundherum wuchsen orientalische Pflanzen, breite Sträucher und ganz in der Mitte stand eine Skulptur aus löchrigem Stein.

Es war romantisch, mystisch, ein Platz zum Träumen und Vergessen.
 

„Komm mal her zu mir, Große.“
 

Sakuras Vater hatte die Arme ausgebreitet und sah ihr aus liebevollen, braunen Augen entgegen. Für einen Moment zögerte sie noch, dann fasste sie sich ein Herz, rannte auf ihn zu und warf sich ihm um den Hals. Ihre Hände krallten sich automatisch an seine Brust und ein angenehmer, herber Duft drang an ihre Nase. Verträumt schloss sie die Augen, genoss das Gefühl, von ihrem Vater in den Arm genommen zu werden. Es kam selten vor, dass er seiner Tochter zeigte, wie sehr er sie liebte, doch wenn er es tat, war es jedesmal etwas Besonderes für sie.

„Bleib nicht zulange auf und lerne fleißig.“

Seine große Hand tätschelte ihren Kopf und brachte ihre fein gekämmten Haare durcheinander. Sakura kümmerte es nicht. Wenn es nach ihr ginge, konnte er sie vollends zerzausen...

„Und du, kümmere dich gut um deine Geschäfte und zeig den anderen, was du drauf hast!“ Mit glitzernden Augen sah sie zu ihm hoch, in sein fein geschnittenes Gesicht, dem Gesicht eines echten Geschäftsmannes. Er hatte markante Züge, mochte ein wenig kühl wirken, doch die Fältchen um seinen Mund zeigten, wie gerne er lachte.

„Ach, und verlier' nicht noch mehr Haare auf deinem Kopf“, sagte sie mit neckendem Unterton. Mister Haruno brachte ein halb gequältes Schmunzeln zustande und strich sich über seine ergraute Haarpracht.

„So schwierig wie die drüben in Osaka sind... - werden sie wohl ganz abfallen“. Sakura grinste böse und drückte ihren Vater nocheinmal an sich. Das schüttere Haar, die vielen Falten, der feine Bart... machten ihn attraktiver als er ohnehin schon war und das wusste er genauso gut wie sie selbst. Für sie war er der beste Vater den man sich wünschen konnte und sollte sie jemals einen Freund haben... dann bitte so elegant, adrett und gutaussehend wie er.
 

„Sakura, wir müssen los. Wir sind in spätestens einer Woche wieder hier“, Herr Haruno legte seine Hände auf ihre Schultern und zog sie sachte von sich weg. „Deine Mutter möchte dir auch noch auf wiedersehen sagen..“
 

Sie nickte schwermütig, löste sich von ihm und sah in das Gesicht ihrer Mutter. Miss Haruno lächelte freundlich, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und gab ihrer Tochter einen leichten Kuss auf die Stirn.

„Du bist so groß geworden, mein Schatz. Ich komm kaum mehr an dich heran.“
 

„Das liegt daran, dass du so klein bist, Mutter.“
 

„Ach hör doch auf, du bist fast so groß wie ein Riese!“
 

„Mutter..“, sagte Sakura mit tadelndem Unterton. „ich bin die kleinste aus unserer Klasse...“
 

Noch ehe sie den Mund aufmachen konnte, um ihrer Tochter zu widersprechen, nahm Sakura sie in den Arm und seufzte.

„Lasst euch Zeit. Ihr müsst euch meinetwegen nicht beeilen. Kommt dann wieder, wenn ihr alles erledigt habt.“ Sie klopfte ihr ein paar Mal sanft gegen den Rücken, ehe sie sich von ihr löste und in ihr sorgenvolles Gesicht blickte. „Wie ich es euch versprochen habe, verlasse ich abends nicht mehr das Haus und aktiviere die Alarmanlage. Ihr könnt euch auf mich verlassen, Einbrecher haben bei mir keine Chance!“ Entschlossen tippte sie mit dem Zeigefinger gegen ihre Brust und nickte. „Denn ich bin wachsamer, als ein Spürhund!“
 

Ihre Mutter lachte herzlich und ihr Vater schüttelte belustigt mit dem Kopf.
 

Typisch Sakura. Sie meinte es immer ein bisschen zu ernst.
 

XxX
 

Das Taxi brauste davon.

Sakura winkte, lächelte, lief sogar ein wenig hinter dem Auto her.
 

Als es schließlich um die Ecke verschwunden war, blieb sie stehen und atmete tief durch. Der Abschied war ihr schwerer gefallen, als gedacht. Es war keine Seltenheit, dass ihre Eltern mal für ein paar Wochen wegfuhren, doch dieses Mal.. sie konnte es nicht beschreiben.
 

Ihr Blick fiel zurück aufs Haus, ein hübsches, dreistöckiges Gebäude aus dunkelbraunem Holz und einem verzierten Dach obendrauf. Es sah aus wie frisch aus dem Schlaraffenland, ein leckeres Knusperhäuschen. Und sie war sicher, dass es einige Gestalten gab, die gerne mal daran knabbern wollten.
 

Sie lebte in einem Bonzenviertel, dort, wo es vor Snobs und Neureichen nur so wimmelte. Egal wo man hinblickte, wurde man mit teuren Sportwagen begrüßt, orientalischen Häusern, Villen... die Leute machten trotz der Einbruchsgefahr keinen Hehl daraus, dass sie Reich waren, ganz im Gegenteil. Sie liebten es, sich zur Schau zu stellen, moderner und exklusiver als der Nachbar zu sein, das Beste vom Besten zu haben. Es war beinahe wie ein Sport, ein Sport für Reiche und die, die sich verschulden wollten.
 

Gemächlich marschierte Sakura über die Pflastersteine zurück zum Vorgarten und holte einen Schlüssel hervor. Stolz durchflutete ihre Brust, als sie zum ersten Mal wirklich realisierte, dass ihre Eltern ihr das gesamte Grundstück anvertraut hatten. Früher war da immer ein Dienstmädchen gewesen, immer jemand, der für sie da war, sich um alles gekümmert hatte. Jetzt war sie vollständig auf sich allein gestellt. Ein fremdartiges Gefühl..

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5:00 Uhr abends
 

Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß sie an ihrem Schreibtisch und schlürfte einen frisch gepressten Zitronentee. Es war ungewöhnlich still im Haus. Normalweise hörte man das allabendliche Scheppern von Töpfen und Tellern, wenn ihre Mutter in der Küche war und das Abendessen für sie zubereitete. Sie war dann meistens in ihrem Zimmer, räumte auf oder machte ihre Hausaufgaben fertig. Die übliche Routine eben.
 

Ein leises Knacksen ertönte, als sie ihre Beine ausstreckte und die Arme hinter ihrem Kopf verschränkte. Nachdenklich ließ sie ihren Blick an die Decke wandern. Wann er wohl kommen würde? Sie hatte ihm keine Uhrzeit genannt, mit Absicht. Bei Typen wie ihm war es besser, sie selbst entscheiden zu lassen, wann sie Lust auf etwas hatten und wann nicht. Eine Uhrzeit hätte ihn nur eingeschränkt und er hätte vermutlich gar nicht erst zugesagt.
 

Sie schloss die Augen, dachte an den heutigen Schultag, wie sie da gesessen hatte und sich kaum auf den Unterricht hatte konzentrieren können. Ihre Gedanken hatten sich um ihre Eltern gedreht, daran das sie bald wegfahren würden und sie das nach Strich und Faden ausnutzte. Ja, sie fühlte sich schuldig sie so hintergehen zu müssen und der liebevolle Abschied hatte es ihr nochmal um einige Tonnen schwerer gemacht. Ein Teil von ihr wollte, dass ihre Eltern dablieben und dem Uchiha die Tür vor der Nase zuknallten, ein anderer Teil wollte ihn hier und jetzt neben sich. Allein. Zu Zweit.
 

Bei ihrer ersten Nachhilfestunde.

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„Warum bist du gestern auf ihn zugegangen? Ich hab dir doch gesagt, dass der Typ gefährlich ist!“ Gott, Hinatas hohe Mädchenstimme konnte so nervig sein.

„Hat er denn überhaupt mit dir gesprochen? Ich konnte euch nicht so gut sehen, weil soviel los gewesen war. Sakura, komm schon, ich will das jetzt wissen!“ Sie wollte es ihr aber nicht sagen. Verstand sie nicht, dass sie nicht darüber reden wollte? Nicht über ihn reden wollte? Dumme Hinata. Manchmal war sie so schüchtern und süß wie eine Lolita, dann wieder so aufdringlich und neugierig wie ein... sie seufzte. Wie lautete der Vergleich nochmal?
 

BRRRRR

Das laute Rattern eines Motors riss Sakura aus ihren Gedanken.

Verwundert drehte sie sich zum Fenster, sah hinaus und erblickte einen schwarzen BMW am Straßenrand. Selbst von so weit weg, konnte sie die tiefen Kratzspuren an der Fahrerseite erkennen und der dunkle Lack war an einigen Stellen bereits vollkommen abgeblättert. Von dem Geschrei des Motors zu urteilen... war der Wagen reif für die Schrottpresse.
 

Sakura rollte mit ihrem Schreibtischstuhl näher ans Fenster, als sie sah wie die Autotür aufgemacht wurde und ein junger Typ ausstieg. Schwarze Haare, dunkle Augen und ein weißes Cap auf dem Kopf. Sie erkannte ihn auf einem Blick. Prompt riss sie ihren Kopf herum und gab jedem ihrer Schreibtischunterlagen einen flüchtigen Check: Bleistift in der Dose, Radiergummi in der Dose, Mathebuch und Matheheft auf Unterlage, Schmierpapier neben Mathebuch, Taschenrechner auf Schmierpapier, Lineal in der Dose. Ja, sie war auf alles vorbereitet. Nichts konnte schief gehen. Sie hatte alles hier.
 

Klopf

Klopf

Klopf
 

Sie konnte nichts dagegen tun. Es war nur eine dumme Nachhilfestunde und ihr Herz hämmerte wild um sich, ihr Bauch zog sich zusammen, sie war... aufgeregt, nervös, unruhig, wollte, dass es jetzt schon vorbei war. Warum war das so? Warum fühlte sie solch ein Flattern in ihrer Brust? Sie hatte keinerlei Erfahrung mit Jungs, hatte nie einen Freund zu sich nach Hause eingeladen... und jetzt musste es ausgerechnet gleich so ein Typ sein? Sakura verfluchte sich. Sie hatte keinen Grund sich so aufzuführen, im Endeffekt war es doch wie in der Schule: Er Außenseiter, Sie Lieblingsschülerin. Die Rollen waren klar verteilt und sie hatte die eindeutig Bessere erwischt.
 

Mit einem „Ich-bin-besser-als-du-Feeling“, erhob sie sich vom Stuhl, zog ihren Pferdeschwanz fester und nickte sich entschlossen zu. Wäre doch gelacht, wenn sie das heute nicht packen würde. Sie war die Beste, sie konnte alles. Selbst einem zurückgeblieben Asozialen das 1 mal 1 beizubringen, dürfte für sie ein Kinderspiel sein.

Zurückgebliebener Asozialer..

Ein starkes Gefühl von Genugtuung kam in ihr auf. Es ließ sie größer werden, selbstbewusster und je öfter sie sich diesen Namen in Erinnerung rief, desto befriedigter fühlte sie sich. Denn keine Bezeichnung hätte ihn besser treffen können.
 

Asozial.

Zurückgeblieben.

Klassenletzter.

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Dong
 

Wie auf Kommando marschierte Sakura zu ihrer Zimmertür, riss sie mit einem Ruck auf und spazierte eine weiße Marmortreppe hinunter. Rechts und links besaß sie kein Geländer, doch so wirkte es moderner und es waren ohnehin nur ein paar Stufen bis zum Erdgeschoss.
 

Seine Silhouette konnte sie bereits hinter dem durchscheinenden Glas der Haustür ausmachen. Er bewegte sich nicht, schien darauf zu warten, dass ihm jemand öffnete. Ohne sich großartig zu beeilen, holte sie ihren silbernen Haustürschlüssel vom Haken und steckte ihn gedankenlos ins Schloss. Es machte ein ratschendes Geräusch, die Tür ging auf und Sasuke Uchiha begrüßte sie mit einem aalglatten Gesichtsausdruck.
 

„Guten Abend“, sagte sie steif. Anstatt ihn hereinzubitten, ließ sie den Uchiha erstmal vor der Schwelle stehen und taxierte ihn von oben bis unten. Möglichst auffällig und ohne jeglichen Respekt, ließ sie ihren Blick von seinen zerzausten Haaren über sein weißes Shirt gleiten, den breiten Gürtel, bis sie unten bei der hellgrauen Jeanshose inne hielt. Die Enden der Hose waren vollkommen zerschlissen, einzelne Fädchen ragten aus dem Stoff hervor und zogen sich bis über seine Schuhe. Sakura musste schlucken; die strahlend weiße Farbe seiner Sneakers war von Schlamm überschüttet, die Schnürriemen ausgeleiert und schmutzig. Es würde sie nicht wundern, wenn die Sohle auf dem Weg hierhin, bereits abgefallen war.

„Kannst du deine Schuhe ausziehen, bitte?“ Mal davon abgesehen, dass es in Japan üblich war sich vor Betreten des Hauses die Schuhe ausziehen, ließ sie niemanden mit solchen Schmutztretern herein.

Als er ihr nicht antwortete, schaute sie nach oben und registrierte erst jetzt die getönte Sonnenrille, die an seiner Brust befestigt war. Sakura konnte sich nur schwer beherrschen nicht ganz nahe heranzugehen und das Glas unter die Lupe zu nehmen. Ob da genauso viele Kratzer zu sehen waren, wie auf seinem Wagen?

Schnell warf sie den Gedanken beiseite und seufzte ungeduldig auf. Er hatte bisher noch keine Anstalten gemacht, sich seiner Schuhe zu entledigen und das Mädchen ahnte, dass das auch so schnell nicht passieren würde.

„Vergiss es einfach. Komm rein.“ Es brachte ohnehin nichts. Er war mal wieder schwerhörig.
 

Schweigend beobachtete sie, wie Sasuke die Hände in die Hosentasche steckte und an ihr vorbei, in den Flur trat. Die dunklen Fußabdrücke, die er dabei hinterließ, brachten Sakuras Emotionen schier zum Überkochen. Es juckte ihr in den Beinen, ihn mit einem Tritt in den Arsch wieder nach draußen zu befördern, und die Tür zuzuknallen. Würde nicht ihre berufliche Zukunft auf dem Spiel stehen, Gott, sie hätte es gemacht.
 

Die Haustür wurde zugeschlossen, der Silberschlüssel zurück an den Haken gehängt.

„Folge mir“, sagte sie kurz angebunden.

Sie gab ihrem Mitschüler keine Zeit sich ausgiebig umzusehen, denn schon war sie mit halbem Fuß auf der Treppe und stieg die Stufen empor. Oben angekommen, warf sie einen flüchtigen Blick nach hinten, erschrak dann aber, als sich Sasuke bereits direkt hinter ihrem Rücken befand. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre vor Schreck nach hinten gestolpert.
 

Der Typ war schnell..
 

Sie ließ sich nichts weiter anmerken, ging an das Schlafzimmer ihrer Eltern vorbei, bis sie vor ihrer Zimmertür stand und sie öffnete.

„Nach dir.“

Sasuke streifte sie mit einem kurzen Blick und für eine Sekunde hatte Sakura das Gefühl er wolle ihr etwas sagen, doch er schwieg, sah an ihr vorbei und betrat das Zimmer.

Das erste was ihm ins Auge sprang, war der überdimensionale Flachbildfernseher, der in all seiner Pracht an der Tapete hing. Direkt gegenüber befand sich eine rosafarbene Couch dekoriert mit herzförmigen Kissen. Seine dunklen Augen wanderten weiter zu dem Schrank über dem Schreibtisch, ein Bücherschrank, verglast und mit einem verzierten Schloss in der Mitte. Alles in diesem Raum war an seinem Platz, nichts war überflüssig, nichts fehlte. Er wirkte.. in sich komplett. So dachte Sakura jedenfalls.
 

Das Mädchen studierte seine flüchtigen Blicke, die halben Kopfbewegungen, wie er sich kaum merklich drehte und wendete. Ob er beeindruckt war von dem was er sah? Ob es ihm gefiel?

„Schön, nicht?“

Wie erwartet sagte Sasuke nichts dazu, doch Sakura ließ sich nicht davon beirren. Er war hundertprozentig hin und weg.

Auf ihrem Gesicht bildete sich ein selbstgefälliges Grinsen, als sie Sasuke passierte und auf ihren Schreibtisch zusteuerte. Er, mit seiner zerfledderten Optik, wirkte in ihrer Zimmeroase sehr fehl am Platz. Und irgendwie stimmte sie diese Tatsache zufrieden.
 

„Setz dich doch“, flötete sie gut gelaunt und pflanzte sich auf ihren gepolsterten Schreibtischstuhl.

Der Stuhl daneben war um einiges härter und unbequemer. Man konnte ihn weder drehen, noch nach hinten verstellen, was ihn starr und steif machte. Sakura hatte ihn provisorisch aus dem Keller geschleppt, denn sie hatte keine Lust ihm die teuren Stühle ihrer Eltern vorzusetzen.
 

„Der Mathematikunterricht heute Morgen war interessant, nicht wahr? Wir haben ein neues Thema angefangen.“ Genüsslich ordnete sie ihre Unterlagen, während sich Sasuke neben ihr auf den Stuhl sinken ließ.

„Lineare Funktionen an einem Graphen. Yamanaka-san hat uns den Einstieg wirklich gut erklärt, findest du nicht auch?“ Ihre Finger langten nach Bleistift und Spitzer und sie holte das Lineal aus der Dose.

„Schau, die Aufgaben auf Seite 83 habe ich bereits gelöst, sie waren einfacher als ich angenommen hatte.“ Sie deutete mit der Bleistiftspitze auf das bekritzelte Papier und umkreiste ihre Rechnungen.
 

„f(x) = 0,75x2 - 5x + 0,5“, sie las die erste Funktion vor. „Da ich nicht weiß, bei welchen Aufgaben du Probleme hast, rechne ich dir alles einfach einmal vor. Wenn du etwas nicht verstehst, dann sag bitte sofort Bescheid, ok?“ Laut begann sie ihm die Rechenschritte zu erläutern, nahm sich Schmierpapier und bekritzelte dieses mit ihren Nebenrechnungen. Sie kam sich mehr als dumm vor, doch sie tat was sie konnte und strengte sich an ihre Erklärungen verständlich rüberzubringen.

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„Und damit hast du dann diesen Funktionswert hier ermittelt...“

Sie atmete tief ein, schnupperte kurz und zog prompt ihre Hand vor die Nase. In der Luft hatte sich der Gestank von Rauch und Benzin festgesetzt. Es war kaum auszuhalten.

Reflexartig rutschte sie ein Stück von ihm weg und schenkte ihrem Sitznachbarn einen angewiderten Seitenblick.
 

Er roch wie frisch aus der Autowerkstatt
 

Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder ihren Aufgaben zu. Der Funktionswert war ermittelt, die Wertetabelle aufgestellt, jetzt fehlte nur noch ein Koordinatensystem mit dem entsprechenden Graphen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Die Zahlen in der Wertetabelle waren zu niedrig, der Verlauf des Graphen würde zu weit ins Negative rutschen. Angestrengt kaute sie auf ihren Bleistift herum. Was hatte sie falsch gemacht?

Während sie hektisch nach einer Lösung für das Problem suchte, bemerkte sie nicht, wie sich ihr Nachhilfeschüler kaum merklich zurücklehnte und sein Handy herausholte.
 

„Ich verstehe das nicht“, murmelte Sakura immer wieder zu sich selbst. „Ich verstehe das nicht.“ Sollte sie den Graphen einfach mal zeichnen und sehen was passierte? Vielleicht verlief er ja mit Absicht so tief..
 

„Die Klammer fehlt.“
 

Prompt fiel Sakura der Bleistift aus den Händen.

„Was?“

Verwundert, überrascht, nahezu schockiert wandte sie sich zu ihm um, meinte geträumt zu haben. Hatte er gerade wahrhaftig den Mund aufgemacht?

Sie schaute ihn an und es war das erste Mal, dass sie ihm mitten ins Gesicht blickte, ihn realisierte. Seine Lippen waren voll und sinnlich, seine Nase schmal und unter seinen Augen zeichneten sich feine, dunkle Ränder ab. Ein paar seiner längeren Strähnen flogen ihm über die Stirn, und auch der Rest seiner Haare war durcheinandergewirbelt und formlos.

Er hatte keinen Bart, hatte noch nichteinmal Spuren davon; es ließ ihn beinahe unmännlich wirken. Sakura verengte die Augen, als sie ein dunkelbraunes Muttermahl an seiner Wange entdeckte. Auch fielen ihr die verblassten Schrammen und Abschürfungen auf, die vermutlich nie mehr aus seinem Gesicht verschwinden würden.
 

Er sah jung aus, abgehärtet und irgendwie.. bescheuert.
 

Sakura blinzelte, realisierte erst jetzt, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. Schnell wandte sie den Kopf ab und stierte mit vorgeschobener Unterlippe auf ihre Rechnungen.

„Ich habe keine Klammer vergessen, sowas würde mir nie passieren!“ Ungeduldig klopfte sie aufs Blatt und war kurz davor ihren Bleistift durchzubrechen. Das sie ausgerechnet von ihm, dem Klassenletzten belehrt wurde, passte ihr ganz und gar nicht. Schon jetzt spürte sie den Dampf in sich aufsteigen, spürte, wie heißer Zorn in ihre Wangen schoss und sie auf Level 100 brachte. Sie wollte nichts mehr hören!
 

„3,5“, sagte er mit seiner ruhigen, gelassenen Stimme.

Sakura schoss herum, wollte ihn anblaffen, verschluckte sich jedoch an ihren Worten, als er ihr sein Handy vor die Nase hielt. Sie konnte es nicht glauben. Er hatte es doch tatsächlich gewagt, die Funktion in den Taschenrechner seines bescheuerten Handys einzugeben!
 

Na warte..
 

Mit einer ungeheuren Kampfeslust im Bauch, riss sie ihren eigenen Taschenrechner zu sich heran und hämmerte ihm die Zahlen entgegen. Diesmal achtete sie pingelig genau darauf, jedes Zahlenpaar mit einer Klammer zu umrunden und überprüfte, ob sie auch ja nichts falsch eingetippt hatte. Dann drückte sie auf >gleich<
 

= 3,5
 

Sakuras Finger verkrampften sich.

Er, der zurückgebliebene Asoziale, hatte sie tatsächlich übertrumpft.

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„Hau ab,“ sagte sie plötzlich. „Die Stunde ist beendet.“

Ihr Blick war nach wie vor gesenkt, die grünen Augen auf das Ergebnis fixiert.

Sie wollte allein sein.
 

Mit starrer Mimik blickte sie nach unten, wartete, dass sich der Junge neben ihr vom Stuhl erhob.
 

Doch er stand nicht auf.
 

Als sich nach 10 geschlagenen Sekunden immer noch nichts getan hatte, drehte sie sich zu ihm um und offenbarte ihr wutverzerrtes Gesicht.

„Ich sagte, verschwinde!“
 

Die Tatsache, dass er so ruhig blieb, nichts sagte, sondern sie lediglich anschaute, trieb sie in den Wahnsinn. Sie konnte nicht damit umgehen... mit seiner Gelassenheit, seiner Gleichgültigkeit, dieser offensichtlichen Coolness. Sie hasste es.
 

Ruckartig sprang sie vom Stuhl, schloss ihre Hände um die Schultern des Jungen und versuchte ihn mit aller Kraft aus dem Sitz zu werfen. Ihre Zähne pressten sich fest zusammen, Sasuke bewegte sich kein Stück. Sie ahnte, dass er trotz seiner schlanken Gestalt einige Muskeln unter seinem Shirt versteckt halten musste. Und er hatte Reflexe.. ansonsten hätte ihn Sakuras Überraschungsangriff sicherlich vom Stuhl geworfen.

„Hau ab“, brachte sie angestrengt hervor. „Ich will dich hier nicht haben!“

Sie verstärkte den Druck um seine Schultern, drückte ihre Fingernägel in den Stoff seines Shirts und spannte ihre Oberarme an. Sie konnte den Ausdruck in seinem Gesicht nicht erkennen, sah nicht, wie sich seine Augenbrauen nach oben zogen, der Zug um seinen Mund hart wurde. Alles was sie erblickte, war sein Kopf mit den verwehten Haaren.
 

„Dann eben anders.“

Keuchend ließ sie von ihm ab, drehte sich zum Schreibtisch und streckte ihre Hand nach dem Telefonhörer aus.

1-1-0. Die Nummer der Polizei. Das erste was Menschen taten, die mit einer Situation überfordert waren: Sich Hilfe holen.
 

Ihr Zeigefinger zitterte vor Erregung und in dem Moment, wo er die erste Nummer berühren sollte, ertönte ein lautes Krachen.

Bumm.

Sasuke war aufgestanden, hatte sich vor sie gestellt und das Telefon mit einem Handkantenschlag aus ihrem Griff geschleudert. So rasend schnell, dass Sakura nur noch den Luftzug spüren konnte.

Sie hatte keine Zeit sich zu erschrecken, zusammenzuzucken oder gar aufzuschreien, als da wie aus dem Nichts seine Hand unter ihrem Kinn war und es schräg nach oben drückte. Raue Finger an ihrem Hals, ihrem Unterkiefer, das Gefühl von Schock und Unglaube. Sie schaffte es nicht ihm in die Augen zu sehen, der Druck, den er auf sie ausübte war zu stark, zwang ihren Blick an die Decke. Dann hörte sie seine Stimme, dunkel und kühl, mit seinem rauchigen Klang.
 

„Ich werde gehen.. wenn du mich für die Zeitverschwendung entlohnt hast, nerdy.“
 

Sakura schloss die Augen.

Hinata hatte Recht gehabt.

Sie hatte ihn vollkommen unterschätzt.
 

**
 

es hat zwar niemand einen Kommentar zum letzten Kapitel geschrieben, aber vielleicht interessiert es ja doch irgendwem;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  sasusakufrek
2011-07-31T20:10:55+00:00 31.07.2011 22:10
also als erstes finde ich deine FF echt gut, die Idee und wie du sie bis jetzt umgesetzt hast. Es ist einfach schön zu lesen.
Ich denke Sasuke ist es egal was die anderen von ihm denken, darum macht er was er will. Er könnte bestimmt auch einer der besten werden will es bloß nicht zeigen, ich glaube ihm ist so gut wie alles egal. Darum versteh ich auch noch nicht ganz warum er nicht möchte das ihn die Schule rauß schmeiß. Zudem hat er ja noch eine Kriminelle Seite an sich. Das er gefährlich sein kann machst du ja mit deinem letztem Satz klar.„Ich werde gehen.. wenn du mich für die Zeitverschwendung entlohnt hast, nerdy.“ Ich weiß ja jetzt nicht was passiert und bin schon gespannt was Sasuke sich da vorgestellt hat. Doch wie ich Sasuke bis jetzt einschätze nichts gutes.
Und zu Sakura sie ist halt das Mädchen was sich der Gesellschaft anpasst, sie möchte das ihre Eltern stolz auf sie sind, die beste sein, von allen Leuten Annerkennung bekommen, einen guten Ruf besitzen, darum möchte sie ja auch nicht mit Sasuke in der Schule lernen. Da sie zur guten Gesselschaft gehören möchte(genau das gegenteil wie Sasuke), ist sie wie die Gesselschaft von Vorurteilen beherrscht. Und als dann Sasuke, grad Sasuke ihren Fehler gefunden hat ist es in ihr geplatzt. Sie sie Klassenbeste wird vom Außenseiter belehrt. Sie kann mit der Situaton einfach nicht umgehen. Ich glaube ihre Eltern erwarten von ihr auch nichts anderes als die Klassenbeste zu sein. Zu ihren Charakter: sie ist an paar Stellen ziemlich überheblich und arrogannt also so kommt es mir vor.
Darum bin ich auch ganz gespannt wie grade sie zu einer Kriminellen wird.
Also so kommen mir die beiden rüber. Ich weiß nicht ob du sie auch so darstellen wolltest. Wenn ich falsch liege wäre es nett wenn du mir es sagst.
Ich möchte aber auf jeden Fall das sie weiter schreibst. Denn die leute die sie bis jetzt nicht verstehen können es vielleicht erst verstehen wenn sie mehr Informationen haben.

Naja jetzt habe ich ziemlich viel gelabert. Alles zusammen gefasst ich möchte umbedingt das du weiter schreibst, weil mich deine story echt fesselt!!

Lg


Von: abgemeldet
2011-07-31T08:03:11+00:00 31.07.2011 10:03
ich gebe Sakuramausi1993 völlig recht!
Von:  Sakuramausi1993
2011-07-30T21:40:26+00:00 30.07.2011 23:40
Du musst sie uploaden sie ist echt gut und ich würde gerne weiterlesen...die idee alleine find ich schon super...
außerdem glaub ich meinen die zwei nur mit ihrem kommentar das sies scheiße finden das sasuke sich so dumm stellt und dann doch so schlau ist und somit i-wie ja auch ihre zeit verplemmpert aber ich muss sagen mich persönlich regt sakura auf...wie die sich benimmt ist ja mal zum kotzen :D:D aber hast du gut geschrieben :D

Noch was...SPINNST DU!!! :D du kannst doch nicht an so einer stelle aufhören...das ist quälerei :D

Nein Spaß wie gesagt ich find die ff super (und ich bin sicher nicht die einzigste) und fänds auch total super wenn du weiter machst :):)

LG
Von: abgemeldet
2011-07-30T20:06:41+00:00 30.07.2011 22:06
ich hasse sakura!!
ihr verhalten kotzt mich voll an! wie kann man nur so oberflächig sein?! ich hoffe sasuke haut ihr ein paar auf's maul!!!

außerdem: zur geschichte möcht ich sagen dass du sie ganz gut geschrieben hast und das mal ne ganz neue geschichte ist :) mir gefällt das echt schreib bitte schnell weiter!!!

Von: abgemeldet
2011-07-30T19:44:22+00:00 30.07.2011 21:44
irgendwie scheint ihr den sinn dieser ff nicht ganz verstanden zu haben.
sasuke muss zum nachhilfeunterricht, damit er nicht aus der klasse geschmissen wird. und warum regt euch sasuke so auf? sakura ist doch diejenige, die sich so schrecklich verhält. na ja, ich denke ich werde die geschichte nicht mehr weiter hier uploaden, da ich sehe das sie niemand versteht oder mühe gibt sie zu verstehen..
Von: abgemeldet
2011-07-30T18:25:23+00:00 30.07.2011 20:25
Oh mann, Sasuke ist echt ein Ar***.
Die Geschichte ist aber echt Klasse und sowas von gur beschreiben!!!
Warum tut Sasuke nur so auf Dumm und Sakura ist ja richtig Sauer geworde!
Freu mich aufs nächste Kapi!
Smart-Goal
Von:  Tattles
2011-07-30T18:20:09+00:00 30.07.2011 20:20
Boaaaa Sasuke regt mich auf, ich hoffe, Sakura zeigt es ihn richtig.

Nur eins verstehe ich nicht...., wenn Sasuke so schlau ist, warum macht er es dann? Nur weil er Cool sein will, oder was?


Lg Jasmin


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