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Schattenfresser

von

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Rätselhafter Rat

XIX. Rätselhafter Rat
 

Mann… war das alles bunt hier… superduper ober mega bunt. I love Rainbows. Peace. Was würde eigentlich passieren, wenn er danach griff… käme dann ein Kobold und würde ihn anscheißen…? Kai konnte das Kichern einfach nicht unterdrücken. Diffus erinnerte er sich, dass alles ganz schrecklich gewesen war. Eine Spinnentussi mit echt hässlichen Beinen… aber die konnte ihm gar nichts. Er war Super-Kai, oh ja, der absolute Kai-ser der Welt... Mann, war das hier eine Halle. Total viele Bling bling-Lichter, voll Fantasy-Kitsch, geil. Mann, wäre das ein Festmahl… aber das war gar kein Kitsch, gar keine Touristen-Imitation, das war voll krass echt, aber total. Trotzdem glitzer-glitzer… Skias Kettenhemd… voll glitzer-glitzer…
 

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„Arg! Scheiße! Er hat meine Klamotten verputzt!“ keuchte Skia auf, während sie brav auf der Wartebank saßen. Alles, was ihm geblieben war, war seine Calvin Klein-Unterhose, die die Serienstars schließlich auch alle trugen.
 

Morgana grub einfach ihr Gesicht in ihre Hände. „Womit habe ich das verdient?“ murmelte sie.
 

„Gar nicht---?“ half Skia aus.
 

„Du sagst es“, stöhnte sie.
 

Vor ihnen wurde der Fall des Froschkönigs verhandelt, der als Chupacabra extrem auffällig Unfrieden in Lateinamerika gestiftet hatte. Er wurde auf zweihundert Jahre Gänseinnereinen verknackt, das war schon hart.
 

Kai saß neben Skia nur mit der halben Arschbacke auf der Bank, seine Flügel zuckten unkoordiniert.
 

„Scheiße, ist das abgefahren“, brabbelte er und kicherte verblödet vor sich hin.
 

Die gute Nachricht war: Skias Zauberlied hatte gewirkt, zumindest das konnte er. Die schlechte: Kai war völlig vollgedröhnt, und das hier.
 

„Die nächsten!“ wurden sie aufgerufen.
 

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Ein unkoordiniertes Kichern hing in Kais Kehle fest, während er sich willenlos von Skia vorwärts schleifen ließ.
 

„Wie siehst du denn aus! Wo ist deine Rüstung!??“ wurde Skia von einer ungefähr drei Meter großen Frau mit Flügelhelm angefahren. Scheiße… war das Skias Oma…Sah ihm verflixt ähnlich. Das war eine Walküre oder so, ach du heilige Scheiße.
 

„Äh, wurde gefressen“, beichtete Skia kleinlaut. „Er“, Skia deutete auf ihn, „isst… Dinge die glitzern…“
 

„Wälz es nur ab!“ wurde Skia gestaucht. „Kannst du dich etwa nicht wehren!“
 

Skia schrumpfte in sich zusammen. „Ich will mich doch gar nicht wehren“, stammelte Skia. „Er hatte doch nur Hunger…“
 

Die Monster-Maid schien dafür wenig Verständnis aufzubringen. Neben ihr saß Anubis höchstpersönlich mit Schakalhaupt und allem drum und dran. Böser Wau-wau… da könnte Floffi sich mal eine Scheibe von abschneiden, eine ganz kleine. Was würde wohl passieren, wenn er den da hinter den Ohren kraulte…? Das mochten Hundis doch so gerne… Kai streckte den Arm aus und fing sich einen eleganten, blitzschnellen Schlag Morgans auf die Finger. „Reiß dich gefälligst zusammen!“ wurde er angezischt. „Schön brav sein, lieber Kai…“ Toll… jetzt war er auf dem Niveau eines Kindergartenkindes… witzig…
 

Krass, die Frau auf dem Thron neben Anubis sah relativ normal aus – bis auf ihre acht Arme und die Fangzähne – diese indische Göttin, Khali? Er hatte sich zwecks Integration Skias ja ein wenig über indische Kultur schlau gemacht, verlorene Liebesmüh, aber hier brachte es immerhin etwas. Auf sie folgte etwas anscheinend ziemlich Schwarzafrikanisches, das er nicht identifizieren konnte, das aber, wenn er nicht so gut drauf gewesen wäre, wahrscheinlich sein Blut zu Eis gefrieren lassen hätte. Dann folgte ein Paar: eine junge Frau mit einer roten Mütze und ein riesenhafter Wolf. Ach du… Irgendetwas Indianisches… das, der, die da sah nach China aus und war ziemlich bunt… Er bekam das gar nicht richtig in seinen Kopf. Es waren an die zwanzig in einem Halbrund aus thronartigen Steinsitzen, ein Platz allerdings blieb leer, da hat wohl wer Urlaub oder so.
 

„Willkommen, Kai Wiesenblum!“ dröhnte Anubis, dass Kai das Gefühl hatte, dass sein Haar zurück flog.
 

„Ha… hallo…“, quetschte er heraus. Der Drang zu Lachen war immer noch da und kitzelte in seinem Hals, aber ein Fünkchen Erkenntnis, dass das hier wahrscheinlich nicht ernsthaft lustig war, loderte sanft in ihm.
 

„Tritt vor!“ wurde er angefahren.
 

Morgana verpasste ihm einen sanften Tritt, dass er vorwärts strauchelte. Immerhin war keiner von denen arachnoid. Da stand er nun, vor einer Woche noch ein braver Lehrer, ein aufrechter deutscher Beamter, vor einem Haufen mythologischer Figuren, die ihn allesamt angespannt musterten.
 

„Ach weh…“, sagte schließlich die Frau mit der roten Kappe, die verdächtig nach H & M aussah. „Rosa Schmetterlingsflügel… Mann oh Mann…“
 

„Musst du gerade sagen“, grollte der Wolf. „Als hättest du Geschmack!“
 

„Offensichtlich nicht“, giftete sie und starrte ihren haarigen Gefährten nieder. „Halt die Klappe, Fenris-Schatz.“
 

Kai hatte das Gefühl, dass die hier irgendwelche Sprachen benutzten, die er theoretisch überhaupt nicht konnte, dennoch aber Wort für Wort verstand. Toll, das konnte selbst das Internet nicht… Magie war echt… krass…
 

„Na ja“, räusperte sich Skias Großmutter. „Ein Weltenzerstörer ist das nicht gerade…“
 

Als sei er gar nicht da… hey…
 

„Er frisst… schlechten Geschmack?“ erkundigte sich Anubis.
 

„Ja… sowas von… Ich mag Ihre Kette…“, brabbelte Kai.
 

„Die ist echt! Kein Kitsch!“ wurde er angefahren – oder eher gekläfft – und verstummte vorsichtshalber.
 

Wieder richteten sich alle Augenpaare auf ihn, dass er schluckte. Aber um richtig Panik zu schieben, war er viel zu benommen und überfordert. Er stand vor dem schrägsten Götterrat, der wahrscheinlich denkbar war, allerdings waren das alles gar keine Götter… oder doch…? Wie definierte man das denn überhaupt? Polytheismus stellte sich die Überirdischen doch genauso vor… oder war das anders herum gelaufen…?!
 

Skias Großmutter kicherte schadenfroh und linste auf Anubis‘ Brustschmuck. Er hatte gar nicht gewusst, dass Schakale sauertöpfisch gucken konnten… ach du Kacke…
 

„Wie auch immer“, fuhr Anubis fort. „Wir gehen dem… Fall nach. Auch wenn kein Schaden entstanden zu sein scheint, war das wahrscheinlich nur immenses Glück. Irgendwer hat dich verstoßen und verbannt unter Missachtung aller unserer Regeln. Wie werden das schon herausfinden. Früher oder später.“
 

„Wahrscheinlich eher später“, meinte er Morgana murmeln hören.
 

„Willkommen also daheim, Kai Wiesenblum!“ wurde er offiziell begrüßt.
 

„Danke…?“ würgte er hervor.
 

„Wir haben deinen Fall schon beraten. Du musst lernen, deine Fähigkeiten zu beherrschen, unter uns zu leben, aber auch in der Menschenwelt zu bestehen. Dir wird Hilfe gewährt. Die offizielle Aufsichtspflicht haben wir nach eingehender Beratung bereits festgelegt. Skiaphagos wird von nun an für dich verantwortlich sein!“
 

„Was?!“ fuhr Morgana auf und sprang von ihrem Sitz. „Seid ihr völlig übergeschnappt? Das geht doch niemals gut! Skiaphagos ist doch selbst noch total grün hinter den Ohren!“
 

Skiaphagos schlich in seiner Unterhose etwas jämmerlich hinter ihr her. „Das stimmt doch! Zaubern kann ich auch nicht! Kai ist doch jetzt schon viel besser als ich…!“
 

„So ist es beschlossen. Eine Modifizierung deiner Auflagen. Kümmere dich um Kai, bewährt euch gemeinsam in der Menschenwelt, du bist verantwortlich! Nächster Fall…“, schloss Anubis und schlug elegant die Beine übereinander.
 

„Er… er ist sowas wie mein Erziehungsberechtigter?!“ stieß Kai hervor, während sich immer noch überall bunte Lichter um ihn drehten.
 

„Genau“, bestätigte der afrikanische Gott gelangweilt. „Viel Erfolg! Wir schicken euch eine Auflistung der Bedingungen. Tschüss!“
 

„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen!“ tobte Morgana.
 

„Aber – er ist doch mein Lehrer!“ keuchte Skiaphagos.
 

„Wir wissen schon, was wir tun“, meinte Fenris augenrollend. „Ist doch eine tolle Chance für Skiaphagos. Zwei Fliegen mit einem Schlag.“
 

„Schlag… ihr habt doch einen Schlag! Das gibt doch eine totale Katastrophe!“ protestierte Morgana.
 

„Du darfst sie beraten, aber dich nicht über Gebühr einmischen“, klärte Rotkäppchen sie auf. „Ist eigentlich schon Mittagspause? Ich hätte jetzt Appetit auf einen ordentlichen Haufen Heuchelei…“
 

„Wenn du weiter so frisst, endest du noch als Kugel“, stänkerte Fenris.
 

„Pfff… musst du gerade sagen. Das unter deinem Fell sind auch nicht nur Muskeln!“ versetzte sie.
 

„Äh – hallo!?“ rief Morgana über das allgemeine Gebrabbel im Raum hinweg. „Das ist echt euer Ernst?! Ich bin ja einiges von euch gewöhnt – aber das schlägt dem Fass den Boden aus!“
 

„Wir haben unsere Gründe“, meinte Anubis. „Also ich hätte jetzt lieber ein Falafel…“ Immerhin kein Caesar… wie Floffi.
 

„Was denn für Gründe…?“ fragte Skiaphagos zaghaft. Kai beschränkte sich darauf, einfach herum zu stehen wie bestellt und nicht abgeholt. Traf wahrscheinlich auch genau zu. Alles, was sein Schädel zusammen brachte war ein: Was? Wie? Wo? Warum? Häh???
 

„Gute Gründe!“ wurde er abgefertigt, während der Rat sich einer nach dem anderen gen Essen verdrückte. Was war mit dem nächsten Fall…? Irgendwie wurde Kai das Gefühl nicht los, dass die ganze Bande irgendwie kniff.
 

„Hallo…?“ versuchte er sich. „Was wird denn jetzt aus mir?“
 

„Oh, mein Enkel wird das schon hinbekommen!“ behauptete die Walküre verkniffen lächelnd. „Sonst…“
 

Skia zuckte zusammen. Morgana legte ihm die Hand auf die nackte Schulter, auch wenn sie sich dafür ziemlich strecken musste, dann die andere auf Kais Flügel. Der Saal leerte sich in Windeseile, während sie ratlos gafften.
 

„Okay…“, sagte Morgana. „Na dann…“
 

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Skia fühlte die Mittagssonne auf seiner Haut brennen. Sein Mund hing fassungslos offen, garantiert, aber er bekam ihn einfach nicht zu. Er hatte wirklich Schiss gehabt vor diesem Auftritt, aber hiermit hatte er nun gar nicht gerechnet. Ihm direkt ans Leder war es trotz seiner Befürchtungen wirklich nicht gegangen, wenn man vom Anschiss seiner Großmutter wegen des verlorenen Kettenhemdes mal absah. Er konnte das doch unmöglich…
 

Verhalten blickte er auf Kai, der mit hängendem Kopf und Fühlern vor ihm ging, die Flügel auf dem Rücken zusammen geklappt, indem sie dicht aneinander gepresst waren. Das war doch total verkehrte Welt… und was wusste er schon… Warum zum Teufel hatten die nicht Morgana auserkoren, die war doch unfassbar mehr geeignet für den Job. Oder irgendwen anders… Aber hier konnten sie das alles kaum offen diskutieren, das musste Gründe haben, völlig wahnsinnig waren die vom Rat nun doch nicht, vielmehr sahen sie Zusammenhänge… und schmiedeten Jahrtausende währende Intrigen, das wusste er. Und der Winzling auf dem Fensterbrett… sein Erscheinen hatte ja in irgend so eine Richtung gewiesen.
 

Aber was sollte er jetzt anfangen? Kai unterrichten?! Das war ja wohl ein totaler Witz! Worin denn, im Schwertkampf? Das konnte er, okay. Aber in Magie? Im Zurechtfinden in der Menschenwelt? Haha. Scheiß-Rat! Was sollte diese Kacke! Aber er hatte ihn jetzt am Hals, da war nichts dran zu drehen. Nicht Kai… klar wollte er Kai gerne helfen… ob er das konnte, war die große Frage.
 

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Wortlos starrte Kai auf sein Gepäck. Morgana hatte darauf gedrungen, möglichst schnell wieder von hier zu verschwinden, die Gründe dafür lagen auf der Hand. Er fühlte einen leichten Kopfschmerz samt Katzenjammer. Er hatte nie gekifft, aber so ungefähr dürfte sich das wahrscheinlich anfühlen. Er war total neben sich gewesen, sein Glück wahrscheinlich, wenn er an das Szenario dachte, das seine Augen gesehen hatten, ohne dass sein Hirn es hätte verarbeiten können. Er hatte doch allen Ernstes Anubis kraulen wollen… und war von Rotkäppchen halbwegs ausgelacht worden.
 

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der bescheuerste, peinlichste, planloseste Unsterbliche im ganzen Land? Und was war jetzt? Man hatte ihn dazu verdammt, hinter Skia herzudackeln auf völlig undefinierte Zeit. Nichts gegen Skia – aber er war nicht gerade eine weise Vaterfigur. Das konnte echt heiter werden, wenn man auf Wahnsinn stand…
 

Morgana stöckelte, wieder in Zivil, in den Innenhof und lächelte ihn etwas verkrampft an. „Fühler hoch, Kai, das wird schon!“ tröstete sie ihn.
 

„Mmmpf“, grummelte er. Oh Gott… und jetzt auch noch der Stinke-Adler… Er hatte vorsichthalber nur wenig gegessen, um nicht zu viel zum Auskotzen zu haben.
 

Auch Skia trat jetzt zu ihm, ebenfalls wieder in seinen zeitgemäßen Klamotten, wenn auch barfuß. Er schien Schuhe wirklich zu hassen – und kein ausgeprägtes Temperaturempfinden zu haben, der Boden war kochend heiß. Er hatte sein Haar einigermaßen kunstvoll für die Reise zusammen geschnürt und hatte einen ähnlich verspannten Gesichtsausdruck wie seine Tante. Auch ihn hatte man mit der Sache ziemlich überfahren.
 

„Bald sind wir ja wieder zu Hause!“ plauderte Morgana in falsch tröstendem Tonfall, als ob sie so immenses Heimweh hätten. In Wirklichkeit hieß das wohl eher, dass sie dann wieder außer Hörweite waren. Aber von diesem Irrsinnsort zu verschwinden hörte sich wirklich verlockend an, im Vergleich dazu war die Hexenvilla ja ein Hort der Ruhe und Entspannung. Schon allein dort gab es genug, das seine Rübe erst mal ernsthaft verkraften musste.
 

Er blickte hinüber zu Skia, der wieder Jeans und T-Shirt trug, und ziemlich bedröbbelt aus der Wäsche guckte. Aber Skia war mehr als drei Mal so alt wie er, der wusste bestimmt schon das ein oder andere und Morgana war ja auch noch da… doch seine Art erschien ihm zuweilen recht planlos und recht kindlich, obwohl er weder nach menschlichen noch hiesigen Maßstäben ein Kind oder Teenager war. Vielleicht lag es an dieser Bindungsgeschichte, dass die hier theoretisch erst in sehr fortgeschrittenem Alter in ihre Version der Pubertät kamen? Oder vielleicht war Skia einfach von seinem natürlichen Wesen her recht unbefangen und verspielt? Besser als ein Bauerfresser war das allemal, aber vielleicht spielte der auch mit dem Essen…? Und wirklich naiv war Skia eigentlich auch nicht, nur als ein Gast in einer ihm fremden Welt ihm anfänglich recht skurril erscheinend. Wahrscheinlich war er hier jetzt der Naivling, den Skia voll großzügigen Mitleids zu betüdeln hatte. So konnten sich die Dinge ändern. Aber es stank ihm schon, dass das alles so über ihre Köpfe hinweg beschlossen worden war, doch der Laden hier bot offensichtlich wenig Alternativen. Eine Basis-Demokratie war das nicht gerade – und er aktuell auch nicht gerade in der Position, eine Revolution anzuzetteln. Moderne Denkmodelle gingen höchstwahrscheinlich den meisten seiner Mitbürger hier ziemlich ab.
 

Etwas in der Luft begann zu rauschen, er wappnete sich und fühlte, wie seine Antennen schon prophylaktisch begannen, angeekelt zu zittern, doch das Geräusch klang etwas anders als das letzte Mal. Er riskierte einen Blick nach oben.
 

„Na ganz toll, der Bummelzug“, grollte Skia.
 

Kein Roc! Kein Roc! Gott sei Dank kein Roc! konnte Kai nur innerlich jubilieren. Stattdessen bloß ein fliegender Teppich, das ging ja echt noch. Der könnte auch mal wieder in die Reinigung, aber wirklich kein Vergleich.
 

„Immerhin gibt es da bequeme Sitze und eine Minibar“, betrachtete Morgana die Sache positiv.
 

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„Ich verstehe das wirklich nicht so recht“, grübelte Morgana, während der Teppich geruhsam über das Mittelmeer brauste. Ihr fliegbarer Untersatz war nicht nur durchaus kuschelig und mit diversem Schnickschnack wie Kissen und passendem Proviant ausgestattet, sondern auch ziemlich geräumig. War wohl ursprünglich für ein eher üppig bemessenes Zimmer konstruiert gewesen, denn ein Lebewesen war er nicht, wohl eher so etwas wie die Homunculi, ein unbelebter Gegenstand mit Autopilot. Morgana hatte ihn erst mal auf mögliche Abhörmaßnahmen unter die Lupe genommen, aber war nicht fündig geworden. In dieser Hinsicht war sie nicht so leicht ins Bockshorn jagbar.
 

Kai lag bäuchlings auf einem dicken Sitzkissen, seine Flügel wackelten im Fahrtwind, er schlürfte an einem Bier aus der Minibar. „Die hatten es irgendwie ziemlich eilig, dass ich da antanze“, gab er zu bedenken.
 

„Und dann diese Sache mit dem Winzling im Fensterbrett“, meinte Skia und tat sein Bestes, um auf seinen Haaren zu sitzen, damit die sich nicht verselbständigten.
 

„Ja… irgendwas ist da echt faul“, gestand Morgana ihm zu.
 

Kai blickte hoch und sagte: „Meine „lieben“ Eltern wollten mich los werden, obwohl sie das offensichtlich nicht gerade beliebter gemacht hat. Ist irgendetwas mit mir? Ich kapier echt gar nichts mehr, aber kann nicht behaupten, ein gutes Gefühl zu haben.“
 

„Und besonders auskunftsfreudig war die ganze Bande auch nicht gerade“, sagte Morgana. „Warum zum Geier jemand so Unerfahrenes wie Skia? Okay, seine Bewährungsauflagen… aber das ist garantiert nur eine blöde Ausrede. Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass das Ganze etwas Schikanöses hat.“
 

„Hey, so schlimm bin ich auch nicht!“ protestierte Skia ein wenig ärgerlich.
 

„Schlimm nicht, aber auch nicht gerade der geeignetste Kandidat, Neffe. Was steht denn auf dem Zettel?“ wollte sie von ihm wissen.
 

Skiaphagos wühlte in seiner Tasche und förderte das Schreiben hervor, dass Leila ihm vor dem Abflug in ihrer offiziellen Funktion ausgehändigt hatte. Er überflog es und fühlte einen leichten Kopfschmerz in sich aufwallen, dabei war er eigentlich nicht sonderlich sensibel.
 

„Was…?“ bohrte seine Tante alarmiert. Kai schwieg und schlürfte einfach weiter.
 

„Äh… wir müssen zusammen wohnen, okay das tun wir ja schon… und wir dürfen uns ohne Extragenehmigung nicht länger als einen Tag voneinander getrennt aufhalten… oh weh… und… okay, du darfst beraten, aber nicht aktiv einschreiten… aber immerhin darfst du Kai beim Zaubern helfen… und… ach weh… wir müssen an mindestens fünf Tagen in der Woche raus in die Menschenwelt, allerdings ist es uns untersagt, einfach wieder in die alten Positionen zu gehen… was soll das?!“ wunderte Skia.
 

„Wird wohl doch nichts mit dem Oberstudienrat“, bemerkte Kai trocken.
 

„Wenn ich das wüsste“, überlegte Morgana. „Vielleicht wäre es ein Anfang, diskret zu recherchieren, wer dein nächtlicher Besucher war…?“



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