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Sonnenschein

~Wichtelgeschenke~
von

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Stille Nacht

So, und hier kommt das Wichtelgeschenkt für Finvara.

Ich hoffe, dass dir der OS gefällt und nicht zu traurig ausfällt.
 

Grüße sunny
 

DANKE auch an Mita, die sehr schnell gebetat hat.
 

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Stille Nacht, heilige Nacht.

Die Nacht war wirklich still. Leise rieselte der Schnee vom Himmel herab und hüllte die Welt in ihr idyllisches unschuldiges Kleid. Normalerweise hätte er sich über den Schnee gefreut. Hätte es eigentlich kaum erwarten können, bis die ersten Flocken fielen, aber dieses Jahr war anders.

George tigerte weiter durch den Schnee und lief die Hauptstraße entlang. Er blickte in die Häuser, in denen fröhlich gefeiert wurde. Sie alle feierten Weihnachten und noch viel mehr… den Frieden. Im Mai war Lord Voldemort endgültig vernichtetet worden. Auch George sollte feiern, aber er konnte nicht. Er hatte das Kostbarste verloren. Seinen Zwillingsbruder, seinen Seelenverwandten, sein zweites Ich. Ihm kam es so vor, als würde alles in ihm schlafen.

Noch einmal blickte George in eines der Häuser. Dort feierte eine kleine Familie das Fest der Liebe. Die beiden kleinen Kinder – George schätzte sie auf vier und zwei Jahre – saßen unter dem Baum und rissen das Papier von ihren Geschenken. Dabei leuchteten ihre Augen auf und ein Lächeln zierte ihre Gesichter. Auch ihre Eltern strahlten vor Glück.

Früher hatte es dies alles auch bei ihnen gegeben. Bis zum letzten Mai, wo ihm Fred genommen worden war. Wie sollte er nun den anderen Familienmitgliedern Streiche spielen und sich schon vorher darüber amüsieren? Wer würde seine Gedanken weiter spinnen oder gar seine Sätze beenden? Mit wem konnte er nun seine Mutter zur Weißglut bringen, indem er ihr vorwarf, ihre Zwillinge noch nicht einmal auseinander halten zu können?
 

Schlaf in himmlischer Ruh.
 

Schlaf – etwas, was er auch vermisste. Ständig verfolgte ihn Fred in seinen Träumen. Alle sagten immer, dass er um seinen Bruder trauern sollte. Aber er wollte nicht Trauern. Trauern bedeutete, dass man sich eingestand, dass dieser jemand nicht mehr wieder kam und irgendwann vergaß man ihn. Er wollte Fred nicht vergessen. Und George bezweifelte auch, dass die anderen verstanden, wie es war, seinen Zwillingsbruder zu verlieren.
 

George ging weiter durch das Dorf. Er wusste noch nicht einmal, welches es war. In der Kirche hörte er die Orgelmusik und den Gesang der versammelten Gemeinde.
 

Stille Nacht, heilige Nacht

Hirten erst kundgemacht

Durch der Engel Halleluja

Tönt es laut von fern und nah:

Christ, der Retter ist da

Christ, der Retter ist da

Retter… Ihr Retter war Harry Potter. George konnte es noch immer nicht fassen, dass der beste Freund seines kleinen Bruders es schon wieder geschafft hatte. Er hatte zum zweiten Mal den mächtigsten und gefährlichsten Zauberer vernichtet. Und dieses Mal endgültig. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedachte, dass Harry bis vor acht Jahren noch nicht einmal gewusst hatte, dass er ein Zauberer war.

Aber auch in anderer Hinsicht war Harry ihr Retter gewesen. Ohne ihn gäbe es nicht ihren Scherzartikelladen. Einen Traum, dem vor allem Fred nachgehangen hatte. Und nun war George alleine für ihren Laden verantwortlich. Weil Fred es von ihm verlangt hätte, war er eine Woche nach der Beerdigung wieder in den Laden gegangen, hatte ihn geöffnet und Scherzartikel verkauft. Doch hatte es George nicht über sich gebracht, eine neue Erfindung auszutüfteln. Ihm fehlte Fred.
 

George erblickte ein Pärchen auf der Straße vor ihm. Sie gingen Händchenhalten und wirkten auch sonst sehr verliebt. Die Frau lehnte ihren Kopf an die Schulter ihres Partners. Alicia…

George wusste, dass er sich seiner Freundin gegenüber nicht fair verhielt. In den ersten Wochen war sie immer für ihn da gewesen, obwohl sie selbst viele Freunde verloren hatte. Sie hatte ihren eigenen Schmerz unterdrückt, um ihm beizustehen. Doch auch sie hatte es nicht geschafft, ihn aus seinem Panzer zu holen.

Und als Dank für ihre Bemühungen, lies er sie nun links liegen. Alicia hatte ihm vorgeschlagen, Weihnachten nur zu zweit zu verbringen. Eigentlich eine gute Idee, denn George konnte beim besten Willen nicht in die Augen seiner Mutter blicken. Doch was machte er? Er streifte alleine durch die Schneelandschaft und lies seine Freundin alleine. Alleine an Weihnachten.

Aber vielleicht sollte er auch langsam daran denken, wie es mit ihnen beiden weiter ging. Denn es war schon vor Mai nicht mehr alles so gewesen, wie es hätte sein sollen. George wollte es eigentlich nicht sagen, aber seine Gefühle für Alicia hatten sich verändert. Er hatte nicht mehr dieses Kribbeln im Körper, wenn er sie sah. Auch fiel ihm das Atmen nicht mehr schwer, sobald sie einen Raum betrat. Sollte er sich wirklich von ihr trennen? Nach allem, was sie für ihn getan hatte? Doch George wollte sie nicht verletzen. Und das tat er seit Wochen. Weil er einfach nicht er selbst war.
 

Stille Nacht, heilige Nacht.
 

„Du solltest bei deiner Familie sein“, hörte George hinter sich eine vertraute Stimme. Er drehte sich um und erblickte Angelina. Ihre Haut war gräulich und auch sonst sah sie nicht gesund aus. Aber warum sollte sie auch besser aussehen als er? Sie trauerte ebenfalls. Immerhin hatte der Krieg ihren Freund gefordert – seinen Bruder Fred.

„Ich kann nicht“, antwortete George, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Du kannst. Deine Familie braucht dich“, entgegnete sie.

„Meine Familie kann mich kaum ertragen, da ich sie so an Fred erinnere.“

„Das stimmt nur zur Hälfte. Sie wollen dich um sich haben, weil du Fred weiter am Leben hältst“, erklärte Angelina weiter.

„Aber er ist tot“, sprach George es kalt aus. Es auszusprechen tat weh. Engte sein Herz ein, schnürte ihm die Luft ab.

„Ja, Fred ist tot. Aber du lebst. Du lebst, aber für deine Familie bist du fast auch gestorben. Warst du seit Mai auch nur einmal Zuhause?“, erkundigte sich Angelina.

„Einmal. Meine Mutter hat weinend das Haus geputzt. Dad tüftelte an irgendeinem Muggelzeug herum. Percy lief wie ein falscher Geist durch die Gegend und auch die Anderen waren nicht sie selbst.“

„Weil sie trauern, George. Aber siehst du nicht, wie ihre Augen leuchten, wenn sie sich gegenseitig in den Arm nehmen und sich sicher sind, dass sie sich noch haben. Dass sie überlebt haben?“, erklärte sie weiter. „Wir wussten alle, dass wir sterben können.“

„Aber Fred ist tot und wir leben.“

„Ja wir leben. Doch das, was du machst, ist kein Leben. Es ist ein Dahinsiechen.“

„Du hast keine Ahnung, was ich fühle, Angelina“, entgegnete George harsch.

Doch Angelina boxte ihm vor die Brust. „Ich habe meinen Freund verloren. Ich habe Fred geliebt! Sag mir also nicht, dass ich nicht weiß, was du fühlst. Ich habe zwar nicht meinen Zwillingsbruder verloren, aber ich habe meine Liebe verloren!“, schrie sie ihn an.

„Fred kann dir nicht viel bedeutet haben… Sonst könntest du jetzt noch nicht in den Alltag zurückkehren“, warf George ihr vor und hatte im nächsten Moment Angelinas Hand im Gesicht. „Sag so etwas nicht noch einmal. Zweifel nicht noch einmal meine Gefühle für deinen Bruder an. Bewege lieber deinen Hintern zu deiner Familie. Trauere mit ihnen zusammen, gib ihnen Mut und sammele selber Kraft, um den Verlust zu verkraften“, forderte Angelina und stupste ihn noch einmal an.

„Ich kann nicht“, meinte George.

„Du kannst und wenn du nicht von selbst gehst, bringe ich dich heute Abend zu ihnen. Ich sehe mir das nicht länger an“, drohte Angelina und George hob zweifelnd eine Augenbraue.

„George, es hat mir auch geholfen, obwohl ich zunächst daran gezweifelt habe.“

„Es muss mir dann aber nicht auch helfen.“

„Versuch es doch wenigstens“, forderte Angelina weiter und hielt ihm die Hand hin. „Ich komme auch mit, wenn du möchtest.“

George blickte zunächst noch einmal zu dem Pärchen herüber. Sie wirkten glücklich. Er wollte auch wieder glücklich sein. Er wollte stark sein – für Fred. Er wollte den Scherzartikelladen weiterleiten und zum Aushängeschild machen – für Fred. Als Erinnerung an Fred und als Bestätigung für ihn selbst, dass er noch lebte.

George ergriff die Hand von Angelina und apparierte mit ihr nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Finvara
2012-12-18T20:11:45+00:00 18.12.2012 21:11
<< (Klingt merkwürdig, als wäre George dem Tod nur knapp entkommen oder ähnliches, ich verstehe zwar, was du sagen willst, aber das würde ich umformulieren)>>
Das solltest du vielleicht noch rausnehmen :D

Vielen Dank für die wunderschöne Ff. Ich habe mich sehr gefreut. Ich finde, du hast den Grundton des Liedes sehr gut getroffen. Irgendwie traurig und doch hoffnungsvoll. Die Welt ist noch nicht zu Ende. Es geht weiter. Jemand kommt und rettet mich.
Mir tut George wirklich Leid, aber auch seine Familie, Angelina aber vor allem Alicia tut mir sehr, sehr leid.
Ich hoffe, er ist ehrlich zu ihr oder sie bleiben zusammen.

Vielen, vielen Dank <3


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