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Hello?

Is it me you're looking for...
von

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Und hier ist das erste Kapitel von meiner Fortsetzung... das ging jetzt schneller als ich dachte (^-^)...

naja ein paar Vorabwarnung, also es wird dann dieses Mal doch ein bisschen dramatischer als im Vorgänger und momentan sind es sechs Kapitel, wobei das noch nicht mal die Hälfte der Geschichte ist, also es wird lang, wahrscheinlich (eher sicher) länger als die andere und dieses Mal gibt es auch eher nicht jede Woche ein neues Kapitel...

Ansonst wünsch ich viel Spaß beim Lesen (^-^)

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Nervös rutschte Ikuma auf dem Autositz herum, zwirbelte eine Strähne seiner frischgefärbten Haare zwischen seinen Fingern. Er hatte sich immer noch nicht richtig an das Silber gewöhnt, aber Byou mochte es und das war die Hauptsache. Obwohl Byou sowieso nie etwas Schlechtes über sein Äußeres sagte, egal wie schlimm Ikuma aussah. Er hatte halt doch den besten Partner, den man haben konnte, aber seine Aufregung konnte nicht mal dieser ihm jetzt nehmen. Dabei war es ja noch nicht einmal so, dass er an seiner neuen Uni niemanden kannte. Byou, Ruki und Riku gingen ebenfalls auf die Keio, auch wenn die zwei Älteren etwas anderes studierten. Aber sie waren zumindest mal an der gleichen Fakultät und Byou hatte sogar einen ähnlichen Stundenplan wie der Jüngere und somit konnten sie fast immer zusammen kommen und gehen.

„Wir sind da Schatz. Wach aus deinem Traum auf.“, riss Byous Stimme ihn aus seinen Gedanken und im nächsten Moment spürte er zwei weiche Lippen auf seinen, schloss für den kurzen Moment ihres Kusses die Augen, bevor Ikuma aus dem Wagen stieg, wie der Blonde es wollte.

„Ich bring dich noch zu deinem Hörsaal und nachher hol ich dich dann wieder ab.“, meinte Byou, verhakte ihre Finger und schlenderte so mit Ikuma langsam zu einem der großen Gebäude auf dem Campus. Ikuma war immer noch aufgeregt, Riku würde zwar mit ihm studieren, was ihm aber auch reichlich wenig bringen würde, wenn der Blonde die Uni genauso regelmäßig besuchen würde, wie die Schule im letzten Jahr. Er mochte Riku zwar, aber wenn er ehrlich war, hätte er lieber Ayame oder Sono bei sich gehabt. Aber Ayame war ja besessen von dem Traum Designer zu werden und Sono war auf die Todai, da er dort ein Stipendium bekommen hatte und ohne diese finanzielle Hilfe hätte er sich ein Studium auf einer der Elite-Unis nicht leisten können.

„Also bis später.“, riss ihn die Stimme seines Freundes erneut aus seinen Gedanken. Ikuma hatte gar nicht gemerkt, dass sie schon vor dem Saal angekommen waren, in den er von Byou jetzt schon fast grob hineingeschoben wurde. Nicht mal einen Abschiedskuss hatte der Silberhaarige bekommen.

Etwas beleidigt und noch nervöser sah er sich in dem Saal um, erblickte zum Glück auch direkt Riku, der ungefähr in der Mitte und relativ gelangweilt über ein Buch gebeugt da saß.

„Hey.“, grüßte dieser Ikuma auch gleich, als der Kleinere sich neben den Blonden setzte. „Gewöhn dich nicht daran, dass ich so früh bin. Ich bin nur schon da, weil Saga mich gebracht hat.“, fügte Riku gut gelaunt hinzu, sah schon wieder unheimlich verträumt aus. Also war der momentane Beziehungsstatus von Saga und Riku mal wieder on. Es war Ikuma ein Rätsel, warum die beiden seit zwei Jahren eine doch recht seltsame On-Off-Beziehung führten, die eigentlich gar keine richtige Beziehung war, aber er freute sich auch für den anderen, denn immerhin wirkte der Blonde immer so glücklich, wenn sie gerade mal in der On-Phase waren. Obwohl Ikuma es sich doch für den anderen wünschen würde, dass die beiden es endlich mal schaffen würden, offiziell zusammen zu kommen. Aber vor allem Saga verneinte ja immer vehement, dass die beiden mehr als ab und an das Bett teilten.
 

Der erste Tag war dann weniger schlimm geworden als Ikuma erwartet hatte, es war hauptsächlich um Organisatorisches gegangen und abgesehen davon hatte er ja Riku bei sich, somit war er schon mal nicht alleine.

„Hast du noch was vor heute?“, fragte Riku interessiert, packte dabei seine Sachen zusammen.

„Ehm, Byou holt mich ab und dann keine Ahnung was wir machen.“, antwortete Ikuma wahrheitsgemäß, sah dem Blonden aber gleich an, dass ihn die Antwort nicht sonderlich erfreute.

„Achso, na dann will ich nicht stören. Eigentlich wollte ich mit Saga ins Kino, aber er muss leider arbeiten.“ Soweit Ikuma wusste, studierte Saga an der Todai Jura und arbeitete nebenbei als Gehilfe in der Rechtsabteilung irgendeiner großen Firma, um Kontakte zu knüpfen und später einen guten Posten zu bekommen, da er nicht wie Ruki oder Byou das Glück hatte wirtschaftlich einflussreiche Eltern zu haben, die ihm später schon irgendwas besorgen würden. Zumindest hatte Byou das so oder so ähnlich erzählt, die Eltern des Braunhaarigen waren Fußballer und Model oder so und dadurch reich geworden.

„Wir können auch was zu dritt…“

„Ach Quatsch, ich will euch doch nicht das bisschen Zeit kaputt machen, was ihr für euch alleine habt.“, winkte der Blonde ab, lächelte unterstreichend. „Ich mach was mit Ruki, der kann Gesellschaft gebrauchen.“ Wo er Recht hatte. Ruki hatte sich gerade erst von seiner Freundin (er hatte kurzzeitig beschlossen, es vielleicht doch wieder mit Frauen zu probieren, weil Männer alle scheiße seien) getrennt, besser gesagt, sie hatte ihn verlassen und jetzt hockte er die meiste Zeit deprimiert bei Byou und Ikuma rum, heulte diesen die Ohren voll, wie schrecklich die Welt doch war. Auch wenn der Silberhaarige sich über die Zeit wirklich gut mit dem Kleineren angefreundet hatte, bisweilen war er doch ein wenig nervig.

„Tu das. Er wird sich sicher freuen, aber denk dran ihm Schokolade oder sowas mitzubringen.“, witzelte Ikuma, verabschiedete sich von Riku und lief raus auf den Gang auf der Suche nach Byou, den er auch fast sofort an eine Wand gelehnt fand.

„Na Schatz, wie war dein erster Tag?“, begrüßte er den Kleinen, zog ihn sanft in seine Arme und gab ihm einen innigen Kuss. Irgendwie musste Ikuma zugeben, dass er das den ganzen Tag vermisst hatte. Vor allem, da sie die letzten drei Wochen fast jeden Tag vierundzwanzig Stunden zusammen verbracht hatten.

„Ganz okay. Ich denke, das wird schon. Wie war deiner?“

„Naja nachdem ich Ruki davon überzeugen konnte über etwas anderes als seine Ex zu reden, dann doch ganz angenehm.“ Byou schenkte dem Kleineren sein unwiderstehliches Lächeln, worauf Ikuma nur wieder unheimlich warm ums Herz wurde. Eigentlich hatte er vor zwei Jahren noch geglaubt, es wäre nicht möglich, dass er sich noch mehr in den Älteren verliebte, aber irgendwie tat er es von Tag zu Tag und er hoffte einfach, dass das nie aufhören würde.
 

Jetzt musste Ikuma schon zum zweiten Mal diese Woche an einen neuen Ort, wo er ganz von vorne anfangen musste. Kurz besah er sich noch die Bar von außen, bevor er eintrat. Obwohl es draußen noch taghell war, war es im Inneren dämmrig und da kaum etwas von der Beleuchtung angeschaltet wurde, wirkte es nur noch finsterer. Hier sollte er ab jetzt also arbeiten. Sono hatte ihm diesen Job besorgt, da er früher hier gearbeitet, jetzt aber einen besser bezahlten Job als Gehilfe in einer renommierten Kanzlei bekommen hatte. Und Ikuma war ihm relativ dankbar dafür gewesen, denn so hatte er nicht selbst nach irgendetwas suchen müssen und vor allem weil er so schnell wie möglich einen Job gebraucht hatte, denn das Geld, was der Silberhaarige von seinen Eltern bekam reichte bei weitem nicht aus um in Tokyo zu überleben. Denn da Ikumas Vater mittlerweile in Osaka arbeitete und Ikuma Tokyo auf keinen Fall verlassen wollte, musste er sich jetzt neben seinen Freizeitaktivitäten auch noch eine Wohnung finanzieren. Natürlich hatte Byou ihm angeboten bei ihm einzuziehen, aber irgendwie war es dem Jüngeren unangenehm gewesen und wenn er ehrlich war, wollte er auch nicht so abhängig von seinem Freund sein. Außerdem wusste er auch nicht, was Byous Eltern davon halten würden, wenn sie plötzlich noch einen Mitbewohner zu Hause hätten, denn Ikuma hatte diese noch nie gesehen, geschweige denn getroffen.

„Ehm, Entschuldigung.“, sprach er den Mann an, der hinter der Bar stand, Gläser putzte und bei weitem der einzige in diesem Raum war. „Ich bin Ikuma und ich soll mich heute hier vorstellen.“

Der andere sah von seiner Arbeit auf, beäugte den Silberhaarigen einen Moment kritisch, bevor er ein leichtes Lächeln aufsetzte. „Sono schickt dich richtig? Ich bin Wataru, freut mich.“ Er hatte braun-rötliche Haare, war etwas größer und sicher auch älter als Ikuma und wirkte auf den ersten Blick ganz nett.

„Ehm, ja. Freut mich auch.“ Ikuma lächelte leicht, ließ seinen Blick kurz durch die Bar streifen. Sie war nicht besonders groß, hatte ein paar Tische mit Sofas und Sesseln und eine kleine Bühne vor der ein wenig freier Platz war.
 

Anscheinend war Wataru auch derjenige, der Ikuma alles erklären und ihn in seine Arbeit einführen musste, aber der Ältere stellte sich als wirklich freundlich heraus und dazu noch ziemlich interessant. Er war Sänger in einer Indie-Band, mit der er aber nicht genug Geld verdiente um davon zu leben und deswegen arbeitete er die meiste Zeit als Barkeeper.

„Also noch Fragen?“ Wataru lächelte freundlich, hatte sich wieder hinter die Theke begeben und damit begonnen die gespülten Gläser einzuräumen. Ikuma verneinte nur, war der Meinung doch alles ganz gut behalten zu haben. Es war ja auch nicht sonderlich schwer, dachte er sich mal.

„Gut, dann sehen wir uns Freitagabend.“

Winkend verabschiedete Ikuma sich, verließ den Club dann wieder und fuhr zurück in die Innenstadt. Er war noch mit Ayame und Sono verabredet, wollte die anderen beiden auch nicht zu lange warten lassen, immerhin hatten sie sich die ganze Woche noch nicht gesehen.
 

Als der Silberhaarige in dem Café ankam, in dem sie sich verabredete hatten, saßen die beiden anderen schon an einem der Tische, unterhielten sich leise miteinander. Wenn Ikuma sie so betrachtete, fand er immer noch, dass die beiden einfach das ideale Paar waren, sie waren so süß zusammen.

„Hey, sorry, das ich so spät bin.“, begrüßte er die beiden, setzte sich lächelnd zu ihnen an den Tisch. Ayame hatte auch gleich seine Arme um den Silberhaarigen geschlungen, knuddelte ihn zur Begrüßung, während Sono es bei einem freundlichen Lächeln beließ.

„Ist doch nicht so schlimm, Hauptsache du bist da.“, erwiderte Ayame und winkte die Kellnerin herbei, damit die Drei bestellen konnten. „Also wie ist die Uni so, erzähl mal was?“

Ikuma begann von seinen ersten Tagen zu berichten, die wirklich deutlich besser gewesen waren als erwartet. Er hatte ein paar nette Kommilitonen, die meisten seiner Professoren schienen auch ganz okay zu sein und außerdem hatte er Riku ja auch noch bei sich. Sono schien es an seiner Uni auch ganz gut zu gefallen, wobei er aber nicht sonderlich viel erzählte, aber so war der Schwarzhaarige halt. Während Ayame begeistert jedes noch so kleine Detail über seine neue Schule erzählte, die anscheinend noch toller war, als er gedacht hatte. Vor allem war er mittlerweile noch überzeugter davon Designer zu werden.

„Hört sich doch gut an. Und wie läuft’s sonst so bei euch? Habt ihr euch gut eingelebt in eurer Wohnung?“, fragte Ikuma nachdem Ayame geendet hatte. Die beiden anderen waren zu Beginn des Semesters zusammen gezogen. Und sie hatte eine wirklich schöne Wohnung, Ikuma hatte beim Umzug geholfen und war doch relativ erstaunt gewesen, wie sich zwei Studenten so ein großes Drei-Zimmer-Appartement leisten konnten, aber Ayame hatte dann ja auch erzählt, dass seine Eltern die Miete bezahlten. Sono schien das Thema Wohnung aber immer noch verdammt unangenehm zu sein, denn er nickte nur beiläufig, senkte seinen Blick beschämt zu Boden, während Ayame strahlend verkündete, wie glücklich er doch war. Aber irgendwie fand der Silberhaarige das auch verständlich, es war Sono schon immer peinlich gewesen, dass er Ayame keine teuren Geschenke machen konnte, auch wenn das den Kleineren nie gestört hatte und jetzt konnte er sich nicht einmal die halbe Wohnungsmiete leisten. Vor allem da sie nur zusammen gezogen waren, weil Sono zu Hause rausgeworfen wurde und keine Wohnung für sich alleine gefunden hatte, die für ihn bezahlbar gewesen wäre. Immerhin musste er als einziger hier auch seine Studiengebühren selber zahlen, zumindest den Teil, der nicht durch das Stipendium gedeckt wurde. Aber soweit Ikuma das richtig mitbekommen hatte, hatten Ayames Eltern Sono nur zu gerne aufgenommen und den beiden dann die Wohnung gesucht. Der Silberhaarige hatte sie nur einmal getroffen als er bei dem Geburtstag des Blonden gewesen war und es hatte ihn schon überrascht, wie begeistert dessen Eltern von Sono waren. Seine Mutter hatte ihn sogar als ihren Traumschwiegersohn betitelt, vielleicht sahen sie ihren Sohn ja auch eher als Tochter, wer wusste das schon. Immerhin hatte Ayame ja noch einen älteren Bruder und möglicherweise wollten seine Eltern ja keine zwei Jungen sondern lieber ein Mädchen, wäre auch eine Lösung für das Problem, warum der Blonde schon immer ausgesehen hatte wie eines.

„Aber Sono ist nur voll selten da, das ist blöd.“, fügte der Blonde noch hinzu, knuffte seinen Freund dabei in die Seite und küsste dann seine Wange.

„Naja, ich muss zur Uni und lernen. Außerdem muss ich arbeiten, um die Uni zu bezahlen, denn immerhin will ich später einen guten Job, damit ich meiner Prinzessin alles kaufen kann.“ Sanft streichelte der Schwarzhaarige über die Wange des anderen, lächelte ihn liebevoll an. „Was ist eigentlich mit dir? Warst du schon in dem Club wegen dem Job?“ Sono schien nicht weiter über das Thema reden zu wollen, wandte sich daher wieder an Ikuma.

„Ja war ich vorhin. Ich kann Freitag anfangen.“ Ikuma erzählte kurz von seinem „Vorstellungsgespräch“ mit Wataru und fragte den Schwarzhaarigen bei der Gelegenheit auch gleich über seinen neuen Arbeitskollegen aus, als er von dem Klingeln seines Handys unterbrochen wurde. Am Klingelton hatte er sofort erkannt, dass es Byou war und so nahm er mit einem glücklichen Lächeln ab.

„Hey, Schatz. Vermisst du mich schon?“, flötete er in den Hörer, merkte selber nicht wie verliebt er gerade durch die Gegend starrte.

„Ja unheimlich Süßer.“, kam es vom anderen Ende mit nicht ganz ernst gemeinter Stimme. „Aber kannst du trotzdem vorbeikommen. Ich habe hier ein… naja sagen wir kleines Problem.“ Byou klang wirklich etwas gestresst, Ikuma sollte vielleicht wirklich bei seinem Freund vorbei gehen. Auch wenn er sich gerne noch ein bisschen mit Ayame und Sono unterhalten hätte, aber der Ältere war nun mal wichtiger.

„Okay, ich bin gleich da.“, meinte er zu Byou, legte auf und verabschiedete sich dann höflich von den beiden anderen, die aber wenigstens nicht sauer waren, weil er schon wieder weg musste.
 

tbc

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So das war das erste Kapitel... eine Einleitung halt ne, hab eigentlich nicht viel dazu zu sagen

Würd mich über Kommentare und Kritik freuen, wie immer halt...

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Ikuma war so schnell es ging zur Wohnung seines Freundes geeilt, wusste zwar nicht genau, was das Problem des Älteren war, aber es hatte sich wichtig angehört, also wollte er Byou auch nicht zu lange warten lassen. Gehetzt brachte er die letzten Meter auf dem Flur hinter sich, klingelte an der Tür des Apartments, die auch fast direkt von dem Blonden aufgerissen wurde.

„Gott, endlich bist du da.“, meinte dieser entkräftet, hauchte Ikuma einen kurzen Kuss auf die Lippen und zog ihn dann ohne weitere Worte in die Wohnung. „Der geht mir so auf die Nerven, irgendwann töte ich ihn.“ Dem Blonden war deutlich anzumerken, wie gereizt er war und das war schon eine Seltenheit, normalerweise gehörte Byou eher zu den ruhigeren Typen. Aber irgendwie interessierte es den Jüngeren auch, wer es schaffte, seinen Freund so aus der Fassung zu bringen.

Als der Größere ihn ins Wohnzimmer gezogen hatte, entdeckte der Silberhaarige den Übeltäter schon, der schniefend zwischen einem Berg benutzter Tempos auf dem Sofa lag und irgendein schnulziges Dorama am Fernsehen sah.

„Iku~“, schluchzte das kleine, braunhaarige Etwas, blickte aus rot-verquollenen Augen zu dem Größeren und breitete dabei die Arme aus, so als ob er Ikuma auffordern wollte, zu ihm zu kommen und ihn in den Arm zu nehmen. Der Silberhaarige seufzte kurz, ging dann aber rüber zum Sofa und setzte sich neben den anderen, zog ihn sanft in seine Arme.

„Shh~ Ruki.“, flüsterte er, strich dem Älteren beruhigend über den Rücken, während er hilflose Blicke zu Byou warf. Was war denn jetzt schon wieder passiert? Okay, Ikuma wusste, dass Ruki von seiner Freundin verlassen wurde, aber das war schon eine Woche her. Sein Freund zuckte aber nur unwissend mit den Schultern, räumte dabei die leeren Eis- und Schokoladenpackungen, wahrscheinlich alle von Ruki vernichtet, weg.

„Hey Ruki, was ist los?“, wandte er sich daher wieder an den Jungen in seinen Armen, hatte dabei nicht aufgehört beruhigend über den Rücken des anderen zu streicheln. „Komm rede mit mir, ich will dir doch helfen.“

Ruki schluchzte nur wieder herzerweichend, vergrub sein Gesicht noch mehr in Ikumas Shirt, welches dabei leicht durchweichte. „Niemand will mich.“, kam es dabei doch irgendwann über die Lippen des Kleineren, so dass die beiden anderen es fast nicht gehört hätten. Also hatte der Braunhaarige immer noch dasselbe Problem oder er hatte es schon wieder, denn gestern war Ruki nach Byous Auskunft noch auf dem Weg der Besserung gewesen. Abermals seufzte der Jüngere, zog den anderen noch ein bisschen enger in seine Umarmung.

„Das ist doch Schwachsinn. Du bist wunderbar, warum sollte dich niemand wollen. Wer auch immer das gesagt hat, ist schön blöd und offensichtlich auch blind.“ Ikuma wusste nicht mehr wie oft er in den letzten Wochen solche oder ähnliche Sätze zu Ruki gesagt hatte und sicher, ob es wirklich helfen würde, war er auch nicht, aber direkt ein besserer Weg fiel dem Silberhaarigen auch nicht ein.

„Und warum werd ich dann immer verlassen oder erst gar nicht zu mehr als Sex benutzt?“Ruki hatte sich mittlerweile ein bisschen gefangen, lag aber immer noch an Ikuma gekuschelt. Seine Stimme war jedoch wieder gewohnt trotzig. „Oder sehe ich so billig aus?“

„Okay, welchen Typen soll ich dieses Mal verprügeln?“, kam es von Byou, der sich seitlich zu den beiden Kleineren in einen Sessel gesetzt hatte. Diese Frage hatte der Blonde auch schon mal mit weniger ironischem Unterton rübergebracht, wobei er sogar wirklich mal jemanden zusammen geschlagen hatte, der Ruki ausgenutzt und betrogen hatte. Aber mittlerweile war er wohl nur noch genervt von den Beziehungsproblemen seines besten Freundes.

„Ach, Montag war ich doch mit Riku im Kino und da habe ich so einen unheimlich geilen Typen getroffen und der schien auch gar nicht so abgeneigt. Nach dem Film ist Riku ja gleich verschwunden, um Saga abzuholen und ich bin mit dem Kerl noch was trinken gegangen…“ Ruki machte eine Kunstpause, auch wenn die beiden anderen sowieso schon wussten, was jetzt kam. „Er hat mich dann auch total süß noch nach Hause gebracht und so blöd wie ich war, hab ich noch mit rein eingeladen und mit ihm geschlafen. Am nächsten Morgen war er natürlich weg, als ich aufgewacht bin und als ich ihn abends irgendwann erreicht habe, hat er nur gemeint, er hätte ja schon alles von mir bekommen, was er wollte und ich solle ihn doch nicht mehr nerven.“ Die Augen des Braunhaarigen funkelten böse, während er den letzten Teil der Geschichte erzählte und Byou und Ikuma konnten nur den Kopf schütteln, über das eben gehörte. Lernte Ruki eigentlich auch was aus seinen Fehlern? Es war ja nicht so, dass ihm das zum ersten Mal passiert war. Nein, es war sicher schon das zehnte Mal dieses Jahr und es war erst April, abgesehen davon war über ein Monat des Jahres schon für seine seltsame Beziehung zu dieser Tussi draufgegangen.

„Sag mal, Süßer. Hast du dir schon mal überlegt, vielleicht eine andere Strategie bei deiner Partnersuche zu verwenden? Ich meine nur, du solltest möglicherweise nicht direkt mir jedem ins Bett springen.“, sprach Byou genau das aus, was Ikuma gedacht hatte. Der Braunhaarige schien davon jedoch nicht sonderlich begeistert, verzog nur schnippisch den Mund und würdigte seinen besten Freund keines Blickes mehr. Natürlich kam Ruki nicht auf die Idee, dass es auch ein bisschen an ihm liegen könnte.

„Auch wenn du das nicht hören willst Ruki. Byou hat Recht, es wäre wirklich besser, wenn du es einfach langsamer angehen lassen würdest. Jemand der es ernst mit dir meint, der wartet auch.“, versuchte der Jüngere dann sein Glück, doch dem Braunhaarigen war anzusehen, dass er das auch von ihm nicht hören wollte.

„Hallo! Ihr seid meine Freunde, ihr sollt gefälligst auf meiner Seite sein.“ Beleidigt drückte der Kleine sich von Ikuma weg, erhob sich vom Sofa und sammelte seine Tasche ein. „Ich geh zu Uruha, der versteht mich wenigstens.“, waren die letzten Worte mit denen der wütende Braunhaarige sich verabschiedete.

Entnervt seufzend erhob Byou sich von seinem Sessel, setzte sich stattdessen neben seinen Freund und zog den Kleineren auf seinen Schoß. „Da hat er sich genau den richtigen Idioten zum Ausheulen gesucht.“, meinte er, blickte verständnislos Richtung der Tür, durch die Ruki gerade verschwunden war. Ikuma musste nur leise Kichern bei der Vorstellung wie der Kleinere sich bei Uruha ausheulte, obwohl dieser wohl wirklich der war, der Rukis One-Night-Stand-Problem am ehesten nachvollziehen konnte. „Aber wenigstens haben wir dann jetzt Zeit für uns.“ Mit diesen Worten verschloss der Ältere ihre Lippen, küsste den Silberhaarigen verlangend.

„Find ich gut.“, hauchte Ikuma gegen dessen Lippen, ließ sich sanft zurück auf das Sofa gleiten und zog seinen Freund über sich, bevor er ihn wieder in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.
 

*
 

„Und hier arbeitet Iku-chan?“ Ruki musterte den Club argwöhnisch, sah ja nicht besonders nobel aus. Also nicht unbedingt irgendeiner in den er normalerweise gehen würde, aber er hatte Byou nun mal versprochen heute mit ihm hierher zu kommen. Und ein wenig Ablenkung würde dem Braunhaarigen sicher auch gut tun, Alkohol war in diesem Fall immer noch der beste Weg.

Von innen sah der Club zwar ganz einladend aus, aber eben auch klein und normal, so wie der Braunhaarige feststellte, als er mit Byou zusammen das Gebäude betrat. Die beiden gingen zu einem Tisch an dem Ayame und ein Typ, den er nicht kannte, saßen. Ruki machte zwar nicht sonderlich viel mit Ikumas und Byous anderen Freunden, aber er kannte sie auch gut genug um zu wissen, dass der Kerl schon mal nicht der Freund von dem Mädchen war.

„Hey.“, rief der Blonde den beiden Älteren auch gleich wild winkend zu, als ob er mit seinem Kleidchen und dem Haarschmuck nicht schon auffällig genug aussah und noch zusätzlich auf sich aufmerksam machen musste.

Grinsend ließ sich Ruki an dem Tisch nieder, begrüßte die beiden kurz und stellte auch bei näherer Betrachtung fest, dass er den Typen nicht kannte. Aber vielleicht war er der neue Freund von dem Mädchen, wobei der Braunhaarige sich nicht vorstellen konnte, dass sich das Märchentraumpaar getrennt hatte. Interessieren würde es den Kleinen aber durchaus, wer der seltsame andere Blonde war.

„Darf ich euch Hizaki vorstellen.“, beantwortete Ayame dann die ungestellte Frage, zeigte auf seinen Sitznachbarn. „Mein großer Bruder.“ Bruder also. Natürlich hatte Ruki nicht gewusst, dass der Jüngere Geschwister hatte, aber wie gesagt, kannte er ihn auch nicht sonderlich gut. Ähnlich sahen die beiden Blonden sich außerdem auch nicht, sein älterer Bruder hatte zwar unheimlich lange Haare, sah aber ungefähr tausend Mal männlicher aus als Ayame. Aber eigentlich war Ruki das auch relativ egal, hoffentlich war der andere nett und wenn nicht auch okay, denn immerhin war der Braunhaarige vor allem hier, um sich zu betrinken und da war es doch reichlich unwichtig, wer noch an seinem Tisch rumsaß.

„Hey Schatz, hey Ruki.“, riss ihn die freundliche Stimme von Ikuma aus seinen Gedanken, der mit einem Tablett neben ihnen stand, Byou gerade einen kleinen Kuss auf den Mund gab, bevor er sich wieder an alle wendete. „Und was wollt ihr trinken?“ Richtig, der Jüngere arbeitete ja hier, hatte Ruki schon fast wieder vergessen.

„Ehm… also erst mal einen Caipirinha und zwei Wodka-Shots… und bring mir am besten auch gleich noch einen Mai Tai, dann brauchst du nicht so oft laufen.“, meinte Ruki, als er an der Reihe war, legte die Cocktail-Karte beiseite. „Was? Ich will mich betrinken, dass Leben ist zu frustrierend.“, wehrte der Braunhaarige die fragenden Blicke der anderen ab, lehnte sich dann ganz entspannt in seinem Sessel zurück. Ja, betrinken war gut, Byou würde ihn schon sicher nach Hause bringen und außerdem wusste Ruki, wann er aufhören musste, um nicht kotzend in der Ecke zu liegen.
 

„Byoo…hou…“, kicherte Ruki, leicht auf seinem Sessel vor und zurück wippend. „Lassuns tanzen.“ Zum wiederholten Male versuchte der Braunhaarige seinen besten Freund durch penetrantes Ziehen an dessen Shirt dazu zu bewegen, aufzustehen. Was aber auch dieses Mal kläglich scheiterte, da der Kleinere weder genug Kraft hatte, noch in der Lage war, seine Bewegungen gut genug zu koordinieren, um den anderen hoch zu ziehen.

Theatralisch warf er sich zurück in die Polster. Okay, vielleicht hatte Ruki doch ein bisschen viel getrunken, aber so war alles auch viel lustiger. „Hizaki~… willsu mit mia tanzen?“, wandte er sich an seinen anderen Nebenmann. Die besten Chancen hätte er sicher bei Ayame, wenn es ums Tanzen ging, aber mittlerweile war Sono, der noch hatte arbeiten müssen, gekommen und jetzt beanspruchte der den Blonden.

„Kleiner, ich glaube du hast einiges zu viel getrunken, um noch in der Lage zu sein zu tanzen.“, war die äußerst charmante Abfuhr des Älteren, der sich lieber wieder seinem Gespräch mit Byou widmete.

„Dann gehich hal alleine…“ Etwas zu schwungvoll erhob Ruki sich von seinem Sessel, torkelte ein paar Schritte um den Tisch, bevor er wieder sicher stehen konnte. Irgendwie drehte sich alles vor seinen Augen und er sah doppelt, aber das war auch verdammt spaßig, wie er feststellte, als er langsam Richtung Tanzfläche, falls man das so nennen konnte, lief. Kurz ließ er seinen Blick über die Menge schweifen, musste angestrengt blinzeln, um die verschiedenen Personen überhaupt zu erkennen, aber sonderlich anziehend fand er hier niemanden. Vielleicht sollte er einfach noch ein bisschen mehr trinken, denn bekanntlich war Attraktivität ja eine Frage des Alkoholpegels. Also wandte der Braunhaarige sich um und lief Richtung Bar, ob Ikuma ihm wohl was umsonst geben würde?

„Hey, Iku~… isch will noch Wodka.“, rief er dem Mann auf der anderen Seite zu, der sich mit verwirrtem Blick umdrehte. Seit wann hatte Ikuma denn so dunkle Haare und war so groß? Und hatte so große, dunkle Augen? So faszinierende Augen.

„Ehm, ich bin zwar nicht Ikuma, aber Wodka kannst du haben.“ Der Dunkelhaarige stellte ein Glas vor Ruki auf den Tresen, wartete bis der Kleinere Geld in seiner Tasche gefunden hatte und verabschiedete sich dann mit einem freundlichen Lächeln. Der Braunhaarige wusste zwar immer noch nicht, wer das gerade gewesen war und wieso Ikuma nicht hier war, wenn er hier doch arbeitete, aber solange er seinen Alkohol bekommen hatte, war es ihm auch reichlich egal.
 

Zwei Wodka und vier Tequilla später hatte Ruki seinen silberhaarigen Kumpel zwar entdeckt, dafür aber den Rest seiner Bekannten verloren. Was ihm, Alkohol sei Dank, aber von Sekunde zu Sekunde weniger interessierte, er hatte seinen Spaß und die bunten Lichter gepaart mit seinem Kopfkarussell machten die Situation noch viel spannender. Wobei ihm aber mittlerweile auch ein bisschen schlecht war und vor allem musste er unbedingt auf Toilette. Auch wenn es dem Braunhaarigen irgendwie widerstrebte seinen wunderbaren Platz an der Bar, wo er von dem seltsamen Dunkelhaarigen immer schön mit Getränken versorgt wurde, aufzugeben, aber er wollte ja auch nicht seine Klamotten ruinieren. Also erhob der Kleine sich, legte den endlos langen Weg bis zu den Toiletten mehr schwankend als laufend zurück und war einfach nur froh, als er sich gegen die Wand einer Kabine lehnen konnte. Denn jetzt wo er sich im Hellen befand, wurde Ruki erst mal bewusst, wie müder er eigentlich war. Mit letzten Kräften zog er sich seine Hose wieder hoch, rutschte an der Innenseite der Tür nach unten und setzte sich einfach auf den Boden. Mittlerweile drehte es sich doch ein bisschen schnell in seinem Kopf und das war gerade gar nicht mehr lustig. Schlafen wäre jetzt vielleicht doch das Richtige.
 

*
 

Es war vier Uhr morgens, als Wataru endlich die Vordertür des Clubs schließen konnte, da er die letzten doch schon deutlich zu betrunkenen Gäste gerade rausgeworfen hatte. Normalerweise tat er das ja nicht, aber heute wollte er einfach nur noch nach Hause. Außerdem war alleine arbeiten unheimlich langweilig und Ikuma hatte er schon vor zwei Stunden heim geschickt, da es einfach nicht mehr sonderlich voll gewesen war.

Der Rothaarige machte noch eine letzte Runde durch alle Räume, hatte sich das irgendwie angewöhnt seit ein Kollege einmal jemanden, der betrunken unter einem Sofa geschlafen hatte, eingeschlossen hatte und ihm sollte so etwas nicht passieren. Immerhin brauchte er den Job sonst würde es eng werden mit der Miete. Als er die Toiletten betrat, war er dann auch ganz froh, so vorsichtig zu sein, denn da lag doch wirklich noch jemand in einer der Kabinen. Zumindest konnte Wataru einen Teil einer Jacke unter der Tür hervorkommen sehen. Genervt zog der Barkeeper an der Tür, wenigstens hatte der Idiot nicht abgeschlossen und im nächsten Moment fiel ihm ein kleiner, schlafender Typ mit braunen Haaren entgegen. Na toll, jetzt durfte er auch noch versuchen jemanden zu wecken, der seinen Rausch ausschlief.

Genervt packte er den Kleineren an den Schultern, schüttelte ihn unter lautem Rufen, was aber beides an sich keinerlei Wirkung zeigte. Nachdem der andere auch nach weiteren fünf Minuten nicht aufgewacht war, entschied Wataru sich einfach ein Glas zu holen und ihm kaltes Wasser ins Gesicht zu kippen.

Ein entsetztes Quieken kam von dem Braunhaarigen, der wild mit dem Armen fuchtelnd auf dem Boden saß, definitiv nicht wissend, wo er sich gerade befand oder was passiert war. Verwirrt und wahrscheinlich immer noch sturzbetrunken blinzelte er Wataru an und jetzt erkannte er auch, wer da vor ihm auf dem Boden hockte. Das war der Besoffene, der ihn vorhin so seltsam angestarrt und für Ikuma gehalten hatte. Wataru hatte ihm anscheinend ein paar Drinks zu viel gegeben.

„Hey Kleiner, wir haben geschlossen, du fährst also besser nach Hause. Ich ruf dir ein Taxi.“, meinte der Größere, versuchte den Braunhaarigen dabei auf die Beine zu ziehen, was sich als schwieriger herausstellte als gedacht, dabei konnte der andere bei seinem Aussehen doch unmöglich so schwer sein.

„Nisch Kleiner… Ruki, heissich…“, nuschelte dieser vor sich hin, riss ein wenig am Shirt des Rothaarigen herum, bis er dann irgendwann doch stand, Wataru wieder mit so einem undefinierbaren Blick anstierte. „Weiß nich wo ich wohne.“ Das war jetzt aber ein Scherz. Wie konnte man nicht wissen wo man wohnte, so viel konnte man doch nicht trinken. „Kannich mit zu dir… du bisso hübsch.“, lallte der Junge einfach weiter, krallte sich in Watarus Shirt, da er drohte jeden Moment einfach wieder um zu fallen und presste seine Lippen auf dessen Hals. Obwohl der Ältere gerade nicht wenig Lust hatte, Ruki einfach nach draußen zu tragen und dort irgendwo liegen zu lassen, konnte er das doch nicht tun oder? Mit nach Hause nehmen würde er den Typen sicher auch nicht. Auch wenn er durchaus attraktiv war, aber so verzweifelt war der Größere nicht, dass er einen vollkommen Betrunkenen abschleppen musste, um Sex zu haben. Sein letzte Mal war zwar wirklich schon länger her, aber das hier war deutlich unter seinem Niveau.
 

Nachdem Wataru noch fast eine halbe Stunde erfolglos versucht hatte aus dem anderen irgendwie heraus zu bekommen, wo er den wohnte, hatte er den Braunhaarigen dann doch mit zu sich nach Hause genommen. Einfach so liegen lassen, hatte er ihn dann auch nicht gewollt, denn wer wusste schon, an was für widerwertige Gestalten der Kleine ganz alleine geraten würde. Verantworten, dass der andere vergewaltigt oder getötet wurde, konnte er nicht, immerhin war der Braunhaarige ein Freund von Ikuma, wenn Wataru das richtig mitbekommen hatte. Zu dumm, dass er dessen Nummer nicht hatte.

„Und was machen wir jetzt?“ Der Braunhaarige war zwar wieder in der Lage normal zu reden, aber betrunken war er immer noch, was sich vor allem daran zeigte, dass er konsequent versuchte, den Rothaarigen anzugrapschen oder abzuküssen.

„Schlafen.“, entgegnete er nur knapp, warf seine Jacke auf das kleine, schwarze Sofa neben seinem Bett. Natürlich fiel ihm jetzt erst wieder ein, dass er ja nur ein Zimmer mit nur einem mittelgroßen Bett hatte, welches er sich wohl dummerweise mit seinem Gast teilen musste, wenn ihm nichts Besseres einfiel. Aber wirklich nachdenken konnte er nicht, denn im nächsten Moment wurde er schon von hinten umarmt und zwei fremde Hände streichelten sanft über seinen Bauch. Es dauerte ein paar Minuten in denen Wataru die Berührung genoss, bevor er realisierte, dass das Ruki war, dessen Hände sich gerade unter sein Shirt schlichen und seine nackte Haut kosten.

„Hör auf.“, zischte er, schob den anderen bestimmt von sich weg. Es war nicht so, dass es dem Älteren nicht gefallen hätte, aber er wollte den Alkoholpegel des anderen nicht ausnutzen. Denn wenn er sich Ruki so betrachtete, und es war nicht schwer zu erraten, dass der Braunhaarige wohl eher zum reicheren Teil der Bevölkerung gehörte, war Wataru wahrscheinlich nicht gerade die Art von Partner die in sein Beuteschema fiel.

Der Rothaarige lief zu seinem Schrank, kramte ein Shirt für den Jüngeren heraus, schubste ihn mit den Sachen ins Bad, bevor er sich selber bis auf die Shorts auszog und unter seine Bettdecke kuschelte. Wie war er nur auf die Idee gekommen den anderen mit zu nehmen? Gerade hatte er doch die Befürchtung heute Nacht nicht allzu viel Schlaf zu bekommen.

„Da bin ich wieder.“, riss ihn Rukis Stimme auch schon aus seinen Gedanken und bevor der Größere irgendwie reagieren konnte, war er zu ihm unter die Decke gekrabbelt, hatte sich eng an seinen Rücken gepresst und begann wieder mit seinen Fingern Watarus nackten Bauch zu kosen. Es war definitiv ein Fehler gewesen nichts anzuziehen. „Und ich bin gar nicht müde.“

Seufzend drehte der Rothaarige sich in der Umarmung, was sich gleich als noch größerer Fehler herausstellte, denn fast sofort spürte er ein weiches Paar Lippen, welches sich verlangend auf seine drückte. Ruki schien es wohl verdammt eilig zu haben, oder sehr nötig, denn er nutzte die Verwirrung des Älteren, schob seine Zunge fast grob zwischen dessen Lippen und plünderte Watarus Mundhöhle, während seine Hände die Brustwarzen des Älteren reizten. Er durfte jetzt nicht schwach werden, auch wenn die feuchte Zunge in seinem Mund zu gut wusste, was sie tun musst, um dem Älteren ein leises Keuchen zu entlocken, auch wenn Wataru genau merkte, dass Rukis Berührungen seinen Körper nicht kalt ließen. Er würde nicht noch sein letztes bisschen Stolz verlieren, indem er eine Alkoholleiche flach legte.

„Lass das.“, schrie er fast schon, schubste den Braunhaarigen dabei gewaltsam von sich, der verwirrt blinzelnd auf dem Boden landete und sich seinen Hintern rieb. „Entweder du behältst deine Finger bei dir oder ich werfe dich doch noch raus.“ Zwar würde Wataru das wahrscheinlich nicht übers Herz bringen, aber vielleicht wirkte die Drohung ja.

„Aber…“, begann der Jüngere etwas unschlüssig, erhob sich dann aber und stellte sich vor das Bett. Was hatte er den jetzt vor? Irgendwie sah Ruki nicht so aus, als ob ihn die Worte überhaupt interessiert hätten. „Ich wollte mich nur für deine Gastfreundschaft bedanken.“, raunte der Kleinere, begann langsam seine Hüften zu kreisen, sich dabei selber zu streicheln.

Wenn Wataru es nicht gerade mit eigenen Augen sehen würde, würde er es nicht glauben. Da stand ein zugegebenermaßen verdammt geiler, aber auch ziemlich betrunkener Typ in seinem Zimmer und strippte für ihn. Das war eindeutig zu viel, aber er schaffte es auch nicht nur einen Ton zu sagen, um den anderen zu stoppen und wenn er ehrlich war, wollte er das auch gar nicht. Der Braunhaarige hatte mittlerweile nur noch seine Shorts an, krabbelte so zurück aufs Bett und kniete sich breitbeinig über Wataru. Seine Hand strich langsam über seine nackte Haut hinunter und die Augen des Größeren klebten fast wie von selbst auf dessen Fingerspitzen, wie sie langsam den Bund der schwarzen Pantie entlangfuhren und dann hauchzart über den Schritt des Jüngeren glitten. Er konnte deutlich spüren wie allein dieser Anblick seine Körpertemperatur um ein vielfaches anwachsen ließ und wenn es so weiter ging würde sich sein Blut bald auch in ganz anderen Körperregionen sammeln als normal.

Unterdessen hatte der Kleine seine Hand in seine Shorts gleiten lassen, bedachte Wataru mit einem erwartungsvollen Grinsen und zog sich dann auch das letzte Stück Stoff von seinen Hüften.

„Fick mich.“, flüsterte er in eindringlichem Ton, rieb mit seiner Hand kurz über seine Erregung, wobei ihm ein wohliges Keuchen entkam. Eine Gänsehaut legte sich über Watarus Körper als er die lüsternen Laute des anderen vernahm, spürte seine eigene schon wachsende Erregung. Was hatte der Jüngere bitte vor?

Schwer schluckend beobachtete er Rukis Hand, die immer weiter nach hinten glitt, langsam die eigene Öffnung des Jungen umspielte, der sich mittlerweile nach hinten auf das Bett gelegt hatte, sodass Wataru perfekte Sicht auf alles hatte, was sich vor ihm abspielte. Schnell schob er einen Finger in sich, bewegte diesen leicht, bevor er einen zweiten einführte und sich vor den Augen des Älteren selber weitete, mit der anderen Hand immer noch seine eigene Erregung bearbeitete.

Das war einfach zu viel für den Rothaarigen. Selbst wenn sein Kopf in diesem Moment noch gewollte hätte, sein Körper wäre einfach nicht mehr in der Lage gewesen, sich dem stöhnenden Jungen auf seinem Bett auch nur eine Sekunde länger zu widersetzen.

Ohne weiter darüber nach zu denken, sprang er unter der Decke hervor, beugte sich über Ruki und begann diesen gierig zu küssen, streichelte mit seinen Händen fahrig über die weiße Haut des anderen. Wataru hatte selten so ein Verlangen nach einem anderen Mann gehabt, okay er hatte auch noch nie so eine überzeugende Show geboten bekommen. Widerstandslos ließ Ruki von sich selbst ab, fuhr mit seinen Händen stattdessen in die Shorts des Älteren und massierte fest dessen Erregung, was ihn erschrocken keuchen ließ. Der Rothaarige konnte des Grinsen auf den Lippen des anderen genau spüren, aber es machte ihm nichts aus, er wollte nur noch einmal dieses Stöhnen hören, sein Stolz hin oder her.

Mit einer schnellen Bewegung hatte Wataru sich von seiner Unterwäsche befreit und die Beine des Braunhaarigen weit gespreizt, sich vor dessen Öffnung positioniert. Ohne noch länger zu warten, drang er mit einer fließenden Bewegung in den Körper unter sich, spürte sofort die warme Enge, die sich um sein Glied schloss und ihm Schauer durch den ganzen Körper jagte. Es war schon viel zu lange her, dass er dieses Gefühl hatte und Wataru hatte schon fast vergessen, wie berauschend es war, mit jemandem zu schlafen.

Der Größere hauchte einen kurzen Kuss auf Rukis Lippen, bevor er begann sich langsam zurück zu ziehen und wieder in den schlanken Körper zu stoßen. Ein paar Mal wiederholte er es, bevor seine Bewegungen schneller und fester wurden, er sich immer härter und tiefer in den Jüngeren trieb. Es löste ein unglaubliches Feuerwerk in seinem Inneren aus, jedes Mal wenn der Kleine sich fest um ihn zusammen zog, der andere unter ihm lüstern erzitterte. Ihr Stöhnen vermischte sich und erfüllte den Raum, wie sie sich immer weiter zusammen zum Höhepunkt trieben, sich gegenseitig ihrer Lust hingaben und alles andere um sich vergaßen. Ihre verschwitzten Körper rieben sich aneinander, ließen die Hitze in Wataru nur noch intensiver werden, ihn näher an seine Grenzen kommen. Er wollte dieses Gefühl am besten solange wie möglich erleben, aber sein ganzer Körper schrie nach Erlösung und dem anderen ging es wohl nicht besser. Fest begann er den Jüngeren im Takt seiner Stöße zu massieren, während er immer weiter dessen Lustpunkt penetrierte, bis sie sich beide zusammen über die Klippe zogen, sich diesem unsagbaren Lustgefühl hingaben.

Schwer atmend rollte Wataru sich von dem fremden Körper, dem er gerade noch die süßesten Töne entlockt hatte, blickte einfach nur starr an die Decke und versuchte seinen Herzschlag wieder zu kontrollieren. Es war falsch gewesen, aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, er wollte nur für heute Nacht, zumindest die paar Stunden, die er noch im Bett liegen konnte, einfach diese Befriedigung genießen, darüber nachdenken konnte er auch noch morgen.
 

tbc

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so, das war das zweite kapitel... ich hoffe es hat gefallen (^-^)

tja mal sehen wie glücklich ruki über den verlauf des abends sein wird, wenn er aufwacht...

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Als Ruki am nächsten Morgen aufwachte, war das erste, was er bemerkte, seine tierischen Kopfschmerzen. Warum hatte er auch so viel trinken müssen, nächstes Mal würde er definitiv weniger Alkohol zu sich nehmen? Mit immer noch geschlossenen Augen drehte Ruki sich auf dem Bett, schmiegte sich an den warmen Körper, der ihn angenehm festhielt. Moment…Bett? Körper?... Was zum… erschrocken fuhr der Braunhaarige auf, spürte gleich einen stechenden Schmerz in seinem Kopf und ein flaues Gefühl in seinem Magen, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Viel zu geschockt war er angesichts des Zimmers oder eher Lochs in dem er sich gerade befand. Wie war er hier hin gekommen und wo war er überhaupt? Das letzte woran der Kleine sich erinnern konnte, war die Toilette in dem Club und jetzt… jetzt lag er in einem ziemlich kleinen Bett in einer fremden Wohnung und das schlimmste: in den Armen irgendeines Typen, den er noch nie gesehen hatte.

Wie tief konnte man eigentlich noch sinken? Jetzt ließ er sich schon total betrunken von irgendwelchen Losern, denn der Zimmereinrichtung und Größe nach konnte derjenige hier nicht sonderlich wohlhabend oder erfolgreich sein, abschleppen und flachlegen, seinem ziehenden Unterleib nach zu urteilen, war genau das wohl passiert. Fehlte nur noch, dass der Rothaarige, der sein Gesicht zwischen den Kissen vergraben hatte, eigentlich ein alter Sack war.

Seufzend versuchte Ruki vom Bett runter zu klettern, was sich aber als Fehler herausstellte, denn sobald er stand, drehte sich wieder alles und wenn er noch länger stehen würde, würde er seinen Mageninhalt wahrscheinlich auch auf den Teppich des anderen entleeren. Also ließ er sich besser wieder zurück auf das Bett fallen, blickte starr an die Decke.

„Guten Morgen. Du bist ja noch da.“, sprach ihn irgendwann eine verschlafene Stimme von der Seite an. Wenn Ruki die Wahl gehabt hätte, wäre er schon verschwunden, aber er konnte ja nicht aufstehen. „Aber du willst dich jetzt nicht länger hier einquartieren oder?“ Der andere klang fast schon etwas vorwurfsvoll. Aber was hatte der Braunhaarige auch erwartet? Er war letzte Nacht mal wieder als Sexspielzeug geendet. Wahrscheinlich war er auch nicht gut zu mehr.

„Klar, mich erst vergewaltigen und dann rauswerfen.“, fauchte er den anderen an. Gott, wie sehr er sich gerade wünschte einfach tot umzufallen.

„Hör mal zu Kleiner. Das gestern Nacht ging ganz alleine von dir aus. Du bist hier derjenige, der einfach so angefangen hat zu strippen.“ Mittlerweile hatte der Größere sich über Ruki gebeugte und soweit der Jüngere sich richtig erinnerte, war das der Barkeeper von gestern Abend. Aber die Worte des Rothaarigen senkten Rukis Laune gleich noch ein ganzes Stück, wenn das überhaupt möglich gewesen war. Das musste alles ein böser Traum sein und er wollte jetzt nur noch aufwachen. Warum hatten es nicht Byou oder Ikuma sein können, die ihn mit zu sich nach Hause genommen hatten, nein, er kleine Schlampe hatte sich irgendeinem Fremden an den Hals geworfen. Zwar hatte er nicht die leiseste Idee, wie er hierhergekommen war, aber das war auch egal. Ruki war hier, hatte sich schon wieder bereitwillig von irgendeinem Typen durchnehmen lassen und das war das einzige, was im Endeffekt zählte.

„Wenn du mir ‘ne Nummer gibst, ruf ich wen für dich an, der dich abholt. Ich meine, so wie du aussiehst, schaffst du es alleine wohl nicht nach Hause.“ Der Braunhaarige hatte nicht gemerkt, wie der andere aufgestanden war, blinzelte verwirrt zu der kleinen Kochnische auf der anderen Seite des Zimmers, wo dieser jetzt stand und anscheinend Kaffee kochte.

„Ja, bitte.“, nuschelte Ruki, fühlte sich nur von Sekunde zu Sekunde unwohler. Wie gerne er doch hier weg wollte, am besten alles vergessen, was gestern und heute passiert war. Wobei er an die letzte Nacht ja sowieso nicht allzu viele Erinnerungen hatte.
 

Es dauerte noch fast eine halbe Stunde bis Ruki das erlösende Surren der Klingel vernahm, augenblicklich unter der Decke, wo er sich die letzten Minuten versteckt hatte, hervorkam. So gut es sein immer noch angeschlagener Körper zuließ, wankte er auf seinen blonden Freund zu, der gerade von Wataru herein gelassen wurde.

„Uruha. Danke, dass du gekommen bist.“, hauchte er, ließ sich kraftlos in die Arme des anderen sinken. Normalerweise rief der Kleine Byou in solchen Fällen an, aber irgendwie hatte er sich nicht getraut, sein bester Freund hatte in letzter Zeit schon genug Ärger mit ihm und es war dem Braunhaarigen nicht entgangen, wie genervt der Größere davon war.

„Ist doch klar, Kleiner.“, meinte Uruha nur, griff Ruki unter die Arme, um den immer noch wackeligen Kleinen zu stützen. „Ich bring dich nach Hause. Schaffst du es bis runter zum Auto?“ Die Stimme des Größeren klang so unheimlich fürsorglich, aber so war er nun mal auch, wahrscheinlich hatte Ruki ihn auch deswegen angerufen. Uruha war zwar ein ziemlicher Chaot, aber wenn es um seine Freunde ging, gab er sich immer verdammt viel Mühe.

Nach einer weiteren Viertelstunde hatte der Blonde es dann auch geschafft Ruki in sein Auto zu verfrachten und nachdem er sich noch vielmals bei Wataru dafür bedankt hatte, dass er Ruki aufgenommen hatte, was der Braunhaarige so gar nicht nachvollziehen konnte, immerhin hatte dieser dämliche Barkeeper ihn sowas von ausgenutzt, aber das konnte Uruha ja nicht wissen, fuhren sie auch endlich zu dem Kleineren nach Hause.

Rukis Kopf schmerzte noch immer tierisch und das Gefühl von Übelkeit war auch immer noch nicht weg, aber wenigstens lag er jetzt wieder in seinem eigenen Bett und der Tee, den Uruha für ihn gemacht hatte, wirkte auch wahre Wunder, zumindest bei seinem Magen. Für den Kopf hatte er eine Schmerztablette genommen, deren Wirkung hoffentlich auch bald einsetzte. Jetzt brauchte er nur noch was, das ihm half den Schmerz und vor allem die Scham über seinen One-Night-Stand zu vergessen.

„Also, willst du mit mir reden oder soll ich dich lieber alleine lassen?“, begann Uruha irgendwann. Der Blonde hatte sich neben Ruki auf das Bett gesetzt und spielte ein wenig mit seinen Haarsträhnen, während er den Kleineren fragend beäugte. Ja, wollte Ruki darüber reden? Eigentlich wusste er ja selber nicht, was passiert war und vielleicht war es auch besser so. Obwohl die Tatsache, dass er sich nicht an den Sex mit Wataru erinnern konnte, ja nicht bedeutet, dass er nicht stattgefunden hatte. Eigentlich war es noch ein ganzes Stück schlimmer, weil momentan hatte Ruki nur das schlechte Gefühl, sich wieder mal flachgelegt zu lassen haben, den schönen Teil von letzter Nacht hatte er ja dummerweise vergessen. „Ich kann dir nur helfen, wenn du mir sagst, was passiert ist. Ich meine, ein bisschen seltsam ist es ja schon morgens angerufen und von seinem Freund gebeten zu werden, ihn bei irgendeinem Fremden abzuholen. Eine kleine Erklärung wäre nett.“

Ruki seufzte einmal, drehte sich dann so, dass er seinen Freund anblicken konnte. „Ich war gestern Abend doch mit Byou und ein paar von Ikumas und seinen Freunden in diesem komischen Club, in dem Ikuma jetzt arbeitet. Und aus Frust hab ich mich betrunken und naja… bin auf der Toilette eingeschlafen. An den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern und dann bin ich heute Morgen halbnackt neben diesem Kerl aufgewacht.“

„Oh, mein armer, kleiner Schatz.“ Dem Tonfall des anderen war anzumerken, dass er es ernst meinte. Vorsichtig rutschte er ein Stück näher zu Ruki und zog dessen Kopf auf seinen Schoß, streichelte ihm beruhigend durch die Haare. „Warum gerätst du auch immer an solche Arschlöcher. Hätte ich das gewusst, ich hätte den Typen tot geschlagen.“ Der Kleinere musste unweigerlich lachen. Sicher hätte Uruha das versucht, auch wenn er keine Chance gehabt hätte, aber das Schlimmste an der Sache war, dass Wataru es wahrscheinlich noch nicht mal verdient hätte.

„Es war meine Schuld. Ich hab mich an den Typen rangemacht und wenn seine Erzählung stimmt, hab ich ihn fast dazu genötigt mit mir zu schlafen.“ Wieder entkam ihm ein trockenes Lachen. „Ist doch kein Wunder, dass sich niemand in mich verliebt, wenn ich so eine Schlampe bin. Ich bin ja selber daran schuld, wenn ich mich benehme wie ein notgeiler Sexsüchtiger.“

„Hey, weder bist du schuld, noch bist du eine Schlampe. Die Typen, die ausnutzen, dass du momentan so schwach und verletzt bist, sind hier die Arschlöcher.“, startete Uruha seinen vorsichtig geschätzten tausendsten Aufmunterungsversuch in den letzen Wochen und irgendwie war er momentan auch der einzige, der es wirklich ab und zu schaffte, dass Ruki sich besser fühlte. Vielleicht weil er auch der einzige war, der dem Kleinen noch nie den Vorwurf gemacht hatte, er sei Mitschuld oder er provoziere ja solches Verhalten. Der Blonde stand immer voll hinter ihm und wenn es sein musste, verbrachte er auch den ganzen Tag damit, Ruki zu zustimmen, wie scheiße der oder der Kerl doch war.

„Danke, Uru.“, hauchte Ruki nur, schlang seine Arme um die Taille seines Freundes und kuschelte sich näher an dessen warmen Körper.

„Ist doch klar, wir sind doch Freunde.“, sprach der Größere weiter, begann jetzt sanft lächelnd mit Rukis Haaren zu spielen. „Außerdem hast du mich auch oft genug aus fremden Betten oder ähnlichem befreit.“, fügte er grinsend hinzu und jetzt konnte der Braunhaarige auch nicht mehr anders als zu lächeln. Die Erinnerungen an so manche peinliche Situation aus der er seinen Kumpel geholt hatte, waren aber auch einfach zu lustig.

„Weißt du, was am besten hilft bei sowas? Ausgiebig shoppen. Ich hol dich morgen einfach ab und dann geben wir solange Geld aus, bis du das alles vergessen hast.“ Über den Vorschlag musste der Kleinere noch mehr grinsen. Zwar bezweifelte er, dass es wirklich helfen konnte, aber einen Versuch war es wert. Mit Uruhas Hilfe würde er schon aus seinem Tief rauskommen.

„Okay, aber jetzt schlaf ich noch ein bisschen.“, stimmte er zu, vergrub sein Gesicht ein wenig mehr in dem Shirt des anderen und schloss die Augen, während die sanften Berührungen an seinem Kopf und die angenehme Wärme des anderen Körpers ihn langsam ins Reich der Träume gleiten ließen.

„Du, Uruha… erzähl Byou nichts von gestern, okay?“, nuschelte Ruki noch, kurz bevor er ganz eingeschlafen war.
 

*
 

Langsam schlenderte Byou durch die Gänge des Universitätsgebäudes zu seinem Hörsaal. Irgendwie war es kaum zu glauben, dass schon wieder Montag war. Nachdem er Samstagabend noch in dem Club geblieben war bis Ikuma fertig mit Arbeiten war und sie noch woanders was trinken gegangen waren, hatten sie den Großteil des Sonntags einfach im Bett verbracht. Und wenn man den ganzen Tag nur rumlag, ging die Zeit irgendwie zwar langsam rum, aber sie war auch vergangen, ohne dass man groß etwas getan hatte.

Als er den Hörsaal betrat, erblickte er auch direkt Ruki, der schon in einer der hinteren Reihen saß und sich über ein Buch gebeugt hatte. „Morgen, Kleiner.“, begrüßte er den anderen, als er bei ihm angekommen war, setzte sich neben ihn und begann ebenfalls seine Sachen auszupacken. „Sag mal, warum bist du Samstag so früh gegangen? Und wie bist du überhaupt heimgekommen?“ Byou hatte Ruki ja zuletzt gesehen, als er hatte tanzen gehen wollen. Laut Ikumas Aussage war er danach noch eine zeitlang an der Bar, bis er irgendwann verschwunden war. Und da er den Braunhaarigen gestern auch nicht erreichen konnte, hatte Byou sich doch irgendwie auch ein wenig Sorgen gemacht. Immerhin war Ruki sein bester Freund und Samstagabend auch nicht mehr ganz nüchtern gewesen.

„Ehm, ich… hatte keine Lust mehr.“, stotterte der andere herum, kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich hatte ein bisschen zu viel getrunken, also hab ich mir ein Taxi genommen und bin heim.“ Das klang in Byous Ohren doch ganz glaubwürdig, aber irgendwie fand er es auch seltsam, normalerweise bat Ruki ihn in solchen Situationen darum, nach Hause gebracht zu werden und verschwand nicht einfach. Aber in letzter Zeit war bei dem Kleineren ja gar nichts mehr normal.

„Aber nächstes Mal sag mir Bescheid, dann bring ich dich heim.“, meinte der Blonde noch, wollte eigentlich noch weiter nach fragen, was gestern gewesen war, kam aber nicht mehr dazu, da in diesem Moment ihr Professor mit der Vorlesung begann.
 

Der Tag zog sich zäher als Byou befürchtet hatte, vor allem weil er das dumme Gefühl hatte, das mit seinem besten Freund wieder irgendwas nicht stimmte, der Kleinere aber partout nicht darüber reden wollte. Ruki beteuerte die ganze Zeit, es sei nichts gewesen. Auch wenn es ihm deutlich anzusehen war, dass das nicht der Fall war. Irgendwie fand der Blonde es doch äußerst seltsam und beunruhigend. Wann hatte Ruki angefangen, ihm nicht mehr alles zu erzählen? Sie waren doch beste Freunde. Rausbekommen hatte er trotzdem nichts mehr aus dem Kleineren.

Daher war er auch ganz froh, als er abends endlich entspannt auf seinem Sofa saß mit Ikuma im Arm und einfach den Tag vergessen konnte. Einfach Fernsehen gucken und ein wenig rumgammeln.

„Ach so, Schatz das hätte ich jetzt fast vergessen. Siehst du morgen Ruiki?“, fragte der Silberhaarige irgendwann. Vorbei war es mit der Ablenkung von dem leidigen Thema. Der Blonde nickte nur kurz, wenn Ruki zur Uni kommen würde, würde er ihn natürlich morgen sehen. „Gut, kannst du ihm seine Jacke mitbringen? Die hat Wataru mir heute bei der Arbeit gegeben, Ruki hatte sie bei ihm vergessen.“

„Wer?“ Byou war doch relativ verwirrt. Er kannte keinen Wataru, zumindest nicht soweit er wusste und wieso war Ruki bei diesem gewesen? Und noch wichtiger, warum hatte der Kleine ihm das nicht erzählt?

„Naja, Wataru, der Barkeeper aus dem Club in dem ich arbeite.“, begann Ikuma wie selbstverständlich und jetzt wo er das erwähnte, wusste Byou auch wieder, wer gemeint war. „Und Ruki hat Samstagnacht anscheinend bei ihm verbracht und sich am nächsten Morgen von Uruha abholen lassen, soweit Wataru mir das erzählt hat.“

„Was?“ Verwirrt starrte der Größere seinen Freund an. Deswegen war Ruki also so komisch gewesen. Aber wieso hatte er Uruha angerufen und nicht ihn, sonst war er doch auch immer zu ihm gekommen.

„Hat Ruki dir nichts erzählt?“, fragte Ikuma ungläubig, rutschte ein wenig auf dem Sofa rum, sodass er Byou besser ansehen konnte. „Also ich weiß ja gar nicht, ob überhaupt was passiert ist. Wataru hat nur gesagt, er hätte ihn mit zu sich genommen, weil Ruki zu betrunken war, um sich an seine Adresse zu erinnern. Außerdem ist Wataru nett, er würde Ruki nichts antun.“ Die Beschwichtigungsversuche seines Freundes fand der Ältere jedoch nicht sonderlich überzeugend und gerade machte er sich noch mehr Sorgen um seinen besten Freund als heute Vormittag.

„Err… ich geh besser mal zu Ruki.“, entschied Byou spontan, sprang vom Sofa auf und machte sich eilig auf die Suche nach seinen Autoschlüsseln. Er griff sich noch die Jacke, die Ikuma mitgebracht hatte, beeilte sich dann zu seinem Wagen zu kommen.
 

„Byou, du hier?“ Ein sichtlich verwirrter Ruki stand in der geöffneten Tür und musterte den Blonden mit großen Augen. Langsam machte er ein paar Schritte zur Seite, ließ seinen Freund in die Wohnung. „Warum bist du hier?“

Der Größere hielt ihm demonstrativ die Jacke vor die Nase, die Ruki bis jetzt anscheinend noch gar nicht bemerkt hatte, was nur dafür sorgte, dass die Augen des anderen noch ein bisschen größer wurden. „Warum hast du mir nichts davon erzählt? Ich dachte, wir sind beste Freunde.“ Byou war vielleicht auch ein bisschen gekränkt, dass er andere ihm anscheinend nicht mehr zu vertrauen schien, dabei wusste er selber nicht, was er getan hatte, dass es so gekommen war.

„Setz dich erst mal.“, hauchte der Kleinere kaum hörbar, nahm die Jacke und brachte sie in sein Zimmer, während Byou es sich im Wohnzimmer bequem machte, wartete, dass Ruki zurückkam und sich neben ihn setzte. Der Braunhaarige rutschte nervös auf dem Sofa herum, spielte mit dem Saum seines Shirts, vermied es den Größeren anzusehen.

„Ruki? Rede mit mir. Sag mir, was ich falsch gemacht habe, dass du mit deinen Problemen nicht mehr zu mir kommst. Ich bin doch immer für dich da.“

„Naja…“, begann der andere leise, blickte immer noch auf den Boden. „Ich wollte dich nicht damit belasten, weil ich dich in letzter Zeit doch so oft bei dir ausgeheult habe und ich dachte, du wärst genervt von mir. Weil… naja du versuchst immer mir zu helfen, aber ich bin so dumm und stur, dass ich jedes Mal wieder denselben Mist mache.“ Ruki sah wirklich verzweifelt aus und es brach Byou gerade das Herz den Kleineren so zu sehen. Vor allem da er sich auch verdammt schuldig im Moment fühlte, denn er war ja wirklich genervt gewesen von Ruki, hatte es diesen sicher auch spüren lassen und ein guter bester Freund machte sowas nicht.

Vorsichtig schlang er seine Arme um den Braunhaarigen, zog ihn eng an sich und wiegte ihn leicht hin und her. „Denk sowas nicht. Du kannst immer zu mir kommen, immer.“, flüsterte er beruhigend, hauchte dem anderen einen Kuss auf den Kopf. „Tut mir leid, dass ich so genervt war. Wir sind beide Idioten und jetzt erzähl mir, was passiert ist.“

„Ich… ich war so betrunken und ich kann mich nicht mehr erinnern, auf jeden Fall hat Ikumas Kollege mich abends auf der Toilette gefunden und mit zu sich genommen, weil ich mich geweigert hab ihm meine Adresse zu geben. Er hat gesagt, ich hätte mich die ganze Zeit an ihn rangeschmissen und dann haben wir miteinander geschlafen.“ Rukis Stimme war wieder mehr ein Hauchen und Byou musste sich wirklich anstrengen, überhaupt zu verstehen, was der andere ihm erzählte. „Und als ich morgens aufgewacht bin, war mir das alles so peinlich und ich wollte dich nicht wieder belasten, da hab ich Uruha angerufen, der mich dann abgeholt hat. Ich fall immer wieder auf die gleichen Loser rein.“

Byou zog Ruki noch ein bisschen enger in seine Umarmung, als der andere seine Geschichte geendet hatte. Der Kleine tat ihm schon unheimlich leid. Natürlich war er in gewissem Maße selbst schuld, der Meinung war der Braunhaarige immer noch, aber dass er bei seinen Aktionen immer wieder an solche Arschlöcher geriet, die ihn nur ausnutzten, fand Byou doch bemitleidenswert. Warum traf er nicht einfach mal auf jemanden, der sich richtig für ihn interessierte? So jemanden hätte sein bester Freund wirklich verdient.

„Bist du sauer, weil ich wieder…“, begann Ruki, wurde aber sofort von dem Blonden abgewürgt.

„Nein, niemals. Ich wäre dir doch nicht sauer wegen sowas. Du bist seit wir Kinder sind der wichtigste Mensch in meinem Leben und du wirst auch immer einer der wichtigsten bleiben. Also komm nächstes Mal bitte wieder zu mir, damit ich dir helfen kann.“

„Okay.“, gab Ruki flüsternd von sich, kuschelte sich näher in Byous Umarmung und schloss die Augen. „Bleibst du noch ein bisschen bei mir, ich will nicht alleine sein.“

Byou gab ein zustimmendes Geräusch von sich, legte sich ruhig auf das Sofa und zog den Braunhaarigen auf sich, streichelte sanft über den Rücken des Kleineren. Er würde hier bleiben bis Ruki eingeschlafen war, Ikuma würde das schon verstehen, wenn er ein bisschen länger weg war. Denn selbst wenn sein silberhaariger Freund jetzt die wichtigste Person in seinem Leben war, Ruki war ihm noch genauso wichtig wie früher und wenn der Kleine ihn brauchte, würde er da sein.
 

tbc

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also da ist das neue kapitel...

ruki ist offensichtlich nicht sonderlich begeistert von der letzten Nacht (^-^), aber verständlich eigentlich...

-4-

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Betont langsam ging Ruki auf den Club zu, es war einer von diesen Underground-Clubs, in denen häufig irgendwelche jungen, unbekannten Bands spielten und genauso sah er auch aus. Hier würde er definitiv keine edlen Ledersitze und teuren Marmorboden auf den Toiletten vorfinden und Champagner bekam er sicher auch nicht. Warum war er also hier? Byou und Ikuma! Was konnte auch sonst der Grund sein. Die beiden wollten sich heute Abend die Band von irgendeinem Bekannten ansehen und da Ruki nichts Besseres zu tun hatte, hatte er sich eben mal selbst eingeladen, mitzukommen.

Von innen war der Club noch kleiner als Ruki erwartet hatte und irgendwie auch heruntergekommener. Er konnte nicht verstehen, wie sich Leute wirklich wohl dabei fühlen konnten, immer in solche Läden zu gehen. Ab und an konnte der Braunhaarige es zwar verkraften, aber nächstes Mal würde er doch lieber wieder an einen exklusiveren Ort zum Party machen gehen.

Aufgrund der Größe dauerte es auch nicht allzu lange bis er Byou, Ikuma und den Rest den sie dabei hatten, gefunden hatte und sich zu ihnen gesellen konnte. Kurz umarmte er seine beiden Freunde zur Begrüßung, warf einen kurzen Blick durch die Runde, um festzustellen, wer noch alles da war. Der Streber und das Mädchen, obwohl Ruki vielleicht mal aufhören sollte, sie immer so abwertend zu benennen, denn immerhin waren die beiden doch ziemlich nett, ein braunhaariger Typ, den Ruki zwar schon öfter gesehen hatte, aber nicht beim Namen kannte, der nervige Kisaki, sein Cousin und…

„Saga!“, brach es entsetzt aus ihm heraus, als er seinen Freund entdeckte. Was machte der hier und warum saß sein Cousin auf dessen Schoß? Okay, Ruki wusste, dass die beiden öfter mal was miteinander gehabt hatten, aber gerade sahen die beiden noch mehr wie ein verliebtes Pärchen aus als Ayame und Sono, das Vorzeigepaar schlechthin. Irgendwas Wichtiges hatte er hier verpasst.

„Hey, Ru. Lang nicht gesehen.“, grüßte ihn der Braunhaarige nur beiläufig, wandte sein Gesicht dann wieder Riku zu und flüsterte dem Blonden irgendetwas ins Ohr, was diesen nur beschämt grinsen ließ. Okay, er war definitiv im falschen Film, Saga turtelte öffentlich mit Riku. Doch bevor Ruki irgendetwas anmerken konnte oder eine Frage stellen, die die Situation vielleicht klärte, wurde er schon von Byou unterbrochen, der nur für Ruki hörbar sagte: „Frag nicht weiter und lass Riku einfach den einen Abend in seiner glücklichen Illusion. Und vielleicht hat Saga es ja auch endlich eingesehen.“ Ja oder auch nicht und Byou müsste Saga auch gut genug kennen, um zu wissen, dass der Braunhaarige niemals eine Beziehung anfangen würde und schon gar nicht mit jemandem wie Riku. Sicher hatte sich das Verhältnis zu seinem Cousin in den letzten Jahren verbessert, aber Ruki fand ihn immer noch seltsam, punkig, freakig und damit so überhaupt nicht Sagas Typ. Aber darüber konnte er wirklich wann anders mit seinem Kumpel reden. Heute Abend würde er sich erst mal amüsieren und nicht um so etwas Sinnloses wie Liebe kümmern.
 

„Also wegen welcher Band sind wir hier?“, wandte Ruki sich an Ikuma, nachdem sie schon drei mehr oder weniger grausame Vorführungen ertragen mussten. Allgemein war das hier alles nicht gerade Rukis Musikgeschmack, aber das was da bis jetzt über die Bühne gehüpft war, konnte nicht mal sein Cousin mit seinen seltsamen und äußerst fragwürdigen Vorlieben gut finden. Auch wenn es etwas selbstverliebt klang, aber Ruki war durchaus der Meinung, selber wohl einen sehr viel besseren Sänger abzugeben als alle, die es am heutigen Abend schon da vorne versucht hatten.

„Die nächste. Aber ich hab sie noch nicht gehört, weiß also nicht, ob sie gut sind.“, schrie der Silberhaarige ihm durch die Musik entgegen, tippte mit seinen Fingern den Takt des momentanen Liedes mit. Also würde der Braunhaarige frühestens nach dem nächsten Act verschwinden können, hoffentlich hatte Ikumas Freund wenigstens ein bisschen Talent. Obwohl er nicht daran glaubte, dass es etwas gab, was den bis jetzt doch recht qualvollen Abend wett machen konnte.

„Hier, damit übersteht es sich leichter.“, sprach ihn Sono von der Seite an, reichte Ruki eine weitere Flasche Bier. Der Braunhaarige trank schon den ganzen Abend mit dem anderen, der anscheinend auch nur Ayame zur Liebe hier war, denn mögen tat er die Musik nach eigener Aussage auch nicht.

„Ich glaube nicht, dass man so viel trinken kann, dass die Musik erträglich wird.“, entgegnete der Kleinere, stieß mit Sono an und leerte die Flasche gleich halb.

„Ich versteh, was du meinst.“, stimmte der Schwarzhaarige lachend zu. Wenigstens ein halbwegs normaler Mensch hier. Obwohl Ruki nicht glaubte, dass Saga begeistert von der akustischen Untermalung des Abends war, aber irgendwie schien der Braunhaarige wohl nicht viel davon mitzukriegen, zu sehr war er mit seinen Liebesbekundungen gegenüber Riku beschäftigt.

„Oh, da sind sie.“ Ruki blickte von seinem Glas auf, konnte auf der Bühne aber nicht mehr als ein paar im Dunkeln stehende Umrisse erkennen. Im nächsten Moment wurde er auch schon relativ unsanft von Ikuma Richtung Bühne gezogen. Nach zwei Bands hatte Ruki zwar auch gemerkt, dass das hier anscheinend so ablief, dass immer nur der „Fanclub“ der jeweiligen gerade spielenden Band in der Nähe der Bühne stand. Wobei Fanclub eine enorme Übertreibung war, da es meistens nicht mehr als eine Hand voll Leute zu sein schienen. Aber Ruki würde sich jetzt sicher nicht hier zum Affen machen, nur weil ein Bekannter von seinen Freunden gerade dort oben stand und wahrscheinlich eher schlecht als recht versuchen würde, ein paar Lieder zu performen.

Genervt stolperte Ruki den anderen nach, die mit den restlichen Zuschauern eine unglaubliche Menge von fünfzehn Leuten bildeten und stellte sich starr neben Byou. Hüpfen würde er garantiert nicht. Er kannte die da oben doch gar nicht und mögen würde er die Musik wohl auch kaum.

Als die Bühnenstrahler wieder erleuchteten, blieb das Herz des Braunhaarigen fast stehen. Das konnte nicht wahr sein, wer da vor ihm stand und ins Mikro brüllte. Der Barkeeper, sein One-Night-Stand von letzter Woche, den Namen wusste er nicht mehr, falls er ihn überhaupt irgendwann mal gewusst hatte. Das war jawohl ein ganz schlechter Scherz, warum hatten die anderen ihn bitte mitgenommen, wenn sie genau wussten, dass dieser Typ auch hier sein würde? Okay, Ruki hatte sich mehr selber eingeladen, als dass er eingeladen wurde, aber die anderen hätten ihn trotzdem vorwarnen können, dann wäre er zu Hause geblieben. Er wollte den Rothaarigen nicht sehen, nie wieder. Ruki wollte nicht an Samstag erinnert werden oder besser an den Sonntagmorgen, daran wie billig er war. Gerade hatte er doch fast damit abgeschlossen und jetzt sah er ihn wieder.

So unauffällig wie möglich schlich der Kleine zurück zur Bar, bestellte sich erst mal Wodka, um seinen Schock zu überwinden. Was ein scheiß Abend, wäre er nur zu Hause geblieben.

Die ganze halbe Stunde die diese Band spielte, versuchte Ruki krampfhaft an irgendwas anderes zu denken als den Rothaarigen auf der Bühne, was aber kläglich scheiterte. Erstens weil er ja dauerhaft dessen Stimme hörte und zweitens weil er einfach nicht anders konnte, als immer wieder zur Bühne zu linsen. So ungern er es auch tat, er musste zugeben, dass der Barkeeper doch deutlich besser war, als alles andere, was an diesem Abend dort oben gestanden hatte, eigentlich war seine Stimme gar nicht so schlecht. Die Musik fand Ruki aber trotzdem schrecklich.

Als die anderen endlich zu ihm zurückkamen, bedachte Ruki Byou und Ikuma nur mit tödlichen Blicken. Die beiden waren definitiv Schuld, dass sein Abend im Arsch war. Was ihm aber nur ein gleichgültiges Schulterzucken von dem Größeren einbrachte. „Du wolltest ja unbedingt mitkommen. Deine eigene Schuld.“, kommentierte er das Ganze noch, bevor er sich lieber wieder Ikuma zuwandte.

„So schlecht waren die doch jetzt gar nicht.“, meinte Sono, der sich wieder neben Ruki gesetzt hatte und ebenfalls schon wieder an einer Bierflasche nuckelte. Ruki nickte nur kurz, war gerade dabei sich einen Fluchtplan zu überlegen, wie er möglichst schnell hier weg kam, wenn der Rothaarige auch noch auf die Idee kommen würde, sich zu ihnen zu gesellen.

Aber leider war er noch nicht wirklich weit gekommen, als genau diese Situation eintrat. Der Barkeeper kam, gefolgt von einem Schwarzhaarigen und einem Blonden auf sie zu, grüßte Ikuma, Byou und Ayame freundlich. Ruki hoffte nur er würde nicht entdeckt werden, aber heute war ihm das Glück anscheinend nicht hold, denn er spürte, wie der Blick des anderen an ihm kleben blieb, ihn mit weit aufgerissenen Augen musterte, bevor er ein leises „Hi“ hervor quetschte. Ruki versuchte sich in einem freundlichen Lächeln, was ziemlich danebenging und wandte sich dann lieber wieder seiner Flasche zu. Er wollte nicht mit seinem One-Night-Stand reden und der andere schien das glücklicherweise zu merken, denn er sprach ihn nicht weiter an, sondern widmete sich lieber den anderen Anwesenden.
 

„Und du mein Hübscher, warum bist du so still? Sind wir dir unsympathisch?“, riss ihn nach einigen Minuten erfolgreichen Schweigens eine fremde Stimme aus seinen Gedanken. Als Ruki den Blick hob, sah er direkt in die dunklen Augen des Schwarzhaarigen, der ihm eindeutig viel zu nahe war. Erschrocken rutschte er ein Stück zurück, was bei einem Barhocker verdammt kompliziert war, konnte seinen Blick aber nicht von dem fremden Augenpaar lösen. Irgendwie war er fasziniert.

„Ehm… nicht direkt. Ich weiß nur nicht, was ich sagen soll.“, druckste Ruki herum, starrte den Schwarzhaarigen noch immer unverhohlen an.

„Na dann.“, antwortete dieser mit deutlich belustigtem Unterton, stützte sich mit seinem Ellbogen auf dem Tresen ab und beugte sich leicht zu Ruki nach unten. Er war schon wieder eindeutig viel zu nah, aber ausweichen konnte der Braunhaarige auch nicht. „Ich bin übrigens Aki. Verrätst du mir deinen Namen?“

„Ruki.“ Seine Stimme klang genauso unsicher, wie der Kleine sich im Moment fühlte und er war sicher, dass es dem anderen nicht entgangen war, denn seine Augen blitzten gefährlich auf.

„Okay, Ruki, darf ich dich auf einen Drink einladen?“

Verwirrt blinzelte er seinen Gegenüber an, versuchte der gerade sich an ihn ran zu machen? So einfach war er bestimmt nicht zu haben. Obwohl er gegen ein wenig Alkohol umsonst auch nichts einzuwenden hatte. Also nickte er zustimmend, schenkte dem anderen dabei ein süßes Lächeln. Einen Versuch war es immerhin wert, dieser Aki sah ja gar nicht mal schlecht aus und schlimmer als es ohnehin schon war, konnte sein Leben auch nicht mehr werden.
 

*
 

Das Konzert war besser als Wataru erwartete hatte und er hoffte nur inständig, dass heute einer der Talentscouts, die bei solchen Veranstaltungen manchmal rumliefen, da gewesen war. Denn wenn sie eine Chance auf einen Plattenvertrag hätten, dann nur mit einem Auftritt wie heute Abend. Selten hatten sie so gut harmoniert und auch solches Glück mit dem Equipment gehabt. Naja zumindest war der Abend unglaublich toll gewesen, bis er entdeckt hatte, dass Ikuma diesen Ruki mitgebracht hatte. Nicht dass er irgendein Problem mit dem Braunhaarigen hatte, aber diesem schien es so zu gehen und Wataru hatte nur wenig Lust, den ganzen Abend von dessen Blicken getötet zu werden. Obwohl Aki ja nicht gerade wenig Interesse an dem Kleinen zu haben schien und sich die ganze Zeit ziemlich offensichtlich an ihn ranschmiss, was Ruki auch nur zu gern erwiderte, so wie es aussah und ihn damit wohl sehr ablenkte. Irgendwie sorgte das aber nicht dafür, dass der Rothaarige die Situation als angenehmer empfand, als zu dem Zeitpunkt, wo Ruki ihn wenigstens noch ein bisschen beachtet hatte. So behandelt zu werden, als würde man nicht existieren, war doch noch nerviger. Abgesehen davon dass Aki nicht die beste Wahl war, wenn der Jüngere wirklich etwas Ernsthaftes suchte. Wobei Wataru seinen Kumpel für einen One-Night-Stand auch nicht empfehlen würde. Als Bassist war der Schwarzhaarige zwar begnadet, aber als Mensch doch eher eine fragwürdige Persönlichkeit. Obwohl Wataru im Unklaren darüber war, warum er sich überhaupt Gedanken um Ruki machte. Der Braunhaarige war jawohl alt genug, um selber auf sich aufzupassen.

Gedankenverloren wandte er sich wieder seiner Unterhaltung mit Ikumas Freund Ayame zu, der schon den ganzen Abend auf ihn einredete und ihn mit schwärmerischem Blick musterte. Was den Rothaarigen auch nicht weiter störte, es schmeichelte ihm ehrlich gesagt sogar ziemlich, dass der Junge so begeistert von seinem Gesang war. Blondies Freund hingegen schien von dieser Situation so rein gar nicht angetan, verständlicherweise wie Wataru zugeben musste, und auf Stress mit diesem schwarzhaarigen Kerl hatte Wataru dann doch herzlich wenig Lust. Abgesehen davon war Ayame überhaupt nicht sein Typ, viel zu mädchenhaft und kindlich, sehr nett und sympathisch zwar, aber nicht wirklich anziehend. Ruki war da schon mehr sein Fall… Ruki? An sowas durfte Wataru nicht mal denken. Auch wenn sie Sex gehabt hatten, selbst wenn der andere seiner Meinung nach so ziemlich das heißeste war, was heute Abend hier rumlief, das mit ihnen war eine einmalige Sache gewesen, die Ruki sicher eher rückgängig machen würde, als sie zu wiederholen. Obwohl Wataru sicher eine bessere Wahl wäre als Aki. War zumindest seine persönliche Meinung, Ruki schien wohl anderer zu sein, so wie er sich gerade von dem Schwarzhaarigen die Zunge in den Hals stecken ließ. Nicht dass es den Rothaarigen stören würde, er hatte ja auch keinerlei Anspruch auf den Kleineren, nur weil sie mal miteinander geschlafen hatten… trotzdem, es störte ihn, es störte ihn gewaltig. Ruki war eindeutig zu gut für einen Kerl wie Aki.

„Hörst du mir überhaupt zu?“, riss Ayames Stimme ihn aus seinen Gedanken, kurz wandte er den Blick von Ruki und dem Bassisten, blickte in das Gesicht seines blonden Groupies, der beleidigt die Backen aufgeblasen hatte und gerade noch niedlicher aussah als sowieso schon. „Ich rede mit dir. Also was ist mit den Bühnenoutfits?“

„Ehm…“, begann der Rothaarige, wusste gar nicht worauf Ayame hinaus wollte, da er wirklich nicht zugehört hatte, er war zu sehr damit beschäftigt gewesen sich Gedanken um Ruki zu machen. „Ich… was hattest du nochmal gesagt?“, fragte er dann, kratzte sich dabei leicht verlegen am Hinterkopf, denn peinlich war es ihm schon irgendwie, dass er dem Blonden nicht zu gehört hatte.

„Tss…“, kam nur ein beleidigtes Zischen von dem Kleineren, der sich demonstrativ wegdrehte und zu Sono stolzierte, welcher sich ein hämisches Grinsen in Richtung Wataru nicht verkneifen konnte, als er seinen Freund endlich wieder in die Arme schloss. Wataru verdrehte nur entnervt die Augen, wandte seinen Blick dann aber wieder zu seinem Lieblingsstudienobjekt heute Abend: Ruki. Er wusste selber nicht genau, warum er den Braunhaarigen die ganze Zeit so versessen anstarrte oder warum es ihn störte, dass Aki Ruki ziemlich offensiv begrapschte.

Schwer seufzend ließ er sich auf einem der Barhocker nieder, bestellte eine Flasche Bier und widmete sich lieber dem eiskalten Getränk. Er musste sich irgendwie ablenken und dabei hatte der Abend eigentlich so gut angefangen.
 

Nachdem Wataru noch ungefähr eine Stunde damit verbracht hatte an ein und derselben Bierflasche zu nuckeln, dabei immer wieder kurze Seitenblicke zu Aki und Ruki geworfen hatte, die sich immer noch gegenseitig ableckten, war seine Laune endgültig auf dem Nullpunkt angekommen. Ayame und Sono waren schon eine ganze Weile verschwunden, natürlich nicht ohne dass der Blonde sein Angebot mit den Bühnenoutfits noch einmal ausführlich erklärt hatte und Ikuma, der mehr oder weniger auf Byous Schulter schlief, während dieser sich anscheinend angeregt mit einem anderen von Watarus Bandkollegen über Autos unterhielt, war für ein Gespräch auch nicht zu gebrauchen. Von den anderen die noch am Anfang des Abends hier gewesen waren, war auch nicht mehr allzu viel zu sehen. Der punkige Blonde und sein braunhaariger Snob-Freund, die Watarus Meinung nach ein äußerst seltsames Paar abgaben, hatten sich sonst wo hin verabschiedet, die anderen beiden von Ikumas Freunden sowie der Rest seiner Band hatten irgendwelche Tussis aufgerissen und waren jetzt tanzen oder schon nach Hause verschwunden.

„Hey…du~ was’n so alleine?“, säuselte ihm plötzlich Ruki von der Seite ins Ohr. Verwirrt drehte Wataru seinen Kopf, blickte in die glasigen Augen des Braunhaarigen, dessen Gesicht ein dämliches Grinsen zierte, sah aber irgendwie ganz süß aus. Der Kleine hatte wohl schon wieder zu viel getrunken, so wie er lallte. Betrunken machen und dann abschleppen war eine ziemlich mickrige Taktik, fand er.

„Vielleicht solltest du ein bisschen weniger trinken, Ruki.“, formulierte er seine Bedenken auch gleich, kassierte dafür nur ein amüsiertes Lachen.

„Ha nich so viel ‘trunken.“ Ruki rutschte ein Stück näher an Wataru ran, legte seinen Arm um dessen Schultern und grinste ihn weiter dümmlich an. „Find aber süß, dass du dir Sorg’n machst… um mich.“ So hatte Wataru das jetzt aber nicht wirklich gemeint. Es war ihm reichlich egal, was Ruki mit seinem Leben anstellte, wenn er meinte, dass es toll wäre sich volllaufen zu lassen nur um am Ende von irgendeinem zwielichtigen Fremden abgeschleppt zu werden, sollte er doch, interessierte Wataru kein bisschen. Zumindest redete er sich das gerade ein.

„Jetzt mal ehrlich, du solltest bei Aki ein bisschen vorsichtig sein. Er ist nicht ganz so ungefährlich wie du denkst.“ Wenn er den Kleineren nicht gewarnt hätte, würde er sich auch schlecht fühlen. Und es war ja auch die Wahrheit, die durfte Ruki ruhig wissen.

„Bissu etwa eifersüchtig?“, kam von diesem nur als Antwort, wobei er wieder belustigt lachte, sich noch ein bisschen näher an Wataru drückte.

„Err…“ Nein, sicher nicht! Wataru war vielleicht ein wenig besorgt, aber sicher nicht eifersüchtig. Warum auch? Er hatte erstens kein Recht dazu, weil er und Ruki ja keine Beziehung oder sowas hatten und zweitens war er ja nicht in den Braunhaarigen verknallt oder ähnliches, also gab es keinen Grund zur Eifersucht. „Ich meine das ernst. Du solltest vielleicht besser auf mich hören, ich kenne Aki ein bisschen länger als du.“

„Wenn du meinst.“ Ruki verdrehte genervt die Augen, war dann auch genauso schnell wie er gekommen war, wieder verschwunden und hing sich erneut in die Arme von Watarus schwarzhaarigem Kumpel. Anscheinend wollte Ruki nicht hören und das ärgerte den Rothaarigen doch.

„Was meintest du, mit Aki ist gefährlich.“, riss in Byous Stimme aus seinen Gedanken. Der Blonde sah ein wenig besorgt aus.

„Naja, er hat ein wenig zwielichtigen Umgang und ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, womit er sein Geld verdient, wenn ich mir seine seltsamen Freunde so angucke. Legal ist es auf jeden Fall nicht.“ Zwar waren das sicher Sachen, die man besser nicht so offen allen möglichen Leuten weitererzählte. Aber Wataru hoffte einfach mal, dass Byou auf seinen besten Freund aufpassen würde, wenn er davon wusste. Von dem Blonden kam nur ein leichtes Nicken, gefolgt von einem nervösen Seitenblick zu Ruki und Aki.

„Vielleicht bring ich Ruki besser nach Hause.“, murmelte er vor sich hin, bevor er Ikuma sanft weckte und zu den anderen beiden rüber ging, um Ruki unter lautem Protest des Kleineren von seinem schwarzhaarigen Freund wegzuziehen.

Wataru sollte vielleicht auch gehen. Er hatte schon lange keine Lust mehr hier rumzusitzen und jetzt wo alle anderen auch gingen, konnte er eigentlich auch nach Hause. Möglicherweise würde er dann endlich auch mal aufhören anständig über Ruki nachzudenken.
 

*
 

„Ruki, du wirst dich nicht mit diesem Typ treffen.“, versuchte Byou seine Meinung bestimmt aber ohne aggressiv zu klingen auszudrücken, was ihm mittlerweile schon relativ schwer fiel, denn so wie es aussah, wollte der Braunhaarige einfach nicht begreifen, dass er sich verdammte Sorgen machte.

„Du bist nicht meine Mutter! Du kannst mir gar nichts vorschreiben.“ Rukis Ton war auch deutlich angriffslustiger als am Anfang ihres Gesprächs und irgendwie sah er gerade ziemlich nach einem bockigen Kleinkind aus, so wie er mit verschränkten Armen vor Byou stand und ihn mit seinem bösen Blick versuchte vor der Tür wegzukriegen. Byou dachte aber nicht daran den anderen jetzt raus zu lassen. Wenn es sein musste, würde er die ganze Nacht Rukis Zimmertür versperren. Wenn das der einzige Weg war ihn von diesem Aki fern zu halten. Er fand es sowieso vollkommen unerklärlich, warum der Kleine sich wirklich auf so einen, um es mit Rukis Worten zusagen: armen Loser einließ. Bis vor ein paar Monaten hätte der Braunhaarige jemanden wie den Schwarzhaarigen nicht mal im Vollsuff auch nur angeguckt. Dafür war er viel zu arrogant gewesen und wenn Byou ehrlich war, hatte ihm dieser eingebildete Ruki sehr viel besser gefallen. Denn den musste man nicht andauernd vor sich selber beschützen.

„Ja, aber du bist mein bester Freund und du bist mir verdammt wichtig. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Du weißt, was Wataru über den Kerl gesagt hat und für mich klang das ziemlich überzeugend.“

„Ach, halt doch die Fresse.“, schrie der Kleine jetzt deutlich lauter. „Dieser dämliche Barkeeper hat doch keine Ahnung. Abgesehen davon war ich Mittwoch auch schon mit Aki aus und er war zufälligerweise verdammt nett.“ Damit war die Diskussion zumindest für den Braunhaarigen wohl zu Ende, denn der begann demonstrativ seine Tasche zu packen. Byou würde ihn sicher nicht gehen lassen, niemals. Eher würde er seinen besten Freund ans Bett fesseln, nur zu seiner eigenen Sicherheit versteht sich.

„Vergiss es. Ich lass dich nicht gehen.“ Der Blonde baute sich noch ein wenig mehr vor der Tür auf, um seine Aussage zu unterstreichen.

„Hör mal zu, Mama.“, begann Ruki wieder, tippte dabei unablässig ziemlich fest mit seinem Finger gegen Byous Brust. „Du hast gar kein Recht mir zu verbieten mit jemandem auszugehen. Wir sind nämlich kein Paar oder hab ich da was verpasst? Wenn das so ist, rufe ich Ikuma mal besser an und informiere ihn darüber. Und außerdem wenn du dich mein ‚bester Freund‘“ Diese Worte betonte Ruki besonders abfällig. „schimpfst, dann solltest du dich für mich freuen, dass ich jemanden gefunden habe, der sich für mich interessiert. Wenn dem nicht so ist, dann verschwinde einfach aus meinem Leben, Arschloch.“ Bei seinem letzten Satz schubste Ruki den Größeren mit aller Kraft die er aufbringen konnte von der Tür weg, um sich endlich seinen Weg frei zu machen und auf direktem Wege aus der Wohnung zu flüchten. Byou ließ er nur unschlüssig auf dem Boden seines Zimmers sitzen. So schnell wie der Kleine plötzlich verschwunden war, hatte er gar nicht reagieren können, vor allem da ihn die Worte des anderen doch ein wenig getroffen hatten. Wenn Ruki wirklich jemanden finden würde, der es ernst mit ihm meinte, wäre Byou sicher derjenige, der sich am meisten für den Kleinen freuen würde. Immerhin wollte er nur das Beste für seinen Freund und eigentlich hatte er gedacht, Ruki wüsste das.

Es dauerte ein paar Minuten bis Byou die Wohnung ebenfalls verließ, sich direkt auf den Weg zu Ikuma machte. Wobei er als er bei diesem angekommen war, schon nicht mehr wirklich traurig, sondern eher verdammt wütend auf Ruki war. Solange er denken konnte, hatte er immer alles Mögliche für seinen besten Freund getan und jetzt behauptete dieser dreist, Byou würde ihm nicht gönnen glücklich zu werden. Das war jawohl eher umgedreht gewesen, wenn er sich richtig erinnerte.

„Hey, was ist los?“, fragte ihn Ikuma direkt als er sich bei diesem vollkommen verärgert aufs Sofa hatte fallen lassen. Der Silberhaarige setzte sich zu ihm auf die Armlehne, strich Byou beruhigend durch die blonden Haare.

„Ruki ist ein Arsch und ein absolut naiver Idiot.“, grummelte der Größere vor sich hin, spürte aber schon deutlich, wie ihn die sanften Berührungen seines Geliebten entspannten. Er sollte vielleicht einfach aufhören sich dauernd Gedanken darüber zu machen, wie er Ruki zufrieden stellen könnte, dann wäre sein Leben sicher um einiges leichter. Denn eigentlich war Byou ja unbeschreiblich glücklich mit Ikuma und das könnte er auch einfach mal genießen, anstatt sich immer von den Launen seines besten Freundes runterziehen zu lassen.

„Dann ist Ruki also doch mit diesem Aki weggegangen.“, stellte der Jüngere fest, klang auch nicht weniger besorgt, immerhin hatte Byou ihm von dem Gespräch mit Wataru erzählt und dieser nickte nur zur Bestätigung. „Komm, vielleicht ist Aki gar nicht so schlimm und Ruki ist ja auch erwachsen, er kann auf sich selber aufpassen. Er wird es schon schaffen.“, versuchte der Jüngere beruhigend auf seinen Freund einzureden. Auch wenn es gut gemeint war, sonderlich beruhigen tat es Byou aber nicht.

„Ich weiß nicht. Aber ich will auch nicht mehr darüber nachdenken. Ruki hat selber gesagt, ich soll ihn in Ruhe lassen und das werde ich jetzt auch tun. Ich höre einfach auf mich um ihn zu sorgen.“, brachte Byou leise seufzend hervor, blickte zu Ikuma auf und bei dessen Anblick legte sich wieder ein leichtes Lächeln auf seine Züge. Er würde seine Zeit lieber in das Beste investieren, das ihm je passiert war. „Außerdem hab ich dich zu sehr vernachlässigt die ganze Zeit und das werde ich jetzt wieder gut machen.“

Sanft zog er den Silberhaarigen von der Lehne auf seinen Schoß, drückte ihn eng an sich und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Sollte Ruki doch zu Aki gehen, ab jetzt würde sein bester Freund seine Dinge alleine Regeln müssen, Byou hatte wichtigeres zu tun.
 

tbc

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Ertsmal ein paar Worte zu dem Kapitel:

Wie immer hab ich eigentlich nicht wirklich was zu sagen. Erwähnter Aki ist übrigens keine spezielle Person oder so, sondern einfach nur ein eigener Füllcharakter, aber der ist auch nicht so wichtig.

Ansonsten gibt es zu dem Kapitel einen neuen OS für die, die es interessiert wie es mit Riku und Saga weitergeht einfach in der OS-Sammlung gucken.

So dann eine Sache, die ich die anderen Kapitel dumm wie ich bin natürlich total vergessen habe: Vielen, vielen Dank an alle die mir immer so lieb Kommis hinterlassen, ich lese die auch immer und freue mich drüber, aber vergesse dann wohl meistens zu antworten^-^...

ich antworte hier jetzt erstmal auf alle zusammen irgendwie soweit ich dazu noch was zu sagen habe^-^

@Lucel: erstmal danke für weiterverfolgen... dann kann ich versprechen, dass du noch erfahren wirst, wofür Sono Geld für Ayame braucht, sehr bald sogar^-^ und Ikuma und Byou und das zusammenziehen, sagen wir ob das unbedingt die Art von überzeugen wird, die du dir vorgestellt hast, bin ich mir nicht so sicher. Und ich find auch das Wataru super nett Ruki gegenüber war und ja eigentlich ist Byou ja ein wunderbarer Freund, der hätte das Fehlen sicher bemerkt, aber das passte ja nicht zu meinem, Storyverlauf^-^ und Byou und Rukis vertragen, ist ja jetzt auch erstmal gescheitert >.<...

@Toffelchan: auch erstmal danke für die Kommentare^-^ schön zu wissen, dass Ruki jetzt besser ankommt, bin ich dann doch ganz zufrieden, dass es anscheinend funktioniert hat das Mitleid für ihn zu wecken... aber hast schon Recht, er geht die Sache auch selten dämlich an^-^... ja zu Riku und Saga gibts jetzt auch einen neuen OS, was denn zwischen den beiden passiert ist, als sie den Club heute verlassen haben... ja ich weiß, dass die Reaktion von Uruha eigentlich nicht gut ist, aber manchmal brauch man sowas einfach und Ruki macht sich ja selber schon genug fertig, der brauch gerade so einen Freund wie Uruha...

@-ladylike-: das freut mich, dass du dich so gefreut hast, die Vorstellung find ich übrigens sehr lustig^-^... ich hoffe mal die Geschichte gefällt dir auch weiter so gut

@Shin-chan: also du hast deinen Dank und deine Antworten ja eigentlich schon, aber ich schreib dich jetzt auch einfach mal hier hin, ne, weil immerhin schreibste mir auch immer Kommis und schaffst es sogar, ohne zu verraten wie es weitergeht, obwohl du ja sogar immer schon das Ende kennst^-^ ich bin sehr stolz auf dich Pon^o^

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Langsam stieg Ruki die Treppen vom Eingang hinunter. Ein Clubraum in einem Keller? Sowieso war die ganze Umgebung nicht sonderlich vertrauenswürdig und innerlich war der Braunhaarige mal wieder glücklich über seine Faulheit. Denn wäre er nicht mit dem Taxi sondern wie geplant mit der Bahn gekommen, hätte er ein ganzes Stück durch dieses Viertel laufen müssen und ob das in Anbetracht der zwielichten Gestalten auf der Straße eine sonderlich gute Idee gewesen wäre, wagte er doch zu bezweifeln. Mittlerweile war Ruki sich dann doch nicht mehr ganz sicher, ob Byou nicht vielleicht Recht gehabt hatte mit seinen Bedenken. Aber selbst wenn, zurück nach Hause gehen würde er jetzt nicht. Er würde zu seinem Date mit Aki gehen, auch wenn er das größten Teils wohl aus Trotz tat.

Von Innen machte der Club immer noch keinen wirklich besseren Eindruck. Er war sogar eigentlich noch ein bisschen schäbiger und düsterer als der indem der Kleine neulich mit Byou und so gewesen war, der in dem er Wataru wiedergetroffen hatte. Allein bei dem Gedanken an den Rothaarigen wurde Ruki schon wieder wütend, warum dachte er überhaupt andauert an diesen Barkeeper? Er sollte sich lieber damit beschäftigen, Aki zu suchen. Wenn er sich so umblickte, war nicht nur der Club nicht so ganz seine Liga. Mit seinem Designeroutfit und der Armani-Tasche stach Ruki regelrecht heraus aus den ganzen anderen doch relativ einfach gekleideten Partygästen. Abgesehen davon war er sicher auch der einzige Kerl hier, der nicht tätowiert war. Irgendwie wurde Ruki die Situation von Sekunde zu Sekunde unheimlicher.

Der Braunhaarige atmete noch einmal durch, bevor er sich auf den Weg durch die Leute machte auf der Suche nach Aki. Hoffentlich fand er den anderen bald, denn mit jedem Schritt den Ruki weiter in den Club machte, fühlte er sich noch ein Stückchen unwohler und die gaffenden Blicke, die er auf sich spürte, machten die Situation auch nicht besser.

„Hey Schnecke, hast du dich verlaufen?“ Erschrocken japste der Kleine auf, als er einen Schlag auf seinem Hintern spürte, drehte sich blitzschnell zu der Stimme um und blickte in die gefährlich blitzenden Augen eines dunkelhaarigen und recht muskulösen Kerls. Auf dessen Gesicht schlich sich gerade ein schiefes Grinsen bei dem Anblick des verschreckten Studenten. „Also, was macht so jemand wie du hier?“, säuselte der Typ, ließ seine Fingerspitzen betont langsam über Rukis Wange gleiten und unter dessen Kinn ruhen, verhinderte mit bestimmten Druck, dass der Braunhaarige seinen Blick abwenden konnte. Am liebsten würde Ruki wegrennen, dem Grapscher eine runterhauen, irgendwie aus dieser Situation entkommen, aber sein Körper reagierte gerade in keiner Weise, außer dass er ängstlich zitterte und der Ekel in ihm wurde nur noch größer, als er die zweite Hand des anderen wieder an seinem Hintern spürte. Vorsichtig versuchte er ein paar Schritte zurück zu machen, was aber schnell daran scheiterte, dass der Größere seinen Griff festigte, seine Hand fest in Rukis Hintern krallte und ihn sofort wieder enger an sich zog. „Du willst doch nicht etwa abhauen? Glaub mir, ich bin noch einer der Netteren, die dir hier begegnen können.“, raunte der Mann in Rukis Ohr, war ihm mittlerweile so nah, dass er den warmen Atem auf seiner Haut spüren konnte, was ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Im nächsten Moment fand der Braunhaarige sich fest gegen eine Steinwand gedrückt wieder, sein erschrockenes Keuchen war schon in dem Kuss untergegangen, den der Größere ihm gewaltsam aufdrückte. Der Ekel überfiel Ruki immer mehr und das Gefühl wurde jede Sekunde schlimmer, die der andere ihn küsste, dabei weiter mit seinen dreckigen Fingern über den schlanken Körper strich. Er hätte auf Byou hören sollen, warum hatte er das schon wieder nicht?

Kaum hatte der Braunhaarige das gedacht, sich eigentlich schon in sein Schicksal ergeben, dass er hier nicht wegkam, spürte er, wie der fremde Kerl gewaltsam von ihm weggerissen wurde und einen Schlag ins Gesicht kassierte, dabei unsanft auf dem Boden landete.

„Lass deine Finger von meinem Freund.“, zischte Rukis Retter nur mit so einer kalten Stimme, dass dem Braunhaarigen ein erneuter Schauer über den Rücken lief, aber gleichzeitig sorgte die Stimme auch dafür, dass Ruki sich merklich entspannte.

„Aki.“, wisperte er leise, war aber von der Aktion seiner schwarzhaarigen Verabredung mindestens genauso erstaunt, wie von der des Kerls vorhin. So viel Kraft hatte er Aki nicht zugetraut und vor allem hatte er nicht erwartete, dass der komische Typ wirklich ohne weiter etwas zu sagen, verschwand und auch der Rest der umstehenden Gäste Aki eher mit einem angsterfüllten Blick musterte.

„Tut mir leid, Süßer. Ich hätte dich abholen sollen, damit du nicht alleine hierherkommen gemusst hättest.“ Der Schwarzhaarige hatte sich wieder Ruki zugewendet, dabei ein freundliches Lächeln aufgesetzt. Kurz beugte er sich ein Stück zu ihm nach unten, hauchte einen Kuss auf Rukis Lippen, bevor er bestimmt einen Arm um ihn schlang und ihn weg führte. So schnell hatte der Kleine gar nicht reagieren können, ließ sich einfach willenlos von Aki durch den Club ziehen. Zwar war Ruki unheimlich froh darüber, dass der andere jetzt bei ihm war und ihn beschützte, aber unwohl fühlte er sich hier noch immer und irgendwie fand er die ganze Situation äußerst seltsam. Der Kerl eben war einiges größer und muskulöser als Aki gewesen und es wäre für ihn sicher ein Leichtes gewesen, den Schwarzhaarigen zu verprügeln, aber trotzdem war er fast schon wie ein feiges Mädchen davon geschlichen. Es war wie als hätte er Angst vor Aki gehabt und diese Tatsache beruhigte Ruki keineswegs, auch wenn Aki Ruki gegenüber wohl freundlich gestimmt war.

„Hat der Typ dir auch wirklich nichts getan?“, riss ihn die Stimme des Älteren aus seinen Gedanken. Verwirrt blickte Ruki auf direkt in Akis finsteres Gesicht, schüttelte nur leicht den Kopf, worauf der andere wieder begann zu lächeln und sich und Ruki auf eines der umstehenden Sofas zog. Der Braunhaarige hatte nicht einmal gemerkt, dass sie zum anderen Ende des Clubs gelaufen waren, an dem ein paar Sitzgelegenheiten und Tische standen. Um den Tisch an dem Ruki jetzt mit Aki saß, befanden sich noch vier weitere Personen, die der Jüngere natürlich alle nicht kannte und die er wenn er ehrlich war auch nicht kennen lernen wollte. Zwei von ihnen sahen, von ihren eindeutig bösartigen Gesichtsausdrücken mal abgesehen, ja noch an der Grenze zu normal aus, ähnlich wie Aki eben, aber die anderen beiden hätten Rukis Meinung nach auch gut Darsteller aus einem Unterweltfilm sein können, dem einen fehlte sogar ein Teil des kleinen Fingers. Sowieso wenn Ruki sich genauer umblickte, sahen die meisten hier so oder ähnlich aus wie er sich einen Yakuza vorstellte. Gott, wo war er hier nur rein geraten. Unbewusst drückt Ruki sich näher an Akis Körper, um wenigstens ein bisschen Sicherheit zu bekommen.

„Alles okay, Kleiner?“, hörte er eine sanfte Stimme von oben, antwortet dem Schwarzhaarigen wieder nur durch ein Nicken. Eigentlich war gar nichts okay, aber alleine würde er in diesem Club sicher nicht auch nur einen Schritt mehr machen, also blieb ihm nichts anderes übrig, als bei Aki zu bleiben und zu versuchen den Abend zu genießen. Oder zumindest irgendwie zu überstehen. Obwohl die Sache ja schon einen gewissen Nervenkitzel hatte. Ehrlich gesagt, war das einzige, was Ruki an Aki anziehend fand auch seine mysteriöse und gefährliche Ausstrahlung. Leugnen das so ein ‚Bad Boy‘ genau sein Typ war, war auch irgendwie sinnlos. Vielleicht sollte er einfach anfangen sich zu amüsieren und aufhören über den Ort hier nachzudenken.
 

*
 

Mitten in der Nacht wurde Ikuma von dem Läuten seines Handys geweckt, verdrehte nur genervt die Augen. Wer rief den bitte um die Zeit an? Zwar war er noch nicht lange im Bett, da Byou erst vor einer Stunde wieder gegangen war, aber trotzdem war er mehr als nur schlecht gelaunt, als er es nach ein paar Minuten, in denen das penetrante Klingeln nicht gestoppt hatte, schaffte aus dem Bett zu steigen.

„Was?“, schnauzte er deutlich angesäuert in den Hörer. Sollte der andere ruhig merken, dass es Ikuma missfiel, um diese Zeit angerufen zu werden.

„Ehm… Iku?“, kam es leise vom anderen Ende. Die Stimme des Anrufers war kaum von den Umgebungsgeräuschen zu unterscheiden und so wie sich das anhörte, war der andere wohl in einem Club oder ähnlichem, wahrscheinlich in irgendeinem Hinterraum. Aber der Silberhaarige war sich dennoch recht sicher, dass es Rukis Stimme war.

„Ru? Weißt du wie spät es ist?“

Eigentlich hatte Ikuma große Lust einfach aufzulegen, aber als er unter den ganzen Geräuschen ein kurzes Schluchzen wahrnahm, welches eindeutig von Ruki gekommen war, brachte er es einfach nicht mehr übers Herz. Egal wie sauer der Jüngere auch immer auf den anderen war, weil er sich offensichtlich schon wieder in eine ausweglose Lage gebracht hatte, weil er nie auf Byou und Ikuma hören wollte, der Braunhaarige war immer noch sein Freund und er musste ihm einfach helfen.

„Tut mir leid. Komm rede mit mir, was ist passiert?“, seufzte er ergeben, setzte sich auf die Bettkante und stellte sich innerlich schon mal darauf ein, die nächsten paar Stunden Rukis Geheule ertragen zu müssen.

„Ikuma, ich…“, begann der Kleinere und seiner Stimme war die Angst förmlich anzuhören, so wie sie zitterte. „Es ist ganz grausam, ich hätte auf euch hören sollen. Ich hab solche Angst vor Aki und den anderen hier, es… ich will hier weg, aber ich trau mich nicht noch mal durch diesen Club zu laufen. Und… ich wollte Byou anrufen, aber…“ Ruki machte eine Pause und Ikuma gab nur ein bejahendes Murren von sich, um zu signalisieren, dass er verstand. Es war ja auch kein Wunder, dass Ruki nach der Aktion vorhin Byou erst mal nicht mehr um Hilfe anflehen brauchte.

„Kannst du mich bitte abholen? Ich will hier weg?“, kam dann doch noch der eigentlich Grund warum der Braunhaarige angerufen hatte. Ikuma konnte deutlich hören, wie fast schon panisch der Kleine zu sein schien. Wo auch immer er war, es musste schrecklich sein und auch wenn der Jüngere sicher wahr, dass es keine sonderlich gute Idee wäre mitten in der Nacht alleine an so einen Ort zu gehen, stimmte er zu. Er konnte Ruki ja schlecht einfach da liegen und seinem Schicksal überlassen.
 

Die kalte Nachtluft umwehte Ikumas Gesicht, ließ ihn immer wieder frösteln. Er hätte sich dicker anziehen sollen, aber dass es wirklich so kalt wäre, hatte der Student nicht erwartet. Und ein Taxi zu nehmen, wäre auch eine gute Idee gewesen, denn diese Gegend durch die er gerade lief, war mehr als nur beängstigend. Die seltsamen Gestalten an den Ecken machten es nur noch schlimmer und Ikuma war sich mittlerweile noch sicherer, dass es eine schlechte Idee gewesen war, alleine hierher zu fahren. Byou sollte er von dieser Aktion besser nichts erzählen, der andere würde ihm nur tierische Vorwürfe machen, wie er so etwas Gefährliches tun konnte. Allein der Gedanke an seinen überfürsorglichen Freund zauberte Ikuma ein kleines Lächeln aufs Gesicht.

Ein greller Pfiff riss Ikuma aus seiner Schwärmerei. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, am besten nicht reagieren und einfach weiter laufen. Schließlich wollte er keinen Ärger riskieren. So unauffällig wie möglich beschleunigte der Kleine seine Schritte, weit konnte es bis zu dem Club ja nicht mehr sein. Er würde sich so schnell es ging Ruki schnappen und dann wieder verschwinden, denn länger als nötig wollte er nicht hier bleiben.

„Hey Pussy, was biste so abweisend?“, rief ihm eine dunkle Stimme hinterher, ließ Ikuma einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Bloß nicht stehen bleiben, einfach weiterlaufen, es war nicht mehr weit. Nur noch ein paar Häuser. „Lass uns ein bisschen Spaß haben.“ Ruckartig wurde Ikuma am Arm gepackt und umgedreht, sodass er genau in das Gesicht des Typens blickte. Bevor er überhaupt reagieren konnte, drückte der Kerl ihn fest gegen die nächste Hauswand. Der Silberhaarige keuchte nur vor Schmerz, starrte seinen Angreifer mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an. Der andere war größer und deutlich muskulöser als Ikuma und sein Blick hatte so ein bedrohliches Funkeln, dass dem Kleinen direkt wieder ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter lief.

„Lass mich los.“, versuchte er mit möglichst fester Stimme zu erwidern. Keine Angst zeigen, schrie er sich dabei innerlich an. Wenn er nur nicht wie ein Opfer wirkte, würde der Typ ihn sicher in Ruhe lassen. Also musste Ikuma nur ruhig bleiben und dann würde sich die Situation lösen. Aber sein Herz wollte bei der Sache nicht so mitmachen, denn das überschlug sich gerade vor Angst und sein ganzer Körper zitterte unweigerlich.

„Sicher, dass du das willst.“, säuselte der Größere, beugte sich dabei so nah zu Ikuma, dass er mit seinen Lippen das Ohr des Jüngeren berührte. Ikuma sog scharf die Luft ein, versuchte irgendwie ihren Körperkontakt zu vermindern, was die Wand in seinem Rücken und der Typ, der sich permanent enger an ihn drängte, unmöglich machten. Er wollte hier weg und er hatte Angst, von Sekunde zu Sekunde mehr. Was seinem Gegenüber nicht entgangen war, denn es breitete sich ein gefährliches Grinsen auf dessen Gesicht aus. „Du brauchst keine Angst vor mir haben. Wir haben jetzt ein bisschen Spaß und ich verspreche dir, es wird dir gefallen.“ Mit diesen Worten wurde Ikuma grob in eine kleine Gasse zwischen zwei Häuser geschoben, landete unsanft mit dem Rücken auf dem kalten Steinboden. Ein leises Wimmern entkam ihm, bei dem schmerzhaften Aufprall und sofort versuchte er sich wieder aufzurichten. Weg! Das war alles, was er in diesem Moment denken konnte und so begann er zu rennen. So schnell er konnte, einfach weg.

Weit kam Ikuma jedoch nicht, wurde fast sofort wieder gegen eine harte Wand geschleudert und landete nach Luft japsend auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte grausam und seine Lungen brannten, sein Herz raste noch immer vor Angst.

„Je weniger du dich wehrst, desto weniger tut es weh, Schlampe.“, schrie ihn der Typ jetzt fast schon an, hatte sich über Ikuma gebeugt und ihn fest auf den Boden gedrückt, machte sich schon daran dem Kleineren die Klamotten vom Leib zu reißen.

Mit allem was er an Kraft aufbieten konnte, versuchte Ikuma sich zu wehren, schlug und tritt um sich so gut es ging, kassierte aber immer nur mehr Faustschläge ins Gesicht, in den Bauch, spürte wie sein Körper langsam drohte unter den Schmerzen zu zerbersten. Ein Stechen zog sich durch seine Brust, als ein erneuter Schlag auf seinen Oberkörper niederging, zu mehr als einem leisen Aufschrei war der Silberhaarige nicht mehr im Stande, lag nur noch wimmernd mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden. Die Hände des Kerls wanderten unaufhörlich über die geschundene Haut, betatschten ihn grob an allen möglichen Stellen. Ikuma wollte das nicht, er wollte nicht von diesem Typ angefasst werden.

„Aufhören…“, wimmerte er immer wieder, versuchte den anderen irgendwie von sich wegzudrücken. Aber egal was er versuchte, es half nichts, der Mann presste sich nur noch enger an ihn, begann mit seinen Zähnen fest in Ikumas Hals zu beißen, immer weiter seinen Speichel auf der hellen Haut zu verteilen.

„Bitte…“ Langsam traten dem Studenten Tränen in die Augen, brannten sich seine Wangen hinunter, während sein ganzer Körper von Sekunde zu Sekunde mehr unter den Schmerzen zerging. Es war klar, worauf das hier hinauslaufen würde und er wollte das nicht, er hatte Angst.

„Keine Angst, ich besorg’s dir gleich.“, raunte der Fremde wieder, riss Ikuma jetzt auch noch den letzten schützenden Stoff von dessen Unterleib, bevor er sich seine eigenen Hose eilig öffnete.

Der Kleinere kniff nur noch fest die Augen zu, wollte nicht sehen was mit ihm passierte, wollte einfach nicht hier liegen und er wollte nicht mehr, dass der Kerl seine Tränen sah, die ihm weiter heiß die Wangen runter liefen. Sein ganzer Körper pochte vor Schmerzen und bald durchfuhr Ikuma ein harsches Ziehen, als der andere erst seine Finger und dann etwas viel größeres grob in ihn stieß, wild hechelnd über den Körper des Silberhaarigen rutschte.

Wie benebelt ließ Ikuma alles mit sich geschehen, nahm gar nichts mehr wahr außer diesen unbändigen Schmerz, den Ekel, der langsam seine Kehle hinauf glitt, merkte weder als der andere von ihm abließ noch wie lange er da lag, auf dem kalten Boden, leise weinend. „Byou~“, wisperte er immer wieder, wünschte sich nichts mehr als seinen Freund bei sich zu haben, bis irgendwann auch der Schmerz nicht mehr spürbar war, ihm alles schwarz vor Augen wurde.
 

*
 

Leicht angetrunken schwankte Wataru Richtung Toiletten. Endlich hatte er mal wieder einen Abend frei und konnte sich betrinken, was nach dem ganzen Stress der letzten Wochen auch bitter nötig war. Auch wenn er nicht unbedingt so viel Geld für Alkohol übrig hatte, aber wenn interessierte das schon.

Nach zehn Minuten hatte er es auch irgendwie geschafft seine Hose wieder anzuziehen und sich zu einem der Waschbecken begeben. Kurz warf er einen Blick in den Spiegel, nur um festzustellen, dass er fürchterlich aussah. Was ihn im zweiten Moment aber auch wieder herzlich wenig interessierte, er wollte sowieso niemanden abschleppen.

Gerade als er die Toiletten wieder verlassen wollte, zog ein seltsames Wimmern seine Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig lauschte er dem Geräusch, versuchte die Quelle ausfindig zu machen. Ohne weiter darüber nach zu denken, öffnete er einfach alle Kabinen, da es ihm irgendwie zu dumm wurde einfach nur zu lauschen und staunte nicht schlecht, wenn er da zusammen gekauert auf dem Boden erblickte.

„Ruki?“ Vorsichtig beugte er sich zu dem Kleinen, der ihn nur ebenso erstaunt musterte, aber wenn Wataru den Blick richtig deutete, war der Braunhaarige dieses Mal sogar erfreut darüber, ihn zu sehen. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein, nüchtern war er ja nicht mehr wirklich. Aber eine Sache interessierte ihn dann doch. „Was machst du hier?“ War ja schließlich nicht so die Art von Club, in dem man Leute wie den verwöhnten Braunhaarigen normalerweise antraf. Und in die Ecke einer Toilettenkabine gedrängt war darüber hinaus auch ein seltsamer Ort.

„Ich…“, begann der Jüngere, der langsam aus seiner Starre erwachte, sich im nächsten Moment in Watarus Arme warf, den Größeren fest umklammerte und diesen damit noch mehr verblüffte. „Ich hab Angst.“, kam ein leises Flüstern, worauf der Rothaarige seine Arme ebenfalls um den anderen Körper legte und Ruki sanft an sich zog. „Hier sind nur Kriminelle.“

Wataru musste sich ein Lachen hart verkneifen, konnte zwar absolut verstehen, warum Ruki Angst hatte hier zu sein. Wenn er klein, schwach und reich wäre, hätte er die sicher auch, aber zu erwarten war das jawohl gewesen. Immerhin war er sicher wegen einer Verabredung mit Aki hier. „Süßer, was hast du erwartet, was du für Leute triffst, wenn du dich mit dem Sohn eines Yakuza-Boss einlässt.“

„Was?... Aki ist…“ Ruki schien ehrlich überrascht zu sein, was Wataru wieder nur ein leichtes Grinsen entlockte. Der Jüngere war so süß naiv, dabei hatte er seinen besten Freund doch extra noch gewarnt und gehofft dieser wüsste auf den Kleinen aufzupassen. Hatte wohl nicht funktioniert. „Aber Aki war so lieb zu mir.“, flüsterte der Kleine mehr zu sich selbst, schien wirklich ein absolut verklärtes Bild von dem anderen zu haben.

‚Ja, weil er dich flachlegen wollte.‘, hätte der Größere jetzt am liebsten geantwortet, verkniff es sich aber und stand stattdessen auf, was gar nicht so leicht war, da Ruki anscheinend nicht vor hatte ihn heute nochmal loszulassen. „Also, ich bring dich jetzt erst mal hier raus und dann nach Hause, du kannst ja nicht die ganze Nacht auf der Toilette verbringen.“ Der Braunhaarige schien von der Idee jedoch nicht sonderlich begeistert, krallte sich noch fester in Watarus Hemd und nuschelte etwas was sich stark nach ‚Ich will da nicht mehr raus.‘ anhörte.

„Keine Angst, ich werde dich beschützen.“, lächelte er dem anderen versichernd zu, verließ mit Ruki den Raum und achtete darauf den Braunhaarigen keine Sekunde aus den Augen zu lassen, während er ihn durch den Clubraum nach draußen führte. Der Rothaarige merkte, wie stark der Jüngere in seinen Armen zitterte, drückte ihn so eng wie möglich an sich, um ihm Sicherheit zu geben. Zumindest hoffte er, dass seine Anwesenheit diesen Effekt hatte.

„Danke.“, murmelte Ruki, als sie endlich wieder auf der Straße waren, hielt sich aber immer noch eng an den Größeren gedrückt und wenn Wataru ehrlich war, mochte er Rukis Nähe und noch mehr erfreute ihn die Tatsache, dass der Braunhaarige ihm vertraute und Aki nicht. Denn sonst hätte er sich doch von seinem schwarzhaarigen Flirt rausbringen lassen. „Ehm… Wataru, würdest du mich nach Hause bringen?“

Der Größere blinzelte etwas verwirrt zu dem Jungen in seinen Armen, dessen Wangen ein leichter Rotschimmer zierte. Ruki war einfach unheimlich niedlich und verdammt attraktiv. Zwar hatte er einen ziemlich miesen Charakter, zumindest soweit Wataru den beurteilen konnte, aber wenn der Kleine so schutzsuchend und hilfsbedürftig war, lief der Rothaarige ernsthaft Gefahr ihn mehr zu mögen als er eigentlich wollte.

„Klar, mach ich das oder glaubst du ich lass dich hier nachts alleine rum rennen?“, antwortete der Ältere amüsiert, blickte den anderen lächelnd an und freute sich einfach unbeschreiblich, dass er die Nähe des Braunhaarigen noch eine Weile genießen durfte, zumindest schlug sein Herz schneller als normal, aber vielleicht lag das auch am Alkohol.

„Danke.“, flüsterte der andere, hatte jetzt endlich auch sein hübsches Lächeln wiedergefunden. Kurz erwiderte er Watarus Blick, stellte sich dann auf die Zehenspitzen und verschloss flüchtig ihre Lippen, bevor er sein Gesicht wieder dem Boden zu wand. Viel zu überrascht über die unerwartete Berührung starrte der Rothaarige nur weiter auf seinen kleinen Begleiter, kam aber nicht darum ein noch viel breiteres Grinsen aufzusetzen, während sein Herz gerade noch höhere Sprünge in seiner Brust vollführte.

Gerade als der Barkeeper sich wieder einigermaßen gefangen hatte und eigentlich losgehen wollte, begann Ruki wieder hektisch in seinen Armen rum zu wackeln. „Ist was?“

„Ikuma. Ich hab ihn angerufen, dass er mich abholt, weil ich so Angst hatte und ich ruf ihn besser an, dass er nicht kommen soll.“, meinte der Braunhaarige, tippte schnell auf dem Display herum und wartete, dass sein Anruf entgegen genommen wurde.

Ein lautes Klingeln durchzog die Nacht, ließ Wataru unweigerlich erschrocken zusammen fahren. Verwirrt blickte er sich um, erhoffte eigentlich Ikuma jetzt irgendwo zu erblicken, denn wie wahrscheinlich war es denn, dass ein anderes Handy genau dann klingelte, wenn Ruki den Jüngeren anrief. Aber zu sehen war niemand. Der Rothaarige versuchte sich zum zweiten Mal an diesem Abend in Geräuschortung, auch wenn er immer noch in einem Zustand war, indem das nicht sonderlich einfach war, obwohl es auch seltsam war, dass sich das Geräusch nicht zu bewegen schien und dass auch nicht abgenommen wurde. Vielleicht… nein, bitte nicht. Sofort ließ er Ruki los, stürmte einfach darauf los in die Richtung einer schmalen Gasse, in der er das Geräusch vermutete. Bei dem Anblick, der sich ihm dort bot, erstarrte Wataru augenblicklich, merkte wie sein Herzschlag kurz aussetzte.

„Ikuma.“, kam ein ersticktes Quieken von Ruki, der ihm anscheinend gefolgt war, genauso starr einfach neben dem Größeren stand.

„Ruf einen Krankenwagen. SOFORT!“ Das durfte nicht wahr sein. Schnell hastete Wataru zu dem leblosen Körper auf dem Boden, versuchte einen Puls zu fühlen, seine Atmung, Herzschlag… irgendwas, dass ihm Sicherheit gab, dass Ikuma noch lebte. Der Kleine war so kalt, er durfte einfach nicht tot sein.
 

tbc

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ja, ich sag dazu mal nichts und warte einfach mal ab, was ich so für reaktionen bekomme^-^

wataru find ich übrigens toll, der ist mir schon wieder viel zu nett geworden...

und mal sehen wie viel sympathie ruki jetzt noch bekommt...

ich lad auch noch einen neuen OS hoch, damit man nach dem ganzen drama hier auch noch was schönes zu lesen bekommt^-^
 

@ladylike: danke für den netten kommentar und danke für das kompliment, freut mich, dass meine art die Gefühle der Charas zu beschreiben dir gefällt.

@Toffelchan: die sache mit aki ist jetzt wohl nicht so gelaufen wie erwartet... ja ruki musste nicht so leiden... ich musste ehrlich grinsen, als ich das kommi gelesen habe, weil es irgendwie ja das schlimme voraussieht, aber für die falsche person^-^

@Lucel:ja ich weiß ruki ist nicht so helle im moment, aber er ist einfach emotional verwirrt, da passiert sowas schon mal, aber vielleicht sieht er es ja noch ein...

@Shin-chan: ja, aki kommt ja jetzt auch nicht mehr vor, also brauchste ihn nicht weiter hassen und wataru ist sich ja noch ein bisschen unsicher ne^-^

@PrincessKaya: erstmal danke fürs lesen, dann für das kompliment für die andere ff und dann für das kommi^-^... der aki sollte keine bekannte person werden, weil der ja eine ziemlich unsympathische rolle hat und die wollte ich keinem geben^-^... ohja ich mag ayame auch

-6-

-6-
 

Piep.

Piep.
 

Das monotone Piepen des Monitors neben dem Bett brachte Byou langsam um den Verstand. Er wusste nicht wie langer er schon hier saß, sein Zeitgefühl hatte der Blonde schon lange verloren. Er saß nur hier, starrte abwechselnd auf den Herzmonitor und seinen Freund. Es war wie ein Alptraum, das Krankenhaus, das weiße sterile Zimmer, alles irgendwie so surreal und doch hatte er die schreckliche Gewissheit, dass das hier alles wahr war. Dass Ikuma wirklich dort auf dem Bett lag, im Koma, mit dem Tod kämpfte, angeschlossen an alle diese Geräte, die unnachgiebig das bisschen Leben anzeigten, welches noch in dem schlanken Körper war.

„Bleib stark, Schatz. Ich weiß, du schaffst das, du wirst wieder wach.“, flüsterte er leise, strich mit seinen Fingern dabei sanft über Ikumas Wange. Er würde hier bleiben bis der Kleinere aufwachte, er würde Ikuma keine Sekunde mehr alleine lassen, nicht nachdem was passiert war. Sein Freund sah so friedlich aus, wie als würde er schlafen, nur die Verbände und die blauen Flecken deuteten auf das hin, was ihm grausames wiederfahren war. Schon als er Samstags mitten in der Nacht einen Anruf von Wataru bekommen hatte, hatte er dieses ungute Gefühl gehabt, dass irgendwas nicht stimmte und als der andere erzählte, Ikuma sei im Krankenhaus, wäre Byous Herz vor Angst um seinen Freund fast stehen geblieben. Als Byou dann endlich im Krankenhaus angekommen war, den völlig aufgelösten Ruki dort gefunden hatte zusammen mit Wataru, war dieses Gefühl noch schlimmer gewesen. Sein ganzer Körper hatte gezittert, er hatte sich so leer gefühlt, so hilflos, als der Arzt ihnen von Ikumas Gesundheitszustand erzählt hatte. Er liebte den Jüngeren doch über alles, hatte ihn beschützen und glücklich machen wollen und trotzdem hatte er nicht verhindern können, dass der Silberhaarige so schlimm misshandelt wurde, er war nicht da gewesen, um seinen Freund zu retten. Warum war er an dem Abend auch zu sich nach Hause gefahren und nicht bei Ikuma geblieben wie sonst auch?

„Es wird alles wieder gut mein Engel.“, flüsterte er weiter, strich durch die silbernen Haare seines Freundes. So sehr hoffte er doch, dass seine Worte wahr werden würden, auch wenn er es eigentlich besser wusste. Es würde nie mehr so sein wie immer, Ikuma würde nie mehr so sein wie immer. „Ich bin immer bei dir.“ Byou würde alles tun, damit der andere wieder wach wurde, damit der Jüngere dieses Erlebnis irgendwie verarbeiten könnte.

Das leise Geräusch der Tür riss ihn einen Moment von Ikuma los. Es war lediglich eine Schwester, die kurz nach dem Kleineren sehen wollte, nach ein paar Minuten auch schon wieder wortlos verschwunden war. Die Schwester kam wohl in regelmäßigen Abständen, zumindest kam es Byou so vor, aber wie gesagt war von seinem Zeitgefühl nicht mehr viel übrig. Aber wahrscheinlich war es Montagvormittag, denn Ayame und Sono wollten gegen Nachmittag vorbei kommen und da sie noch nicht da gewesen waren, konnte es noch nicht so spät sein. Ikumas Eltern waren gestern ebenfalls hier gewesen und sie hatten auch bleiben wollen, aber Byou wusste, dass sie arbeiten mussten und hatte sie deswegen wieder weggeschickt, mit dem Versprechen sich jeden Abend zu melden wie es Ikuma ging. Wataru und Ruki hatten den halben Sonntag hier gesessen, bis Byou sie rausgeworfen hatte oder eher Ruki rausgeworfen hatte, Wataru war dem Kleinen dann gefolgt, um ihn zu trösten. Zwar war sein bester Freund oder besser ehemaliger bester Freund auch sichtlich fertig von dem Geschehen, aber Byou hatte ihn einfach nicht mehr sehen können. Er wollte Ruki nicht mehr in seiner oder in Ikumas Nähe haben, schließlich war es die Schuld des Braunhaarigen. Wenn er nicht so ein selbstverliebtes, arrogantes Ego-Schwein wäre, wäre der Silberhaarige niemals in so eine Situation gekommen, wäre nicht mitten in der Nacht in dieses Viertel gefahren und wäre nicht vergewaltigt worden. Ruki hatte Ikuma in vollem Wissen wie gefährlich die Lage war dort hin gerufen, weil er zu egozentrisch war, zu merken, dass es nicht nur für ihn riskant war sich dort aufzuhalten, zu dickköpfig, um auf die Warnung der anderen im Voraus zu hören und zu feige, um seinen Fehler einzugestehen und Byou um Hilfe zu bitten. Egal wie sauer der Blonde gewesen war, er wäre gekommen, wenn Ruki ihn angerufen hätte und Ruki wusste das mit Sicherheit, er wollte sich nur nicht die Blöße geben, dass Byou wieder mal recht gehabt hatte mit seinen Bedenken. Nein, er hatte Ikuma, der mindestens genauso schwach und hilflos wie Ruki war, angerufen und ihn direkt in die Hölle geschickt. Und das würde Byou Ruki niemals verzeihen, niemals.

Ein zaghaftes Klopfen holte Byou wieder zurück in die Realität, bevor sich die Tür langsam öffnete und Ayame und Sono leise hereintraten. Der Blonde hielt einen Blumenstrauß in der Hand, wobei er ihn mehr starr umklammerte. Wenn Byou ihn genauer betrachtete zitterte er leicht, was wahrscheinlich nur dadurch abgeschwächt wurde, dass Sono ihn fest im Arm hielt. Der Gesichtsausdruck des Größeren war leblos, ähnlich wie Wataru auch ausgesehen hatte und wenn Byou mal einen Spiegel gesehen hätte seit Samstag, wüsste er auch, dass er genauso schlimm aussah. Anscheinend war sogar Riku mitgekommen, denn Byou konnte den Blonden entdecken, der teilnahmslos hinter Sono herumstand und nicht wirklich so aussah, als hätte er die Sache mit Saga in den letzten Tagen auch nur ein bisschen verarbeitet. Umso mehr freute es den Älteren, dass er trotzdem gekommen war, um Ikuma beizustehen.

„Schön, dass ihr gekommen seid. Ich denke, Ikuma freut sich auch.“, entgegnete er mit einem müden Lächeln, deutete den anderen näher zu kommen.

Ayame stellte sich Byou gegenüber, streichelte Ikuma sachte über den Arm, während er offensichtlich hart dagegen kämpfte nicht zu weinen. Unterdessen hatte Sono sich neben Byou gesetzt und Riku blieb am Kopf des Bettes stehen.

„Du siehst grausam aus, Byou. Sitzt du schon die ganze Zeit hier?“ Sono hatte seine Hand leicht auf Byous Schulter gelegt, sah ihn mit besorgtem Blick an. Natürlich war es dem Blonden irgendwie klar, dass er schlimm aussehen musste, er hatte seit Samstagnacht nicht mehr geschlafen, kaum gegessen oder getrunken, aber er wollte nicht von Ikumas Seite weichen bis der andere aufwachte.

„Ja und ich bleibe auch hier. Würdest du doch auch tun.“ Sono nickte nur leicht, richtete seinen Blick wieder auf den Jungen im Bett. Ihm war sicher genauso klar wie Byou, dass egal was er sagte, der Blonde nicht gehen würde, um sich auszuruhen.

„Wie geht es ihm? Haben die Ärzte was gesagt?“, brach Rikus Stimme die wieder aufkommende Stille.

„Sie können nichts Genaues sagen, wann er aufwacht, aber er ist außer Lebensgefahr.“, gab Byou knapp wieder, was ihm der behandelnde Mediziner heute Morgen gesagt hatte, wusste selber nicht so genau, ob das unbedingt eine gute Nachricht war und auch die anderen schienen nicht sonderlich erleichtert. Denn wenn man den Silberhaarigen so betrachtete, sah er nicht so aus, als ob es ihm bald besser gehen würde und wie der Überfall seine Psyche verändert hatte, konnte man ja jetzt auch noch nicht sagen.

„Mein armer Iku, warum lässt Gott nur zu, dass jemandem wie dir sowas passiert. Du warst doch immer so lieb zu mir. Sowas hast du nicht verdient.“, kam ein heiseres Flüstern von Ayame, der aus seiner Lethargie erwacht zu sein schien, auch wenn sein Gesichtsausdruck immer noch abwesend wirkte. Der Blonde spielte leicht mit den silbernen Strähnen des anderen, kämpfte noch immer mit den Tränen. „Samstag war doch der schönste Tag meines Lebens für mich und für dich war er so schrecklich. Das ist doch nicht fair. Dabei wollte ich dir doch heute davon erzählen und…“ Kurz schluchzte er auf, bevor er weiterredete. „Ich denk schon wieder nur an so einen Mist, während es dir so schlecht geht.“ Der Kleinste schien eindeutig neben sich zu stehen, so verwirrt wie er vor sich hin redete und für Byou machte es die Situation nur noch viel schlimmer, er wollte seine Freunde nicht leiden sehen und vor allem wollte er Ikuma nicht leiden sehen. Sono war mittlerweile aufgestanden, auf die andere Seite zu Ayame gegangen und hatte den Kleineren in seine Arme gezogen, streichelte ihm beruhigend die Seite.

„Erzähl es ihm ruhig. Der Arzt hatte gemeint, es würde helfen, wenn wir mit ihm reden.“ Byou hatte diesen Rat schon die letzten Tage befolgt, aber mittlerweile wusste er nicht mehr, was er erzählen sollte und vielleicht wäre es noch hilfreicher, wenn auch mal jemand anderes mit Ikuma redete, wenn der Jüngere merkte, dass auch andere sich um ihn sorgten.

„Okay.“, begann der Blonde etwas unsicher, drehte nervös an seinem Ring herum. Es schien ihm immer noch unangenehm zu sein, Ikuma von seinem Glück zu erzählen, Byou konnte sich ja schon denken, was der andere zu erzählen hatte. Immerhin hatte er Sono den Zweitjob verschafft, dem der Schwarzhaarige die letzten Monate heimlich nachgegangen war und er wusste auch wofür Sono das Geld gebraucht hatte. „Samstag war unser Jahrestag, hab ich dir ja erzählt. Aber es war viel besser, weil wir waren nicht nur essen, wie ich gesagt habe. Wir haben den ganzen Tag zusammen verbracht, so wie ich mir das gewünscht habe. Und wir waren sogar am See, den hab ich dir ja schon mal gezeigt.“ Ayame wirkte irgendwie immer entspannter je länger er von seinem Wochenende erzählte und Byou hoffte inständig, dass Ikuma diese angenehmere Atmosphäre helfen würde. „Und nach dem Essen haben wir dann zu Hause noch ein bisschen auf dem Sofa gesessen und Wein getrunken und dann hat Sono mir einen Heiratsantrag gemacht.“ Jetzt strahlte der Blonde übers ganze Gesicht, kuschelte sich enger an seinen jetzt ja Verlobten, bevor er fortfuhr. „Kannst du dir das vorstellen? Ich meine, er hat mir die schönste Liebeserklärung gemacht, die ich je gehört habe und er will den Rest seines Lebens mit mir zusammen bleiben. Das ist alles, was ich mir immer gewünscht habe. Samstag war der glücklichste Tag meines Lebens und… und ich will dir doch so gerne was von meinem Glück abgeben. Wach bitte wieder auf, bitte.“
 

*
 

Seufzend ließ Ruki seinen Kopf auf die Schreibtischplatte sinken, tat seit einer halben Stunde nichts als seinen Desktop-Hintergrund anzustarren. Er wäre so gerne mit Riku und den anderen ins Krankenhaus gegangen, er wollte Ikuma auch beistehen, er wollte wissen, wie es seinem Freund ging. Aber er kam ja nicht zu ihm, Byou würde ihn nicht zu Ikuma lassen, sondern den Braunhaarigen direkt wieder raus werfen, so wie er es auch gestern getan hatte. Byou hasste ihn und irgendwie konnte Ruki das auch verstehen. Er machte sich ja selber unheimliche Vorwürfe, dass er Ikuma angerufen und zu kommen gebeten hatte, wusste selber, dass er Mitschuld war, an dem was passiert war, aber es war trotzdem nicht fair, dass er nicht zu dem Jüngeren durfte. Er mochte ihn doch und wollte ihm helfen, bei ihm sein, so wie Freunde das in solchen Situationen nun mal waren.

An Samstagnacht konnte der Braunhaarige sich nicht mehr richtig erinnern, zumindest an den Teil, wo sie Ikuma gefunden hatten. Das war alles irgendwie nur schwammig unreal in seinem Gedächtnis, dafür kamen ihm die Bilder aus dem Krankenhaus umso klarer in den Sinn, sobald er die Augen schloss. Es war ein grausames, bedrückendes Gefühl einen Freund so verletzt zu sehen und einfach nicht in der Lage zu sein, ihm zu helfen. Und als ob das bange Warten während Ikumas Operation nicht schon schlimm genug war, hatte Byou ihn dann auch noch plötzlich angeschrien, als die Ärzte sie endlich über den erfolgreichen Ausgang des Eingriffes informiert hatten, hatte ihm Vorwürfe gemacht und ihm immer wieder gesagt, wie sehr er ihn doch hassen würde, für das, was Ikuma wegen ihm passiert war. Und Ruki hatte nichts dagegen sagen können, denn der Größere hatte Recht gehabt, auch wenn Wataru die ganze Zeit über versucht hatte, den beiden das Gegenteil klar zu machen.

Wataru… Der Barkeeper war gestern den ganzen Tag bei ihm geblieben, nachdem Byou ihn rausgeworfen hatte. Eigentlich hätte Wataru ihm Krankenhaus bleiben dürfen, aber er hatte sich lieber um Ruki gekümmert und der Kleine musste sich jetzt wohl eingestehen, dass er den anderen absolut falsch eingeschätzt hatte. Er war so fürsorglich gewesen, obwohl Ruki ihn immer nur wie Dreck behandelt hatte und dafür war der Kleine dankbar. Bei Gelegenheit sollte er sich bei dem Rothaarigen bedanken, ihn vielleicht mal auf einen Kaffee einladen. Neue Freunde würde er sich jetzt sowieso suchen müssen, denn Byou hatte klar gemacht, dass er ihn nie wieder sehen wollte und Ikuma würde es sicher genauso sehen.

Der Nachrichtenton seines Messengers riss Ruki aus seinen Grübeleien.
 

~Saga~

Hey, Ru…

Bist du da?
 

*Ruki*

Hi, für dich doch immer (^-^)

Und wie ist es bis jetzt so in Kalifornien, ich hoffe doch sonnig?
 

Ein freudiges Grinsen schlich sich auf Rukis Züge. Mit Saga hatte er sich immer gut unterhalten können und er hoffte, dass die Tatsache, dass der andere jetzt am anderen Ende der Welt war nichts daran änderte.
 

~Saga~

Ehm… Harvard ist in Massachusetts… genau die andere Seite von Amerika(^o^)…

Aber ja, das Wetter ist ganz gut, aber es könnte wärmer sein, hab noch nicht so viel gemacht in der letzten Woche, aber nächste Woche geht die Uni los, ab dann wird es hoffentlich interessant…

Wie geht’s euch so?
 

Okay, minimal peinlich, aber woher sollte Ruki sowas auch wissen?
 

*Ruki*

Euch???

Also mir geht’s beschissen, Byou auch…
 

Ruki machte eine kurze Pause, wusste zwar genau, von wem Saga eigentlich hören wollte, aber den Gefallen würde er dem Größeren nicht tun. Er würde ihn erst ein wenig ärgern, immerhin hatte Saga auch Ruki einfach so ohne Vorwarnung verlassen und das fand der Braunhaarige auch wiederum nicht sonderlich toll von seinem Kumpel, tippte dann aber doch noch einen Satz.
 

*Ruki*

Uruha und so sicher ganz gut…
 

~Saga~

Du weißt genau, dass ich auf jemand ganz anderen raus wollte!

Sag mir wie es Riku geht und dann erzähl was mit dir und Byou ist…

Aber erst Riku(^-^)
 

Klar, für wen anders als Riku interessierte sich Saga nie, wenn sie miteinander schrieben. Natürlich war das jetzt übertrieben, er half Ruki immer, aber erst nachdem er alle Informationen über den Blonden zusammen hatte.

So richtig verstehen tat Ruki das ganze aber nicht. Wenn er ihre Chatgespräche so betrachtete, konnte man fast glauben, Saga liebte Riku wirklich und vermisste ihn unheimlich. Aber wieso hätte er dann gehen sollen? Das war doch unlogisch. Immerhin hatte er Riku damit mehr als nur ein bisschen weh getan und sowas wollte man einem geliebten Menschen doch nicht antun.
 

*Ruki*

Wie soll’s dem gehen, nachdem du Arsch ihn so hast sitzen lassen?

Er ist ein psychisches Frack, total am Boden…
 

~Saga~

Es tut mir leid… ich will nicht, dass er wegen mir so leidet.

Sag ihm das!

Und sag ihm
 

~Saga~

Dass ich ihn liebe.
 

Wer’s glaubt. Ruki auf jeden Fall nicht, zumindest nicht wirklich. Denn wie gesagt, man verließ die Person die man liebte nicht so hinterhältig, man ging nicht einfach für ein Jahr weg und schon gar nicht ohne es vorher zu sagen.
 

*Ruki*

( ̄∩ ̄#...

Er wird es dir nicht glauben…

Aber ich sag’s ihm, damit du zufrieden bist…
 

~Saga~

Danke<3

Also was ist bei euch los?
 

*Ruki*

Naja, wo soll ich anfangen

Es ist ein bisschen komplizierter…

Byou und ich haben uns gestritten, wegen Aki… du weißt schon von dem hab ich dir erzählt???
 

Es fiel Ruki schwer Saga die Geschichte zu erzählen, vor allem weil er Angst hatte, dass selbst der andere ihn für schuldig halten würde. Denn alle außer Wataru schienen ja so über die Sache zu denken. Allen voran Byou. Riku und der Rest von Ikumas Freunden waren sicher auch der Meinung, auch wenn Ruki das nicht genau wusste und selbst Uruha hatte ihm mehr oder weniger klar verständlich gesagt, dass es dumm gewesen war, Ikuma in so einer Situation zu rufen.
 

~Saga~

Ja und denke mal Byou war wieder übervorsichtig und wollte nicht, dass du gehst?
 

*Ruki*

100 Punkte!!!

Aber das ist nicht das Problem…

Ich bin, so dumm wie ich war, trotzdem hingegangen… war natürlich ein Yakuza-Club oder sowas in der Art, auf jeden Fall hatte ich verdammte Angst und hab dann Ikuma angerufen mich zu holen, weil ich mich nicht getraut habe Byou anzurufen…
 

~Saga~

Kann ich verstehen

Aber wo ist da jetzt das Problem, deswegen wird der dir kaum sauer sein?
 

*Ruki*

Das Problem ist, Ikuma wurde auf dem Weg überfallen, vergewaltigt und liegt jetzt im Koma… und das alles wegen mir… deswegen hasst Byou mich jetzt und das kann ich verstehen, ich mach mir ja selber Vorwürfe…
 

Eine ganze Weile kam keine Antwort und Ruki dachte schon, dass Saga vielleicht gegangen war, weil er nicht mehr mit ihm reden wollte.
 

~Saga~

Oh mein Gott… wird er wieder ganz gesund?
 

*Ruki*

Ich weiß nicht, Byou hat mich ja rausgeworfen und ich kann nicht mehr zu ihm

Riku ist grad bei ihm, ich hoffe er erzählt mir nachher wenigstens was…
 

~Saga~

Sag mir Bescheid sobald du weißt, wie es Ikuma geht

Und Ruki, es ist nicht deine Schuld!

Du konntest nicht wissen, dass sowas passiert. Schuld ist alleine der Typ, der Ikuma überfallen hat. Und ich bin sicher Byou wird das auch bald einsehen und Ikuma sieht es sicher genauso, wenn er aufwacht…

Bitte mach dich nicht selber fertig, du kannst nichts dafür
 

Der Braunhaarige musste die Sätze zweimal lesen, um zu verstehen, was der andere geschrieben hatte. Er dachte nicht, dass es Rukis Schuld war! Er war der erste, der ihn nicht beschuldigte und dafür war der Kleine unheimlich dankbar, denn die ganze Situation und die Geschehnisse von Samstag belasteten ihn schon genug. Und seine Selbstvorwürfe waren schlimm genug.
 

*Ruki*

Danke, dass du wenigstens zu mir hälst.

Aber ich hätte wissen müssen, wie gefährlich es dort war… Ich war ja selber da und hatte tierische Angst um mein Leben und dann zwing ich Ikuma an so einen Ort zu kommen, um mich zu retten, obwohl er doch auch nicht stärker ist als ich
 

~Saga~

Ruki, du warst wahrscheinlich viel zu ängstlich, um noch rational darüber entscheiden zu können, weil du nur noch weg wolltest. In dem Moment konntest du nicht an sowas denken.

Wie bist du da eigentlich rausgekommen?
 

*Ruki*

Wataru hat mich gerettet und wollte mich nach Hause bringen und dann haben wir halt Ikuma gefunden…
 

~Saga~

Der schon wieder… der lauert dir auch auf oder?
 

Wieder schlich sich ein Lächeln auf die Lippen des Kleineren. Saga mochte Wataru von Anfang an nicht, obwohl er ihn nicht mal kannte. Was aber bei Rukis Art von dem Älteren zu reden auch kein Wunder war.
 

*Ruki*

Nein, ich denke nicht und ehrlich gesagt bin ich froh, dass er da war… außerdem ist er viel netter als ich gedacht habe, ich habe ihn total falsch eingeschätzt

Er war super lieb zu mir und hat sich den ganzen Sonntag um mich gekümmert, nachdem Byou mich rausgeworfen hat… eigentlich stört mich seine Gesellschaft gar nicht mehr so wie ich behauptet habe…
 

~Saga~

(^o^)

Na wenn das so ist…
 

Irgendwie war der Braunhaarige verwirrt. Was sollte das denn werden?
 

*Ruki*

???

Was?
 

~Saga~

Ach nichts (^-^)

Ich muss auch wieder…

Man schreibt sich, ne
 

*Ruki*

Idiot!

Bis später…
 

~Saga~

Ach und Ruki: Pass auf dass du dich nicht doch verliebst, wollteste ja nicht (^-^)
 

Bevor Ruki noch irgendwas antworten konnte, war der andere schon wieder offline. Was sollte das denn? Saga meinte damit jawohl nicht im Ernst, dass Ruki auch nur irgendwie auf Wataru stehen würde. Das war ein schlechter Scherz! Klar, der Braunhaarige mochte den Barkeeper schon irgendwie, also er fand ihn ganz sympathisch, aber mehr auch nicht. Zumindest wenn Ruki bei Sinnen war, war da nicht mehr, als sie Sex hatten, war er ja betrunken gewesen, dass zählte nicht, genauso wenig wie der Kuss Samstag. Abgesehen davon war der Rothaarige gar nicht sein Typ. Klar er sah schon gut aus, seine Stimme hatte so etwas unglaublich Sanftes und Beruhigendes, er war nett und sehr fürsorglich, hatte sich so gut um den Braunhaarigen gekümmert wie er es eigentlich nur von Byou, Uruha und Ikuma kannte und… was tat der er hier eigentlich? Ruki schwärmte doch ernsthaft gerade von dem Barkeeper. Jetzt ließ er sich schon so von Sagas Worten aus der Fassung bringen, das konnte jawohl nicht sein.

Zum Glück öffnete sich gerade geräuschvoll die Haustür und sofort hatte Ruki eine andere Beschäftigung. Das war sicher Riku. Schnell sprang der Braunhaarige auf, eilte zu seinem Cousin, der im Flur stand und sich gerade die Schuhe auszog. Der Blonde wirkte noch immer so neben sich, es wurde irgendwie jeden Tag schlimmer anstatt besser.

„Riku. Wie geht es Ikuma?“, platzte es gleich aus dem Kleineren, der dafür nur einen kurzen Blick von dem anderen bekam, bevor dieser sich wieder seinen Schuhen zu wandte. Der Blick des Jüngeren war noch immer leer und abwesend, Sagas Abreise hatte ihn doch stärker mitgenommen als Ruki erwartet hatte.

„Er liegt noch im Koma, aber die Ärzte sind zuversichtlich, dass er wieder wach und körperlich ganz gesund wird.“, ertönte Rikus monotone Stimme, während er langsam seine Jacke auszog und dann einfach an Ruki vorbei in sein Zimmer ging. Wenigstens eine gute Nachricht an diesem Tag, Ikuma würde wieder gesund werden.

Seufzend drehte der Braunhaarige sich ebenfalls um, ging zurück zu seinem Zimmer, wobei er an der Tür kurz stockte. Vielleicht sollte er mal nach seinem Cousin sehen, dem ging es doch auch so verdammt schlecht und er brauchte sicherlich auch Hilfe und Ruki fühlte sich irgendwie verpflichtet etwas zu tun. Immerhin gehörte der Blonde zu seiner Familie.

„Riku?“, betrat er vorsichtig das Zimmer, ging rüber zum Bett auf dem sein Cousin lag und setzte sich auf die Kante, strich behutsam durch die blonden Haare des Größeren. „Wie geht es dir?“

„Interessiert dich das überhaupt? Keine Angst ich erzähl dir schon alles über Ikuma, auch ohne dass du so tust, als würden dich meine Probleme beschäftigen.“ Der Jüngere klang so kalt und verletzt und gerade tat es Ruki wirklich leid, dass er immer so scheiße zu seinem Cousin gewesen war.

„Das ist nicht wahr. Ich weiß, ich bin ein Idiot gewesen und hab dich nie wirklich so behandelt, als würdest du zur Familie gehören, aber das tut mir leid. Ich kann nicht behaupten, dass ich weiß, wie scheiße du dich fühlst, nachdem Saga dich so mies verlassen hat und einfach in die USA abgehauen ist, aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin. Wenn du reden willst oder sonst irgendwas machen, komm einfach rüber, okay?“ Ruki wollte dem anderen jetzt wirklich helfen, denn egal wie wenig er Riku mal leiden konnte, so behandelt zu werden hatte selbst sein crazy Cousin nicht verdient. Und vielleicht hatte Ruki den anderen auch immer nur falsch eingeschätzt, so wie er Wataru falsch eingeschätzt hat.

„Danke für das Angebot, vielleicht komme ich.“, hauchte der andere in sein Kissen, schien nicht weiter reden zu wollen und so blieb Ruki noch ein paar Minuten neben ihm sitzen, streichelte ihm beruhigend den Kopf, bevor er sich daran machte wieder zu gehen.

„Ach noch was. Saga hat mir geschrieben. Ich hab ihm gesagt, dass du das nicht hören willst, aber ich hab ihm versprochen es dir zu sagen. Es tut ihm unheimlich leid und er liebt dich wirklich.“ Mit diesen Worten öffnete der Braunhaarige die Tür, wurde aber von Rikus leiser Stimme zurückgehalten.

„Ruki?“

„Ja?“

„Kannst du vielleicht mit mir Eis essen kommen? Ich hab gehört Süßes hilft bei Liebeskummer.“

Lächelnd ging der Ältere zurück zum Bett, hielt seinem Cousin die Hand hin und zog ihn hoch. „Klar doch, Eis ist super.“
 

tbc

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Eigentlich wollte ich das neue Kapitel ja noch nicht hochladen, aber ich wollte die armen Leser auch nicht zu lange warten lassen im Unklaren über Ikumas Zustand^-^... und ich gebe zu, ursprünglich wollte ich ihn sterben lassen, aber das habe ich dann nicht übers Herz gebracht

Ja ich weiß, noch unkreativere Chatnamen sind mir nicht eingefallen, aber irgendwie sind die mit über 20 auch aus dem Alter raus, wo man sich irgendwelche seltsamen Namen gibt, außerdem hatte ich zugegebenermaßen keine Lust zu überlegen...

Ja und wer noch gehofft hat, Saga wäre nicht in das Flugzeug gestiegen: Er hat es doch getan und jetzt ist Riku am Boden zerstört... aber in einem Jahr kommt er ja zurück, wer weiß was dann passiert^-^(okay, ich weiß es, weil ich habe es schon geschrieben)...

@Toffelchan: ja ich weiß es war gemein an der stelle aufzuhören, aber es wäre ja auch langweilig wäre es direkt weitergegangen, dann wäre ja die ganze spannung weggewesen

@-ladylike-: ja ich würde Ruki auch nicht die Schuld geben, weil er kann ja wirklich nichts dafür... der alleinschuldige bin eh ich^-^

@Lucel: ich würde jetzt sagen es war nicht mein ziel, aber das wäre auch nicht ganz richtig, ein bisschen dramatik und leid wollte ich in der geschichte schon, weil die letzte hatte mir davon zu wenig... aber ich hoffe es geht dir jetzt besser, weil Ikuma lebt ja noch

@Astrido: seh ich auch so, Wataru ist toll und Ruki kann man nicht wirklich böse sein, er ist ja auch nur ein armes Opfer... aber Aki wird nicht mehr vorkommen, weil ehrlich gesagt wollte er Ruki ja nur flachlegen, der hat ja kein echtes Interesse an ihm und ihm dann nachzulaufen und ihn zu suchen, wäre echt zu viel Aufwand für ein bisschen Sex, also hat er ihn dann einfach ignoriert und sonst was getan...

@klene-Nachtelfe: erstmal danke für die ganzen Kommentare und musst dich doch nicht entschudligen, ich bin doch glücklich über jeden der es irgendwann liest^-^... mal sehen wie es mit Ruki und Wataru weitergeht, da sag ich natürlich nichts zu... und Ikuma, ja ich habe ihn ja nicht sterben lassen^-^...

@Shin-chan: jetzt hätte ich dich fast vergessen Pon...ich hab doch gesagt "more drama baby" und außerdem hab ich dann ja doch noch deine Variante mit dem nicht sterben lassen gewählt... jaja böser aki^-^

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Unruhig rutschte Ruki auf dem Wohnzimmersessel herum. Eigentlich gab es keinen Grund nervös zu sein, er würde sich lediglich treffen und in einen Club gehen. Ein rein freundschaftliches Treffen, was war da schon dabei.

„Aufgeregt wegen deinem Date, Ru-chan?“, unterbrach Riku seine Gedanken. Der Blonde ließ sich auf das Sofa fallen und beobachtete seinen Cousin interessiert.

„Das ist kein Date.“, zischte Ruki nur und lehnte sich beleidigt zurück. Wie konnte der andere nur sowas denken? Okay, der Braunhaarige mochte Wataru, aber das hatte noch gar nichts zu bedeuten. Er mochte ihn rein freundschaftlich und der Kuss letzten Samstag war auch nur aus Verwirrung entstanden. Ruki war verwirrt wegen der ganzen Situation und unheimlich dankbar gewesen ob der Rettung. Der Kuss war nur eine Kurzschlussreaktion, nur eine Kurzschlussreaktion.

„Ja klar.“, kommentierte Riku mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Und deswegen siehst du auch aus wie als kämest du direkt vom Styling für ein Fotoshooting. Komisch, dass du dich für mich nie so hübsch machst.“ Das Grinsen auf dem Gesicht des Blonden wurde noch eine Spur breiter und am liebsten hätte Ruki ihm jetzt eine runtergehauen oder ihm schön die Meinung gesagt, aber irgendwie freute es ihn auch, dass sein Cousin endlich mal wieder ein wenig glücklicher wirkte. Ruki hatte sich die letzte Woche auch alle Mühe gegeben Riku irgendwie von Saga abzulenken und wenn er den anderen so ansah, war er vielleicht auf einem ganz guten Weg.

„Denk doch was du willst. Ich weiß, dass das kein Date ist.“, antwortete er deswegen nur betont unbeteiligt und warf wieder einen Blick zur Uhr. Kurz vor acht, Wataru würde also bald kommen.

„Aber ich freu mich trotzdem für dich. Vielleicht wird wenigstens einer von uns glücklich.“, kam es dann etwas leiser von Riku und seiner Stimme war schon wieder anzuhören, wie verletzt er trotz allem noch immer war. Es war schon irgendwie surreal wie sehr der Blonde sich doch in Saga verliebt zu haben schien, obwohl die beiden auf den ersten Blick gar nicht zusammen passten.

„Danke. Und Riku ich bin mir sicher du findest jemanden, jemanden viel besseren als Saga.“ Eigentlich wollte er noch etwas sagen, aber dann klingelte es schon an der Tür. Einen kurzen Moment blieb der Braunhaarige noch unsicher auf dem Sessel sitzen, er konnte Riku ja auch nicht einfach so alleine lassen, wenn es diesem doch immer noch so schlecht ging. Aber der Blonde machte nur eine wegwerfende Handbewegung Richtung Tür und schon erhob Ruki sich, hastete in den Flur und öffnete Wataru mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Hey.“, grüßte er den Rothaarigen, fiel ihm freudig um den Hals, was den Älteren nur verwirrt blinzeln ließ. Vielleicht war Rukis Begrüßung etwas stürmisch und mit knallrotem Kopf löste er sich sofort wieder, wandte seinen Blick zu Boden.

„Ich freu mich auch dich zu sehen, Ruki.“, erwiderte Wataru mit einem unterdrückten Lachen, bevor er selbstsicher ein Arm um Ruki legte und den Kleinen zum Aufzug führte. „Und wo gehen wir hin oder hast du dir das nicht überlegt bevor du mich eingeladen hast.“

„Ehm… klar hab ich das, wirst du schon sehen, wenn wir da sind.“, antwortete Ruki, der es mittlerweile auch geschafft hatte, seinen Blick wieder zu heben und den anderen anzusehen. Wobei ihm auch jetzt erst auffiel, wie gut der Rothaarige doch mal wieder aussah. Vor allem da er sich heute wirklich etwas edler angezogen hatte. Immer wenn Ruki den anderen gesehen hatte, trug er irgendwelche Shirts und abgetragene Jeans. Heute hatte er sich jedoch für einen schwarzen Anzug mit weißen Nadelstreifen und ein dunkelrotes, enganliegendes Oberteil entschieden.

„Na gefall ich dir oder sind meine Klamotten unpassend?“, riss ihn Watarus belustigte Stimme aus seiner Starre und Ruki wurde unwillentlich wieder ein bisschen rot.

„Nein, du siehst gut aus.“, meinte er, lächelte schüchtern, während er sich ohne es wirklich zu realisieren näher in die Umarmung kuschelte. Zwar würde Ruki es niemals offen zugeben, aber er genoss Watarus Nähe, hatte sie schon genossen, als der andere ihn letzte Woche Samstag aus dem Club gerettet hatte.
 

„Und gefällt dir der Club?“ Ruki beugte sich ein Stückchen näher zu Wataru, um ihm die Worte mehr oder weniger direkt ins Ohr zu hauchen. Zwar war die Musik nicht allzu laut, da sie in der Lounge saßen, aber trotzdem konnte er sie als Grunde nehmen, um dem Rothaarigen ein wenig näher zu kommen.

„Ich war noch nie in so einem Schuppen, aber es ist ganz nett hier. Ein bisschen bonzig aber egal.“, antwortete der Größere schulterzuckend und nahm einen weiteren Schluck von seinem Cocktail. Irgendwie schien Wataru nicht sonderlich begeistert und das verunsicherte Ruki doch ein wenig. Er wollte doch einen schönen Abend mit dem andere haben, sich für letztes Wochenende vor allem Sonntag bedanken. Ach, das war doch alles grausam. Gerade schien so rein gar nichts in seinem Leben zu klappen. „Aber ich hab ja nette Begleitung.“, fügte Wataru noch grinsend hinzu, lehnte sich dann wieder zurück und breitete seine Arme auf der Lehne aus. Einen Moment war Ruki wirklich versucht sich freudig an den Älteren zu kuscheln, aber er schaffte es dann doch noch sich zurück zu halten. Entweder wirkte der Alkohol in dem halben Cocktail, den er bis jetzt getrunken hatte, sich schon enorm auf seinen Verstand aus oder er fühlte sich wirklich zu dem anderen hingezogen. Nein, sicher lag es am Alkohol. Wataru war überhaupt nicht sein Typ, maximal ein bisschen vielleicht. Aber er hatte nicht seinen Stand geschweige denn seine Umgangsformen und so konnte aus ihnen sowieso nicht werden. Nicht das Ruki überhaupt etwas mit dem Rothaarigen anfangen wollte.

„Was biste schon wieder so nachdenklich, ich dachte wir wollen Spaß haben?“

Ruki schreckte hoch, wandte sich dann aber mit einem Lächeln zu Wataru. Der Größere war immer so aufmerksam, obwohl sie sich nicht mal kannten, schien er oft genau zu merken, wie Ruki sich fühlte. „Ach, nichts wichtiges. Die ganze Situation ist für mich nur gerade irgendwie ziemlich schwierig.“

„Verstehe.“ Der Rothaarige rutschte ein Stück näher zu Ruki, nahm seinen Arm dabei von der Lehne und ließ ihn auf die Schultern des Kleinen sinken. Das Herz des Braunhaarigen begann einen Takt schneller zu schlagen und ein Kribbeln breitete sich in seiner Magengegen aus. Er genoss die Nähe des anderen schon wieder viel zu sehr, aber dagegen tun wollte er gerade auch nichts, er wollte dieses Gefühl auskosten. Auch wenn es ein bisschen eigennützig war Watarus Zuneigung so auszunutzen. Vorausgesetzt diese Gesten waren auch wirklich mehr als rein freundschaftlicher Natur, wobei Ruki nicht wirklich einschätzen konnte, ob der Rothaarige Gefühle für ihn hatte, ihn überhaupt attraktiv oder so fand.

„Hey, Ruki. Das hört sich jetzt vielleicht scheiße kitschig an, aber es wird alles wieder gut werden, glaub mir. Mir ist schon viel Mist passiert und egal wie dreckig es mir auch ging, es ist jedes Mal früher oder später wieder besser geworden. Und das mit Byou und Ikuma wird sich auch wieder einrenken. Ich war die Woche ein paar Mal bei ihnen im Krankenhaus und Byou ist dir schon gar nicht mehr so sauer. Das war sicher nur der erste Schock, es ist ja auch erst eine Woche und einen Tag her, gib ihm noch ein bisschen mehr Zeit.“ Der Größere redete beruhigend auf Ruki ein, strich mit seiner Hand leicht über dessen Seite und es half ihm sogar wirklich sich besser zu fühlen, aber ganz glauben konnte er das gehörte trotzdem nicht ganz.

„Sicher? Ich meine, er hat gesagt, er will mich nie wieder sehen.“

„Ganz sicher. Er hat gefragt, wie es dir geht. So egal kannst du ihm also nicht sein.“ Sanft lächelnd beugte der Größere sich ein Stück nach vorne, hauchte einen Kuss auf Rukis Stirn, was das Herz des Jüngeren kurz hüpfen ließ. „Und jetzt komm, lass uns amüsieren. Das Leben ist zu kurz zum Trübsal blasen.“ Mit diesen Worten sprang der Barkeeper vom Sofa, griff Rukis Hand und zog den Braunhaarigen mit zur Tanzfläche.
 

Eine knappe Stunde später saßen die beiden wieder mit einem Drink in der Hand auf dem Sofa, Ruki vollkommen ausgepowert vom Tanzen. War irgendwie viel anstrengender als er es in Erinnerung hatte. Zwar hatten die beiden die ganze Zeit zusammen getanzt, aber wirklich näher gekommen waren sie sich nicht, was dem Braunhaarigen in gewissem Maße widerstrebte. Natürlich würde er es nie zugeben, aber ein bisschen mehr könnte der Rothaarige auf seine Flirtversuche schon eingehen. Aber wahrscheinlich hatte Wataru keinerlei tieferes Interesse an Ruki und Sex hatten sie ja schon, also gab es dann wohl keinen Grund, warum der Größere auf ihn eingehen sollte.

„Siehst du, ist doch ein ganz schöner Abend bis jetzt. Was guckst du schon wieder so depri?“ Wataru war näher zu Ruki gerückt, raunte diesem die Worte direkt ins Ohr, sodass der Kleinere seinen heißen Atem spüren konnte. Wieder lief ein erregter Schauer durch seinen Körper und unweigerlich krallte der Jüngere sich mit seiner freien Hand fester in den Sofabezug. Gott, Wataru war ihm so nahe, das sein ganzer Körper schon kribbelte.

„Err… ich bin nicht depri.“, presste Ruki so gut es ging hervor, schlug sich innerlich selbst dafür, dass er gerade so unsicher in der Nähe des anderen war. Je mehr Alkohol er trank, desto schlimmer wurde es und dabei konnte es doch gar nicht sein, dass er mehr als freundschaftliche Gefühle für den Barkeeper hatte. Er mochte den anderen als Kumpel und das war auch schon alles.

„Okay, das will ich auch hoffen. Sonst würde ich starke Zweifel an meinen Aufmunterungskünsten haben.“ Mit einem Lachen rückte der Rothaarige wieder auf seinen Platz zurück, nahm einen Schluck von seinem Wodka-Eistee.

„Aufmunterung? Aber ich…“

„Jetzt tu nicht so, ich merk doch, dass es dir immer noch schlecht geht wegen letzter Woche. Aber das wird schon wieder mach dir nicht so viele Gedanken, ich bin für dich da Kleiner.“ Ruki senkte den Blick auf sein Glas, starrte etwas unschlüssig die blaue Flüssigkeit an. Ob Wataru vielleicht glaubte, er benutze ihn nur als Seelentröster? Das wollte Ruki nicht, denn er mochte Älteren wirklich. Egal wie scheiße er am Anfang zu dem anderen gewesen war, jetzt war das anders, er wollte sich gut mit dem Barkeeper verstehen, er wollte seine Zeit mit ihm verbringen und vor allem wollte er sich dafür bedanken, dass dieser ohne erfindlichen Grund von Anfang an freundlich zu ihm gewesen war.

„Sag mal, warum hast du mir eigentlich geholfen? Ich meine, ich hab dir ja nicht unbedingt einen Grund gegeben mich zu mögen.“ Irgendwie interessierte das den Braunhaarigen schon brennend, immerhin hätte Wataru ihn auch einfach in dieser Gangster-Bar liegen lassen können, so wie es wahrscheinlich jeder andere auch getan hätte.

„Ja, mag sein, aber du lagst da so hilflos und total verängstigt und ich hätte dich nicht einfach dort liegen lassen können. Du wärst ja auch immer noch ein Freund von Ikuma und Byou gewesen, alleine weil ich die beiden mag, hätte ich dir wohl schon geholfen. Und Sonntag hast du mir einfach leid getan. Ich meine, du kannst doch auch nichts für das, was passiert ist. Außerdem kannst du doch ganz umgänglich sein, wenn du willst.“ Mit einem Lächeln kniff der Größere Ruki in die Wange, was diesen nur beleidigt die Backen aufpusten ließ. Wie ein kleines Kind ließ er sich sicher nicht behandeln. Und ob er es sonderlich gut fand, dass Wataru nur aus Mitleid bei ihm war, wusste er auch noch nicht. Der andere sollte ihn genauso mögen wie Ruki ihn.

„Und jetzt?“, nahm er all seinen Mut zusammen und fragte einfach direkt nach.

„Was jetzt?“

„Naja… magst du mich oder bist du nur aus Mitleid mitgekommen?“ Ruki senkte peinlich berührt den Blick, war es ihm doch trotz dass er schon ziemlich angetrunken war immer noch peinlich, über so etwas mit dem anderen zu reden.

Wataru lachte nur als Antwort, was den Braunhaarigen noch mehr verunsicherte, rückte dann ein Stückchen näher und drückte Ruki kurz an sich. „Klar mag ich dich, sonst würde ich doch meinen einzigen freien Tag die Woche nicht mit dir verbringen. Wir sind doch sowas wie Freunde.“ Der Ältere drückte Ruki noch eine paar Sekunden an sich, bevor er wieder etwas von ihm abrückte. Eigentlich sollten die Worte den Braunhaarigen zufrieden stellen, aber dem war nicht so. Es störte ihn irgendwie, dass er der andere ihn freundschaftlich mochte. Aber warum genau wusste er selber nicht, okay er wollte es sich vielleicht auch nur nicht eingestehen.

„Und wollen wir noch ein bisschen tanzen gehen?“

Ruki blinzelte kurz verwirrt bei Watarus Frage, schüttelte dann aber leicht den Kopf. Tanzen hatte sie heute schon gehabt und waren sich dabei Rukis Meinung nach nicht nahe genug gekommen. Also musste der Braunhaarige sein Taktik jetzt ändern. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er sich wirklich nicht doch ein bisschen in den Barkeeper verliebt hatte, aber auf diesem Weg würde er es sicher herausfinden. Denn wenn ihm die Nähe und die Zuneigung des anderen gefielen, war das doch mehr als eindeutig.

„Können wir nicht einfach hier sitzen bleiben und ein bisschen reden? Ich bin zu müde zum tanzen und wenn ich ehrlich bin, weiß ich eigentlich gar nichts über dich.“, wandte der Kleine ein, empfand es als relativ gute Idee ihre Zeit zu vertreiben. Immerhin musste Ruki den anderen auch kennen lernen, weil man konnte sich ja nicht in einen Unbekannten verlieben, zumindest nicht wirklich.

„Okay, wenn du willst.“, stimmte der Größere lächelnd zu, lehnte sich wieder auf dem Sofa zurück und nippte an seinem Drink. „Also was willst du wissen?“

„Naja, alles irgendwie. Ich weiß ja nur, dass du in der Bar arbeitest und in einer Band bist. Achso und deinen Namen.“ Wenn der Braunhaarige ehrlich war, wusste er noch nicht mal wie alt der andere überhaupt war, er war immer einfach davon ausgegangen, dass sie ungefähr gleich alt waren.

„Okay, alles… ehm, mal sehen. Ich bin 23, komme aus ‘nem kleinen Dorf auf Kyushu und bin mit 17 nach Tokyo um Musiker zu werden. Naja, Schule abgebrochen, vorher sowieso fast nie da gewesen und so, kannst du dir ja denken. Hat aber nicht ganz so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe mit dem Berühmt werden und so hab ich mich ein paar Jahre mit allen möglichen Jobs durchgeschlagen. Seit knapp zwei Jahren arbeite ich jetzt in der Bar. Aber am liebsten würde ich immer noch Sänger werden.“ Der Rothaarige setzte ein breites Grinsen auf als er die letzten Worte sagte, wirkte auf Ruki gerade ein bisschen wie ein kleines Kind, das begeistert von seinen Zukunftsträumen erzählte. „Das war’s eigentlich. Du bist dran. Lass mich raten, deine Eltern sind steinreich, du hast von privatem Bonzen-Kindergarten bis Elite-Uni alles durch, was reiche Leute so in ihrem Lebenslauf vorweisen müssen und willst später mal CEO oder sowas werden.“

Etwas verlegen wandte Ruki den Blick nach unten, nickte leicht. Wataru hatte sowas von ins Schwarze getroffen und irgendwie war ihm das doch sehr peinlich. Normalerweise schämte er sich ja nicht dafür mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden zu sein, aber gerade tat er es doch.

Der Ältere lachte nur laut und pattete Rukis Schulter. „Hey, das war keine Kritik, muss dir nicht peinlich sein. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich reiche Eltern auch vorziehen.“

„Gut.“, meinte der Braunhaarige nur mit leiser Stimme, war immer noch leicht rosa auf den Wangen. „Lass uns über was anderes reden.“

„Wie? Ich dachte, du wolltest mich kennen lernen?“ Wataru verkniff sich wieder ein Lachen, trank stattdessen lieber noch etwas.

„Ehm, ja schon aber…“

„Achso, verstehe. Du willst zwar was über mich wissen, aber im Gegenzug nichts über dich erzählen.“, grinste er, knuffte den Studenten erneut in die Seite. „Bin ich so spannend oder hast du irgendwelche Leichen im Keller?“

„Err…“ Schon wieder wurde Ruki knallrot. Er konnte jetzt ja schlecht die Wahrheit sagen, dass er mehr über Wataru wissen wollte, weil er glaubte, er habe sich in ihn verliebt.

„Ich würde aber ehrlich gesagt auch gerne mehr über dich wissen, ich find dich nämlich ganz interessant.“ Augenblicklich wurde Rukis Teint noch ein paar Töne dunkler und er war dem Clubbesitzer gerade unendlich dankbar, dass die Beleuchtung heute etwas spärlich ausgefallen war und man sein Gesicht so nicht wirklich sehen konnte, zumindest hoffte er, dass es so war.

„O…okay.“, stammelte er, griff nach seinem Glas und leerte es in einem Zug. Erst mal Mut antrinken, sonst würde er den Abend nicht rumkriegen, ohne sich vor dem anderen total zu blamieren. Wann war Ruki eigentlich so verdammt schüchtern geworden? Das war ja grausam.

„Also, wir stellen uns abwechselnd Fragen. Ich fange an. Dann erzähl mal: Was machst du so außer studieren?“

Die Frage überraschte Ruki dann doch etwas, weil sie ganz normal war. War der Ältere vielleicht wirklich an ihm interessiert? Allein der Gedanke daran ließ das Herz des Studenten höher schlagen. „Naja, ich treff mich viel mit Freunden, also shoppen, weg gehen, so Sachen halt. Während der Schulzeit hab ich Baseball gespielt, aber jetzt nicht mehr.“, beantwortete der Kleine die Frage, dachte einen Moment darüber nach, was er den anderen fragen könnte. „Wieso willst du Musiker werden, ich meine, es ist doch irgendwie nicht so wahrscheinlich, dass man davon leben kann?“ Ruki hatte versucht die Frage möglichst harmlos zu formulieren, aber in seinen Ohren klang sie immer noch ziemlich abwertend.

„Es ist halt schon immer mein Traum, ich kann nicht genau sagen warum. Ich liebe es einfach zu singen und auch wenn ich mein Leben lang wahrscheinlich jedes Mal wenn ich einkaufe zweimal darüber nachdenken muss, ob ich noch genug Geld habe, um mir den Rest des Monats Essen leisten zu können, bin ich trotzdem verdammt glücklich. Ich mache das, was mir Spaß macht und das ist für mich persönlich viel wichtiger als ob ich mit meinem Job viel Geld verdiene.“ Wataru klang keinesfalls gekränkt oder verärgert so wie Ruki erwartet hatte und auch wenn der Braunhaarige wohl niemals aus der gleichen Überzeugung einen Beruf wählen würde, konnte er den anderen verstehen.

„Ich bin wieder dran. Kommen wir mal zu den interessanteren Sachen. Strippst du öfter vor Fremden, wenn du betrunken bist, um sie ins Bett zu kriegen oder war ich eine Ausnahme?“

So eine Frage hatte ja kommen müssen, aber daran war der Student auch irgendwie selber schuld. „Also eigentlich nicht.“ ‚Lüge! ‘, schrie Rukis innere Stimme. In letzter Zeit waren One-Night-Stands bei ihm eher die Regel als die Ausnahme. „Ich meine… naja, normalerweise bin ich nicht so offensiv, aber ich befürchte, wenn ich betrunken bin, bin ich ziemlich leicht abzuschleppen. Zumindest ausgehend davon, dass ich in letzter Zeit öfter ohne Erinnerung in fremden Betten aufgewacht bin.“

„Bist du etwa ein kleiner, versauter Nymphomane? Hätte ich gar nicht von dir gedacht.“ Der Ältere konnte ein Lachen nicht unterdrücken und Ruki tat es gerade verdammt weh. Er hatte ehrlich sein wollen zu Wataru, aber er hatte auch nicht gewollt, dass der andere so über ihn dachte. Wataru sollte ihn nicht für eine Schlampe halten, Schlampen liebte man nicht, man fickte sie und dann warf man sie weg… Ruki schlug sich innerlich für diesen Gedanken. Als ob er wollte, dass Wataru ihn liebte… Wobei, wem machte er eigentlich etwas vor, natürlich wollte er das. Er wollte, dass sich der Rothaarige gefälligst in ihn verliebte, so wie er schon längst in den Älteren verschossen war.

„Ruki?“ Schon wieder wurde der Kleinere von Watarus angenehmer Stimme aus seinen Gedanken gerissen. „Mach dir doch nicht immer so einen Kopf. Das war nicht böse gemeint. Ich find das nicht schlimm, ist besser als wenn du total prüde wärst.“ Und wieder lächelte der Größere sein unwiderstehliches Lächeln, welches Rukis Herz zum Rasen brachte.

„Aber ich fühl mich selber dreckig. Eigentlich will ich doch eine richtige Beziehung, nur mich will keiner.“, kommentierte der Kleine nüchtern.

„Quatsch. Wer dich nicht will, muss wirklich blöd sein.“ Aus Watarus Mund hörten sich diese Worte so unwirklich an. Fast hätte Ruki ihn angeschrien, ‚Dann nimm mich doch, liebe mich‘. Wenn Ruki doch so toll war, warum wollte der Rothaarige ihn dann nicht? Anscheinend sorgte der Alkohol bei dem Studenten heute nur dafür, dass er sich immer mehr in seine Verzweiflung und seine Einsamkeit hineinsteigerte.

„Ja, vielleicht. Naja ich bin dran mit fragen. Magst du noch irgendwas anderes außer Musik?“ Ruki wollte das Thema wechseln, sein Liebesleben machte ihn nur wieder depressiv.

„Ehm… Alkohol. Ach ja und Sex. Das wäre alles, denke ich.“ Wieder ein Grinsen, bevor schon die nächste für Ruki eher unangenehme Frage kam. „Da du ja anscheinend auf Partnersuche bist, wie sieht er den aus dein Traumtyp?“

So wie du, war Rukis erster Gedanke, auch wenn das bis vor einer Woche noch überhaupt nicht der Wahrheit entsprochen hätte, denn seinen Partner hatte sich Ruki immer eher wie eine attraktive Version von Byou vorgestellt. Was jetzt nicht bedeuten sollte, dass er seinen ehemals besten Freund nicht gutaussehen fand, aber Byou war für ihn einfach kein bisschen sexuell anziehend, er war ja immerhin fast sowas wie sein Bruder, aber vom Charakter und von der Art, wie er sich bei dem anderen fühlte, wollte er eigentlich genau so jemanden. Wataru war jedoch ganz anders, irgendwie mysteriös und er wirkte ehrlich gesagt auch ein bisschen gefährlich, er war nicht erwachsen und vernünftig und schon gar nicht war er gesellschaftlich auf dem gleichen Level wie Ruki oder Byou.

„Weißt du es nicht oder willst du es mir nicht sagen?“, kam es von dem Rothaarigen, dem Rukis Antwort wohl nicht schnell genug war.

„Doch schon, aber es ist schwer zu beschreiben.“, meinte er schnell, dachte noch einen Moment angestrengt nach, wie er ausdrücken konnte, dass der andere genauso war, wie er sich seinen Partner im Moment wünschte, ohne sich direkt zu verraten. „Also ich möchte jemanden, der mir das Gefühl gibt, geliebt zu werden. Der mich beschützt und mich in den Arm nimmt, mit dem ich reden kann und bei dem ich mich einfach geborgen fühle und so sein kann, wie ich will.“

Wataru nickte nur stumm und wenn Ruki den andere gerade richtig einschätzte, dachte er wirklich über das gesagte nach. Vielleicht… nein Ruki sollte aufhören sich Hoffnung zu machen. Obwohl vielleicht… „Und du? Wie sieht dein Traumtyp aus?“ Probieren konnte er es ja mal.

Der Rothaarige schreckte hoch, blinzelte etwas verwirrt. Er war also wirklich in Gedanken gewesen. „Ich weiß nicht. Ich bin nicht so der Beziehungstyp. Ich habe mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, bin einfach immer davon ausgegangen, dass ich sowieso nie das Bedürfnis haben werde,

in einer Beziehung zu leben. Das einzige, was mich bis jetzt so an meinen Partnern interessiert hat, war der Sex.“ Hätte Ruki die Frage doch nur nicht gestellt. Gerade war ihm so jegliche Lust auf Feiern vergangen. Wataru hatte so ziemlich die schlimmste Antwort gegeben, die es auf diese Frage gab. Denn ohne es zu wissen, hatte der Größere ihn gerade eiskalt abgewiesen und das tat verdammt weh. Wann und warum nur hatte der Jüngere sich auch in diesen verdammten Barkeeper verliebt? Letzte Woche war Rukis Leben zwar auch schon beschissen gewesen, aber jetzt war es noch tausend Mal schlimmer.

„Wataru? Können wir gehen, ich weiß nicht, ich hab heute nicht so die Lust zu feiern.“ Dass das eigentlich nur an der Antwort von gerade eben lag, würde der Braunhaarige natürlich nie zugeben und da er den ganzen Abend ja schon irgendwie seltsam war, würde der Größere auch sicher nicht darauf kommen. Und zumindest hatte Ruki heute einmal Glück und der Barkeeper stimmte ohne weitere Fragen zu, leerte sein Getränk und holte dann ihre Jacken an der Garderobe. Manchmal war der Ältere schon unheimlich aufmerksam.
 

Als sie nach einer halben Stunde vor Rukis Haustür angekommen waren, hatte der Jüngere wieder ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht. Immerhin hatte Wataru ihn nach Hause gebracht. Seit wann sowas seine Stimmung aufhellte, wusste er selber nicht so genau, aber es war ihm auch egal. Wataru brachte ihn nach Hause und hatte ihn sogar die ganze Zeit im Arm gehalten.

„So da sind wir wieder. Also ich finde das Haus jedes Mal aufs Neue beindruckend“, kommentierte der Größere das Hochhaus vor dem sie zum Stehen kamen, beäugte dieses mit großen Augen.

„Ja, ehm… also.“ Ruki atmete einmal tief durch, nahm jetzt all seinen Mut zusammen. „Willst du noch mit hochkommen? Es ist keiner da außer mir.“ Das Angebot war jetzt hoffentlich eindeutig genug. Zwar war Sex eigentlich nicht das, was Ruki von dem anderen wollte, aber wenn es das einzige war, dass er bekommen konnte, würde er es halt so machen. Wenn der Rothaarige nur jemanden für sein Bett wollte, würde Ruki sich damit zufrieden geben das zu sein, so konnte er dem anderen wenigstens nahe sein. Denn abgeneigt war der andere ihm sicher nicht, immerhin hatten sie schon mal miteinander geschlafen und ein wenig geflirtet hatte der andere doch auch mit ihm.

„Ich denke, ich gehe besser auch heim. Es ist spät und du musst morgen zur Uni.“ Und mit diesen Worten hauchte Wataru Ruki einen Kuss auf die Stirn und verschwand. Er ging weg, ließ den perplexen Braunhaarigen einfach stehen. Das konnte doch nicht sein.

Ruki sackte erschöpft an der Hauswand nach unten. Das gerade war wohl das eindeutigste Zeichen gewesen, dass der andere ihn nicht wollte, welches er hätte bekommen können. Nicht mal fürs Bett war er noch gut genug.
 

tbc

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und das war das neue Kapitel... der arme Ruki ist jetzt im Zustand vollkommener Gefühlsverwirrung und Wataru scheint doch nicht so viel Interesse an ihm zu haben, aber vielleicht hatte er ja auch einen anderen Grund zu gehen. Und mit Ikuma und Byou geht es im nächsten Kapitel weiter^-^
 

@Toffelchan: Ja das mit Ruki ist ein bisschen schwierig, aber Schuldfrage ist in dem Fall halt immer schwer zu klären... dann ist das jetzt wohl die falsche entwicklung für Ruki und Wataru, die hier folgt^-^

@klene-Nachtelfe: Ach, Ruki war eigentlich schon immer ein guter Mensch, dass hab ich im ersten Teil nur nicht so rausarbeiten können^o^

@shin-chan: Tja Pon, freu dich ruhig, immerhin bist du schuld an seinem Überleben^-^... ich schreib übrigens bald weiter, ich hab schon die idee für das zehnte...

@Lucel: Ich hoffe, das war jetzt keine Enttäuschung, weil wirklich bergauf ging es ja nicht... Ja, natürlich macht das Überleben die Situation auch nicht wirklich besser, wer weiß wie sehr Ikuma die Erinnerung an das alles im Nachhinein belasten wird(okay, ich weiß es^-^), da haste schon recht... aber irgendwann geht es wieder bergauf, das verspreche ich7

@ladylike: ach, solange ich ein Kommentar bekomme, ist mri doch egal wann es kommt^-^... ayame und sono musste ich übrigens einfach verloben, weil die so perfekt zusammen sind(zu Sonos Heiratsantrag hab ich auch nen OS) und Riku und Saga, ja es war gemein von ihm, aber es musste sein, weil die Chance mit Amerika nicht wahrzunehmen hätte einfach nicht zu Saga gepasst... aber keine Angst ich werde Byou für dich helfen^o^

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Zaghaft fuhr der Blonde über den Arm seines Geliebten. Seit über einer Woche saß er hier, wachte über seinen komatösen Freund und betete, dass er endlich aufwachen würde. Nichts wünschte Byou sich mehr, als dass er Ikuma wieder sagen konnte, wie sehr er ihn liebte und er sicher sein konnte, dass der Silberhaarige es auch wahrnahm und es erwidern konnte.

„Komm bitte zu mir zurück, Iku-chan.“, hauchte er mit kraftloser Stimme. Selbst reden fiel ihm im Moment schwer, er hatte kaum geschlafen und noch weniger gegessen. Langsam spürte er die Auswirkungen der letzten Tage, aber er konnte jetzt nicht hier weg, er würde dieses Krankenhaus nicht ohne Ikuma verlassen. Nicht einmal zur Uni war er gegangen, letzte Woche nicht und auch diese Woche war er noch keinen Tag dort gewesen. Der Jüngere war wichtiger als alles andere.

„Möchten sie heute vielleicht etwas zu essen? Ich will ihnen ja nicht zu nahe treten, aber helfen können sie ihrem Freund auch nicht mehr, wenn sie verhungert sind.“ Byou hatte nicht gemerkt, wie die Krankenschwester das Zimmer betreten hatte und dementsprechend erschrocken war er, als er angesprochen wurde.

„Nein danke. Ich habe keinen Hunger.“, meinte er nur leise, wandte seinen Blick dabei nicht eine Sekunde von Ikuma ab. Ein leises Seufzen kam von der Frau, bevor sie ihm eine kleine Bento-Box hinschob. Verwirrt drehte der Blonde seinen Kopf, blickte in das lächelnde Gesicht der Schwester. Es war das junge, schwarzhaarige Mädchen, wahrscheinlich war sie nicht älter als er selber, das sich immer so sehr um ihn sorgte. Zwar fragten ihn alle Schwestern danach, ob er essen wollte, aber die Schwarzhaarige war um einiges hartnäckiger und ging nie, bevor Byou nicht wenigstens einen Bissen genommen hatte.

„Ich hoffe sie mögen Tempura. Ich dachte mir, ich mache ihn lieber mal was richtiges. Auf Dauer ist das Krankenhausessen ja auch ziemlich widerlich und sie müssen ja irgendwas essen.“, redete sie unbeirrt weiter, schenkte Byou dabei immer noch ein süßes Lächeln, während sie die Box mit etwas mehr Nachdruck weiter zu ihm schob. Byou wusste, dass sie nicht gehen würde, bevor er etwas gegessen hatte, also nahm er sich die Stäbchen, brach sie in der Mitte und begann langsam ein paar Bissen von dem selbstgemachten Tempura zu essen. Und es war wirklich sehr viel besser, als alles, was er die letzten Tage probiert hatte.

„Warum sind sie so nett zu mir?“, stellte er dann doch noch die Frage, die ihn die ganze Zeit schon beschäftigte. Immerhin war es keineswegs normal, dass man Angehörige so umsorgte.

„Weil ich es unheimlich bewundernswert und süß finde, wie sehr sie sich um ihren Freund kümmern und wie sie die ganze Zeit für ihn da sind.“ Verdutzt sah der Student ihr hinterher, wie sie mit diesen Worten das Zimmer verließ. Vielleicht stimmte es ja, er war da für Ikuma, aber es brachte dem Kleineren nichts und in dem einzigen Moment, indem der andere ihn gebraucht hätte, war er nicht da gewesen. Er war schuld, dass das passiert war, wäre er an dem Abend doch einfach nicht nach Hause gefahren.

Langsam leerte er die Bento-Box, aß sogar wirklich alles. Es war eine Lüge, dass er keinen Hunger gehabt hatte, er hatte nur einfach nichts essen wollen. Er fühlte sich dazu verpflichtet zu leiden, so zu leiden wie Ikuma gerade litt.

Ein Gähnen unterdrückend warf der Blonde einen Blick zur Uhr. Es war sechs Uhr, Dienstagabend und noch immer hatte sich der Zustand seines Freundes kein bisschen verbessert. Natürlich hatte er mitbekommen, dass der Arzt gesagt hatte, das Aufwachen würde von einem auf den anderen Moment passieren, ohne Vorzeichen und ohne dass man es vorrausehen konnte. Aber irgendwie konnte Byou das nicht glauben, auch wenn er es sich so sehr wünschte, dass Ikuma einfach wieder die Augen öffnen würde, wie als wäre nichts gewesen. Sanft strich er wieder mit seinen Finger auf und ab über den Arm des Jüngeren, blickte ihn wie in Trance an, bis seine Augen irgendwann zu schwer wurden, um sie offen zu halten und Byou vollkommen entkräftet auf dem Bett zusammen sank, in einen unruhigen Schlaf fiel.
 

Als der Blonde die Augen wieder öffnete, zeigten die leuchtenden Ziffern auf der Wanduhr viertel nach zwei. Der Raum um ihn herum war stockfinster und eigentlich war es Byou ein Rätsel warum er jetzt wach wurde. Wobei er über acht Stunden geschlafen hatte und das war doch deutlich mehr als die letzten drei Tage zusammen. Obwohl er sich trotz des Schlafes nicht erholter fühlte als gestern. Müde blinzelte er mit den Augen, versuchte sich langsam an die Dunkelheit zu gewöhnen. Es war noch alles so, wie als er eingeschlafen war, Ikuma lag noch genauso unbewegt im Bett.

„Ich wünschte du würdest endlich wach werden. Ich liebe dich doch so sehr, mein Engel. Ich will nicht ohne dich sein.“, flüsterte er dem anderen zu, küsste sich sanft über seine Wange. Warum, warum war das Leben so ungerecht? Wieso passierte so etwas Furchtbares einem so wunderbaren Menschen wie seinem Freund? Das war nicht fair, es war nicht fair, dass der Silberhaarige hier lag.

Ein leises Wimmern verließ seine Kehle. Langsam konnte er nicht mehr, Byou hielt es einfach nicht mehr aus. Diese ganze Situation machte ihn fertig, den anderen so zu sehen machte ihn fertig und lange konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er war mit seinen Kräften am Ende, dabei hatte er doch wenigstens jetzt stark sein wollen für seinen Geliebten. Aber es ging nicht mehr, langsam verließ ihn alle Stärke, die er mal irgendwann gehabt hatte.

„Byou.“, schallte leise die Stimme des anderen in seinen Ohren. Wie sehr er sich doch wünschen würde noch einmal zu hören, wie der andere seinen Namen sagte. Sooft hatte er es sich die letzen Tage schon eingebildet. „Byou…“

Mit feuchten Augen hob er leicht seinen Kopf, blickte auf seinen schlafenden Freund. Augenblicklich blieb sein Herz stehen, als er die Augen des anderen sah. Sie waren offen und sein Mund formte wirklich die Worte, die er die ganze Zeit hörte. Wenn das ein Traum, eine Halluzination war, wollte er nie wieder aus dieser erwachen.

„Iku, du bist wach.“, presste der Ältere mit erstickter Stimme hervor, begann jetzt wirklich richtig zu weinen. Vor Glück zu weinen. Ganz zaghaft legte er seine Arme um den Körper des Jüngeren, drückte sich leicht an ihn und vergrub sein Gesicht an dessen Hals. Byous Herz setzte auf einmal wieder ein, pochte doppelt so schnell wie normal in seiner Brust. Er hatte Ikuma wieder, er hatte seinen Ikuma wieder.

„Byou…“, hauchte der Silberhaarige mit leiser, rauer Stimme. „Du bist hier.“ Natürlich war er das und er würde nie wieder weg gehen. „Bleib immer bei mir, bitte.“, schluchzte Ikuma leise, legte seine Arme vorsichtig um Byou, was den Älteren noch glücklicher machte, als er sowieso schon war. Ikuma stieß ihn nicht weg, ließ sich trotz allem was passiert war von ihm berühren, das hätte auch anders sein können.
 

Nachdem Ikuma aufgewacht war, hatte Byou nach der Schwester geläutet, die selbst unheimlich überrascht von dieser Tatsache einen Arzt holte, welcher den Silberhaarigen eine ganze Weile lang untersuchte. Byou war unterdessen nicht von der Seite seines Freundes gewichen, hatte ihm die ganze Untersuchung über die Hand gehalten, denn auch wenn Ikuma auf seine Berührungen nicht im geringsten abweisend reagierte, war er gegenüber des Arztes doch extrem verängstigt. Und so waren sie beide wohl ziemlich froh, als der Mediziner endlich wieder gegangen war, viel länger hätte der Blonde auch nicht mehr mit ansehen können, wie sein Freund gequält wurde.

„Kannst du dich an alles erinnern?“, brach Byou die Stille als sie wieder alleine waren, bekam von Ikuma nur ein leichtes Nicken.

„Ich… der Typ, er…“, begann der Jüngere leise, brach aber gleich wieder in stumme Tränen aus. Kurz zuckte der Größere, wollte seinen Freund in den Arm nehmen, war sich aber selber unglaublich unsicher, wie viel Nähe der andere vertragen würde und er wollte ihn auf keinen Fall überfordern. Also hielt er weiter nur die Hand des Kleineren fest in seiner, strich mit den Fingerkuppen beruhigend über die weiche Haut.

„Shh, Iku. Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Ich meine, wenn du es erzählen möchtest, dann bin ich für dich da. Ich hör dir zu. Ich tu alles, um dir zu helfen.“, sprach er mit ruhiger Stimme, schenkte Ikuma ein versicherndes Lächeln, auch wenn ihm nicht nach Lächeln war. Seinem Freund war so unglaubliches Leid wiederfahren und am liebsten würde Byou den Typen, der das verbrochen hatte eigenhändig abschlachten.

„Danke.“, flüsterte der Kleine, blickte leicht abwesend auf ihre Hände. „Würdest du mich in den Arm nehmen?... Also wenn es dir nicht unangenehm ist.“ Byou war schon wieder kurz davor in Tränen auszubrechen, als er das hörte. Sowas sollte der Silberhaarige nicht nur eine Sekunde denken, seine Nähe könnte dem Älteren nie unangenehm sein.

„Natürlich mach ich das und es gibt gerade nichts, was ich lieber tun würde.“, antwortete Byou, krabbelte vorsichtig auf das Bett und schlang seine Arme um den Kleineren, drückte ihn sanft an sich. „Ich liebe dich so sehr Ikuma und ich weiß nicht, wie ich ohne dich jemals weiterleben könnte.“
 

*
 

Als Ikuma am Morgen die Augen wieder öffnete, schien die Sonne schon hell in das Krankenzimmer, wärmte sanft das Gesicht des Studenten. Der Silberhaarige fand sich noch immer eng an Byou, der wohl noch schlief, gedrückt und das ließ ihn sogar einen Moment glücklich lächeln. Er hatte so eine Angst gehabt, der Ältere könnte ihn jetzt abstoßend finden, ihn verlassen und Ikuma war sich sicher, dass er das nicht überlebt hätte.

Vorsichtig drehte der Jüngere sich in der Umarmung, legte seinen Kopf auf die Brust seines Freundes und schloss wieder die Augen. Auch wenn es seltsam erschien, aber solange der Silberhaarige in Byous Armen lag, konnte er gut verdrängen, was ihm passiert war.

„Bist du schon wach, Schatz?“, vernahm er die sanfte Stimme des Größeren, hob seinen Kopf und blickte in das hübsche Gesicht des anderen, der noch ziemlich verschlafen aussah und auch irgendwie fertig. Byou war regelrecht abgemagert, sein Gesicht ganz eingefallen, was dem Jüngeren gestern gar nicht aufgefallen war und Ikuma wusste sehr wohl, warum der andere so schlimm aussah. Gegen die aufkommenden Sorgen und Schuldgefühle konnte er gerade nichts tun. Doch seine Gedanken wurden schon von einem zärtlichen Kuss unterbrochen. Ein angenehmes Gefühl zog sich durch Ikumas Körper, erzeugte ein unheimliches Kribbeln in ihm, auch wenn tief hinten in seinem Kopf die Bilder der Vergewaltigung, die Erinnerung an die Lippen dieses Typen verbeizogen, war die Stimme in seinem Herzen, die ihm immer wieder sagte, dass es sein geliebter Byou war, der ihn küsste, stärker und er konnte den Kuss genießen.

Das Geräusch der sich öffnenden Tür unterbrach die beiden und langsam löste Byou sich von ihm, krabbelte vom Bett und mit ihm gingen auch die Wärme und die Sicherheit, die Ikuma gerade noch gefühlt hatte.

Es war der Chefarzt, der den Silberhaarigen heute richtig untersuchen wollte, da in der Nacht ja nicht allzu viel gemacht wurde. Anscheinend wollte er auch, dass Byou den Raum verließ, um nicht im Weg zu stehen. Aber Ikuma wollte nicht, dass er ging. Byou durfte nicht gehen, durfte ihn nicht eine Sekunde alleine lassen. Allein die Gedanken ohne den anderen zu sein, von irgendwelchen fremden Männer berührt zu werden, auch wenn es Ärzte waren, ließen den Jüngeren augenblicklich wieder anfangen zu zittern und Panik in ihm aufsteigen.

„Geh nicht Byou.“, hauchte er mit erstickter Stimme, spürte Tränen in seine Augenwinkel treten. Er wollte nicht alleine sein, er war auch alleine gewesen als das passierte. Wenn er nicht alleine war, würde ihm auch nichts passieren, wenn Byou bei ihm war, war er sicher. Er wollte nicht noch einmal so etwas erleben, er wollte nur noch in den Armen des Blonden liegen und sich wieder glücklich fühlen.

„Shh, mein Engel. Ich geh nie wieder von dir weg. Ich bleib hier, wenn du das willst.“ Byous Arme schlossen sich fest um ihn und drückten ihn gleich gegen den Körper des Älteren. Ikuma hatte nicht gemerkt wie stark er mittlerweile weinte, wie sein ganzer Körper vor Angst bebte und zitterte, aber als er gegen die Brust seines Freundes gedrückt wurde, den leisen Herzschlag des anderen hörte, entspannte er sich augenblicklich. Byous Nähe tat ihm gut, gab ihm das Gefühl, dass alles wieder gut werden würde, auch wenn es im Moment nicht danach aussah.
 

Byou hatte während der Untersuchung auf Ikumas Wunsch doch bleiben dürfen und dafür war der Jüngere unheimlich dankbar, denn ohne den anderen hätte er sie sicher niemals durchgestanden. Es war ein widerliches Gefühl gewesen, die fremden Hände des Arztes auf seiner Haut zu spüren, auch wenn der Mediziner sehr sorgsam vorgegangen war. Die Erinnerung an diese Nacht waren trotzdem immer wieder vor Ikumas Augen aufgeflammt, hatten ihn zittern und weinen lassen.

„Shh, Schatz, er ist weg, du kannst dich wieder beruhigen.“, flüsterte Byou ihm mit leiser Stimme zu, hatte seine Arme wieder fest um den Kleineren geschlungen, saß so mit ihm auf dem Krankenbett. Und langsam wurde Ikuma auch wieder ruhiger, konnte richtig spüren, wie die Berührung seines Freundes ihm gut tat. „Sag mal hast du Hunger? Ich geh uns kurz was zu essen holen, okay?“

„Okay.“, flüsterte der Kleinere, löste sich nur widerwillig von Byou und ließ diesen vom Bett klettern. „Aber komm wieder, versprich es mir.“ Auch wenn Ikuma wusste, dass es albern war, hatte er trotzdem Angst der Blonde könnte ihn verlassen, könnte ihn doch noch abstoßend finden. Denn er kam sich ja selber so schmutzig vor.

Byou seufzte nur leise, ob er schon von Ikuma genervt war? Dann würde er sicher bald nicht wieder kommen. „Natürlich komm ich wieder, ich verspreche es. Ich lass dich nie wieder alleine.“ Die Stimme des Älteren war so sanft und er hatte auch die Umarmung wieder aufgenommen, war zurück neben den Silberhaarigen gekrabbelt. „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, dass ich jemals nicht mehr bei dir sein wöllte.“

„Aber ich bin so widerlich und…“ Der Silberhaarige wurde von den sanften Lippen seines Freundes unterbrochen, spürte gleich wieder dieses unsagbar schöne Gefühl seinen Körper überfluten. Es war einfach zu schön um wahr zu sein, dass Byou ihn trotz allem was passiert war, immer noch küsste und liebte.

„Sag sowas nie wieder, denk es nicht mal. Ich könnte dich niemals abstoßend finden. Du bist die Liebe meines Lebens und daran wird sich nichts ändern.“ Er konnte Byous Stimme anhören, dass er es mehr als nur ernst meinte und auch wenn Ikuma es vorher gewusst hatte, es erleichterte ihn es erneut zu hören. „Wenn du morgen entlassen wirst, kommst du mit zu mir. Ich möchte, dass du zu mir ziehst, ich will dich nicht mehr alleine lassen.“

Mit großen Augen starrte Ikuma den anderen einfach nur an. Natürlich hatte er vor dem Überfall noch vehement darauf bestanden nicht zu Byou zu ziehen, sondern sich ein wenig Unabhängigkeit zu bewahren, aber gerade war es das Schönste, das er sich vorstellen konnte, immer bei dem anderen zu sein. Also nickte er nur ergeben, kuschelte sich fester in die Arme seines Freundes. Nur bei Byou sein, das war gerade alles, was Ikuma wollte und brauchte.
 

*
 

Voll mit Tüten bepackt, betrat Byou das Krankenzimmer seines Freundes. Nachdem Sono und Ayame mittags vorbei gekommen waren, hatte er endlich Essen holen gehen können, denn Ikuma hatte ihn nicht gehen lassen, solange er alleine war. Also war er direkt nach der Ankunft der beiden anderen zum Konbini gegangen und hatte dann noch etwas Warmes von einem kleinen Restaurant in der Nähe des Hospitals geholt, Ikuma sollte nicht auch noch von dem Krankenhausfrass gequält werden.

„Hey Schatz, ich bin wieder da.“, grüßte er den Silberhaarigen, der ihm ein sanftes Lächeln schenkte. Vorsichtig legte er die Tüten auf dem Bett ab, hauchte dem anderen einen Kuss auf die Lippen, bevor er begann auszupacken. „Ich weiß nicht, was du wolltest, also hab ich mal alles mitgebracht, nimm dir was du willst.“

„Danke, Byou.“Ikumas Stimme klang noch ziemlich schwach, aber insgesamt wirkte der Kleine doch deutlich ruhiger und gefasster als er erwartet hatte, nur wusste Byou nicht genau, ob das nur eine Fassade war. „Wollt ihr auch?“, wandte Ikuma sich an Sono und Ayame, während er sich die verschiedenen Gerichte ansah und dann eine Packung Gyoza griff.

„Danke. Und morgen darfst du wieder nach Hause?“ Ayame hatte sich ebenfalls an dem Essen bedient, stocherte mit seinen Stäbchen ein bisschen in der Packung herum. Der Blonde wirkte immer noch unsicher wie er mit Ikuma umgehen sollte, was ihm zumindest Byous Meinung nach auch anzusehen war.

„Ja, aber ich wohne erst mal bei Byou.“

„Nicht erst mal, du ziehst richtig bei mir ein.“ Eigentlich dachte der Blonde, dass er deutlich genug gewesen war. Er wollte Ikuma immer bei sich haben, damit er ihn beschützen konnte und damit er ihm helfen konnte wieder ein normales Leben zu führen. Denn egal wie stark der Jüngere schon die ganze Zeit tat, Byou spürte einfach, dass es ihm nicht wirklich gut ging.

„Ja oder so.“ Der Silberhaarige lächelte leicht, wirkte dabei aber nicht ganz so gequält wie heute Morgen noch. Vielleicht tat ihm die Gesellschaft seiner Freunde wirklich gut.

„Sag mal Byou, hast du schon Ayames tollen Verlobungsring gesehen? Das ist so süß von Sono.“ Byou konnte sich ein Lachen gerade noch so verkneifen bei der Aussage seines Freundes, fand das gerade unsagbar niedlich und er hoffte nur, dass diese Unbeschwertheit echt war. Sono nuschelte nur etwas wie ‚Ich bin nicht süß.‘, während Ayame schüchtern grinste.

„Ja, den hab ich schon gesehen und ich finde es auch unsagbar süß von Sono.“, antwortete er lachend, betonte das süß extra um seinen Kumpel noch ein bisschen zu ärgern.

Ihre Albernheiten wurden von der sich öffnenden Tür unterbrochen.

„Iku?“, kam es leise und ein blonder Schopf blickte hinter der Tür hervor.

„Riku, du kommst mich auch besuchen.“, quiekte Angesprochener sofort freudig, wank den Blonden herbei und nahm ihn direkt kurz in die Arme, als er neben seinem Bett angekommen war.

„Natürlich komm ich meinen Kumpel besuchen.“ Riku wuschelte dem Silberhaarigen kurz durch die Haare, bevor er den Rest ebenfalls begrüßte und sich neben Byou auf das andere Bett plumpsen ließ. Kurz beäugte der Ältere Riku, der heute wieder deutlich menschlicher aussah, als die letzen Male die sie sich gesehen hatte und anscheinend dabei war über Saga hinweg zu kommen. Vielleicht würde ihr aller Leben jetzt endlich wieder in normalen Bahnen verlaufen. „Und wie geht’s dir so, Iku?“

„Naja, körperlich ganz gut und sonst…“ Der Silberhaarige stockte kurz bevor er weitersprach. „Ich fühl mich wohl, wenn ihr alle da seid.“ Ikumas Lächeln wirkte dieses Mal wirklich vollkommen ehrlich und schaffte es sogar ein Stück der Sorge von Byou zu nehmen. Es würde alles wieder gut werden, irgendwann. „Und wie geht’s dir?“

Riku blinzelte kurz, schien etwas verwirrt von der Frage des Silberhaarigen. Byou musste nur wieder glücklich lächeln. Es war so typisch für seinen Freund, dass er sich um die anderen sorgte und es war schön zu wissen, dass der Überfall nicht allzu viel seiner Persönlichkeit verändert hatte.

„Schon besser. Ruki hat mir ganz gut geholfen. Ich hätte es zwar nie gedacht, aber er ist wirklich ein guter Zuhörer.“ Jetzt war es an Byou überrascht zu sein. Natürlich wusste er, dass sein ehemaliger bester Freund einfühlsam und hilfsbereit sein konnte, aber dass er sich neuerdings offenbar um seinen Cousin sorgte, überraschte ihn doch mehr als nur ein bisschen. Vielleicht hatte sich Ruki den Streit letztens doch mal zu Herzen genommen. Zwar war Byou immer noch unheimlich sauer auf den Braunhaarigen und wollte ihn im Moment auch nicht sehen, aber um das Wohlergehen des anderen war er trotzdem besorgt, immerhin waren sie seit dem Kindergarten beste Freunde gewesen und das konnte man nicht einfach so vergessen.

„Ehm, Ikuma. Ich wollte dich noch was fragen. Also wegen Ruki.“ Byou konnte sich schon denken, was Riku jetzt sagen wollte. Eigentlich wollte er schon sagen, dass der Braunhaarige hier nicht auftauchen brauchte, aber er würde die Entscheidung besser dem Silberhaarigen überlassen. Denn wenn es Ikuma helfen würde Ruki zu sehen, würde er sich nicht dagegen stellen, Ikuma zur Liebe. „Also, er macht sich wirklich Sorgen um dich und es geht ihm ziemlich scheiße. Er macht sich halt Vorwürfe wegen allem und… naja, glaubst du, er dürfte dich auch mal besuchen kommen? Er hält das wirklich nicht mehr lange durch, dass ihr ihn beide nicht sehen wollt.“

Ikuma blickte nur stumm auf seine Decke, zwirbelte nervös an dieser herum. Byou hatte ihm erzählt, was Sonntag im Krankenhaus gewesen war, dass er Ruki rausgeworfen hatte und für Schuld an der ganzen Sache hielt. Auch wenn er mittlerweile wusste, dass es nicht ganz richtig war, alleine den Braunhaarigen zu beschuldigen. Ikuma wirkte aber nicht so, als ob er sich sicher war, Ruki sehen oder nicht sehen zu wollen.
 

tbc

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Ikuma ist also wieder wach und scheint ganz gut mit der Sache umzugehen... naja mal sehen wie es ihm noch ergeht, wenn er jetzt endlich zu Byou zieht... und ob Ruki und Byou in diesem Leben noch mal Freunde werden, ist auch so ne Sache für sich...

ich hoffe doch, das Kapitel hat euch gefallen
 

@Shin-chan: na mal sehen, ob du sonderlich begeistert bist von meiner Art Ruki "glücklich zu machen"(^-^)

@Toffelchan: ja mehr von WataruxRuki hast du hier jetzt zwar nicht, aber es wird noch weiter gehen, wirst noch ein bisschen was über die beiden lesen dürfen... und Wataru hatte übrigens einen guten Grund nicht mit Ruki hoch zu gehen^-^

@ladylike: keine Angst es wird noch alles über Wataru geklärt, ich denke ganz am Ende ist er kein so großes Rätsel mehr... und Ruki, naja langsam war es doch wirklich zu offensichtlich um es noch abzustreiten

@Lucel: optimistisch ist die richtige Einstellung^-^... aus Watarus Sicht war es längerfristig definitiv besser, ob Ruki auch so denkt... wer weiß^-^

@klene-Nachtelfe: so da hast du erfahren wie es dem Rest erging^-^... ich denke, ist doch eine positive Wendung

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Genervt tippte Ruki mit seinen Fingern auf der Schreibtischplatte herum. Warum war Saga auch nie on, wenn er ihn brauchte? Immerhin konnte er gerade mit keinem anderen reden als seinem Kumpel in Amerika.
 

~Saga~

Hey mein süßer, kleiner Ruki?

Na wie war dein Date? (^o^)
 

Jetzt war er sich doch nicht mehr so sicher, ob er sich über Sagas Anwesenheit freute. Vor allem diese Anrede ging ihm gewaltig auf die Nerven, genauso wie die Tatsache, dass alle seine Verabredung Sonntag für ein Date hielten.
 

*Ruki*

DAS WAR KEIN DATE!!!

Aber trotzdem hi.

Und wie waren die ersten Unitage?
 

~Saga~

Ganz okay, ich verstehe zwar kaum was, aber ich denke es wird schon.

Und wie geht’s dir und Riku so?

Was Neues von Ikuma?
 

Oh, er fragte zuerst nach Ruki und dann nach Riku. Anscheinend hatte sein Kumpel endlich begriffen, dass er so mehr Informationen aus Ruki raus holen konnte. Aber da sein Problem heute einiges komplizierter war, würde er besser erst mal von den anderen berichten, nicht dass er Sagas Geduld noch überstrapazierte und der ihm nicht antwortete, weil er noch keine Auskunft über Riku bekommen hatte, sondern nur Rukis Probleme erfuhr.
 

*Ruki*

Also Ikuma ist wieder wach, hat Riku gesagt, er ist auf dem Weg ins Krankenhaus.

Riku geht es soweit ganz gut, aber er ist immer noch ein bisschen fertig. Ich hab ihm deinen Brief gegeben, keine Ahnung ob er ihn gelesen hat.
 

~Saga~

Okay, gut dass es Ikuma besser geht.

Danke wegen Riku.

Sag ihm ich liebe ihn.

Und was ist jetzt mit dir?
 

Jaja, er liebte Riku, wer’s glaubt. Ruki jedenfalls nicht.

Aber jetzt würde der andere ihm bei seinem Problem helfen müssen.
 

*Ruki*

Nya soweit den Umständen entsprechend gut.

Aber ich brauche deine Hilfe, hast du Zeit?
 

~Saga~

Klar, wie gesagt, für dich immer(^-^)

Also ist es wieder wegen Byou? Oder diesem Wataru?
 

Okay, jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er Saga die Sache am besten erklärte. Er konnte ihm ja schlecht wie ein pubertierender Teenager vorheulen, dass er in Wataru verliebt war, aber der nicht in ihn.
 

*Ruki*

Naja, Byou redet immer noch nicht mit mir, also hat sich da nichts geändert.

Es ist wegen Wataru.

Wir waren doch Sonntag in dem Club zusammen und wir haben uns eigentlich ganz gut verstanden und auch Spaß gehabt und so, eigentlich war ja alles super. Ich war ein bisschen depri, aber er hat mich ganz gut aufgemuntert.
 

~Saga~

Und wo ist jetzt das Problem?

Hört sich für mich doch so an, als könntet ihr doch noch Freunde werden.
 

Dass der andere aber auch immer so schrecklich ungeduldig war. Jetzt wollte er ihm schon die ganze Geschichte erzählen und dann wurde er andauernd nur unterbrochen. Wobei der Ältere ohne es wahrscheinlich zu beabsichtigen ja gerade das Problem angesprochen hatte. Wataru und Ruki entwickelten eine wunderbare Freundschaft, aber das war dem Braunhaarigen zu wenig.
 

*Ruki*

Ja das ist das Problem.
 

~Saga~

???
 

*Ruki*

Ich hab mich in ihn verliebt.
 

Minutenlanges Schweigen.

Also wenn Saga den Kommentar mit dem Verlieben neulich ernst gemeint hätte, wäre er doch nicht so überrascht.
 

~Saga~

Oh…

Das könnte natürlich wirklich ein Problem sein.

Du hast es ihm doch nicht etwa gesagt oder?

So dumm bist du nicht.
 

Schwer seufzend ließ der Kleinere seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Was hielt Saga eigentlich von ihm. Mittlerweile war er erfahren genug, um solche Fehler nicht mehr zu machen.
 

*Ruki*

Nein natürlich nicht.

Wir haben über Beziehungen geredet und Wataru meinte, er wolle Partner nur zum Sex und als er mich nach Hause gebracht hat, habe ich ihn gefragt, ob er noch mit rein kommen will und dann ist er einfach gegangen, weil er meinte es sei spät. Nicht mal zum Sex bin ich ihm gut genug…
 

~Saga~

Sag mir, dass ich das gerade falsch verstehe. Du willst dich dem Typ nicht wirklich nur zum Sex anbieten, obwohl du weißt, dass er nie was Ernstes mit dir anfangen würde?
 

Ruki zögerte einen Moment. Irgendwie klang Saga gerade so wie Byou immer, wenn Ruki von seinen Eroberungsplänen erzählte. Irgendwie schien immer keiner sonderlich begeistert von seinen Ideen. Dabei hatte er doch nur bei Wataru sein wollen und wenn das eben der einzige Weg war. Warum verstand das nur keiner?
 

~Saga~

Ruki???

Ich höre…
 

*Ruki*

Ja man, wenn ich nicht mehr als Sex haben kann… aber eigentlich brauchen wir darüber nicht zu diskutieren, weil Wataru ja eindrucksvoll bewiesen hat, dass er mich nicht mal zum Sex will.
 

~Saga~

Das ist jawohl nicht dein Ernst.

Egal wie sehr du diesem Typen auch immer verfallen bist, du bist viel zu gut, um nur sein Lustobjekt zu sein und so solltest du ihm auch gegenüber treten.

Zeig ihm wie toll du bist und dass es eine Ehre wäre, dich zum Freund zu haben.
 

Ein trockenes Lachen kam über seine Lippen, als er die Sätze las. Erstens hatte er sich vor Wataru schon wie die Schlampe schlechthin verhalten, das war also schon seit ihrer ersten Begegnung vorbei. Zweitens klang Sagas Vorschlag zwar ziemlich logisch, aber wie wollte er das denn bitte tun? Wenn das so einfach wäre, hätte er den Barkeeper schon lange von sich überzeugt.
 

*Ruki*

Klar, weil das auch so einfach ist.

Außerdem will er doch keine Beziehung.
 

~Saga~

Das sagt er jetzt. Wenn du dich erinnerst, wollte ich auch keine Beziehung.

Aber Liebe ist nichts, was du kontrollieren kannst, es kommt einfach. Ich hab mich einfach in Riku verliebt, weil er wunderbar war, weil er mir jeden Tag gezeigt hat, wie wichtig ich ihm bin.

Ich bin sicher, das funktioniert auch bei deinem Barkeeper.

Gib dir einfach mal ein bisschen Mühe, lass dir was Kreatives einfallen und vergesse den Sex erst mal.
 

Schon wieder das Riku-Thema. Nach der Meinung des Braunhaarigen hinkte der Vergleich ganz schön, denn immerhin war er nicht der Meinung, dass Saga seinen Cousin wirklich liebte und so enden wie der Blonde wollte er auf keinen Fall. Dann lieber gar keine Chance bekommen, als das Gefühl zu haben es geschafft zu haben und dann eiskalt abserviert werden.

Und was waren das überhaupt für dämliche Vorschläge? ‚Was Kreatives‘. Und wie sollte er den Sex vergessen, wenn das alles war, was Wataru wollte? Wobei hier auch zu beachten war, dass der Barkeeper den ja auch nicht mit Ruki wollte.
 

*Ruki*

Das klappt doch nie.

Er steht nicht auf mich, da helfen auch die größten Bemühungen nichts.
 

~Saga~

Sei doch nicht immer so negativ.

Naja ich muss jetzt auch zur Uni.

Wir schreiben uns…

Und denk dran, zeig Wataru, dass du es ernst meinst!!!
 

Und schon war Saga verschwunden, bevor Ruki überhaupt antworten konnte. Schwer seufzend erhob er sich von seinem Stuhl, ließ sich aufs Bett fallen. Zwar hatte Saga sich unheimlich bemüht oder es zumindest versucht ihm Ratschläge zu geben, aber wirklich hilfreich waren die nicht. Ruki war noch genauso ideenlos wie vorher. Dass er seine Taktik ändern musste war ihm klar, aber ob Sagas Idee die allerbeste war, wusste er noch nicht.

Ein Klopfen an der Zimmertür riss den Braunhaarigen aus seinen Gedanken.

„Ruki-Schatz, an der Tür ist ein junger Mann, der behauptet dich zu kennen und zu dir zu wollen.“ Es war seine Mutter, die gestern Abend überraschenderweise nach Hause gekommen war und jetzt sogar vorhatte ein paar Tage zu bleiben. Wobei es für Ruki eher ungewohnt als erfreulich war. Mittlerweile war er aus dem Alter raus indem er seine Eltern brauchte.

„Wer denn?“ Eigentlich erwartete Ruki keinen Besuch und wenn seine Mutter den Fremden nicht kannte, konnte es eigentlich auch nicht Uruha oder irgendeiner seiner engeren Freunde sein und wenn er ehrlich war, wollte er jetzt nicht von einem seiner Bekannten genervt werden.

„Ich kenne ihn nicht. Vom Aussehen her würde ich nicht denken, dass du ihn kennst. Er sieht etwas runtergekommen aus und hat rötliche Haare.“ So schnell wie der Braunhaarige auf einmal aufgesprungen und zur Haustür gerannt war, konnte seine Mutter gar nicht gucken. Nach der Beschreibung konnte es nur Wataru sein und für den Barkeeper würde Ruki immer Zeit haben.

Schwungvoll riss der Jüngere die Tür auf, erblickte auch gleich den Rothaarigen, was ihm ein breites Grinsen aufs Gesicht zeichnete. Wataru sah doch nicht heruntergekommen aus, er war verdammt heiß. „Wataru, was verschafft mir die Ehre? Hast du mich vermisst?“, flötete er mit einem liebreizenden Augenaufschlag. Ein bisschen flirten ging ja immer.

„Ehm… eigentlich komme ich, weil du ja nicht nötig hast ans Handy zu gehen.“ Oh… das hatte der Braunhaarige vergessen, er hatte seinen Akku nicht geladen. Aber das hieß auch Wataru hatte ihn anrufen wollen. Vielleicht vermisste der Rothaarige ihn wirklich.

„Sorry… aber wenn ich ehrlich bin, mag ich es lieber wenn du vorbei kommst anstatt anzurufen.“, entgegnete er frech, lehnte sich so aufreizend wie möglich gegen den Türrahmen. Hätte er gewusst, dass der Barkeeper vorbei kommen würde, hätte er sich heute ordentlich gestylt. Aber wenigstens hatte er noch seine normalen Klamotten an, wie peinlich wäre auch ein Trainingsanzug gewesen.

„Eigentlich war es nicht ich, der versucht hat dich zu erreichen.“, meinte Wataru nur kühl und versetzte Ruki so erneut einen Schlag. Gerade kam das Gefühl von Sonntagabend zurück und das tat verdammt weh. Aber bevor er wieder vollkommen in seinem Leid versinken konnte, sprach der anderen weiter. „Byou wollte mit dir reden. Ikuma will dich gerne sehen.“

Innerlich tobte gerade ein Feuerwerk in Ruki. Ikuma wollte ihn sehen, der Jüngere hasste ihn nicht und endlich würde der Braunhaarige sich selber versichern können, wie es seinem Freund ging. So schnell wie nie hatte er seine Tasche gepackt und war zur U-Bahn gehetzt, Wataru ihm hinterher. Aber gerade hatte er keine Zeit über den Barkeeper nach zu denken und über seine blöden Liebesprobleme. Hauptsache Ikuma und vor allem Byou würden wieder mit ihm reden und wieder seine Freunde sein. Denn egal wie sehr er sich nach Liebe sehnte und wie wichtig ihm diese im Leben auch war, es gab nichts, was er mehr zum Überleben brauchte als Byou als besten Freund an seiner Seite.

Es dauerte gefühlte Tage bis Ruki endlich vor Ikumas Krankenzimmertür angekommen war, so sehr hatte er sich gewünscht hier zu sein. Aber jetzt wo er kurz davor war, den Kleinen wieder zu sehen, hatte er doch irgendwie Angst einzutreten. Was wenn Ikuma ihn nur sehen wollte, um ihn endgültig aus seinem und Byous Leben zu werfen? Das würde er nicht überstehen, da war er sich mittlerweile sicher. Niemand würde ihm Byou ersetzen können.

„Geh schon rein, Kleiner. Glaub mir, Byou hat nicht so geklungen, als ob sie dich jetzt fertig machen wollten.“ Wataru war immer noch bei ihm, hatte seine Hand beruhigend auf Rukis Schulter gelegt und nickte Richtung Tür. Auch wenn die Worte des anderen rational betrachtet, Rukis Situation nicht weniger ungewiss machten, sorgten sie dafür, dass der Kleinere sich besser fühlte. Auch wenn der Rothaarige nicht so gut darin war wie Byou, er half Ruki sich besser zu fühlen.

Tief durchatmend drückte er die Klinke herunter, öffnete langsam die Tür und betrat den sterilen Krankenhausraum.

„Iku…“, hauchte er leise, als er den Silberhaarigen auf dem Bett sitzend erblickte, die anderen um ihn herum erst mal ignorierend. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht.“ Das war er wirklich, aus tiefstem Herzen glücklich darüber dass der andere wieder so lebendig wirkte. Und dann kam etwas mit dem er absolut nicht gerechnet hatte und was Rukis Glück gerade noch um ein tausendfaches ansteigen ließ. Ikuma hatte seine Arme ausgebreitet, streckte sie ihm entgegen und lächelte ihn lieb an. Freudestrahlend rannte er auf das Bett zu, fiel seinem Freund um den Hals und drückte sich fest an ihn. „Ich hatte so eine Angst um dich. Es tut mir so leid, ich wollte das nicht. Ich bin so ein Idiot.“, nuschelte er in das Shirt des Jüngeren, wünschte sich gerade einfach nur, dass der Silberhaarige ihm irgendwann verzeihen würde.

„Ich weiß, Ruki. Ich weiß.“ Ikuma löste sich langsam von dem Braunhaarigen, hatte aber immer noch ein schwaches Lächeln im Gesicht. „Lass es uns einfach vergessen. Es war dumm von uns beiden und wirklich Schuld ist nur dieser Typ.“ Ruki war sicher, dass Ikuma sich gar nicht vorstellen konnte, wie glücklich er den Kleineren gerade mit seinen Worten machte, denn das war das was er wollte. Einfach alles vergessen und wieder Freunde mit den anderen sein.

„Danke.“, hauchte er leise, krabbelte vom Bett, hielt aber weiterhin die Hand des Silberhaarigen. Solange Ikuma seine Nähe zu ließ, würde Ruki sich auch nicht von dem anderen lösen. Jetzt hatte er wirklich das Gefühl, dass doch noch alles gut werden konnte, wenn nur Byou ihm ebenfalls verzieh.
 

*
 

Mit einem seligen Lächeln beobachtete Wataru wie Ruki sich angeregt mit Ikuma, Riku und Ayame unterhielt und dabei so glücklich strahlte, wie er den Kleinen noch nie gesehen hatte. Und dieses Lächeln war unheimlich hübsch, das musste Wataru zugeben, auch wenn es ihm nicht helfen würde, seine aufkeimenden Gefühle für den Braunhaarigen zu ersticken. Er war schon unglaublich stolz auf sich, dass er es Sonntag geschafft hatte sich nicht wieder von dem Kleinen verführen zu lassen, auch wenn es ihm schwer gefallen war, nicht einfach mit zu Ruki zu gehen. Der Rothaarige konnte nicht leugnen, dass er den kleinen verzogenen Student attraktiv fand, was ja noch nicht wirklich ein Problem war. Das Schlimme war eher, dass er auch begann den Charakter des anderen auf die definitiv falsche Art zu mögen. Und das letzte was Wataru wollte, war sich ernsthaft in den Kleineren zu verlieben. Vor allem da er sich ziemlich sicher war, dass Ruki nur mit ihm spielte. Niemals würde der Braunhaarige sich in jemanden verlieben, der so unter seinen Niveau war wie der Barkeeper und da war es doch besser auf den Sex zu verzichten und gleich bei Freundschaft zu bleiben, bevor man am Ende noch verletzt wurde. Abgesehen davon glaubte er nicht an die Liebe und er war auch nicht darauf erpicht, dass seine Gefühle für Ruki ihm das Gegenteil bewiesen.

Irgendwie war sein Leben ein einziges Chaos seit er den Kleineren kannte. Es war zwar auch vorher nicht in wirklich geordneten Bahnen verlaufen, aber irgendwie wurde es gerade immer schlimmer. Jetzt machte er sich schon ernsthaft Gedanken über Beziehungen, hatte Angst Gefühle zu entwickeln und schlug Sex-Angebote aus. Vielleicht sollte er mal zum Arzt gehen.

„Danke, dass du Ruki hergebracht hast. Ich glaube, er tut Ikuma wirklich gut.“, unterbrach ihn Byous leise Stimme. Der Blonde war zu ihm getreten, flüsterte ihm zu, damit die anderen es nicht hören konnten.

„Kein Problem und ich denke auch, dass es Ikuma gut tut und Ruki auch.“, antwortete der Ältere, sein Blick haftete immer noch wie magisch auf dem zierlichen Körper des Braunhaarigen und auch wenn er es gewollt hätte, er hätte ihn nicht abwenden können, um Byou anzusehen. „Aber was noch wichtiger für ihn wäre, wenn du endlich wieder mit ihm reden würdest. Er braucht dich und ich denke du ihn auch.“ Auch wenn der andere jetzt sicher das Gegenteil behaupten würde, es war ihm anzumerken, dass er Ruki mindestens so sehr vermisste wie der Kleine ihn.

„Ich kann ihm das nicht verzeihen, noch nicht. Es ist bescheuert, ich weiß, aber es geht nicht anders.“ Byous Stimme war noch ein wenig leiser geworden und Wataru konnte deutlich heraushören, dass es mittlerweile keine Verbitterung mehr war, wenn er über Ruki redete, keine Wut wie noch letzte Woche, sondern Trauer und vielleicht ein bisschen Enttäuschung. „Sag mal, was ist eigentlich zwischen Ruki und dir? Du scheinst dich ja ziemlich gut um ihn zu kümmern.“

Ja das war eine gute Frage. War überhaupt irgendwas zwischen ihnen? „Nichts, wir verstehen uns nur einfach gut und Ruki hat nun mal jemanden gebraucht, der sich um ihn kümmert.“ Und das war eine wahrheitsgemäße Antwort. Auch wenn Wataru den Teil, wo er begann Gefühle für den Jüngeren zu entwickeln jetzt einfach mal wegließ, genauso wie, dass Ruki ihn anscheinend mehr als eine Möglichkeit für schnellen Sex ansah.

„Okay.“, murmelte der Blonde vor sich hin, wandte seinen Blick jetzt auch zu Ruki und dann wieder zurück zu dem Rothaarigen. Irgendwie war es Wataru unangenehm, dass Byou ihn die ganze Zeit so musterte, vor allem da dem anderen sicher auffiel, dass der Barkeeper die ganze Zeit damit beschäftigt war, Ruki an zu starren. „Ich glaube, du tust ihm sowieso gerade besser als ich.“

Verwirrt blinzelnd wandte Wataru seinen Blick jetzt auch zu Byou. Wieso glaubte der andere bitte, dass ein fast Unbekannter, denn mehr als oberflächlich kannten sich der Barkeeper und der Student ja nicht, Ruki besser tat als sein bester Freund?

„Er wirkt viel fröhlicher als die ganzen Wochen zuvor. Ich glaube nicht, dass das nur daran liegt, dass Ikuma ihn nicht beschuldigt.“, erklärte der Blonde seine Vermutung und warf wieder einen Blick zu den anderen, die um das Bett herum saßen und sich unterhielten. Auch Wataru wandte seinen Blick wieder auf den lächelnden Ruki. Ja, der Kleine sah fröhlich aus, aber der Rothaarige glaubte nicht wirklich, dass das irgendwas mit ihm zu tun haben könnte.

„Ich denke, es liegt einfach daran, dass er mir jetzt endlich glaubt, dass alles zwischen euch wieder gut wird. Denn was ihn wirklich wieder glücklich machen würde, wäre wenn ihr wieder Freunde werden würdet.“ Und dann würde Ruki ihn nicht mehr brauchen, da war Wataru sich fast sicher. Auch wenn sie sich ganz gut verstanden, glaubte er nicht, dass sich jemand wie Ruki unter normalen Umständen jemals mit jemandem wie ihm abgegeben hätte und wenn alles wieder normal sein würde, würde der Kleinere ihn sicher fallen lassen. Eigentlich wünschte sich der Barkeeper fast, dass Byou Ruki für immer hasste, aber nur fast. Immerhin wollte er ja, dass der Braunhaarige wieder glücklich würde und dazu brauchte er Byou.

„Ich… ich kann noch nicht.“, hauchte der Blonde tonlos, schüttelte bestätigend den Kopf. „Er hat mich einfach zu sehr enttäuscht. Aber pass gut auf ihn auf Wataru, bitte.“

„Mach ich, wenn du versprichst, dich wieder einzukriegen.“ Das war eine Sache die der Rothaarige gerne tat, auf Ruki aufpassen. Denn er war mittlerweile gerne in der Nähe des anderen, auch wenn sein Gefühlschaos dadurch nicht wirklich kleiner wurde. Er würde für Ruki da sein, solange dieser es zu ließ.
 

tbc

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Ja Rukis leben wird wieder besser^-^ und eigentlich hab ich zu dem Kapitel nicht viel zu sagen...

Noch ein bisschen Werbung: Ich habe einen Wettbewerb für J-Rock-FFs eröffnet, würde mich freuen, wenn einer mitmacht

http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=40632
 

@Lucel: Ist richtig, es scheint Ikuma gut zu gehen und Byou wird auch alles versuchen, dass es so bleibt... seh ich auch so, dass Ruki keine Shculdl trifft und Ikuma hat es ja auch eingesehen^-^

@Shin-chan: Ja mal sehen wie es ihm wirklich geht, aber Ruki hat er ja erstmal zu sich kommen lassen... wobei du ja weißt, wie es jetzt weitergeht^-^

@ klene-Nachtelfe: Es muss ja auch mal was positives passieren immer nur Drama ist ja auch blöd^-^ und das mit Ruki und den anderen scheint ja auch auf dem richtigen Weg zu sein

@ladylike: vielen Dank für das Lob, ich fühl mich sehr geschmeichelt^-^ ja gerade kommt Iku gut klar, Verdrängung ist ja auch ziemlich häufig bei sowas... ja sono ist ja auch süßxDDD

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Mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen hüpfte Ikuma aus Byous Wagen, ließ seinen Blick nach oben über den großen Glaspalast vor ihm schweifen. Er war doch noch einen Tag länger im Krankenhaus geblieben und umso froher jetzt endlich wieder draußen zu sein. Hier würde er jetzt also wohnen, bei Byou und seinen Eltern, die der Silberhaarige zwar noch nie gesehen hatte, die Byous Aussage nach aber nichts gegen den neuen Mitbewohner hatten und sowieso so gut wie nie da waren. Eigentlich war das genau die Situation, die der Jüngere hatte vermeiden wollen, aber erstaunlicherweise störte sie ihn jetzt gar kein bisschen. Im Gegenteil, es machte ihn regelrecht glücklich, wenn er daran dachte ab jetzt dauerhaft bei Byou sein zu können.

Seit der Vergewaltigung war er deutlich anhänglicher geworden, das war ihm bewusst und irgendwie hatte er immer noch ein wenig Angst, der Blonde könnte ihn deswegen irgendwann verlassen. Aber Ikuma konnte es einfach nicht abstellen, er konnte nichts dagegen tun, dass er so an seinem Freund hing, denn Byou gab ihm Sicherheit und das Gefühl, dass alles gut war in seinen Leben. Er gab ihm einfach die Möglichkeit sich soweit zu entspannen, dass er die schrecklichen Erinnerungen an die Tat in die hinterste Ecke seines Gedächtnis verbannen konnte, wo sie nie wieder ans Tageslicht kommen würden.

„Was träumst du so vor dich hin? Oder soll ich alle deine Taschen alleine schleppen?“, vernahm er die belustigte Stimme des Älteren hinter sich, der gerade dabei war Ikumas Koffer aus dem Kofferraum und dem hinteren Teil des Wagens zu holen.

„Err… nein, tut mir leid, ich war in Gedanken. Ich helf dir tragen.“, lächelte er, nahm sich zwei Taschen und folgte Byou in das Gebäude. So viele Taschen hatte er übrigens gar nicht, da Byou, Sono, Riku und Wataru den Großteil seines Umzuges schon erledigt hatten. Sie hatten Ikumas Wohnung leer geräumt, alle Möbel, Bücher und Einrichtungsgegenstände, die der Jüngere hatte behalten wollen in Byous Appartement gebracht und den Rest entsorgt. So dass jetzt nur noch ein paar Klamotten und Kleinkram zu transportieren waren. Ayame hatte angeblich ja auch geholfen, wobei Byou meinte, er hätte eigentlich nur rumgestanden und Anweisungen gegeben.

Mit einem Pling kündigte der Aufzug ihre Ankunft im richtigen Stockwerk an. Byou wohnte ziemlich weit oben, zwar nicht ganz oben wie Ruki, aber trotzdem etwas zu hoch für Ikumas Geschmack. Wenn sie sich irgendwann mal eine gemeinsame Wohnung suchen würden, wovon der Silberhaarige doch fest ausging, denn nach der Sache mit dem Überfall und der Art wie Byou sich um ihn kümmerte, war der Kleinere sich noch sicherer, dass sie für immer zusammen bleiben würden, würde Ikuma dafür sorgen, dass sie nicht ganz so weit oben wohnten.

„Willkommen in deinen neuen zu Hause.“, meinte der Blonde, als er die Tür aufgeschlossen hatte, ließ die Taschen einfach im Flur fallen, bevor er sich umwandte, den verdutzten Ikuma samt Taschen hochhob und etwas seltsam über die Schwelle trug. „Hm, ich glaube, das üben wir nochmal.“

„Ach, ich find das auch so schon perfekt.“ Lächelnd drückte Ikuma seinem Freund einen Kuss auf die Lippen, ließ sich wieder auf den Boden absetzten und lief Richtung Schlafzimmer. „Ich räum meine Kleider ein, okay?“

„Okay, Süßer. Sag wenn du Hilfe brauchst.“
 

Den Rest des Vormittags war der Silberhaarige dann auch damit beschäftigt seine Sachen in Byous Wohnung zu verstauen und sich irgendwie häuslich einzurichten. Obwohl es Ikuma immer noch etwas seltsam vorkam, denn streng genommen war das immer noch das Appartement von Byous Eltern, auch wenn die laut Aussage seines Freundes so gut wie nie hier waren. Immerhin war der Jüngere ihnen auch noch nie begegnet und sicher, ob sie so begeistert davon waren einen völlig Fremden aufzunehmen, war er auch nicht.

„Und du bist sicher, dass deine Eltern nichts dagegen haben, wenn ich hier wohne?“, fragte Ikuma zum wiederholten Male an Byou gewandt, als er es sich erschöpft vom Aufräumen neben ihm auf dem Wohnzimmer-Sofa bequem machte.

„Ja bin ich. Außerdem sind sie nie hier, sie werden es wahrscheinlich noch nicht einmal merken.“, antwortete der Blonde nur, schlang seine Arme um den Jüngeren und zog ihn sanft an sich und dieser ließ sich nur zu gerne in den starken Armen des anderen nieder. Denn genau das brauchte Ikuma im Moment, das Gefühl, dass Byou ihn immer noch über alles liebte und immer für ihn da war. Was Byou anscheinend genau zu wissen schien, denn seit der Silberhaarige aufgewacht war, schenkte sein Freund ihm deutlich mehr Zuneigung als vor dem Überfall.

„Heißt das, sie wissen gar nichts davon?“ Etwas unsicher war der Student dann doch. Was wenn Byous Eltern doch mal spontan kamen und ihn am Ende noch für einen Einbrecher hielten?

„Natürlich hab ich es ihnen gesagt, aber es ist ihnen vollkommen egal. Außerdem sind sie ganz froh, wenn ich nicht immer alleine bin, dann fühlen sie sich wenigstens nicht ganz so schuldig.“ Ein sanftes Lächeln breitete sich auf den Zügen des Älteren aus, bevor er Ikuma einen innigen Kuss auf die Lippen gab. Es tat gut Byou zu küssen, ehrlich gut. Irgendwie gab es Ikuma ein Gefühl von Alltag zurück, etwas das ihn an seine glückliche rosa Welt erinnerte aus der er so brutal gerissen wurde und in die er so gerne zurückkehren würde.

„Vielleicht solltest du auch langsam anfangen für deine Gäste Essen zu machen, immerhin wolltest du ja eine Einweihungsparty geben.“

Das hatte Ikuma jetzt vollkommen vergessen. Er hatte die anderen ja eingeladen als Dank dafür, dass sie beim Umzug geholfen hatten und jetzt war es schon kurz nach drei und sie würden sicher auch bald kommen. Hastig löste der Silberhaarige sich aus den Armen seines Freundes und eilte in die Küche. Zwar hatte er nicht mehr vor wirklich zu kochen, bestellte Pizza würde es auch tun, aber wenigstens ein paar Gläser und Teller konnte er zusammen suchen und bereitstellen und ein bisschen Ordnung musste er im Wohnzimmer auch noch schaffen.

Byou war nicht sonderlich überzeugt von der Idee gewesen, also würde er Ikuma jetzt wohl auch nicht helfen. Aber wahrscheinlich lag das an der Tatsache, dass der Kleinere Ruki ebenfalls eingeladen hatte und darüber war Byou eher weniger glücklich. Aber der Blonde hatte versprochen sich Ikuma zur Liebe zusammen zu reißen und er hatte auch gesagt er wolle sich wieder mit Ruki vertragen zumindest irgendwann.

Ikuma hatte selber lange darüber nachgedacht, wie er sich dem Braunhaarigen gegenüber verhalten sollte und in gewisser Weise konnte er die Reaktion seines Freundes auch nachvollziehen, Ruki die Schuld zu geben. Aber je länger der Jüngere darüber nachgedacht hatte, desto absurder war sie ihm vorgekommen. Den anderen traf keinerlei Schuld an dem Überfall, zwar war es unverantwortlich gewesen Ikuma damals um Hilfe zu bitten, aber Ruki hatte nun mal Angst gehabt und keinen anderen Ausweg gewusst und mit einer Vergewaltigung hatte wohl keiner von ihnen in dieser Situation gerechnet. Abgesehen davon war Ikuma auch freiwillig gegangen, obwohl er sich der Gefahr irgendwie bewusst gewesen war, also war er auch selber schuld. Deswegen konnte und wollte er Ruki nicht sauer sein und einfach wie vorher mit dem anderen befreundet sein. Und er wünschte sich Byou würde es auch endlich wieder so sehen, damit alles normal werden konnte. Normalität war das, was der Silberhaarige sich einfach am meisten wünschte.

Voll mit Tellern und Gläsern bepackt, tapste der Jüngere zurück ins Wohnzimmer, wo Byou zu seiner Überraschung wirklich angefangen hatte ein wenig aufzuräumen. Ikuma drapierte das Geschirr auf dem Esstisch und holte dann noch Getränke aus der Küche, bevor er sich daran machte mit dem Älteren zusammen die Wohnung einigermaßen ordentlich zu machen.
 

*
 

Etwas gehetzt kam Wataru vor Ikumas und Byous Wohnungstür an. Es war schon kurz nach fünf, eigentlich hatte er um vier Uhr da sein wollen wie die anderen auch, aber dann war ihm Yukis doch ziemlich erfreulicher Anruf dazwischen gekommen und in seiner Freunde darüber hatte er glatt vergessen, dass er noch etwas vorgehabt hatte. Aber die anderen würden sicher verstehen, warum er so spät war, wenn er es erzählte.

„Wataru, ich dacht schon, du kommst nicht mehr.“, öffnete ihm ein fröhlich lächelnder Ikuma die Tür. Irgendwie war es etwas unwirklich für den Rothaarigen wie glücklich der Jüngere doch trotz des Überfalls, der immerhin noch nicht solange her war, doch wirkte. Aber vielleicht gab es wirklich Menschen die gut mit sowas umgehen konnten oder vielleicht war Byou auch einfach unheimlich gut darin, Ikuma zu helfen das Schreckliche zu vergessen.

„Sorry, ich wurde noch aufgehalten.“, antwortete er, streifte sich die Schuhe ab und folgte dem Silberhaarigen in das Wohnzimmer. Byous Wohnung war ähnlich beeindruckend wie Rukis, wenn auch nicht ganz so riesig. Wobei selbst Ikumas alte Wohnung für Watarus Verhältnisse groß gewesen war, als er neulich beim Umzug geholfen hatte. Irgendwie hatte ihm das nur wieder vor Augen geführt, dass er doch nicht ganz so in die Kreise gehörte, in denen er sich gerade bewegte.

Die anderen waren wie erwartet schon da, saßen verteilt auf den Sofas um den Couchtisch. Wataru begrüßte sie kurz alle, ließ sich dann auf den Platz neben Ruki fallen, der bis jetzt alleine auf dem kleineren Sofa gesessen hatte und den Barkeeper jetzt mit einem freundlichen Lächeln bedachte. Wie sehr Wataru dieses Lächeln doch liebte… liebte? Seine Gedanken gingen schon wieder in die absolut falsche Richtung, er durfte sich nicht in Ruki verlieben. Das würde nur in ziemlichen Schmerzen für ihn enden. Aber warum sah der Kleine heute auch wieder so unwiderstehlich aus, obwohl er wahrscheinlich auch einen Kartoffelsack tragen konnte und Wataru würde ihn immer noch attraktiv finden, einfach weil er wusste, wie verdammt erotisch der Jüngere nackt aussah.

„Warum bist du eigentlich so spät?“, brachte Rukis sanfte Stimme ihn zurück in die Realität, bevor er gedanklich zu sehr in Erinnerungen an ihre gemeinsame Nacht abdriftete, was dem Älteren in letzter Zeit immer häufiger passierte. Aber vielleicht würde der Themenwechsel ihm jetzt helfen.

„Yuki hatte vorhin angerufen. Ihr wisst schon der blonde Gitarrist aus meiner Band.“, fügte er gleich als Erklärung an, da ihn doch ziemlich verwirrte Gesichter ansahen, als er begann von Yuki zu erzählen. „Nun ja, wir haben von einem Indie-Label ein Angebot bekommen. Wir dürfen bei ihrem nächsten Instore-Event auftreten und wenn wir sie mit unserer Live-Performance genauso überzeugen können wie mit dem Demotape, dann haben wir gute Chancen auf einen Vertrag.“ Mit einem breiten Strahlen im Gesicht endete der Rothaarige seine Erzählung. Zwar bedeutete die Sache nicht, dass sie einen Vertrag sicher hatten, aber sie waren auf dem besten Weg und dieses Mal deutlich näher an einem Erfolg als alle Male zuvor.

„Wow, das ist… Herzlichen Glückwunsch.“, fiel ihm auch gleich ein quietschender Ayame um den Hals und auch die anderen gratulierten dem Rothaarigen mehr als herzlich. Das war auch ein bisschen ungewohnt für den Ältesten, dass andere sich ehrlich für ihn freuten.

„Und wann und wo ist euer Konzert, damit wir auch alle kommen können?“, fragte Riku nachdem sie alle ihre Glückwünsche abgegeben hatten.

„Dienstagabend, Shibuya O-West.“

„Dienstag, so ein Scheiß.“ Genervt ließ Riku sich gegen die Sofalehne fallen. „Iku und ich haben Mittwoch ‘ne Zwischenprüfung und meine Tante ist gerade da, die lässt mich dann Dienstag nicht weg.“ Ikuma nickte nur zustimmend, um zu signalisieren, dass er auch nicht kommen konnte. Byou würde dann sicher bei dem Silberhaarigen zu Hause bleiben, da war Wataru sich sicher.

„Sono und ich sind auch nicht da, wir sind ab Sonntag bis Mittwoch in Kyoto auf der Hochzeit meines Bruders.“, kam es von Ayame, der nicht sonderlich begeistert von dieser Tatsache klang. „Warum ist das Konzert auch nicht am Wochenende?“

„Kein Problem. Aber freut mich, dass ihr gekommen wärt. Ist ja klar, dass das mitten in der Woche ein bisschen blöd ist.“ Wataru hätte sich wirklich extrem gefreut, wenn irgendeiner der anderen gekommen wäre, aber damit gerechnet hatte er nicht. Eigentlich reichte ihm auch die Tatsache, dass sie gekommen wären, wenn sie denn Zeit hätten.

„Hey, ich komme auf jeden Fall mit.“ Ruki klang fast etwas beleidigt, fühlte sich bei dem Gespräch gerade wohl ein wenig übergangen. Aber als Wataru ihm wieder seinen Blick zu wandte, setzte er sofort sein hübsches Lächeln auf. „Also wenn du willst.“, fügte er hinzu und der Barkeeper glaubte einen leichten Rotschimmer auf den Wangen des Jüngeren auszumachen.

„Klar, ich hol dich Dienstag ab, dann brauchst du nicht mal Eintritt zahlen.“ Watarus Gefühlswelt fuhr gerade mal wieder Achterbahn. Wenn er ehrlich war, war Ruki der einzige bei dem es ihm wirklich enorm viel bedeutete, wenn er kam und allein die Tatsache, dass der Braunhaarige aus freien Stücken mit ging zu einer Veranstaltung von der wohl alle hier Anwesenden wussten, dass sie so gar nicht Rukis Fall war, nur um Wataru zu zusehen, bedeutete doch, dass der Kleinere ihn wirklich mögen musste. Zumindest würden sie es dann doch schaffen müssen, Freunde zu bleiben auch wenn Ruki alle seine alten Freunde wieder hatte und das war gerade das einzige, was der Rothaarige sich realistisch erhoffte.

„Okay.“ Mit einem Grinsen sank der Braunhaarige wieder zurück in das Sofa und der Gesichtsausdruck Watarus unterschied sich gerade nicht viel von Rukis. Immerhin würde der Kleinere sich ihr Konzert ansehen und das war doch ein Grund dümmlich vor sich hin zu grinsen.

„Wollen wir nachher eigentlich noch irgendwo hin gehen oder bleiben wir hier?“

„Wir können ja noch in die Stadt ins ‚Diamond‘.“, antwortete Ikuma mit fragendem Blick in die Runde. Soweit Wataru sich richtig erinnerte, war das der Club in dem er neulich mit Ruki gewesen war. Zwar war er davon nicht sonderlich begeistert gewesen, aber trotzdem kam ein zustimmendes Nicken von dem Rothaarigen. Solang Ruki mitkam, war es ihm egal wo sie hingingen.
 

Der Rest war auch mehr oder weniger begeistert von Ikumas Idee gewesen und so fand Wataru sich um halb neun abends zusammen mit den anderen in dem gleichen Bonzen-Club wie letzte Woche wieder. Ein wenig unwohl fühlte er sich hier schon, hatte er schon letztes Mal, denn alles an diesem Nachtclub zeigte ihm doch wieder nur wie weit entfernt sein Leben doch von dem der anderen war. Schon allein die Getränkepreise ließen den Rothaarigen erschauern, war doch fast sein ganzes Geld für den Eintritt drauf gegangen.

„Wataru… Wataru, hallo, ich hab gefragt, ob ich dir auch was zu trinken mitbringen soll.“, riss ihn Rukis Stimme aus seinen Gedanken. Der Braunhaarige stand vor ihm, hatte sich zu ihm nach unten gebeugt, sodass sich ihre Gesichter fast berührten.

„Err… nein, danke, ich…“

„Keine Angst ich bezahl schon, also was mit Wodka wie immer?“ Der Barkeeper konnte nur überrascht nicken und bevor ihm überhaupt ein Wort über die Lippen gekommen war, war Ruki schon Richtung Bar verschwunden. Wataru wollte nicht so von dem anderen behandelt werden, es kratzte schon ein wenig an seinem Ego, dass er sich von dem Studenten aushalten lassen musste, weil er sich die Getränke nicht leisten konnte. Es zeigte ihm nur wieder, dass er nicht Rukis Liga war und das wollte er einfach nicht immer vor Augen haben. Es reichte ihm schon zu wissen, dass er nicht gut genug für den anderen war, er wollte es nicht auch noch andauernd so offensichtlich merken.

„Das ist auch nicht so ganz deine Art von Club, ne.“ Mit einem leisen Seufzen nickte Wataru, blickte prüfend zu Sono. Soweit er von dessen Erzählungen wusste, war der Schwarzhaarige der einzige von den anderen, der ebenfalls nicht aus einer reichen Familie kam und von daher ziemlich viel arbeitete, um wenigstens etwas mit dem Lebensstil der anderen mithalten zu können. Damals als er den Rest noch nicht kannte und nur immer mitbekommen hatte, was für Anstrengungen Sono auf sich nahm mit den ganzen Nebenjobs, hatte er es noch kein bisschen verstanden, aber mittlerweile konnte er gut nachvollziehen, dass es dem Jüngeren unangenehm seien musste nicht dieselben finanziellen Möglichkeiten zu haben wie seine Freunde. Man wollte ja auch nicht immer alles von seinem Freund ausgegeben bekommen.

„So da bin ich wieder.“, meldete Ruki sich freudig zurück, verteilte die mitgebrachten Gläser auf dem Tisch und ließ sich dann direkt neben Wataru nieder. Wobei sie jetzt wirklich so nah aneinander saßen, dass sich ihre Arme berührten und wieder verspürte der Rothaarige den Wunsch Ruki noch näher zu sein. Irgendwie musste er sich von diesem Gedanken ablenken, griff sein Glas und leerte es halb.

„Bist du schlecht gelaunt?“ Ruki blickte ihn interessiert aber auch besorgt an.

„Äh, nein alles okay.“ Wataru versuchte die Lüge mit einem Lächeln zu unterstützen. Eigentlich war er auch gar nicht schlecht drauf, zumindest war er es am Anfang des Abends nicht gewesen. Es war unglaublich wie schnell der kleine Braunhaarige ihn runterziehen konnte. Wobei es ja nicht an Ruki lag, ganz im Gegenteil der Barkeeper genoss jede Sekunde, die er mit dem Studenten verbringen konnte. Es war mehr das Wissen, dass sie nicht zusammen passten und er die Aufmerksamkeit des anderen unter normalen Umständen nie bekommen hätte und auch nie bekommen würde.

„Hast du Lust zu tanzen, das lenkt ab?“

„Nein, besser nicht, ich bin ein bisschen müde“ Sicher würde Wataru nichts lieber als mit dem Jüngeren tanzen zu gehen, aber zu viel Körperkontakt konnte er momentan nicht mit sich vereinbaren, er würde sich nur wieder mehr Hoffnung machen und das wollte er nicht, er wollte diese seltsamen Gefühle vergessen und einfach mit Ruki befreundet sein. Denn wenn er ehrlich zu sich selber war und das war eine der wenigen Eigenschaften an sich, die er mochte, musste er sich eingestehen, dass er mittlerweile deutlich mehr als Freundschaft für den Jüngeren empfand. Dass der Braunhaarige von der Antwort nicht sonderlich begeistert war, war aber auch deutlich zu sehen, so wie sich die Mundwinkel des anderen gerade dem Boden annäherten.

„Lass uns tanzen gehen, Sono will auch nicht.“, mischte Ayame, der auf dem Sofa gegenüber von Wataru saß, sich in ihr Gespräch ein und zu Watarus Überraschung oder eher Missfallen nickte Ruki zustimmend. Dass der Kleine ihn hier jetzt alleine sitzen ließ und sich einfach wen anders suchte, war nun auch nicht das, was der Rothaarige gewollt hatte. Okay, es war nur Ayame mit dem er tanzen ging, aber es regte Wataru trotzdem auf.
 

*
 

In Gedanken vertieft rührte Byou mit dem Strohhalm in seinem Cocktailglas, warf dabei immer wieder möglichst unauffällig Blicke zu Ikuma, der neben ihm saß und mit Riku herum alberte. Der Blonde konnte die sorgenvolle Stimme in sich, die ihm sagte, dass es dem Silberhaarigen nicht so gut ging, wie er tat, einfach nicht ausschalten. Nicht einmal heute Abend, wo sich doch eigentlich zusammen Spaß haben wollten.

„Alles okay bei dir?“, riss ihn Sonos Stimme aus seinen Gedanken. Der Schwarzhaarige hatte wohl gerade nichts zu tun, da Ayame verschwunden zu sein schien. Aber Byou hatte nicht wirklich das Bedürfnis über seine Sorgen zu sprechen, er wollte die anderen nicht damit belasten.

„Ja, alles klar, bin nur müde wegen dem Umzug.“ Byou quälte sich zu einem Lächeln, was aber nicht seine gewünschte Wirkung entfaltete, wobei es wohl einfach daran lag, dass er und Sono schon zu lange Freunde waren. Der Jüngere kannte ihn nun mal und ließ sich nicht so leicht von einem aufgesetzten Lächeln täuschen.

„Du machst dir immer noch Sorgen wegen Ikuma richtig?“ Ein Nicken seitens des Älteren. „Wenn er das Gefühl hat reden zu müssen, wird er sicher als erstes zu dir kommen und bis dahin sei einfach für ihn da. Das ist alles, was du im Moment tun kannst und ich denke, du hilfst ihm damit auch am meisten.“

Byou nickte nur. Er wusste selber, dass er nichts von sich aus tun konnte in dieser Situation. Er musste abwarten, was Ikuma zu ließ und wann er ihn um Hilfe bitten würde. Trotzdem änderte das nichts daran, dass er sich Sorgen machte. Was wenn der Jüngere beschlossen hatte zu versuchen selbst damit zu Recht zu kommen? Wenn er nicht zu ihm kommen würde? Was, wenn der Kleine daran zerbrechen würde, ohne dass Byou es merkte? Wieder warf er einen kurzen Blick zu seinem Freund, der immer noch herzlich lachte. Ob dieses Lachen wirklich ehrlich war oder spielte der Silberhaarige ihnen nur etwas vor?

„Du solltest wirklich damit aufhören, Byou. Du hilfst Ikuma sicher nicht, wenn du ihn mit deiner Art immer wieder daran erinnerst, was passiert ist.“ Wieder hatte Sono recht, aber Byou konnte nicht anders. Er wollte einfach irgendwas für seinen Freund tun, weil er damals nicht da gewesen war.

„Schatz, holst du mir noch was zu trinken?“, unterbrach dieses Mal Ikumas freudige Stimme seine Gedanken. „Ich geh solange auf Toilette.“ Byou nickte nur zur Antwort, erwiderte den kurzen Kuss, den der andere ihm gab, bevor er sich auf den Weg zur Bar machte. Dabei ertappte er sich immer wieder, wie er darüber nachdachte, wie viel der Silberhaarige schon getrunken hatte. Natürlich wusste er, dass es albern war, zu glauben, Ikuma könnte das Geschehene versuchen im Alkohol zu ertränken, trotzdem kreiste dieser Gedanke gerade durch seinen Kopf.
 

„Ikuma braucht aber lange.“, murmelte der Blonde vor sich hin. Er saß jetzt schon seit einigen Minuten wieder an dem Tisch und da er eine gefühlte Ewigkeit an der Bar hatte anstehen müssen, hatte er eigentlich gedacht, der Silberhaarige wäre schon wieder zurück.

„Vielleicht ist es einfach voll, er wird schon wieder kommen. Solange ist er jetzt auch noch nicht weg.“, versuchte Sono beruhigend auf ihn einzureden, aber das half Byou gerade gar nicht. Er hatte ein ganz seltsames Gefühl im Magen und mit Rationalität würde man dem nicht entgegen wirken können. Er musste nachsehen gehen und sich vergewissern, dass es Ikuma gut ging.

„Ich geh nach ihm gucken.“, meinte er nur kurz, erhob sich und eilte Richtung Toiletten, betrat den hellerleuchteten Raum und sah sich um. Seinen Freund konnte er jedoch nirgends entdecken. „Ikuma? Bist du hier?“

Eine Weile kam keine Antwort, dann war eine leise Stimme aus einer der Kabinen zu hören. „Byou?“ Schnell hatte der Blonde die Tür geöffnet hinter der er die Stimme vermutete und was er dort fand, versetzte ihm einen erneuten Stich ins Herz. Ikuma hockte zusammen gekauert auf dem Toilettensitz, hatte vom Weinen ganz offensichtlich geschwollene Augen.

„Was…“

„Ich hab so eine Angst, Byou.“, murmelte der Kleinere vor sich hin. Der Anblick wie er dabei auf dem Sitz leicht vor und zurück wippte, hatte etwas unglaublich Verstörendes und gerade hasste Byou sich dafür Ikuma hier her gebracht zu haben. Sicher erinnerte ihn der Club an seine Vergewaltigung, immerhin war es direkt neben einem solchen passiert, dann noch die vielen fremden Menschen… „Ich will nach Hause.“

Ohne weiter darüber nach zudenken, schlang der Ältere augenblicklich seine Arme um seinen verängstigten Freund, zog ihn eng an sich und redete beruhigend auf ihn ein, während er dabei so gut wie möglich versuchte, den Silberhaarigen aufzurichten und aus dem Club zu führen. Er hatte schon den ganzen Abend gewusst, dass etwas nicht stimmte, aber auf diese Art der Bestätigung hatte er verzichten können. Denn so fertig wie der Kleine gerade wirkte, hatte Byou ihn noch nie gesehen und das zerriss ihn innerlich. Vor allem da er sich im Moment so hilflos vorkam, er wusste nicht, was er tun konnte, um dem andere zu helfen, außer ihn nach Hause zu bringen. Der Jüngere lag zitternd in den Armen des Blonden, wimmerte leise und wirkte gerade nicht so, als ob er überhaupt geistig anwesend war.

„Iku… Iku, shh, ich bin da. Es wird alles wieder gut.“ Wie gerne würde er das doch selber glauben, wie sehr wünschte er sich doch einfach, dass das Realität wäre.
 

tbc

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so, das wars, letzte Woche hatte ich keine Zeit zum Updaten, war bei Diru und auf Geburtstag, bin nämlich wieder zu Hause und da hab ich doch deutlich mehr Beschäftigugn als bei meinen Eltern... ehrlich gesagt, hab ich zu dem Kapitel nicht viel zu sagen, ich will ja nichts vorweg nehmen^-^

auf jeden Fall bin ich mittlerweile bei Kapitel 14, wobei ich nur die Teile mit Ruki und Wataru geschrieben habe, aber was ich damit sagen wollte, die FF nähert sich dem Ende. Es werden wohl so 15 bis 16 Kapitel plus Epilog(den hab ich sogar schon, also das Ende steht jetzt ultimativ fest^-^)
 

@Toffelchan: Ja interessante Wunschliste, mal sehen was davon so erfüllt werden kann^-^ also Byou und Ruki sind wohl noch eine Weile nicht so gut aufeinander zu sprechen, so wie ich das hier sehe

@Lucel: Ja der Haken kommt, das hast du schon richtig erkannt^-^... und Wataru und Ruki, man kann gespannt sein... und ich verspreche es kommt nach was zu Saga und Riku, also so lass ich Saga sicher nicht davon kommen

@klene-Nachtelfe: Ja, es ging bergauf, aber ja du kannst gespannt sein, denn da sich die FF ja dem Ende neigt, wirst du bald erfahren, was so alles mit denen ist^-^

@_Shin-chan_: Mann, bei mir gibt es doch immer Drama^-^ aber du weißt ja schon, wie sich das entwickelt und ja ein bisschen halt ich die Spannung in Bezug auf Ruki und Byou noch...

@-ladylike-: oh, wenn du dir jetzt schon das Brett wünschtxDDD... naja auf jeden Fall geht es interessant mit den beiden weiter...

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Es war schon sechs Uhr als Uruha endlich einen Parkplatz in der Nähe des Clubs gefunden hatte und der mittlerweile sichtbar aufgeregte Ruki aus dem Auto hüpfen konnte. Das Konzert würde aber auch in weniger als einer halben Stunde anfangen, Watarus Band wäre sicher die erste und um nichts in der Welt wollte er den Auftritt des Rothaarigen verpassen. Eigentlich wollte der Barkeeper ihn ja abholen, aber da Ruki Uruha noch davon überzeugen konnte mitzukommen, war er mit seinem Schulfreund im Auto hergefahren. Einerseits hatte er den Blonden unbedingt mitnehmen wollen, weil er nicht wirklich die ganzen drei bis vier Stunden, die dieses Event wohl dauern würde, alleine in diesem Club herumhängen wollte. Andererseits und das war der eigentliche Grund, sollte der Größere auf ihn aufpassen, nicht dass er Wataru wieder betrunken anbieten würde die Beine für ihn breit zu machen und betrinken würde Ruki sich definitiv, vor allem wenn er hier alleine rumsitzen müsste.

„Du brauchst nicht so zu rennen, Ru. Wir kommen schon noch pünktlich.“, rief ihm Uruha, der einige Schritte hinter ihm lief nach und erst jetzt merkte der Kleinere, dass er eigentlich fast rannte. Wie dämlich musste das wohl gerade aussehen? „Also süß bist du schon, wenn du so verknallt bist. So hab ich dich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“

„Und?“, entgegnete er schnippisch, verlangsamte aber seinen Schritt, damit der andere aufschließen konnte und ganz wie ein verliebtes Schulmädchen wollte er vor Uruha dann doch nicht wirken.

Als sie endlich den Eingang des Shibuya O-West erreicht hatten, war es kurz vor halb sieben. Sie waren also wirklich noch pünktlich, so wie Uruha behauptet hatte und als sie das Eintrittsgeld bezahlt und die gut gefüllte Halle betreten hatten, war auch noch niemand auf der Bühne zusehen. Zufrieden grinsend setzten sie sich an einen der freien Tische neben der Bar. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Bühne und Ruki wollte ja nur gut sehen, damit er Wataru anschmachten konnte. Außerdem wollte er nach dem Konzert auch noch gut aussehen und wenn er sich in die schwitzende Menge schlagen oder wie wild vorne herum hüpfen würde, wären die drei Stunden, die er heute auf sein Styling verwendet hatte, umsonst gewesen.

Gerade als Uruha mit ihren Getränken kam, setzte ein lautes Intro ein und fünf Gestalten betraten die spärlich beleuchtete Bühne. Aber selbst jetzt erkannte Ruki genau, dass gerade Wataru nach vorne kam, einen Arm nach oben streckte und beim Einsetzen des ersten Liedes in gleißendes Licht gehüllt wurde. Er sah unglaublich gut aus, seine Bewegungen gepaart mit dieser tiefen Stimme, ließen Ruki erschauern. So sehr wünschte er sich gerade, er könne sich an ihre gemeinsame Nacht erinnern, an den nackten Körper des Rothaarigen, an das Gefühl seiner Berührungen, an seine Küsse.

„Dein Barkeeper sieht irgendwie viel heißer aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.“, riss ihn Uruhas Stimme aus seinen Gedanken. „Kann ich nachvollziehen, dass du auf den stehst.“

„Vergiss es Uru, Wataru gehört mir.“ Zumindest in Rukis Wunschvorstellung war dem so und irgendwann würde es wirklich so sein, hoffte er.

„Klar Süßer, immer doch. Aber keine Angst der blonde Gitarrist ist eher mein Fall. Kennst du denn auch?“

Seufzend verdrehte der Braunhaarige die Augen. Er hätte jemand anderen mitnehmen sollen, Uruha als Aufpasser zu wählen, war eine selten dämliche Entscheidung gewesen. Der Blonde konnte ja nicht mal auf sich selber aufpassen, wie sollte er Ruki davon abhalten etwas Dummes zu tun. Dann musste er eben selber dafür sorgen nicht zu sehr abzudrehen und am besten ginge das sicherlich, wenn er sich jetzt erst mal auf das Konzert konzentrierte, solange er beschäftigt war, würde er wenigstens nicht allzu viel trinken.
 

Rukis Plan war sogar ziemlich gut aufgegangen, als die letzte Band die Bühne verlassen hatte, hatte er noch nicht mehr als einen Cocktail und ein Bier intus und fühlte sich zwar ein wenig lustig, aber noch als Herr seiner Sinne. Was Uruha definitiv nicht von sich behaupten konnte. Sein ‚Aufpasser‘ war schon mehr als nur ein bisschen angeheitert, soweit Ruki richtig mitgezählt hatte, war er auch gerade bei seinem vierten Cocktail.

„Ru~, guck mal wer da kommt. Der geile Blonde mit deinem Schatziii.“ Wie automatisch wendete der Braunhaarige seinen Blick in die Richtung in die Uruha zeigte, erblickte wirklich Wataru, was ihm ein breites Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Jetzt mach bitte keine blöden Andeutungen.“, zischte er seinem blonden Nebenmann zu, bevor er sich an den Rothaarigen wandte, der gerade vor ihm zum Stehen kam. „Hey, du bist unglaublich.“

„Eh, was?“

„Ich meinte deine Stimme.“, nuschelte Ruki vor sich hin, war gerade ziemlich rot geworden. Warum hatte er auch sowas bescheuertes sagen müssen? Natürlich war der Barkeeper unglaublich und Ruki war unglaublich verknallt, aber das musste er doch nicht so raushängen lassen. Eigentlich hatte er ja auch etwas ganz anderes sagen wollen, aber die Worte waren gerade einfach so über seine Lippen gekommen.

„Achso. Danke, freut mich, wenn es dir gefallen hat.“ Irgendwie schien auch der andere etwas peinlich berührt zu sein, wobei Ruki einfach davon ausging, dass dem Größeren Komplimente vielleicht unangenehm waren. War ja bei vielen Menschen so.

„Willst du mich nicht vorstellen?“, unterbrach ein etwas eingeschnappter Uruha ihr Gespräch, lehnte sich demonstrativ über den Tisch damit die beiden Musiker ihn besser sehen konnten.

„Das ist Uruha, ignoriert ihn einfach, er ist betrunken.“

„Bin ich gar nicht.“, protestierte der Blonde, zog einen extremen Schmollmund, wobei Ruki sich ziemlich sicher war, dass er das nur tat um dem Gitarristen seinen hübschen Mund zu demonstrieren, denn so wie Uruha gerade da saß, mit dem Gesicht zu dem anderen Blonden, war sein Blick wohl kaum Ruki gewidmet.

„Freut mich, Uruha. Ich bin Yuki.“ Und der schien darauf einzugehen. Okay, jetzt würde der Kleinste eindeutig auf sich selber aufpassen müssen, denn sein Schulfreund wäre jetzt sicher den Rest des Abends damit beschäftigt, sich an diesen Yuki heran zu schmeißen.

„Willst du was trinken, Ruki?“ Sofort wendete der Braunhaarige seine Aufmerksamkeit wieder Wataru zu. Der war sowieso viel besser als Uruha. „Ich lad dich ein.“

„Ja gerne, aber ich kann auch zahlen.“ Ruki wusste ja wie wenig Geld der Rothaarige hatte, während er selber in eben diesem sprichwörtlich schwamm. Von daher freute es ihn zwar ungemein, wenn Wataru das bisschen Geld auch noch für ihn ausgab, aber anderseits fühlte er sich dabei auch ein wenig schlecht. Er hatte doch so viel mehr und sollte von daher ihre Getränke bezahlen.

„Nein, ich lad dich ein. Immerhin hab ich was zu feiern.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf Watarus Gesicht aus, bevor er weitersprach. „Wir haben den Vertrag.“

„Wirklich?!“ Ruki freute sich gerade wirklich für den anderen und ohne weiter darüber nachzudenken, schlang er seine Arme um den Größeren und drückte ihn fest an sich, löste sich aber sofort wieder als er merkte, wie nahe er dem Rothaarigen gerade war. Aber gut angefühlt hatte sich die Umarmung vor allem da Wataru sie erwidert hatte. „Ich freu mich so für euch.“

„Danke.“, meinte der Ältere noch immer breit lächelnd, bevor er sich ein Stück vorbeugte und einen Kuss auf Rukis Wange hauchte. „Und jetzt feiern wir zusammen.“
 

*
 

Mit einem leisen Seufzen klappte Ikuma das Buch zu, lehnte sich auf seinem Schreibtischstuhl zurück und schloss für einen Moment die Augen. Er wäre jetzt viel lieber auf Watarus Konzert so wie Ruki, aber er hatte ja morgen diese dämliche Prüfung und selbst wenn nicht, Byou hätte ihn sicher nicht gehen lassen. Nicht nachdem was Samstag passiert war. Allein wenn er nur an das Gefühl zurückdachte, welches er hatte, als er in dieser Toilettenkabine gewesen war, wurde ihm innerlich ganz kalt. Er wusste nicht einmal genau warum plötzlich die Erinnerungen an diesen Kerl zurückgekommen waren, vielleicht war er auch nur an einem Punkt angelangt, wo er es nicht länger verdrängen konnte. War Normalität etwa so ein unverschämter Wunsch seinerseits, dass er ihm nicht erfüllt wurde?

„Ich bin wieder zu Hause.“, ertönte Byous Stimme gedämpft aus dem Flur. Der Blonde war nachdem Ikuma ihm eine halbe Stunde versichert hatte, dass es okay für ihn war, eine Zeitlang alleine hier zu bleiben, doch zum Training gegangen, machte er doch auch auf der Universität noch immer Kampfsport. Aber wenn der Jüngere ehrlich war, freute er sich, dass sein Freund wieder da war, er wollte nicht alleine sein, am liebsten nicht eine Sekunde aber er wusste genauso gut, dass er nicht von Byou verlangen konnte, dass dieser sein ganzes Leben nach ihm ausrichtete.

„Lernst du immer noch, Schatz?“

„Nein, jetzt nicht mehr.“, entgegnete der Silberhaarige, setzte ein Lächeln auf, bevor er sich von dem Stuhl erhob und sich in Byous Arme flüchtete, der mittlerweile das Zimmer betreten hatte.

„Geht’s dir gut?“ Der Ältere klang schon wieder so besorgt und das war genau das Gegenteil von dem, was Ikuma wollte. Wenn Byou sich nur immer Sorgen um ihn machen müsste, würde er ihn sicher irgendwann als Belastung ansehen und dann würde der Größere ihn verlassen und davor hatte er Angst. Ikuma würde eine Trennung niemals überleben.

„Bin nur etwas nervös wegen der Prüfung.“ Ikuma war auf Lügen umgestiegen, denn es war ganz offensichtlich eine Lüge. Es ging ihm nicht gut und das lag nicht an der Prüfung. Die ersten Tage nach seinem Aufwachen, war es ihm wirklich gut gegangen, er hatte das Geschehen ziemlich leicht verdrängen können und solange Byou bei ihm war, hatte er sich wirklich fast richtig glücklich gefühlt. Aber die letzten Tage war es nicht mehr so. Die Erinnerungen an die Vergewaltigung kamen immer wieder hoch, meistens nur einzelne Bilder, Geräusche, Gerüche, irgendwelche kurzen Momente, die sich in sein Gedächtnis gebrannt hatten, nur ein zweimal war es so schlimm gewesen wie Samstag und da war Byou immer da gewesen, um ihn zu beschützen. Die Zeitabstände zwischen diesen Momenten wurden nur immer kürzer und die Bilder immer klarer und das machte Ikuma Angst. Er wollte sich nicht erinnern und er wollte nicht, dass diese Gefühle, die ihn so schwach machten, zurückkamen. Das allerschlimmste war jedoch, dass ihm Byous Nähe nicht mehr half. Zwar fühlte er sich immer noch vollkommen geborgen und sicher, wenn der Größere bei ihm war, aber die Anwesenheit des anderen konnte die Erinnerungen auch nicht mehr vertreiben. Der Blonde sorgte zwar immer noch dafür, dass es nicht ganz so schlimm war in solchen Momenten, dass es Ikuma nicht so sehr verängstigte, aber das Gefühl völlig frei von allem Bösen zu sein, wenn er bei Byou war, hatte er nicht mehr und es kam auch nicht zurück egal wie sehr Ikuma versuchte es zurück zu erlangen. Er wollte doch nur, dass alles wieder normal wurde und gerade schien es doch, als würde er sich immer mehr von Normalität entfernen.

„Du brauchst dir keine Sorgen machen, ich bin sicher du schaffst die Prüfung ganz leicht.“, holte ihn die Stimme seines Freundes wieder zurück in die Realität und der Silberhaarige nickte nur mit einem leichten Lächeln. Irgendwie spürte er, dass Byou seine Lügen bemerkte, aber er war dem Älteren dankbar, dass er so tat, als würde er sie glauben, dass er ihn nicht drängte ihm die Wahrheit zu erzählen. Wenn er auch noch darüber reden müsste, würde er es sicher nie ganz vergessen können.

„Danke für alles Byou.“, hauchte Ikuma leise, streckte sich ein Stück und gab dem anderen einen kurzen Kuss. Er würde Byou so gerne wieder richtig küssen, von ihm berührt werden, mit ihm schlafen, aber er konnte es nicht. Mehr als vorsichtige Küsse und Umarmungen waren dem Silberhaarigen nicht möglich, weil er einfach zu viel Angst hatte. Er wusste, dass Byou ihm nie etwas tun würde, aber trotzdem konnte er einfach nicht. Irgendwie hatte er eine innere Blockade, die er einfach nicht überwinden konnte, wie sehr er auch wollte. Dabei wollte er wirklich so gerne wieder normal mit Byou zusammen sein.

„Nicht dafür, das ist selbstverständlich. Ich liebe dich Iku, egal was passiert.“
 

*
 

„Danke fürs Heimbringen.“, nuschelte Ruki gegen Watarus Schulter, krallte sich noch ein wenig fester in dessen Jacke. Er genoss es unheimlich wie sie gerade zusammen auf der Rückbank des Taxis saßen, Ruki an die Seite des Rothaarigen gedrückt, seinen Kopf auf dessen Schulter gebettet. Mittlerweile war es halb vier morgens und Ruki verdammt müde. Dabei hatte er wirklich nicht allzu viel getrunken.

„Kein Problem mein Süßer.“, kam es leise von Wataru, der zum wiederholten Male auf dieser Fahrt einen Kuss auf Rukis Kopf hauchte. Der Rothaarige war deutlich betrunkener, was den Kleineren aber keinesfalls störte. Denn je mehr der andere trank, desto offener wurde und desto mehr Annäherungsversuche startete er selber. Und das war definitiv etwas, was Ruki gefiel. Auch wenn er innerlich wusste, dass es nur am Alkohol lag, dass der Barkeeper mit ihm flirtete. Trotzdem genoss er den Moment.

„Ich bin jedes Mal wieder von deinem Haus beeindruckt.“, meinte der Größere, als das Taxi wenige Minuten später vor dem Hochhaus zum Stehen kam und die beiden jungen Männer ausgestiegen waren. Ruki stand immer noch eng an den Rothaarigen gedrückt und dieser hatte ihm einen Arm um die Hüfte gelegt, hielt ihn mit sanftem Druck fest.

Eigentlich wollte Ruki am liebsten die ganze Nacht so bei dem Älteren sein, aber da sie der Haustür immer näher kamen, wäre ihre Zweisamkeit wohl bald vorbei. Denn heute würde er sich auf jeden Fall zurückhalten können und Wataru keine Angebote oder ähnliches machen, er würde es mit Sagas Taktik versuchen: Kleine Aufmerksamkeiten wie zum Beispiel der Konzertbesuch heute, die dem anderen zeigte wie wichtig er ihm war und kein Sex.

„Also nochmal danke. Ich geh dann jetzt. Wir telefonieren.“, verabschiedete Ruki sich mit einer kurzen Umarmung und löste sich schweren Herzens von Wataru, wandte sich ab, um die Haustür zu öffnen, als er von einer starken Hand zurückgezogen wurde. Erschrocken über den plötzlichen Ruck stolperte Ruki etwas unbeholfen zurück, fiel direkt in die Arme des Barkeepers.

„Ich will nicht, dass du schon gehst.“, lallte der Größere und im nächsten Moment pressten sich zwei Lippen auf Rukis und ließen ihn alles um sich vergessen. Wataru küsste ihn, zwar etwas grob aber er küsste ihn wirklich und der Kleinere erwiderte nur zu gerne, drehte sich in der Umarmung und begann den anderen voller Verlangen zurück zu küssen. Das Gefühl war unbeschreiblich, löste ein angenehmes Flattern in dem Braunhaarigen aus und nahm ihm auch das letzte bisschen Verstand, welches ihn noch von dieser Aktion abhalten wollte. Er sollte sich nicht darauf einlassen, aber sein Körper war andere Meinung und sein Herz sowieso. Dass er eigentlich Sagas Rat folgen wollte, war in diesem Moment sowas von nebensächlich.

„Kommst du noch mit hoch?“, fragte Ruki leicht außer Atem, als sie den Kuss lösten und Wataru bejahte.

Rukis Gefühlswelt spielte gerade verrückt. Er bekam gerade das, was er sich insgeheim schon den ganzen Abend gewünscht hatte: Watarus Zuneigung. Die Berührungen, die Küsse des anderen fühlten sich so gut an, dass er keinen Gedanken mehr daran verschwendete, ob er das hier gerade tun sollte, ob Wataru das wirklich tat, weil er ihn mochte oder nur weil er betrunken war. Immer mehr ließ Ruki sich in diesem Nebel aus Lust, Verlangen und diesem unbeschreiblichen Kribbeln fallen, stolperte ohne sich auch nur einen Millimeter von dem so anziehenden Körper zu lösen mit dem anderen in den Aufzug, in die Wohnung und letztendlich in sein Zimmer, merkte nicht ein Mal wirklich wie ihre Klamotten eilig den Weg zu Boden fanden.

Erst als Wataru ihn mit sanftem Druck auf das Bett schob, kam sein Verstand ein wenig zurück. Was passierte hier bitte gerade? Einen Moment lang beobachtete er den Barkeeper einfach nur dabei, wie er sich langsam seinen Oberkörper hinab küsste, dem Braunhaarigen währenddessen immer wieder lusterfüllte Blicke zu warf. Was taten sie hier eigentlich?

„Wataru…“, flüsterte er heiser. Rukis Blick war leicht glasig und gebannt folgte er dem anderen mit seinen Augen dabei, wie er seine Zunge hauchzart über den Bauch des Braunhaarigen tanzen ließ. Irgendwo in seinem Hinterkopf halte jetzt wieder die Stimme wider, die ihn daran erinnerte, dass das hier ein großer Fehler sein könnte. Aber genauso gut könnte es doch auch richtig sein, sie könnten morgen als Paar nebeneinander aufwachen und das war, was Ruki wollte, was er glauben wollte.

„Wataru…“, kam es etwas lauter über seinen Lippen und dieses Mal hatte der Rothaarige es wohl gehört, denn er stoppte in seiner Bewegung, richtete sich auf und betrachtete Ruki mit fragendem Blick. Der Blick des Barkeepers wirkte ganz verhangen, wobei Ruki nicht sagen konnte, ob es an dem was sie taten oder einfach am Alkohol lag. Es war ihm aber auch reichlich egal.

„Heh?“ Der Größere hatte sich wieder nach oben gebeugt, so dass ihre Gesichter direkt übereinander schwebten, so nahe, dass Ruki den warmen Atem des anderen spüren konnte, wie er sanft seine Haut streichelte.

„Ich mag dich, bleib hier.“, hauchte er gegen die Lippen des Älteren bevor er sie für einen kurzen Moment verschloss, nur für einen fast unschuldigen Kuss, um seine Worte zu unterstreichen.

„Ich hatte nicht vor, heute noch zu gehen.“, entgegnete der Rothaarige, bevor er seinerseits ihre Lippen zu einem Kuss verschloss, der schnell immer fordernder wurde. Darüber dass von dem Barkeeper eigentlich keine Erwiderung gekommen war, nichts was die Zweifel des Jüngeren mindern würde, machte Ruki sich gerade keine Gedanken, der Kuss und die Tatsache, dass der Ältere nicht ging, waren doch Antwort genug.

„Hast du was da?“, keuchte Wataru als sie den Kuss wieder gelöst hatten, krabbelte sofort vom Bett und kramte das Gleitgel aus dem Schrank auf den der Student gezeigt hatte, bevor er sich wieder zwischen die Beine des Jüngeren setzte.

Willig wie er gerade war, spreizte Ruki seine Beine und sah den anderen nur mit unterwürfigem Blick an. Er wollte Wataru jetzt, die ganze Nacht und genau das bedeutet er ihm gerade, ließ sich von dem Größeren ungeduldig weiten, während er selber den Körper des Barkeepers mit seinen Händen erkundete. Er würde sich jeden Millimeter des anderen einprägen, sein Stöhnen, seine Berührungen, das Gefühl, welches seinen Körper gerade überflutete. Jedes noch so kleine Detail ihrer Nacht, denn wer wusste schon, ob es noch eine weitere geben würde und dann wollte Ruki wenigstens die Erinnerung, mit Wataru zusammen gewesen zu sein, haben.

Ein lautes Keuchen entwich dem Kleineren, als Wataru sich das erste Mal in dieser Nacht in ihn rammte und dafür sorgte, dass der Jüngere sich endgültig ganz dem anderen hingab. Sein Körper brannte wie Feuer, je stärker sie sich gegeneinander bewegten, je weiter sie dieses Spiel trieben, aber Ruki genoss jede Sekunde davon, genoss jeden Schwall von Erregung der durch seinen Körper blitzte. Weil es Wataru war mit dem er das hier tat und weil es so viel intensiver war mit jemandem, den man liebte. Ein immer dichtere Nebel legte sich über seinen Verstand, dabei spürte er aber jede Berührung um so deutlicher, merkte wie sein ganzer Körper immer empfindlicher für Watarus Regungen wurde, während ihm immer wieder bunte Sterne vor den Augen tanzten. Es war unbeschreiblicher als alles, was der Braunhaarige jemals erlebt hatte und zu diesem Gefühl trieb er sich zusammen mit dem anderen wieder und wieder, bis er irgendwann vollkommen erschöpft aber glücklich in den Armen des Älteren einschlief. Gerade fühlte Ruki sich wie im Himmel. Vielleicht würde jetzt alles gut werden, vielleicht war diese Taktik doch entgegen Sagas Warnung die beste gewesen, um Wataru für sich zu gewinnen, auch wenn sie womöglich nur eine körperliche Beziehung führen würden. Es würde dem Braunhaarigen schon reichen ab und zu die Nähe des Älteren genießen und neben ihm einschlafen zu können.
 

tbc

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So das wars mal wieder und da ich jetzt erstmal meine Uniarbeiten machen muss, wird das nächste Kapitel wohl einen Monat ungefähr dauern, weil es ist noch nicht ganz fertig geschrieben...
 

@Lucel: Ja Ruki und Wataru sind halt einfach Idioten... und wie es mit Ikuma weitergeht, wird demnächst auch ganz ausführlich behandelt, weil dass es ihm nicht so gut geht, weiß man ja jetzt endgültig...

@-ladylike-: Das mit dem Geld macht Wataru aber auch wirklich fertig, ist ja auch verständlich, aber mal sehen ob es bergauf geht^-^ und ja Ikuma hat es eingesehen... das Saga-Problem wird übrigens noch gelöst, versprochen^-^

@klene-Nachtelfe: Das freut mich, wenn es so ist, dass man mitleiden muss^-^... ja Ruki und Wataru, das mit dem reden ist wohl immer noch nichts geworden, aber eigentlich bietet sich ihnen ja jetzt eine gute Gelegenheit

@Shin-chan: woher wusstest du nur das bei dem Konzert was passiert...hmm vielleicht, weil du das schon gelesen hattestxDDD... ja aber auch so vollkommen unerwartet immer alles hier ne, aber Ikuma kann einem ja auch leid tun....

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Als Wataru am nächsten Morgen aufwachte, fand er sich in Rukis Bett wieder, den kleinen Braunhaarigen fest in seinen Armen haltend. Eine ganze Weile beobachtete er einfach nur den selig schlafenden Jungen, lauschte seiner gleichmäßigen Atmung. Ruki war einfach wunderschön und gerade wurden dem Rothaarigen zwei Dinge schmerzlich bewusst. Erstens er hatte sich wirklich in den Studenten verliebt und zweitens hatte er letzte Nacht einen großen Fehler begangen. Zwar war der Größere letzte Nacht ziemlich betrunken gewesen, aber er konnte sich gut an alles erinnern und er konnte auch nicht behaupten, ihr Sex sei nur Resultat des Alkoholkonsums. Er war sich durchaus bewusst gewesen, was er tat, auch wenn seine Hemmschwelle wohl deutlich niedriger gewesen war als noch die Woche zuvor. Was er jetzt machen sollte und vor allem wie er Ruki jetzt gegenüber treten sollte, wusste der Barkeeper nicht.

Es gab ja nur die Möglichkeit hier liegen zu bleiben, Ruki beim Schlafen zuzusehen und wenigstens die Zeit bis der andere aufwachte mit dem Gefühl zusammen zu sein, zu genießen oder sich raus zu schleichen und so dem grausamen Rauswurf, der sicher folgen würde, wenn Ruki wach werden würde, zuvor zu kommen. Denn bei einem war Wataru sich sicher: Der Braunhaarige hatte keinerlei Gefühle für ihn und würde sie auch nie haben. Sie waren maximal Freunde und würden auch nie mehr werden. Der einzige Grund warum sie wieder im Bett gelandet waren, war weil Ruki Lust auf Sex hatte und gerade kein besserer da gewesen war.

Vorsichtig krabbelte der Rothaarige aus dem Bett, sammelte seine Kleidung vom Boden auf und zog sich schnell an. Bevor er das Zimmer verließ, nahm er Zettel und Stift vom Schreibtisch des anderen, krakelte darauf: ‚Es tut mir leid. Die Nacht war ein dummer Fehler. ‘ und legte ihn auf den Nachttisch. Leise öffnete er die Tür, warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf Ruki, bevor er zur Wohnungstür schlich.

„Wer sind sie denn?“ Er war kaum zwei Schritte über den Flur gelaufen, als ihn eine erschrockene Frauenstimme zurück hielt. Ebenso geschockt wandte der Größere sich zu der Frau, die wohl Rukis Mutter sein musste. „Und was machen sie bei meinem Sohn?“ Jetzt klang sie schon deutlich gereizter und irgendwie erinnerte der abschätzige Blick mit dem sie ihn bedachte gerade stark an die Situation letzte Woche, als er vor Rukis Haustür gestanden und diese Frau geöffnet hatte.

„Err… ich…“, begann er zu stottern. Was sollte er jetzt auch sagen, die Wahrheit wäre wohl unangebracht.

„Verschwinden sie hier ganz schnell und ich will sie nicht mehr sehen.“ Das war deutlich und dieser Aufforderung kam der Rothaarige auch direkt nach. Immerhin war es ja sowieso sein Vorhaben gewesen abzuhauen. Auch wenn er sich in dem Moment in dem er die Straße betrat, nicht mal mehr halb so gut fühlte wie heute Morgen. Jetzt war er nicht nur ein Schwächling, der sich von einem kleinen, verwöhnten Studenten um den Finger hat wickeln lassen, jetzt war er auch noch zu feige um dazu zu stehen, was er gestern für einen Mist gemacht hatte. Er hätte sich dem Gespräch mit Ruki stellen müssen, anstatt zu gehen. Auch wenn es schmerzhaft geworden wäre. Nach dieser Reaktion heute Morgen würde Ruki ihm niemals glauben, dass er sich in ihn verliebt hatte. Nicht dass Wataru ernsthaft vor hatte, es dem Jüngeren jemals zu sagen.

Mit gesenktem Kopf schlenderte der Ältere durch die Straßen Richtung U-Bahn. Er wollte nicht mehr an Ruki denken, aber das missling gerade kläglich. Seine Gedanken drifteten immer wieder zu dem Studenten, zu seinem Lächeln, seiner Stimme, seinen Lippen, ihren Küssen, den sanften Berührungen… das war doch einfach ätzend und das Schlimmste daran, Wataru konnte nichts dagegen tun.

Den Rest des Heimwegs kam der Rothaarige auch zu keinem Ergebnis, was er jetzt tun konnte. Außer dass es vielleicht hilfreich wäre mit jemandem Außenstehenden zu reden. Vielleicht machte er sich auch ganz umsonst Sorgen und Ruki mochte ihn wirklich, so wie er letzte Nacht behauptet hatte. Ja, daran konnte Wataru sich noch erinnern, aber er hatte es nicht geglaubt, zumindest nicht bevor er länger darüber nachgedacht hatte, war es doch einfach absurd. Was hatte er schon zu bieten, in das sich jemand wie der Braunhaarige verlieben konnte? Aber wenn doch… ja dann hatte er gerade den größten Fehler seines Lebens begangen, denn nachdem er ohne weiteres abgehauen war, würde Ruki sicher nichts mehr für ihn empfinden und vor allem würde er nicht mehr mit ihm reden.

„Scheiße.“, schrie er sich die ganze Verwirrung aus dem Leib. Er brauchte jetzt Hilfe und zwar unbedingt. Jetzt müsste er nur noch eine passende Person finden. Seine Freunde waren alle nicht geeignet in solchen Fällen. Unter normalen Umständen hätte er jetzt Byou oder Ikuma gefragt, da sie Ruki wohl am besten kannten. Aber da ersterer nicht sonderlich gut auf den Braunhaarigen zu sprechen war und zweiterer genug mit sich selber zu tun hatte, fielen die beiden schon mal weg. Der einzige, der ihm spontan noch einfiel und dessen Nummer er hatte, war Ayame.

Ohne weiter nachzudenken, wählte er die Nummer des Kleinen, der auch nach zweimaligem Tuten abnahm.

„Ayame, ich brauch deine Hilfe. Bist du schon wieder in Tokyo?“

„Hey Wataru. Nein noch nicht, wir sind noch im Auto, aber in ein bisschen mehr als einer Stunde bin ich zu Hause.“, kam es vergnügt vom andere Ende der Leitung. „Worum geht es denn?“

„Das ist ein bisschen schlecht am Telefon zu erklären. Können wir uns nachher irgendwo treffen?“ Unruhig rutschte der Ältere auf seinem Bett hin und her. Etwas nervös war er schon, vor allem weil er normalerweise nie über seine Gefühle redete, eigentlich dachte er nicht einmal über so etwas nach.

„Okay. Treffen wir uns einfach um drei in dem Café wo wir neulich waren, um die Kostüme zu besprechen.“

Wataru stimmte zu, verabschiedete sich dann von dem Blonden und ließ sich zurück aufs Bett fallen. Jetzt würde er sich gut überlegen müssen, was und vor allem wie er es sagen sollte.
 

*
 

Die Sonne, die hell in sein Gesicht schien, weckte den Braunhaarigen sanft, ließ ihn langsam aus seiner Traumwelt zurückkehren. Gähnend rollte er sich über das Bett, streckte sich über die ganze Breite aus. Moment… mit einem Ruck saß Ruki kerzengerade auf der Matratze, sah sich fast panisch im Zimmer um. Es war weg, alles war weg, ER war weg!

„Wataru…“, hauchte er mit verzweifeltem Unterton, wie als ob der andere plötzlich von irgendwoher auftauchen würde, wenn er seinen Namen nur lange genug sagte. Aber das tat er nicht. Der Student war ganz allein in seinem Zimmer.

Noch immer blickte er fast panisch in dem leeren Raum umher. Erst jetzt sah er den Zettel, der neben seinem Bett lag und als er die Worte las, die darauf standen, sammelten sich augenblicklich kleine Tränen in seinen Augenwinkeln.

„Es war ein Fehler.“, wiederholte er immer wieder wie in Trance, während er sich auf seinem Bett zusammen kauerte und leise begann zu weinen. Wataru war weg, er hatte ihn nach dem Sex einfach weggeworfen wie ein Spielzeug und er hatte es sogar noch als Fehler angesehen. Das hatte jetzt sogar das letzte bisschen Hoffnung in dem Braunhaarigen zerstört. Wenn Wataru nur minimal etwas an Ruki liegen würde, dann wäre er nicht einfach abgehauen, nicht nachdem Ruki ihm gestern gesagt hatte, dass er ihn mochte, nicht nachdem was sie letzte Nacht geteilt hatten. So behandelte man nicht einmal seine Sexbeziehung, so behandelte man nur billige Nutten, gedacht zum bloßen Zeitvertreib und es schmerzte unheimlich zu realisieren, dass er nicht mehr für den Rothaarigen war, bloßer Zeitvertreib.

Mit zitternden Fingern tastete Ruki nach seinem Handy, öffnete Watarus Bild vom Probeshooting, um welches er Ayame neulich angefleht hatte und betrachtete es einfach, weinte dabei noch immer bittere Tränen. Sein Herz fühlte sich an wie zerrissen, wie in tausend Teile zerbrochen und auch wenn Ruki zuvor schon oft das Gefühl gehabt hatte Liebeskummer zu empfinden, war dieses Gefühl gerade um ein vielfaches schlimmer. Und zum ersten Mal hatte er auch das Gefühl, dass es morgen nicht besser sein würde und auch übermorgen nicht, es würde nur jeden Tag schlimmer werden.
 

Der Braunhaarige hatte noch bis fast zwei Uhr in seinem Bett gelegen und vor sich hin geweint, zumindest solange wie noch Tränen aus seinen Augen gekommen waren. Erst dann hatte er es geschafft sich ins Bad zu schleppen, zu Duschen um die letzten Spuren der Nacht zu beseitigen, auch wenn er nicht alles abwaschen wollte, was er noch von Wataru hatte, aber es war sicher besser so. Danach sah er sogar halbwegs menschlich aus, wenn man nicht zu genau hinsah, bemerkte man die vom Weinen leicht geschwollenen Augen nicht oder man könnte denken, es läge einfach an einer durchzechten Nacht.

Kraftlos ging er in die Küche, ließ sich an dem großen Tisch nieder nachdem er sich einen Becher Saft geholt hatte und starrte verloren vor sich hin.

„Seit wann gehen wir denn nicht mehr zur Uni? Ich hoffe doch nicht, dass wir wieder ein Hausmädchen anstellen müssen, das euch weckt.“, riss ihn die nervige Stimme seiner Mutter aus seiner Trance. Mit jedem anderen Menschen wäre Ruki jetzt klar gekommen, aber mit seiner Mutter wollte er bei Weitem nicht reden.

„Ich bin krank.“, antwortete er knapp, drehte sich demonstrativ von ihr weg. Für den Braunhaarigen war das Gespräch zu Ende.

„Ja das bist du wirklich. Und zwar im Kopf. Ich will gar nicht wissen, wer dieser Kerl war, der heute Morgen aus deinem Zimmer geschlichen ist, aber sowas will ich hier nie wieder sehen.“ Geschockt schnellte Rukis Kopf Richtung seiner Mutter. Sie hatte Wataru gesehen, das durfte nicht wahr sein. „Solche Kerle sind kein Umgang für dich, ich will nie wieder solchen Abschaum hier sehen. Und was auch immer ihr getrieben habt, wenn ich dich noch einmal mit einem Mann erwische, werde ich mit deinem Vater reden und dann bekommst du ein enormes Problem. Unser Sohn ist kein Homo!“

Ruki funkelte seine Mutter böse an. Was nahm die sich überhaupt raus? Seine Eltern waren nie da, hatten sich nie um ihn gekümmert und jetzt wo er erwachsen war, wollten sie sich plötzlich in sein Leben einmischen? Niemals, niemals würde er Wataru wegen seiner Mutter aufhören zu treffen, falls der andere ihn überhaupt noch sehen wollen würde. Auf jeden Fall würde Ruki alles daran setzen, dass sie wenigstens Freunde blieben, egal was seine Eltern davon hielten und egal welche Konsequenzen ihn erwarteten.

„Ich wusste wir hätten dir den Kontakt zu Byou verbieten sollen. Seine Eltern waren schon immer zu weich, um zu verhindern, dass er eine widerliche Schwuchtel wird.“

„WAS?“ Jetzt war es endgültig vorbei mit Rukis Geduld. Es reichte ja schon, dass seine Mutter ihn beleidigte, aber wenn sie jetzt auch noch anfing über Byou herzuziehen, war das mehr als genug. Der Blonde war der einzige Mensch gewesen, der immer für ihn da war, er hatte sowas wie die Elternrolle für den Kleineren übernommen und selbst wenn sie jetzt nicht mehr miteinander redeten, dafür würde Ruki dem anderen bis ans Ende seines Lebens dankbar sein. „Sag noch ein Wort über Byou und DU wirst es bitterlich bereuen. Byou ist der einzige Mensch, der immer bei mir war. Ohne ihn wäre ich schon lange tot, weil ihr es ja nicht nötig hattet, euch um euren Sohn zu kümmern.“, giftete er die Frau an, stürmte dann aus der Küche, krallte sich Jacke und Schuhe und verließ wütend die Wohnung.

Erst als er unten auf der Straße stand, wurde ihm klar, dass er nicht wusste, wo er jetzt hingehen sollte. Normalerweise würde er in solchen Fällen zu Byou gehen, aber das war wohl keine gute Idee im Moment. Zu Saga konnte er auch nicht, zu Uruha genauso wenig, weil der am Abend wegfahren würde. Irgendwie war der einzige, der dem Braunhaarigen im Moment einfiel Wataru. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war Wataru auch die einzige Person, die Ruki jetzt sehen wollte. Auch wenn er heute Morgen von dem Älteren so schwer verletzt worden war, sehnte sich doch jede Faser seines Körpers nach dem Rothaarigen. Hoffentlich würde der ihm überhaupt die Tür aufmachen. Okay, falls Ruki die Adresse des Barkeepers irgendwie heraus bekam. Vielleicht wusste Uruha sie noch, immerhin war er dort schon mal hingefahren, um Ruki abzuholen.
 

Uruha hatte sich doch wirklich noch an die Adresse erinnern können oder besser gesagt sie wurde noch in seinem Navigationsgerät unter ‚letzte Ziele‘ angezeigt und der Blonde hatte ihm sogar in etwa den Weg zu der Wohnung beschreiben können. Wobei Ruki gerade an der Qualität dieser Beschreibung zweifelte, denn er lief jetzt schon seit über einer Stunde durch dieses Viertel ohne auch nur die richtige Straße gefunden zu haben. Vielleicht war das aber auch nur der seltsame Weg des Schicksals, um ihm zu zeigen, dass er und Wataru nicht zusammen gehörten, sonst hätte er das Wohnhaus des anderen doch schon längst gesehen.

Sich suchend umblickend streifte der Braunhaarige weiter durch die Straßen. Es hatte mittlerweile angefangen leicht zu regnen und einen Schirm oder Geld um einen zu kaufen, hatte der Student natürlich nicht mitgenommen als er von zu Hause weggerannt war. Er hatte in seiner Jackentasche gerade noch genug gehabt, um sich ein Fahrt zu Uruha, der nebenbei ziemlich genervt über Rukis Auftauchen war, weil er sich wohl gerade mit diesem seltsamen Yuki amüsiert hatte, und eine in diese Gegend zu bezahlen. Dass er auch irgendwie wieder zurückkommen musste, falls er Watarus Wohnung nicht fand, daran hatte er natürlich auch keinen Gedanken verschwendet und sein Handy lag dummerweise auch zu Hause.

Irgendwie stand er in letzter Zeit oder genauer seit er den Barkeeper kennen gelernt hatte doch ein wenig neben sich. Was aber auch kein Wunder war, wenn seine Gedanken ständig nur um den Größeren kreisten. Auch jetzt wo er eigentlich versuchen sollte sich auf die Straßen zu konzentrieren, drifteten seine Gedanken immer wieder zu Wataru ab. Vor seinem inneren Auge wiederholten sich unaufhörlich die Bilder von letzter Nacht und wenn er daran dachte, kam auch das wunderbar warme Gefühl zurück. Und mit diesem Gefühl kam auch die leichte Hoffnung wieder, diese Geschichte könnte doch noch gut ausgehen.

Als der Braunhaarige an der nächsten Kreuzung vorbei lief, erblickte er dann doch wirklich ein Schild mit der Aufschrift der gesuchten Straße und nach wenigen weiteren Metern stand er tatsächlich vor dem Haus des Barkeepers. Vielleicht war das Schicksal heute doch auf seiner Seite.
 

*
 

„Hmm…“ Ayame saß mit überschlagenen Beinen an dem Café-Tisch Wataru gegenüber, biss sich leicht auf die Unterlippe, während er wohl angestrengt über das nachdachte, was der Rothaarige ihm gerade erzählt hatte. Der Barkeeper hatte lange überlegt, was er sagen sollte und letztendlich war er bei der Wahrheit geblieben. Denn wenn er eine wirklich hilfreiche Auskunft von dem Blonden wollte, müsste dieser auch alles wissen. Also hatte er die ganze Geschichte erzählt, angefangen bei dem was nach dem Abend in dem Club passiert war, über die Sache in der Yakuza-Bar, den Tag nach Ikumas Überfall, wie sie danach zusammen weggegangen waren und schließlich gestern. Er erzählte alles, wie er Ruki am Anfang einfach nur arrogant und ätzend fand, wie er langsam begann ihn zu mögen und dass er sich schließlich in den Kleineren verliebt hatte, ohne es zu wollen.

„Also ich kenne Ruki jetzt nicht so gut, aber ich versuche mal dir irgendwie zu helfen.“, begann Ayame nach einiger Zeit. „Dein Problem ist also, wenn ich recht verstehe, dass du nicht glaubst, Ruki könne irgendwas für dich empfinden, weil du findest, dass du nicht gut genug für ihn bist?“

Wataru nickte zustimmend. Genau das war sein Problem, zumindest das Hauptproblem. Das zweite tat sich ja erst auf im unwahrscheinlichen Fall, dass Ruki ihn doch mehr als nur freundschaftlich mochte.

„Naja, erst mal kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass Liebe rein gar nichts mit Geld, Stand oder sowas zu tun hat und auch nichts damit, ob DU denkst, dass du gut genug für deinen Angebeteten bist, sondern allein damit, ob er dich als gut genug empfindet.“, meinte Ayame und klang dabei vollkommen überzeugt von seinen eigenen Worten. „Und wenn ich so darüber nachdenke, was du mir erzählt hast und wie ihr beiden euch verhaltet, wenn ihr zusammen seit… also was ich so mitbekomme, würde ich nicht sagen, dass Ruki dir abgeneigt ist. Ich meine, dass er ganz glücklich aussieht, wenn du da bist ist jawohl offensichtlich. Samstag hat er auch erst wieder zu lächeln begonnen, als du da warst und dann sind da noch so Sachen, wie dass er mit dir weggeht und bei deinem Konzert war, obwohl er solche Clubs und solche Musik hasst. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht so gut, aber ich weiß, dass er nicht der Typ ist, der einfach so nett und anhänglich jemandem gegenüber ist. Und im Normalfall konnte nicht einmal Byou ihn dazu bewegen, zu solchen Konzerten mitzugehen. Du musst ihm also schon verdammt wichtig sein, wenn er wegen dir da war. Außerdem hat er mich sozusagen angefleht, ihm ein Bild von dir von unserem Kostüm-Shooting neulich zu geben.“, endete Ayame seine Erklärung, beobachtete Wataru eindringlich, während er an seinem Kaffee nippte.

Der Ältere dachte einen Moment über die Worte des anderen nach. Zwar klang es irgendwie logisch, aber trotzdem nicht wirklich überzeugend. „Aber vielleicht mag er mich auch einfach nur als Freund.“, versuchte er seine Zweifel auszudrücken.

Doch Ayame schenkte ihm wieder nur ein amüsiertes Lächeln, bevor er mit sanfter Stimme antwortete. „Irgendwie bist du ein bisschen niedlich gerade. Aber mal Spaß beiseite. Glaub mir, so wie er dich ansieht, sich in deiner Nähe verhält. Das ist mehr als Freundschaft.“ Bei diesem Satz strahlte der Blonde wieder so viel Überzeugungskraft aus, dass auch die Zweifel des Barkeepers langsam kleiner wurden oder zumindest hatte er gerade wieder ein wenig Hoffnung, er und Ruki könnten irgendwann zusammen kommen. Vielleicht waren die Worte des Jüngeren gestern Nacht doch ernst gemeint.

„Scheiße!“ Ja, das zweite Problem! Wenn Ruki ihn mochte, dann würde der Kleine nach heute Morgen sicher kein Wort mehr mit ihm reden. Immerhin war Wataru abgehauen und hatte ihre Nacht sogar als Fehler bezeichnet.

„Was ist daran denn scheiße?“ Den Teil hatte der Rothaarige Ayame noch gar nicht erzählt.

„Nach gestern… also ich bin heute Morgen einfach abgehauen, als Ruki noch geschlafen hat und hab nur einen Zettel zurückgelassen, dass das alles ein Fehler war.“ Dem entsetzten Gesicht seines Gegenübers war anzusehen, wie viel der Blonde von dieser Aktion hielt und Wataru könnte sich auch selbst dafür schlagen, so einen Mist gemacht zu haben. „Ich… ich hatte halt Angst er benutzt mich nur und ich wollte nicht von ihm rausgeworfen werden. Da bin ich lieber gegangen.“ Die Stimme des Älteren war gegen Ende immer leiser geworden und eigentlich glaubte er seine Rechtfertigung ja selber nicht. Er war so feige und jetzt wahrscheinlich auch selbst schuld, dass er Ruki verloren hatte.

„Das ist natürlich durchaus scheiße.“, kommentierte Ayame die Situation nach einigen Minuten des schockierten Schweigens. „Was sitzt du hier noch rum? Du solltest auf dem schnellsten Weg versuchen das mit Ruki zu klären. Je länger du jetzt wartest, desto weniger wird er dir glauben. Du musst ihm sofort die Wahrheit sagen, denn wenn er wirklich was für dich empfindet, wovon ich stark ausgehe, ist er gerade wahrscheinlich ziemlich fertig und sauer. Er muss sich schrecklich fühlen gerade.“ So eine laute und vor allem vorwurfsvolle Art hatte Wataru dem Jüngeren gar nicht zugetraut, aber damit hatte der andere auch Recht. Er musste zu Ruki, mit ihm reden und zwar sofort.

„Ich geh besser zu ihm. Danke Ayame.“, murmelte der Barkeeper, kramte das Geld für seinen Kaffee aus der Tasche und legte es auf den Tisch, schnappte sich Jacke und Tasche und war fast schon aus dem Café gestürmt, als ihm Ayame noch etwas hinterher rief.

„Viel Glück und zieh dir vorher besser was Ordentliches an.“

Jetzt schlich sich doch ein leichtes Lächeln auf die Lippen des Rothaarigen. In dem ganzen Gefühlschaos hatte er ganz vergessen, dass er immer noch die Sachen von gestern Abend trug und die sollte er wirklich wechseln, bevor er zu Ruki ging. Schon alleine weil er so wohl von der Mutter des anderen nicht herein gelassen werden würde. Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass er in seinem Schrank keine Klamotten finden würde, mit denen die Mutter des anderen ihn akzeptieren würde. Er würde besser Riku anrufen, dass er ihm aufmachen sollte. Hoffentlich war der Blonde zu Hause und auch bereit dem Älteren zu helfen.

Den ganzen Heimweg über versuchte Wataru sich irgendwelche Worte zurecht zu legen, mit denen er Ruki nachher überzeugen konnte, erst mal davon, ihm zu zuhören und dann davon, dass er wirklich Gefühle für den Braunhaarigen hatte. Auch wenn seine ganzen Handlungen eher das Gegenteil vermuten ließen. Er hatte sich in Ruki verliebt und er wollte mit ihm zusammen sein, richtig zusammen sein. Zwar wusste er immer noch nicht so genau, warum er auf einmal doch das Bedürfnis hatte, eine Beziehung zu führen, aber es war nun mal einfach so. Es stimmte wohl wirklich, dass einen die Liebe manchmal aus heiterem Himmel wie ein Schlag ins Gesicht traf. Das Alles entsprach so gar nicht seiner Vorstellung vom Leben und von Gefühlen, die er immer gehabt hatte, aber es fühlte sich richtig an so zu empfinden. Und dann musste es auch der richtige Weg sein.

Als Wataru nach einer halben Stunde endlich zu Hause angekommen war, hatte er zwar noch immer keine Ahnung was er Ruki sagen sollte, aber sein Entschluss mit dem Kleinen zu reden, war noch fester geworden. Zuversichtlich hastete er die Treppen zu seiner Wohnung nach oben, erblickte fast sofort den kleinen Braunhaarigen, der vor seiner Tür saß.

„Was machst du denn hier?“, kam es fast entsetzt von dem Rothaarigen. So schnell hatte er ihr Gespräch dann doch nicht erwartet und sein Herz war wohl auch noch nicht vorbereitet, denn es überschlug sich fast schon wieder. Wie sehr er diesem Jungen doch verfallen war.
 

tbc

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So doch jetzt schon ein neues Kapitel... weil ich weiß auch nicht wieso ich dachte, ich hätte das Kapitel noch nicht fertig, weil das ist schon seit über zwei Wochen fertig geschrieben...naja auf jeden Fall nähern sich Wataru und Ruki dem Finale, aber im nächsten Kapitel geht es erst mal mit Byou und Ikuma weiter^-^
 

@Toffelchan: jaja, der arme Ruki wird also immer noch gehasst^-^... naja gelitt hat er ja schon noch ein bisschen... danke, danke, ich werd mir Mühe geben^-^

@Lucel: die beiden sind halt hoffnungslos verliebt und hoffungslose IdiotenxDDD... aber auf die Aussprache musst du noch ein bisschen warten

@klene-Nachtelfe: Jap, Iku hätte es nötig und Rukis Taktik ging nicht ganz so auf, wie er das erhofft hat...

@-ladylike-: Ja, ich weiß einige Probleme, aber sie werden alle gelöst, versprochen^-^... und die Lösungen folgen auch alle zeitnah, weil so viele Kapitel gibt es nicht mehr^-^

@_Shin-chan_: ich versuche wenigstens zu arbeiten im Gegensatz zu dirxDDD als ob alles bei mir immer schlechtes bedeuten würde...

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-13-
 

Leise vor sich hinsummend schlenderte der Silberhaarige den Hausflur entlang zur Tür seiner neuen Wohnung. Er hatte heute wirklich gute Laune, was einerseits seltsam war, aber andererseits war das vielleicht ein Zeichen, dass es mit ihm jetzt doch bergauf ging. Heute Morgen war er noch relativ nervös wegen der Prüfung gewesen, aber nachdem sie zu Ende und seiner Meinung doch ganz gut gelaufen war, hatte er jetzt ein kleines Grinsen auf den Lippen und das leichte Gefühl von Erleichterung.

Schwungvoll öffnete er die Tür, kickte seine Schuhe von den Füßen. „Ich bin wieder da.“, rief er in die Stille, machte sich daran Byou zu suchen, der eigentlich schon zu Hause sein müsste. Aber irgendwie war sein Freund nirgends zu finden.

Seufzend ließ er sich auf das Wohnzimmer Sofa nieder, schaltete den Fernseher an. Normalerweise hatten Byou und Ikuma mittwochs gleich lang Uni und fuhren zusammen nach Hause, aber da der Silberhaarige heute die Prüfung gehabt hatte, musste er eine Stunde länger bleiben, war daher mit der Bahn nach Hause gefahren. Byou müsste also schon hier sein, denn er hatte, soweit der Jüngere wusste, ja auch keine Termine mehr gehabt. Wo konnte sein Freund also sein?

Gedankenverloren ließ er sich auf die Seite fallen, kuschelte sich in ein Kissen. Seine gute Laune war auch gerade dabei vollkommen zu verschwinden, je länger er darüber nachdachte, wo Byou sein könnte. Vielleicht war dem Blonden was passiert. Nein, daran durfte Ikuma gar nicht denken, Byou ging es sicher gut, er war bestimmt nur irgendwohin gegangen. Aber warum hatte er ihm denn nichts gesagt, sonst erzählte Byou ihm immer, wo er war. Plötzlich traf den Silberhaarigen die Erkenntnis wie ein Schlag. Byou war nicht da, weil er nicht hier sein wollte, wenn Ikuma kam. Der Größere hatte einfach das Ende seiner Nerven erreicht und konnte das dauernde Leiden seines Freundes nicht mehr ertragen und deswegen war er jetzt weg. Byou war ja die ganze Zeit so unheimlich aufmerksam und rücksichtsvoll gewesen, hatte alles getan, was Ikuma wollte und das einzige, was der Jüngere im Gegenzug gemacht hatte, war sich in eine wahnsinnige Klette zu verwandeln und dem anderen dauerhaft Sorgen zu bereiten. Sowas hielt niemand auf Dauer aus, auch Byou nicht. Deswegen hatte er jetzt wohl endgültig einen Schlussstrich gezogen und war gegangen und Ikuma konnte es ihm nicht verübeln. An Byous Stelle hätte er sich schon lange verlassen, er war widerlich, einfach nur dreckig und abstoßend und die Liebe des Älteren hatte er einfach nicht verdient, das war diesem jetzt sicher auch klar geworden.

Ikuma konnte nicht anders als bei der Vorstellung Byou verloren zu haben, laut los zu weinen. Aber er wollte jetzt auch gar nichts gegen die Tränen tun, er ließ ihnen einfach freien Lauf, drückte sein Gesicht in das Kissen. Er liebte Byou doch und er wusste nicht, wie er jemals ohne den anderen leben sollte. Sein Leben war nach dem Überfall schon schrecklich genug und das einzige, was ihm wenigstens etwas Normalität und Sicherheit gab, war der Blonde, wenn er ihn jetzt auch noch wirklich verlieren würde, würde er an seinen Erinnerungen zerbrechen. Und diese kamen gerade wie ein unheilvolles Unwetter über ihn, ließen ihn die grausamen Momente der Vergewaltigung wieder und wieder durchleiden. Fast fühlte er wieder die Hände und Lippen des Typens auf seinem Körper, konnte dabei deutlich die Angst und den Ekel in sich aufsteigen spüren.

„Iku… Gott, Iku was ist los?“ Im nächsten Moment spürte der Silberhaarige wie er in zwei starke Arme gezogen wurde, atmete den bekannten Duft von Byous Parfum ein. Sein Verstand arbeitete gerade nicht mehr, kam es ihm doch alles wie eine Halluzination vor. Warum sollte Byou auch zu ihm zurückgekommen sein?

„Iku, sieh mich an.“ Der Ältere klang verzweifelt, ängstlich und irgendwie ließ das den Jüngeren wieder zurück in die Realität kommen, zumindest begann er zu erkennen, dass er wirklich in den Armen seines Freundes lag. Vorsichtig hob er seinen Blick, konnte auch in den braunen Augen, die ihn regelrecht anstarrten, die Angst deutlich sehen. Er wollte dem Blonden nicht schon wieder Sorgen bereiten, dann würde er ihn sicher verlassen.

„Byou, wo warst du?“, hauchte er kraftlos, konnte nichts dagegen tun, dass er immer noch am ganzen Körper zitterte und seine Tränen weiter ungehindert sein Gesicht hinunterliefen. Er hatte Angst, solche Angst. Angst davor alleine zu sein und Angst vor den Bildern, die unaufhörlich durch seinen Kopf jagten.

„Ich war im Supermarkt, was ist passiert? Ich bin doch da, du brauchst keine Angst haben.“ Die Worte des Größeren drangen nicht mehr zu Ikuma durch, alles um ihn herum war nur noch dunkel, genauso wie damals in der Gasse. So gerne wollte er Byous Gesicht sehen, aber es tauchten immer nur Bilder dieses Kerls auf, jagten ihm einen eiskalten Schauer durch den Körper, der ihn unweigerlich noch stärker erzittern ließ. Er spürte ganz entfernt die Körperwärme seines Freundes, krallte sich so fest an den Älteren wie er nur konnte, wenn Byou jetzt gehen würde, würde er fallen. Ikuma würde in die Dunkelheit fallen, er würde das nicht alleine schaffen.

„Bitte… verlass… mich… nicht…“, keuchte der Jüngere nur noch, seine Atmung ging schnell und unregelmäßig und es fühlte sich beinahe so an, als ob ihm irgendetwas die Kehle zu schnürte. Ikuma bekam keine Luft mehr, spürte wie sich alles in ihm langsam zusammen zog und ihn einfach nackte Panik überfiel. „Byou…“
 

*
 

„Kojima-san?“ Die leise Stimme der Krankenschwester riss den Blonden aus seiner Starre, kurz hob er seinen Blick, sah in das Gesicht der jungen Frau, die ihn unsicher anlächelte. „Ihr Freund hatte einen Nervenzusammenbruch, er hat Beruhigungsmittel bekommen und schläft jetzt. Sie dürfen zu ihm.“

Das ließ sich der Student nicht zweimal sagen, sofort war er aufgesprungen, verbeugte sich schnell und eilte in das Zimmer, indem Ikuma lag. Der Anblick der sich ihm bot, wie sein Freund schon wieder in dem sterilen Krankenbett lag, zerriss ihm erneut das Herz.

Leise setzte er sich auf einen Stuhl neben das Krankenbett, nahm die Hand seines Freundes und beobachtete ihn nur sorgenvoll dabei, wie er schlief. Vorhin als er nach Hause gekommen war und Ikuma auf dem Sofa gefunden hatte, wäre sein Herz vor Schreck fast stehen geblieben. Und als der Kleine begonnen hatte zu zittern und zu hyperventilieren, hatte er sich nicht anders zu helfen gewusst, als einen Krankenwagen zu rufen. Byou hatte in diesem Moment unheimliche Angst gehabt, Ikuma zu verlieren. Er hatte seinen Freund noch nie so aufgelöst gesehen und spätestens da war ihm schmerzlich bewusst geworden, dass er einen großen Fehler gemacht hatte. Der Jüngere brauchte Hilfe, Hilfe um mit seinen Erlebnissen fertig zu werden und der Weg des Verdrängens auf dem die beiden es versucht hatten, funktionierte einfach nicht. Und das hätte der Größere vorher wissen müssen, er hätte Ikuma dazu bewegen müssen, sich gleich professionelle Hilfe zu suchen, dann wäre es wahrscheinlich nie zu einem erneuten Zusammenbruch gekommen. Dabei hatte es doch vor allem in der letzten Woche so viele Signale gegeben, aber der Blonde hatte sie einfach ignoriert oder nicht erkannt und dafür hasste er sich gerade. Er wollte seinem Freund doch nur helfen, hatte durch seine Handlungen aber bloß das Gegenteil bewirkt.

„Wir kriegen das hin, Iku.“, redete er mit sanfter Stimme auf den Schlafenden ein, strich ihm zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich liebe dich.“ Und Byou würde Ikuma auch immer lieben. Er hatte noch nie für einen anderen Menschen solche starken Gefühle gehegt und auch wenn man sagte, dass niemand wissen konnte, wie sich Gefühle entwickeln würden, war Byou sich mehr als nur sicher, dass er den Silberhaarigen niemals nicht lieben könnte.
 

Es war schon Abend als Ikuma die Augen wieder öffnete und Byou hatte bis dahin ruhig am Bett seines Freundes gesessen und sich ausführlich Gedanken über ihre momentane Situation beziehungsweise mögliche Lösungen dafür gemacht. Dabei war er aber eigentlich nur zu einem Ergebnis gekommen und er wusste nicht genau, ob der Jüngere davon so begeistert wäre.

„Byou.“ Ikumas Stimme war wieder nicht mehr als ein leises Hauchen, aber der Silberhaarige hatte dabei ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht und das nahm dem Älteren doch wenigstens ein bisschen seiner Sorgen, denn es war ein ehrliches Lächeln. Nicht das Aufgesetzte, welches der Blonde in den letzten Tagen so oft von seinem Freund gesehen hatte. „Du bist da.“

„Natürlich bin ich da, ich werde immer bei dir sein. Das weißt du doch.“ Byou hatte das in den letzten Tagen auch immer und immer wieder betont und sicherlich war es scherzhaft für ihn, festzustellen, dass Ikuma ihm anscheinend nicht glaubte, aber er wusste genauso gut, dass der Jüngere dafür nichts konnte. Es war ganz normal, dass er nach der Vergewaltigung kein Vertrauen mehr in andere Menschen hatte und deswegen würde Byou dem anderen immer weiter sagen, wie sehr er ihn liebte und dass er ihn nie verlassen würde.

„Ich hatte Angst, dass du mich verlassen hast.“, kam es kleinlaut von dem Kleineren, der währenddessen abwesend mit dem Zipfel der Decke spielte. „Als du nicht zu Hause warst. Ich weiß auch nicht warum, ich so durchgedreht bin.“

„Ikuma, ich werde dich nie verlassen, weil ich dich liebe.“, betonte er mit ruhiger Stimme, drehte das Gesicht seines Freundes so, dass er ihn ansehen musste. Es fiel Byou selbst schwer über dieses Thema zu reden, weil er sich irgendwie auch nicht eingestehen wollte, wie sehr er versagt hatte, bei dem Versuch seinem Freund zu helfen. Aber es war der einzige Weg auf dem der Jüngere vielleicht irgendwann wieder zur Normalität zurück kehren könnte. „Aber so wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen. Ich will dich nicht mehr so sehen, wie heute Mittag und ich will keine Angst mehr haben müssen, dass du irgendwann an dieser Sache zerbrichst. Ich sehe doch jeden Tag, wie du langsam kaputt gehst und das kann ich einfach nicht mehr.“ Der Blonde hatte versucht so sanft wie möglich zu klingen, aber so wie Ikuma ihn gerade ansah, mit vor Angst weit aufgerissenen Augen, war er wohl kläglich gescheitert.

„Bitte, verlass mich nicht.“

„Iku, Schatz, hör mir zu, ich will dich nicht verlassen.“ Ohne weiter darüber nachzudenken, war er zu dem Jüngeren aufs Bett gestiegen, hatte ihn fest an sich gezogen. „Ich will, dass du wieder unbeschwert lachen kannst, ich liebe dein Lachen. Ich will, dass unser Leben wieder normal wird. Ich will, dass du wieder glücklich sein kannst.“ Sanft streichelte er durch die silbernen Haare, spürte wie der Jüngere sich immer enger an ihn drückte und Byou war mehr als gewillt dem anderen alle Nähe zu geben, die er brauchte. „Wir schaffen das nicht alleine, Iku. Es tut mir so leid, dass ich nicht stark genug bin, um dir zu helfen, dass ich nicht machen kann, dass es dir besser geht. Aber es gibt Menschen, die dir helfen können und langsam sollten wir uns auch helfen lassen.“

Der Kleinere hatte sich augenblicklich von Byou weggedrückt, starrte ihn wieder mit dieser Mischung aus Verwirrtheit und Angst an und augenblicklich wurde dem Älteren innerlich ganz kalt. Er wusste nicht, ob er nicht gerade zu weit gegangen war. Natürlich war er absolut überzeugt, eine Therapie sein der einzige Weg, aber vielleicht hätte er es nicht so direkt sagen sollen und je länger der andere schwieg, desto schlimmer wurde das Gefühl, Ikuma mit diesen Worten verletzt zu haben. „Du willst, dass ich eine Therapie mache? Hälst du mich für einen Psycho?“, brach Ikuma dann doch irgendwie die Stille und die Enttäuschung war seiner Stimme anzuhören.

„Nein, ich halte dich nicht für einen Psychopathen. Aber ich bin mir sicher, eine Therapie würde dir helfen, über die Vergewaltigung hinweg zu kommen.“

„Und wenn ich das nicht will?“ So schnell wie Ikuma sich plötzlich wieder in seine Arme geworfen hatte, konnte der Blonde gar nicht reagieren, wäre fast vom Bett gefallen. Und von einer auf die andere Sekunde schien der Kleinere auch nicht mehr verärgert sondern ängstlich. Seine Stimme ging wieder in leisem Wimmern unter und jedes hervor gepresste Wort versetzte Byou einen erneuten Stich. Er hatte seinen Freund doch nie leiden sehen wollen und vor allem hatte er nie geglaubt, in so einer Situation so hilflos zu sein. „Was ist, wenn ich Angst habe, darüber zu reden? Ich habe Angst vor den Erinnerungen, ich will es einfach vergessen.“

„Ich weiß, aber vertrau mir, dass ist der einzige Weg, diese Erinnerungen loszuwerden oder zumindest zu lernen, damit umzugehen.“, sprach er ruhig weiter, streichelte seinem zitternden Freund beruhigend über den Rücken.

„Und wenn es nicht funktioniert?“

„Iku, vertraust du mir?“ Byou schob den anderen ein Stück von sich, damit sie sich ansehen konnten. Ikuma wirkte noch immer unheimlich ängstlich, trotzdem nickte er langsam und das ließ den Älteren dann doch hoffen. „Ich verspreche dir, es wird helfen und ich verspreche dir, ich werde die ganze Zeit an deiner Seite sein.“ Der Blonde wusste selber, dass es riskant war so etwas zu versprechen, aber er musste seinen Freund unbedingt überzeugen und dies schien ihm der einzige Weg.

„Ich will doch auch nur, dass alles wieder normal wird.“, flüsterte der Jüngere, legte seinen Kopf wieder auf Byous Brust, malte mit seinen Fingern kleine Kreise auf dessen Oberschenkel. Es dauerte eine Weile bis Ikuma weitersprach und Byou war deutlich angespannt. Die Stille zwischen ihnen bedrückte ihn von Sekunde zu Sekunde mehr.

„Okay, lass es uns versuchen.“, brachte er dann doch noch hervor und dem Größeren fiel ein Stein vom Herzen und zum ersten Mal seit Wochen legte sich wieder ein richtiges Lächeln auf seine Züge. Dass erste Mal seit Wochen hatte er endlich das Gefühl, ihr Leben würde wieder normal werden können.
 

*
 

Ikuma wusste nicht genau wie Byou es geschafft hatte, dass er noch am heutigen Abend das Krankenhaus wieder verlassen durfte, aber er war unendlich froh darüber. Er wollte nicht auch nur noch eine Nacht in einem Krankenzimmer verbringen, er wollte an Byous Seite in ihrem Bett einschlafen. Der Silberhaarige hatte direkt im Hospital noch mit einer Therapeutin reden müssen, die sein Freund angerufen hatte und auch wenn die Frau eigentlich nicht mehr getan hatte, als sich vorzustellen und ihm zu versichern, dass sie ihm würde helfen können, fühlte er sich wirklich merklich besser. Aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass er Byou wieder hatte und seltsamerweise auch keinerlei Zweifel mehr daran hegte, dass der Blonde bei ihm bleiben würde. Zwar hatte der Größere immer gesagt, er würde ihn nie verlassen, aber richtig sicher war Ikuma sich dieser Tatsache erst vorhin im Krankenhaus geworden. Er konnte nicht sagen, woran das lag, empfand es selber als total irrational, aber es war eben einfach so. Heute war er definitiv auf dem absoluten Tiefpunkt gewesen und der Blonde hatte immer noch zu ihm gehalten und dann würde er es sicher auch immer tun.

„So da bin ich wieder.“ Byou kam nur in Shorts bekleidet und mit noch nassen Haaren aus dem Bad, legte sich zu Ikuma aufs Bett, der schon grinsend die Decke für seinen Freund angehoben hatte, sich dann auch sofort an den geliebten Körper kuschelte. „Wollen wir schlafen?“

„Nein noch ein bisschen kuscheln.“, hauchte der Jüngere, verteilte Schmetterlingsküsse auf der nackten Brust des anderen. Dass der Größere ihn wohl mit einer Mischung aus Überraschung und Freude ansah, brachte Ikuma leicht zum Schmunzeln. Aber es war auch irgendwie verständlich. Immerhin hatte der Jüngere Byou in letzter Zeit nicht wirklich an sich heran gelassen und sonderlich viel Zärtlichkeit hatten sie seit der Vergewaltigung auch nicht mehr ausgetauscht.

„Ich liebe dich, Byou.“ Sanft verschloss er ihre Lippen, küsste den anderen so hingebungsvoll er konnte und dieses Mal fühlte es sich auch wieder gut an, genauso wie es sich anfühlen sollte seinen Freund zu küssen. Ein angenehmer Schauer durchlief seinen Körper als sich ihre Zungen das erste Mal seit so langer Zeit wieder streiften und der Silberhaarige ließ sich nur zu gerne auf das zärtliche Zungenspiel ein. Er hatte es wirklich vermisst, Byou zu küssen, sich von ihm streicheln zu lassen und es tat gut endlich wieder zu spüren, wie die Finger des Älteren sanft über seinen Körper strichen. Der Größere war unglaublich behutsam und allein diese Tatsache ließ ihn alle Erinnerung an die Vergewaltigung ausblenden, denn das hier war ganz anders als der Überfall. Es war anders, wenn Byou ihn anfasste und auch wenn er wusste, dass er im Moment noch nicht weitergehen konnte als streicheln, war er sich genau deswegen sicher, dass sie irgendwann auch wieder normal miteinander schlafen würden können.

Sie lagen eine ganze Weile so aufeinander, bevor sie sich lösten und daran machten zu schlafen.

„Byou?“, flüsterte Ikuma leise, während er schon fast am Schlafen war, nicht sicher, ob der andere überhaupt noch wach war.

„Hm?“

„Danke, dass du da bist. Ohne dich würde ich das alles nicht schaffen.“

„Iku, ich könnte auch nicht einen Tag ohne dich leben.“ Auch ohne seinen Freund anzusehen, wusste er, dass der Ältere es ernst meinte, genauso ehrlich wie er es selber meinte, dass er ohne Byou nicht sein könnte. Und es machte Ikuma glücklich, dass sie einander ein so wichtiger Teil des Lebens waren und er wollte für immer ein Teil von Byous Leben sein, genauso wie Byou immer ein Teil seines Lebens sein sollte. Und mit diesem Gedanken und der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft schlief er an den andere gekuschelt ein.
 

tbc

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So und da hat sich doch zumindest etwas zum Positiven gewendet, Ikuma nimmt jetzt professionelle Hilfe an und damit ist zumindest das erste von drei/vier Problemen in der Geschichte gelöst, fehlen nur noch die anderen, aber Ruki und Wataru sind ja auch kurz vor ihrem klärenden Gespräch^-^

@Lucel: ich hoffe, ich habe Ikuma zur Zufriedenheit geholfen^-^ und ja Rukis Mutter ist doof, aber leider ist so jemand wie sie wohl eher die Regel als die Ausnahme...

@klene-Nachtelfe: Ja böse MutterxD und das Ende ist doch super, es geht ja im nächsten Kapitel weiter, immerhin will ich ja auch das ihr weiterlest^-^

@Toffelchan: genau warte brav, das Kapitel ist ja auch schon so gut wie fertig, also das Gespräch von Wataru und Ruki ist schon geschrieben^-^ aber schön, dass du auch mit Ruki mitleiden musst, langsam hat er es ja auch verdientxDDD

@_Shin-chan_: du arbeitest*hust*, natürlichxDDD ja dann sein mal optimistisch und den Tod musste ihr ja net direkt wünschen^-^

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„Was machst du denn hier?“, kam es fast entsetzt von dem Rothaarigen. So schnell hatte er ihr Gespräch dann doch nicht erwartet und sein Herz war wohl auch noch nicht vorbereitet, denn es überschlug sich fast schon wieder. Wie sehr er diesem Jungen doch verfallen war.
 

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„Ehm, ich…“, stotterte der Kleine leise vor sich hin. „Ich bin zu Hause abgehauen, kann ich bei dir bleiben? Ich meine wir sind doch noch Freunde oder? Trotz dem blöden Fehler gestern.“ Ruki war zum Ende noch leiser geworden, sodass Wataru ihn kaum verstehen konnte. Aber die Unsicherheit des Kleineren nahm er dennoch war.

„Klar, komm rein und dann erzähl mir, was passiert ist.“ Der Rothaarige war immer noch etwas verwirrt von der Situation und vor allem nervös, aber jetzt würde er Ruki erst mal helfen. Über seine Gefühle konnten sie auch noch nachher reden.

Wataru öffnete die Tür seiner Wohnung und ließ den Jüngeren hinein. Ruki blickte sich erst etwas hilflos um, ließ sich dann aber doch auf dem Bett nieder und starrte einfach nur stumm auf den Boden.

„Also Kleiner, was ist passiert?“, begann der Barkeeper vorsichtig, setzte sich zu dem anderen aufs Bett. Zaghaft legte er einen Arm um den Braunhaarigen und zog ihn ein Stück an sich. Der Rothaarige wusste nicht, ob das gerade richtig war und ob Ruki ihm überhaupt so nah sein wollte, aber der Jüngere sah so fertig aus und Wataru wollte ihm irgendwie helfen.

„Meine Mutter ist passiert. Ich hasse sie.“ Der Braunhaarige hatte sich leicht in Watarus Shirt gekrallt und eng an den Körper des Älteren gepresst und diesem zauberte diese Reaktion ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Zumindest war Ruki nicht abweisend ihm gegenüber, also hatte er ihn noch nicht ganz verloren.

„Ist das meine Schuld? Ich meine, weil sie mich gesehen hat heute Morgen, als ich mich rausgeschli…“ Er konnte deutlich spüren, wie Ruki sich bei seinen Worten verkrampfte. Jetzt waren sie doch wieder bei dem Thema und das war definitiv nicht die Art, auf die er es hatte ansprechen wollen. „Es tut mir leid, ich wollte nicht…“

„Schon gut.“, unterbrach ihn die zitternde Stimme des Kleineren, es schien ihm doch ziemlich nahe zu gehen. „Ich hab einfach zu viel hinein interpretiert.“

Den letzten Satz hatte Wataru kaum gehört, so undeutlich wie Ruki ihn genuschelt hatte. Aber jetzt war er noch bestärkter in der Meinung, dass alles nur ein dummes Missverständnis war und dass er dem Braunhaarigen gefälligst die Wahrheit sagen musste. „Nein Ruki.“ Der Rothaarige atmete tief durch, bevor er einfach anfing zu reden und auch wenn er vorher nicht gewusst hatte, was er sagen sollte, kamen die Worte jetzt wie automatisch aus seinem Mund. „Ich bin ein Idiot und es tut mir leid, dass ich heute Morgen einfach abgehauen bin, aber ich hatte solche Angst. Angst vor meinen Gefühlen und davor, dass du mich zurückweist. Ich bin nicht so reich wie du und ich hab auch nicht die gleiche Bildung oder den gleichen Stand und ich konnte einfach nicht glauben, dass ich bei jemandem wie dir eine Chance hätte. Ich weiß, ich hab erzählt, dass ich keine Beziehung will und eigentlich nichts von Gefühlen halte, aber die Zeit, die wir zusammen waren, war so unglaublich anders für mich, aber auf eine gute Art und ich hab mich irgendwie in dich verliebt.“ Rukis Augen weiteten sich ungläubig, aber er sagte keinen Ton, also sprach der Barkeeper einfach weiter. „Ich hab dich eigentlich für ein riesen Arsch gehalten, aber das bist du gar nicht. Du bist ein so unheimlich toller Mensch, so liebenswert und sensibel. Du bringst mich zum Lachen und ich fühl mich einfach nur wohl, wenn ich bei dir sein darf. Ich wünsch mir die ganze Zeit nichts mehr, als bei dir zu sein und dich einfach im Arm zu halten. Ich meine es ernst mit dir und ich will, dass du das weißt.“

„Eh, du… du…“, begann der Kleinere stotternd und Wataru konnte sehen, wie sich Tränen in Rukis Augen sammelten. Er sollte nicht weinen, nicht wegen dem Älteren und vor allem nicht weil er nicht genau wusste, warum der andere jetzt weinte.

„Nicht weinen, Ru. Du hast so ein wunderschönes Lächeln.“, meinte er ruhig und zog den Jüngeren in seine Arme, drückte ihn eng an sich.

„Ich… Wataru…“ Ruki sah den anderen von unten aus verweinten Augen an, aber er lächelte, er lächelte sein wunderschönes Lächeln und das ließ einen Schauer durch den Größeren laufen. Wie in Zeitlupe kamen sich ihre Lippen immer näher und als sie sich sanft berührten, fielen ihre Augen automatisch zu. Dieser Kuss war so ganz anders als alle ihre Küsse zuvor, so viel intensiver und das Gefühl, welches Wataru durchströmte, war einfach unbeschreiblich gut.

„Ruki…“

„Ich will nie wieder bei jemand anderem sein als dir, Wataru.“
 

*
 

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen kuschelte Ruki sich eng an Watarus Brust, schloss die Augen und lauschte einfach nur dem Herzschlag des Älteren. Mittlerweile lagen sie zwar schon seit mehr als zwei Stunden so zusammen auf dem Bett des Rothaarigen, küssten und streichelten sich, aber richtig glauben konnte der Kleinere es noch immer nicht. Immer noch hatte er die Angst, er würde im nächsten Moment wieder alleine in seinem Bett aufwachen wie heute Morgen und Watarus Liebeserklärung wäre nur ein Traum gewesen. Aber eigentlich konnte es kein Traum sein, die Finger die sanft durch seine Haare glitten, fühlten sich zu real an, genauso wie der warme Körper auf dem er lag.

„Wollen wir heute noch irgendwas machen?“, riss ihn irgendwann die sanfte Stimme des Älteren aus seinen Gedanken. Wataru hatte seinen Kopf leicht angehoben, hörte aber nicht auf mit den braunen Haarsträhnen des anderen zu spielen.

„Nein, einfach nur so liegen bleiben.“, nuschelte Ruki in das Shirt des anderen, schlang seine Arme demonstrativ fest um Wataru, hielt ihn so auf das Bett gedrückt. Er wollte nicht aufstehen, er wollte auch nirgendwo hin, wo andere sie stören konnten, er wollte einfach nur die Nähe des Größeren genießen. „Außerdem hab ich gar kein Geld dabei, hab mein ganzes Zeug zu Hause liegen lassen.“

Jetzt richtete Wataru sich doch ganz auf, erntete dafür nur ein Murren von dem Kleineren, der dabei von seinem ehemaligen Kopfkissen rutschte. Und das wo er doch gerade so schön gelegen hatte. „Wo du das gerade erwähnst. Du hast mir immer noch nicht erzählt, was passiert ist, dass du hierhergekommen bist.“

Ruki seufzte nur leise, setzte sich dann aber auch auf. Eigentlich wollte er nicht mehr über die Geschehnisse des Tages reden, aber er war sich auch im Klaren, dass er seinem neuen Freund wohl eine Erklärung schuldete. „Also, wo fang ich an?“ Ruki überlegte einen Moment, bevor er tief durchatmete und einfach begann zu erzählen. „Meine Mutter, naja, sagen wir mal sie ist nicht wirklich begeistert von meiner sexuellen Orientierung. Ein schwuler Sohn passt eben nicht in das Weltbild meiner Familie und das hat sie mich heute mal wieder mehr als deutlich spüren lassen und als sie dann auch noch Byou beleidigt hat, war mir das einfach zu viel und ich bin abgehauen.“

„Okay, verstehe.“ Wataru schien kurz über das Gesagte nachzudenken, bevor er den Kleineren sanft zurück in seine Arme zog und ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen hauchte. „Ich hab zwar keine so tolle Wohnung, aber du kannst solange hierbleiben wie du willst.“

Die Worte des Älteren zauberten ein Lächeln auf Rukis Lippen und das Angebot würde er sicher nicht ausschlagen. Nicht dass er davor ernsthaft auch nur eine Sekunde daran gedacht hatte, Watarus Wohnung heute noch einmal zu verlassen. „Danke.“, raunte er, kuschelte sich wieder mit geschlossenen Augen an die Brust des Älteren.

„Byou bedeutet dir viel oder?“ Diese Frage ließ den Jüngeren dann doch wieder erstaunt auf sehen. Wataru hatte kein bisschen eifersüchtig geklungen, eigentlich nur interessiert, aber es wunderte Ruki trotzdem so eine Frage gestellt zu bekommen.

„Ja er ist… war mein bester Freund.“, antwortete er und konnte dabei nicht verhindern, dass er trotz des wunderschönen Tages traurig wurde. Wegen der ganzen Sache mit Wataru war er zu abgelenkt gewesen, um ernsthaft darüber nachzudenken und überhaupt zu realisieren, dass er die wichtigste Person in seinem Leben verloren hatte. Dafür traf diese Erkenntnis ihn jetzt umso härter. „So lang ich denken kann, war Byou immer für mich da gewesen und ich für ihn. Wir haben schon immer alles zusammen gemacht. Meine Eltern waren noch nie viel zu Hause und haben sich auch nie besonders für mich interessiert, aber Byou war jede Sekunde meines Lebens an meiner Seite und hat mir all das gegeben, was Eltern eigentlich ihrem Kind geben sollten. Ich hab zwar noch andere gute Freunde wie Uruha und Saga, aber Byou war immer viel mehr für mich. Er ist mehr sowas wie ein Bruder und ohne ihn wäre ich in vielen Situationen in meinem Leben wahrscheinlich kläglich gescheitert. Ich will ihn nicht verlieren.“

Wataru hatte seine Arme beschützend um den Kleinen gelegt und damit beruhigte er Ruki wirklich ein bisschen. Die Umarmung gab ihm das Gefühl von Geborgenheit und das brauchte er in dem Moment, in dem er begriff, dass er seine wichtigste Bezugsperson verloren hatte. „Du solltest mit ihm reden. Ich bin mir sicher, dass Byou eure Freundschaft auch nicht wegwerfen will.“

„Und wie soll ich bitte mit ihm reden?“ Byou ging ihm seit Ikumas Vergewaltigung aus dem Weg, er antwortete nicht auf seine Mails und Anrufe und nicht einmal in der Uni wechselte er ein Wort mit dem Braunhaarigen. Aber bevor Wataru antworten konnte, klingelte das Handy des Sängers und dieser war rasch vom Bett gesprungen und hatte den murrenden Ruki auf dem Bett zurückgelassen.

„Ja?... Riku? Ja, Ruki ist hier. Willst du mit ihm reden?“, vernahm er die Stimme seines Freundes etwas überrascht, dass sin Cousin offensichtlich nach ihm suchte. Im nächsten Moment hatte er auch schon das Telefon in der Hand.

„Riku, was gibt’s?“

„Gott, ich mach mir Sorgen um dich, was ist passiert? Deine Mutter meinte, du seist einfach abgehauen.“ Riku klang wirklich sorgenvoll, was wiederum irgendwie surreal war. Noch vor zwei Monaten hätte der Jüngere sicher Freudensprünge gemacht, wäre Ruki nicht zu Hause.

„Sie hat nur wieder den gleichen Scheiß gebracht wie immer und Wataru und Byou beleidigt und das hat mir einfach gereicht und dann bin ich eben abgehauen. Hab nur blöderweise mein ganzes Zeug zu Hause liegen lassen.“

„Okay… naja sie fährt heute Abend wieder nach Osaka. Also wenn du ihr aus dem Weg gehen willst, kannst du dann zurückkommen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich wenigstens weiß, wo du bist.“, kam es vom anderen Ende der Leitung. „Und sag mal, du und Wataru… ich meine, wenn du bei ihm bist, seid ihr jetzt?“

„Ja, sind wir.“ Ruki konnte nicht anders als breit zu lächeln, wenn er daran dachte, dass Wataru und er jetzt wirklich ein Paar waren und sein Cousin schien sich auch ehrlich für ihn zu freuen. „Ich komm dann morgen nach Hause okay.“ Schnell verabschiedete er sich von dem anderen, wandte sich wieder seinem Freund zu, der an den Schrank gelehnt stand und den Braunhaarigen verträumt betrachtete. „Komm wieder her.“, meinte Ruki gespielt beleidigt, schob seine Unterlippe ein Stück vor und bekam dann auch seinen Willen. Augenblicklich krabbelte Wataru zurück aufs Bett, legte sich über den Jüngeren und küsste ihn leidenschaftlich.

„Du, Ruki.“, hauchte der Ältere, als sie ihren Kuss lösten, wurde aber direkt wieder von den Lippen des Kleineren unterbrochen. Er wollte jetzt nicht reden, lieber küssen, geredet hatten die beiden in den letzten Wochen genug. Aber Wataru schien darauf zu bestehen seine Gedanken auszusprechen und löste sich ganz von Rukis Lippen, setzte sich auf seine Hüfte und hielt den Studenten mit leichtem Druck in einer liegenden Position. „Ich hätte da eine Idee, wie du eine Chance bekommen könntest, mit Byou zu reden.“
 

*
 

Der Blonde stand lässig an sein Auto gelehnt und hielt den Blick starr auf den Ausgang des Gebäudes vor sich gerichtet. Ikuma war heute wirklich direkt zu seiner ersten Therapiesitzung gegangen und wie versprochen wollte Byou ihn jetzt abholen.

„Byou.“, rief der Kleinere auch sofort laut zur Begrüßung, sobald er das Gebäude verlassen und seinen Freund erblickt hatte. Im nächsten Moment hatte Byou den Silberhaarigen auch schon in seinen Armen liegen, drückt ihn fest an sich.

„Und wie war‘s?“ Der Ältere war immer noch davon überzeugt, dass die Therapie helfen würde und da Ikuma gestern irgendwie schon wie ausgewechselt war, nur mit der Aussicht es würde wieder besser werden, glaubte er noch fester an den Erfolg.

„Ganz okay. Sie ist sehr nett und ich glaube, auch wenn es mir schwer fällt über die Sachen zu reden, wird es mir helfen.“ Ikuma lächelte ihn glücklich an, wirklich glücklich, bevor er ihm einen kurzen Kuss gab und sich auf den Beifahrersitz nieder ließ. Byou setzte sich seinerseits hinter das Lenkrad, steuerte seinen Wagen vom Parkplatz.

„Riku, hat vorhin angerufen und gefragt, ob wir nicht vorbei kommen wollen. Sono und Ayame wären auch da.“ Byou war etwas überrascht von dem Anruf vorhin gewesen, aber er hatte nichts dagegen, sich mit den anderen zu treffen und Ikuma würde es sicher auch gut tun.

„Ja, auf jeden Fall wollen wir kommen.“, rief der Silberhaarige begeistert, kramte auch sofort nach seinem Handy, um Riku Bescheid zu geben. Byou beobachtete seinen Freund dabei nur kurz lächelnd, musste sich ja auf die Straße konzentrieren.
 

Eine halbe Stunde später hielten sie in der Tiefgarage des Hochhauses, indem Riku wohnte. Der Blonde hatte sie angewiesen direkt zu kommen, die anderen seien schon da und so waren die beiden Studenten auch sofort hierher gefahren. Langsam beschlich den Älteren dann doch ein ungutes Gefühl. Er hatte Ikuma nicht gefragt, wer ‚die anderen‘ denn konkret waren, aber eigentlich war er mehr als sicher, dass Ruki sicher auch hier sein würde. Und Byou wollte nicht unbedingt auf den Braunhaarigen treffen, noch nicht. Mittlerweile war er sich nämlich bewusst geworden, dass seine Reaktion dem anderen gegenüber viel zu hart gewesen war und ein wenig schuldig fühlte der Blonde sich schon. Immerhin waren er und der Kleinere seit immer beste Freunde gewesen und er hatte ihre Freundschaft, ohne weiter darüber nach zu denken, im Affekt weggeworfen. An seiner Meinung, dass Rukis Handlung fahrlässig gewesen war, zweifelte er keineswegs, es war eher so, dass er eingesehen hatte, dass niemand in dieser Situation anders reagiert hätte als der Kleine. Er verstand, dass der andere verängstigt war und nach ihrem Streit an diesem Abend hätte er sich an Rukis Stelle auch nicht angerufen, unabhängig davon ob er gewusst hätte, dass Byou trotzdem gekommen wäre, um ihm zu helfen. Es ärgerte den Blonden wirklich, dass er nicht schon damals im Krankenhaus soweit gedacht hatte, dass die ganze Situation für Ruki auch nicht einfach gewesen war und dass der Braunhaarige sich wohl selber genug Schuld an der Sache gab. Innerlich hatte er ja gewusst, dass allein der Vergewaltiger Schuld hatte, aber es war einfach so viel leichter gewesen, Ruki zu beschuldigen und an irgendjemandem hatte Byou einfach seine Wut auslassen müssen. Am liebsten würde er dem Braunhaarigen auch genau das genauso sagen, aber er hatte das schlechte Gefühl, dass Ruki ihm nicht zu hören, nicht glauben würde und dass er ihre Freundschaft vielleicht gar nicht mehr wollte. Byou wollte Ruki aber nicht verlieren, immerhin war er immer der wichtigste Mensch in seinem Leben gewesen.

„Woran denkst du?“, riss ihn die leicht besorgt klingende Stimme Ikumas aus seinen Gedanken. Sie waren unterdessen vor Rikus Wohnungstür angekommen.

„An Ruki. Glaubst du, wir können irgendwann wieder normal miteinander umgehen?“

„Ja, da bin ich mir sogar sehr sicher. Ihr müsst einfach mal miteinander reden.“ Ikuma klang so zuversichtlich, lächelte aufmunternd dabei und das gab auch Byou irgendwie das Gefühl, es könnte am Ende doch wieder alles gut werden.

„Hey, kommt rein.“, riss Rikus freudige Begrüßung Byou aus seinen Gedanken. Er umarmte den Blonden kurz, betrat dann nach den beiden Jüngeren die Wohnung. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen. Früher als Ruki und er noch Freunde waren, war er fast jeden Tag bei dem anderen gewesen. Langsam entledigte er sich Schuhe und Jacke, machte sich mit Ikuma auf den Weg ins Wohnzimmer, wo die anderen schon herumsaßen und sich freudig unterhielten. Und wie Byou befürchtet und vielleicht ein Stück auch gehofft hatte, war Ruki auch da, saß glücklich lächelnd an Wataru geschmiegt und schien noch nicht einmal bemerkt zu haben, dass Byou und Ikuma gekommen waren. Aber so wie der Kleine aussah, vermisste er den Blonden wahrscheinlich auch gar nicht, er wirkte so zufrieden seit er den Barkeeper hatte.

Kurz grüßte Byou alle, ließ sich neben Sono auf eines der Sofas fallen. Ikuma war direkt von Ayame in Beschlag genommen, der so viel Byou mitbekam davon erzählte, wie die Hochzeit seines Bruders gewesen war.

„Du siehst scheiße aus.“, riss ihn die Stimme seines Nebenmanns aus der Starre.

„Danke Sono, ich liebe dich auch.“

„Nein, mal Ernst. Warum bist du so depri?“

Sono hatte sich zu ihm gedreht und Byou konnte den stechenden Blick des Schwarzhaarigen förmlich auf sich spüren. Das alle seine Freunde aber auch so hartnäckig sein mussten. Er wusste doch selber nicht genau, warum er deprimiert war. Vor allem warum es ihn noch mehr deprimierte, dass Ruki dank Wataru so glücklich schien. Eigentlich sollte er sich doch für seinen besten Freund freuen, dass er jemanden gefunden hatte, der ihn nach dem ganzen Stress die letzten Wochen so fröhlich machte. Aber irgendwie wollte er, dass Ruki ihn genauso vermisste, er wollte doch nur ein Anzeichen, dass ihre Freundschaft dem Kleineren immer noch etwas bedeutet und es ihm nicht egal war, dass sie dabei waren sie zu verlieren.

„Ich bin einfach ein bisschen gestresst wegen Uni, ist nichts schlimmes.“, log der Blonde und war ganz froh, dass in diesem Moment Riku mit Getränken und dem unheimlich guten Vorschlag, Videospiele zu zocken, zurückkam. So konnte Byou gleichzeitig seinen blöden Gedanken und Sono, der ihm dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nicht geglaubt hatte, entkommen.
 

Sie saßen mittlerweile schon seit gut zwei Stunden in Rukis und Rikus Wohnzimmer und veranstalteten abwechselnd Kampf- und Rennwettkämpfe auf der Spielkonsole des Blonden und irgendwie war Byou dann doch ganz gut abgelenkt. Sogar mit Ruki hatte er ein paar Worte gewechselt, auch wenn es nur unbedeutender Smalltalk war, es war schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn sie einfach wieder beginnen würden, sich ein bisschen anzunähern, würde der Größere es dann vielleicht auch irgendwann schaffen ein klärendes Gespräch mit Ruki zu führen bzw. sich bei dem Braunhaarigen für sein Verhalten zu entschuldigen.

„Byou, hilfst du mir kurz mit dem Essen?“ Riku war den ganzen Tag schon dabei ständig zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her zu rennen und vorhin hatte er gesagt, er mache Pizza für sie, weil Wataru und Sono sich beschwert hatte, hungrig zu sein. Aber ehrlich gesagt, war das Byou auch lieber, wenn Riku wieder so quirlig mit leichtem Hang zur Hyperaktivität wie früher war. Anscheinend hatte Ruki es wirklich hinbekommen, ihn von Saga abzulenken.

„Klar, ich komme.“ Er hatte ja gerade sowieso nichts zu tun, da er beim Wettbewerb gerade sowieso schon rausgeflogen war, Videospiele waren halt nicht so sein Ding.

Byou erhob sich von seinem Platz und lief in die Küche, auskennen tat er sich hier ja, also brauchte er nicht auf Riku warten, der noch gebrauchte Gläser wegräumen wollte. Als er die Tür zu dieser öffnete, stellte er dann etwas überrascht fest, dass Ruki auch hier war. Wieso hatte Riku ihn dann geholt, der Braunhaarige hätte ihm doch auch helfen können? Und wann war Ruki überhaupt verschwunden, dass hatte der Blonde überhaupt nicht mitbekommen?

„Hey, ich wollte Riku nur…“ Byou brach mitten im Satz ab, als er seinen Blick dem Offen zu wandte, nur um festzustellen, dass gar keine Pizza darin war. „Häh?“ Okay, irgendwie war er im falschen Film. Wieso…? Das Klacken des Türschlosses und Rukis leicht angesäuertes Rufen rissen ihn aus seinen Gedanken. Waren sie gerade eingeschlossen worden?

„Was soll der scheiß, Wataru mach dir Tür auf!“ Ruki stand mittlerweile direkt vor der Küchentür und hämmerte leicht dagegen, erntete dafür aber nur ein leises Lachen von der anderen Seite.

„Ihr zwei sprecht euch erst mal aus und dann reden wir nochmal darüber, ob ich euch raus lasse.“ Was? Byou starrte Ruki nur ungläubig an und der Gesichtsausdruck des Kleineren war seinem wohl gerade nicht so unähnlich. Natürlich wollte Byou irgendwie mit Ruki reden, er wollte die Sache endlich klären, aber er wusste nicht, ob er schon bereit war sich zu entschuldigen. Außerdem wusste er nicht, ob Ruki eine Entschuldigung annehmen würde.
 

tbc

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So wir nähern uns dem Ende. Also es folgt noch ein Kapitel und ein Epilog und dann wars das mit der Geschichte. Natürlich gibt es mit den nächsten Kapitel dann auch den versprochenen OS zu Saga und Riku^-^

Und ich würde jetzt ja gerne versprechen, dass es nicht wieder einen Monat bis zum nächsten Kapitel dauert, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffexDDD aber ich versuche es so schnell wie möglich...
 

@Shuu: ohja das kenn ich, Frühstück morgens vor Arbeit/ Uni ist viel entspannter, wenn man dabei was zu lesen hatxDDD dankeschön, ich habe versucht das Thema so gut es ging anzugehen, weil es ist wirklich nicht so leicht...

@Lucel: Aber Ikuma hat Hilfe auch bitter nötig^-^ Ja Ruki und Wataru haben es ja auch ganz gut hinbekommen und Saga und Riku folgt demnächst, ja und Ruki und Byou haben auch noch was zu klären...

@Toffelchan: oh, jetzt habe ich dich solange warten lasse, das tut mir leid... aber ich hoffe der Inhalt war dann wenigstens zufriedenstellend^-^

@_Shin-chan_: Ja und deine Welt bleibt rosa und fluffig nexDDD aber wie du siehst, dein Wunsch war mir Befehl und Ruki ist glücklich gemacht worden, zumindest ein bisschen...

@klene-Nachtelfe: Ja die Therapie scheint ja schon anzuschlagen und wir sind einfach mal alle optimistisch, der wichtigste Schritt zur Besserung ist ja meistens schon, wenn man zugibt ein Problem zu haben und Hilfe sucht^-^

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„Tut mir leid, Byou. Ich hab nicht gewusst, dass Wataru sowas vor hat.“ Ruki hatte sich mittlerweile von der Tür abgewandt und blickte etwas unschlüssig zu dem Älteren, der sich seufzend auf einem der Küchenstühle nieder ließ.

„Schon gut.“ Mit sowas in der Art hatte der Blonde ehrlich gesagt irgendwie gerechnet. Zwar nicht unbedingt heute, aber dass ihre Freunde nicht die ganze Zeit nur stumm beobachten würde, wie Ruki und Byou sich fertig machten und ignorierten, war ihm schon klar gewesen.

„Ehm, also dann…“ Ruki stand noch immer mitten im Raum, spielte unsicher an seinen Fingern und konnte Byou noch nicht einmal ansehen. Der Größere hatte seinen besten Freund selten so verschüchtert gesehen, aber er fühlte sich gerade kein Stück anders. Er hatte selbst genug Angst, dass sie ihre Freundschaft für immer ruiniert hatten. „Vielleicht, sollten wir reden.“

Der Blonde nickte nur, sah den Kleineren abwartend an. Byou konnte nicht den Anfang machen. Auch wenn es so viel gab, was er Ruki gerne sagen wollte. Im Moment war sein Kopf einfach nur leer gefegt, ihm fehlten einfach die Worte, um seine Gefühle auszudrücken. Außerdem wollte er nicht erfahren, dass Ruki ihn nicht mehr brauchte.

„Naja, also ich fang dann mal an.“, nuschelte der Kleinere nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens, die Byou ehrlich gesagt noch unangenehmer gewesen war, als dieses Gespräch.

„Ich weiß, dass ich viel falsch gemacht hab die letzte Zeit und dass es für dich bestimmt nicht einfach ist, mir zu verzeihen. Aber ich weiß auch, dass egal was zwischen uns vorgefallen ist, du immer einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben sein wirst und ich will dich einfach nicht verlieren.“ Ruki hatte sich ebenfalls an den Tisch gesetzt und blickte Byou jetzt direkt an, während er sprach und der Größere konnte sehen, dass es seinem Freund wirklich so wichtig war. Er sah so angespannt aus und Byou hätte ihn am liebsten einfach in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles wieder gut wird, aber selbst dazu konnte er seinen Körper gerade nicht überreden. Also saß er einfach weiter stumm da und erwiderte Rukis Blick. „Ich weiß, dass ich irgendwie Mitschuld an dem bin, was Ikuma passiert ist, aber du musst mir glauben, dass ich das auf keinen Fall wollte. Ich will mich jetzt auch gar nicht für das rechtfertigen, was ich getan habe, das geht auch gar nicht, aber ich hatte in dem Moment einfach nur unheimlich Angst und hab nicht nachgedacht, bevor ich gehandelt habe. Und glaub mir, wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen.“ Byou konnte hören, wie Ruki schwer durchatmete, bevor er dann deutlich leiser und wenig sicher weitersprach. So als würden ihm die folgende Worte viel schwerer fallen als die Entschuldigung. „Weißt du Byou, du warst seit ich mich erinnern kann immer bei mir und hast mir geholfen. Egal wie scheiße ich war, du hast dich trotzdem nie von mir entfernt. Und ich war mehr als nur einmal mehr als nur unfair dir gegenüber. Wahrscheinlich hab ich dich sogar noch viel öfter verletzt, als ich mir bewusst bin, weil du nie auch nur ein bisschen sauer auf mich warst. Du hast nie was gesagt, egal was ich getan hab. Ich weiß, dass ich dich eigentlich schon die ganze Zeit über nicht als Freund verdient hatte und es mittlerweile wohl noch weniger verdiene, aber ich will dich nicht hergeben. Ich kann dich nicht verlieren, weil ich ohne dich nicht leben kann.“ Ruki hatte seinen Blick wieder dem Tisch zu gewandt und schniefte verdächtig. Aber auf Byous Zügen bildete sich bei diesem Anblick, dann doch ein kleines Lächeln. Er hätte selber nicht damit leben können, wenn er dem Braunhaarigen nicht mehr wichtig gewesen wäre. „Ich brauch dich einfach Byou, ich weiß, das klingt schon wieder so egoistisch. Aber ich kann auch ein besserer Freund sein dieses Mal. Ich verspreche es, wenn du mich nur nicht ganz von dir wegstößt.“ Jetzt hob der Kleinere seinen Kopf wieder und Byou hatte ihn all die Jahre noch nie mit einem so bittenden Blick gesehen. Dabei würde er doch wenn er bei Verstand war nie auf die Idee kommen, Ruki von sich zu stoßen. Im Krankenhaus war er einfach nicht bei Sinnen gewesen, er hatte zu viel Angst um Ikuma gehabt, um einen rationalen Gedanken zu fassen. Zumindest war das, was sein Kopf sich gerade dachte, jetzt musste er nur noch seinen Mund davon überzeugen, das so oder so ähnlich auch zu sagen.

„Ruki.“, begann er, kam aber schon wieder nicht weiter, weil ihm irgendwie die Worte fehlten. Dabei konnte es doch gar nicht so schwer sein einfach zu reden.

„Bitte, Byou.“, hauchte der Braunhaarige nur und in seiner Stimme schwang so viel Hoffnung mit, dass es Byou augenblicklich erschauern ließ.

Bevor er heute hierhergekommen war, hatte er sich gewünscht, sich mit Ruki auszusprechen, hatte sich Sorgen um ihre Freundschaft gemacht und jetzt wo der Kleine eigentlich den wichtigsten Schritt schon gemacht hatte, nämlich Byou aufzuzeigen, dass sie eigentlich genau das gleiche wollten, konnte er nicht antworten. Das war doch vollkommen albern. Er war erwachsen und sollte sich einfach mal zusammen raufen.

Okay, noch einmal tief durchatmen und dann einfach anfangen. Diese ganze Sache hatte ihnen allen genug Nerven geraubt, sie sollten es einfach klären und dann endlich zur Normalität zurückkehren.

„Ruki, hör mir zu. Erstens warst du mir immer mindestens ein genauso guter Freund wie ich dir. Du warst genauso für mich da und der einzige Grund, warum ich nie daran verzweifelt bin, immer allein gelassen zu werden, war weil ich immer wusste, dass ich dich noch habe und dass auch wenn sonst keiner da ist, du immer bei mir bist und ich zu dir kommen kann.“ Das war sein vollkommener Ernst. Ruki hatte zwar durchaus recht, er war gelegentlich verletzend und zickig gewesen, aber das war nie auch nur im Entferntesten daran heran gekommen, wie wunderbar er normal war. In gewisser Weise hatten sie sich einfach all die Jahre gegenseitig gebraucht, um unbeschadet zu überleben. „Zweitens, natürlich hab ich dir immer ohne Weiteres geholfen. Aber dafür sind Freunde da. Und du hast genau das gleiche für mich getan. Und drittens, damals im Krankenhaus hab ich genauso wenig nachgedacht und völlig irrational gehandelt. Man kann dir für das, was passiert ist keine Vorwürfe machen und das weiß ich mittlerweile auch.“ Byou machte eine kurze Pause, beobachtete seinen Gegenüber einen Moment, auf dessen Gesicht sich im Laufe dieser Worte ein leichtes Lächeln geschlichen hatte. Aber ein lächelnder Ruki gefiel dem Blonden auch viel besser. „Ich möchte dich auch nicht verlieren, Ru. Weil ich genauso wenig ohne dich Leben kann.“

„Danke, Byou.“ So schnell wie Ruki aufgesprungen und Byou um den Hals gefallen war, hatte dieser gar nicht reagieren können. Jetzt legte er seine Arme dann aber doch lachend um den anderen und zog ihn ein wenig näher an sich.

„Schon okay. Einigen wir uns auf wir sind beide Idioten und die letzte Zeit ist einfach scheiße gelaufen und ab jetzt wird alles wieder besser.“ Und das war auch genau das, was er wollte. Er wollte Normalität zwischen Ruki und sich, zwischen ihnen allen.

„Find ich gut.“ Ruki löste sich grinsend ein Stück aus der Umarmung, saß aber immer noch irgendwie halb auf Byous Schoß, so wie der Größere ihn an sich gezogen hatte. „Glaubst du, die anderen lassen uns wieder raus?“

„Hm, mir egal. Ich glaube wir haben noch eine Weile zu reden.“, entgegnete Byou lächelnd, drückte seinen Freund wieder enger an sich. „Also erzähl mal, wie das mit dir und Wataru gelaufen ist. Ich meine ihr saht ja irgendwie schon aus wie ein Pärchen.“

„Ja, sind wir auch.“, raunte Ruki, klang dabei unheimlich verträumt, so dass Byou unweigerlich noch ein wenig mehr lächeln musste. „Aber keine Angst, du bleibst immer der wichtigste Mensch für mich.“

Und das hoffte der Blonde auch. Denn Ruki würde auch für ihn immer der wichtigste Mensch bleiben. Natürlich war Ikuma sein Leben und er liebte den Jüngeren über alles. Aber das war auch was anderes. Liebe und Freundschaft waren einfach anders und deswegen war sein bester Freund ihm auf die eine Art der wichtigste Mensch auf Erden und sollte es auch immer bleiben. „Ich hab dich vermisst, Ru.“

„Ich dich auch.“
 

*
 

Vorsichtig zündete Ikuma die letzten Kerzen an, die er im Schlafzimmer verteilt hatte, betrachtete sich dann nochmal sein Gesamtwerk. Also dafür dass eigentlich Byou eher der romantische Typ von ihnen beiden war, hatte er es doch ganz gut hinbekommen. Jetzt müsste der Ältere nur noch heimkommen, aber das konnte wohl kaum noch so lange dauern. Immerhin hatte er vor zwanzig Minuten angerufen, dass er jetzt bei Ruki losgehen würde. Seit Wataru die beiden vor zwei Wochen zusammen in die Küche gesperrt hatte und die beiden endlich ihre Aussprache hatten, waren sie wieder die besten Freunde und hingen dauernd zusammen. Auch wenn das bedeutete, dass Ikuma Byou jetzt etwas seltener für sich alleine hatte, war er doch unheimlich glücklich darüber. Byou war einfach nicht er selbst und schon gar nicht glücklich gewesen, solange er mit Ruki Streit gehabt hatte und dem Braunhaarigen war es sicherlich nicht besser ergangen.

„Schatz, ich bin wieder da.“, hörte er auch ein paar Minuten später die Stimme seines Freundes aus dem Hausflur. „Iku, wo bist du?“, kam es fragend hinterher und es dauerte ein bisschen bis der Blonde es endlich ins Schlafzimmer geschafft hatte, wo der Jüngere abwartend auf dem Bett saß, nur vom warmen Licht der Kerzen beschienen.

„Hmm, sehr hübsch. Was wird das und womit hab ich das verdient?“ Byou kam lächelnd auf das Bett zu, hockte sich vor den Silberhaarigen und küsste ihn sanft.

„Ich will, dass du mit mir schläfst.“, hauchte er so verführerisch er konnte und presste seine Lippen dann auf Byous. Der Ältere sollte gar keine Chance bekommen zu protestieren, denn Ikuma war sich hundert prozentig sicher, dass er es wollte. Er verzerrte sich so sehr nach den Berührungen seines Freundes, dass es fast schon weh tat und umso glücklicher war er, als er merkte wie sich Byous Hände langsam unter sein Shirt schlichen, ihm dabei ein wohliges Seufzen entlockten. Dieses Mal schien der Blonde genauso wenig aufhören zu wollen, hatte er bis jetzt doch alle Annäherungsversuche Ikumas abgewiesen. Aber vielleicht merkte der andere auch einfach ganz genau, was der Silberhaarige wirklich wollte. Dass er dieses Mal kein bisschen verspannt mehr war und dass er mittlerweile wirklich bei keiner Berührung seines Freundes mehr auch nur einen Gedanken an die Vergewaltigung verschwendete, nicht mehr verglich und verdrängte. Jetzt genoss er einfach Byous Nähe so wie vorher. Auch wenn er gerade mal zwei Wochen zu seiner Therapie ging, schien sie zu helfen. Es war nicht so, dass er keine Alpträume mehr hatte, dass er keine Angst mehr hatte und dass er nicht mehr diese grausamen Erinnerungen hatte. Sie waren nicht wie durch Zauberhand verschwunden, so wie Ikuma sich das am Anfang gewünscht hatte. Aber er lernte langsam damit zu leben. Zuerst hatte er gelernt, sie nur während der Sitzungen zu zulassen, hatte gelernt sein normales Leben davon zu befreien und jetzt würde er lernen den Schrecken davor zu verlieren. Ikuma wusste, dass sie nie ganz verschwinden würden, sie waren ein Teil seines Lebens und das würden sie auch immer sein. Aber die Therapeutin half ihm, damit klar zu kommen. So dass es irgendwann vergangene Ereignisse waren, die ihn zwar für immer irgendwie geprägt hätten, die aber genauso wenig direkten Einfluss auf sein Alltagsleben hätten wie alle anderen vergangenen Ereignisse. Sie würden einfach so, wie die Erinnerung des Kindes, das auf eine heiße Herdplatte gefasst und sich verbrannt hatte. Sie war da und das war dann alles. Sie würde das Kind nicht hindern später einen Herd zu benutzen, weil es einen Unterschied gab zwischen Realität und Erinnerung, weil die Situation einfach niemals die gleiche war wie in der Erinnerung. Vielleicht würde es noch eine längere Zeit dauern, bis er gar keine Alpträume mehr hatte, bis er gar keine Angst mehr hatte, vielleicht würde er auch nie mehr so restlos unbeschwert nachts durch dunkle Gassen laufen, wie er es früher gemacht hatte. Aber er wusste, dass er irgendwann damit abgeschlossen hätte, er würde nicht derselbe werden wie früher, aber doch der gleiche wie vorher. Und deswegen konnte er auch jetzt schon normal leben und deswegen konnte er wieder eine normale Beziehung führen und deswegen war er auch jetzt schon trotz allem glücklich mit seinem Leben.

„Ich liebe dich Byou.“, flüsterte er, während der Ältere ihm langsam sein Shirt auszog und prickelnde Küsse auf die helle Haut hauchte.

„Und ich liebe dich, Ikuma.“
 

the end
 

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Unglaublich aber das wars(bis auf den Epilog, der kommt nächste Woche und das Bonuskapitel zu Riku und Saga, das lade ich auch gleich hoch). Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass die Geschichte jetzt zu Ende ist, auch wenn das hier, also mit Teil eins und zwei, wirklich Spaß gemacht hat zu schreiben und ich persönlich die Geschichte auch mag. Irgendwann will man es auch mal abschließen^-^...

Nunja ich danke allen Lesern, Favo-Nehmern und Kommi-Schreibern. Vielen, vielen Dank^-^

Und amschließend würde mich eigentlich noch interessieren, ob irgendjemandem(außer meiner SchwesterxDDD) aufgefallen ist, dass Riku bis Kapitel drei/vier des ersten Teils extremer Kettenraucher war und dann plötzlich wie von Geisterhand aufgehört hat? Also in der Haupt-FF ist es ja eigentlich noch ganz gut zu verbergen, dass ich das vergessen hatte, aber in den OS ist es leider(ist mir so beim nochmaligen durchlesen aufgefallen) etwas auffällig^-^ Ja, ich hoffe mal ich hab nicht noch allzu viele Fehler da insgemsamt drin^-^
 

@Lucel: Ja, sie sind alle glücklich geworden hier^-^ auch Ruki und Byou habeb sich eingekriegt und irgendwann muss es halt mal zu Ende sein, aber freut mich, dass es gefallen hat^-^

@klene-Nachtelfe:Ja, ohne Wataru wären die beiden aber wahrscheinlich noch ewig net dazu gekommen miteinander zu reden. Außerdem muss er seinem neunen Schatz ja helfenxDDD

@Toffelchan: Manchmal brauch man solche harten Mittel^-^ Aber sie haben es dann ja hingekriegt, also sind alle glücklich^-^

@_Shin-chan_: Ja du mit deiner rosa Perspektive, aber die FF war dann ja eigentlich zu deiner Zufriedenheit^-^

-Epilog-

-Epilog-
 

„Schatz, holst du bitte noch das Besteck aus der Küche?“, hallte Ayames glockenhelle Stimme durch das Haus, während er weiter vergnügt die Blumen-Deko auf dem großen Esstisch anrichtete.

„Ich weiß wirklich nicht, warum du dir so viel Mühe gibst, es gibt gar keinen Grund dafür.“

„Oh doch, ich finde schon, dass dein 50. Geburtstag ein Grund zum Feiern ist.“ Mit einem breiten Lächeln drehte Ayame sich zu Sono, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und nahm ihm die Gabeln aus der Hand, um sie auf dem Tisch zu verteilen.

„Jaja, du wieder. Aber denk dran, dein Fünfzigster ist auch noch dieses Jahr. Da kriegst du alles zurück, Prinzessin.“ Es war unheimlich lustig, wie sehr Sono das Älter werden hasste, vor allem seit er vor einem Jahr begonnen hatte graue Haare zu kriegen. Wobei Ayame das extrem sexy an seinem Mann fand. Ja genau, an seinem Mann. Denn seit etwa zwanzig Jahren war die Homo-Ehe in Japan auch endlich erlaubt und an ihrem 14. Jahrestag hatten sie geheiratet.

„Mir egal. Wie du weißt, hab ich meine Mid-Life-Crisis schon überwunden.“, antwortete der Kleinere nur lachend, richtete die Decke nochmal, bevor er sein Werk zufrieden betrachtete. Jetzt konnten die Gäste kommen.

„Ohja, ich kann mich an mein heulendes Etwas kurz vor seinem 40. Geburtstag erinnern.“ Ayame war wirklich etwas depressiv gewesen, als er Vierzig geworden war. Aber mittlerweile sah er dem Älter werden gelassen entgegen, immerhin sah er ja noch gut aus und seine langen Haare waren auch genauso goldblond und glänzend wie früher. Natürlich waren sie gefärbt, aber darunter befand sich kein graues Haar. Außerdem war er seit dieser Zeit so erfolgreich wie nie als Designer und das hob sein Selbstbewusstsein doch gewaltig.

„Ja, aber ich bin drüber weggekommen und das wirst du auch.“ Schmunzelnd ließ Ayame sich in Sonos Arme ziehen, kuschelte sich an den warmen Körper und schloss einen Moment die Augen. Sein Leben war perfekt, perfekter als er es sich je erträumt hatte.

„Mama, Papa. Ich bin weg ne?“, riss eine dunkle Stimme sie aus ihrer Zweisamkeit.

„Shinji, du kannst doch jetzt nicht weggehen. Heute ist immerhin der Geburtstag deines Vaters und wir bekommen Besuch. Deine Onkel kommen extra aus den USA und sie wollen dich bestimmt auch sehen.“ Ayame passte es gar nicht, dass ihr achtzehnjähriger Sohn in letzter Zeit kaum noch zu Hause war, jeden Tag hing er bei anderen Leuten rum und auch zum Abendessen kam er nur selten nach Hause. Sicher wusste der Blonde, dass das einfach zum Erwachsen werden dazu gehörte und wenn er ehrlich war, war Shinji genau wie Sono in dem Alter, der hatte ja auch jede freie Minute bei Ayame verbracht anstatt mit seinen Eltern. Aber das war auch kein Wunder, immerhin war er Sonos leiblicher Sohn. Damals als sie beschlossen hatten Kinder zu bekommen, hatten sie sich eine Leihmutter gesucht, die für sie zwei Kinder austragen würde. Sie wollten ein Kind von jedem von ihnen, wollten aber trotzdem, dass die beiden richtige Geschwister waren, also hatte die Frau erst Sonos Kind und dann seins ausgetragen. Jetzt hatten sie ihren Sohn Shinji und ihre sechszehnjährige Tochter Yumi und waren eine richtige, glückliche Familie.

„Aber ich bin mit Kaori verabredet.“

„Lad sie doch auch ein. Deine Mutter hat genug Kuchen für hundert Leute gebacken.“, schlug Sono dem Jungen, der etwas genervt an die Wohnzimmertür gelehnt da stand vor. Ayame fand die Idee wunderbar, er mochte die Freundin seines Sohnes, sie war unheimlich liebreizend und irgendwie gehörte sie doch zur Familie. Zumindest hätte der Blonde nichts gegen sie als Schwiegertochter.

„Na gut, wenn es sein muss.“ Ergeben nickte der Junge und schlurfte zurück in sein Zimmer. Manchmal benahm er sich dann doch erwachsen, das hatte er sicher auch von Sono.

Gerade wollte Ayame sich wieder entspannt gegen seinen Mann lehnen, als es an der Tür klingelte. Das waren sicher die ersten ihrer Gäste. Vergnügt löste der Blonde sich aus Sonos Armen und ging zur Eingangstür, um zu öffnen, blickte auch gleich in das strahlende Gesicht Rikus.

„Riku, Saga. Schön euch zu sehen, wie war der Flug?“, begrüßte Ayame die Gäste, umarmte sie herzlich und erblickte dann auch den Adoptivsohn der beiden. „Oh, Katsuo du bist auch mitgekommen.“ Der blonde Junge lächelte nur, verbeugte sich kurz. Er war zwei Jahre älter als Shinji und Riku und Saga hatten ihn als Baby adoptiert, kurz bevor sie in die USA gegangen waren, wo Saga mittlerweile ein Staranwalt und Riku im Vorstand eines Autokonzerns war.

„Ach, First Class ist auszuhalten.“, grinste Riku nur zur Antwort und betrat mit den anderen das Haus. „Und wo ist das Geburtstagskind? Mann, euer Haus sieht ja noch exklusiver aus als letztes Mal, anscheinend verdient ihr ganz gut.“

„Die meisten von den Sachen hab ich selber designt.“, meinte Ayame stolz, während die anderen sich ihrer Jacken entledigten und in den Essbereich gingen. Ihr Haus hatte seit dem letzten Besuch der beiden wirklich an teurer Einrichtung gewonnen, aber mit der Strandvilla in Malibu, in der ihre Gäste lebten, konnte es wohl immer noch nicht mithalten.

Die drei Besucher gratulierten Sono erst mal ausgiebig, als sie das große Zimmer betraten, während Ayame sich daran machte, den Kuchen aus der Küche zu holen und auf dem Tisch zu drapieren.

„Wer ist gekommen? Ah~ Katsuo, du bist auch mitgekommen.“, quietschte Yumi, die durch das Klingeln wohl auch endlich mal ihr Zimmer verlassen hatte, sie war halt neugierig wie Ayame und jetzt ihrem ‚Cousin‘ um den Hals fiel. Seit sie vor zwei Jahren zu Sagas Geburtstag in Kalifornien gewesen waren, war ihre kleine Tochter wohl mehr oder weniger verknallt ihn den braungebrannte Surferboy. Was Ayame irgendwie auch ganz niedlich fand.
 

Nachdem auch die anderen Gäste gekommen waren und sich um den Tisch herum gesetzt hatten, konnten sie zu Ayames Freude auch endlich anfangen mit Kaffee trinken. Immerhin hatte er sich solche Mühe gegeben und das wollte auch ein bisschen gewürdigt werden.

„Es ist schon ziemlich lange her, dass wir uns alle zusammen getroffen haben.“, meinte Ikuma, nahm sich ein Stück von der selbstgemachten Schokotorte.

„Ja, ich glaube bei Sagas Geburtstag vor zwei Jahren waren wir das letzte Mal alle zusammen.“ Es war wirklich schon verdammt langer her. Zwar sahen sie sich untereinander alle mindestens einmal pro Jahr, aber es funktionierte nur äußerst selten, dass alle am gleichen Tag Zeit hatten und Riku und Saga zu diesem Zeitpunkt auch noch aus Amerika kommen konnten. Immerhin hatten sie alle verdammt zeitintensive Jobs.

„Ja, aber ist eben ziemlich schwierig wegen der Arbeit. So viel Freizeit haben wir alle nicht.“, kommentierte Ruki das eben gesagte. Er war von allen auch sicher der Beschäftigste, soweit Ayame das beurteilen konnte. Immerhin hatte er die Firma seines Vaters übernommen, sie auf circa das dreifache der ursprünglichen Größe vergrößert und leitete sie trotzdem fast im Alleingang. Sono war als Seniorpartner seiner Kanzlei zwar auch fast ständig am arbeiten und Ikuma und Byou, beide saßen im Vorstand erfolgreicher japanische Unternehmen, sowie Saga und Riku hatten auch wenig Freizeit, aber nachdem was Ayame so von Wataru gehört hatte, war Rukis Arbeitspensum enorm und noch um einiges höher.

„Und dann hattet ihr alle auch noch Kinder die letzten Jahre. Die brauchen auch viel Zeit und Zuwendung.“ Byous Einwurf war begründet, entsprach es doch der Realität. Alle außer Ikuma und Byou hatten sich dazu entschieden Kinder zu adoptieren oder eigene zu bekommen und die Erziehung beanspruchte wirklich viel Zeit.

„Ja, aber dafür ist es auch ein wunderschönes Gefühl eine Familie zu haben.“, meinte Ayame vollkommen überzeugt, erzeugte dadurch heiteres Lachen bei den anderen. Aber es war nun mal so, Sono und ihre Kinder waren das Beste, was dem Blonden jemals passiert war.

„Mag sein, aber auch verdammt anstrengend, vor allem wenn die Kinder pubertieren.“, kam es von Ruki, der dafür nur einen bösen Blick von seinen zwei Sprösslingen erhielt, die seit langem auch mal wieder mitgekommen waren, da sie anscheinend dieses Wochenende nicht zu ihrer Mutter mussten, sondern bei ihrem Vater und Wataru waren. Ruki hatte zwar seit ihrer Studienzeit eine Beziehung zu dem zwischendurch sogar mal recht erfolgreichen Sänger gehabt, trotzdem hatte er auf Drängen seiner Eltern eine Frau geheiratet und mit ihr zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn, 16 und 15, bekommen. Aber auch während dieser Ehe, die er dann sogar fast zehn Jahre durchgehalten hatte, hatte Ruki die meiste Zeit mit Wataru in ihrem Apartment in Tokyo gewohnt. Und auch wenn er seine Ehefrau nie geliebt hatte, geschweige denn heiraten wollte, sorgte er auch nach der Scheidung noch finanziell für sie. Ihre beiden Kinder wohnten abwechselnd bei Ruki und ihrer Mutter.

„Vielleicht haben wir demnächst ja wieder mehr Zeit uns zu treffen. Wenn wir alle wieder näher zusammen wohnen, geht das sicher auch mal spontaner.“, warf Riku freudig grinsend ein, während er sich noch ein zweites Stück Sahnetorte nahm.

„Err… soll das heißen, ihr zieht zurück nach Tokyo?“

„Ja, Riku hat ein Versetzungsangebot bekommen von seiner Firma, ich finde mit meiner Reputation als Anwalt überall einen Job und außerdem vermissen wir Japan. Zwanzig Jahre Ausland sind mehr als genug.“

Ebenso erfreut über diese Nachricht wie alle anderen an diesem Tisch wohl auch, erhob Ayame sich und holte eine Flasche Champagner aus der Küche. „Ich würde sagen, darauf müssen wir trinken, dass wir alle wieder zusammen sind.“
 

the end
 

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So jetzt aber wirklich zu Ende. Ja das konnte ich mir nicht verkneifen, den Epilog... Und irgendwie brauchte ich auch einen komplett Abschluss für die Geschichte, weil jetzt ist es definitiv zu Ende, keine Fortsetzung mehr möglich^-^(okay ich könnte noch eine Beerdigung von irgendeinem Chara schreiben, aber wer will sowas lesenxDDD abgesehen davon, dass ich auch keinen von ihnen sterben lassen will)...

So, dann nocheinmal einen großen Dank an alle Leser, Favo-Nehmer und Kommentatoren(härt sich scheiße an und ich bin mir auch nicht so sicher, ob das das richtige Wort ist^-^)...

@Lucel:Vielen Dank für die ganzen Kommentare^-^ Ja, ist auch seltsam für mich, dass die Geschichte jetzt vollkommen zu Ende ist, aber muss ja irgendwann sein und freut mich, dass dir meine Auflösungen gefallen haben

@-ladylike-:Auch vielen Dank für die ganzen Kommis^-^ Ah, den Film kenn ich und auch wenn das blöd klingt, es freut mich, dass die Story emotional so ansprichtxDDD und ja das mit der Kommasetzung weiß ich, ich war da in der Schule schon so schlecht drin und ich kenne zwar irgendwie die Regeln, aber naja irgendwie hab ich auch keine Lust so viele Kommas zu setzen^-^ und Riku und Saga musste ich einfach ein Happy End schreiben, alles andere hätten die beiden auch nicht verdient^-^

@klene-Nachtelfe:Danke für die vielen Kommis^-^ Schön, dass es dir gefallen hat und dass du über beide Enden so erfreut warstxD

@Toffelchan:Vielen Dank für die Kommentare^-^ Danke für die ganzen Komplimente^-^freut mich, dass die Geschichte dir so gefallen hat und die Enden zufriedenstellend sind...



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Kommentare zu dieser Fanfic (77)
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Von:  -ladylike-
2011-12-16T23:18:04+00:00 17.12.2011 00:18
so, ich jetzt sehr verspätet mit meinem letzten kommentar zu dieser geschichte.
ich wollte schon viel eher schreiben, konnte/wollte aber nicht wahrhaben, dass damit echt alles zu ende ist :(
wie werde ich es vermissen, mich schrecklich zu freuen, wenn ich in meienr favoritenliste zu bemrken, dass "Hello?" ein neues kapitel hat! wie werde ich den kleinen ruki-trottel vermissen und deine ganzen anderen liebenswerten leutchen.
ich will nicht, dass es zu ende iiiist!! *heul*

... zum glück kann man geschichten ja immer und immer und immer wieder lesen. ich glaube, das ist wirklich das gute an geschriebenen geschcihte. natürlich kann man sihc auch filme wieder und wieder angucken, aber da it irgendwann das feeling weg. bei wörtern aber ist es jedes mal aufs neue da.
und so wird es mir auch mit dieser story gehen. jedes mal, wenn ich an sie denke, werde ich an die gefühle denken, de ich hatte, während ich gelesen habe. und wenn ich wiederholungsbedarf verspüre, brauche ich einfach nur diese tolle geschichte ein weiteres mal anklicken!!

dankeschön für ein kleines stück literatur mit großer aussage <3

lieben gruß,
lady

<3 we'll never gonna say goodbye to this <3




(hoffe sehr, das war jetzt korrektes englisch ... -.-")
Von: abgemeldet
2011-12-03T23:09:02+00:00 04.12.2011 00:09
...
xDDDD
ach herrje, wie süüüüß!!! ^-^
<333333

das is wirklich niedlich, wie die alle perfekt leben, super jobs haben, immernoch glücklich zusammen sind und größtenteils sogar kinder haben... xDDDD

...aber... hat das dann einen grund, dass Ikuma und Byou die einzigen ohne sind??? o_O

egal... auf jeden fall is das ein wunderbarer abschluss für diese wunderbare geschichte!!! ;D
Von:  klene-Nachtelfe
2011-12-03T22:15:17+00:00 03.12.2011 23:15
*verträumt seufz*
Das ist ein geniales Ende!!!
Wirklich unglaublich schön und super passend!!!
Genau richtig damit auf zu hören!!!
Eine einfach tolle FF!!!
LG -^.^-
Von:  Toffelchan
2011-12-03T19:42:20+00:00 03.12.2011 20:42
nichts zu danken X3

Ah ich mag auch deinen epilog~
dass sie alle kinder haben ist natürlich schon süß xD
da kann man sich jetzt natürlich auch seine geschichten dazu ausdenken, wie sie ihre kiddies groß bekommen und alle firmenplätze bekommen haben ;D

schade schade, dass es zuende ist T__T~

aber hast du fein gemacht
*dir als belohnung selbstgebackene lebkuchen hinstell* ♥

Lg ♥~
Von:  Toffelchan
2011-11-27T16:41:04+00:00 27.11.2011 17:41
yööööy *O*
wieder freunde <333~
haben die harten mittel echt gut geholfen :)

schade, dass es nun zu ende ist v.v
ich mag deine story so sehr *O* <3~

Lg <3~
Von:  klene-Nachtelfe
2011-11-27T14:37:26+00:00 27.11.2011 15:37
Gott sei dank!!!
Das war wirklich grandios!!!
Einfach passend und toll!!!
Mir fehlen die Worte!!!
LG -^.^-
Von:  -ladylike-
2011-11-27T08:20:00+00:00 27.11.2011 09:20
Oooooh maaann!
Ich wollte heute Morgen um halb eins schon dieses Kapitel lesen, aber ich hab um besagte Uhrzeit "L change the world" geguckt. ... Was eigentlich nicht weiter wichtig ist, wenn ich nicht erwähnen müsste, dass ich da schon am Ende Tränen in den Augen hatte und nicht dachte, dass mir das in den nächsten 24 Stunden nochmal passiert. Tja, da hab ich wohl falsch gedacht! Nur habe ich am Ende dieses Kapitels nicht geheult, weil zwar alles gut ausgegeangen, aber trotzdem traurig ist, sondern weil ich einfach nur total gerührt war. Wirklich!

Du hast dieser Geschichte ein wundervolles letztes Kapitel gegeben und ich liebe, liebe, liebe es. (Vor allem, weil ich mich unglaublich freue, dass Ruki und Byou wieder normal miteinander umgehen können - ich freue mich immer bis zum Geht nicht mehr, wenn Freundschaften "geheilt" werden :D)
Endlich ein Ende, die ganzen Komplikationen sind vorbei, aaaaalles gut. *zufreiden sei*

[Sehr unwichtige Nebenbemerkung: Wir hatten gerade in Deutsch mal wieder das als verhasste Thema Kommasetzung und daher sind mir ein paar kleine Fehlerchen aufgefallen, die eine Freundin von mir in den Wahnsinn treiben würden, aber ich weise dich nicht spezifisch darauf hin, weil ich damit kein Porblem hab :D]

Ich freue mich schon sehr auf den Epilog und gehe jetzt einen Kommentar zudeinem One-Shot schreiben, den ich heute um zwei Uhr morgens bereits gelsen habe, für einen anständigen Kommentar allerdings schon zu müde war xD

LG,
lady
Von: abgemeldet
2011-11-26T22:30:29+00:00 26.11.2011 23:30
*____*
danke, danke, danke, danke, danke, ...!

diese geschichte ist mir so sehr ans herz gewachsen... ich weiß gar nicht... ohne updates wird das komisch... ;)

aber das is soooo schön, dass Byou und Ruki sich wieder vertragen haben
(und das auch noch auf so eine art und weise)
dass die therapie bei Ikuma so schnell so gut anspricht ist natürlich auch schön, weil er dann jetzt wieder ein normales leben führen kann ^-^

*zur nebengeschichte geht*
Von:  Mizuki_Matsumoto
2011-11-18T18:52:22+00:00 18.11.2011 19:52
Gefällt mir :D
Ruki ist glücklich (mehr oder weniger), also bin ich glücklich (mehr oder weniger) xD
Jetzt muss er sich nur noch mit Byou vertragen und dann ist er und ich unde eh alle eigentlich sehr glücklich^-^ Und du willst ja nich meine 'rosa Fluff-Welt' dadurch kaputt machen, dass sie nicht wieder Freunde werden...
Das würde nämlich zu... schwarzen Schäfchenwolken auf meinem ansonsten babyblauen Himmel führen xDD

Also mach mich glücklich ;)

Und nochmal:
RIKU *_____________*
Von:  Toffelchan
2011-11-13T16:09:56+00:00 13.11.2011 17:09
yöööy *O*
sie sind zusammen *________*~ *dance*

fehlt nur noch das klärende Gespräch aber das kommt j jetzt auch gleich dran :D

ich hab gerne gewartet und bin auch mehr als zufrieden also keine Sorge ;D

ich bin gespannt wie sie das klären, im Grunde wollen ja beide die Freundschaft <3~
Aber dass es so dazu kommt, dass sie eingesperrt werden hätte ich nicht gedacht XD aber harte Mittel führen auch zum Ziel.


Lg ♥~


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