Zum Inhalt der Seite

Regentropfen

...wenn der Osterhase einen Regenschirm braucht...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Samstag (Zaterdag)

Es war so wie sie es sich immer ausgemalt hatte. Als Kind noch hatte sie von einer Hochzeit in Weiß geträumt, Bilder von ihrem Traumprinzen gemalt und ihren Eltern erzählt, dass ich im Disney Schloss heiraten wollte. Das alles waren Erinnerungen, die nun mehr oder weniger in Erfüllung gingen. Sie stand in der Kirche und hatte sich umgedreht. Annemieke beschritt den langen Gang, zwischen den Bänken hin durch und sah einfach hinreißend aus. Wer brauchte schon einen Traumprinzen, wenn man eine solche Traumfrau an seiner Seite hatte. Beide strahlten über das ganze Gesicht und es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Es gab weder Zeit noch Raum, nur ihre Liebe, die in diesem Moment ihren Höhepunkt finden sollte. Nein nicht der Höhepunkt, sondern der Beginn von etwas noch viel Schönerem. Ihrem Leben, als eine richtige Familie...
 

Es schäpperte laut und Wietske saß plötzlich aufrecht in ihrem Bett. Verwirrt sah sie sich um und nur langsam verschwommen die Bilder der Kirche und von Annemieke im Brautkleid und wichen der rustikalen Umgebung des Ferienhäuschens. “Verdomm!” hörte sie es aus der Küche fluchen und sie schwang ihre Beine über den Rand des Bettes. Für einen kurzen Moment hielt sie Inne. Es war ein schöner Traum gewesen, aber würde dieser sich auch so erfüllen lassen? Eigentlich sollte es doch ganz einfach sein. Zwei Menschen lieben sich und können ihre Liebe auch mit einer Hochzeit besiegeln. Soweit so gut, aber was war, wenn es sich dabei um zwei Frauen handelte? Jeder Idiot konnte in Las Vegas heiraten und Manche kannten sich grad mal ein paar Stunden und taten es dann schon. Aber wenn zwei Frauen den heiligen Bund der Ehe eingehen wollten dann war das weitaus komplizierter.
 

Plötzlich vernahm sie leises Kindergeplapper aus der Küche und eine andere weibliche Stimme, als die von Annemieke. Wietske schlussfolgerte, dass Eline mit Jara und Jasper da sein mussten. Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, es war schön Eline nach all den Jahren wieder zu sehen und Annemieke so noch mehr von ihrer Kindheit zu zeigen. Sie zog sich eine dünne Jacke über ihr Schlafoutfit und tapste dann Richtung Küche, wo Jara gerade Annemieke half, den Tisch zu denken. „Goedemorgen.“ Warf sie in die Runde und gähnte dann. Vier Köpfe drehten sich um und lächelten sie an. „Wie ich sehe haben wir schon voll Haus.“ Eline sah sie entschuldigend an. „Jara und Jasper wollten unbedingt zu euch, nachdem Annemieke gestern von ihren Blaubeerpfannkuchen geschwärmt hat.“ Annemieke grinste und wendete einen der besagten Pfannkuchen. Wietske ging auf sie zu und umarmte sie von hinten. „Hallo Schoonheid.“ flüsterte sie und küsste sanft Annemiekes Hals, die daraufhin sofort kicherte. „Hör auf, sonst verbrennen die Pfannkuchen noch.“ „Das wollen wir natürlich nicht.“
 

Wietske setze sich neben Jasper, der gerade ein Bild malte. „Sag mal Eline können Jasper und Jara eigentlich auch Deutsch reden?“ Ihr war aufgefallen, dass die beiden bisher entweder nur unter einander niederländisch gesprochen hatten oder gar nichts gesagt hatten. Eline strubbelte durch Jaspers Haar, der sie anlächelte. „Sie können es schon, mein Mann kommt ja aus Deutschland, aber sie machen es nur wenn er dabei ist.“ Wietske beobachtete wie Jasper sich gegen seine Mutter lehnte und sie ihn an sich drückte. Es war ein wahrlich schönes Bild, vielleicht würde es bei ihr irgendwann auch mal so sein. Annemieke machte Frühstück und sie saß mit ihren gemeinsamen Kindern am Tisch und malten.
 

Annemieke drehte sich gerade zu Jara, um ihr den Teller mit den fertigen Pfannkuchen zugeben. Dabei sah sie den verträumten Blick in Wietskes Gesicht, als sie Eline und Jasper beobachtete. Die Zeichen dafür, dass Wietske sich Kinder wünschten wurden immer deutlicher. „Apropos, kommt dein Mann auch noch rüber?“ Eline nickte und griff nach ihrem Handy. „Er ist mit einem Freund heute früh angeln gegangen und wollte gegen 11 Uhr wieder da sein.“ Wietske sah auf die Wanduhr, es war kurz nach 10. „Na dann bin ich ja mal gespannt, was für einen Mann du dir geangelt hast.“ Sie grinste und zog dann Annemieke auf ihren Schoß, die sich gerade neben sie hatte setzen wollen. Diese drehte ihren Kopf zu Wietske und küsste sie sanft auf die leicht geöffneten Lippen. Ein leises Flüstern neben ihnen erklang und Jasper sah sie aus großen Augen an.
 

„Ich glaube wir haben den armen Jasper etwas verwirrt.“ Schlussfolgerte Annemieke und rutschte vom Schoß ihrer Liebsten. „Ach was, er kennt das eigentlich. Meine Schwester ist auch lesbisch, aber ich glaube er dachte wohl, dass es nur so bei seiner Tante wäre.“ Jasper kratze sich am Kopf und lächelte dann. „Heb je ook de liefde een heel pop?” Die beiden blonden Frauen sahen sich kurz an und mussten dann lachen. “Ja precies.” Er nickte und wandte sich wieder seinem Blid zu. “Nachdem wir das geklärt haben können wir ja endlich essen.” Ließ Annemieke verlauten. “Und der erste Pfannkuchen gebührt natürlich Jara, weil sie mir so gut geholfen hat.” Jara grinste über das ganze Gesicht, was Wietskes Annahme noch bestärkte das beide zu mindestens Deutsch verstanden.
 

Nach einem ausgiebigen Frühstück und viel Lachen, verabschiedeten sich die Drei Hövels. Elines Mann war immer noch nicht da und so langsam machte sich die junge Frau Sorgen. „Ich hoffe Jan ist nichts passiert.“ Sagte Annemieke nachdenklich, als sie an der Spüle stand und das Geschirr abwusch. Wietske, die neben ihr stand und das Geschirr abtrocknete und einsortierte, nickte und versuchte an das Beste zu denke. „Nachdem was Eline gesagt hat, wird schon alles gut sein.“ Annemieke lächelte und stellte den letzen Teller neben die Spüle. „Jara und Jasper sind wirklich sehr süß.“ „Ja das sind sie tatsächlich und wenn ich mir vorstelle, dass Eline genauso alt ist, wie ich und schon zwei Kinder hat und ich jage immer noch meinen Träumen nach.“ Annemieke runzelte die Stirn. „Was jagst du denn für Träumen hinter her?“
 

Wietske hielt kurz den Atem an und wurde sich erst jetzt bewusst, was sie da gesagt hatte. Annemieke wusste nichts von ihrem unbedingten Kinderwusch und dem Verlangen mit ihr eine richtige Familie zu sein. Ein eigenes Haus im Grünen, feste Arbeit, regelmäßiges Einkommen. Es war zwar etwas altmodisch, aber warum denn nicht? „Ach naja, ich habe da noch ein oder zwei Träume, die ich noch erfüllen möchte.“ Annemieke schwieg, sie wusste, dass ihre Freundin ihr etwas verheimlichte, aber Wietske war von Natur aus Jemand, der nicht sehr lange über sowas schweigen konnte. „Na gut, ich werde dann erst mal duschen gehen und dann werden wir ja sehen was der Tag noch bringt. Wir haben ja immerhin frei.“ Wietske lächelte und griff dann nach der Hand ihrer Freundin. „Hast du was dagegen wenn ich mitkommen, du weißt schon, wegen Wasser sparen und so.“ Annemieke lächelte zuckersüß und nickte dann. „Aber sei ja artig, sonst kommen wir heute nicht mehr aus der Dusche.“
 

Wietske sah sie gespielt empört an. „Ich bin ja wohl immer artig.“ Sie ging an ihrer Freundin vorbei und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. „Ja immer artig.“ rief Annemieke ihr hinterher und folgte ihr dann. Nackt, wie Gott sie geschaffen hatten, gingen beide vom Schlafzimmer aus ins Badezimmer. Wobei Annemieke ihre Finger mit denen von Wietske verflochten hatte und ein bisschen rot um die Nase war. Selbst nach all den Jahren, war es ihr manchmal noch etwas komisch, sich vor ihrer Freundin zu zeigen. Es war etwas anderes beim Liebesspiel, aber hier nackt durch das Haus zu gehen, war ein komisches Gefühl.
 

Im Bad angekommen stieg Wietske zuerst in die kleine Dusche und zog ihre Freundin, ohne die Hände zu lösen hinter sich herein. Die Dusche war absolut nicht dafür geeignet hier zu zweit zu duschen, ihre Körper berührten sich jetzt schon, obwohl sie es noch gar nicht darauf angelegt hatten. „Wer diese Dusche auch immer hier eingebaut hat, der hatte nie etwas anderes als Duschen im Sinn.“ Wietske lachte. „Das war mein Vater und hoffe bei Gott, dass hier bisher nur drin geduscht wurde.“ Annemieke verzog das Gesicht. „Böses Kopfkino! Also erwähn das bitte nie wieder.“
 

Sie griff nachdem Duschgel, dass sie gestern Abend schon hier her gestellt hatte und

befahl Wietske sich um zudrehen. „Ich werde dich jetzt ein bisschen einseifen, ich glaube das geht schneller, als wenn jede, das Einzeln von uns macht.“ „Lieb von dir.“ flüsterte Wietske und drehte sich um. Sie fühlte Annemiekes sachte Berührungen auf ihrer Haut, als diese das kalte Duschgel verteilte. Ganz langsam und vorsichtig glitten ihre Finger über den Rücken ihrer Freundin und schäumten jeden Zentimeter von Wietskes Körper ein. Als sie sich den Beinen zu wandte und auch die Innenschenkel einschäumte, stöhnte ihre Freundin leise auf und biss sich auf die Unterlippen. „Dat was niet leuk.“ Annemieke grinste und schob ihre Finger noch höher und legte sie auf Wietskes heiße Mitte. Diese schnappte nach Luft und schob dann die Hand ihrer Freundin weg. „Nicht hier und nicht jetzt.“ hauchte sie, drehte sich um und zog Annemieke an sich um sie richtig zu küssen. Nachdem sie eine Weile zärtliche Küsse ausgetauscht hatten und sich gegenseitig eingeseift und ordnungsgemäß abgewaschen hatten, verließen beide die enge Dusche.
 

Bei all der knisternden Erotik die zwischen geherrscht hatte, die Dusche war dafür einfach zu klein.
 

Am Nachmittag hatten sich die beiden jungen Frauen zusammen auf eine Liege am Wasser gelegt und eine Decke über sich ausgebreitet. Heute war es zwar nicht so kalt, aber der Wind hier am Wasser war doch etwas frisch und keine der Beiden hatte Lust, krank aus dem Urlaub zu kommen. Annemieke lag mit ihrem Kopf auf der Brust von Wietske und hatte die Augen geschlossen. Wietske sah auf den See und dachte nach. Das Gefühl ihrer Kindheit kam wieder zurück und hatte ihren Körper erfasst. Sie wusste wieder ganz genau, warum sie es so geliebt hatte, als Kind hier her zu kommen. Dieses kleine Stückchen Land bedeutete für sie Freiheit und Glück. Als Kind war sie oft mit dem Druck, der er auf ihr zu liegen schien, nicht klar gekommen. Wenn auch ihre Eltern sehr liebevolle Eltern waren, so lag ihnen die Ausbildung ihrer Tochter sehr am Herzen. Das Beste war gerade gut genug, was ja an sich nicht falsch war.
 

Aber hier war sie einfach nur Kind gewesen, ein paar Wochen im Jahr nichts weiter zu, außer Spaß haben. Eline, die mit 3 älteren Geschwistern aufgewachsen war, hatte dieses Gefühl immer mit ihr geteilt. Ihre Geschwister war teilweise mehr als 10 Jahre älter als sie selbst und nur hier hatte sie ihre Eltern ein paar Wochen nur für sich gehabt. Wietske erschreckte sich, als Annemieke ihre Hand genommen hatte um sich zu küssen. „Na warst du in Gedanken?“ fragte sie leise und sah zu ihrer Freundin auf, so gut es in dieser Position möglich war. „Ich habe an früher gedacht, das Gefühl ist heute, dass gleiche wie früher, obwohl es schon solange her ist. Ich bin froh, jetzt mit dir hier zu sein.“ Annemieke küsste ihre Fingerspitzen und lächelte sanft. „Ich bin auch froh hier mit dir zu sein. Wir haben so wenig Zeit für uns.“ Wietske nickte nachdenklich.
 

„Ich hoffe es stört dich nicht, dass Eline und die Kinder öfter rüber kommen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ach was, ich freue mich sehr darüber. Außerdem sehe ich dir ja an, wie sehr du dich über die Anwesenheit von Jara und Jasper freust. Du bist gern von Kindern umgeben.“ Wietske fand, dass Annemieke manchmal einfach zu nachsichtig mit ihr war. Jemand anders, wäre vielleicht genervt davon, dass sie die wenige freie Zeit nicht ganz in Ruhe verbringen konnten, aber nicht so Annemieke. Sie war glücklich, wenn Wietske es auch war. „Ja du hast Recht. Ich sehe meine Patenkinder so selten, es wäre schöner, wenn es öfter ginge.“
 

Wietske hatte das Gefühl, dass vielleicht jetzt der Moment gekommen war, um Annemieke von ihren Wünschen bezüglich Kindern zu erzählen. Sie wusste ja im Prinzip nicht einmal was ihre Freundin davon hielt, irgendwie hatte es sich nie ergeben. Annemieke hatte nicht viel Kontakt mit Kindern, ab und zu mal mit denen von Kollegen, aber davon konnte man ja nichts ableiten.
 

„Wietske?“ Sie sah auf. „Ja?“ Annemieke erhob sich etwas um besser sehen zu können. „Du verschweigst mir etwas oder?“ Sie fühlte sich etwas ertappt. „Ja.“ Sie wollte ihre Freundin gar nicht anlügen. „Wirst du es mir sagen?“ „Nicht heute.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SonnenscheinMie
2011-04-23T18:55:49+00:00 23.04.2011 20:55
Hier nur die Kurzfassung des Kommentars, hoffe du verzeihst mir... *grins* Auch der heutige Teil des Geschenks hat mir sehr gut gefallen! Freu mich immer noch riesig darüber, über die ganze Mühe und dass das so toll geworden ist… :))
"Wasser sparen", ja GANZ klar, glaube ich aufs Wort, Wietske... *grins*
Ihre Gedanken in der Szene am See sind auch wieder sehr schön beschrieben.
Hoffentlich ist Jan nichts passiert. Und die beiden Hauptpersonen sind süß wie immer.
Und ich bin echt gespannt auf die nächsten Teile, was da passiert...
Hdl, Mie~ die Dankbare
*knuddel*

(huch, doch etwas länger geworden^^)


Zurück