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Kaizoku no Baroque

II. Der salzige Wind der See
von

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Warten

Als Bon und Robin von Uma in das gigantische, unterirdische Tunnelsystem geführt wurden, das sie gegraben hatten, sahen sie Gal bereits in einer Ecke sitzen. Er wirkte leicht apathisch, schien sie kaum zu bemerken. Uma erzählte ihnen im Schnelldurchlauf, dass er für die zusätzliche Stabilität der Eingänge zuständig gewesen war. Sie hatte ein wirklich weitreichendes Tunnelsystem gebaut, um es später als einen Maulwurfbau verkaufen zu können. Nichts sollte darauf hinweisen, dass es ein Versteck gewesen war. Ein paar Fackeln gab es auch, die die vollkommene Schwärze des Tunnels für einige Meter erleuchteten. Sie befanden sich etwa 3 Meter unter der Erde. Es war kalt und nass und jeder ihrer Schritte hallte endlos und gespenstisch immer und immer wider. Es klang wie das leise Zischen eines fernen Monsters. Von der Oberwelt bekamen sie nichts mehr mit.

Robin setzte sich schweigsam in eine Ecke und Bon tat es ihr gleich, setzte sich ihr genau gegenüber, so dass Uma allein in der Mitte stand und mit den Händen auf den Hüften jeden von ihnen einmal für einen kurzen Moment betrachtete und leise dann fluchte. In ihrem Kopf rechnete Robin sich schon aus, wie lange sie warten würde. Wie lange bräuchte die nächste Flotte, bis sie das kleine Eiland erreichte? Wie lange würde es dauern mit ihnen zu reden? Wie lange ein Kampf? Gott, sie hielt es schon jetzt kaum aus. Sie hatte die Augen schlossen, um Bon's nun mehr wütenden Blick nicht sehen zu müssen. Und der war wirklich wütend.

Dafür gab es gar kein besseres Wort. Fuchsteufelswild. Sein Zorn sprühte ihr nur so entgegen, alles andere bekam er nur verwässert mit. Was dachte diese Frau sich eigentlich dabei? Hier waren sie, als Team. Wer aussteigen wollte, sollte das verdammt noch mal machen, aber nicht auf diese Weise. Nicht, weil Madam Robin es so entschieden hatte. Die Tatsache, dass er sie wirklich liebte, drängte er zurück. Ja, sie bedeutete ihm viel, aber nicht nur sie. Jeder einzelne von ihnen und ja, es würde ihn umbringen, wenn einem von ihnen etwas passierte, aber sie waren Piraten und lebten nun einmal gefährlich. Gah! Das hatten sie doch vorher gewusst. Wollte sie vielleicht für immer allein sein, weil sie Angst hatte, dass sie andere in Gefahr brachte? Nein, das konnte er nicht zulassen. Sie war lang genug allein gewesen. Er würde nicht zusehen, wie sie zerfiel. Verdammt und wie sein Boss zerfiel. Sie war so beschäftigt damit sich um ihrer aller Leben zu sorgen, was war mit Crocodile's Verstand? Seiner Menschlichkeit, die so stark auf sie referierte. Auch ihn kotzte diese Situation in der Crew an, aber was sollte er tun, außer er selbst zu bleiben? Was konnte er noch tun? Warum war es so schwer für diese Menschen über einen Schatten zu ihrem Glück zu springen? Oder war er der Einzige, der das Licht sehen konnte? Waren sie denn alle blind? Zu verblendet von ihrem eigenen Schmerz? Wütend ballte er die Fäuste und wandte endlich den Blick von Robin. Sonst rastete er nur wieder aus
 

Uma wackelte erst eine Weile von A nach B und als sie auch das satt hatte, setzte sie sich nicht unweit von Gal und stützte ihr Gesicht auf ihre Hände. Zum Kotzen. Sie hatte nur halb mitbekommen, was draußen passiert war, aber obwohl es sie aufregte, war sie ganz froh darüber, dass endlich mal Klartext geredet wurde. Uma mochte Konfrontationen eigentlich nicht besonders, vor allem wenn sie sinnlos waren. Aber seit Suimin war eine Aussprache mehr als notwendig. Wenn man über die Dinge sprach, fand man oft, dass Trauer und dergleichen unbegründet waren oder man konnte plötzlich verzeihen, weil man sein Gegenüber besser verstand. Aber das ging nicht ohne Kommunikation. Ohne Taten schlief alles ein und ehe man es sich versah, stand man alleine da. Einmal in ihrem Leben hatte sie zulange gewartet und dann dabei zugesehen, wie alles zerfiel. Sie würde sicher nicht bis zu diesem Moment warten. Nichts, wirklich gar nichts konnte sie dazu zwingen. Auch Miki nicht, stellte sie fest. Wenn nicht zumindest ihr Captain und Robin sich sicher waren, würde sie nicht bleiben. Das Leben war zu kurz, um sich dermaßen zu quälen.

Ein bisschen erschöpft pustete sie die inhalierte Luft aus und schloss seufzend die Augen. Sie stellte aber noch etwas Anderes fest. Diese Menschen waren ihr nicht gleichgültig. Sie hätte niemals so lange mit ihnen ausgehalten. Eigentlich hätte sie direkt auf Suimin einen Strich gezogen. Leidvoll gestand sie sich ein, dass es nicht nur Miki war, nicht der einzige Grund warum sie noch hier war. Sie liebte ihn. Ja, mehr alles sonst etwas, aber sie sorgte sich jetzt in diesem Moment um das Leben derer, die an der Oberfläche geblieben waren, sie sorgte sich um die, die hier mit ihr saßen. Blöder Mist.
 

Niemand von ihnen hatte wirklich ein Gefühl dafür wie viel Zeit vergangen war. Gal schaute nicht sonderlich oft auf seine blaue Armbanduhr. Aber als er das letzte Mal darauf geschaut hatte, war es eine halbe Stunde gewesen. Inzwischen war allerdings wieder einige Zeit vergangen. Niemand sagte etwas, bis auf Uma die manchmal unbewusst ganz leise vor sich her brabbelte. Gal saß noch immer in seiner Ecke und blickte ins Nichts. Zumindest sah es für die anderen Anwesenden so aus. In Wirklichkeit blickte er jedoch auf etwas in seinen Händen. Etwas, dass er seit geraumer Zeit immer mit sich herum trug. Eine Karte, die Tarotkarte, die er auf Koko gefunden hatte. Mut.

Er hatte seitdem unheimlich viel nachgedacht. Und auch jetzt konnte er nicht damit aufhören. Die Karte hatte ihm wirklich Mut gegeben. Mut dazu, dass er es schaffen konnte. Was immer er vor hatte. Egal, ob er sich entschied zu gehen, oder sich dazu durchrang zu bleiben. Es war eigenartig, aber diese Karte hatte ihn wirklich mit Zuversicht erfüllt. Es konnte nur Schicksal gewesen sein, oder? Ganz sicher war es so. Er blickte nach oben und sah nur Dunkelheit. Hatte er es sich nur eingebildet, oder war da ein Beben gewesen? War es nur sein Herzschlag, das Echo ihrer Atem? Wahrscheinlich war es das. Sein Kopf senkte sich wieder ab und er blickte auf die Karte. Die Stille machte ihm nichts aus. Irgendwie war alles an ihm vorbei gezogen. Nichts erreichte ihn mehr so richtig. Als würde ihn die Karte abschirmen, als hätte sie eine unsichtbare Mauer zwischen ihm und seiner Außenwelt aufgebaut. Das war seine Aufgabe. Die anderen waren da nicht mit einbezogen.

Apathisch blickte er erneut auf seine Uhr. Eine Stunde war vergangen. Keine Regung, keine Veränderung. Wie lange sollten sie warten? Keiner der anderen hatten auch nur ein Wort miteinander gewechselt. Sie alle fraßen die Sorge, ihre Gedanken, ihre Wut in sich hinein. Nur Uma hörte man ab und zu etwas murmeln, aber es war so leise, dass man es nicht verstand. Robin merkte man die Anspannung am schlimmsten an. Sie rutschte unbewusst immer wieder auf ihrem Sitz herum, fuhr sich immer wieder durch die staubig gewordenen Haare und knabberte an ihren Lippen. Sie hatte keine Ahnung wie viel Zeit verging, aber es dauerte eindeutig zu lang. Ihr kamen es bereits wie drei Stunden vor, dabei waren gerade einmal anderthalb vergangen. Sie konnte nicht mehr warten, die Angst würgte sie schon die ganze Zeit über fast zu Tode. Hastig erhob sie sich und steuerte auf den Gang zu, der sie an die Oberfläche führen würde.
 

»Und was meinst du, wohin du gehst, huh?« Bons Blick ruhte angriffslustig auf ihrer Gestalt. Er hatte sich nicht beruhigt, er war noch immer geladen.

Sie hörte ihm gar nicht zu, lief schließlich in ihn hinein, als er rasend schnell zu ihr hastete und sich vor ihr aufbaute, der Blick noch viel zorniger als zuvor. »Solltest du denken, du kannst gehen, hast du dich geirrt.«

Auch ihre Miene verhärtete sich. »Willst du es mir verbieten, Mister Two?«

»Oh, bist du jetzt wieder mein Boss, ja?«

»Richtig. Also geh mir aus dem Weg.«

Bon grinste böse, rührte sich aber kein Stück. »Und mal angenommen ich bleibe hier stehen, willst du mich dann mit deinen dünnen Ärmchen festhalten, bis die Reichweite der Teufelsfrucht versagt und ich dir wieder im Weg stehe? Oder...« Und nun wurde sein Blick wirklich eisig. »...möchtest du mich ausschalten?«

»Ist das eine Herausforderung?«

»Allerdings.« er verschränkte abweisend die Arme. »Versuchs nur, Robin. Du bist viel zu schwach. Unter normalen Umständen könntest du mich platt machen, aber ich weiß genau, wie zerbrechlich du gerade bist. Du machst es keine 10 Meter hier raus.«

Ihr Auge begann zu zucken, so wie es sonst nur bei Crocodile zuckte. »Geh mir aus dem Weg. Was fällt dir überhaupt ein, dich wie mein Vormund aufzuführen?«

»Ich bin dein Arzt, oder? So wie ich das sehe, bin ich auch zur Zeit der Einzige, der dich gern ansieht.«

»Halt die Klappe! Du weißt gar nichts!« fauchte sie wie eine streunende Katze.

Dieses Mal wirkte seine Miene überheblich. »Bla bla Robin. Du denkst wohl, weil ich Pink trage und Ballett tanze - ziemlich gut möchte ich betonen - bin ich ein bisschen blöd? Ich denke, ich durchschaue dich. Ich durchschaue euch alle.«

»Wie schön für dich. Mir ist es gerade scheiß egal was du denkst, Dr. Clay. Ich habe lange genug gewartet. Bald zwei Stunden. Wie lange meinst du, dauert es für die Flotte hierher zu kommen und wieder zu verschwinden? Nicht solange!«

»Der Befehl war zu warten, bis sie uns holen kommen.«

»Da scheiß ich drauf!« Er erkannte sie kaum wieder. Sie ähnelte in ihrem überschäumenden Zorn eher Crocodile als sich selbst.

»Grr! Robin. Du kannst es vergessen, wenn du meinst, ich lass dich jetzt vorbei!«

Verzweifelt versuchte sie sich gegen ihn zu stoßen. Es brachte ihn dazu zu stolpern, sodass sie vorbei kam, aber nur zwei Sekunden, dann hielt er sie wieder fest, presste sie hart gegen sich.

»Du bleibst hier!«

»Finger weg!« schrie sie, ehe sie vollkommen ausbrach. »WEIßT DU WAS SIE MIT IHNEN MACHEN WERDEN? HAST DU EINE AHNUNG, ZU WAS DIE MARINE FÄHIG IST?! NEIN! ABER ICH! ICH WEIß ES GENAU! ICH HABE ES GESEHEN! ICH HABE ES GESPÜRT!«

»UND WAS MEINST DU KANNST DU JETZT TUN? DAZWISCHEN SPRINGEN?!«

»JA!« Ihr Körper begann zu zittern, ihre Stimme senkte sich nur graduell. »Und wenn ich mit ihnen einen Deal aushandle. Sie wollen etwas von mir. Dafür lassen sie euch in Ruhe. Ich weiß auch genau, wenn ich darum bitten muss. Ich weiß es ganz genau!«

»Ich hab die Schnauze voll davon Robin! Du meckerst, dass ich dich nicht tun lasse, was du willst? Was ist mit dem was ich will, huh?«

»...«

»Ich will verdammt noch mal nicht, dass du dich auslieferst! Ich will nicht, dass du denkst, das Schicksal der Menschen um dich herum laste auf deinen Schultern. ICH WILL DEIN FREUND SEIN, KAPIERT! Du machst es verdammt schwer! Verdammt schwer!«
 

Sie hasste sich dafür, dass sie schon wieder weinte. »Ich hab dich nicht darum gebeten.«

»Tja, schlucks runter, Robin! Ich mag dich sehr. Nicht so, wie ich alles mag und liebe. Du bedeutest mir wirklich etwas. Weil ich weiß, wer du wirklich bist. Dass du eine junge Frau bist, die sich nichts sehnlicher wünscht, als ein Zuhause, als wenigstens eine Person, der du wirklich vertrauen kannst. Ich sehe den Wunsch in deinen Augen, jeden beschissenen Tag! «Er hielt sie noch fester, als er ihre Tränen sah, fast zärtlich. »Es ist nicht deine Schuld! Es ist nicht deine Schuld, dass du so ein mieses Leben hast, so viele Feinde. Du hast es nicht verdient! Du hast es nicht verdient! Und du bist es wert, dass ich an deiner Seite stehe und wenn nötig auch mit dir oder für dich sterbe. Das tun Freunde Robin. Du kannst es dir nicht aussuchen! Du kannst dir verdammt noch mal keine echten Freunde wünschen, die dich dann im Stich lassen. Das gibts nicht! Und wer ernsthaft glaubt, so etwas zu finden, der kann mich mal! Wer glaubt, es sei deine Schuld, wenn uns ein grausamer Tod ereilt, der kann sich verpissen!« Forsch griff nach ihrem Kinn, zog ihr Gesicht zu sich herauf. »Dir steht ein kleines bisschen Egoismus zu, verstehst du?«

Seine Stimme hallte wütend durch die Gänge, dass die Luft vibrierte. »Merkt euch das alle! Auf dieser Welt gibt es nichts wertvolleres als Freundschaft. Bildet euch nicht ein, ich wäre sorglos. Ich weiß wie das ist, zu leiden. Aber bei Gott, ich will nicht so leben! Ich will wirklich leben! Und wenn das kurz ist, dann scheiß drauf. Es muss sich gelohnt haben!« Ganz kurz blickte er zu Gal, wandte sich dann wieder zu Robin, die Stimme leiser, gefährlich. »Ich kanns nicht mehr hören, wer sich hier opfern oder wer wegrennen will. Das ist alles blöder Mist. Wer ne Liste führt, muss sich nicht wundern, wenn er allein stirbt.« Er begann sie zu schütteln. »Willst du das? Willst du allein sterben? Wenn du willst, dass sich dein Leben ändert, dann tu was dagegen! Wenn du willst, dass die anderen nicht gehen, dann sag es ihnen! Dann sag uns, was du fühlst! Dann erklär allen, was wirklich in dir ist. Und wenn sie dann immer noch gehen wollen, dann sind sie es einfach nicht wert!«

Schluchzend, um Atem ringend versuchte sie sich zu befreien. »Das geht nicht. Das geht nicht. Es ist zu spät. Es ist viel zu spät. Ich hab zu viel falsch gemacht.«

»Nun spinn nicht rum! Die ganze Pluton-Aktion war selbstsüchtig. Von Crocodile, von dir, von jedem von uns. Du musst nicht denken, dass du hier die Böse bist. Ich habe im Verlauf dieser Firma etliche Menschen für meinen eigenen Sinn getötet. So wie die anderen auch. Ehrlich gesagt, kann ichs nicht mehr hören. Du hast uns verraten? Oh bitte. Warum fühle ich mich nicht verraten? Ach ja, weil du niemals hinter Utopia gestanden hast. Weil du einen anderen Zweck verfolgt hast. Warum sollte ich dir das vorwerfen? Dann müsste ich mir jeden Tod vorwerfen, müsste ich mich persönlich bei Königin Vivi entschuldigen, denn der ihr Leid hat auch mit mir zu tun.«

Jetzt weinte sie wirklich bitterlich. »Und warum tust... du es nicht?!«

»Weil es mir nicht leid tut.«

»Aber...«

»Oh bitte, ja. Solche Leute wie dich, gibts auch nicht oft. Mitleid. Ja, bis zu einem Grad. Es sterben Menschen. Uh, es ist nicht so, als wäre mir das völlig egal, aber das ist nun mal das Leben. Wie ich schon sagte, ein bisschen Egoismus muss sein. Sonst wäre ich schon selbst tot. Außerdem suche ich mir selbst aus, für wenn ich sterben will. Und du gehörst zu diesen Menschen. Das kannst du mir nicht verbieten, kapiert?!«

»Aber du kannst mir verbieten zu gehen?!«

»Normalerweise würd ich dir zustimmen. Diesmal nicht.«

»AHHHHH! LASS MICH LOS!!!«

»VERGISS ES!«
 

In diesem Moment erhob sich Gal und drehte den Kopf zu ihnen, ließ den Körper nur langsam folgen. Sein Blick war eigenartig. Klar und doch voller Geheimnisse. Ruhig und doch unergründlich. Er sprach fast ein wenig tonlos. »Robin?«

Noch immer wehrte sie sich gegen den großen Balletttänzer, doch ihr Kopf zuckte ganz automatisch zu Mister 3.

Etwas unsicher machte er einen Schritt nach vorn, setzte einen zweiten an, ließ ihn dann aber sein. Sie sah in seinem Gesicht, dass er noch grübelte. Er wirkte wirklich ganz anders als zuvor. Keine Spur von Angst oder Scheu. Sein Blick bohrte sich ohne Barrieren in ihre Richtung. Dennoch, es schien ihm schwer zu fallen die richtigen Worte zu finden. »Ich hätte eine Frage an dich.«

»Es ist nicht so, als könnte ich dem gerade ausweichen, oder?!«

»...«

» Spucks schon aus, Gal. Ja, bitte. Spucks einfach aus.« Kam es müde von Uma.

Darauf nickte er leicht und legte den Kopf dann ein wenig schief. »...Willst du dich wirklich für uns opfern?«

»Das wollte ich. ABER ER LÄSST MICH JA NICHT!« schrie sie wieder, kaum noch die Kraft dazu. Sie spürte wie ihr dummes Herz ihr halb aus der Brust sprang und ihr Arm ihr bald abfiel. Scheiße. Warum hasste sie diese Welt nur so sehr?

»...Und du tust es, weil du Bossu... weil du Crocodile liebst?«

Voller Ärger versuchte sie zu atmen, doch es fiel ihr so schrecklich schwer. Ihre Kraft ließ schneller nach, als sie erwartet hatte und sie musste sich nun eher an Bon abstützen, als sich von ihm zu stoßen. Ihr Kopf fiel herab und Wasser benetzte weiter den dunklen Grund unter ihr. »Ja. Weil... ich ihn liebe und weil...weil ich nicht will, dass ihr euch trennt. Ihr... du... ihr befürchtet doch alle das Gleiche. Du hast doch Angst, dass die Marine dich erwischt, oder nicht? Du willst doch nicht wegen mir sterben, oder Gal?« Ihre Finger krallten sich in Bons Fleisch, den das nicht im mindesten zu stören schien. Sie war vollkommen am Ende. »Würdest du die Crew verlassen, wenn ich nicht da wäre? Würdest du das aufgeben, wenn du wüsstest, dass die Marine euch in Ruhe lässt? Und Paula... Paula würde nicht mehr verbittert in der Küche sitzen und gehen wollen... Uma und Miki auch nicht. Ihr alle... ihr habt nichts zu befürchten, wenn ich nicht mehr da bin. Ihr seid dann sicher.« Gott, warum konnte sie sich nicht wenigstens diese Schmach ersparen? »BITTE! SAG MIR DASS DU NICHT GEHEN WILLST? NICHT; WENN ICH NICHT MEHR IM WEG BIN! BITTE SAG MIR, DASS DU DAS NICHT AUFGIBST! DASS MEIN OPFER NICHT UMSONST WAR!«
 

Er blieb noch immer ruhig, schloss aber nun die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Die ganze Zeit über hatte er sich gefragt, warum sein Boss ihn hier her geschickt hatte. Gerade ihn. So einen Versager wie ihn. Und dann seine Worte. Er hatte sie nur zufällig mitbekommen. "Wenn dir wirklich daran liegt, dass niemand für dich stirbt, der sich nicht dafür entschieden hat, dann lässt du ihnen die Möglichkeit in Arabasta auszusteigen." Das waren seine Worte gewesen. Er hatte sie ernst gemeint, nicht wahr? Ihm lag wirklich etwas an ihnen, an der Crew. Oder hatte er das nur so dahin gesagt, um Robin zu überzeugen? Es war so eigenartig. Eigenartig Robins Worte zu hören, zu verstehen. Sie würde sich umbringen? Dafür, dass sie alle wieder glücklich wurden? So weit würde sie gehen? So unwichtig war ihr ihr eigenes Leben? So hätte er sie überhaupt nicht eingeschätzt. Er hätte nicht gedacht, dass er überhaupt jemanden etwas bedeutete. Mehr war als nur Ballast. War es das? War die Illusion vielleicht doch die Wahrheit gewesen? War diese Crew der Ort, wo er bleiben wollte? Selbst wenn es gerade nicht so gut lief? Konnte er sich auf sie verlassen? Wollte er wirklich sein Leben für sie geben? Waren sie es wert? Seine Stimme blieb gedämpft.

»Meinst du, es geht so einfach? Du bist tot und plötzlich werden alle wieder glücklich? Meinst du nicht, du bindest das Pferd falsch herum auf? Auf Suimin haben wir nicht nur von deinem Verrat erfahren. Nein, es war viel mehr ein Traum, der zerbrach. Eine Vorstellung, die uns alle gemeinsam kämpfen lassen hat. Mit diesem Ziel verschwunden, ist es etwas ganz anderes. Wir haben kein Ziel. Und deswegen fallen wir auseinander. Natürlich, deine Identität spielt eine wichtige Rolle.« Nun senkte sich seine Stimme etwas und er schielte zu Boden. »...Aber jedem steht frei zu gehen. Und Teile der Crew werden gehen. Vielleicht auch ich. Du kannst nicht erwarten, dass alles so bleibt, wie es vorher war. Das ist einfach nicht realistisch.«

»Wohin willst du denn gehen Gal?« Ihre Finger zitterten. Sie hielt es nicht mehr aus. »DANN SUCHT EUCH EIN NEUES ZIEL! IHR SEID ALLE PIRATEN. Ob ihr es nun vorher schon ward, ist gleich. Ihr seid zusammen so stark, so frei. Willst du mir ernsthaft erzählen, dass hast du die ganze Zeit über nicht gespürte? Die Dynamik in der Gruppe? Das Potenzial? Ja, der Traum ist zerstört. Und was für einer?! Totale Kapitulation der Menschheit, unglaubliche Macht. Wenn es das war, was du wolltest, dann tut es mir nicht leid, dass du es nicht bekommen hast! Aber wenn du Freiheit wolltest, der zu sein, der du wirklich bist, dann wärst du ein verdammter Vollidiot, wenn du gehst! Du wirst hier für das akzeptiert, was du bist! SIEHST DU DAS NICHT? SEID IHR ALLE BLIND?! ALLE?« Schwächlich, jämmerlich rüttelte sie an Bon. »Warum solltet ihr das aufgeben wollen?!«

»Und du?« Seine Augen richteten sich wieder auf sie und sein Blick war so fest, wie sie ihn nicht von ihm kannte. »Bist du dann nicht auch blind? Weil hier der Platz war, wo du für das akzeptiert wurdest, was du warst?«
 

»Das ist es nicht wert. Du siehst doch was passiert! Du siehst es doch jetzt. Wäre ich nicht die, die ich bin, wärt ihr gar nicht, in dieser beschissenen Situation!«

»Das stimmt. Denn dann hätten wir uns nie getroffen.«

Sie verschluckte sich beinahe dabei. »...Und jetzt wisst ihr es alle. Jetzt wisst ihr, wer ich bin. Und was passiert? Das, was immer passiert... Aber diesmal lasse ich nicht zu, dass alle sterben und ich die bin, die zurück bleibt. Mit der Schuld, mit der Schande und dem Schmerz. Diesmal nicht. Diesmal ist es wert es zu retten. Diesmal... NUR DIESES EINE MAL! BITTE! NUR DIESES EINE MAL!«

Nun mischte sich auch Uma ein, kam einen Schritt näher. »Es reicht langsam, oder?«

Erneut schüttelte Gal den Kopf. »Weißt du Robin... Wir waren uns nie so nahe, dass ich deinen Tod beweinen würde. Mir würde es wahrscheinlich nicht einmal so sehr ans Herz gehen. Aber ich weiß, dass die anderen es nicht verkraften könnten. Vor allem Bossu. Und dann verliert er alles, was ihn dahin gebracht hat, wo er heute steht. Dann wird er unberechenbar. Und dann zerbricht die Crew von ganz allein. Wir sind jetzt als Freunde zusammen. Nicht... nicht wahr? Aber... wenn Bossu wieder in das Schema fällt, dann... sind wir wieder nichts mehr als seine Agenten. Dazu da für ihn zu töten. Dann ist das nichts mehr, das es wert wäre gerettet zu werden.« Er senkte den Blick wieder. Sein Herz schlug heftig, aber dennoch langsam, drückte ihm die Kehle zu. Warum war er so ruhig? Warum sagte er so etwas? Er wusste es nicht. Wahrscheinlich, weil er das hier sowieso als das Ende betrachtete. Dann konnte er auch ruhig alles sagen. Sich zumindest einmal in seinem ganzen Leben etwas von der Seele reden. Vollkommen ehrlich sein.

»...Das glaube ich nicht.« Sie schniefte lauter, verlor fast den Halt. »Das glaube ich einfach nicht.«

Abermals Kopfschütteln. »Ich weiß... es ist ganz einfach. Man denkt sich, dass nach seinem Selbstmord alles besser wird. Dass es allen besser geht. Aber das ist einfach falsch. Nichts ändert sich zum Guten. Es ist einfach daran zu glauben, weil es eine schöne Illusion ist. Aber sie ist einfach nicht wahr. ...Es sind die Gedanken eines törichten, traurigen Kindes. Ich dachte du wärst intelligent genug dafür zu wissen, dass das Leben nicht so einfach abläuft.«

Nun ließ die Schwarzhaarige ihren Gegenüber völlig los und spürte, wie ihre Beine immer schwächer wurden. »...«

Gal Dino blickte nach unten, in ein Nichts. Die Stimme noch immer ruhig. »Bei euch... habe ich kämpfen gelernt. Nicht für mich. Nein. Für andere Menschen. Und es... hat Spaß gemacht. Es war schön. Selbst wenn du etwas dafür kannst, Robin. Im Ende sind wir alle daran Schuld, dass es zerbrochen ist. Nein... vielleicht ist es ja noch gar nicht zerbrochen. Ich weiß es nicht. ...Ich weiß nur... Ich weiß nur...« Nun sog sich der Kloß in seinem Hals immer voller, bis seine Stimme immer dünner wurde. »...dass ich hin und her gerissen bin. Ich habe Angst zu bleiben. Ich habe Angst zu gehen. Ich habe Angst... davor zu sterben. Ich habe wirklich schreckliche Angst davor zu sterben. Hast du etwa... keine Angst zu sterben?«

»Nein.« Sie sah ihn nicht mehr an, konnte es nicht.

»...Dann bist du wohl eine der Glücklichen, hm?« kam es etwas gegluckst, ehe er sich wieder sinken ließ, um sich zu setzen. »...Und trotzdem, Robin. ...Ich glaube, dass dein Tod niemanden von uns helfen wird. Nein... ich weiß es. ...Niemand von uns... niemand der Crew wünscht sich deinen Tod. Ich habe euch erlebt. ...So herzlos ist kein einziger von uns. Also... bitte hör auf so zu denken. Wir... sollten noch eine... vielleicht eine halbe Stunde warten. Dann... wie wärs, wenn wir dann einmal nachschauen. Uma könnte... einen Tunnel graben, der bis knapp über die Oberfläche reicht. Und dann kannst du deine Fähigkeit einsetzen, um dich umzusehen...«

Sie reagierte nicht mehr. Sie hatte aufgegeben. Sie konnte nichts tun. Nicht im Leben und jetzt erzählte ihr Gal, dass auch ihr Tod nichts bringen würde. Also war sie wirklich dazu auserwählt, einfach zuzusehen? Immer wieder zuzusehen?

»Yosh! So machen wir es! Ja, ja, ja! Hört sich gut an.«

Bon nickte ebenfalls, als Gal die Beine wieder an sich heran zog und ins Leere starrte.
 

~ ~ ~
 

Maßlose Einsamkeit hatte sich über ihre Seele gelegt. Eine ganz neue Form ihrer altern Bekannten, die sie ein Leben lang schon begleitete hatte und nun offenbar zu ihrem Höhepunkt gelangte. Hier, in diesem schwarzen Tunnel, der nur grob mit rot-gelben Licht daran erinnerte, dass es nicht ihr zeitiges Grab war, sondern lediglich ein Versteck. Eines, das sie sich mit drei weiteren Personen teilte. Freunde...was bedeutete das schon? Stimmte das überhaupt? Uma redete kaum mit ihr und Bon... noch nie hatte sie Bon so ausrasten gesehen, noch nie hatte er sie angeschrieen, festgehalten, ihre Freiheit beeinträchtigt. Noch niemals... hatte er ihr gesagt, dass was sie tat und dachte falsch war. Aber wirklich schlimm zugestoßen hatte Gal. Bon's Verhalten irritierte sie, tat sogar irgendwie weh, weil sie wusste, dass er das nur tat, weil er sich um sie sorgte. Gal hingegen hatte ihr zum ersten Mal gezeigt, dass alles noch viel hoffnungsloser war, als sie vermutet hatte. Warum nur, bemühte ihr müdes Gehirn nachzuvollziehen, konnte sie absolut gar nichts tun? Nicht einmal ihr Tod würde ausreichen? Aber mehr konnte sie doch nicht geben. Mehr hatte sie einfach nicht, dass irgendetwas ändern könnte. Die Crew würde zerbrechen. Höchstwahrscheinlich. So hatten Gal's Worte geklungen. Mutig, aber fast gedrungen dennoch. Mutig, das war ungewöhnlich für Gal. Wieder ein Zeichen für das Ausmaß dieser ganzen Situation. Sie konnte bleiben oder gehen, scheinbar würde das nichts verändern. Und offenbar hatte sie sich auch noch zum Trottel gemacht, hatte ihre Fassung völlig aufgegeben, sich wie ein kleines Kind benommen. Und wahrlich, in ihr herrschte ein Chaos wie man es nur bei einem Kind vermuten wollte, dass seine Lage nicht verstand und voller Verzweiflung in die eigene Zukunft schaute. Vor ihr lag Leere. So viel davon, dass sie Bon's liebevolle Worte schon nicht mehr hören konnte. Sie hatte sich sogar gegen den gewandt, der noch zu ihr gehalten hatte. Und hatte er Recht mit dem was er gesagt hatte? Gal? Bon? Wer von beiden? Sie wusste nicht einmal das. Ihre Gedanken schwammen ineinander über, das ihr fast schlecht von dieser Karussellfahrt wurde.

Ihre Brust schmerzte, ihr Arm brannte höllisch. Am liebsten hätte sie ihn sich abgerissen. Weinerlich, jämmerlich, unfähig. Nicht in der Lage auch nur das kleinste bisschen richtig zu machen. Das war also von ihr übrig geblieben. Sie hasste sich selbst, sie hasste diese ganze Sache. Und vor allem hasste sie, dass sie schon ewig hier saßen und sich nichts rührte. Niemand war in fast zwei Stunden hier aufgetaucht und selbst jetzt noch, in ihrer Verzweiflung spürte sie, das etwas ganz und gar nicht gut war. Aber ganz egal was Gal sagte. Sollte die Marine der Grund dafür sein, sollte irgendeinem von ihnen etwas passieren, sie würde dazwischen spielen. Besser oder schlechter, aber Hauptsache sie lebten. Das war das Einzige, auf das sie sich konzentrieren wollte. Das einzig Wichtige. Egal, was sie dafür tun musste und wenn es Kuzan auf den Plan zu bringen hieß. Sie hatte nicht gelogen. Sie wusste genau, dass er kommen würde. Und er würde ihr geben was sie wollte, wenn sie sich freiwillig ergab. Sie wollte nur eines: das Leben der Menschen, die ihr in kürzester Zeit ans Herz gewachsen waren. Sie wusste nicht einmal genau wieso, aber, sie wollte nur einmal in ihrem Leben sehen, wie die, die zu ihr gehalten hatten, lebend davon gingen. Einmal, nur ein verzweifeltes Mal sollten die leben, die die wahre Nico Robin kennengelernt hatten. Es sollte wenigstens ein paar Menschen geben, deren Tod sie nicht mit ihrer schieren Existenz ausgelöscht hatte.

Ihr war kalt. So unendlich kalt. Kam die Kälte von außen? Aus dieser Dunkelheit, die sich immer tiefer in sie fraß oder kam sie von innen? War sie schon so kaputt, dass in ihr nichts Anderes mehr war, als Kälte? Sie zitterte, spürte wie sich sogar ihre eigene Haut gegen sie wehrte. Gänsehaut. Sie verursachte sich selbst Gänsehaut. Als ekelte sie sich selbst an, als wäre sie allergisch auf ihre eigenen Gedanken, Gefühle. Wie widerwärtig musste es jedem außerhalb erst ergehen. Jedem, der in ihre Nähe kam. Spürten sie den lauernden Tod? Konnte man es riechen, auf der Zunge schmecken? Leise, so leise, dass es niemand mitbekam begann sie auf und ab zu wippen, als befände sie sich in Trance, auch wenn sie hellwach war, die Nerven zum zerreißen gespannt. Wann? Wann konnten sie endlich etwas tun?
 

Es dauerte weitere, endlose Minuten, bis Uma's merkwürdig angespannte Stimme die Stille endlich durchbrach. »Also es ist jetzt über zwei Stunden her, seit wir uns hier her verkrochen haben. Wird Zeit, dass wir uns bewegen, ja, das wird es wirklich. Aber jetzt gleich.«

Bon richtete sich auf und streckte seine Glieder, drehte seine Schultern durch. »Uma hat Recht. Die anderen würden uns nie solange ohne Worte hier sitzen lassen.«

Wortlos stand auch Gal auf, blickte aber niemanden der Drei an. Schließlich war es Uma, die Robin auf die Füße zerrte. »Nun komm schon Mädchen.« Robin schenkte ihr einen kurzen, leeren Blick und wirklich, Uma spürte wie ihre Haut sich zusammen zog. Dennoch schubste sie sie ein wenig voran. »Na los, los. Wird Zeit, ja jajajajajaja!«

Nur ein paar Meter lief Robin voran, ehe Uma sich an ihr vorbei schob und sie warnte. »Ich grab uns einen Gang bis zum Strand vor. Danach kann Robin nachsehen, ob irgendwas erkennbar ist. Wie weit reicht deine Fähigkeit eigentlich genau? Eh? Eh?«

»Etwa funfhundert Meter.«

Uma nickte und nur Sekunden später begann Dreck um ihre Ohren zu fliegen. Ihre gewaltigen, mächtigen Maulwurfspranken zogen durch die Erde, als würde sie durch Wasser schwimmen. Sie hinterließ einen breiten Tunnel, in den man nach etwa fünf weiteren Minuten betreten konnte. Er führte sie etwas nach oben, aber vor allem geradeaus. Schweigsam folgten sie dem so freigelegten Weg, bis Uma inne hielt und zu ihnen zurück kam. »So.« Sie klopfte sich die Hände ab. »Kannst loslegen, Mädchen.«

Robin schloss die Augen, versuchte alle weiteren Gedanken auszusperren und begann sich zu konzentrieren, versuchte die Welt über sich zu sehen, versuchte zu sehen, was hier los war und vor allem, wo die anderen waren.
 

Wie sie schnell erkannte, hatte Uma sie wirklich sehr nahe an den Strand heranbringen können. Sie konnte ihr Schiff sofort erkennen, selbst in der ankommenden Dämmerung, die die Insel vom Osten her umschirmen wollte. Das andere Schiff, das der Kommandant, der Crocodile und den anderen zum Opfer gefallen war, gelenkt hatte, war ebenfalls noch dort. Im ersten Moment fiel ihr nichts Ungewöhnliches auf, doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Zuerst erkannte sie die riesigen Löcher in ihrem eigenen Schiff. Drei im Schiffsbauch, aber noch über der Wasseroberfläche, in der Linie der Kanonen. Zwei weitere bei ihren Kabinen. Auch einer der Masten und ein Stück des Hecks hatte gelitten. Als sie es jedoch näher betrachtete, fand sie niemanden vor. Kein Einziger war auf dem Schiff, weder unter, noch ober Deck. Auf den Dielen waren einige Kratzer, aber kaum Blut. Es brannte auch kein Licht, alles wirkte so, als wäre es seit Stunden vollkommen unangetastet. Sie inspizierte umgehend das gegnerische Schiff und erkannte auch dort eine Veränderung. Überall über das Schiff verteilt waren noch die Spuren des Kampfes. Blut und Dellen und herausgebrochene Holzstücke. Aber die Leichen der Männer, die sie zuvor erledigt hatten, waren unter Deck behutsam nebeneinander gelegt und mit einer weißen Plane abgedeckt worden. Auch hier war niemand sonst.

Sofort begann Robin zu keuchen, sie riss ihre Augen auf, aber statt dem Tunnel sah sie nur die obere Außenwelt. Ihre Gedanken spielten nun vollkommen verrückt und versuchten krankhaft den Sinn zu erkennen, der ihr unvermittelt ins Gesicht sprang. Zitternd hob sich ihre Hand und legte sich auf eine ihrer Gesichtshälften. Ihre Stimme war leise und gespenstisch. »Oh nein... oh Gott...« Gehetzt wandte sie sich an Uma und klammerte sich an die Frau. »Öffne den Tunnel! Sofort! Lass mich raus! Lass mich raus!«

»Was....was ist denn los? Ja, was siehst du denn? Was denn? Was denn?«

Doch Robin reagierte längst nicht mehr, schüttelte sie nur heftiger. »Mach schon! Grab uns frei!!«

Die rothaarige Frau, die eh nicht für ihre Geduld bekannt war, wartete nicht länger. Etwas grober schob sie Robin von sich und und fuhr die Hände aus. »Wie du willst. Aufgepasst!«

Noch ehe Bon dazwischen funken konnte, drückte die brüske Frau sich nach oben und hustend mussten die übrigen drei ausweichen, wollten sie unter dem Schutt nicht begraben werden. Kaum an der Oberfläche, schob sich auch Robin durch das Loch, noch bevor Bon ihr zuvorkommen konnte. Sie war kaum aufzuhalten, als sie zum Schiff rannte und es mit eigenen Augen zu sehen. Man hatte sie angegriffen und da es die Leichen der Soldaten waren, die aufgebahrt worden waren, wusste sie auch wie der Kampf ausgegangen war. Sie konnte es nicht, wollte es gar nicht glauben, aber die Realität holte sie schneller ein, als sie verkraften konnte. Im Sand, direkt vor dem Schiff ging sie zu Boden und versuchte nicht völlig die Kontrolle zu verlieren. »Verdammt, verdammt, verdammt!«

»Mensch Robin, was ist de....« Abrupt hielt Bon inne, als er den Schaden bemerkte. Oh, das war nicht gut.

Uma rannte bereits wie eine Gejagte von einem Ende zum Nächsten und ratterte laut vor sich her. »Na toll, na toll, Scheiße mit dieser Scheiße. Was machen wir denn jetzt? Was machen wir? Ja, was? Was?!«

»...Wir...wir müssen sie finden. Herausfinden, wohin sie sie gebracht haben...« flüsterte Robin, die fast ohnmächtig wurde.

»Heißt das, sie sind nicht mehr auf dieser Insel?« kam es geschockt von Bon.

»Sie sind nicht hier, oder? Kannst du sie irgendwo sehen?! Sie sind nicht auf dem Schiff! Wo sollten sie sonst sein?!«

Nun klappte Bons Mund ganz auf. »Okay, okay, okay. Wir sollten uns beruhigen und rausfinden was genau passiert ist, ne?« Er fuhr sich aufgeregt durch das kurze Haar.

Robin hob den rechten Arm und deutete auf das Schiff. »Wonach sieht es denn aus?! Bist du blind?!« Sie konnte sich nicht mehr zurück halten. »Sie wurden angegriffen! Sie haben sie mitgenommen, denn hier sind sie nicht! Sie haben gekämpft, aber offensichtlich nicht gewonnen und jetzt... jetzt...« ihre Stimme zerbrach »...jetzt hat die Marine sie! Und wer weiß, was die mit ihnen machen!!«

Mister 2´s Brauen zogen sich zusammen. »So sieht es aus, ja. Aber um zu wissen, wo wir sie suchen sollen, müssen wir genau wissen, was passiert ist.« Er deutete auf das Marineschiff. »Die haben uns hier aufgespürt, vielleicht finden wir auf der ihrem Schiff raus, wer ihr oberster Kommandant ist, wo der Stützpunkt ist oder irgendetwas, was uns helfen kann.«

Heftig zog Robin Sauerstoff in ihre Lunge und versuchte sich mühselig abzuregen. Gott, was war nur mit ihr los? Bon hatte vollkommen Recht. Warum nur konnte sie einfach nicht zur Ruhe kommen?

Der große Mann in Pink blickte hilfesuchend zu Gal, der scheinbar keine Panikattacke erlitt. »Sollten wir doch, oder?«

In diesem Moment sprang aber bereits Uma dazwischen. »Bla, bla, bla! Ich will erst wissen, was hier los ist! Wenn diese Saftsäcke alle entführt haben...GAH! Ich mach die alle platt! Die können was erleben! Erleben, sag ich euch!«

»Ja aber-« Und schon wieder wurde Bon unterbrochen. Bon-wurde-unterbrochen.

»PLATT!! ICH MACH DIE PLATT!!!«

»...Uma, ich...«

»SOOO PLATT!!«

»UMA!«

»WAS?!«

»Reg dich ab. Wir können uns ja auch aufteilen oder so.«

»Aufteilen... aufteilen? AUFTEILEN?! ICH TEIL DICH GLEICH!«
 

Das schien Bon doch tatsächlich Angst einzujagen. Die Frau war einfach zu erschreckend, als das man sich mit ihr anlegen sollte, wenn sie wie eine Furie den Strand entlang lief. »Nicht mehr da! WAS BILDEN DIE SICH DENN EIN?! WAS WAGEN DIE SICH!« Hastig kam sie auf Robin zu, die Hände an ihren Kragen »Du kennst dich mit der Marine aus! Was soll das?! Warum nehmen die Sir Crocodile mit, huh? Hab ich alles über Shichibukais falsch verstanden? Ja? JA? Wozu ist den der Titel gut, wenn sie ihn trotzdem einfach mitnehmen?! Und seine ganze CREW!!!«

Es fiel ihr so schwer, die Frau vor sich nicht durchzuschütteln. Sie wirkte schon so, als würde sie gleich endgültig zusammen brechen, aber Uma konnte sich kaum halten. Wie eine Panikwelle strömte über sie hinweg. Sie hatte gewartet, geduldig gewartet und vertraut und jetzt waren sie weg und sie verlor endgültig ihre Beherrschung. »JETZT REDE ENDLICH!«

Doch Robin redete nicht, sah sie mit großen, schockgefrorenen Augen an und brachte kein Wort über die Lippen. Nicht, dass sie es nicht versucht hätte. Sie presste, würgte beinahe, aber ihre Luftröhre schien wie zugewachsen, eingefallen. Als zum wiederholten Male Tränen über Robins Wangen flossen und Bon gerade einschreiten wollte, ließ Uma sie los. »Vergiss es. Wäre auch mal was Neues, was von dir zu bekommen.«

Bebend fiel Robins Blick zu Boden und sie unterdrückte ein elendiges Schluchzen. Da hatte sie es. Und nicht anders verdient. Nutzlos, so nutzlos

»Oi! Jetzt reichts aber, Uma! Wir wissen alle nicht genau, was hier los ist und es ist garantiert nichts Gutes. Ich versteh auch nicht, wieso sie Bossu einfach mitgenommen haben. Aber Aufregung bringt gar nichts.«

Nun ging sie auch ihn an. »Bringt also nichts ja?! Ich sag dir was nichts bringt! Diese ganze verdammte Scheiße bringt nichts! Das hätte man von Anfang an sehen können! Aber nein, wie ein Geschwür wächst es weiter und glaub mir, ich weiß wie schnell das geht!« Sie packte ihn bei der Brust und drückte ihn so heftig zurück, dass er fast zu Boden ging. »MIR REICHTS!« Aufgebracht wandte sie sich ab und stampfte zum Schiff, hörte nicht auf Bons Gejammer. Es war ihr scheiß egal, was er zu sagen hatte. Dieser ganze Dreck, alles vorhersehbar und jetzt hatten sie den Salat!

» Uma...« kam es gequält von Robin.

Voller Hass in den Augen, das Gesicht zu einer Fratze verzerrt, drehte Uma sich wieder um, der Körper eine einzige Abwehrhaltung. »WAS? WAS WILLST AUßGERECHNET DU VON MIR, HUH?!«

»Ich...«

Noch düsterer wurde der Blick. »REDE GEFÄLLIGST ODER HALT ENDGÜLTIG DEIN MAUL!«

Bons Mund klappte soweit auf, es hätte niemanden überrascht, hätte er den Sand unter sich geschluckt.

Und endlich sprach Robin, schrie vielmehr. »ES TUT MIR LEID! Es tut mir alles so schrecklich, schrecklich leid! Ich wollte keinem von euch wehtun!«

»Hast du aber!« Sich bewusst werdend wie viel sie nun von sich Preis gab, wurde ihre Stimme etwas ruhiger. »Ich war mal Mutter, Robin. Ich hatte zwei bildschöne Töchter.«

Und noch mehr Sand in Bons Mund
 

»Sie sind vor ein paar Jahren an Krebs gestorben und ich habe untätig rumgesessen, dabei zugesehen, wie sie dahin gesiecht sind. Ich habe damals vertraut, auf die Ärzte. Die Typen, die angeblich was von ihrem Fach verstehen. Die so schlau sind und sich auch noch so vorkommen. Und die haben nichts getan als geredet. Deine Sorte, Robin. Reden, oh, soviel reden, aber am Ende kommt nichts dabei heraus! Gar nicht, nein, gar nichts!!!«

»Was soll ich also tun? Sag es mir, Uma! Sag mir was ich tun soll! Ich schwöre, ich werde es tun. Egal was es ist.«

Unter dem ganzen Hass konnte man das Leuchten in den großen Augen hinter den dicken Gläsern erkennen. »Vielleicht fängst du damit an, endlich Verantwortung zu übernehmen!«

» Aber...was soll ich denn...?« doch Uma unterbrach sie.

»Du hast Scheiße gebaut, Robin! Richtig blöde Scheiße! Aber das machen wir alle, verstehst du?! Das Problem ist nicht was du getan hast, sondern wie du dich jetzt verhältst. Als wäre die Welt zu ihrem Ende gekommen. Und wenn die Crew sich auflöst, du hast immer noch Crocodile, oder? Und der Saftsack dadrüben...« Sie deutete zu Bon. »...ist ja auch so eine beschissene Klette. Du tust so als wenn du allein auf der Welt wärst! Du bist verdammt noch mal der Vizecaptain auf dem Schiff, du bist der Partner vom Boss und damit auch mein Boss. Wenn ich dir also vertrauen soll, solltest du dich wie ein jemand verhalten, dem man folgen kann. Im Notfall. Aber stattdessen siechst du im Selbstmitleid dahin! Ja man, ich versteh wie sich das anfühlt, aber Herr Gott, wir leiden alle! JA! Sogar ich!«

»Du... ich soll..« Robins Augen waren voller Wasser, spiegelten den Schock in ihrem Innersten wider.

»Ja! Du sollst! Meine Güte! Tu endlich irgendwas! Es ist mir egal was! Aber hör auf dich zu verstecken! Du bist erwachsen, Mädchen! ERWACHSEN!«

»Du meinst das ist so einfach? So einfach plötzlich zu handeln? Du weißt doch nichts über mich, Uma. Rein gar nichts. Es tut mir leid, okay, aber ich weiß nicht was ich tun soll. Ich bin absolut ratlos, denn egal was ich tue, es ist immer das Falsche.«

Mit einem Mal veränderte sich Umas Blick völlig. Sie kam erneut auf Robin zu und packte sie am Arm, diesmal behutsamer. Die Stimme plötzlich sanft. »Dann sag das doch wenigstens. Sei doch bitte einfach ehrlich mit uns. Sag, was in dir vorgeht, was du fühlst, was du dir wünschst. Wenn wir Freunde sein sollen, wenn wir dir glauben sollen, dann musst du ehrlich sein, offen. Wie soll man dir sonst vertrauen, hm? Ich kann nur dieses Schweigen nicht mehr ertragen. Es schmerzt mehr als alles andere. Das Nichtstun, das stille Leiden. Begreifst du das? Ja? Tust du das?«

Völlig überrumpelt stierte sie der kleineren Frau weiterhin entgegen und glaubte nicht was sie hörte. »Das... das ist nicht so leicht...«

Nun seufzte sie. »Wär ja noch schöner, wenns leicht wäre. Es soll ja wehtun, es soll dir das Herz auf der Brust reißen und dich vollkommen unsicher machen. Aber so läuft das. Mach entweder mit oder lass es bleiben. Aber entscheide dich mal! Und dann agiere. Sonst kannst du mir echt bald mal am Buckel runter rutschen.« Sie ließ sie wieder los. »Und noch was. Sollte Miki irgendwas passieren, werd ich euch allen den Arsch aufreißen.« Sie stocherte kurz in Robins Schulter. »Der ist neben Bon jemand, der dir verziehen hat. Ich hoffe, du weißt das bald mal zu schätzen. Gibt noch andere, außer Crocodile auf dem Schiff, denen du nicht egal bist. Ja? Kapiert? Können wir dann endlich?!«
 

Robin brauchte noch einen Moment, in dem sie der Frau perplex entgegen starrte, versuchte zu verdauen, was sie ihr entgegen geschleudert hatte. Dann nickte sie, drückte die Schultern zurück. »...Gut.«

Bon war vollkommen vor den Kopf gestoßen. »...Wa... Was?«

»Ich hab echt keine Zeit, dir das auch noch zu erklären, Mister Ballerina. Setzt endlich eure Ärsche in Bewegung.«

»Ja, aber....was sollen wir denn...?«

»MAN! Wir sehen uns auf den Schiffen um. Das hast du doch selbst gesagt! Ja, hast du. Man, man, man. Du kommst mit mir mit und Gal und Robin können zu dem Marineschiff gehen. Na los, genug Zeit vertrödelt!«
 

Gals Herz schlug viel zu schnell, viel zu hart gegen seinen Brustkorb. Er spürte, wie sich der Knoten, der ihm zuvor die Luft abgeschnürt hatte, allmählich wieder verschwand. Er konnte ihre Worte noch in sich nachhallen hören und jede Welle schwang ein unendliches Echo, das seine Muskeln zum Vibrieren brachte. Er spürte etwas in seiner Magengegend zwicken, fühlte warmes Wasser auf seinen Wangen und ein warmes Kribbeln in seiner Brust. Hastig wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte jedem der Anwesenden noch einmal ins Gesicht. Gal hatte sich gefragt, warum er an diesem Tag auf Koko zurück zum Schiff gegangen war. Woran es lag. Warum er wieder und wieder den gleichen Fehler machte. Er hatte viele Antworten gefunden. Weil ihm Koko zu unsicher war. Weil er Angst hatte nicht weit genug wegrennen zu können. Weil er doch noch den Mut aufbringen wollte Crocodile zu sagen, dass er ging. Weil die Zeit noch nicht gekommen war. Weil er einen schlechten Tag hatte. Weil er etwas auf dem Schiff vergessen hatte. Aber nun wusste er, dass keine dieser Antworten stimmte.

Die Karte hatte ihn davon abgehalten zu gehen. Sie hatte ihm Mut geschenkt, Mut dazu an die Hoffnung zu glauben. Daran, dass sich vielleicht etwas änderte. Irgendetwas. Es stimmte, Gal Dino war ein Feigling, ein Denker, der nicht gern kämpfte und es nur mit jemandem aufnahm, von dem er wusste, dass er ihm überlegen war. Er wollte nicht für Robin sterben. Er wollte nicht wegen ihr verfolgt werden. Aber er wollte auch nicht mehr alleine sein. Er wollte das nicht aufgeben, was er hier gefunden hatte. Er wollte dafür kämpfen.

Uma hatte nicht nur Robin ins Gewissen geredet. Ihre Worte hatten sich direkt durch seine Brust in sein Herz gebohrt und es durchdrungen. Sie hatte Recht. Oh ja, sie hatte so was von Recht. Es war wirklich Zeit erwachsen zu werden. Es war Zeit die Initiative zu ergreifen. Denn das war seine Chance. Gal Dinos Chance, den Menschen etwas wiederzugeben, die auch ihm geholfen hatten. Vielleicht war es die einzige Gelegenheit. Und er war es ihnen schuldig. Wenn er etwas tun konnte, dann musste er es tun. Er nahm all seinen Mut zusammen und atmete tief durch, machte seinen Kopf klar und versuchte die Sache vollkommen sachlich anzugehen. Seine Stimme war eben und kraftvoller als sonst.

»Uma hat Recht.« er kam etwas näher und sah sie alle an. »Es ist schwer zu glauben... aber alles deutet darauf hin, dass die Crew diese Insel nur widerwillig verlassen hat.« Sein Blick ging zum gegnerischen Schiff. »Soweit ich mich erinnere, müsste es noch genau dasselbe Schiff sein, wie jenes, das uns vor ein paar Stunden überrascht hat. Das heißt ein anderes Schiff muss gekommen sein. Vielleicht war es ebenfalls ein Marineschiff, aber vielleicht irren wir uns auch. Ich denke aber, dass wir davon ausgehen können, dass niemand uns vier unter der Erde erwartet hätte. ...Wir sollten die beiden Schiffe genauestens untersuchen. Ich bin mir sicher, dass wir Hinweise darauf finden können, was geschehen ist und vielleicht auch, wo Bossu und die anderen sind.«

Uma's Gesicht hellte sich endlich wieder auf, sie grinste ihm entgegen. »Gal, dafür bekommst du den feinsten hausgemachten Kuchen, den du je gesehen hast! Oh ja, du kannst dir sogar aussuchen was für einen.«

Er ging gar nicht darauf ein, das Gesicht noch immer ernst. Nun wandte er sich an Bon und Robin. »Wir haben nur zwei Stunden verloren. Und unser Schiff kann ich ohne Probleme reparieren. Sie können nicht allzu weit sein.«

Bons Mund klappte noch immer auf und zu, als könnte er sich nicht entscheiden, während Uma nur weiter grinste und die Faust in die Hand schlug. »Yosh, yosh, yosh, Action! Action!«

»Ich werde das Marineschiff untersuchen. Bon, könntest du noch einmal die Insel abgrasen?«

Als er weiterhin nicht richtig reagierte, stieß ihn Uma erneut an. Wild schüttelte er den Kopf, richtete sich endlich vollständig auf und nickte dann. »Schon erledigt!«

Gals letzter Blick galt Robin und sie konnte wirklich die Entschlossenheit in seinen Augen sehen. Einen langen Moment stand er einfach nur so da und musterte sie wieder, dann wandte er den Kopf ab, ehe er sich in Richtung Schiff bewegte. »Uma hat Recht. Wenn du willst, dass wir die vertrauen, dann tu auch etwas dafür. Wir sind vielleicht die einzige Chance für die anderen, falls sie in Gefahr stecken.«

Sie stierte ihm entgegen, war noch immer wie in Trance. Erst als Uma sie mit ihrem Geschrei wieder in die Gegenwart holte, versuchte sie sich zu konzentrieren. Sie musste etwas tun. Sie musste ihnen helfen, beweisen, dass sie ihre Worte ernst meinte. Zwar hatte sie sich das Meiste schon angesehen, aber es war besser, wenn sie Uma half ihr Schiff zu inspizieren. Mit aller Kraft stemmte sie sich nach oben, versuchte ihren kühlen, eisernen Verstand in den Vordergrund zu zerren. Wenn es nur irgendeine Hoffnung gab, dann musste sie jetzt klaren Kopf beweisen. Und bei Gott, das würde sie. Sie durfte einfach noch nicht aufgeben.
 

~ ~ ~
 

Nur wenige Zeit später trafen sich die vier wieder auf ihrem eigenen Schiff, das von den Schüssen und der darauf folgenden Gleichgewichtsveränderung etwas im Wasser umher eierte. Bon hatte keinen Stein auf der Insel unumgedreht gelassen, jedoch nichts gefunden. Die drei Gefreiten, die Robin erledigt hatte, lagen jedoch mitsamt der anderen auf dem Schiff der Marine. Auf ihrem eigenen Schiff war ebenfalls nichts weiteres zu finden. Nur Spuren von dem Kampf. Der Kanonenraum war ziemlich unbrauchbar geworden. Die Geschosse fast vollkommen zerschmettert, genauso wie Irokos Kabine und ein Teil des Zimmers, das Bon und Gal sich geteilt hatten. Sonst fiel nichts weiter auf. Auf dem anderem Schiff allerdings hatte Gal eine Menge finden können. Unter anderem das Logbuch des Captains, sowie einige interessante Dokumente über die Aufstellung der Division, sowie einige Informationen über die Tätigkeiten der Marine in diesem Teil der Grand Line.

Die Division, die nun tot unter Deck lag, gehörte zum Unteroffizier Hadrian, der wiederrum dem Offizier Sonnenbrücken unterstellt war. Eine höhere Instanz hatte er nicht ausmachen können. Weiterhin hatte er heraus bekommen, dass Hadrian von Koko aus einen Hinweis darauf bekommen hatte, dass Crocodile sich in diesen Gewässern aufhielt. Sie wurden damit beauftragt nachzusehen, was geschehen war und den Piraten unbemerkt zu bewachen. Hinweise auf einen Verdacht, dass Robin eine Rolle spielte, gab es keine. Außerdem hatte Gal einen Eternal Post gefunden, der zu einer Insel namens "Schneeglöcken" führte. Es schien, als wäre das der Name einer Marinebasis ganz in der Nähe. Die Station, der Hadrian unterstellt war. Der befehlshabende Offizier hieß Sonnenbrücken. Aus dem Logbuch hatte er herausgefiltert, dass sich dort ein Gefängnis befand, denn er hatte dort oft gelesen, dass die Division Klein- und Großkriminelle dorthin gebracht hatte.

Gal breitete die Dokumente, die er gefunden hatte, auf dem Tisch aus und zeigte ab und zu auf eines von ihnen. Sein Auftreten war noch immer gefasst und ruhig. Er strengte sich wirklich an seinen Verstand zu benutzen. Er wollte so gut helfen wie es nur ging. »Ich gehe sehr stark davon aus, dass die Gefreiten, die Robin ausgeschaltet hat, noch in der Lage waren ein Signal an den Unteroffizier zu senden. Als Bossu davon Wind bekam, hat er sie angegriffen. Aber es war bereits zu spät, denn der Funkkontakt zu einer anderen Division wurde bereits hergestellt. Diese Divison war danach auf dem Weg hierher. Die Behandlung der Leichen lässt sehr stark darauf schließen. ...Dann... dann muss es irgendwie zu einem Kampf gekommen sein. Und es scheint, dass... dass Bossu und die anderen gefangen genommen wurden. Oder sie sind freiwillig mitgegangen, doch mir ist schleierhaft warum sie das getan haben sollten.«

Er blickte nur kurz auf, heftete den Blick aber die meiste Zeit auf die Dokumente und den Eternal Post. »Ich glaube, die Chance ist groß, dass sie zu diesem Gefängnis auf "Schneeglöcken" gebracht wurden. Aber... ich wüsste nicht warum. Andererseits... scheint es so als wären die Tätigkeiten, die diesem Offizier unterstellt sind, nicht direkt vom Hauptquartier überwacht. Er scheint ziemlich viele Freiräume zu haben. Es könnte also sein, dass er nicht direkt an ihre Entscheidungen gebunden ist, oder er in vielen Dingen freie Hand hat.«

»Und die meisten Kommandanten, die ich kenne, mögen keine Piraten.« Bon nickte anerkennend den Kopf. »Ich finde es gar nicht so überraschend. Wir haben die ganze Division platt gemacht. Dieser Sonnen.-... Sonnenschein hat Bossu bestimmt auf Grund des kleinen Massakers mitgenommen.«

Sein Zimmerpartner nickte. »Es könnte auch sein, dass er sie nur zu einem kurzen Routineverhör mitgenommen hat. Aber... ich denke, dass ist recht unwahrscheinlich, wenn man die Umstände bedenkt.«

»Ein Verhör? Jetzt spinn nicht wieder rum, Gal. Warum sollten die schießen? Mit Kanonen?! Huh, huh?« Uma fuchtelte mit den Armen herum. »Ich sag dir, was passiert ist. Der Saftsack ist aufgetaucht und hat sie bestimmt damit überrascht, dass er handgreiflich wurde. Und dann, jaha, dann hats losgeschlagen. Sieht man doch. Und weil diese Typen sich für was ganz Großes halten, will er jetzt mit dem Samurai rumspielen. Da fühlt er sich bestimmt gleich ganz geil! Ich sags euch! Diese dreckigen Hunde!«

Erneutes Nicken. »Was auch immer es ist... ich denke keiner kann hier ruhig rumsitzen und darauf warten, dass sie wiederkommen.«

»Tss, als ob! Schöner wärs noch! Pah! Also ob! Ja genau!«

»Nach den Kampfspuren zu urteilen, wurden sie überrascht.« kam es zaghaft von Robin, deren Stimme noch immer etwas kraftlos war. »Ich nehme an, Iroko hat unsere Kanonen gefeuert, das heißt, eine. Die anderen waren unberührt. Ich glaube sie wurde durch den Raum geschleudert, zumindest lassen die Einschläge das zu. Mikis Schläger lag übrigens in einer Ecke und auf den Dielen kann man genau sehen, wo er ihn hat fallen lassen. In dem Winkel schätze ich, dass er aufgegeben hat, und nicht, dass man ihn ihm gewaltsam entrissen hat. Von Paula sind ein paar Löcher zurück geblieben, schwer zu sagen, was mit ihr passiert ist. Schäden durch..« sie schluckte, würgte die Angst zurück. »Sand gibt es gar keine. Sie müssen Crocodile als erstes ausgeschaltet haben. Vielleicht mit Seestein. Er hat sicher nicht damit gerechnet, dass er festgenommen wird.« Sich zusammen nehmend fiel ihr Blick auf die Karten und Papiere, die Gal ausgebreitet hatte. »Ich kann natürlich nur raten. Aber Spuren dieser Art lassen eine recht genaue Rekonstruktion zu.«

Und ein weiteres Mal das Nicken. »Sie hatten ganz sicherlich Seestein bei sich. Wahrscheinlich war der Angriff von Anfang an geplant. Netze und Handschellen. Und wenn Iroko wirklich im Kanonenraum war, dann wurde sie sicherlich schnell ausgeschaltet... bedenkt man den Schaden unseres Schiffes. Und Miki wurde sicherlich gedroht.«
 

Uma knirschte mit den Zähnen. »Natürlich wurde ihm das. Wie sollen sie ihn sonst geschafft haben? Ja, wie auch? Seestein ist ihm scheißegal und ich will mal sehen, wie die schnell genug sein wollen oder wie ein paar Mann bei ihm ausreichen sollen!«

Bon hatte maßlos mit den Tränen zu kämpfen, während Robin ihr Bestes versuchte konstruktiv zu sein. »Iroko hat es wohl nur geschafft eine Kanone zu schießen, das spricht für die Schäden an unserem Schiff. Das Feuer war von Anfang an geplant. Ich glaube, dass Miki ursprünglich bei ihr unter Deck war und ihr beim nachladen geholfen hat. Miki oder Jazz. Crocodile war mit Sicherheit an Deck. Ich gehe von Miki aus, da Jazz selten Crocodiles Seite verlässt schon gar nicht, wenn es zum Kampf kommen könnte.«

»Wir wissen nicht genau, ob und wie schwer sie verletzt wurden, aber wir sollten mit allem rechnen.«

»Ich habe ein bisschen Blut im Kanonenraum gefunden. Ich gehe davon aus, dass es Irokos ist. Sie muss ohnmächtig geworden sein. Wenn Miki bei ihr war, ist er danach an Deck gegangen, um den anderen zu helfen.« Robin zeigte etwas nach links. »Dort hinten sind Zeichen von Explosionen zu sehen. Und einiges an Blut. Dort....« Diesmal ging ihr Blick nach rechts. »...muss Jazz gewesen sein und nicht unweit Paula. Die Schäden sind geringer, sie haben nicht so lange durchgehalten wie Miki. Aber auch da liegt einiges an Blut. Und...« Sie deutete gerade aus. »Hier ist alles unverändert. Ich würde sagen, hier hat Crocodile gestanden. Außerdem ist das nicht weit von der Stelle, wo man leicht eine Planke anlegen kann. Es könnte so abgelaufen sein: sie kommen auf das Schiff, reden kurz und Sonnenbrücken schlägt zu. Iroko und Miki feuern, aber unser Schiff wird schwer getroffen und Iroko ist raus. Miki kommt an Deck, wo Jazz und Paula gegen die Meute versucht anzukommen. Miki hilft ihnen dabei. Er hat wohl die größten Schäden verursacht. Dann kommen sie Netze ins Spiel. Jazz oder Paula, vielleicht beide, obwohl es auch sehr wahrscheinlich ist, dass die beiden schon früher gefangen worden sind. Und Miki kann unmöglich alle drei befreien, sieht sich gezwungen das Handtuch zu werfen oder sie drohen ihm mit dem Tod der anderen.«

»Das Ganze kann nicht viel länger als ein paar Minuten gedauert haben, sonst wär hier mehr kaputt gegangen.« fügte sie hinzu, mied aber ihre Blicke. »Ich bin sicher, sie sind in der Basis. Ich kenne diesen Typ. Einen Samurai auf Grund von so einem Übergriff festzunehmen, kann schwer wiegende Folgen haben, wenn man dem Samurai nicht deutlich mehr nachweisen kann als ein paar Lapalien. Die Marine weiß, mit ihnen nicht zu spielen. Aber einen Samurai festzunehmen und das aus gutem Grund, würde den Kerl befördern. Und zwar nicht unerheblich. Und das kann er wiederum nur, wenn...« Sie atmete schwer aus. »...er viel Zeit hat, Crocodile auszufragen.« Das, was sie noch befürchtete, sagte sie nicht. Aber es war eigentlich deutlich. Wenn Sonnenbrücken etwas wissen wollte, etwas schwerwiegendes, dann würde er ihn foltern. »Der Offizier hatte es eilig. Er hat zwar alle Toten zusammengesammelt und aufgebart, aber hatte keine Zeit das Schiff gleich mit einzusacken. Er ist wohl ganz scharf auf Crocodile...«
 

Gal durchfuhr eine eisige Gänsehaut, schluckte hart, doch der Kloß, der sich bildete, wollte nicht verschwinden. »O-okay... was machen wir also nun?«

»Wir holen sie uns zurück!« Nur ein kurzes Statement Seiten Bons.

»Ja ja ja ja ja ja ja, natürlich!« Uma klopfte ihm so hart auf den Rücken, dass er wieder nach vorn flog. »Das ist klar. Die Frage war wohl eher als: was machen wir nun, um sie zu befreien, Schlaumeier!«

Mister 3 grübelte noch etwas. »Wir haben den Eternal Post, es ist also kein Problem dorthin zu kommen. Unser Schiff kann ich ganz einfach reparieren. Zu viert müssten wir es schaffen es zu navigieren. Das Marineschiff würde ich ungern antasten. Wir könnten uns aber ein paar Uniformen mitnehmen, um die Basis unbemerkt erkunden zu können. Und mit Bons Fähigkeiten dürften wir ziemlich vielen Problemen aus dem Weg gehen können.«

»Die Basis kann nicht sonderlich weit weg sein. Ein paar Meilen vielleicht. Das Problem ist nur, sie werden uns sehen, von weitem.« Verzweifelt versuchte Robin ihre Nutzlosigkeit zu kompensieren, aber sie wusste nicht, ob das überhaupt klappte.

»Alles weitere können wir wohl erst planen, wenn es so weit ist. Ich könnte uns Boote aus Wachs schaffen. Ich habe das bereits einige Mal getan. Bis wir dort sind, ist es dunkel und wir können Irokos Farben benutzen, um es zu tarnen.«

»Und sofern die keine Basis auf Beton gebaut haben, kann ich uns überall hinbringen. Ne, zumindest, wenn ich weiß wo lang. Da bräucht ich wohl ne Karte oder sowas. Ja, irgendwie. Ja, genau!«

»Wenn ich auch nur einen von denen in die Finger bekomme, bin ich drin«. meinte Bon hochtrabend.

Ein letztes Mal nickte Gal und sah sich in der Runde um. »In Ordung... Versuchen wir... versuchen wir unser Bestes.«

Erneut zeigte Uma die Fäuste. »Yosh! Wird auch Zeit, ja wird auch endlich Zeit! Let gow!«

»Brrr... Uma!«

»Was denn? Was denn?«

»Das heißt "Lets go". Lass das einfach, ja? Da bekomm ich ja Epilepsie wenn ich das höre.« Der Schwanentänzer verzog das Gesicht wie zehn Tage Regenwetter.

»Hahaha, du hast doch eh Zuckungen!« lachte sie schrill.

»Oi!«

»Hahahahaha.«

Ein leichtes, zuversichtliches Grinsen umspielte Gals Mund, doch er blickte wieder hinab auf ihre Dokumente. Hoffentlich fanden sie sie. Hoffentlich war es noch nicht zu spät.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Aja1992
2011-07-03T16:10:27+00:00 03.07.2011 18:10
Hammer kapi^^
macht schnell weiter^^



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