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Das Wolfsmädchen

Wie Jacob doch noch die Liebe findet
von

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Vier

Morgen würden die Ferien vorbei sein. Dann müssten Jacob und die Rudelbrüder wieder zur Schule. Und um die schwarze Werwölfin müsste er sich auch kümmern. Und endlich für Mathematik lernen, sonst würde er in diesem Fach noch durchfallen.
 

Den Kopf voller Sorgen, wachte Jacob am Vormittag auf. Er wusch sich, zog sich an, was eigentlich nur Boxershorts und Hose hieß und ließ sich von Emily das Frühstück vorsetzen. Embry, Sam und die anderen waren schon lange fertig.

Als er nach draußen kam, versuchte Jared gerade die Schwarze dazu zu animieren, etwas anderes zu tun, als nur dazuliegen. Sie knurrte angewidert, als Jacob die Tür öffnete. Ihr Grollen wurde lauter und klang nun wie entfernter Donner, als er sich näherte. Sich auf die Lippen beißend, blieb er stehen und wurde von ihr wütend, von seinem Freund fragend beobachtet.

Jared verwandelte sich zurück und legte den Kopf schief. Jacob seufzte.

„Sie hat Hunger.“

„Und wie ein echter Wolf frisst sie womöglich jetzt auch noch nur Fleisch!?“ Er nickte und explodierte. In der Verwandlung sprang er aus seiner Hose, wie sie es alle taten, damit der Stoff nicht zerfetzt wurde. Die Wölfin knurrte ihn an. Per Gedanken suggerierte er ihr verschiedene Varianten von Essen. Ihr Hungergefühl sprang sofort darauf an und in ihrem Maul sammelte sich der Speichel. Wütend grollte sie und verstand nicht, wie dieser große, feindliche Wolf ihr Bilder von Fressen vorgaukeln konnte. Sie hatte Angst davor, da sie diesen Vorgang nicht kannte und knurrte ihn nun warnend tiefer an.
 

Bestimmt war sie nicht die Einzige, die Hunger hatte. Wäre sie von dem Rostroten nicht daran gehindert worden, würde sie jetzt schon auf der Jagd sein. Ihr Rudel würde schon bald an leerem Magen leiden. Seit die Wilderer immer zahlreicher kamen und töteten, wurde es immer gefährlicher im Wald. Und das Wild schwand ebenfalls. Immer längere Wege war sie gerannt, um ihr Rudel zu versorgen, das nicht die gleiche Ausdauer wie sie hatte. Aber sie wollten nicht von hier weg. In diesen Wäldern waren sie aufgewachsen, hatten sie Jagen gelernt. Und die Freiheit gehabt, zu laufen, wohin sie wollten. Ihr Rudel. Ihre Familie. Wenn sie denn noch dazu gehörte. Aber selbst, wenn das Rudel sie verstoßen sollte, sie würde ihre Brüder und Schwestern niemals durch Hunger oder die Hand eines Jägers sterben lassen. Nicht, solange sie selbst noch lebte.
 

Jacob starrte die schwarze Wölfin an, während ihr Gedankengang, der mehr aus Bildern, Gefühlen und Instinkt, denn aus Worten oder Lauten bestand, ihm ihre ganze Situation darlegte. Sie blinzelte und verstand, dass er nun Bescheid wusste. Wenn sie es sich auch nicht erklären konnte. Er wusste jede Einzelheit. Wie sie jeden aus ihrem Rudel gerettet und zu ihrer Familie gemacht hatte.
 

Ungewohnt langsam verwandelte der Teenager sich zurück, den Mund leicht geöffnet. Sie Schwarze blickte ihn nun still und herausfordernd an. Dass er sich andauernd hin und herverwandelte, interessierte sie gar nicht. Sie erkannte Jacob an seinem Geruch. Nicht am Aussehen. Auch, wenn die Größe des rostbraunen Wolfes ihr ungewollt imponierte. Ihr Schwanz bewegte sich unruhig.

„Jacob? Alles in Ordnung?“ Der Angesprochene schluckte und versuchte, die Zunge vom Gaumen zu lösen.

„Ja.“

„Und?“

„Sie isst nur Fleisch... Frisches.“ Dass die Schwarze fraß, konnte er irgendwie nicht sagen. Für ihn war sie kein Wolf. Obwohl sie selbst etwas anderes dachte.

„Verdammt. Und was machen wir jetzt?“

„Ich gehe jagen. Du sagst Sam, dass es noch mehr Wilderer sind, als wie dachten.“

„Wie viele mehr?“

„Keine Ahnung. Zu viele.“

„Du hast doch nicht wirklich vor, jetzt in den Wald zu rennen und ein Reh zu killen!?“

„Vorerst haben wir keine andere Möglichkeit. Und sorg dafür, dass sie Wasser bekommt.“ Dann durchschnitt das bekannte Reißen wieder die Luft und Jacob verschwand zwischen den Bäumen.
 

Das Erste, was er tat, war das ihm nun schon bekannte Rudel aufzusuchen. Er würde genau darauf achten müssen, wie voll ihre Mägen waren.

Immer seiner Nase folgend, fand er sie schließlich. Aufgescheucht knurrten sie, als er plötzlich zwischen den Büschen hervorgeschossen kam. Als Erster erkannte ihn das Jungtier der letzten Nacht, das an ihm hochsprang und freudig bellend seine Ohren leckte. Der Rostrote schüttelte ihn sanft ab und versuchte herauszufinden, ob sie wohl in diesem Moment Hunger hatten. Als er sie gestern gefunden hatte, waren sie dabei gewesen, einen Hirsch zu verschlingen. Und in Notzeiten konnten Wölfe schließlich bis zu 10 Tage lang fasten.

Nacheinander roch er an ihren Schnauzen. Der Hirsch war nicht sehr ergiebig gewesen für acht Tiere. Das Jüngste, das Jacob begierig an den Ohren kaute bei jedem Sprung, hatte sich zusätzlich wohl ein Kaninchen alleine einverleibt. Und so, wie es aussah, hatte die Schwarze vielleicht höchstens ein Bein abgekaut, damit die anderen satt wurden. Bei ihrer Größe hätte sie das vergleichsweise kleine Huftier auch alleine fressen können.
 

In ihren Gedankengängen waren es 6 Monde gewesen, seit der letzten Mahlzeit, bei der sie sich auch zurückgehalten hatte. Besorgt schubste er das Alphaweibchen, das ihren knurrenden Partner schon wieder eifersüchtig machte, beiseite.

Der rostrote Wolf, dessen auffallende Farbe das Rudel im Übrigen gar nicht sah, da Wölfe farbenblind sind, hob die Nase in den Wind, nach dem Geruch eines Beutetieres suchend, aber in den umliegenden Kilometern konnte er keines ausmachen. Ein Wunder, dass das Rudel überhaupt noch hier war. Normalerweise wären sie schon längst weitergezogen. Wütend grollte er. Hätten sie es bloß getan. Dann würde es ihnen jetzt besser gehen. Aber vielleicht hätte er die Schwarze nie gefunden...



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