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Dienstag

Fred & Dominique
von

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Spartakus & the sexiest wizard alive.

„Inkompetenter, sadistischer, sadomasochistischer, unfähiger, diskriminierender, verantwortungsloser, egoistischer, ambivalenter, egozentrischer, vollkommen nutzloser, verabscheuungswürdiger -!“
 

„Komm zum Punkt, Dominique.“
 

„- Flubberwurm!“, donnerte die weibliche Stimme und die blonde Vertrauensschülerin blieb stehen. Das lange Haar war zu einem strengen Zopf gebunden, die hellblauen Augen durch eine viel zu große Brille verdeckt und ihr hübsches Gesicht vor Zorn gerötet. „Ich weigere mich, solch ein kindisches Verhalten hinzunehmen!“ Außer sich blieb sie stehen, war sie doch vor ein paar unfreundlichen Worten vor ihren Freunden auf- und abgegangen. Dominique, Rose und Alice befanden sich in einem Südturm, welcher so gut wie nie genutzt wurde und hielten ihren wöchentlichen Kaffeeklatsch ab. Nach Rose kam es eher einer Sitzung gleich, aber Alice bleib beharrlich bei einem feineren Wort. Artig, wie zwei I-Männchen hockten Alice und Rose auf der Steintreppe und starrten zu der ehrgeizigen Vertrauensschülerin hoch. Die zarten Hände ballten sich zu Fäusten.
 

Es war nichts Ungewöhnliches, wenn Dominique als emanzipierte Hexe sich in regelmäßigen Abständen über Hogwarts‘ Schandfleck des Jahrhunderts aufregte. Statt, wie sie es im Sommer erwartet hatte, war das Abzeichen für den Posten des Schulsprechers nicht in die Hände von Frank Longbottom gesegelt, nein. Professor McGonagall schien schlicht den Verstand verloren zu haben, als sie Quidditch-Nazi Nummer Eins Fred Weasley das Abzeichen als Kapitän verweigerte, es dem Professorensohn vor die Füße warf und dem Weasley zum König von Hogwarts machte.
 

Wortwörtlich zum König.
 

Er machte die Quidditchpläne so, wie es ihm passte; sprich Ravenclaw bekam all seine Vorzüge, während die Anderen zusehen konnten, wo sie blieben und das Feld unter sich ausmachten. Nachtrunden durften dreimal die Woche Zabini und sie antreten und zu Sitzungen kam es erst gar nicht, weil Fred jedes Mal mit einem anderen Wehwehchen kam. Protokolle wurden deshalb von keinem Vertrauensschüler geschrieben und jetzt munkelten sogar die Ersten, dass es zu einer feucht fröhlichen und wahrscheinlich nicht allzu jugendfreie Weihnachtsparty kommen würde, gerade wenn Zauberminister Kingsley einen Abstecher nach Hogwarts wagen sollte.
 

„Es wird eine Blamage! Niemand mit dem Namen Weasley wird den Kopf noch hochhalten können, wenn wir Hogwarts führen wie ein, ein -!“ Vor Empörung und Fassungslosigkeit gingen Dominique die Schimpfwörter abhanden und Alice half bereitwillig aus: „Ein Haufen wild gewordener Orks?“

„Genau!“, stimmte sie energisch zu. „Dieser nichtsnutzige, schleimige, unwürdige -!“

„Mach es kurz“, sprach Rose zum zweiten Mal und kramte in ihrer Jackentasche nach Zigaretten. Dominique hielt sich an ihre Aufforderung: „- Wichser, hat nichts Besseres zu tun, als seinen Zauberstab spazieren zu führen!“
 

Bei dem Wort Wichser sahen sowohl Rose, als auch Alice sie verblüfft an. Die blonde Vertrauensschülerin ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. „Erst vögelt er Zabini, dann Patil, letzte Woche war es die kleine McGowan und jetzt wärmt ihm Dupont das Bett!“ Alice spielte mit einer dunkelblonden Haarlocke und sah sie belustigt an. „Woher weißt du das denn?“

Statt den belustigten Unterton wahrzunehmen, zeterte sie heftig weiter: „Als er Zabini sitzen gelassen hat, hat sie den SV-Raum auseinander genommen, Patil legte sich bereitwillig auf seinen Schreibtisch, als ich mit den Erstklässlern die Nachhilfestunde im SV-Raum beginnen wollte und McGowan verfluchte sämtliche Akten, sodass nicht einer von uns Vertrauensschüler seine Arbeit machen konnte, aber Fred ist das ja vollkommen egal!“
 

Die Mundwinkel der Rose Weasley zuckten verräterisch, als sie genüsslich an ihrer Zigarette zog und die Beine übereinander schlug. „Vielleicht solltest du Dupont ablösen und für gute Dienste ein wenig Gegenleistung verlangen?“ An dem heiteren Gesicht erkannten die anderen Beiden, dass es der Gryffindor mit dem Vorschlag durchaus ernst war. Dominique reckte das Kinn und verkündete arrogant: „Ich nehme keine Ratschläge an, von jemanden, der sich von Malfoy flachlegen lässt!“

„Hey!“, sichtlich empört verzog Rose die Miene. „Auf die Idee, dass ich ihn flachlege, kommt hier niemand?“
 

„Ach Rosie“, Alice stütze das Kinn auf die Handfläche und schnalzte mit der Zunge. „Ihr führt eine Affäre, von der nur Dome, Al, Fred und ich etwas wissen, meinst du nicht, jetzt wo ihr seit einem halben Jahr hemmungslos übereinander herfallt, ist es Zeit diesen Skandal zu beenden, bevor dein oder sein Vater davon etwas mitbekommt?“ Auf diese Frage antwortete Rose nicht und wendete sich wieder zu Dominique. „Vielleicht solltest du Fred reizen, ich meine so ganz gefährlich.“

„Indem ich mich Rosie-like mit zarten Strümpfen, einem kurzen Rock und herausfordernden Blick auf seinem Schreibtisch setze?“
 

Belustigt über diese Idee, drückte die Gryffindor ihre Zigarette aus, denn sie wusste, wie Dominique sich anstellen würde. Von einer verführerischen Veela war sie weit entfernt. „Nein. Ich dachte eher daran, dass du Ravenclaw saftige Punkte abziehst. Warst du es nicht, die sich erst letztens über den Systemfehler aufgeregt hat, weil Fred allen anderen Häusern artig Punkte abzieht, für jeden Mist, aber um sein Eigenes einen Bogen macht?“

Alice strahlte bei diesem Vorschlag. „Und wenn die Punkte weg sind, kann Fred keine hinzufügen, denn als Schulsprecher kann er lediglich welche abziehen, so wie du als Vertrauensschülerin, und das ist dein Quäntchen Macht.“

Dominique sah von Einer zu Anderen, ihre Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln. Ein heimtückischer Plan legte sich in ihrem Kopf zurecht und sie war sich sicher, dass sie zum ersten Mal mit erhobenem Haupt in die Schlacht gegen Fred Weasley stolzieren würde.
 

Es brauchte noch nicht einmal eine Woche und Dominique Weasley fand endlich einen akzeptablen Grund für die Umsetzung ihrer Teufelsaustreibung. Töricht genug, sich in Sicherheit zu wiegen, wagte es der Treiber ihrer Hausmannschaft eine Bombe von Stinky Explodiert in dem Korridor hochgehen zu lassen und sie erwischte ihn auf frischer Tat. Saftige 500 Hauspunkte zog sie energisch ab und sorgte unweigerlich dafür, das sich sämtliche Ravenclaws ans Herz fassten, Slytherins tief Luft einzogen, Gryffindors sie angafften und Hufflepuffs vollkommen erstarrten. Und als sie damit drohte, jedem Haus, das sich nicht sofort auf dem Weg zum Unterricht begeben würde, hundert Punkte für Trödelei abzuziehen, war der Korridor Sekunden später so gut wie ausgestorben.
 

Und nun spazierte sie um halb acht Abends mit einem guten Gewissen in das Büro des Schulsprechers. Ohne zu klopfen, öffnete sie die Tür und war seltsam heiter über die Tatsache, Fred ohne weibliche Beschäftigung anzutreffen. Seine langen Beine hatte er auf die Schreibtischkante gelegt, die Finger gespreizt und tippte mit den Kuppeln aneinander. Sein Blick war ihr fremd, so ernst und undurchsichtig, dass Dominique mit ihrem übergroßen Selbstbewusstsein kurz ins Schwanken geriet. „Du wolltest mich sprechen?“ Majestätisch warf sie den Kopf in den Nacken und blieb vor dem Schreibtisch stehen. Arrogant stemmte sie die Hände in die Hüften und sah ihn herablassend an.
 

„Du hast Ravenclaw heute Morgen 500 Punkte abgezogen.“

„Ja.“

„Wegen einer harmlosen Stinky Bombe.“ Seine Stimme war ruhig und beherrscht, doch in den meerblauen Augen tobte ein Sturm.

„Ja“, war wieder ihre schlichte Antwort und sie beobachtete, wie Fred leicht den Kopf neigte. „Willst du, dass dein eigenes Haus den Kampf um den Hauspokal verliert?“
 

Die Weasley strich sich eine nichtvorhandene Haarsträhne hinter das Ohr und schien einen Moment über diese Frage nachzudenken. „Nein“, verkündete sie schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich dachte, ich übernehme deinen Job und sorge für ein wenig Ordnung, da du ja anscheinend zu beschäftigt mit ... ähm ... dem Training deines Zauberstabes bist.“ Sie gratulierte sich dafür, dass sie nicht rot wurde und weiterhin gebieterisch auf ihn heruntersah. Fred musterte sie und Dominique spürte, dass er wachsamer wurde. Er war nicht umsonst Ravenclaw, denn gegen aller Behauptung besaß er doch mehr gedankliche Schärfe und Verstand, als die Meisten annahmen.
 

Gemischt mit Mut und einer Prise Hinterhältigkeit kam Fred Weasley fast immer zu seinem Willen. „Und wenn ich weiterhin die Vorzüge des Amts auskoste und mir die Arbeit gestohlen bleiben kann?“

„Ziehe ich Ravenclaw so viele Punkte ab, bis sie ins Minus gehen“, sie sah sich beflissentlich beiläufig im Raum um. „Frank wird dir aufs Dach steigen. Reicht das nicht -!“, die Veela ließ den Satz kurz in der Luft hängen. „- mache ich das Gleich mit Gryffindor, Hufflepuff und Slytherin. Dementsprechend wirst du Malfoy hier stehen haben; ich habe gehört, er soll ein ausgezeichneter Duellant sein. Wenn er mit dir fertig ist, kommt Roxanne und wird dir zeigen, wie feige Hufflepuffs wirklich sind und schließlich gibt dir Wood den Rest. Schätze, da wird es auch nicht viel helfen, dass du einst Victorias Liebhaber warst.“
 

Einen Herzschlag lang herrschte eine angespannte Stille zwischen ihnen; schließlich sah sie, wie Fred den Kopf hob und sich ein wissendes Lächeln auf seine Lippen legte. „Du willst mich erpressen?“

„Ganz richtig!“, sie war erfreut darüber, dass er so schnell verstand und schenkte ihm einen schadenfrohen Blick. Jedoch täuschte Dominique sich, falls sie gedacht hatte, so schnell ihren Willen zu kriegen. „Nun ...“, Fred zog die Antwort geschickt in die Länge und erhob sich langsam von seinem Platz. Als könnte er kein Wässerchen trüben, trat er um den Schreibtisch herum, „leider verspüre ich nicht die geringste Lust, mich der plagenden Arbeit zu widmen. Aber das ist hier nicht das Problem ...“ Er schritt an ihr vorbei und ließ Unterlagen erscheinen, immer mehr sammelten sich an dem runden SV-Tisch zusammen und häuften sich schließlich. „Was schätzt du ist das Geheimnis wert, das Malfoy und Rosie miteinander teilen?“

Verdutzt drehte sie sich zu ihm um. Wie kam er jetzt darauf? „I- ich denke, ein behüteter Familienfrieden hängt davon ab.“
 

Fred setzte sich auf die Kante des runden Tisches und grinste verschmitzt. „Wie wird Onkel Ron reagieren, wenn er erfährt, dass seine keusche Rosie-Posie regelmäßig für einen Slytherin stöhnt?“

Das Gesicht der Weasley verfinsterte sich, als sie begriff, worauf er hinauswollte. „Du hast vor, zu petzten?“ Entsetzt sah sie ihn an und begann, ihn dafür zu hassen, dass er bei seiner falschen Fröhlichkeit blieb. „A- aber Rose ist deine Cousine und Malfoy -!“
 

Ich werde nicht petzten, eher dachte ich da an dich.“ Ruhig und gelassen erläuterte er ihr seine Heimtücken. „Weihnachten ist immer so ein rauschendes Fest, es wird gegessen, getrunken und schwuppdiwupp hat man ein Schlückchen Wahrheitsserum geschluckt und jemand stellt die passende Frage zur falschen Zeit und ... jaha ... fertig ist das Desaster.“

Hart presste Dominique die Lippen aufeinander und Fred steckte die Hände in die Hosentasche. Sie hatte keinerlei Zweifel daran, dass er diese Drohung wahrmachen würde. „Wie du siehst, sind wir beide ziemlich gut darin, uns gegenseitig zu erpressen.“
 

Ihre Haltung versteifte sich und sämtliche Räder in ihrem Gehirn ratterten, so einfach konnte sie ihm doch nicht in die Falle getappt sein? Fiel ihm das alles nur so ein, oder plante er für jede misslich Lage, die sich ihm bieten konnte?

„Und was verlangst du nun?“

„Das du dich davor hütest, weiter Punkte abzuziehen!“

Unzufrieden lehnte sie sich gegen seinen Schreibtisch und konnte immer noch nicht glauben, dass dieser Satan ihr gegenüber tatsächlich ihr Cousin war. „Und du wirst deine Aufgaben machen, zumindest den Papierkram.“ Sie nickte auf die Akten hinter ihm und verfluchte sich, als sie sein diabolisches Grinsen sah. Erneut war sie ihm in die Falle getappt.

„Sicher, aber du wirst mir dabei helfen und zwar jeden Dienstag.“
 

Die Weasley trat einen Schritt auf ihn zu. „Wieso Dienstag?“ Unwirsch zuckte Fred mit den Achseln und erklärte geschäftlich: „Wir sind Dienstagmenschen, also ab sieben Uhr, direkt nach dem Abendessen, jeweils eine Stunde.“

Innerlich stöhnte sie, da sie diese Zeit meist für ihre Hausaufgaben benutzte und doch war es ihre einzige Chance, in Hogwarts ein bisschen aufzuräumen. „Okay, einverstanden. Aber du wirst es nicht wagen, Rose ans Messer zu liefern.“

„Das Wort eines Weasleys.“

Überrascht hob sie beide Augenbrauen, denn in ihrer Familie gab es nicht Höheres als auf den Namen zu schwören. Bei Albus war es der eines Potters und bei ihnen schlicht der eines Weasleys. Letzten Endes würde sie sehen, wie ernst er sein Wort hielt.
 

Ganz Hogwarts wusste, dass Dominique kein Fan von unwirklichen Fantasien, geschweige denn von täuschender Hoffnung war, doch zum ersten Mal meldete sich irgendwo in ihrem Kopf trotzdem eine Stimme, die ihr leise und hoffend zuflüsterte, dass Fred zur Vernunft gekommen war. Allerdings sah die harte Realität jeden Dienstag anderes aus. Sie machte die Schreibarbeit, ließ hochkonzentriert mehrere Federn gleichzeitig schreiben und er bellte die Befehle.
 

Verschrieb sie sich, war das Gespött groß und er wollte wissen, ob sie dem sprechenden Hut mit Schokofröschen erpresst hatte, damit er sie nach Ravenclaw steckte. Fast sechs Wochen ließ sie dies über sich ergehen und in der siebten Woche ertappte sie sich dabei, ihrer Pflicht einen gehörigen Tritt in den Hintern zu geben. Ihre Laune sank mit jedem weiteren Tag tiefer, sie wurde unzufriedener und verbitterter. Ja, sie verwandelte sich langsam aber sicher in eine gruselige Kräuterhexe, die gefrustet und enttäuscht von der Welt in den Wäldern lebte und Kinder verspeiste.
 

Okay, jetzt wurde es unsinnig, schließlich würde sie niemals Kinderfleisch gegen herzhafte weiße Schokolade mit Erdbeerstücken eintauschen. Unzufrieden hockte sie in einem verlassenen Korridor und starrte aus dem Fenster über die abendliche Landschaft. Das Essen in der großen Halle begann, doch ihr war jeglicher Hunger vergangen. Auch als sie leise Schritte hörte, sah sie nicht auf. Erst, als sich jemand auf der Fensterbank niederließ und sie den vertrauten Geruch von Nikotin einatmete, sprach sie: „Willst du das Rauchen nicht irgendwann aufgeben, Rose?“
 

„Schätze nicht, es ist einfach eine dumme Angewohnheit.“ Dazu sagte Dominique nichts und zog die graue Jacke enger um sich. Ihre Cousine bemerkte die schlechte Laune und konnte sich denken, woher der Wind wehte. „Bei all der Knechtschaft, ich finde, dein Plan beginnt aufzugehen.“

Verwirrt sah die Blonde sie an und Rose erzählte: „Du schiebst kein Nachtdienst mehr, er wurde aufgeteilt, Scorpius bedankt sich für das Quidditchfeld am Donnerstag, Roxanne schickt dir eine Schachtel Eismäuse für Mittwoch und Victoria hat aufgehört, über dich zu lästern, wegen einem Stück Feld für Montag.“
 

„Wow!“, murmelte Dominique sarkastisch, doch Rose war noch nicht fertig: „McGonagall ist erfreut über die Tatsache, dass die Erstklässler dank deiner Nachhilfe alle in Verwandlung aufgeholt haben, Filch hatte in den letzten Wochen sechs Leute, die bei ihm Nachsitzen durften und ganz langsam entwickelt sich das Königreich Hogwarts in eine angenehme Monarchie. Scheint, als habe König Fred nun seine Königin gefunden.“ Dominique schnaubte bei diesem Vergleich. „Von wegen, er ist ein hinterhältiger und -!“

„Du meinst, weiterhin ein i.s.s.u.d.v.e.a.e.v.n.v.F?“
 

„Wie bitte?“

„Ein inkompetenter, sadistischer, sadomasochistischer, unfähiger, diskriminierender, verantwortungsloser, egoistischer, ambivalenter, egozentrischer, vollkommen nutzloser, verabscheuungswürdiger Flubberwurm. Ich habe es schlicht abgekürzt.“ Zum ersten Mal seit Langem musste Dominique herzlich lachen. „Ja, das ist er wirklich und manchmal frage ich mich, warum er nicht einfach so nett sein kann, wie James oder Albus.“

Rose blies den Rauch aus und legte den Kopf in den Nacken. Sie strich sich das dunkelbraune Haar über die Schulter und Dominique sprach aus, was sie schon etwas länger beschäftigte: „Wieso schläfst du immer noch mit Malfoy, obwohl die Luft eigentlich zwischen euch raus sein müsste und du weißt, dass es nicht richtig ist?“
 

Überrascht über diese Frage, lächelte Rose schließlich und zupfte an ihrem Rock. Ein seltsamer Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. „Ähm ... nun ja, zum einen, weil er wirklich unglaublich gut im Bett ist und ich dieses Abenteuer mit ihm tatsächlich genieße.“ Ihre Wangen gewannen an einer zarten Röte, die Dominique zum ersten Mal bei ihrer Cousine beobachtete. „Aber zum anderen wohl, weil ich bei Scorpius das Gefühl habe, dass er mich sieht, wie ich wirklich bin. Großspurig, heißblütig auf einem Besen in der Luft, wenn es darum geht, Leute zu Boden gehenzulassen, trinkfest und nicht besonders hübsch.“ Empört wollte Dominique widersprechen, als Rose die Hand hob. „Ich habe weder das rote Haar einer Weasley, noch die Sommersprossen und die blauen Augen. Meine Haare sind braun, meine Augen ebenfalls und ich bin auch nicht so groß, wie Lily, du oder Molly. Scorpius ist das egal. Er schenkt mir seine Aufmerksamkeit, nicht Lily, Roxanne oder Molly.“

Die Worte ließen Dominique stutzen und sie fragte: „Was siehst du in ihm?“
 

Ein knappes Lachen entwich ihren Lippen und Rose sah sie amüsiert an. „Ich sehe den arroganten Kerl, der seit der ersten Klasse dafür sorgt, dass ich in Zaubertränke einen Troll habe, der mir in Quidditch nichts schenkt und es nie lassen kann, mir eine Niederlage unter die Nase zu reiben.“ Sie schmunzelte. „Aber dann ist er auch gleichzeitig derjenige, der dafür sorgt, dass ich vergesse, zu atmen, wenn er mich küsst, der, der mich spüren lässt, dass ich nicht gewöhnlich bin und ich trotz seiner großherzigen Sprüche in der Lage bin, ihn ... nun ja ... heiß werden zu lassen, damit er kopflos wird.“
 

So hatte Dominique das noch nie gesehen und langsam glaubte sie, zu verstehen, warum Rose ihr Glück immer wieder herausforderte. „Es klingt nach Liebe.“

„Vielleicht“, antwortete die brünette Weasley und rutschte von der Fensterbank. „Auf jeden Fall ist es ein Gefühl, dass ich nicht unbedingt missen will.“ Sie ergriff Dominiques Hand, um sie mit in die große Halle zu ziehen. „Und du solltest jetzt aufhören, Trübsal zu blasen und dir anhören, weshalb Alice sich mal wieder mit Albus gestritten hat und weshalb sie wohlbemerkt mal wieder kurz vor der Trennung stehen.“ Innerlich stöhnte Dominique, doch gleichzeitig war sie froh über ein bisschen Routine, und dass man sich zumindest bei dem geheimgenannten Doppel-A immer sicher sein konnte, dass sie nach einer rosaroten Wolke auch wieder für Gewitterwolken sorgen würden.
 

-
 

„Und dann wäre hier noch die Bewilligung für die Strick-AG“, leierte die einst so energische Vertrauensschülerin herunter und hielt ihrem Peiniger ein Formular unter die Nase. Fred seufzte tief und legte zu ihrer Freude endlich einmal seine Quidditch Today zur Seite. Normalerweise ließ er sich alles von ihr vorlesen und mit einem Handschlag wissen, ob er den Antrag bewilligte oder ablehnte. Wenn es ganz hart auf hart kam, schrieb sie mit fünf Federn mit und versuchte gedanklich, so schnell zu sein, wie er sprach. Die Welle von Akten hatten sie gemeinsam abgearbeitet und langsam keimte die Hoffnung in Dominique auf, dass sie den größten Berg bereits hinter sich hatten. „Außerdem sind hier die restlichen Unterlagen, die du unterschreiben musst.“ Die blonde Veela legte ihm eine Mappe auf den Tisch und sah ihn herausfordernd an. Zu ihrer Verwunderung verlangte er nicht von ihr, die Unterschrift zu fälschen, sondern zog die Formulare zu sich, um sie zu lesen.
 

Dieser Moment gab ihr Zeit, ihn zu betrachten. Das Haar besaß nicht jene Leuchtkraft, wie die eines typischen Weasleys, es war eher rotbraun und hatte Ähnlichkeit mit herbstlichem Laub. Freds Haut war nicht so stark mit Sommersprossen übersät, wie die ihres Cousins Hugo oder James, sondern fast frei von diesem sommerlichen Makel. Einzig die Augen waren genauso tief, wie die von Lily und Louis und ließen deutlichen Verwandtschaftsnachweis zu. Dominique sah auf seine schmalen und langen Hände, welche die Seiten umblätterten und erkannte unverkennbar die Schwielen, die ihn als Jäger kennzeichneten. Trotz seines Amtes als Schulsprecher hatte er das Quidditchspielen nicht aufgegeben und seltsamerweise fragte sie sich, ob es ihn nicht grämte, dass er dieses Amt schmückte, statt dem, das er eigentlich hatte haben wollen.
 

„Wir haben keine Strick-AG, dementsprechend ist der Unsinn auch abgelehnt“, sprach er ruhig und sie schreckte aus ihren Gedanken. „Woher willst du das schon wieder wissen?“, fuhr sie ihn gereizt an und seine Mundwinkel zuckten. „Weil das hier“, er tippte auf das besagte Formular. „eindeutig die Schrift eines Lehrers ist. Die brauchen von mir kein Okay, also sollen sie aufhören, mich mit solchen Quatsch zu nerven!“

Dominique wäre nie auf die Idee gekommen, dass Professoren Arbeit bezüglich von Aushängen und Materialien auf Schüler abschwatzen könnten. Sie seufzte und ließ sich neben ihn an den runden Tisch nieder. Stumm ging sie weitere Unterlagen durch, unter anderem die Protokolle für den Nachtdienst. Währenddessen gähnte Fred laut und ausgiebig. „Gibt es vielleicht noch eine Schnupf-AG zu bewilligen?“, fragte er gelangweilt und sie schmunzelte. Ohne aufzusehen, sprach Dominique: „Nein, aber ich werde Rose fragen, ob sie Interesse hat.“ - „Hüte dich davor!“, brummte er und legte die Füße auf den Tisch. Sie vermutete, dass er erneut zu seiner Quidditch Today griff und seine Arbeit für beendet sah.
 

„Apropos Rosie, sollte sie das mit Malfoy nicht langsam mal beenden?“ Überrascht davon, dass er es ansprach, zuckte sie mit den Schultern. „Sie hat ihre Gründe, abgesehen davon, weiß doch jeder, dass er gut im Bett sein soll.“ Dominique konnte schwören, dass er breitgrinste und zwang sich dazu, eine ernste Miene zu behalten. Statt sie als oberflächlich zu beschimpfen, wechselte er das Thema. „Haben sich Al und Alice wieder vertragen, oder trägt sie ihm immer noch nach, weil er mal wieder seine Klappe nicht halten konnte?“

Nun wendete sie sich ihm interessiert zu. „Könnte es sein, dass du sogar den Grund dafür weißt?“ Die Veela hatte verzweifelt versucht, herauszufinden, warum ihre Freundin kurz davor gewesen war, ihren Cousin unter die Erde zu schicken. Nur mit Mühe und Not war es Rose und ihr gelungen, Alice wieder zu beruhigen. Das Grinsen zog sich quer über Freds Gesicht. „Ich war sogar der Grund, denn Al hat mal wieder zu viel gequatscht, oder was glaubst du sonst, warum ich dich vor sieben Wochen bereits erwartet habe, als du Ravenclaw so viele Punkte abgezogen hast?“
 

Es dämmerte ihr und entrüstet rief sie: „Du hast dir bereits einen Plan zurechtgelegt gehabt, als ich noch dabei war, die Treppen hier hoch zu erklingen?“

„Klar!“, erfreut darüber, dass sie ihn nun böse anfunkelte, schenkte er ihr ein Zwinkern. „Ob du es glaubst oder nicht, meine Hinterhältigkeit braucht auch ihre fünf Minuten Fantasie um sich zu entwickeln. Bin schließlich nicht Tante Ginny, die innerhalb von Sekunden eine halbe Weltherrschaft an sich reißen kann.“ - „Bist aber auch nicht ihr schlechtester Lehrling“, ließ sie verlauten und schlug die Mappen zu. „Scamander und du habt morgen Nachtdienst.“

Statt dies mit einem Nicken zur Kenntnis zu nehmen, strich sich Fred lediglich durch das herbstliche Haar und Dominique ertappte sich dabei, wie sie sich selbst fragte, was es wohl für ein Gefühl wäre, es zwischen den Fingern zu spüren. Peinlich berührt darüber, wendete sie sich wieder ab.
 

Fred stand auf und verblüfft folgte sie ihm mit den Blick; er zog etwas aus dem Aktenschrank und ließ es vor ihrer Nase fallen. Die Weasley brauchte einen Augenaufschlag, bis sie begriff, dass es sich um Unterlagen bezüglich einer AG handelte.

„Ich möchte, dass du McGonagall diesen Vorschlag verkaufst, als handle es sich um ein Angebot, dass nur begrenzt vorhanden ist.“

Perplex sah sie hinein und ihre Augen huschten über die ersten geschriebenen Zeilen. Es war unverkennbar die krakelige Schrift ihres Cousins. „Ein Duellier-Club?“, fragte sie ungläubig und versuchte, das Konzept zu erfassen. Fred setzte sich neben ihr auf den Tisch und ließ die langen Beine baumeln. „Ja, es gibt den Slugy-Club, die Nachhilfe-AG und die Hausmannschaften“, zählte er auf. „Leute mit wichtigen Namen kommen zu Slugy, Idioten zum Lernen und gute Sportler in die Mannschaften, aber was ist mit denen, die weder dumm, noch sportlich sind und keinen berühmten Namen besitzen?“
 

Sie hätte lügen müssen, wenn sie bestritt, dass sie über diese Überlegung nicht überrascht war. „Und ein Duellier-Club würde sie ansprechen?“

„Warum nicht?“ Fred schwang seinen Zauberstab und sorgte dafür, dass sich das Chaos auf dem großen Tisch von selbst zusammenräumte. „Ein Versuch ist es wert und wenn es nicht klappt kann man diese Strick-AG ja für jeden zugänglich machen.“ Er verzog angewidert das Gesicht und entlockte ihr damit ein leises Lachen. Dominique erhob sich und beschloss, sich das Konzept für den Duellier-Club genauer anzusehen und dann zu entscheiden, ob es das wert war, sich McGonagall in den Weg zu stellen. Sie zog sich gerade ihren Umhang an, als sie seinen unverwandten Blick auf sich spürte.
 

„Was ist?“, wollte sie barsch wissen, doch statt angenervt zu sein, grinste er nur breit. „Du solltest die Haare offen tragen, würde dich mädchenhafter machen.“ Sie konnte nicht verhindern, dass beide Augenbrauen augenblicklich nach oben schellten. „Sollte das gerade ein verstecktes Fred-Weasley-Kompliment sein?“ Hohn schwang in ihrer Stimme mit und er hob unschuldig die Hände. „Hey, ich habe nur gesagt, dass offene Haare dir besser stehen würden. Ein simpler Fakt!“

„Dann behalte deine Fakten für dich!“, fuhr Dominique ihn leicht verärgert an, nicht weil er es gewagt hatte, ihr ein kleines Kompliment auszusprechen, nein eher darüber, dass sie sich über die Worte freute. Es kam selten vor, dass Jungen ihr ihre Aufmerksamkeit schenkten, schon alleine, weil sie als Erstes den Blick auf ihre Schwester lenkten und erst dann sie sahen. Sie konnte es ihnen noch nicht einmal verübeln und war froh, dass sie mit Strenge und Disziplin ebenso Aufmerksamkeit bekam.
 

Noch bevor Fred ihr antworten konnte, rauschte sie aus dem Raum und beschloss, keinen Gedanken an seine Worte zu verschwenden. Es fehlte ihr noch, dass sie anfing, wie all die anderen Sirenen den Kopf zu verlieren, wenn er sich dazu herabließ, ihr Honig um den nicht vorhandenen Bart zu schmieren.
 

-
 

Die Woche zog herum und Dominique hätte vor Wut wie ein kleines Kind mit dem Fuß auf den Boden stampfen können, denn egal wo sie sich befand, ständig musste sie daran denken, dass sie mit offenen Haaren besser aussehen würde. Umso energischer band sie sich jeden Morgen die Haare zum Zopf und um ihren Frust abzureagieren, stellte sie sich Albus entgegen und forderte ihn zu einem Überraschungsduell auf. Ohne, dass Albus Potter eine Chance gehabt hatte, sorgte sie dafür, dass er angebrannt, stinkend und mit bläulicher Gesichtsfarbe in die große Halle stolperte. Es war die Rache dafür, dass er sein voreiliges Mundwerk nicht hatte halten können. Sobald er wieder einigermaßen wie ein Mensch aussah, war er vor ihr auf Knien gekrochen und hatte sie gebeten, ihm sein lockeres Mundwerk zu verzeihen.

„Bitte Dome, sei nachsichtig mit mir, ich wusste doch nicht, dass Fred dieses Wissen so dreist gegen dich verwenden würde.“
 

Ha! Was hast du denn geglaubt, was er mit solchen Informationen anfangen würde?“, ihre Stimme hatte einen schrillen Ton angenommen und sämtliche Schüler im Korridor drehten sich zu ihr um. „Mich zum Tee einladen?“ Das Gesicht ihres Cousins wurde hilflos und kurz hatte sie den Eindruck, auf einen völlig verängstigten Minimuff herunterzuschauen. Noch immer brodelte Wut in ihr, schließlich schleppte sie sich Dienstag für Dienstag zu einer Arbeit, die sie eigentlich gar nicht machen musste. „Weißt du wie erniedrigend das ist? Ich bin eine kleine dumme Vertrauensschülerin, die von Satan persönlich geknechtet wird!“ Sie musste nicht unbedingt erwähnen, dass sie immer gratis Plätzchen mit leckeren Erdbeerguss essen durfte und die Unmenschlichkeit ein wenig nachgelassen hatte.
 

„Lass gut sein, Weasley“, mischte sich plötzlich eine kühle Stimme ein und Dominique hob den Kopf. Sie sah geradewegs in das abgeneigte Gesicht von Scorpius Malfoy. „Statt deinen Cousin hier niederknien zu lassen wie ein Sklave, solltest du deinen übergroßen Verstand benutzen und dich fragen, warum ihr euch immer Dienstag trefft.“ Gelassen schritt er an ihr vorbei und Albus atmete hörbar aus. Ihr Kopf ruckte herum und sie richtete den Zauberstab auf Malfoy. „Hey, was soll das heißen? Wir sind Dienstagmenschen!“ Sie konnte förmlich hören, wie er mit den Augen rollte und über seine Schulter sah. „Ach, und warum seid ihr keine Montagmenschen?“ Irritiert runzelte sie die Stirn und senkte den Zauberstab. „Sprich dich aus, Malfoy! Hey!“ Der Slytherin schritt von dannen und sie fuhr herum zu Albus; dieser zuckte unter ihrem Blick zusammen. „Steh auf, du Verräter!“ Wie ein geprügelter Hund erhob er sich und wich einen Schritt zurück. Unbarmherzig schritt Dominique einen auf ihn zu. „Was meint Malfoy damit, Albus?“
 

„I- ich weiß n- nicht ...“, stotterte dieser und bei der Veela riss ein Geduldsfaden, laut, energisch und bestimmt herrschte sie ihn an: „Merlin, Potter! Bist du ein Minimuff oder ein Gryffindor! Spuck aus, was du weißt, oder ich garantiere dir, dass sich deine Liebste in nicht allzu ferner Zukunft mit Scamander treffen wird! Und glaub mir, mir werden genügend Gründe einfallen, warum er besser zu ihr passt als du!“ Als hätte man Albus auf einen unsichtbaren Knopf gedrückt, plapperte er ratternd: „Dienstag: Tante Fleur und Onkel Bill mussten immer zeitgleich arbeiten. Victoire war bei Ted, Louis bei Onkel Harry und du bei Onkel George. Jede Woche, bis Victoire fünfzehn wurde und auf euch aufpassen konnte.“

Dominique öffnete den Mund, doch er ließ sich nicht unterbrechen. „Im Sommer hast du fast immer ein weißes Kleid getragen und Erdbeerschokolade genascht und Plätzchen mit Erdbeerüberguss. Dein Lieblingsspiel war Häschen, hasch mich und dein Lieblingsort die Schaukel am großen Kirschbaum. Und -!“
 

„Albus.“

Er hielt sofort inne und schluckte hart. Die Wut in ihr war mit einem Schlag weg. Die blutrünstige Rachegöttin verschwand und an ihre Stelle trat eine Hexe, die vollkommen aus der Bahn geworfen schien. Ruhig, obwohl sie innerlich bebte, fragte sie: „Woher zum Teufel, weißt du das alles?“

„Ähm ...“, er strich sich durch das dunkle Haar und versuchte, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen und es dauerte nur ein paar Herzschläge lang, bis sie begriff, dass er sich mal wieder um Kopf und Kragen geredet hatte. „Vom besagten Teufel - aber bitte, bitte, bitte steck Fred nicht, dass ich mich von dir einschüchtern ließ! Er wird mich in Vier teilen!“
 

Ihr Gesicht blieb kurz stehen, als er des Teufels Namen aussprach. Sie bemerkte gar nicht, wie Albus ihren Zauberstab in der rechten Hand nicht aus den Augen ließ. „Er ... ähm spricht über mich?“ Von ihrem plötzlich sanften Ton verwirrt, rieb sich Albus über die Nase und sah sich nervös um. Der Korridor war mittlerweile leer und sämtliche Schüler, wie es sich gehörte, im Unterricht. „Manchmal“, räumte Albus leise ein und ihm war deutlich anzusehen, dass er dieses Thema am liebsten nie wieder ansprechen wollte. „D- darf ich jetzt gehen?“, wagte es er, zu fragen und spürte sofort wieder den Blick ihrer blauen Augen auf sich.

Es war der typische majestätische Weasleyblick, den auch Grandma Molly drauf hatte. Natürlich wusste er diesen Blick zu deuten und ließ die Schultern hängen. „Hör zu“, begann er unsicher. „Ich erzähle dir, was ich weiß und du schweigst gegenüber Fred und hältst dich aus meiner Beziehung zu Alice raus.“

„Im Moment habt ihr eine Pause“, wies sie daraufhin an und er sah mit den Augen zur Decke. „Jaha, aber es soll keine bleiben.“, sprach er mit deutlichem Nachdruck.
 

Kurz ließ sich Dominique diesen Vorschlag durch den Kopf gehen und stellte für sich fest, dass sie im Gegensatz zu Albus nichts zu verlieren hatte.

Und so gestand der arme Potter-Spross ehrlich, widerwillig und hilflos. Sie lauschte seinen Worten und mit jedem weiteren Satz wurde sie verwirrter.

Natürlich konnte sie sich daran erinnern, dass sie einst jeden Dienstag bei ihrem Onkel verbracht hatte, mit Fred spielte und Roxanne ärgerte. Aber Dominique konnte sich weder an das weiße Kleid erinnern, dass sie im Sommer so gerne getragen haben soll, noch an die kleinen Einzelheiten bezüglich ihres Lieblingseises, die Tatsache, dass sie sich im Bett immer quer gelegt hatte, Bonbons aus Onkel Georges Labor stahl oder von Fred schwimmen gelernt haben sollte. Wenn sie an schwimmen dachte, dann stand die Angst vor Wasser immer an erster Stelle, sie war überhaupt noch nie gerne ins Nasse gegangen. Anders als ihre ganzen Cousins und Cousinen, die sich wie Meerestiere zu fühlen schienen.
 

„Und als Clay Richmond dir in der vierten Klasse das Herz gebrochen hat, als du ihm sagtest, dass du ihn magst, hat nicht James ihm die Nase gebrochen und ihn dann durch die Abflussrohre der Jungentoilette gejagt, die ähm ... ursprüngliche Idee stammte eigentlich von Fred. James und ich haben ihm lediglich ein bisschen ... ähm ... unter die Arme gegriffen.“

Dominique spürte, wie sie den Mund öffnete, ohne etwas rauszubringen. Vage erinnerte sie sich daran, dass sie zwar oft als Kind mit Fred durch die Wälder gestreift war, aber selten alleine.

Rose oder Roxanne waren eigentlich immer dabei gewesen, ebenso wie Albus und James. In Hogwarts hatten sie dann schnell andere Freunde gefunden und ihre Interessen waren auseinandergegangen. Es gab vieles, über das man mit Fred diskutieren konnte; Quidditchzüge, den neusten kurzen Rock, der Wechsel von Robert Chase zu den Appleby Arrows und einen nicht getesteten Rennbesen. Für Politik, geschichtliche Umbrüche und gesellschaftliche Skandale hatte er recht wenig übrig, so wie sie selbst sich nicht sonderlich für einen langweiligen Besensport interessierte.
 

Das einzige, was sie gemeinsam hatten, war die Tatsache, dass er Skandale bezüglich seiner Lebensweise liebte und sie diese verabscheuungswürdig fand. Der Konflikt blieb selten aus, egal wo sie aufeinandertrafen. Eigentlich hatte Dominique geglaubt, Fred zu kennen, doch nachdem sie Albus‘ Worten gelauscht hatte, war sie sich dessen nicht mehr besonders sicher.

Während sie am frühen Abend den Professoren den Vorschlag für einen Duellier-Club schmackhaft machen wollte, kreisten ihre Gedanken um das, was sie herausgefunden hatte. Trafen sie sich wirklich immer nur Dienstag, um an alte Erinnerungen anzuknüpfen? Oder erlaubte er sich schlichtergreifend einen Scherz mit ihr?

Es war verwirrend und irrend dazu!
 

Geschafft und stolz, schleppte Dominique sich am Abend in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws. Da es bereits halb Eins war, wirkte der gemütliche Raum wie ausgestorben. Lediglich im Kamin prasselte ein Feuer und jemand hatte sich in den braunen Ohrensessel zurückgelehnt. Als sie näher trat, um diesen jemand zu wecken, blieb sie kurz stehen. Fred hatte die langen Beine auf einen Hocker gelegt, die Krawatte um seinen Hals gelockert und die Augen geschlossen. Sein Atem ging gleichmäßig und ruhig. Das Feuer warf einen hellen Schatten auf sein Haar und ließ es ungewöhnlich rot erscheinen. Es war seltsam, ihn zu beobachten und leise trat Dominique näher. Sie entdeckte einen Ordner auf seinen Schoß und beugte sich vorsichtig rüber, um ihn diesen aus der Hand zu nehmen. Kurz erkannte sie die Schrift von Professor McGonagall und runzelte interessiert die Stirn. Waren das etwa Anträge, die er ohne sie durchging?
 

Plötzlich und ohne Vorzeichen, schellte seine Hand hervor und umfasste ihr Handgelenk. Erschrocken zog sie die Luft ein und gab ein peinliches Quicken von sich. Sanfte Gewalt zog sie weiter runter, sodass sie auf seinen Schoss rutschte, während die Akte zu Boden fiel. Mit pochendem Herzen versteifte sie sich.

„Man schleicht sich nicht an schlafende Leute heran“, murmelte er und sie wollte gerade etwas Protziges erwidern, als seine freie Hand durch ihr offenes blondes Haar strich. Verdammt! Sie hatte vergessen, es erneut zusammenzubinden, nachdem in der Mittagspause das Band gerissen war. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen und sie spürte seinen Atem auf ihrem Gesicht als er sprach: „Offene Haare stehen dir wirklich besser.“

Ihr Herz hüpfte bis zum Hals und Dominique war versucht, sich wieder von seinem Schoß zu ziehen, doch sein fester Griff um ihr Handgelenk ließ sie nicht entkommen.
 

„Professor McGonagall hat den Duellier-Club bewilligt“, flüsterte sie leise und konnte nichts Anderes als sich auf die Hand in ihrem Haar zu konzentrieren. „Ich weiß“, antwortete er leichthin und bemerkte ihr fragendes Gesicht. „Man kann sich auf dich verlassen, wenn es darum geht, Interessen von Schülern durchzusetzen.“

Dominique schluckte hart, als sie das Lob vernahm und spürte eine verräterische Röte in ihren Wangen hinaufkriechen. Ihre blauen Augen sahen in seine und dann setzte jeder Funken Verstand aus. Wie eine Marionette gehorchte ihr Körper ihm, als er sie weiter zu sich runterzog und seine warmen Lippen ihre erkundeten. Die Weasley schmeckte Zitronentee und Spritzgebäck.
 

Eine verführerische Mischung.
 

Seine freie Hand legte sich um ihre Hüfte, während sie selbst sich auf seinen Schultern abstützte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. Es war, als würde sie eine heiße Tasse Erdbeerkakao trinken und diesen genüsslich am winterlichen Fenster in beiden Händen halten. Ihr Herz schlug schneller und etwas in ihr erschrak, als sich seine Hand auf ihre Hüfte zog und somit unweigerlich zu signalisieren schien, dass sie in der Falle saß. Diese Tatsache ließ sie aufkeuchen und sich ihm entziehen. Mit geröteten Wangen sah sie in sein ausdrucksloses Gesicht. Sanft, als wäre nichts gewesen, strich er durch ihr Haar und neigte den Kopf.

„Was?“, fragte er und brachte sie somit vollkommen durcheinander. Wie vor den Kopf gestoßen, schoss ihr dieses einzige Was durch den Kopf. Ja, was hatte sie erwartet? Was hatte sie sich dabei gedacht, einfach auf ihn einzugehen? Oder viel eher, was erlaubte er sich eigentlich?
 

Das Gefühl von Scham kroch in ihr hoch, hatte sie sich ihm doch hingegeben, wie so viele vor ihr. Hastig rutschte sie von seinem Schoß und hob ihre Sachen auf, ohne ihn noch einmal anzuschauen.

„Dome, ich -!“

„Lass stecken!“, fuhr sie ihn an und stürmte nahezu, wie auf der Flucht vor Todessern in den Schlafsaal. Erst als die Tür hinter ihr zugefallen war, sie in der Dunkelheit stand, das Schnarchen von Marissa Jones und das leise Gemurmel von Ashley Cooper hörte, wagte es die Veela, auszuatmen. Lautlos lehnte sie sich gegen die Tür und rutschte zu Boden. Dominique schloss die Augen und versuchte, das sanfte Prickeln auf ihren Lippen zu vertreiben.
 

Doch zurück blieb der hartnäckige Geschmack von Zitronentee und Spritzgebäck.
 

-
 

„Was genau tut Rose da eigentlich?“

Regungslos saß Dominique zwei Tage später neben Alice am Hufflepufftisch, um zu frühstücken. Die langen Haare wieder zu einem strengen Zopf gebunden, die blauen Augen hinter der viel zu großen Brille versteckt, ließ sie ihre Cousine nicht aus den Augen. Alice nahm ihren Kürbissaft zur Hand und musterte ebenfalls das Geschehen am Slytherintisch. „Ich schätze, sie ist dabei, ihr eigenes Grab zu schaufeln.“ Als Dominique sie nicht verstehend ansah, erklärte die Professorentochter: „Wir haben gestern eine lange Diskussion darüber geführt, dass es zwischen Malfoy und ihr so nicht weitergehen kann.“
 

„Und?“

„Am Ende siegte das Argument, dass er sie jederzeit ersetzen könnte und sie immer als Individuum gesehen werden möchte; sprich: die Einzige für jemanden sein.“ Alice zuckte knapp mit den Schultern. „Da bringt auch all das Herzgeflatter nichts, was Malfoy ihr schenkt. Liebe funktioniert nur, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht, ohne dass einer von beiden permanent um den anderen kämpfen muss.“
 

Dominique beobachtete, wie Rose mit unbewegter Miene ihre Entscheidung verkündete und Scorpius das Gesicht stehen blieb. Die kühle Fassade des Malfoys war verschwunden. Erst versuchte er, seine Bestürzung mit einem überheblichen Grinsen zu kaschieren, doch als Rose seine Hand wegschlug, schien er zu begreifen, dass sie keine Scherze mit ihm trieb. Erhaben warf sie sich ihr langes Haar zurück und ließ ihn am Slytherintisch sitzen.

„Ich glaube nicht, ob das die richtige Entscheidung war“, murmelte Dominique, doch Alice schien umso zuversichtlicher zu sein. Sie schlug den Tagespropheten auf und erklärte, ohne sich das Schauspiel anzusehen: „Er folgt ihr aus der großen Halle.“

„Ja“, überrascht runzelte die Blonde die Stirn. „Woher weißt du das?“
 

„Weil ich Malfoy eben ein bisschen besser durchschaue als ihr.“ Mit einem wissenden Lächeln schlug sie die erste Seite des Propheten um. „Mal im Ernst, hast du nicht bemerkt, wie ungehalten er wurde, als Rose letzte Woche Donnerstag zusammen mit Jonathan Redford über die neue Platte der Schicksals Schwestern fachgesimpelt hat? Ich musste sie nur noch dazu bringen, aufs Ganze zu gehen, um meiner Behauptung den Beweis zu liefern.“
 

„Ich bin schockiert“, gab Dominique zu. „Hast du so auch meinen Cousin im Griff?“

Die Hufflepuff tat, als würde sie einen besonders interessanten Artikel über die neue politische Vereinigung der Kobolde lesen. „Ach ... das schafft der von ganz alleine. Manchmal redet sich Albus schlicht um Kopf und Kragen.“

Ein Lächeln schlich über Dominiques Lippen und sie spießte einen Streifen Speck auf, als Alice beflissentlich nebenbei erwähnte: „Was macht dein Fred-Problem?“
 

Statt, wie üblich mit einer Schimpfparade zu antworten, schwieg sie.

„Das klingt nach mächtig ernstem Ärger im Paradies!“, entfuhr es Alice ehrfürchtig und Dominique musterte den Streifen Speck auf ihrer Gabel missmutig. „Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, meinen eigenen Cousin nicht mehr zu kennen.“ Interessiert schob Alice die Zeitung beiseite und bat so ihre Freundin, weiterzuerzählen. Was sie auch bereitwillig tat.
 

„Da nehme ich mir Al vor, um ihn bezüglich seines Plappermauls zu rügen und er erzählt mir Dinge, die ich über mich selbst noch nicht einmal wusste. Fred dagegen scheint bestens im Bilde zu sein. Dann kommt mir die Vermutung, dass wir uns immer dienstags treffen, weil wir es als Kinder auch getan haben und gestern Abend küsst er mich. Und jetzt -!“, sie sah Alice flehentlich an. „- analysiere das Ganze bitte für mich und sag mir, was ich tun muss, damit ich ihn wieder hassen kann!“

Im ersten Moment reagierte Alice gar nicht, schließlich brach sie in lautes Gelächter aus. „Du fragst mich, was du nun tun musst, damit du ihn wieder hasst?“ Erfreut klopfte sie mit der flachen Handfläche auf den Tisch. „Ich sag dir was: gar nichts wird möglich sein. Ich meine – du magst Fred, oder?“

Wieder gab Dominique keine Antwort, doch Alice schien es zu reichen. „Dome, was stört dich eigentlich? Dass er dich verwirrt? Dass du nicht weißt, wie du ihn einschätzen sollst, oder weil dir der Kuss gefallen hat? Was bei ziemlich vielen Hexen der Fall ist.“
 

„Alles zusammen!“, brach es aus der Veela heraus. „Von heute auf Morgen verändert sich mein Weltbild von ihm und plötzlich scheint nichts mehr so, wie es mal war! Ich will diesen inkompetenten, sadistischen, sadomasochistischen, unfähigen, diskriminierenden, verantwortungslosen, egoistischen, ambivalenten, egozentrischen, vollkommen nutzlosen, verabscheuungswürdigen -!“

„Flubberwurm“, half Alice aus, um das Ganze zu verkürzen und erntete einen strafenden Blick.
 

„Und was ist übrig davon?“, empörte sich die Ravenclaw in einer gehobenen Lautstärke. „Ein intelligenter, charmanter, cleverer, höflicher, verführerischer, humorvoller -!“

„Wie auch immer“, unterbrach Alice erneut. „Wie wäre es, wenn du ihm einfach vor die Füße knallst, was du denkst, und dass du es ganz und gar nicht gut findest, wie er mit dir umgeht.“

Einen Augenblick lang glaubte sie, Dominique würde ihren Vorschlag mit einer Handbewegung abtun, doch stattdessen starrte die Blonde sie eine Weile schweigend an, bis sie schließlich den Speck verspeiste. In Gedanken gab sie Alice vollkommen recht und schwor sich, ihm bei der nächstbesten Gelegenheit zur Rede zu stellen.
 

Leider kam die nächstbeste Gelegenheit viel zu schnell.
 

Die dritte Stunde war um und der Korridor überfüllt von Schülern. Jeder versuchte sich am Rand entlang zu schieben. Lautes Gelächter hallte an den hohen Wänden wider. Geister schwebten amüsiert und tratschend durch die Luft und Professor McGonagall versuchte erhoben auf einen Hocker, einige ihrer Schützlinge noch ein paar Anweisungen mitzugeben.

„Miss Potter, Charmaine Bell möchte Sie später noch wegen dem Training sprechen, Mister Hopper, Professor Flickwick lässt ausrichten, dass er Ihr Nachsitzen nicht vergessen hat, also heute achtzehn Uhr, seien Sie pünktlich -“

Innerlich wartete Dominique bereits darauf, dass auch sie zu Recht gewiesen wurde und duckte sich neben Rose. Ihre Cousine hatte schon den ganzen Tag ein grausig gruseliges Grinsen auf den Lippen und der Grund dafür schien beinahe schon penibel.

Malfoy.
 

Was der verehrte König von Slytherin genau getan hatte, nachdem sie am Morgen aus der großen Halle gerauscht war, hatte die Weasley bislang noch nicht verraten und scheinbar hatte sie es auch nicht vor. Alice dagegen schien das nur recht und summte zufrieden vor sich hin, während Dominique fast vor Neugier zu platzen schien. Aber okay, wahrscheinlich musste sie Rose mit einem Stück Käsekuchen erpressen, oder schlicht Alice vorschicken, damit sie die Malfoy-geflashte auf den Boden der Realität zurückholte. Und wo sie gerade bei Realität war, ihr Magen verkrampfte sich augenblicklich, als sie registrierte, wer ihr entgegen kam. Fröhlich schwatzend rauschte Fred zusammen mit Albus und seinem Freund Alexis Montrose an ihr vorbei. Als hätte sich ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt, fuhr Dominique mit erhobenem Zauberstab herum.
 

„Fred Weasley! Wir haben etwas zu klären!“
 

Ihre helle und klare Stimme sorgte dafür, dass es augenblicklich vollkommen still im Korridor war. Sämtliche Schüler hielten inne und starrten sie an. Albus reagierte als Erstes und murmelte: „War schön mit dir, Alter. Dann mach‘s Mal gut.“ Sofort wich er einige Schritte von Fred weg und zog Alexis mit sich. Den Arm ausgestreckt, hatte sie ihren Zauberstab nun direkt auf Fred gerichtet. Es trennten sie nur noch wenige Meter von einander.
 

„Ähm Dome ...“, äußerte sich Rose verhalten und hustete gekünstelt. „Ich verstehe ja, dass Fred dich oft schikaniert hat, aber jetzt einen Mord zu begehen ist äußerst ungünstig.“

„Angesichts der ganzen Zeugen“, setzte Albus in sicherer Reichweite hinzu. Statt sich geängstigt zu fühlen, grinste Fred sie selbstsicher an. Das rotbraune Haar war so zerzaust wie eh und je und die blaugrauen Augen direkt auf sie gerichtet. „Das Was von gestern Abend ist dein Problem, richtig Weasley?“

Er fing direkt den goldenen Schnatz, aber dies wollte Dominique ihn nicht direkt auf die Nase binden. Angespannt neigte sie den Kopf und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.
 

„Was ist mein Lieblingseis?“

Verwirrt runzelte Fred die Stirn und sprach: „Erdbeere, du magst überhaupt alles, was mit Erdbeeren zu tun hat. Tee, Plätzchen, Küchen ...“

„Richtig“, gab sie zu. „Mein Lieblingsspiel war?“

„Miss Weasley, hätten Sie die Güte und würden ihren Zauberstab sinken lassen!“, brüllte Professor McGonagall über die versteinerte Schülermasse hinweg. „Mister Weasley, Sie kommen sofort in mein Büro und erklären mir diesen Aufstand!“ Statt auf die Professorin zu achten, regte sich Fred nicht.

„Häschen, hasch mich – schätze, wenn du könntest, würdest du es auch heute noch spielen.“

„Mein Lieblingsort?“, machte Dominique unbarmherzig weiter. Ihr Herz schlug schneller und sie ging einen Schritt auf ihn zu. Fred legte den Kopf in den Nacken, so als müsste er nachdenken, doch sie wusste, dass er die Antwort bereits seit Langem kannte.
 

Heuchler.
 

„Schätze, es war die Schaukel am großen Kirschbaum. Jetzt wird es eher die Bücherei sein.“

Etwas, in ihrem Magen flatterte. Nach dem weißen Kleid brauchte sie nicht fragen. Sie wollte etwas Anderes wissen, etwas, dessen Antwort nur er alleine kannte.

„Warum knechtest du mich immer dienstags?“

Das breite Grinsen verschwand, ganz langsam und doch immer sichtbar. Zum ersten Mal glaubte sie, hinter die Fassade des sorglosen Witzboldes und gerissenen Charmeurs zu blicken.
 

„Wir sind Dienstagmenschen“, sprach er ruhig. „Schon vergessen?“

Seine simple Antwort brachte sie zum Lächeln. Dominique ließ ihren Zauberstab sinken und Fred setzte hinzu: „Das waren wir schon immer, außerdem brauchst du doch die Samstage, um mit mir auszugehen.“ Seine Selbstsicherheit kam zurück und verlieh seinen Lippen jenes unwiderstehliche Lächeln, auf das bereits viele Hexen reingefallen waren. Aber für sie war es ehrlich und keineswegs aufgesetzt.

„Ich glaube eher nicht“, gab sie kund und spürte, wie Alice und Rose jeweils eine Hand auf ihre Schultern legten, fast so, als wollten sie ein Duell verhindern.
 

„Du hast schließlich nicht gefragt.“
 

Niemand sagte etwas, sämtliche Schüler hielten die Luft an und ihre Köpfe ruckten nach links, wo der Schulsprecher sich verlegen mit der Hand durch das Haar fuhr. „Nun denn ...“, begann er zögerlich und sah knapp auf Professor McGonagall, die über den Rand ihrer Brille hinweg blinzelt, „falls wir Samstag nicht beide wegen Auffuhr im Korridor nachsitzen müssen, hast du Lust, ein Butterbier auf meine Rechnung zu trinken?“

Ein Strahlen zog über ihr Gesicht, gepaart mit einer zarten Röte auf ihren Wangen, schluckte sie schließlich hart. „Nicht nur eines, mein Lieber.“

Sie sahen einander an und mit einem Mal war Dominique, als könnte sie sein Verhalten nachvollziehen. Ihn irgendwie verstehen. Vielleicht würde sie noch ein, zwei Mal nachhaken und ihn in Verlegenheit bringen, aber die Wut über ihn war verschwunden. Stattdessen machte sich ein anderes Gefühl breit. Ein Gefühl, was sie bei Clay Richmond glaubte verspürt zu haben.

Wie hatte sie sich geirrt!
 

„Ich hoffe, es wird Ihnen nichts ausmachen, dann am Sonntag mein Büro zu besuchen, um ein paar Strafarbeiten wegen Unfug im Korridor abzuarbeiten“, holte Professor McGonagall sie in die Wirklichkeit zurück. Empört sah Dominique auf und entdeckte ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen der alten Frau. „Oder sollte ich sagen, wegen ganz jugendfreiem Kino?“

Fred trat zu seiner Cousine und sie hielt kurz die Luft an, als sie eine sanfte Bewegung an ihrer rechten Hand verspürte. Innerlich aufgeregt, hielt sie ihren Kopf aufrecht und lauschte den Worten ihres Cousins. „Vielleicht können wir uns auf ein paar abgezogene Hauspunkte einigen, Professor.“

„Vielleicht“, sprach Professor McGonagall zögerlich. „Zumindest, wenn Sie sich jetzt darum kümmern, dass sich dieser“, sie zeigte auf die ganzen glotzenden und lauschenden Schüler, „Armeisenhaufen wieder auflöst.“
 

Seine Hand umfasste die ihre.
 

Fred hob beide Augenbrauen, dann rief er laut: „Nun macht schon, Leute! Oder ich ziehe jedem Haus ein paar Punkte ab, weil ihr es gewagt habt, euch der Autorität des Schulsprechers zu widersetzten!“

Widerwillig trollte sich die Gruppe, einige lachten, einige fluchten, andere versuchten mit provozierenden Sprüchen die Aktion auszureizen. Doch für all das hatte Fred keine Augen. Er sah auf die blonde Hexe herunter, dessen Wangen rot waren und war versucht, mit der freien Hand durch ihr offenes Haar zu streichen. Als die Schüler sich grob an ihnen vorbeidrängten, weil sie mitten im Weg standen, glitt sein Gesicht zu ihrem Ohr und murmelte: „Du weißt ganz genau, warum wir uns immer dienstags treffen. Nichts wird dem Zufall überlassen.“
 

Ihr Griff um seine Hand verstärkte sich. Es war Antwort genug.
 

Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von:  Farbwolke
2014-01-07T15:49:22+00:00 07.01.2014 16:49
hallo :)
Wunderbarer One-Shot. Ich fand das Ende besonders toll, aber was mir am meisten gefallen hat ist das Fred sich alles von Dome gemerkt hat. Hätte ich ja eigentlich niht gedacht, wenn ich ehrlich sein soll. Arme Dome, da wollte sie mal das "sagen" haben und dann kommt der blöde Fred und nimmt ihr den Wind aus den Segeln ;/

Du hast die Worte für den OS gut getroffen. Und er war auch toll beschrieben >___<

Grüße
Wolke
Von:  Omama63
2012-05-07T15:07:11+00:00 07.05.2012 17:07
Ein super OS und ein schönes Ende.
Hat mir sehr gut gefallen.
Klasse geschrieben.
Von:  Petulia
2011-12-23T20:52:06+00:00 23.12.2011 21:52
Was ich vergessen habe zu sagen: ich liebe deine Wortwahl!! macht die story umso grandioser!!!
Von:  Petulia
2011-12-23T20:46:26+00:00 23.12.2011 21:46
oh wie gut! dein schreibstil ist richtig richtig gut und deine ideen auch! Die beiden sind ja zuckersuess!
die dialoge waren der knaller und es wirkte alles unglaublich echt und glaubwuerdig! davor ziehe ich meinen hut ;D
Von:  LittleBastard
2011-05-02T12:33:53+00:00 02.05.2011 14:33
oh man, war das süüüüss...

die beiden waren toll. und dann dieses hin und her...
und der schluss *seufz*

so süss, und romantisch, aber trotzdem fred-like und passend.
und hach... ich find das so schön, wenn nem kerl so kleinigkeiten auffallen, wie das lieblingsgericht, der lieblingsort usw. :)

das muss liebe sein.

ich freu mich auf die anderen OS... :D

und mal so nebenbei. kann man sich OS von dir wünschen?! :D
es wäre sooo cool ein alice/albus OS zu lesen.
also, wenn du zeit und lust hast... ;)

lg, LB
Von: abgemeldet
2011-04-29T20:17:18+00:00 29.04.2011 22:17
alter falter, ich bin schlichtweg hin und weg! einfach gigantisch!
mein herz rast und ich hab ein fettest grinsen im gesicht! es ist einfach nur.. gigantisch!

ich mein.. es war .. ihc find keine worte! ich machte jedes einzelne wort! (und mich hätte es doch sehr interessiert, was der gute scorp mit rose nun gemacht hat!!^^)

dome und fred. ja, da steh ich drauf, haste fein gemacht. und ich fänds nicht wirklich schlimm, wenn da noch VIEL mehr dazu kommen würde!
einfach herrlich beschrieben. die charas sind super gemacht und die geschichte las sich von selbst
kaum hatte man angefangen, schon war man fertig! einfach himmlisch!

wirlich ein einmaliger os!
Von:  Charlott
2011-04-24T22:25:30+00:00 25.04.2011 00:25
Ich bin seit dem ersten Kapitel von It's a heartache Fred und Dome hoffnungslos verfallen. Und dann musste ich erkennen, dass es wohl kaum zu diesem Pairing kommt. (Okay, es gibt aber auch sehr interessante Alternativen *-*)
Jedenfalls war dieser unglaubliche Oneshot genau die Liebesgeschichte zwischen Fred und Dome die ich mir nun schon soo lange wünsche.
Kaum zu glauben, dass Fred so romantisch ist und sich an alles aus der Vergangenheit erinnert, während Dome das fast alles vergessen hat. Die Szene, wo Al alles ausplappert ... wah, ich bin fast gestorben. Das war einfach nur Zucker. <3

Falls du je wieder Ideen zu diesem Paar hast schreib sie auf. Ich werde sie verschlingen. *-*

Liebste Grüße :)
Von: abgemeldet
2011-04-24T17:36:35+00:00 24.04.2011 19:36
*reingehopstkommt*
Fröhliche Ostern, meine Liebe! :D

So sehr ich auch dir liebend gern eher Schokolade oder Sinnvolleres gegeben hätte, gibt's von mir nur einen Kommentar, der aber dann wiederum auch nicht wirklich einem Geschenk gerecht wird. -.-

Ich liebe diesen One Shot! Es gehört zu denen, die wirklich einem eine Pause und Ablenkung vom stressigen Alltag schenken. (: Ich bin ehrlich und gestehe, dieser Stil - der auch übrigens vielmehr in deinen One Shots und It's a heartache mitsamt You are so beautiful verwendet wird - ist zwar bei mir nicht auf Platz Nummer Eins (aber definitiv gehört es zu meinen Lieblingen! :D), doch nichtsdestotrotz besitzt es eine Art an sich, die einem nur zum Lächeln bringt und, wie erwähnt, für einige Momente alles um sich vergessen lässt, einen wirklich in seinen Bann zieht; gefällt mir sehr! (:

Ein kleiner Aspekt stört mich aber schon etwas - natürlich weiß ich, wie sehr du Scorpius&Rose liebst, aber ich finde, wenn's mal nicht um ihnen geht, dann treten sie trotzdem oft auf... gut, vielleicht würde ich das ja auch machen mit Hermione&Draco oder sonst wen, den ich vergöttere, aber irgendwann ist da wohl auch eine Grenze, denke ich. Es gibt einfach hier zu viele Geschichten, in denen andere Paare die Hauptrolle spielen, aber Rose&Scorpius müssen dann immer als Beispiel, Hilfe oder Nebenpaar fungieren; und irgendwann wird's wohl doch eher zu viel. ;D In diesem Fall hätte ich eher Dominique - die nebenbei auch noch ziemlich vorsichtig zu sein scheint - eher Alice fragen und somit auch vielmehr Alice&Albus als Beispiel- oder Nebenpaar darstellen lassen, denn Dominique selbst scheint ja selbst die Beziehung zwischen Rose und Scorpius nicht wirklich als fest zu betrachten. Aber das nur auch am Rande erwähnt, Dahlie. (:

Eine nette Abwechslung, obwohl du zumindest bei mir in It's a heartache gute Arbeit geleistet hast, sodass ich schon Ceres&Fred und Dominique&Lorcan genieße und zu lieben angefangen habe. ;]

Liebe Grüße abgemeldet
Von:  Asketenherz
2011-04-18T08:20:39+00:00 18.04.2011 10:20
Und du hast mich überzeugt ^^ Ich finde es ab diesem Punkt überhaupt nicht mehr schlimm, wenn Cousin und Cousine... Ach, das ist einfach alles kleiner drei.
Von:  Asketenherz
2011-04-18T08:17:37+00:00 18.04.2011 10:17
Oh mein Gott!
Ich liebe es! Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass dieser OS für mich geschrieben wurde, aber ich finde es ist der beste, den ich je gelesen habe. Es ist sooooo großartig... das Ende... das Zwischendrin. <3
Und du hast Doppel-A, Doppel-A genannt! Da musste ich voll lachen... und dann hast du noch so eine schöne Lebensweisheit reingebracht mit dem Kämpfen....

Danke, danke danke! Ich bin voll aus dem Häuschen.


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