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Die Konkubine

Sesshomaru x Kagome
von

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Der neue Plan - Saubere Version

Die Konkubine - Der neue Plan
 

Aber Hoffnung gab es immer. Er musste grinsen. Dann nahm er sie sich eben früher, als ursprünglich geplant.

Er folgte ihrem Geruch durch den langen Gang und blieb an ihrer Türe stehen. Er hörte drinnen, wie Kuchichi versuchte, mit Kagome zu singen. Das Mädchen sang nicht einmal, stattdessen murmelte sie einfach etwas mit.

Seine Klaue ergriff die Schiebetüre und schob sie zur Seite.

„Wunderschönen guten Morgen, Milord.“, sagte Kuchichi mit einem Lächeln und verbeugte sich.

„Du kannst wegtreten.“, sagte der Dämonenlord monoton, nachdem er sie mit einem Nicken begrüßt hatte.

Die Kijo sah verwirrt von Sesshomaru zu Kagome und dann zurück. Ein wissendes Lächeln erschien auf ihren Lippen, das Kagome nicht entging. Was jetzt, dachte sie sich.

„Wie Milord wünschen.“, sagte sie, verbeugte sich und verschwand.

Einen Moment lang stand er da und sah sich Kagomes kurvige Form an. Der blaue Kimono betonte ihre Augen und gab ihr einen majestätischen Hauch. Sie war, in der Tat, wunderschön.

„Es gibt eine Modifizierung, Miko.“, sagte er schliesslich und ging einen Schritt auf sie zu, „Heute Nacht ist zu heute Morgen geworden.“
 

Damit stand er plötzlich vor ihr und drückte ihren weichen Körper an seinen. Seine Lippen versiegelten ihre, als sie sich erschrak und schreien wollte.

Ihre schwachen Schläge machten ihm nichts aus, als er sie aufhob, sie auf das Futon legte und sich seinen Platz zwischen ihren Beinen sicherte…
 

„D-Du… hältst dich nicht… an… die Abmachung!“, sagte Kagome zwischen seinen ununterbrochenen Küssen.

Seit einigen Momenten versuchte der Daiyoukai ihre Schwatzhaftigkeit mit seinen Küssen zu unterbrechen und jedes Mal, wenn er ihr etwas Luft für ihre Lungen gönnte, nutzte sie diese Gelegenheiten, um ihre Sätze zu vervollständigen.

„Schweig, Miko.“, forderte er sie geduldig auf, als er ihren Hals liebevoll küsste. Jedenfalls hatte Kagome das Gefühl, dass er das so tat. Aber sie fühlte sich beim besten Willen nicht gereizt von seinen Berührungen. Woran das lag, wusste sie nicht. Sie wusste, normale Frauen mit rotem Blut würden Sesshomaru selber vergewaltigen. Und hier war sie, die kleine Miko, die durch die Zeit reisen konnte und rein zufällig die Hüterin des Juwels der vier Seelen. Sie hatte eine Würde, die sie zu verteidigen hatte. So wahr ihr die Kamis helfen, sie wollte lieben, bevor sie DAS tat.

„Was soll das heissen schweig, Miko?! Du kannst mich nicht einfach abschalten!“, protestierte sie und versuchte, ihn von sich weg zu drücken.

„Wenn die Bedeutung von abschalten zum Schweigen bringen ist, kann ich es sehr wohl, Miko.“, antwortete Sesshomaru mit leicht verengten Augen.

Er verstand nicht, warum sie ihm diese Kleinigkeit so schwer machte. Dabei war es ganz offensichtlich, dass man während dem Akt mit der Stimme ganz andere Töne machte und das sogar ganz ohne Worte.

Kagome liess sich von seinen Worten nicht beirren. Er hatte ihr praktisch versprochen, dass er erst ihrem „Traummann“ entsprechen und sie erst dann von ihrer Unschuld berauben würde. Gut, sie wollte bis dahin schon längst über alle Berge sein. Aber einen Deckplan brauchte sie nach wie vor, um Zeit zu schinden. Vielleicht würde sie sich ja in ihn verlieben bis dahin? Wer wusste das schon? Aber das, das war zu viel. Es war noch nicht einmal eine halbe Stunde vergangen, als er ihr dieses Versprechen gab und schon hatte er heute Nacht zu heute Morgen gemacht.

„Woher dieser plötzliche Sinneswandel?“, fragte sie plötzlich und fixierte seinen Kopf.

Sesshomaru, der ihre momentane Schweigsamkeit als Unterwerfung wahrnahm, küsste ihren Hals weiter, bis ihre Frage ihn tatsächlich dazu brachte, an ihre Kehle zu seufzen. Eine Frage, die ihm die Augen öffnete. Sie würde nicht schweigen, bis sie die gewünschten Informationen hatte. Sie belügen war nicht unbedingt seine Idee, aber die Wahrheit war auch nicht gerade das, was er ihr sagen wollte. Deswegen entschloss er sich, erst einmal mit der Teilwahrheit hervorzurücken.

„Miko. Lord Ako hat die anderen Lords eingeladen.“, fing er langsam an und sah in ihre fragenden Augen, welche ihn dazu aufforderten, weiterzureden, „Unter uns Lords ist es eine friedliche Geste der Gleichstellung, dass wir unsere Konkubinen den anderen anbieten.“

Und er hoffte, dass sie verstand, was er damit meinte. Aber die zusammengepressten Augenbrauen und die leicht verengten Augen deuteten ihm an, dass sie es nicht tat, was ihn tatsächlich zum zweiten Seufzer zwang.

„Anbieten.“, sagte Kagome plötzlich und holte ihn aus seinem plötzlichen Selbstmitleid heraus. Eine elegante Augenbraue schoss sich in die Höhe und jetzt war er an der Reihe, sie schweigend anzusehen.

„Na du hast gesagt, dass wir unsere Konkubinen den anderen anbieten. Was hat das bitteschön mit mir zu tun? Du musst mich ja nicht anbieten.“, klärte Kagome ihn auf, ehe er den Mund aufmachte.

„Das ist korrekt. Wie auch immer, wir haben auch die Bedürfnisse der Lords zu berücksichtigen. Wenn sie zu sehr darauf bestehen, die eine bestimmte Konkubine haben zu wollen, so muss der Gastgeber beugen. Aber er muss sich nicht beugen, wenn es die Konkubine nicht will.“, sagte er und küsste ihren Kinn.

„Tja, d-dann brauchst du dir keine Sorgen zu machen, weil ich NICHT WILL!“, schrie sie die letzten zwei Worte und drehte genervt den Kopf weg.

‚Also wirklich! Wofür hält mich dieses arrogante, miese Schwein!’, dachte sie verbittert und verschränkte, trotz der kurzen Distanz zum Lord, ihre Arme vor der Brust.

Ihr Mut und ihre Stärke liessen den Dämon kalt, und beugte sich vor, bis seine Lippen an ihrem Ohr war und flüsterte: „Lord Tsuyoshi vom Norden hat die Fähigkeit, eine Frau mit seinem Blick zu verführen.“

Damit küsste er die Muschel, der Kagome einen Schauer durch den Körper jagte. „W-Wie meinst du das?“, fragte sie etwas atemlos.

„Wenn er eine Frau will, sieht er sie so lange an, bis sie genau das tut, was er sich mental vorstellt.“, ergänzte er und knabberte an ihrem Ohrläppchen.

„W-Wie geht d-das?“, flüsterte sie nervös und atemlos zugleich. Was war das nur für ein warmer Schauer, der in ihrem Körper hoch- und runterjagte?

„Hypnose. Er übermittelt seine mentalen Wünsche und Vorstellungen durch Blickkontakt.“, sagte er und küsste sie ihrem Kiefer entlang.

„Ich… schaue ihn… einfach n-nicht an.“, flüsterte sie jetzt atemlos zurück, als seine Klaue ihre Seite sanft untersuchte. ‚MISTKERRRLLLL!’, schrie sie in Gedanken und versuchte verzweifelt, bei der Sache zu bleiben.

„Hn.“, hauchte er auf ihren Hals zurück, während die reisende Klaue plötzlich unter ihr war und ihre Taille an den warmen Körper über sich zog. Um einen erschrockenen Schrei von ihr zu vermeiden, drückte er erneut seine Lippen auf die ihre und verschlang ihre kirschförmigen Lippen. Seine freie Hand hielt den Ärmel an ihrem Oberarm und zog es sanft herab, wobei er ihre Schulter befreite.

Niemals hätte sie daran gedacht, dass das sanfte herabziehen von Seide auf ihrem Oberkörper so unheimlich und verlockend sein konnte. Es war, als ob ihr ganzer Körper gleichzeitig liebkost wurde. Feurige Wellen durchfluteten ihren Körper und prallten sich im Zentrum ihres Körpers aneinander.

Verzweifelt versuchte sie, ihr Verlangen zu unterdrücken. Sie wollte die leidenschaftlichen Geräusche für sich behalten und den verrückten Mann über sich nicht noch mehr motivieren, selbst wenn ihr Körper die Zuneigung eines Mannes wollte.

‚Darf… nicht…’, fing das Mädchen an, sich in ihren eigenen Gedanken zu belehren. Doch der logische Menschenverstand hatte sich in dem Moment abgestellt, als der Dämon sich erneut an sie drückte und in ihren Hals hauchte. Ausser die Augen zusammen zu pressen und einem atemlosen Seufzer von sich geben, konnte das Mädchen nichts anderes tun.
 

\\°o°//
 

Er sah auf das Bett und sah, wie viel sie geblutet hatte und es nach wie vor tat. War das normal? Und jetzt wimmerte sie auch noch im Schlaf. Er legte sich hinter sie, presste ihren Rücken an seine Brust. Sie war nicht fruchtbar, als er an ihrer Haut schnüffelte. Wieso blutete sie? Hatte er sie verletzt? Normalerweise würde ihm das nichts ausmachen, aber bei so etwas würde man seine Fähigkeiten als Mann hinterfragen. Auf der anderen Seite, war es ihm egal, was die anderen dachten. Aber dann wiederum, ging es hier um seine Männlichkeit!

Ein Mann war nur dann ein Mann, wenn er es beweisen konnte. Und wenn die Frau hier in seinen Armen wegen seiner „Unfähigkeit der Natur gegenüber“ sterben würde, wäre er als … Er wusste nicht, als was man ihn dann ansehen würde. Man würde wohl daran zweifeln, dass er jemals einen Erben für seine Länder präsentieren könnte.

Er liess Kagome im Bett und richtete sich auf. Dass sie so viel blutete, war ihm nicht geheuer und es ekelte ihn, bis zu einem gewissen Grad auch, selbst in ihrem Menschenblut praktisch getränkt zu sein.

Leise verliess er ihr Gemach und begab sich in sein eigenes. Er würde später einen Heiler zu ihr schicken. Aber er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Ob es sein Gewissen war? Ob es ihr Blut an ihm war, das ihn so beschuldigte, als hätte er das Blut eines Unschuldigen vergossen? Als grosser, mächtiger Dämon hatte er oft Menschen gefressen, oder andere nutzloses Youkaipack. Nichts von dem hatte ihn je so geekelt, wie ihr Blut an ihm. Er schüttelte nur den Kopf und ging weiter.
 

\\°o°//
 

„Au…“, wimmerte Kagome, als sie nach wenigen Stunden aufgewacht war. Sie konnte sich kaum bewegen. Die Schmerzen DORT unten waren unerträglich.

Wie sie gerade den Hundedämon verfluchte. Konnte er nicht sanfter mit ihr sein?! Und dann kam sie sich selbst wieder in den Sinn. Sie WOLLTE ihn brutal haben. Also traf es ihn keine Schuld. So sehr es ihr gerade wehtat. So sehr sie ihn hasste. Sie brachte es nicht fertig, dieses Erlebte zu bereuen. Ganz im Gegenteil. Es war wundervoll. Und kein Stückchen so, wie sie es sich in ihren wildesten Fantasien ausgemalt hatte. Sie hatte sich etwas Romantisches und Liebevolles vorgestellt. Und nicht dieses harte, gnadenlose, wilde, schnelle… sie seufzte.

„Und was nun?“, fragte sie sich selber, als sie sich ans Bett drückte und die Schmerzen zwischen ihren Beinen ignorierte.

Als sie die Augen schloss, um weiter zu schlafen, kamen schon Aoi und das andere Dienermädchen von heute Morgen ins Zimmer und richteten das Bad her. Sie konnte sich vorstellen, wie stark es in diesem Zimmer nach… nach… DAS… roch und lief gleich rot an. Youkai rochen immer alles intensiver.

„Milady, das Bad ist bereit.“, sagte Aoi und kniete am Fussende des Bettes nieder.

„Mir tut alles weh, Aoi.“, sagte Kagome bemerkte erst jetzt, wie heiser ihre Stimme klang, „Ich kann mich kaum bewegen.“

„Dann trage ich Euch in Euer Bad, wenn Ihr es wünscht. Bedenkt, Kagome-Sama, die anderen Lords werden bald eintreffen.“, sagte Aoi und richtete sich langsam auf, um sich neben Kagomes Bett zu begeben.

„Ist ja gut…“, sagte Kagome und richtete sich auf.

Und jetzt sahen beide Bedienstete das Blut im Bett. Und nicht nur sie, sondern auch Kagome, die blass wurde.

Das halbe Bett war rot bedeckt. Aber das Blut war wenigstens trocken. Kagome fasste sich schnell zwischen die Beine, zuckte vor Schmerz zusammen, war aber dann vergewissert, dass sie nicht mehr blutete.

Die Bediensteten behielten ihre Gedanken für sich.

„Ab ins Bad, Kagome-Sama. Das warme Wasser wird Euch gut tun!“, sagte Aoi, worauf Kagome nur lächeln und nicken konnte.
 

Oh, das warme Wasser bewirkte grosse Wunder. Die Schmerzen liessen langsam nach. Ihre wunden Muskeln erholten sich. Sie konnte nur die Augen glücklich schliessen und die schönen Blumengerüche des Wassers inhalieren.

Kagome nahm nur nebenbei wahr, dass die Bediensteten die Bettsachen wechselten, oder eher komplett mit einem neuen Bett tauschten.

Auf der einen Seite hatte sie ein Gewissen, auf der anderen, zahlte es Sesshomaru und nicht sie. Wenn er so rücksichtslos mit ihr war, konnte er auch selber die Verantwortung dafür tragen.

Sie beschloss sich, genau in diesem Moment, dass ausser körperlicher Beziehung niemals etwas anderes zwischen ihr und Sesshomaru sich je entwickeln würde. Sie war von Natur aus eine liebende Person, aber Sesshomaru war es nicht. Er würde sie, erstens, nie lieben und zweitens, wollte sie seiner kranken Liebe nicht ausgeliefert sein. Sie waren einfach kein Stückchen auf der gleichen Ebene.

Und sie würde von hier verschwinden, sobald sie die Gelegenheit dazu bekam. Auch wenn das bedeutete, dass sie seine Geliebte solange spielen musste. Ihre Freiheit war es ihr wert, und dafür würde sie alles tun.
 

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Verdammte Miko. Sie liess ihn tatsächlich nur eine Runde mit ihr spielen, bis sie einschlief. Dabei war er ein Dämon! Er konnte mehr als nur DAS! Und im Moment WOLLTE er mehr.

Ja, er könnte auch zu den anderen Frauen gehen. Aber die waren alle so… er wusste es nicht. Er wusste nicht, warum er diese Frauen nicht begehrte. Nie begehrt hatte. Er belohnte sie nie wegen ihren Fähigkeiten im Bett. Sehr wohl aber mit ihren Gesängen, oder Musik. Gespräche und Inspirationen. Aber ansonsten, waren sie nicht auf seiner Wellenlänge.

Die Miko hingegen war jung und schön. Intelligent. Mutig. Leidenschaftlich. Wild und gleichzeitig kontrolliert. Sie war wie ein frischer Wind des Ozeans in seinen sonst so ruhigen vier Wänden.

Sie hauchte Leben und Abenteuer ein. Sie war vollkommen unberechenbar und eine Herausforderung. Auch wenn er sie schon nach paar Tagen hatte. Er war sich sicher, dass sie das ausnutzen würde, um von ihm wegzukommen. Darauf würde er sich vorbereiten.

‚Mal sehen, wie sie von mir entkommen will.’, dachte er unheilvoll.

Und er wollte sie jetzt gerade. Sie war so… Er schaltete hastig die Bilder von der Miko in seinem Kopf ab. Sie hatte kaum etwas getan, um ihn zu reizen. Aber sie gefiel ihm. So, wie sie sich gegen ihn und sich selbst wehrte. Und ihn gleichzeitig für sich selber begehrte und anbettelte.

Vollkommen unberechenbar. Und er liebte Unvorhergesehenes. Und die Miko versprach, sehr amüsant zu werden. Er musste nur noch die anderen Lords loswerden, dann konnte er weiterspielen.

Sesshomaru gestand sich, dass er sich wieder jünger fühlte. Als würde er gerade seine verlorene Jugend nachholen, die er in diesen vier Wänden verbracht und gearbeitet hatte. Ja, er war jung. Aber er fühlte sich sehr alt. Was waren schon seine 900 Jahre? Nichts. Aber wenn man sein Leben lang mit arbeiten, lernen und trainieren verbracht hatte, wurde man schon als Jugendlicher ein erwachsener Mann. Und bei ihm war es nicht anders.

Der Herr der Westlichen Länder nahm Jakens Geruch immer stärker wahr, wie dieser sich seinem Arbeitszimmer näherte und nach zweimaligem Klopfen warten blieb.

„Herein.“, forderte er ihn auf.

„Milord, die Vorbereitungen für die Lords sind abgeschlossen. Wir warten auf weitere Anweisungen.“, teilte Jaken mit und beugte sich tief nach vorne, bis seine Stirn knapp den Boden berührte.

„Dann hol mir meine Konkubinen. Sie sollen alle hierherkommen.“, sagte Sesshomaru, ohne sein Haupt von seinem Papierkram zu erheben.

„Wie Ihr wünscht.“, sagte der Diener und eilte davon
 

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Kagome hörte, wie Aoi mit jemandem vor ihrer Türe redete, beachtete diese aber nicht weiter. Sie war so müde. Wahrscheinlich wegen dem Blutverlust, den sie hatte.

„Kagome-Sama, wir müssen uns beeilen. Lord Sesshomaru wünscht die Präsenz von allen Konkubinen.“, sagte Aoi und gab ihrer Helferin den Befehl, einen Kimono aus dem Schrank zu holen.

In dem Moment ging schon die Türe des Zimmers auf und zwei Bedienstete trugen mehrere Kimono-Sets herein. Soweit Kagome es beurteilen konnte, waren diese Marineblau mit irgendwelchen Stickereien. Einige Teile waren weiss. Mehrere Socken waren oben drauf, und mehrere Obi’s in verschiedenen Farben.

„Oh, Lord Sesshomaru scheint Euch sehr zu mögen, Kagome-Sama.“, sagte Aoi verwundert.

„Wieso meinst du?“, fragte Kagome und starrte die Sachen genau an.

„So viele Geschenke auf einmal hat bisher noch keine der anderen bekommen. Normalerweise einzelne Uchikake’s oder wertvolle Obi’s. Aber ganze Sets, sogar die Sandalen sind mit drinnen.“, erklärte die Dienerin und hielt ein Handtuch für Kagome hin, damit sie aus der Badewanne herauskam.
 

Es fühlte sich wundervoll an. Die Seide auf ihrer Haut hatte eine ganz andere Struktur als die Kimonos, die sie bisher trug. Ja gut, direkt auf ihrer Haut war ein weisser Eri, welcher mit einem Band fest um ihre Talje festgebunden wurde. Darüber kam der wunderschöne, marineblaue Kimono, der sich als Furisode entpuppt hatte. Es hatte weisse Wölkchenfärbungen und Kirschblütenstickereien, welche sich von der linken, oberen Schulter auf der ganzen Rückseite hinweg, bis zu den Rändern des unteren Teils zierten. Sogar die langen, hängenden Ärmel waren bemalt und bestickt.

Auch die Furisode wurde erst mit einem Band festgebunden, sodass ein Stück oberhalb des Bandes herunterhing. Dann kam Aoi mit einem rosafarbenen Obi, der mit verschiedenfarbigen Blumen bestickt war. Der breite Gurt war fünf Meter lang und wurde dementsprechend um Kagome gewickelt. Der hängende Teil ihres Kimonos hing unten herab, als der Obi an Ort und Stelle war. Es sah aus, als wäre das Teil des Furisodes auch ein Gurt unterhalb des wertvollen Obi’s. Aoi machte mit ihrer Helferin, deren Name Kagome vergessen hatte, den Knoten vor ihrer Brust.

Der Knoten einer «Oiran» (Prostituierte). Und Konkubinen erging es nun einmal nicht anders.

‚Wahrscheinlich, damit der Lord die arme Frau gleich aufs Bett werfen und ihren „Gürtel“ aufmachen kann, ohne hinter sie zu greifen… wie erniedrigend.’, dachte Kagome und bekam ein Ekelgefühl von sich selber, ‚Was würde meine Mutter von mir denken, wenn sie mich SO sehen würde?’

Sie war eine Edelprostituierte. Egal, was sie geschenkt bekam, egal für wen sie da war. Am Ende war es ein und dasselbe. Ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen.

„Nicht weinen Kagome-Sama. Eure Schminke wird sonst ruiniert.“, sagte die Helferin.

„Was ist denn los, Kagome-Sama? Seid Ihr mit Euren Geschenken nicht zufrieden?“, fragte Aoi mit ehrlicher Sorge.

„Ich bin eine Hure.“, sagte Kagome und senkte ihr Haupt.

Die anderen zogen scharf die Luft ein und versuchten, sie zu beruhigen.

„Kagome-Sama. Es ist eine grosse Ehre, für unseren Lord zu Dienste zu stehen. Es ist eine sehr wichtige Aufgabe, den Lord glücklich und zufrieden zu stellen, sodass das ganze Land von seiner Freude profitieren kann.“, erklärte Aoi.

„Trotzdem leugnest du nicht, dass ich eine Hure bin.“, sagte Kagome.

Sie war so enttäuscht von sich selber. Sie hasste sich selber. Und je länger sie in den Spiegel sah. Je mehr sie von dieser Kleidung, dieser schönen Schminke, der wundervoll mit Blumen dekorierten Frisur entgegensah, desto mehr ekelte sie sich vor sich selbst.

Sesshomaru hatte sie zu dem gemacht? Der würde noch sein blaues Wunder erleben.
 

Die Bediensteten sahen die Miko erst besorgt an. Wie sollten sie diese Tatsache denn leugnen? Es war die Wahrheit. Und es war Alltag. Niemand degradierte eine Frau deswegen. Die Priesterin hatte, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Oiran in den Städten einen besseren, höheren Rang und Ruf. Sie musste sich nie wieder um etwas sorgen und bekam immer viele Geschenke. Und seit sie das erste Mal so viele Geschenke sahen, wusste jeder im ganzen Palast, dass die Miko die Favoritin war.

Und dann bemerkten sie, wie die Trauer der Miko sich zu Entschlossenheit verwandelte. Genau in diesem Moment wussten sie, dass die Miko irgendwann abhauen würde.

Sie wollten nicht wissen, was dann der Lord mit den beiden Dienerinnen machen würde, aber sie hofften, dass Kagome sie dann mitnehmen würde. Schliesslich gehörten sie nun ihr ganz allein. Selbst wenn sie arm war und kein Dach über dem Kopf hatte. Sie gehörten ihr.

„Wir müssen los, Kagome-Sama.“

Kagome nickte nur und lief ihr nach.
 

Diesen Weg kannte sie mittlerweile sehr gut. Dieser Weg führte in Sesshomaru’s Arbeitzimmer.

Aoi klopfte einmal an die Türe und öffnete es, als sie hörte, dass Sesshomaru die Eintrittserlaubnis gewährte. Kagome ging hindurch und blieb am Eingang stehen.

Im Raum waren fünf wunderschöne Dämonessen drinnen, die sie anstarrten.

Kuchichi, Sayu und Toki kannte sie bereits. Aber die beiden anderen noch nicht. Und seit sie diese abfälligen Blicke sah, wollte sie die beiden auch nicht kennenlernen.

Die eine Dämonesse war bestimmt eine Kitsune. Ihr Feuerrotes Haar und tiefgrünen Augen verrieten sie. Und die andere war… sie wusste nicht, was sie war. Wahrscheinlich eine Art Vogel, seit sie den einen Federschweif auf ihrer Hinterseite gesehen hatte. Sie hatte goldblondes Haar und transparentblaue Augen.

‚Iiih, sieht die unheimlich aus…’, dachte Kagome und unterdrückte einen Schauder, der ihrem Rücken runterzujagen drohte.

Die Kimonos waren alle besonders schön. Einzigartig und wie speziell für die einzelne Trägerin geschaffen.

„Du hast uns lange warten lassen, Mensch.“, sagte die eine unbekannte Dämonesse mit den transparenten Augen.

Kagome konnte nur verlegen lächeln und sich mit einem leichten Verbeugen entschuldigen.

„Du bist nur wenige Momente vor ihr eingetroffen, Ruri.“, sagte Kuchichi schnippisch und fächerte mit einer arroganten Haltung in ihr Gesicht.

„Und dennoch hat sie uns alle warten lassen.“, meldete sich die Kitsune zu Wort.

„Schweigt.“, sagte Sesshomaru ruhig und mit einem sanften Lächeln im Gesicht.

Das letzte Mal, als sie so ein Lächeln sah, war an jenem Tag, an dem sie ihn zum Ersten Mal sah. Damals lächelte er so, als er die Perle aus Inuyashas Auge gezogen hatte.

Kagome schauderte. Wie unheilvoll er aussah, wenn er so lächelte. Und wieso musste er jetzt gerade ausgerechnet SIE so anlächeln?! Was wollte er ihr denn noch nehmen?!

„Komm her, Kagome.“, sagte er und deutete auf seine Rückseite.

Kagome verengte ihre Augen in seine Richtung, tat aber, was er wollte. Sie lief um ihn herum und stand seitlich hinter ihm.

„Setzt euch.“, forderte er sie alle auf, was sie auch gehorsam taten, „Wie ihr bereits mitbekommen habt, kommen die anderen Lords heute Abend.“

Er sah sich um, und bekam die giftigen Blicke der beiden menschenfeindlichen Dämonessen mit. Der Lord konnte nicht anders, als in sich hinein zu grinsen. Mittlerweile wusste jeder, dass Kagome seine Favoritin war. Die besonderen Seidenkimonos und Zubehöre, ihre Position an seiner Seite und seine Geduld mit ihr, dass sie sich verspätet hatte.

Er wunderte sich, wann der nächste Konkubinenkampf stattfand. Nicht, dass er Kagome in die wilde Runde gegen diese zwei Frauen rein werfen würde, aber er würde manchmal diese beiden aufsässigen Kijos gerne gegrillt sehen. Jetzt besonders durch die heilige Energie der Miko. Aber zuerst musste er die Lords loswerden, ehe sie auf die Idee kamen, länger als einen Tag hier zu bleiben.

„Ayano, du bist die Favoritin von Lord Tsuyoshi, du wirst dich ab seiner Ankunft um ihn kümmern.“, fing er an, „Sayu, du kümmerst dich um Lord Hanzo. Kuchichi. Du weißt, Lord Ako wünscht sich nach wie vor dich. Willst du ihn immer noch nicht?“

Kuchichi beugte sich erst vor und antwortete, nachdem sie sich aufgerichtet hatte: „Nein, Milord. Ich wünsche ihn nicht.“

„Dann kümmerst du dich weiterhin um ihn, Ruri.“

„Lord Sesshomaru, bitte erlaubt mir, zu sprechen.“, beugte sich die Kitsune vor.

„Sprich.“

„Wir alle hier, Eure treuen Konkubinen, sind seit vielen Jahren hier an Eurer Seite. Wie kommt es, dass diese Menschenfrau den höchsten Status unter uns hat, wenn sie neu ist?“, fragte die Kitsune, ohne ihr Haupt zu heben.

„Weil sie meine Favoritin ist. Ich hätte dich intelligenter eingeschätzt, Ayano. Offensichtlich habe ich dich falsch eingestuft.“, sagte Sesshomaru, ohne sein unheilvolles Lächeln im Gesicht zu verlieren.

Dieses Mal schauderte Kagome. Wie konnte er nur so süss reden? So vollkommen harmlos und unschuldig wirken? Er war ein Monster! So sollte er sich auch aufführen, verdammt!
 

Kagome sah, wie sich die Dämonessen zusammenzuckten. Genau dasselbe ging wohl auch in ihren Köpfen vor.

„Kuchichi, Toki, eure Aufgabe besteht darin, uns zu unterhalten, mit euren Gesängen und eurer Musik.“, setzte Sesshomaru fort, „Und ich hoffe doch, ihr macht einmal etwas Neues.“

„Ja, Lord Sesshomaru.“, antworteten beide Frauen gleichzeitig.

„Nun geht.“

Gerade als Kagome sich aufrichtete, drehte Sesshomaru seinen Kopf leicht zur Seite, sodass er sie über seinen Blickwinkel sah und verengte leicht die Augen.

„Du nicht.“

Kagome seufzte und machte es sich bequem, so weit es ihr in Seiza ging.
 

„Was ist los?“, fragte Kagome, als die Konkubinen draussen waren und die Türe geschlossen wurde.

„Geht es dir besser?“, fragte er, während er wieder an seinem Papierkram weiterarbeitete.

„Einigermassen. Wieso fragst du?“, sie vertraute ihm früher nicht und das würde sich wegen einer Nacht niemals ändern.

„Du sollst lernen, mich nicht infrage zu stellen. Wenn ich dir eine Frage stelle, antwortest du und stellst keine Gegenfrage.“, erklärte er ihr.

„Tja, Pech gehabt. Ich war nie so besonders gehorsam.“, sagte Kagome genervt und verschränkte die Arme vor ihre Brust.

„Du hast dich mir unterworfen.“, setzte er fort, ohne sie eines Blickes zu würdigen, „Setz dich vor meinem Arbeitstisch.“

„Mir gefällt dein Hinterkopf besser als dein Gesicht.“, sagte Kagome und pflanzte sich sogar fester in ihren Seizasitz.

„Mir gefällst du von hinten auch besonders gut.“, sagte er und grinste in sich hinein. Er hoffte nur, dass sie die wirkliche Bedeutung dahinter verstand. Schliesslich hatten sie das ja auch.

„Du bist so ein Hund!“, knurrte Kagome.

„In der Tat.“, bestätigte er, „Ich wiederhole mich nicht, Kagome. Tu, was ich dir gesagt habe.“

Kagome musste dumm und gefügig spielen, wenn sie hier raus wollte. Bis dahin war sie sein Spielzeug, ob sie es nun wollte oder nicht. Widerwillig, in Gedanken, stand sie auf und umrundete ihn, nur um dann wieder zu sitzen.

‚Er würde es bemerken, wenn ich von einem Moment auf den anderen plötzlich die Brave bin. Langsam muss das gehen.’, dachte sie und bohrte mit ihren Blicken ein Loch auf seine Stirn.

„Hn.“

„Hm!“

Sesshomaru hob den Blick an und musterte die Miko genau an. Er hatte korrekt gedacht, dass diese Farbe des Furisodes ihre Augen und elfenbeinfarbene Haut perfekt betonen würde.

„Gefallen dir meine Geschenke?“, fragte er, ohne mit seinem Blick zu schweifen.
 

Kagome unterdrückte ein Schaudern. Wieso konnte er ohne zu blinzeln so lange starren? Es breitete sich ein mulmiges Gefühl in ihr aus. Sie fühlte sich wie die Beute eines wilden Raubtieres, der sie jeden Moment packen und fressen würde.

„Es geht.“, log sie wieder mit der Wahrheit.

Die Sachen waren wirklich traumhaft schön. Aber wie schön konnte das denn sein im Gegenzug zu ihrer Freiheit?

Das verwirrte ihn. „Es geht? Also gefallen sie dir nicht?“, fragte er irritiert nach.

‚Verdammt, sieht er unschuldig aus, wenn er seine Augen so… gross… macht…’, Kagome presste die Lippen aneinander, ‚Natürlich, er ist ja ein Hund. Und Hunde haben nun mal den verfluchten Hundeblick!’

„Du weißt, dass ich nicht materiell bin.“, antwortete sie.

„Ich verstehe.“, sagte er und schrieb dann weiter.
 

Nach einer Weile des Schweigens wurde es für sie zu viel.

„Kannst du mir bitte sagen, warum um Gottes Willen ich noch hier bin?!“, fragte die Miko genervt und setzte fort, „Doch nicht etwa, damit ich dir zuschauen kann, wie du irgendetwas da nieder kritzelst?!“

Der Youkai-Lord legte sein Schreibutensil nieder und sah die Miko irritiert, mit einer gehobenen Augenbraue, an.

„Nieder kritzelst? Wenn das eine Bedeutung wie niederschreiben hat, dann ja. Dir ist nicht erlaubt, auch nur für einen Moment ohne meine Präsenz zu sein.“, erklärte er ihr und setzte fort, „Du erinnerst dich an die anderen Lords. Ako ist bereits hier, und die anderen beiden sind sehr nahe zum Palast. Ich werde es nicht riskieren, dass, vor allem Lord Tsuyoshi, dich auch nur für einen Augenblick alleine erwischt.“

Nachdem er seinen Senf dazugegeben hatte, schrieb er dann weiter.

‚Aha. Toll. Pausenlos ihn ansehen. Auch wenn er den Augen eigentlich gut tut. Er ist ein Schwein! Ein Ferkel! Ein Sauhund! …’

„Du sollst mich in deinen Gedanken auch nicht beleidigen, Kagome.“, sagte er monoton, ohne seine Arbeit zu vernachlässigen.

„Woher weißt du denn, dass ich dich beleidige?“, fragte Kagome ertappt.

„Du hast laut gedacht. Gut begonnen, schlecht geendet.“

‚Seit wann rede ich meine Gedanken denn?’, fragte sich Kagome und sah noch mal zu Sesshomaru, der sie ansah, als wäre sie verrückt geworden.

„Traurigerweise kann ich dir das nicht beantworten, Miko.“, sagte Sesshomaru und grinste in sich hinein.

„Verdammt.“

„Hn.“
 

Also sass sie da. Seit einer gefühlten Stunde sass sie da in Seiza und wartete darauf, dass ihr Entführer sie wenigstens gehen liess, um etwas zu essen. Sie hatte Hunger, ihre Beine fingen langsam an, taub zu werden und sie war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Nicht ein einziges Wort hatten sie miteinander gewechselt und sie spürte, wie eine erdrückende Atmosphäre entstand. Sie wollte mit ihm über das Erlebte reden. Und dennoch wollte sie es nicht. Sie spürte schon, wie ihre Wangen leicht warm wurden, als sie ihm zusah, wie er arbeitete.

‚Mit dem Typen… habe ich… geschlafen…’, dachte sie euphorisch und niedergeschlagen zugleich.

Sie wollte mit ihm darüber reden.

Warum?

Das wusste sie nicht. Vielleicht, weil sie wissen wollte, ob er sie überhaupt als Frau attraktiv fand? Ob er sie noch mal berühren würde, wenn er die Gelegenheit bekam? War er mit ihr… zufrieden?

Sie wusste, dass sie sich als Frau nicht wirklich als hübsch sah. Inuyasha hatte ihr oft genug gesagt, dass Kikyou hübscher war als sie. Besser war als sie. In allem war sie besser und schöner und eleganter und natürlicher und blabla.

Wollte sie etwa von Sesshomaru hören, dass sie eine… gute Frau… war? Eine gute Wahl? Dass sie eine schöne und begehrenswerte Frau war? Sie wusste nicht, wieso sie eine Bestätigung von ihm brauchte. Vielleicht brauchte sie einfach ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Etwas, das dafür sorgen könnte, dass sie sich wenigstens gut in ihrer Haut fühlte? Und ganz ehrlich, welche Frau wollte denn nicht begehrenswert sein? Aber wie konnte sie so etwas von ihm herauslocken, ohne selbst vor Scham in den Boden zu versinken? Wie sollte sie ihn so etwas überhaupt fragen?

«Hey, Sesshomaru! Sag, wie war ich letzte Nacht? Findest du mich eigentlich hübsch?» Nein, das ging nicht. Oder wie wäre es mit «Yo, Sessho, sag mal, würdest du noch mal mit mir schlafen, wenn ich dich in mein Zimmer zerren würde?» Nein, auch nicht. So, wie sie ihn kannte, würde er eher nein sagen, aber jetzt hatte sie seit einigen Stunden seine unberechenbaren Seiten gesehen. Sie hatte das Gefühl, als ob er sich nur auf sie fixierte. Sie spürte es in ihrer Haut. In jeder Pore ihres Körpers. Dieser Hund hatte irgendetwas vor. Und ihr Gefühl sagte ihr, sie sollte es nicht wissen wollen. Aber ihr neugieriges, blödes Gehirn wollte es wissen. Es lebte von Wissen. Sie seufzte. Sie würde alles zur gegebenen Zeit erfahren. Wenn sie ihm jetzt die in ihrem Kopf umherschwirrenden Fragen stellen würde, würde er skeptisch werden. Schliesslich sass vor ihr ein Kriegsherr. Ein König. Ein Dämon. Ein so mächtiges Geschöpf, der sie ihrer Unschuld beraubt hatte.

Sie schnitt diesen Teil ihrer Gedanken ab. Sie konnte es im Moment immer noch nicht wirklich glauben, dass sie DAS mit IHM getan hatte.

Ihr Magen zog sich langsam ein und liess ihr die ersten Anzeichen von Magenknurren spüren. Das Einzige, was sie anscheinend im Moment aus ihrer Gedankenwelt befreien konnte.

„Sesshomaru?“, fing sie leicht zögerlich an und bekam, wie erwartet, keine Antwort, was sie nicht davon abhielt, weiter zu reden, „Ich dachte, die anderen Lords seien nahe? Dabei sitzen wir hier seit einer Ewigkeit! Ich habe Hunger! Ich kann nicht mehr so sitzen, weil ich meine Beine nicht mehr fühle! Und ich will hier weg, mir ist langweilig!“

„Du möchtest also etwas Produktiveres machen?“, fragte Sesshomaru und hob seinen Blick, so dass er ihr in die Augen sehen konnte.

Kagome wusste, dass er eine versteckte Botschaft ihr gerade übermittelte, aber die Kommunikationsverbindung schien nicht besonders stabil gewesen zu sein. Sie empfing nur die perverse Vorstellung, die sich gerade in seinem kranken Gehirn abspielte, womit sie eh nichts anfangen konnte, weil sie gleich vor Hunger umkippen würde.

Ihr Magen knotete sich in dem Moment zusammen, etwas, was sie normalerweise erst nach mehreren Tagen wenigen Essens hatte.

Erst jetzt fühlte sie, wie müde sie eigentlich war. Sie hatte sich nicht wirklich von der Schlacht gegen Naraku erholt, da war sie schon körperlich am Ende. Und dann die schrecklichen Dinge, die sie danach durchlebt hatte, waren wie Peitschenhiebe auf ihre ohnehin schon geteilte Seele.

Physisch und psychisch war sie müde. Sie wollte einfach ein Mal wirklich abschalten. Über ihre Situation, ihr Leben nachdenken, die nächsten Schritte ihrer Zukunft planen, oder einfach nur schlafen.

„Ja, zum Beispiel etwas essen…“, nach kurzem Zögern antwortete sie mit einem verständnislosen Ton für seine perverse Gedankenübertragung durch versteckte Wortspiele.

Ihr standen die Haare im Nacken zu Berge, als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte. Er sah sie an, wie er es sonst immer tat, gelangweilt. Aber sie FÜHLTE, was sein momentaner Blick war. Würde er sie als Frau… begehren? Wäre sie denn eine gute Wahl? Aber… er kannte sie gar nicht. Woher sollte er das denn wissen? So, wie die kleine Hoffnung in ihr erschien, verschwand sie auch wieder und Kagome versuchte müde, einen Seufzer zu unterdrücken, was ihr tatsächlich gelang. In dem Moment knotete sich ihr Magen noch fester zusammen, um sie daran zu erinnern, dass es hungrig war, Energie brauchte.

„Hn.“

Oh, wie sie ihm gerade sein Schreibutensil aus seiner Hand reissen und damit sein schönes Gesicht ankritzeln wollte. Wie sie ihm einpaar EMOTIONALE Linien in sein Gesicht ziehen würde, nur um ein wenig zu verstehen, was in diesem Dämon vorging. Sicherlich würde er sie deswegen nicht verhungern lassen, seit er es selber gesagt hatte, dass er ihren Körper so bevorzugt. Und auf knochige Frauen schien er nicht zu stehen. ‚Er steht halt auf gebärfreudige Becken…’, schnaubte Kagome in Gedanken und verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen in seine Richtung. War sie etwa gebärfreudig oder was!?

…Egal, sie hatte Hunger und liess ihre Schultern leicht sacken.

„Hn?! Hallo, ich sterbe gleich vor Hunger! Ich falle gleich um!“, protestierte die Miko hilflos und verschränkte dann die Arme vor ihre Brust. Auch wenn sie so irgendwie seinem «hungrigen» Blick entgehen wollte.

Diese merkwürdige Atmosphäre im Raum, die plötzlich entstanden war, wollte sie irgendwie durchschneiden, damit sie wieder etwas normaler atmen konnte. Die Luft war dick, ihr standen die Nackenhaare immer noch zu Berge und sie spielte nervös mit den Ärmeln ihres Kimonos.

Sie hatte das Gefühl, als ob es jeden Moment irgendeine Kleinigkeit geschehen und Sesshomaru dann austicken würde. Und das würde für sie nicht gut enden.

Ihre Brauen zog sie zusammen, als würden dazwischen Blitze einschlagen und fixierte ihn dann mit dem düstersten Blick, den sie gerade machen konnte. Und wenn schon. Sie hatte keine Angst vor ihm! Wollte er sie mit Küssen, Seufzern und Stöhnen bestrafen?

Genau in dem Moment eilte Jaken herein und verbeugte sich ehrwürdig.

„Ihr habt gerufen, Meister?“

„Bring der Miko etwas zu essen.“, sagte er, und hielt den Blickkontakt mit der verwirrten Miko, „Und beeil dich, Jaken.“

‚Wann…?’, dachte sich Kagome nur. Wann bitte schön hatte er Jaken gerufen? Er sah doch die ganze Zeit zu Kagome. Hatte mit dem Mund bis auf ein HN nichts gesagt. Eine Youki – Welle hatte sie auch nicht gespürt.

„… Danke.“, murmelte sie dann und senkte ihr Haupt.
 

Er musste sich gestehen, er war… besorgt. Besorgt um ihre Gesundheit. Besorgt, sie den anderen Lords nicht präsentieren zu können und als „Niete“ dar zu stehen. Und er musste sich gestehen, er mochte die Miko ganz gut leiden. Sie war eines der wenigen Kreaturen auf der Welt, die sich trauten, ihm gegenüber den Mund aufzumachen. Für den Moment würde er sie damit durchgehen lassen. Schliesslich konnte er sie ganz gut leiden. So wie Rin damals, weshalb er ihr auch immer alles durchgehen liess.
 

‚Igitt, was zum Teufel ist das denn?!’, dachte Kagome den Tränen nahe. Den Hunger ganz vergessen, sah sie zu Sesshomaru, der unbeirrt weiter schrieb.

„Ist das dein ernst?“, fragte sie verständnislos, „Wer ist hier eigentlich der Koch?“

„Was gefällt dir nicht, Miko. Diese Dinge essen Menschen doch.“, jetzt war es an Sesshomaru, sie mit einer gehobenen Augenbraue anzusehen und verständnislos zu wirken.

„Ich esse keine Tintenfischtentakel! Oh Gott, da sind sogar noch die Saugnäpfe genau zu erkennen.“

Er sah genau auf ihrem Hals, wie sich da eine Gänsehaut gebildet hatte. Das weckte Erinnerungen in ihm, die er im Moment lieber nicht laut aussprechen sollte. Die Miko schien noch wund zu sein für das, was er eigentlich wollte. Stattdessen zwang er seinen Blick auf ihr Essen. Es sah selbst für seinen Geschmack ekelhaft aus. Schliesslich war er ein Hund. Und Hunde frassen nun mal keine… Tentakel.

„Dein Koch ist ein Mensch, der für dich hierher gebracht wurde. Wenn dir dein Essen nicht gefällt, kannst du es Jaken geben und etwas Neues fordern.“

Jaken mit den Tentakeln füttern? Oh nein, sie sah eine kleine Gelegenheit.

„Nicht nötig, ich möchte den Koch kennenlernen. Schliesslich will ich diesem Menschen ja vertrauen können.“, sagte Kagome und stand auf.

„Setz dich. Dein Koch kommt zu dir. Und nicht du zu ihm.“, sagte er, mit einem leicht drohenden Ton.

„Dann sei so gut und ruf ihn.“, sagte Kagome genervt und setzte sich wieder hin, dieses Mal mit ausgestreckten Beinen. Eigentlich wollte sie sich seinem Willen nicht beugen, aber sie fühlte ihre Beine wirklich nicht mehr. Und es fühlte sich wirklich eigenartig an, nur kribbeln unterhalb ihres Unterkörpers zu fühlen. Ansonsten hätte sie Sesshomaru so ordentlich einen auf den Deckel gegeben.

Letzten Endes, musste er ihr vertrauen, damit sie abhauen konnte. Sie wusste, es war gemein, das Vertrauen von jemandem zu gewinnen, Freundschaft zu schliessen, ja sogar ein Paar zu sein, nur um dann abzuhauen. Aber darum sorgte sie sich irgendwie nicht.

Sie war ihm egal. Also sollte er auch ihr egal sein.
 

„Ihr habt gerufen, Milord?“, eilte Jaken plötzlich herein und berührte wieder fast mit der Stirn den Boden.

„Hol den Menschenkoch.“, befahl Sesshomaru, „Und Jaken, beeil dich.“

Kagome konnte nur zusehen, wie der Gnom die Augen noch weiter aufriss und davon eilte mit einem „JAWOHL!“.
 

„Wie machst du das?!“, kam es aus Kagome plötzlich heraus und erntete einen unschuldigen Blick. Jedenfalls wirkte Sesshomaru immer so unschuldig, wenn er mal mit normalen und nicht verengten Augen jemanden ansah. Und irgendwie naiv. Und ahnungslos. Und niedlich…

„Du weißt schon… Jaken herholen, ohne etwas zu machen!“, fragte Kagome genauer nach, als er nicht vorhatte zu antworten, oder zu gestehen, dass er nicht verstanden hatte, was sie meinte. Und auch um ihren eigenen Gedankengang zu stoppen.

„Das brauchst du nicht zu wissen, Miko.“, antwortete er und schrieb weiter.
 

Kagome hätte diesen Moment nie für wirklich gehalten. Da war er. Vor ihr gebeugt, mit dem Gesicht dem Boden sehr nahe und mit weit aufgerissenen Augen sie anstarrend.

„Ich kann es nicht glauben.“, flüsterte der junge Koch nur verwirrt, „Kagome-San…“

„Hojo-San…“, konnte Kagome nur zurück murmeln.
 

Keiner bekam die steigende Wut des Lords mit, der die „Bekanntschaft“ der beiden nicht duldete. Der Koch wagte es doch wirklich, seine Favoritin mit weit aufgerissenen Augen anzustarren, sie bei ihrem Namen zu nennen, ohne die Erlaubnis dafür zu erhalten haben und dann stellt es sich heraus, dass sie sich bereits kannten?! Oh, wie grausam die Welt doch war. Jedenfalls für den Koch. Sesshomaru plante schon, wie er ihn töten konnte, damit er nirgendwo ausplaudern konnte, dass die Shikon Miko bei ihm war. Auf der anderen Seite würde das nichts an dem ändern, dass sie ihm gehörte, selbst wenn Inuyasha es erfuhr. Inuyasha… er war ein Mensch. Immer wieder etwas, was ihn glücklich machte. Er musste niemandem mehr gestehen, dass sein Halbbruder ein Hanyou war und sich dafür schämen. Keine Blutslinie mehr zu diesem Bengel. Der einzige Grund, warum er der Ratte das Leben gönnte.

Aber dieser Hojo-Junge musste weg. Er war ganz offensichtlich ein Freund von Kagome und er könnte versuchen, ihr bei der Flucht helfen. Nicht, dass es ihnen gelingen würde, aber der Versuch allein war ein Verrat. Der Junge musste weg, ohne dass es Kagome mitbekam…

Wie schnell sie ihn, ihren Lord, vergessen hatte… Das… ging…so…nicht…
 

Bitte verzeiht mir dieses lange Warten. :x Ich arbeite zurzeit wirklich sehr viel. :x

Ich freue mich über jedes Review. :)
 

Liebe Grüsse

Itoe



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sess-fan
2014-07-17T16:38:26+00:00 17.07.2014 18:38
Aaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhh bitte verzeih aber ich war so gefesselt sonst hätte ich dir schon früher gescbrieben tolle sache hier bitte pls mach weiter

Und nochmal Gomen das ich erst jetzt schreibe(^_-) 8-)
^o^
Danke
Bin gespannt


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