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Anokata

Biographie einer Organisation
von

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Sechs

Manche Menschen sagen, dass Leute, die sich über andere stellen, böse sind. Dass sie immer aus Egoismus handeln. Niemals, um der Menschheit zu dienen. Niemals, um ihnen zu helfen oder sie zu einem besseren Leben zu führen.

Vielleicht haben sie damit Recht. Die Menschen sind seit jeher dazu geschaffen, sich gegenseitig umzubringen. Sie sind egoistisch, daran besteht kein Zweifel.

Umso abstruser erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich eben diese Menschen einer bestimmten Autorität unterwerfen. Diese Autorität nennt sich Staat. Sie unterdrückt die Menschen, zwingt sie zum Gehorchen, Arbeiten und doch tun diese Menschen nichts dagegen. Mehr noch! Sie verurteilen jene, die sich nicht unterordnen, sich nicht von dieser Autorität beherrschen lassen wollen. Sie schauen ihnen zu, wie sie von der Hand des Staates umgebracht werden, und empfinden Genugtuung.

Wie skurril ist die Welt, dass sie nicht erkennt, wer Rechtes tut und wer dem Bösen verfallen ist.


 

~
 

„Geh nicht! Bitte! Bitte bleib bei mir!“

Die Stimme des Jungen versagte kurz.

„Mutter... bitte... bleib bei mir...“

Ein Schluchzen entfuhr seiner Kehle, während er sich weiter an der blutverschmierten Bluse der vor ihm liegenden Frau klammerte.

„Bitte, stirb nicht!“

Heiße Tränen liefen die Wangen des Jungen herunter auf die Brustwunde der jungen Frau.

„Bitte, ich brauche dich noch. Du darfst nicht sterben. Du musst bei mir bleiben. Bitte!“

Das Öffnen des Mundes der Frau ließ ihn verstummen. Ängstlich kroch er näher an ihre Lippen, um zu verstehen, was sie sagte, ob sie was sagte. Vielleicht würde sie ja bei ihm bleiben. Vielleicht würde sie ihm gehorchen. Sie musste ihm gehorchen! Sie durfte nicht sterben! Nicht jetzt! Sie durfte ihn nicht zurück lassen. Nicht hier, nicht jetzt. Sie...

„Pass' gut auf dich auf, Ryo... versprich es mir.“ Eine kurze Pause entstand, in der die Blonde rasselnd nach Atem rang. „Ich liebe dich.“

Ein schwaches Lächeln folgte ihren Worten, dann wurde ihr Blick glasig.

Sie war fort. Für immer.

Verzweifelt vergrub der Zurückgelassene sein Gesicht in der Brust der Toten.

„Du darfst nicht sterben“, schluchzte er nach einer Weile erneut, auch wenn er wusste, dass es schon längst zu spät war. Immer wieder wiederholte er es, während er von weitem bereits die Polizeisirenen vernahm.

„Du darfst nicht sterben. Lass mich nicht allein. Bitte... Mutter... bitte... lass mich nicht allein. Nicht hier, nicht jetzt... nicht hier...“
 

Als die Polizei kurze Zeit später eintraf, fand sie nur die Leiche der Erschossenen vor. Den über ihr liegenden völlig aufgelösten Jungen, den Augenzeugen gesehen haben wollten, kurz bevor sie die Behörde angerufen hatten, war selbst nach Stunden der Suche nicht zu finden.

Erst einige Tage später konnte man ihn in der Nähe seiner Wohnung aufgreifen und brachte ihn in eines der New Yorker Waisenhäuser.

Sechzehn

Nachdenklich schaute der Sechzehnjährige auf die im strömenden Regen verschwimmende Straße. Hin und wieder blitzten die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Wagens auf, der sich seinen Weg über den glänzenden Beton bahnte. Menschen waren nicht zu sehen. Keiner verspürte bei diesem Wetter den Wunsch länger als nötig seine Behausung zu verlassen. Und wer hatte dies heute schon zwingend nötig?

Zehn Jahre war der Tod seiner Mutter nun bereits her. Zehn Jahre, die er in diesem heruntergekommenen Wohnheim hatte leben müssen. Vergessen von dem angeblich ordnungsbringenden Staat. Vergessen von dem ordentlichen Bürgertum.

Vergessen von jedem.

Aber wer hätte sich schon an ihn erinnern sollen?

Es gab niemanden in seiner Familie, der sich um ihn hätte kümmern können. Denn es gab niemanden in seiner Familie, der noch am Leben war. Außer ihm.

Sein Vater war wegen Drogenhandels verhaftet worden, ein Jahr bevor seine Mutter durch einen Bankräuber ermordet worden war, weil diese ihn hatte aufhalten wollen. Als er die Nachricht erhalten hatte, brachte er sich kurze Zeit später in seiner Zelle um. Ein Seil, gedreht aus seiner Bettdecke, die er an das hochgelegene, vergitterte Fenster gebunden hatte, hatte ihm als Galgen gedient. Was aus seinem Sohn werden würde, hatte ihn nicht interessiert. Es hatte ihn nie gekümmert. Immerhin war er nicht sein leiblicher Vater. Immerhin war der Junge ein Bastard. Entstanden aus der Affäre mit einem Japaner, der für einige Tage in die Stadt gekommen war und seiner Mutter zufällig über den Weg lief. Sein Vater hatte ihn zwar nicht akzeptiert; ja, er wollte sogar, dass seine Frau abtrieb, doch hatte er nichts dagegen unternommen, als diese es ablehnte. Er verließ sie selbst dann nicht, als sie ihrem Neugeborenen den Namen ihres Liebhabers gab.

“Ryo“.

Man konnte ihrem Ehemann vieles nachsagen.

Dass er ein skrupelloser Drogenhändler war, der nicht davor zurückschreckte, seine Klienten zu töten, konnten diese nicht zahlen.

Dass er ein unverbesserlicher Alkoholiker war.

Dass er seinen Sohn schlug.

Dass er als Choleriker leicht aus der Fassung geriet und auch nicht vor seiner Frau halt machte, wenn seine Wut ihn übermannte.

Doch trotzdem hatte er sie bedingungslos geliebt. So sehr, dass er ihre Demütigung mit dem unehelichen Kind wortlos hinnahm. So sehr, dass er ihn sogar in gewissem Maße selbst erzog. So sehr, dass er nicht ohne sie leben wollte; es nicht konnte.

„Ryo?“

Die Stimme seiner Betreuerin riss den Jugendlichen aus seinen Gedanken. Er hatte ihr Klopfen nicht gehört. Erst jetzt, da sie vorsichtig mit dem Kopf in sein Zimmer schaute, nahm er Notiz von ihr.

„Deine neuen Eltern sind da.“

Der Angesprochene nickte leicht. Er würde sofort kommen.

Seine neuen Eltern... Zehn Jahre hatte es gedauert, bis sich überhaupt ein Mensch für ihn wieder zu interessieren begann. Zehn Jahre, in denen er völlig auf sich alleine gestellt war. Zehn Jahre, in denen er sich selbst ein Bild von der Gesellschaft gemacht hatte. Und jetzt kamen sie. Seine neuen „Eltern“. Angewidert verzog er das Gesicht, während er sich von seinem Stuhl erhob. Eigentlich sollte er sich freuen. Nicht jeder hatte das Glück, adoptiert zu werden. Noch dazu von so reichen Personen.

Seine neue Familie sollten die Inhaber eines bekannten und äußerst erfolgreichen Pharmaunternehmens sein. Etwas älter, die nun – unfähig selbst ein Kind zu zeugen – einen Erben suchten. Sie würden ihm, einem Waisenjungen, ein Imperium hinterlassen. Vorausgesetzt, er würde sich gut benehmen. Und das würde er. Mit Sicherheit. Er würde sich ihnen bedingungslos fügen. Sodass man über ihn mit Recht von dem perfekten Sohn reden konnte. Nach Außen hin, würde er sich erziehen lassen; würde er die Wertvorstellungen seiner neuen Familie annehmen.

Innerlich jedoch wusste er bereits, dass dies schon lange nicht mehr möglich war. Es war zu spät, sein Wesen, dass das Erlebnis von vor zehn Jahren geprägt hatte, zu ändern.

Damals hatte er verstanden, was es hieß, allein zu sein. Es hatte ihm die Augen geöffnet.

Nicht der Staat war es, auf den er sich stützen konnte.

Nicht die Polizei, die unfähig gewesen war, seine Mutter zu retten, war es, auf die man sich verlassen konnte.

Nicht die Menschen waren es, denen man sich anvertrauen konnte. Nein, jeder Mensch war allein. Einsam. Man konnte keinem vertrauen.

Noch nicht.

Wenn er erst die Mittel hatte, würde er dies ändern. Er würde verhindern, dass die nächsten Generationen von Menschen in dieser verrotteten Welt würden leben müssen. Er würde alles besser machen!

Alles!

Langsam öffnete er die Tür und trat in den Gang hinaus, in dem seine neue Familie auf ihn wartete. Lächelnd trat er auf sie zu und streckte höflich die Hand aus.

„Guten Tag. Mein Name ist Ryo Warren. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.

Mutter, Vater.“

Ein Nicken zu dem jeweils Genannten vollendete seine Begrüßung.

Diese ergriffen beide nacheinander seine Hand und stellten sich ebenfalls vor.

Es würde leicht sein, ihnen etwas vorzugaukeln. Diesen Menschen, die die Dreistigkeit besaßen, sich als seine Eltern ausgeben zu wollen.

Zweiunddreißig

Fünf Jahre hatten das Johnson-Ehepaar die Adoption ihres Sohnes Ryo überlebt. Dann waren sie bei einem schrecklichen Verkehrsunfall ums Leben gekommen und hatten dem gerade Volljährigen ihr gesamtes Vermögen vererbt. Dieser hatte ein Jahr zuvor seinen Bachelor in Betriebswissenschaften gemacht, nachdem er die Highschool bereits mit sechzehn Jahren und einem glatten Zeugnisdurchschnitt von 1,0 verlassen hatte. Somit war es nicht erstaunlich, dass ihm damals die Türen zu jeder angesehenen Universität Amerikas offen standen.

Er entschied sich schließlich für die Colgate-University in New York, da diese relativ nahe dem Firmensitz seiner Zieheltern lag. Dort hatte er nach einem Jahr Biologie als zweites Studienfach gewählt. Ihm zu seinem zweiten Bachelor in diesem Fach zu gratulieren, waren die Johnsons zu der Universität gefahren. Ihre letzte Fahrt. Ein LKW nahm ihnen an einer Kreuzung die Vorfahrt und begrub sie unter sich, als er bei einem Ausweichmanöver, der den Unfall verhindern sollte, ins Wanken geriet.

Ryo erfuhr von dem Unglück, als er gerade von dem Direktor für seinen außergewöhnlichen Erfolg beide Bachelor als bester Student absolviert zu haben, beglückwünscht wurde.

Seine Reaktion erfolgte augenblicklich, in dem er auf die Möglichkeit eines Masters in den Fächern verzichtete und sich der hinterlassenen Firma widmete. Sein Vorwand, dass er so seinen Eltern gedenken wollte, stieß bei der Außenwelt auf völliges Verständnis.

In Wirklichkeit verfolgte er jedoch gänzlich andere Pläne...
 

„Schach!“
 

Ryo wandte sich wieder dem Schachbrett zu, vor dem er nun bereits eine geschlagene Stunde saß. Es brachte nichts, an die Vergangenheit zu denken, wenn vor ihm doch seine Zukunft lag. Lächelnd schaute er auf das junge Mädchen, das stolz vor ihm in einem der Sessel saß und strahlend auf eine Reaktion seinerseits wartet.

Die Zukunft zeigte sich in diesem Kind. Der Tod seiner „Eltern“ war nun bereits elf Jahre her. In dieser Zeit war er keinesfalls untätig gewesen. Eigentlich hatte er bereits mit dem Beginn seines zweiten Studienjahres angefangen, seine damals neu gefundenen Ziele umzusetzen. Damals war er durch einige Artikel in Fachzeitschriften der Biologie auf ein Forscherehepaar gestoßen, dass sich mit der Thematik eines unsterblichen Menschen befasste.

Er war neugierig geworden und hatte Kontakt mit ihnen aufgenommen. Bereits nach dem ersten Treffen war er so fasziniert von ihren Theorien gewesen, dass er sie kurzerhand aus der Kasse seiner Eltern heimlich unterstützte. Mehr noch. Er stellte ihnen seine Gene zur Forschung zu Verfügung.

Das Ergebnis dieser saß nun vor ihm. Sie war bereits bei dem ersten Versuch ein voller Erfolg gewesen. Nun, fast. Noch war sie nicht unsterblich. „Noch“ nicht. Laut den Vineyards trug sie die Gene bereits in sich. Sie mussten nur aktiviert werden. Dann würde sie nicht mehr altern; unsterblich werden.
 

„Na los! Du bist dran, Onkel!“

Die Vierzehnjährige rutschte etwas unruhig auf ihrer Sitzfläche hin und her, während sie auffordernd auf das Schachbrett deutete.

„Nun gut.“

Lächelnd richtete der Ältere seinen Blick auf das Brett, bevor er ihren Läufer mit seinem Springer schlug.

„Schachmatt“, meinte er schließlich noch immer lächelnd, bevor er aufstand und ihr sanft über das Haar strich.

„So leicht lasse ich dich nicht gewinnen, Sharon“, flüsterte er ihr zwinkernd ins Ohr.

Kurz schien die Angesprochene leicht beleidigt, legte dann jedoch ihren König um und zuckte mit den Schultern.

„Das nächste Mal“, lachte sie und stand auf. „Mutter möchte dich übrigens um fünfzehn Uhr sprechen. Es geht um das Aktivierungsgift. Es sollen – wenn ich das richtig verstanden habe – Komplikationen aufgetreten sein. Vater hat gemeint, dass er ein neues Mittel entdeckt hat. Eine Art Gegengift zu dem ersten, nach der Struktur zu urteilen. Allerdings schafft er es nicht, das Erste überhaupt zu erstellen.“

Ein Lachen folgte ihrer letzten Aussage, das jedoch nicht erwidert wurde. Seufzend verstummte sie, fing jedoch gleich wieder an zu reden: „Zumindest zerstört es meine Zellen unter dem Mikroskop. Aber Mutter wird dir dies besser erklären können.“

Ein erneutes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Dann schulterte sie ihre Tasche und wandte sich in Richtung Eingang.

„Ich muss jetzt zum Schauspielunterricht. Auf Wiedersehen, Onkel!“ Mit diesen Worten ließ sie den Mann mit ernstem Gesichtsausdruck zurück.

Sharon war mit dem Wissen, dass sie nur ein Experiment war, aufgewachsen. Ein Prototyp. Trotzdem hatte dieses Bewusstsein sie nie zerbrochen. Im Gegenteil! Es hatte sie stark gemacht. Ab einem bestimmten Alter begann sie sich für die Forschungen an ihrem Organismus zu interessieren und durch ihre schnelle Auffassungsgabe konnte sie diese Informationen sogar zumindest in groben Zügen annähernd verstehen. Trotzdem wandte sie sich seit einem Jahr mehr der Schauspielerei als der Forschung zu. Ryo unterstützte sie dabei stark. Er gab ihr den bestmöglichen Unterricht, die qualifiziertesten Lehrer aus aller Welt, damit sie sich auf ihre Art entwickeln konnte. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dazu war, dass sie bereits in diesem Alter mit mehreren Sprachen und Länderkulturen bekannt wurde. Auch ihre Schauspielkunst hatte sich in den letzten Jahren rasant verbessert. Trotzdem unterließ sie auf Wunsch ihrer Eltern bis jetzt, ihr Können der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da ihre Forschungen von der Wissenschaft nicht unterstützt wurden, wollten die Vineyards nicht riskieren, dass die Existenz eines potenziell unsterblichen Menschen bekannt wurde.
 

Bestimmten Schrittes ging der junge Mann den weißen Korridor des ausgebauten Kellers seines Firmensitzes entlang. Sein Ziel war die große Doppeltür am Ende des Ganges, die den Raum dahinter hermetisch von der Außenwelt abschloss. Kein Keim durfte in das Innere des Labors kommen, so waren die Forderungen der Forscher gewesen.

Schon im Vorraum hörte er, dass die Stimmung hinter den Türen keinesfalls der einer freundlichen Atmosphäre entsprach. Zumindest die Frau des Hauses schien mehr als nur schlecht gelaunt zu sein.

Als er sich die geforderte Kleidung – einen Überanzug, sowie Handschuhe und Schutzbrille – endlich angezogen hatte und den Raum betrat, sah er seine Annahme auf den ersten Blick bestätigt.
 

Du bist der größte, der absolut dämlichste, hirnverbrannteste Vollidiot, der mir je über den Weg gelaufen ist!
 

Es folgten weitere Flüche, die selbst Ryo leicht erröten ließ, während er – zwischen Fassungslosigkeit und latentem Amüsement schwankend – zuschaute, wie Frau Vineyard ihren Mann in charmanter Art und Weise zurecht wies. Dieser hörte stumm der Schimpftirade zu, wobei er etwas peinlich berührt bei Ryos Eintreten zu ihm schaute, sich dann jedoch wieder den sterilen Bodenfließen zuwandte.

Je länger der junge Mann dem Ehepaar zuschaute, desto mehr erinnerte ihn der Ältere an ein Kind, das eine Standpauke seiner Erziehungsberechtigten über sich ergehen lassen musste.

Als Mrs. Vineyard gerade dazu überlaufen wollte, auch seine Eltern und Verwandten mit in ihre Beleidigungen einzubinden, räusperte sich der Neuankömmling laut genug, dass die Frau mit wutverzerrtem Gesicht herumwirbelte, dann stockte und nach einer kurzen betretenen Pause ein leichtes Lächeln aufsetzte. Augenscheinlich hatte sie ihn im Eifer des Gefechts nicht einmal eintreten hören.
 

Nachdenklich schaute der junge Firmenchef auf den vor ihm flimmernden Bildschirm.

„Die Daten wurden also verfälscht?“

Ein knappes Nicken, das er aus den Augenwinkeln wahrnahm, war seine einzige Antwort. Verstehend nickte er, bevor er sich wieder den Mengendiagramme zuwandte.

„Wie lange wird es dauern, bis ihr den Rückstand wieder aufgeholt habt?“

Erneut folgte Stille seinen Worten, bis die bessere Hälfte letztlich zögerlich antwortete, dass sie es nicht genau wüssten.

„Zwanzig, dreißig Jahre vielleicht, bis wir den Wirkstoff gänzlich entwickelt haben. Zwei Jahre, bis wir es auf jegliche Risiken geprüft und Feinheiten verarbeitet haben. Es können jedoch auch mehr werden. Wir sind zu wenige, haben einfach nicht die nötigen Mittel...“

Ein Schulterzucken unterstrich ihre Erklärung, während sie etwas besorgt auf ihren Geldgeber schaute.

Dieser zeigte bis auf seine leicht zitternde, zur Faust geballten Hand auf dem Schreibtisch keine Reaktion.

„Wie viele Laboratorien braucht ihr? Ich werde sie euch zur Verfügung stellen.“

Zweiundvierzig

Im Stillen lachte sich Sharon aus. Sie hätte wirklich nicht hier herkommen sollen. Nein, sie hätte in Amerika bleiben, ihren Master machen und danach nach Hollywood gehen sollen.

Hätte.

Nun, sie hatte es allerdings nicht getan.

Stattdessen stand sie nun hier, am Rande einer Seitengasse und wurde von einem circa siebenjährigen Jungen mit ihrer Waffe bedroht. Neben ihr lag eine männliche Leiche. Glatter Kopfschuss – das Werk des Jungen. Und während Ryos geliebte Tochter mit ihrer eigenen Waffe – sie konnte es nicht oft genug betonen, da die Ironie geradezu amüsant war – bedroht wurde, kaufte er auf der anderen Straßenseite einen Latte macchiato mit Extraschaum, einen Kaffee schwarz und Yukiichigo, ein japanisches Gebäck.

Nein, die Prüfungen des Master degrees wären wirklich die bessere Wahl gewesen, als sich auf ein solch obskures Unternehmen einzulassen.
 


 

Zwei Tage zuvor
 

Lächelnd lehnte der Firmenchef sich gegen den Zaun des universitätseigenen Sportplatzes, während er darauf wartete, dass der Junge, den er eben aufgegriffen hatte, seinem Schützling seine Nachricht überbrachte. Diese stellte sich gerade zum Hundertmetersprint auf, als der Brillenträger sie erreichte und etwas schüchtern auf sich aufmerksam machte. Man konnte selbst aus dieser Entfernung sehen, dass die Beiden nicht gerade in denselben Kreisen verkehrten. Eher ungern schenkte Sharon ihm seine Aufmerksamkeit, blickte dann jedoch neugierig in die Richtung, die ihr ihr Mitschüler wies.

Ryo löste die rechte Hand aus ihrer Verschränkung und hob sie zur Begrüßung. Der Schüler wollte augenscheinlich noch etwas sagen, doch Sharon winkte ab, bevor sie sich auf den Mann zubewegte.

„Guten Morgen, Onkel!“

Ihrer Stimme war die Verwunderung, ihn ausgerechnet hier zu treffen, anzuhören. Mitten auf dem Campus, während der Schulzeit ... Das war eigentlich nicht sein Stil.

„Guten Morgen, Sharon, hast du eine Minute Zeit“, antwortete er charmant lächelnd, die Ansprache Onkel wie immer galant ignorierend. Die Angesprochene zögerte kurz, nickte dann jedoch mit einem flüchtigen Blick zu ihrer Gruppe. Sport war kein wirkliches Fach. Mehr eine Freizeitaktivität, der sie nachging, da ein guter körperlicher Zustand essenziell notwendig war, wenn man in der Schauspielwelt bestehen wollte. Nach all den Jahren hatte sie ihren Kindheitstraum, die Bühnen und Leinwände der Welt zu erobern nicht aufgegeben.

Ryo deutete auf eine Bank nahe ihrem Standort, auf der sie sich auch Augenblicke später niederließen.

Einige Zeit saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten die anderen Studenten, bevor der Ältere schließlich auf sein Anliegen zu sprechen kam.
 

„Japan?“

Sharon sah ihn leicht ungläubig an. Was sollte sie dort? Sie war mitten in der Prüfungszeit und sollte sich jetzt nach Japan absetzen für wer wusste schon wie lange?

Ryo nickte schlicht.

„Erinnerst du dich an diesen Forscher, der kurz nach unserer Organisationsgründung zu uns stieß? Er sagte, er hätte einige Fortschritte in der Forschung des Wirkstoffes gemacht. Ich würde mich davon gerne selbst überzeugen und möchte, dass du dabei bist.“

Sein Blick richtete sich – kurz zuvor noch über die Landschaft schweifend – nun auf die angehende Schauspielerin.

Diese schien keineswegs erfreut über die Eröffnung zu sein.

„Japan ...“

Missmutig verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Seit der Gründung dieser Organisation vor sechs Jahren war Ryo fast unausstehlich geworden.

Nun, eigentlich hatte es bereits vier Jahre zuvor begonnen, als Sharons Eltern ihm ihren fatalen Rückschlag eröffnet hatten. Sie hatten ihre Labore bekommen. Weltweit. Mit guten Wissenschaftlern bestückt, die eng zusammenarbeiteten, um das eine Ziel, sie, Sharon, in einen Zombie zu verwandeln, zu erreichen.

Nun war dieser Ausdruck sicherlich ein hartes Wort. Früher war sie immerhin geradezu begeistert von der Idee, niemals zu altern, gewesen. Auch jetzt noch war sie nicht davon abgeneigt. Nein. Die Nutzung dieses Begriffs hatte andere Gründe. Seit Sharon sich ernsthaft der Schauspielerei zugewandt hatte, war für sie ein neues Problem aufgetreten. Wenn sie niemals alterte, würde die Öffentlichkeit – so sie sich dieser denn hingab und das hatte sie vor – auf kurz oder lang darauf aufmerksam werden. Es würde Aufruhr um sie geben; mehr als es ihr wohl lieb sein würde. Um dies zu verhindern, suchte sie seit einiger Zeit nach einem Weg, – bei erfolgreicher Entwicklung des Giftes – ihr „Defizit“ zu vertuschen, bis ihr auffiel, dass ein Scheitern der Forschung sie nicht einmal in eine solche Misere bringen würde. Leider war es jedoch so, dass dieser japanische Forscher – Miyano hieß er ihres Wissens nach – auf dem besten Weg war, sie in selbige Situation zu bringen. Seit er von seiner Englandreise aufgrund von Forschungen zurückgekehrt war und dieses Weib geheiratet hatte, gingen die Forschungen sogar noch schneller voran.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dort soll“, antwortete Sharon letztlich dem Älteren. „In drei Monaten hätte ich meinen Master, kann es so lange nicht warten?“

Ihr Blick schnellte kurz zu dem Mann, bevor sie ihn wieder nachdenklich ihren Oberschenkeln zuwandte. Sie kannte die Antwort des Firmenchefs bereits. Auch wusste sie, dass sie eigentlich keine Wahl hatte. Ein „Nein“ würde er auf keinen Fall akzeptieren.

„Es ist wichtig. Ich erwarte dich morgen früh um sechs Uhr bei mir.“

Mit dieser Erklärung stand der Wortführer auf und entfernte sich von seiner genetischen Tochter, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

Sharon selbst blieb noch einige Zeit sitzen, bis Ryo gänzlich aus ihrem Sichtfeld verschwunden war. Dann stand sie ebenfalls auf und ging in Richtung Hauptgebäude. Wenn sie bereits am nächsten Tag flogen, blieb ihr nicht viel Zeit, ihre Angelegenheiten bezüglich des Studiums zu regeln ...
 

~
 

Sharon beäugte weiterhin den Jungen vor ihr. Darauf bedacht, ihm gestisch keinen Grund zu geben, abzudrücken. Solange Ryo noch einkaufen war, konnte sie sowieso nicht handeln.

„Was willst du?“, eröffnete sie schließlich das Gespräch in der Hoffnung, ihn irgendwie überlisten zu können.

Ein leises Lachen kam aus Richtung des Angesprochenen, bevor er antwortete: „Was könnte ich wohl wollen? Denk doch mal nach! Ich will natürlich eine Belohnung! Immerhin habe ich dein Leben gerettet!“

Ein knappes Kopfnicken in Richtung des Toten zeigte nur allzu deutlich, was er meinte. Das auf dem Boden liegende perverse Schwein hatte kurz zuvor versucht, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Welchen Teufel sie geritten hatte, in die Seitengasse zu gehen, wusste sie selbst nicht. Jedes Großstadtkind wusste, dass dies gerade an einem fremden Ort tödlich sein konnte. Der Beweis lag nun vor ihr.

Kurz rümpfte Sharon die Nase, als sie zu der Leiche hinunterblickte, wandte sich dann jedoch wieder der aktuellen Bedrohung zu.

„Ich habe dich nicht darum gebeten“, meinte sie kühl, während sie das Kind mit ihren Augen fixierte. So leicht würde sie sich mit Sicherheit nicht ihr Geld aus den Taschen ziehen lassen.

„Als ob du überlebt hättest, wenn ich nicht gekommen wäre!“ Der Hohn in der Stimme des Jungen war unüberhörbar. Was Sharon jedoch wirklich zu schaffen machte, war, dass er recht hatte. Sie hatte nie gelernt, mit einer Waffe umzugehen. So war es ein Leichtes für den Toten gewesen, sie zu überwältigen und die Beretta aus ihrer Reichweite zu schaffen. Wäre der Junge nicht gewesen ... ein abfälliges Geräusch entfloh ihren Lippen, auch wenn sie nicht widersprach. Kurz schnellte ihr Blick zum Anfang der Seitenstraße; hoffend, dass ihr Vater sie finden würde. Doch dort war niemand. Sie war auf sich allein gestellt.

„Okay, was verlangst du genau?“, murrte sie letztlich, nicht fassend, dass sie wirklich der Erpressung eines Kindes nachgab. Andererseits hatte sie im Moment keine andere Wahl.

Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht ihres Gegenübers aus, bevor er kurz überlegte und dann einen Scheck über eine Million Yen verlangte. Sharon zögerte erst, bevor sie seufzend zu ihrer Tasche, die sie neben sich hatte fallen lassen, griff und unter dem angespannten Blick des Jungen ihre Scheckkarte herausholte.

„Du scheinst einen Riecher für wohlhabende Menschen zu haben“, murmelte sie, während sie einen Stift zückte und die angegebene Summe aufschrieb. „Die wenigsten Studenten haben zwölftausend US-Dollar. Geschweige denn ein Scheckbuch. Auf wen soll ich das Geld ausstellen?“ Aufmerksam blickte sie über den Rand des Schecks. Es interessierte sie wirklich, wer die Dreistigkeit besaß, sie in so jungen Jahren bereits zu bedrohen, beziehungsweise, wer die Kaltblütigkeit hatte, bereits jetzt schon ohne ein Wimpernzucken zu töten.

„Jin Kurosawa“, knurrte der Gefragte und buchstabierte es noch einmal für sie. Sharon riss letztlich den Zettel ab und reichte ihn ihm.

„Glaubst du wirklich, dass du das Geld bekommst?“, fragte sie, während sie beobachtete, wie das Kind ihn einsteckte. „Bei deinem Aussehen werden die Bänker dich nicht einmal in die Nähe eines Schalters lassen.“

Ein abfälliger Blick über die verschlissene Kleidung des Kindes machte ihre Argumentation deutlicher. Jin selbst schien es jedoch wenig zu kümmern. Ein Achselzucken und ein „Das lass mal meine Sorge sein“ betonten seine Gleichgültigkeit über die Meinung Sharons.

„So und jetzt ...“ Der Junge erhob erneut grinsend die Waffe, nachdem er seine Beute sicher verstaut hatte.

„... lässt du deine Waffe fallen und gibst Sharon ihren Scheck zurück.“

Die eiskalte Stimme, die sich in ihr Gespräch einmischte, ließ die beiden erschreckt auffahren. Keine fünf Meter entfernt stand Ryo, seine Waffe im Anschlag und mit einer Kaltblütigkeit auf den Jungen herabblickend, dass es selbst Sharon kalt den Rücken lief.

„Glaub mir, wenn du auch nur daran denken solltest abzudrücken, bist du schneller tot, als du bis drei zählen kannst.“

Die junge Frau nutzte die kurze Verwirrung des Kindes, um sich an die Seite ihres Onkels in Sicherheit zu bringen. So blieb diesem schließlich – seines letzten Druckmittels beraubt – keine andere Wahl als der Aufforderung des Neuankömmlings Folge zu leisten.
 

Misstrauisch streckte der Straßenjunge die Hand nach dem ihm dargebotenen Eis aus. Nachdem Jin Ryos Anweisung gefolgt war, hatten sie ihn mitgenommen.

„Gut gemacht und nun erzähl uns einmal, wie du dir gedacht hast, an das Geld zu kommen. Sicher hast du noch nicht einmal ein Bankkonto“, begann der Mann das Gespräch. Als Antwort erhielt er jedoch nichts, außer das feindselige Funkeln des Kindes, während es zum ersten Mal an der erfrischenden Süßigkeit leckte. Überrascht hielt es daraufhin inne und starrte es verdutzt an.

„Das ist ja süß“, murmelte Jin mehr zu sich als zu jemand anderem. Warum hatten die zwei Älteren ihm das geschenkt? Vor Kurzem hatte er noch Angst, dass sie ihn zur Polizei bringen würden und nun dies? Warum taten sie etwas Derartiges?

„Hast du noch nie in deinem Leben Eis gegessen?“ Die verwunderte Stimme der Frau riss ihn aus seinen Gedanken. Erschrocken registrierte er, dass sie sich zu ihm hinuntergebeugt hatte. Reflexartig zog er sein Essen etwas zurück. Was wollte sie? Warum lächelte sie? Sie hatte doch gar keinen Grund zu lächeln! Er hatte sie erst vor ein paar Minuten fast umgebracht und nun lächelte sie ihn an?

„Du bekommst es nicht!“, antwortete er schließlich trotzig, bevor er – wie um die Aussage zu untermauern – noch einmal genüsslich darüber leckte. Ja, es war wirklich sein erstes Mal, dass er dieses kühle Konfekt auch nur in Händen hielt. Da er sein ganzes bisheriges Leben auf der Straße verbracht hatte, war ihm bis jetzt nur das aus der Ferne zuschauen geblieben. Sobald er einem Laden näher als zehn Meter gekommen war, war er immer verscheucht worden. Drecksbalg, Dieb hatte man ihn schon genannt, bevor er angefangen hatte, für sein Leben zu stehlen. Die Art der zwei Personen vor ihm war ihm dadurch völlig fremd. Sie standen einfach nur da und warteten, bis er sein Eis aufgegessen hatte. Nicht einmal drängen taten sie ihn. Sei es nun zu einer Antwort oder sonst irgendetwas.

Erst, als Jin die letzten Reste der verlaufenen Massen von seinen Fingern lutschte, wiederholte Ryo seine Frage.

Zögerlich antwortete der Junge schließlich: „Unser Boss hat eins … Er gibt uns immer etwas ab, wenn wir ihm Geld bringen.“

„Du bist also in einer Bande?“

Ein Nicken.

„Und wieso sollte ich dann deinen Namen auf den Scheck schreiben?“, unterbrach die junge Frau das kleine Verhör. Jin antwortete nicht sofort, sondern starrte nur auf seine Füße, die unter dem Tisch, an dem sie saßen, hin- und herbaumelten.

„Ich dachte, dass ...“, erneut das Zögern, „ich dachte, dass ich mir das Geld behalten könnte. Immerhin habe ich es mir ganz alleine, ohne Auftrag geholt. Es gehört damit mir! Mir ganz allein!“ Eigensinnig reckte Jin das Kinn nach seiner Ansprache hoch. Es stimmte. Es war sein Geld. Und mit so viel hätte er sich nie wieder mit dem Bandenführer abgeben müssen. Zwar hatte dieser sich um sie gekümmert, ihnen sogar Lesen und Schreiben beigebracht, doch war er grausam und geizig.

Stille folgte seinen Worten, während Ryo den Jungen betrachtete. Er erinnerte ihn in gewisser Weise an sich selbst. Wäre das Waisenhaus nicht gewesen, hätte ihn wohl das gleiche Schicksal ereilt. Schließlich löste er sich aus seiner Starre.

„Sag, Jin. Willst du richtiges Geld verdienen? Ohne, dass du es mit jemandem teilen musst? Wir hätten auch ein eigenes Zimmer für dich.“

Blanker Unglauben sprang ihm auf diese Worte entgegen. Nicht nur von dem Jungen, sondern ebenfalls – wenn auch etwas verhüllter – von Sharon. Dennoch blieb seine Miene ernst und fixierte das Kind weiter auf eine Antwort wartend.

„Wieso ich und für was?“, kam diese schließlich misstrauisch murmelnd. Ryo lächelte leicht, bevor er sich zurücklehnte. Der Fisch hatte angebissen.

„Nun, ein Junge mit deinen Begabungen wäre vielseitig zu gebrauchen. Aber ich dachte in erster Linie an einen Leibwächter für Sharon.“ Dieses Mal kam prompt eine Antwort. Jedoch nicht von der erwarteten Seite.

„Onkel!“ Die Entrüstung in der Stimme seines Schützlings ließ ihn sich ihr zuwenden, bevor er leise seufzend sein Angebot genauer erläuterte.

„Sharon, du hast gesehen, wie hilflos du bist. Gerade in dieser fremden Stadt könntest du viel zu schnell verloren gehen. Und das kann ich beileibe nicht riskieren. Du bist einfach zu kostbar.“ Sanft strich er ihr bei den Worten mit dem Handrücken über die Wange, erntete jedoch nur weiterhin einen widerwilligen – ja geradezu wütenden – Blick. Kurz erwiderte er ihn streng, bevor er sich wieder dem Jungen zuwandte.

„Also, was sagst du? Wir würden dich natürlich auch entsprechend ausbilden.“

Zögern, dann: „In Ordnung, wie viel bekomme ich dafür?“

Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Mannes ab. Wie einfach ...
 

Die nächsten Tage verliefen reibungslos. Miyano hatte tatsächlich Fortschritte gemacht, jedoch noch nicht derartige, dass man Sharon die Pille konnte schlucken lassen. Trotzdem nahm man einige Proben ihres Blutes, um es genauer unter die Lupe zu nehmen, bevor sie sich wieder verabschiedeten. Der Aufenthalt hatte sie zwei Wochen gekostet, da Ryo die Fortschritte genau erläutert bekommen wollte. Relativ kurz, doch zu lange, um für die Prüfungen zugelassen zu werden. Entsprechend gereizt verabschiedete sie sich nach Ablauf der Zeit von den Wissenschaftlern und ihrem neuen Leibwächter, der aus Gründen der Ausbildung in Japan bleiben würde.

„Ich möchte ab unserer Ankunft Kampftraining. Und ich will, dass du einen Lehrer für mich findest, der es mir ermöglicht, irgendwie als Schauspielerin aufzutreten, ohne dass ich nach ein paar Jahren wieder aus dem Geschäft muss, weil dieser Miyano einen Durchbruch erlangt hat“, murrte sie wieder im Flugzeug sitzend ihrem Nachbarn zu, während sie aus dem Fenster schauend auf den Start wartete. „Ich will auf nichts verzichten müssen, damit du deinen Traum erfüllen kannst.“

Hätte Sharon zu Ryo geblickt, wäre ihr der amüsierte Gesichtsausdruck aufgefallen, doch sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass ihr Onkel es mit der Antwort „Ganz, wie du wünschst.“ ernst meinte. Und dies reichte ihr völlig.



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Kommentare zu dieser Fanfic (23)
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Von:  Varlet
2015-12-29T10:46:39+00:00 29.12.2015 11:46
Yay, ich hatte Recht. Bereits als ich die ersten Zeilen des Kapitels las, war mein erster Gedanke: Gin. Und tatsache.
Anfangs dachte ich ja auch, dass Sharon selbst nach Japan kommen wollte und sich deswegen ärgert, dass sie dort ist. Ihr Treffen mit Ryo ist schön geschrieben. Wahrscheinlich dachte Sharon, dass sie nun eher machen kann, was sie möchte udn dass der nächste Durchbruch noch Jahre dauert. Ich kann ihre Gedankengänge auch gut verstehen. Solange die Forschung nicht weit voran schreitet, muss sie sich keine Sorgen machen. Aber sobald ein Durchbruch geschieht, hat sie ein Problem. Ich dachte auch zuerst, dass es ein wenig Manga-Fremd ist, da sie in dem zu Sherry sagt, dass ihre Eltern mit allem Begonnen haben. Was ja, wegen dem Boss und ihren eigenen Eltern nicht zutreffend wäre.
Wenn man das nun im Kontext sieht, dass sich ihr Leben durch den Durchbruch an der Forschung änderte, so stimmt wieder ihre Aussage, dass Sherrys Eltern die Schuld tragen.
Irgendwie fand ich die Szene mit Gin süß. Ein kleiner junge, der noch nicht viel vom Leben weiß, außer das er Menschen um ihr Geld bringen soll. Und wie er dann so goldig das Eis gegessen hat. Einfach nur sweet. Jetzt wissen wir ja auch, wie Gin zur Organisation kam und dass Ryo in dem kleinen Jungen viel Potential sah.
Schade, dass Sharon dann doch nicht ihren Master machen kann. Könnte Ryo nicht mit seinem Geld ein wenig nachhelfen? Ein kleine Spende hier, eine Spende da?
Sharons Wünsche kann ich auch gut nachempfinden. Fast wäre sie von einem Mann missbraucht und von einem Jungen umgebracht worden. Da ists klar, dass sie Kmpftraining möchte. Und auch ihre Wünsche, zu lernen, wie sie sich am besten später verstellen kann, sind legitim.
Ich hoffe, du schreibst bald hier weiter. Ich würde gern mehr von dir lesen.

LG
Antwort von:  Luthien-Tasartir
29.12.2015 13:58
Oh! Suddenly comment.
Vielen lieben Dank dafür! Hat mich nicht nur sehr überrascht, sondern dann umso mehr gefreut, weil die FF gefallen hat. Es freut mich auch, dass die unschlüssigen Szenen für dich im letzten Kapitel plausibel wurden. Das war dahingehend sogar meine Intention... soweit ich mich erinnern kann.^^"
An Spenden habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Technisch gesehen wäre das auch möglich... Danke für die Idee. Da ich derzeit wieder sehr an Detektiv Conan hänge, könnte es sogar sein, dass ich wieder ein Kapitel setze. Aber versprechen möchte ich nichts. Zumal ich mittlerweile hauptsächlich RPGs spiele und da eher meinen Fokus darauf habe.
Aber wer weiß! Wenn nach so vielen Jahren noch immer Interesse an einer FF besteht, motiviert das. <3

Also noch einmal: Vielen Dank für den Kommentar, hat mich sehr gefreut!
Von:  Varlet
2015-12-29T10:36:55+00:00 29.12.2015 11:36
Ich finde es sehr gut, dass Ryos Adoptiveltern bei einem Autounfall ums Leben kamen. Mein erster Gedanke war, dass er was damit zu tun hatte. Aber zum Glück ist dem nicht so. So bleibt Ryo noch nen Teil Menschlichkeit über.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Ryou in Musterschüler war und frühzeitig seine Abschlüsse machte. Dennoch scheint ihm der Unfall seiner Adoptiveltern gut in den Kram zu passen. Nun hat er genügend Macht um seine Ziele zu erweitern.

Ich finds faszinierend, dass er den Forschern seine Gene zur Verfügung stellte, damit sie mit denen forschen. Es hat mich auch überrascht, dass die Forscher die Eltern von Sharon Vineyard waren. Damit hab ich nun so gar nicht gerechnet. Die Szenen mit Ryo und Sharon fand ich auch suuper. Vor allem, dass du auch Sharons eigenen Weg beschrieben hast. Ich hatte leicht die Sorge, dass sie von ihm in die Schauspielerei gedrängt wird.
Es ist auch passend, dass man nicht will, dass sie ihr KÖnnen der Öffentlichkeit zeigt. Klar. wenn sie später nicht altert, kommen fragen auf. Das dürfen sie nicht riskieren.
Du hast es mal wieder geschafft, dass ich mit den igentlich Bösen Mitleid empfinde. Es muss besch.... sein, wenn die Ergebnisse verfälscht sind und sowas einen um mehrere Jahre (20 und mehr) nach hinten wirft. Da ich selbst in der Forschung tätig bin, weiß ich, wie besch... sowas ist, wobei es bei mir immer nur 1-2 Tage waren, die ich nach hinten geworfen wurd.
Es wundert mich allerdings, dass es keine zig tausend Kopien gibt, sodass sie einfach ab einem gewissen Zeitraum weiter arbeiten. Das hab ich damals bei meiner Masterarbeit gemacht. Alle Forschungsergebnisse auf mehreren Speichermedien abgesichert. Allerdings passt es zu dem Storyverlauf, weil man so gut nachvollziehen kann, warum Ryo mehr Wissenschaftler braucht und warum er expandiert.
Von:  Varlet
2015-12-29T10:24:41+00:00 29.12.2015 11:24
Huhu,

ich finds gut, dass du die einzelnen Schritte auf Ryos Weg zur Organisation so kurz und dennoch detailliert schilderst. Bei der Szene mit seinem Vater musste ich kurz schlucken. Das war super geschrieben und man konnte mit dem Jungen mitfühlen. Du hast es sogar geschafft, dass ich mit seinem "Vater" Mitleid hatte und sogar diesen verstehen konnte.
Jetzt erkennt man auch sein Motiv warum er die Organisation gründete und was seine Beweggründe sieht. Du hast es geschafft, dass ich den Boss der Organation verstehen kann und sogar mit ihm mitfühle. Ich find sogar seine Gründe eigentlich nicht schlecht.
In dem Pitel merkt man auch, dass Ryo bereits von der Vergangenheit sehr geprägt wurde, weswegen er seinen neuen Eltern auch alles mögliche vorspielen kann und sie als Mittel zum Zweck benutzt. Wer kanns ihm verübeln? ich nicht.

Besonders gut hat mir auch dein Schreibstil gefallen. Er reißt einen förmlich mit und ich war traurig, als ich das Kapitelende erreicht hab. aber noch hab ich ja zwei Kapitel
Von:  Erenya
2013-04-21T07:24:09+00:00 21.04.2013 09:24
Obwohl ich dachte "ein kurzer Prolog" und ich eher der "nur lange Sachen sind Gut" Typ bin, bin wirklich beeindruckt von diesem Prolog.
Interessant finde ich den kleinen Jungen, der noch denkt er könnte seiner Mutter befehlen nicht zu sterben. Das ist aber eine typische Neigung von Kindern, denke ich.
Das einzige was meinen Lesefluss etwas gestört hat, war das Wort "Brustwunde", wo ich mir dachte "Brustverletzung, wäre vielleicht besser gewesen." Aber jeder Schreiber hat ja seinen Stil.
Zurück zum eigentlichen. Dieses "Sie musste ihm gehorchen" reflektiert noch einmal deinen kursiven Text, und gibt diesem Prolog eigentlich ein richtig gutes Thema. Es ist fast schon zynisch, dass der Staat aber auch nur ein "Unterwürfling" ist, was Ryos Mutter ganz gut darstellt.
Ich werde mich bei Zeit mal noch mit den anderen Kapiteln beschäftigen, und vielleicht am Ende noch einmal ein Gesamt Kommi Schreiben.
Dein Schreibstil gefällt mir jedenfalls und lässt sich gut lesen. Und ich hoffe, dass ich keine Probleme bekommen werde, selbst wenn ich Detektiv Conan nur vom gröberen Plot her kenne. Wenn nicht, les ich mich sicher auch noch in DC rein.
Also dann,
Viel Spaß beim weiterschreiben
Erenya
✖✐✖
Von:  Zimtphilosophie
2012-11-14T18:54:38+00:00 14.11.2012 19:54
Ich bin deinem Schreibstil wirklich sehr zugetan. Auch die von dir gewählten Formulierungen fügen sich passend ins Konzept & lassen eine durchweg lobenswerte Bilanz zu.
In puncto Charaktertiefe, konntest du mich durchaus positiv überraschen, hatte ich doch bereits vor genauerer Auseinandersetzung mit deiner Fanfiktion die vage Befürchtung, auch hier nur einem Gary Stu zu begegnen, glücklicher Weise wurde diese nicht bestätigt. Unter gewissen Faktoren, war Ryo zwar dennoch recht perfektionistisch, aber wie zuvor von _Hikari-chan_ erwähnt, darf man dem Moriarty zu Doyle's Holmes solche Eigenart durchaus eingestehen.
Wie ebenfalls bereits zuvor erwähnt, haben sich ab und an kleine Fehlerteufel eingeschlichen, die dem Lesekomfort allerdings kaum Abbruch taten.
Von:  KiaraKitsune
2012-05-17T15:11:36+00:00 17.05.2012 17:11
Ich finde deinen Schreibstil sehr klasse.
Ich weiß eigentlich kaim, was ich schreiben soll, da ja meine Vorschreiber schon alles gesagt haben.

Jedenfalls gefällt es mir, dass du in der FF mal die Organisation durchleuchtest und wie sie hätte beginnen können.
Ein interessantes Konzept.

Nur finde ich es manchmal Irritierend, wer denn jetzt spricht und was macht, da es immer so ein perspektivischer Wechsel ist.

Dennoch, Hut ab für diesen tollen Schreibstil und die schöne Geschichte.

✖✐✖ lg KiaraKitsune
Von:  Zimtphilosophie
2012-04-16T20:34:41+00:00 16.04.2012 22:34
Der von dir in kursiv verfasste Auftakt sagt mir ungemein zu.
Es erinnerte mich kurioserweise an den Prolog Der Herr der Ringe, nicht inhaltlich, aber sagen wir er gibt mir irgendwie das selbe Feeling, diesen nachhaltigen Eindruck zwischen den Abgründen des menschlichen Seins zu balancieren.
Entschuldige bitte vielmals, diese kurze Exkursion in mein kleines Kabinett der Kuriositäten. Zurück zur eigentlichen Thematik.
Du bist dazu geneigt kurze Sätze zu verwenden, ein Umstand welcher jedoch keineswegs negativ zu werten ist. Kurz aber substanziell scheint deine Devise zu sein. Desweiteren gelingt es dir gut, die Emotionen des Sechsjährigen wiederzugeben, dessen zunehmende Verzweiflung & Realisierung passt sich der Atmosphäre geeignet an.
Die folgenden beiden Sätze wirken auf mich sehr gekonnt.
"Vielleicht würde sie ihm gehorchen. Sie musste ihm gehorchen!"
Sie lassen sowohl kindliche Naivität als auch das Drängen nach Kontrolle sehr präzise durchblicken. Vielleicht bereits eine Charaktereigenschaft welche sich in kommenden Jahren noch ausprägen sollte.

MfG
Zimtphilosophie
✖✐✖
Von:  Varlet
2011-12-28T20:30:38+00:00 28.12.2011 21:30
Huhu,

was mir direkt aufgefallen ist, ist der kursive Text, was wohl auch daran liegen mag, dass du ihn schon hervorgehoben hast. Alleine damit hast du schon einen sehr guten Anfang gemacht und er stellt den restlichen Teil des Kapitels in den Hintergrund. Außerdem bekommt man dabei eine pure Gänsehaut. Gut finde ich ebenso, dass du direkt im ersten Satz die ganzen Aufzählungen in einzelne Sätze verpackt hast, das gibt dem ganzen Zusammenhang das gewisse Etwas.

Ich finds auch gut, wie du da den Staat miteinbringst, allerdings würde ich dir da eine andere Satzstellung vorschlagen
>>Umso abstruser erscheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich eben diese Menschen einer bestimmten Autorität unterwerfen. Dem Staat.<< Und dann würde ich den Teil mit: >>Sie unterdrückt die Menschen, zwingt sie zum Gehorchen, Arbeiten und doch tun diese Menschen nichts dagegen. << eine Zele runtersetzen und nicht direkt daneben, das macht noch ein besseres Gefühl.

Positiv finde ich auch deinen Schreibstil, wie bereits von anderen Usern erwähnt, benutzt du kurze und prägnante Sätze. Die bringst das, was du ausdrücken willst, sofort auf den Punkt, was ich gut finde, weil es nicht zu großes herum gerade gibt. Ebenso gut finde ich, dass du den Leser direkt in die Geschichte hinein wirfst und nicht vorher noch groß erläuterst, was passiert. Es passiert einfach und wir sind mitten im Geschehen. Auf der anderen Seite finde ich den Auslöser warum Ryo so geworden ist, wie er ist, ein wenig Klischeehaft. Als ich es gelesen hab, fand ich es nicht wirklich überraschend, es ist etwas, was ich - in anderen Geschichten und Zusammenhängen - schon oft gelesen habe. Deswegen ist das mein erster Kritikpunkt, der aber, vom Leser selbst abhängig ist.
Dahingegen finde ich aber das letzte Gespräch von Mutter nd Sohn sehr gut geschildert. Er handelt wie ein richtiger kleiner Junge (was viele Autoren ab und an vergessen, wenn sie kindliche Charaktere einführen) und auch die wenigen Worte der Mutter sind gut gewählt und verleihen dem Kapitel eine gewisse Atmosphäre.

Den letzten Satz >>Erst einige Tage später konnte man ihn in der Nähe seiner Wohnung aufgreifen und brachte ihn in eines der New Yorker Waisenhäuser.<< finde ich ein wenig unglücklich gewählt. Es hört sich so an, als hätte er selber eine Wohnung. Vielleicht wäre es in dem Fall besser wenn du so was wie 'seinem zu Hause' oder der 'elterlichen/mütterlichen Wohnung' verwenden würdest.

Ansonsten muss ich sagen, dass ich den Anfang der FF wirklich sehr gerne mag und ich bin gespannt, wie es noch weiter gehen wird.

LG Varlet
ReKommi ✖✐✖

Von:  GossipGirlxoxo
2011-11-02T21:14:49+00:00 02.11.2011 22:14
Okay, dann gebe ich dir jetzt schon einmal den Kommentar dazu. Sonst hätte ich es ende des Jahres sowieso gemacht xD
Aber ich bin dir ja sowieso noch ein Kommentar schuldig ^^

Ich finde den Anfang echt super gelungen.
Es ist spannend und auchtraurig.
Man kann sich in die Lage einfühlen und alles miterleben.
Jedoh gebe ich _Hikari-chan_ recht, dass es etws Klischeehaft herüber kommt. Aber was macht dies schon zur Sache? Ich finde es gut geschrieben, auch wenn es Klischeehaft ist. Klischees tauchen immer irgendwo auf und sind in der Gesellschaft meist gesehen, von daher, stört dies nicht. ;)

Den Einstieg überhaupt fand ich schons ehr gelungen und das baut die Atmosphäre überhaupt sehr gut auf.
Hast du dir das selbst ausgedacht oder ist es ein Zitat von irgendwo her? :)

Bin gespannt, wie es wietergeht. Den Rest werde ich allerdings nach und nach lesen aus Zeitmangel ):

LG
GG

P.s.:✖✐✖


Von:  NoitaFlameQueen
2011-07-26T14:43:49+00:00 26.07.2011 16:43
Ok, also hier mein Kommi.
Vom Schreibstil her auf gar keinen Fall schlecht.
Eigentlich sogar ganz gut^^
Was ich zwar ein bisschen schade fand, dass die Story aus meiner Sicht ein bisschen zu schnell erzählt wurde ... hätte es schöner gefunden wenn man sie etwas mehr ausgeweitet hätte.

Ein kleiner Punkt den ich ein bisschen verwirrend fand, war die Sache mit Vermi und dem kleinen Jungen mit der Waffe o.o
Und das Verhältnis zwischen Vermi/Anokata :S

Aber immerhin kam Atsushi vor *____* wenn auch nur namentlich xD


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