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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 9: Zwischenfall

Kapitel 9: Zwischenfall
 


 

Die Nacht war besser, auch wenn sie eher unruhig geschlafen hatte. Immerhin war sie in der Nacht nicht mehr so oft erwacht. Die Sonne war bereits aufgegangen und reges Treiben herrschte in der Burg. Altair, der schon bei Al Mualim war, um ihm die Feder zu überreichen an der das Blut des Mannes klebte, den er gestern in Akkon getötet hatte, trat nun leise in Alenas Kammer. Lautlos schloss er die Tür hinter sich und betrachtete sie einen Moment, ehe er seufzend an das Bett trat. „Aufstehen!“ Er rüttelte unsanft an ihrer Schulter. Hastig schreckte sie aus dem Schlaf hoch. „Hmh?“, fragte sie noch immer verschlafen. So geweckt zu werden, brachte sie völlig aus dem Konzept. „Aufstehen!“, wiederholte Altair noch einmal, wobei er einige Schritte vom Bett wegtrat. „Ich werde draußen warten, Weib. Beeile dich.“ Damit verschwand er wieder und ließ die Tür unsanft ins Schloss fallen. Alena sah ihm noch einige Momente lang verwirrt nach, bis seine Worte ihren Verstand erreichten. Erst dann erhob sie sich noch wackelig und tauschte rasch das Nachtgewand gegen jenes, welches sie gestern von Doran bekommen hatte. Mit ihren Händen strich sie sich ihre Haare zurück, um sie dann mit einem Band im Nacken zusammenzubinden. Tief atmete sie noch einmal durch, öffnete dann die Tür und trat auf den Gang hinaus. „Komm.“ Altair schritt zügig voran. Warum hatte er es so eilig? Alena hatte Mühe, mit ihm mitzuhalten, und war froh, als sie den Speisesaal betraten. Schweigend folgte sie dem Assassinen, welcher sich auf der Bank niederließ und auf den Platz sich gegenüber deutete. „Setz dich und iss.“ Alena nahm zaghaft neben dem anderen Platz, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte. „Iss Mädchen.“ Doran, der neben ihr saß, reichte ihr einen Teller mit Früchten. „D-danke.“ Vorsichtig nahm sie sich eine getrocknete Dattel. „Mehr“, verlangte er, sodass Alena flüchtig zu ihm aufsah. „Eine reicht“, versuchte sie zaghaft zu protestieren, doch Doran schüttelte den Kopf. „Tut es nicht.“ Er legte ihr vier weitere Datteln auf den Teller und dazu noch etwas anderes Obst. Alena wusste nicht, wie sie das alles essen sollte. Das war viel zu viel. Alena begann langsam zu essen und bemerkte nicht den Blick, den Altair Doran zuwarf. Etwas später war sie dann so satt, dass sie die letzte Dattel nicht mehr schaffte. „I-ich gehe dann jetzt zu Devra“, verkündete sie, weil es ihr blöd vorgekommen wäre einfach aufzustehen. „Du weißt bereits, wo du sie findest?“ Altair schob seinen Teller beiseite. „Ja danke. Doran war so nett und hat mir den Weg gezeigt.“ „Hat er das“, murmelte Altair und erhob sich rasch und verschwand. Alena sah ihm seufzend hinterher. Hatte sie schon wieder etwas Falsches getan? „Mach dir keine Sorgen um ihn.“ Doran erhob sich ebenfalls, im Gegensatz zu Altair jedoch eher gemächlich. Alena nickte. „Ich begleite dich ins Dorf.“ „Ich finde den Weg alleine, Ihr müsst nic…“ Doran brachte sie zum Schweigen, indem er kurz die Hand hob. „Ich muss ohnehin etwas erledigen. – Nun komm.“
 

Wenig später stand sie bei Devra in der Stube. Diese verschwand im Nebenraum und kam wieder mit Säcken voll Wäsche nach vorne. „Hier die beiden Säcke wirst du wohl alleine waschen müssen. Eine Nachbarin braucht meine Hilfe beim Herstellen von Verbänden und anderen Dingen. Sobald ich fertig bin, komme ich zu dir. In Ordnung?“ Alena nickte lächelnd. Devra hatte viel zu tun und es wäre unhöflich gewesen, sie dazu zu bringen, bei ihr zu bleiben. Immerhin war sie kein kleines Kind mehr. Sie kam auch alleine zurecht. Seufzend nahm sie die beiden Leinensäcke. „Mach langsam, ja?“ Devra sah sie mit erhobener Augenbraue an. „Nicht, dass du uns noch tot umfällst, dafür bist du einfach ein zu hübsches Ding.“ Devra zwinkerte ihr zu. Alena nickte. „Werde ich, auch wenn ich deiner Behauptung keinen Glauben schenken kann“, immerhin war sie nicht hübsch. Mittelmäßig, aber nicht hübsch. „Natürlich bist du das“, beharrte Devra. „Und bald werden dir die Männer aus der Hand fressen.“ „Unsinn“, Alena schüttelte den Kopf. „Ich werde jetzt gehen.“ In der Tür hielt Devra sie noch einmal zurück. „Bleibst du wieder zum essen?“ Fragend lehnte Devra an dem Tisch. „Ich weiß nicht, ich möchte dir wirklich keine Umstände machen.“ Sicherlich hatte sie doch einen Mann. „Das tust du nicht. Ich würde mich freuen.“ „In Ordnung.“ Sie konnte Devra einfach keinen Wunsch abschlagen. Dazu war diese einfach viel zu nett.

Am Fluss zog Alena die Kleidung aus den Säcken, ehe sie das Waschbrett in den Fluss stellte. Ihre Finger schmerzten schon jetzt, wenn sie nur an die ganze Arbeit dachte. Frustriert seufzend machte sie sich jedoch an das erste Hemd, das ihr zwischen die Finger kam. Zum Glück hatte Devra das Seil zwischen den Bäumen gespannt gelassen, so musste sie die Wäsche nur waschen und konnte diese sofort aufhängen. Die ersten gefühlten 500 Kleidungsstücke brachte sie in einem Rutsch hinter sich. Erst dann bemerkte sie, dass die Sonne schon hoch oben am Himmel stand. Eine Pause wäre genau das, was sie bräuchte. Ihr Blick glitt zu den letzten Hosen. Diese konnte sie auch gleich noch machen. Es war immerhin Devras Anweisung gewesen, dass sie langsam machen sollte. Ihre Füße hingen in dem Fluss, während ihr Oberkörper flach auf der Wiese lag. Die Augen geschlossen genoss sie einen Moment einfach nur die Sonne auf ihrer Haut. Ein Schatten fiel über sie, sodass sie rasch die Augen öffnete, um die Wolke zu betrachten, die sich vor die Sonne geschoben hatte, ehe sie wieder die Augen schloss. Sollte jeder Tag nun so aussehen, dass sie Wäsche waschen durfte? Wenn es denn wenigstens mal eine andere Arbeit wäre. Der leichte Wind, der aufkam, tat gut im Gegensatz zu der warmen Sonne. Alena lauschte dem Rauschen des Wassers und dem Zwitschern der Vögel. Es wirkte so friedlich, dass sie glatt hätte einschlafen können.

Ein weiterer Schatten fiel auf sie, sodass sie lediglich unzufrieden grummelte. Warum mussten ihr diese Wolken die Sonne verwehren? Das war nicht fair. Der Schock durchfuhr sie, als etwas Kaltes ihre Kehle berührte. Ihr erster Impuls, sich aufzurichten, wurde durch etwas an ihrem Haar gehindert, sodass sie nur die Augen öffnen konnte. Mit schneller werdendem Herzschlag verfolgte sie den Dolch an ihrem Hals, über den Arm zu dem Gesicht des Fremden, das durch eine weiße Kapuze verdeckt war. Erschrocken keuchte sie auf. Wollte man sie nun doch töten? „Du wirst nicht zum Faulenzen am Leben erhalten.“ Abermals durchfuhr sie ein Schrecken. „F-faruk“, hauchte sie panisch. Der Assassine machte kein Geheimnis daraus, dass er sie nicht leiden konnte. Faruk lachte dunkel, sodass ihre Nackenhaare sich prompt aufrichteten. „Wie schön, dass du dir meinen Namen gemerkt hast.“ Der Griff in ihrem Haar verstärkte sich, während er sich zu ihr herabbeugte. „Bitte“, wimmerte sie, nur zu deutlich erinnerte sie sich an die Templer und an das, was sie mit ihr machen wollten. „Dein Jammern bringt dir nichts. Du solltest arbeiten, immerhin bist du deswegen hier, aber sei dir gewiss. Sollte Al Mualim dich nicht mehr gebrauchen können, bin ich der Erste der sich meldet, um deinem kümmerlichen Leben ein Ende zu setzten. Ganz langsam natürlich.“ Der Dolch an ihrem Hals verschwand, jedoch nicht ohne dabei einen kleinen Kratzer zu hinterlassen. „Und nun mach weiter mit deiner Arbeit.“ Er warf Alena eine Kutte zu die er in seiner Hand hatte.
 

Alena wartete, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Erst dann richtete sie sich auf und ließ den Tränen freien Lauf. Schluchzer schüttelten sie, während sie ihre Knie an sich heranzog, um den Kopf darauf zu betten. Was hatte sie ihm getan? Was hätte er getan, wenn es nicht sie sondern Devra gewesen wäre, die die Wäsche gewaschen hätte? Sie traute ihm durchaus zu, dass er etwas tat, das eigentlich verboten war. Noch immer weinend machte sie sich daran, die restlichen Kleidungsstücke zu waschen, auch wenn dies durch den Tränenschleier nicht wirklich funktionierte. Noch immer zitterte ihr Körper und wollte selbst nach einigen Minuten nicht damit aufhören. Warum hasste dieser Mann sie so? Was hatte sie ihm denn getan? Hatte ihre Familie ihm etwas getan? Oder war er einfach ein von Grund auf schlechter Mensch? Sie erschrak heftig, als sich jemand neben sie kniete. Hatte Faruk sie beobachtet? Ihr Kopf fuhr in die Höhe, ehe sie wimmernd ein Stück zurück krabbelte, da sie vor Schreck das Gleichgewicht verloren hatte. Der Assassine, der neben ihr kniete, streckte die Hand nach ihr aus. „Nicht“, wimmerte sie schluchzend. Was immer er vorhatte – sie wollte es nicht. Tatsächlich erstarrte er und schob sich nach kurzem Zögern die Kapuze vom Kopf. Alenas Bewusstsein verarbeitete erst etwas später die eine elementare Tatsache. Das war nicht Faruk! „Altair“, flüsterte sie, während genannter sie einfach mit einer erhobenen Augenbraue ansah. „Was ist geschehen?“ Doch sie schüttelte den Kopf. „Es…er…“, stammelte sie. „Er? Wer?“ Altair hatte sich noch immer keinen Zentimeter bewegt. Alena jedoch krabbelte hastig auf ihn zu und warf sich zaghaft an ihn. Ihr Körper zitterte noch immer, aber sie erstarrte, als Altair nach einigen Sekunden seine Arme um sie schlang. Warum er das tat? Das konnte er selbst nicht sagen. „Alena.“ Sie hielt die Luft an. Es war das erste Mal, dass er sie so nannte und dann auch noch mit einer solchen Intensität, dass sie den Kopf hob, um ihn ansehen zu können. „J-ja?“ „Was ist geschehen?“ Seine dunkle Stimme war angenehm und beruhigte sie. „Ich…E-er war einfach da. Ganz plötzlich.“ „Wer?“ Altair schob sie etwas weg, wobei sein Blick auf den Kratzer an ihrem Hals fiel. „Wer hat das getan?“ Beinahe schon vorsichtig strich er über das Rinnsal an Blut an ihrem Hals. „F-faruk“, stotterte sie.

„Faruk“, wiederholte er nachdenklich. Dieser elende Bastard. „Was ist passiert?“, verlangte er ein weiteres mal zu wissen. Alena seufzte und wandte den Blick ab. „I-ich habe eine Pause gemacht“, begann sie. „Ich hatte seit heute Morgen die Kleider gewaschen. Ich lag im Gras und hatte die Augen geschlossen, bis etwas Kaltes meine Kehle berührte. Er sagte mir, dass ich nicht zum Faulenzen am Leben bleibe“, ihre Stimme zitterte. „Und er sagte, dass, wenn Al Mualim mich nicht mehr braucht, er der erste wäre, der sich melden würde, um mich umzubringen. Ganz langsam.“ Sie schüttelte den Kopf, ehe sie aus tränenden Augen zu ihm aufsah. „Ich will nicht sterben“, schluchzte sie. Altair musterte sie einen Moment reglos. „Das wirst du nicht“, versprach er dann. Warum konnte er selbst nicht sagen, aber sie weinen zu sehen, erweckte etwas in ihm. Das Weib konnte nichts dafür, dass ihr Vater ein Verräter war und sie war nicht freiwillig hier. „Und wenn… wenn er… doch…“, Altair schüttelte bestimmt den Kopf. „Das lasse ich nicht zu.“ Was er machen würde, wenn es tatsächlich soweit käme, wusste er zwar selbst noch nicht genau, aber das musste sie ja nicht wissen. Alena nickte und schien ihm zu glauben, denn nach und nach ließen die Tränen nach und auch ihr Zittern wurde weniger. „D-danke Altair.“ Sie löste sich von ihm und griff nach der letzten Hose. Altair beobachtete sie schweigend. Sie schien dünner geworden zu sein, seit sie hier war. Sie aß einfach zu wenig. Aß sie nur morgens? Denn Doran erzählte ihm, er habe sie gestern nicht beim Abendmahl gesehen. Dafür hatte er sie gesehen. Hier am Fluss im Mondschein. Sie war wirklich hübsch. Aber was interessierte ihn das. Altair erhob sich kopfschüttelnd, als auch Alena sich mit der letzten Hose erhob und sie über das Seil hängte. „Ich begleite dich zurück.“ Sie schüttelte zögerlich den Kopf. „Das braucht Ihr nicht… Ich… Devra wartet auf mich.“ „Du hast genug gearbeitet für heute. Du solltest etwas essen.“ Alena lächelte kurz. „ Das werde ich. Devra lud mich ein.“ „Wirklich?“, hakte er nach. „Dann werde ich dich dorthin bringen.“ Alena kräuselte die Augenbrauen. Glaubte er ihr etwa nicht? Warum sollte sie lügen? Aber sie seufzte. „In Ordnung.“
 

Etwas später standen sie beide dann an Devras Tür. Alena klopfte ohne zu zögern an und schon bald konnte man Schritte im Inneren vernehmen. „Komme!“ Devra sah überrascht von Alena zu Altair. „Alena“, meinte sie dann. „Komm doch rein.“ Devra trat beiseite, sodass sie eintreten konnte. Jedoch versperrte sie dem Assassinen den Weg. „Und was wollt Ihr?“, schroff verließen die Worte ihren Mund. Alena sah fragend zwischen den beiden hin und her. Devra konnte wohl kaum auf Altair sauer sein, denn dieser hatte seine Kapuze wieder aufgesetzt und somit konnte sie ihn nicht erkennen. Warum also schien sie etwas gegen die Assassinen zu haben? Und erst jetzt fiel ihr ein, dass sie auch Doran gegenüber abweisend gewesen war. „Verschwindet!“ Damit schlug sie Altair die Tür vor der Nase zu, erst dann wandte sie sich seufzend ihrem Gast zu. „Entschuldige“, lächelte sie wieder. „Das Essen ist fast fertig.“ Alena nickte leicht verwirrt. Wie konnte man von dem einen auf den anderen Moment seine Gemütslage so schnell verändern. „Devra?“, fragte sie dann leise und zaghaft. „Hmh?“, kam es von ihr während sie die Suppe noch einmal umrührte. „W-warum magst du die A-assassinen nicht?“ Immerhin war das offensichtlich gewesen. Devra ließ den nun erhobenen Kochlöffel fallen, der klappernd zu Boden ging. „Verzeih“, bat Alena hastig. Was hatte sie nur wieder angestellt? Devra schüttelte den Kopf. „Es ist in Ordnung.“ Als sie sich Alena zuwandte, stand ihr tiefe Trauer ins Gesicht geschrieben. „Setz dich. Ich denke, ich muss los werden, was ich seit Jahren niemandem anvertraut habe.“ Sie schien eher mit sich selbst zu reden, als mit Alena. Diese nahm dennoch Platz und wartete auf das, was kommen möge. Was nur würde Devra ihr erzählen?



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