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Nachtglitzer

AltairxAlena
von

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Kapitel 5: Mittagssonne

Kapitel 5: Mittagssonne
 


 

Al Mualim stand am Fenster, während er eine Brieftaube hinaus sandte. Erst dann wandte er sich Altair zu, der die ganze Zeit ruhig dagestanden hatte. „Hasim will nicht reden“, begann er. „Doch seine Tochter scheint ihm nicht egal zu sein, das sollten wir nutzen.“ Altair nickte. Egal welcher Befehl seines Meisters nun folgte, er würde ihn ausführen. Al Mualim deutete auf sein Pult. „Dort liegen Euer Kurzschwert und Eure Wurfmesser, nehmt sie an Euch!“ Der Ordensmeister entzündete eine Kerze. „Ich will, dass Ihr das Weib aus dem Kerker schafft. Hasim soll sehen, das sich seine geliebte Tochter nicht mehr dort befindet.“ Er lächelte kurz. Abermals nickte Altair. Wenn es der Wunsch seines Meisters war, so würde er ihn ausführen. Nur warum Al Mualim das wollte war ihm noch nicht klar. Der Meister nickte zufrieden. „Nun geht und bringt das Weib in das Turmzimmer! Danach erwarte ich Euch bei den Gefangenen.“ Altair verneigte sich. „Wie Ihr wünscht, Meister.“ Am liebsten wäre es ihm, wenn jemand anderes diese Aufgabe übernehmen würde. Dieses Weib war nervig und er würde ihr sicherlich irgendwann den Kopf von den Schultern trennen. Ohne weitere Worte wandte er sich ab.

Rasch überquerte er abermals den Hof, wobei er einen Blick zu den übenden Novizen warf. Er wollte keine Zeit damit verschwenden, das Weib zu hüten. Stattdessen sollte er trainieren und wieder Aufträge annehmen. Unter seiner Kapuze zogen sich seine Augenbrauen empor. Nur kurz warf er einen Blick auf die Familie des Weibs. Faruk nickte ihm zu, ehe er die Peitsche wieder auf ihren Vater niedersausen ließ. Kopfschüttelnd öffnete er die Kerkertür.

Alena schreckte auf, als sie das Quietschen der Tür vernahm. Wer mochte das sein? Wollte man sie weiter quälen? Die in weiß gekleidete Person öffnete ohne ein Wort ihre Zelle und hielt ihr auffordernd die Hand hin. Langsam erhob sie sich, wobei sie den Neuankömmling misstrauisch beobachtete. „Komm, Weib!“ Alena atmete tief durch. Was wollte dieser Mann – Altair – nun schon wieder von ihr? Hatte er sie nicht schon genug gedemütigt? „Wohin?“ Sie versuchte einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, doch leider vergebens. Altair schien in keiner guten Stimmung zu sein. Er schnellte vor und packte sie grob am Arm. „Was passiert jetzt?“ Sie zerrte an ihrem Arm, doch er hielt diesen in einem eisernen Griff. Alena versuchte abermals, seine Hand abzuschütteln, als sie den Innenhof erreichten. „Ich muss zu meiner Familie.“ Panisch stellte sie fest, dass ihr Weg keineswegs zu ihrer Familie führte. Im Gegenteil: Altair zog sie immer weiter fort. Das letzte was sie sah ehe sie ins Schlossinnere gezerrte wurde, waren die geweiteten Augen ihres Vaters. „Bitte.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Lasst mich zu ihnen.“

Altair schnaubte. Dieses Weib sollte lieber den Mund halten. Er bemerkte ihr Zerren durchaus, doch es war ihre Schuld, sollte sie sich dadurch weh tun. Er versuchte sie weitestgehend zu ignorieren, was leider nicht so einfach war. Sie sollte lieber weniger zappeln. „Hör auf zu zappeln, sonst reißen die Striemen wieder auf“, knurrte er. Schließlich hatte er das Ganze nicht umsonst gemacht. Sollten die Peitschenabdrücke wegen ihrer Dummheit wieder aufreißen, er würde ihr kein zweites mal helfen. Rasch zog er sie die vielen Stufen der Wendeltreppe hinauf und stellte ohne es zu zeigen überrascht fest, dass bereits zwei Wachen vor der Türe standen. Das Weib schien etwas unsicher zu wirken, stellte er fest, als er sich ihr zuwandte. „Dort wirst du nun hinein gehen und mache keinen Unsinn.“ Ihre Augen huschten von den Wachen zu ihm. „Warum bringt Ihr mich hierher?“, flüsterte sie. „Al Mualims Befehl!“ Dann blickte er zu den beiden Novizen. „Ihr tut gut daran, sie in Ruhe zu lassen.“ Die Warnung war den beiden jungen Männern nicht entgangen, sodass sie eiligst nickten und dann die Tür öffneten. „Geh!“ Altair deutete ihr an einzutreten.
 

Als Altair abermals bei den Gefangenen ankam, stellte er fest, dass Al Mualim bereits anwesend war. Lautlos stellte er sich hinter seinen Meister und beobachtete das Gespräch. Hasim knurrte Al Mualim an. „Wo ist meine Tochter! – Ich will sie sehen.“ Das Ziehen der Wunden ignorierte er. Viel wichtiger war, was diese Bastarde mit seiner geliebten Alena taten. Der Ordensmeister lächelte flüchtig. „Ich denke nicht, dass du in der Position bist Forderungen zu stellen.“ Er zuckte kurz mit den Schultern. „Deine Tochter…sagen wir: sie ist beschäftigt.“ Mit Genugtuung registrierte er die geweiteten Augen seines Gegenübers. Altairs Augenbraue zuckte in die Höhe, was man dank der Kapuze nicht erkennen konnte. Aber nun verstand er den Befehl seines Meisters. Wusste, was er Hasim denken lassen wollte und dieser ging prompt darauf ein. „Fasst sie nicht an, ihr Schweine!“ Hasim zerrte an den Fesseln. „Erzähle mir was du weißt, dann lassen wir deine Tochter gehen.“ Al Mualim wartete vergebens auf eine Antwort und seufzte, wandte er den Kopf Altair zu. Dieser hatte das ungute Gefühl, dass der nächste Befehl seines Meisters ihm genauso wenig gefallen würde wie der Erste. Und er behielt recht. „Altair, gehe nach dem Weib sehen. Unterhalte sie etwas.“ Keineswegs würde er das tun, an was der Gefangene gerade dachte. „Meister.“ Er verneigte sich rasch, beobachtete, wie Hasim abermals an den Fesseln zerrte, „Fass sie nicht an!“ Ohne weitere Worte wandte er sich innerlich seufzend ab.

„Solltet Ihr meiner Tochter auch nur ein Haar krümmen, dann wird Euch das Leid tun.“ Er fiel unter der Ohrfeige nach hinten. „Du, Verräter, wagst es, mir drohen zu wollen?! – Sag mir, was für Informationen du weitergegeben hast.“ Hasim schwieg beharrlich. So sehr er seine Tochter liebte, er musste unbedingt noch etwas Zeit schaffen. Vielleicht würden die Templer kommen. Wenn sie seine Informationen denn für wahr hielten. „Faruk, mache weiter.“ Kurz darauf surrte die Peitsche durch die Luft. Al Mualim schüttelte den Kopf. Dieser Narr! Dann ging auch er.

Altair erreichte innerlich seufzend den oberen Treppenabsatz. Warum musste er sich immer mit dem Weib herumschlagen. Die Wachen vor der Tür verneigten sich rasch. Auch wenn er seinen Rang im Moment verloren hatte, er galt immer noch als einer der Besten. Lautlos öffnete er die Türe, in der Erwartung das Weib würde direkt auf ihn zulaufen und nerven. Stattdessen fand er sie am Fenster sitzend vor. Den Rücken ihm zugewandt, sodass sie ihn nicht bemerkt hatte. Die herein fallende Sonne beschien sie und ließ ihr Haar glänzen. Ebenso lautlos trat er ein, hörte sie schluchzen. Weinte sie? Ihr Magen knurrte, doch das schien sie nicht einmal zu bemerken. Altair war leise hinter sie getreten. „Was gibt es Interessantes zu sehen?“ Erschrocken fuhr sie herum, während sie sich gleichzeitig erhob. Ihr Herz schlug schnell. „Was tut Ihr hier? Was wollt Ihr nun wieder?“ Was wollte er? Wie war er so leise an sie herangekommen? War sie etwa so sehr in Gedanken gewesen? „Du hast sicherlich Hunger.“ Ihr Magen knurrte zustimmend und dennoch schüttelte sie den Kopf. Seine Augenbraue zuckte in die Höhe. Wusste sie, dass sie schlecht im Lügen war? „Komm.“ Er wandte sich ab.

Alena starrte seinen Rücken an. Hatte sie etwas verpasst? Sie hatte ihm doch mit dem Kopfschütteln zu verstehen gegeben, das sie nichts essen wollte. Sein jedoch auffordernder Blick ließ sie lediglich seufzen. Was brachte es zu diskutieren? Ihr Wort galt hier sowieso noch weniger, als irgendwo sonst. Das hatte sie bereits begriffen. Immerhin war sie eine Gefangene, jemand der nur solange zu leben hatte, bis der Ordensmeister bekam was er wollte. Sie schüttelte abermals den Kopf. Daran wollte sie nicht denken. Sie war dem Assassinen still gefolgt, doch nun sah sie zu ihm auf. „Was ist?“ Warum blieben sie stehen. Alena folgte mit ihren Augen seiner ausgestreckten Hand. „Die Küche. – Wir werden etwas Essbares für dich besorgen.“ Damit trat er ein. Alena folgte ihm nur unsicher. Die verschiedensten Gerüche schlugen ihr entgegen. Ungewöhnliche aber einige die ihren Magen wieder knurren ließen. Sie blieb unschlüssig am Eingang stehen, während Altair zielsicher den Raum durchquerte und sich herzlich wenig um die kochenden Frauen kümmerte. Mit etwas warmer Suppe kam er schließlich wieder zu ihr. „Hier. Iss.“ „Danke.“ Mit zittrigen Fingern nahm sie ihm die Schüssel ab. Wie lange war es her, dass sie etwas Warmes gegessen hatte? „Setz dich, Weib.“ Er deutete auf einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, der in einer Ecke stand. Er beobachtete Alena während des Essens und ihm war durchaus bewusst, dass sie seine Blicke bemerkte, immerhin zeigte dies ihr unsicherer Blick, den sie ihm immer wieder zuwarf. „Danke.“ Sie sah zu ihm herüber. „Danke, für die Suppe.“ Altair nickte, musterte ihre dünne Gestalt. „Komm.“ Er erhob sich.
 

Alena folgte ihm schweigend. Was hätte sie ihm auch sagen sollen? Worüber sich unterhalten sollen? Sie hatte so viele Fragen, doch traute sie sich nicht eine einzige davon an ihn zu richten. Ihre Augen blickten zu der Burg zurück. Wohin er sie bringen wollte? Was er wohl vorhatte? Sie beschlich ein böser Gedanke, sodass ihre Knie prompt anfingen zu zittern. „Wo bringt Ihr mich hin?“ Selbst ihre Stimme klang alles andere als fest. Der Mann vor ihr blickte über die Schulter zu ihr. „Du wirst es sehen, wenn wir da sind.“ Alena schüttelte den Kopf, blieb stehen. „N-nein! Ich gehe nicht weiter ehe Ihr mir sagt, wohin.“ Altair blieb nun ebenfalls stehen und wandte sich ihr ganz zu. Hätte sie sein Gesicht sehen können, so hätten ihr verengte Augen entgegen geblickt. „Komm!“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, als sie abermals den Kopf schüttelte. Was hatte das Weib denn auf einmal? War sie verrückt geworden? Mit einem großen Schritt war er bei ihr und fasste sie am Handgelenk. „Lasst mich.“ Alena zog an ihrem Arm, doch das einzige was sie damit erreichte war, dass der Druck seinerseits verstärkt wurde. Entsetzt stellte sie fest, dass er einen Weg etwas abseits des Dorfes einschlug. Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Alena zog abermals an ihrer Hand. „Nicht!“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich will das nicht.“ Altairs Augenbraue rutschte in die Höhe. Was redete sie denn da? Er blieb schließlich an dem Fluss stehen. „Wasche dich!“ Endlich ließ er ihr Handgelenk los. Seine Augen glitten über ihr Gesicht. Warum sah sie ihn so… fassungslos an? „Was ist? – Wasche dich.“ Ihre Augen huschten zu dem Wasser. „W-waschen?“ Er wollte, dass sie sich wusch? „Was dachtest du denn, Weib!?“ Ihr Gesicht wurde bleich, ihre Gesichtszüge unsicher. Altair schüttelte den Kopf. Was hatte sie? Es gab nichts wovor sie im Moment Angst zu haben bräuchte. „I-ich dachte…Ihr wolltet…“, sie seufzte. „Ich meine es sah so aus, weil Ihr mich von der Burg weggebracht habt, alleine, als wolltet Ihr… mich benutzen.“ Sie senkte beschämt den Kopf. Altair schnaubte. Wie kam sie nur auf eine solche irrwitzige Idee? „So etwas habe ich nicht nötig.“ Immerhin war er nichts das Monster, das sie in ihm sah. „Nun wasche dich, damit wir zurück können.“ Alena nickte, ehe sie sich an den Rand niederkniete und sich etwas erfrischte. Erst das Geräusch von Pferdegetrampel ließ sie zu Altair hinüber sehen. Dieser stand scheinbar gelassen da und fixierte einen Punkt in der Ferne. Dann vernahm sie das Schreien der Menschen und plötzlich schienen alle in Aufruhr. „Verstecke dich“, Altair blickte zu ihr herüber. „Komme erst heraus, wenn es still geworden ist. – Geh!“ Dann zog er sein Schwert und verschwand. Alena sah sich unschlüssig um. Was war denn los?



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