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Crash boom bang

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Crash boom bang

Crash boom bang
 

„Wataru?“, Tohru sah ihn leicht verlegen an. Sie saßen nebeneinander auf einer Bank im Park, in der Nähe von Watarus Appartement. Vor gut einer halben Stunde waren sie mit Heart-chan spazieren gegangen. Dann hatten sie sich eine Dose Bier im Konbini gekauft und nun saßen sie hier, Heart-chan zu ihren Füßen.

„Mhm, was denn?“, erwiderte dieser und sah ihn an. Er bemerkte wie sein Freund ein wenig rot im Gesicht wurde.

„Ich… also ich… ich muss dir etwas sagen…“, stammelte Tohru. Er hatte das Bier wirklich gebraucht. Schon eine ganze Weile hatte er sich vorgenommen mit ihm darüber zu reden, doch bisher hatte er einfach nicht den Mut dazu gehabt. Allerdings wusste er nicht, wie lange er es noch aushalten würde zu schweigen.

Heart-chan zu ihren Füßen stockte und sah zu ihnen hinauf. Sie schien Tohrus Anspannung zu spüren.

Wataru sah ihn etwas verwirrt an: „Was ist denn los?“ Er konnte sich nicht vorstellen, was passiert war, dass sein Freund so herumdruckste. Normalerweise war ihre Freundschaft so fest, dass sie über alles reden konnten. Das Vertrauen zwischen ihnen war stark und beide wussten um die Kostbarkeit dieser Tatsache. Vor allem da Wataru nicht gerade der vertrauensseligste Mensch war. Angestrengt überlegte er, ob er etwas getan hatte, was den Jüngeren verärgert haben oder vor den Kopf gestoßen haben könnte. Doch er kam zu keinem Ergebnis: „Wenn dich etwas bedrückt oder ich etwas getan hab, dann kannst du mir das sagen…“

„Du hast doch nichts getan, Wataru. Ich… ich…“, stockte Tohru. „Hach scheiße, ich weiß einfach nicht, wie ich dir das sagen soll!“

Sein Freund war nun nur noch verwirrter. Er legte ihm aufmunternd eine Hand auf den Oberschenkel. Solche kleinen Gesten waren inzwischen selbstverständlich geworden.

Tohru seufzte. Wieso war es bloß so schwer ein paar Worte über die Lippen zu bekommen? Es war zum Haare raufen! Er brauchte bloß einen Satz auszusprechen, doch er konnte nicht. Er fühlte sich wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange. Eigentlich war es doch sehr einfach… warum konnte er es dann aber nicht?

Er holte tief Luft. Sein Herz konnte er praktisch rasen spüren.

„Wir sind ja jetzt schon ein paar Jahre befreundet und ich bin auch wirklich froh darüber. Aber in den letzten Monaten haben sich meine Gefühle geändert. Ich… also Wataru… ich hab mich in dich verliebt.“, sagte er dann schließlich. Jetzt war es endlich raus. Er sah seinen Freund an, der immer noch etwas verwirrt aussah. So als wenn er die Bedeutung der Worte noch nicht ganz realisiert hatte…
 

Das war jetzt eine halbe Woche her. Wataru war nach diesem Geständnis verwirrt gewesen. Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Ohne Frage war Tohru sehr wichtig für ihn, aber er wusste nicht, ob er ihn ebenfalls liebte. Denn bisher hatte er sich eigentlich noch nie in jemanden verliebt…

Es hatte ihm beinahe das Herz gebrochen, dass er Tohru keine Antwort geben konnte. Doch das Geständnis hatte ihn vor den Kopf gestoßen. Es eine hatte Urangst in ihm ausgelöst, die Angst davor, dass es nicht gut gehen würde. Er wollte ihn nicht verlieren und er hatte einfach eine schon fast paranoide Angst davor, dass es so enden würde, wenn sie einen weiteren Schritt taten. Es würde nicht so schnell geschehen, wenn sie Freunde waren.

Außerdem war er sich einfach nicht sicher, ob er Tohru geben konnte, was dieser sich erhoffte. Das waren die Gründe gewesen, wieso er bisher nicht darauf geantwortet hatte. Wenn er es jedoch ganz simpel ausdrücken wollte, dann würde er sagen, er war einfach zu feige gewesen.

Und mit jedem Tag, der vergangen war, hatte er sich beschissener gefühlt.

Dann hatte heute sein Handy geklingelt und ihm einen riesigen Schrecken versetzt. Es war das Krankenhaus gewesen, das sich gemeldet hatte. Tohru hatte einen Autounfall gehabt und schien ziemlich schlimm verletzt zu sein. Da sie seine Nummer in seinem Portemonnaie gefunden hatten, hatten sie bei ihm angerufen.

Wataru und er hatte abgesprochen, dass sie für den Notfall die Nummer des jeweils anderen bei sich hatten. Allerdings war er aufgrund der Unfallnachricht sehr geschockt gewesen. Er hatte immer gehofft, dass es nie dazu kommen würde, dass dieser Notfallzettel benutzt werden würde. Es war einer dieser Anrufe gewesen, die man nie bekommen wollte und von dem man tief im Herzen glaubte, dass es nur ein makaberer Scherz war. Einer, der die ganze Welt um einen herum anhielt, bis das Chaos über einem zusammenbrach.

Genauso hatte Wataru es empfunden. Nachdem ihm gesagt worden war, dass Tohru schwer verletzt war, hatte er gehofft, dass jemand sagen würde, dass es nur ein makaberer Witz war. Doch das geschah nicht.

Es dauert eine Weile bis er wirklich realisiert hatte, dass der Anruf echt gewesen war. Doch dann hatte es ihn mit voller Wucht getroffen. Er war aufgesprungen und hatte fluchend gegen das Sofa getreten. Den Schmerz in seinem Fuß hatte er kaum wahrgenommen, der in seinem Herzen war stärker. Er hatte Angst um Tohru. Wenn er irgendetwas nicht wollte, dann ihn verlieren. Er mochte es sich nicht vorstellen, ihn nicht an seiner Seite zu haben.

Da sie ihn laut fluchen gehört hatte, kam Heart-chan ins Wohnzimmer gelaufen. Als Wataru sie entdeckte, wurde sein Gesichtsausdruck sanfter. Er nahm sie auf den Arm und streichelte ihr durchs Fell: „Ich muss dich für eine Weile alleine lassen. Tohru geht es nicht gut und ich muss ins Krankenhaus fahren. Ich kann dich leider nicht mitnehmen, aber wenn es zu lange dauert, sag ich Tomoyuki bescheid, der schaut dann nach dir, ok?“

Sie schien zu spüren, dass ihr Besitzer aufgewühlt war und rieb ihre Schnauze an seiner Wange.

„Glaub mir, ich würde dich lieber mitnehmen. Aber ich muss wirklich los und nach Tohru sehen.“, erwiderte Wataru und streichelte sie noch einmal. Dann ließ er sie runter und suchte seine Autoschlüssel.

Und so saß er nun hier auf dem Flur des Krankenhauses und wartete, dass er in Tohrus Zimmer durfte und nähere Informationen bekommen würde. Das Warten machte in langsam verrückt. Diese Ungewissheit, dass er einfach nicht genau wusste, wie es um seinen Freund bestellt war, setzte ihm zu.

Was wenn er nie wieder aufwachen würde?

Frustriert vergrub er sein Gesicht in seinen Händen.

Warum hatte er ihm keine Antwort gegeben?

Warum bloß nicht? Wieso war er zu feige gewesen?

Denn jetzt, wo er vielleicht kurz davor stand ihn zu verlieren, war ihm klar geworden, dass er Tohru auf keinen Fall verlieren wollte. Diesen Gedanken konnte er einfach nicht ertragen. Er wollte mit ihm zusammen sein, sein lachendes Gesicht sehen und ja – er wollte mehr als nur Freundschaft mit ihm. Er liebte ihn auch und er wollte das Risiko einer Beziehung mit ihm eingehen, das wusste er jetzt. Nur hoffte er, dass er überhaupt noch eine Chance dazu erhalten würde.

Er wollte für Tohru da sein, so wie dieser immer für ihn da gewesen war. Wann immer es ihm schlecht gegangen war, hatte er auf ihn zählen können.
 

Wataru war geschockt. So eben hatte er vom Tod eines sehr guten Freundes erfahren. Er konnte einfach nicht glauben, dass dieser nicht mehr da war. Fassungslos saß er auf dem Sofa, Heart-chan auf dem Schoss, und weinte. Er kam einfach nicht dagegen an, die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Er hatte schon keine Ahnung mehr, wie lange er hier schon so saß.

Plötzlich klingelte es an der Haustür.

Bis Wataru aufgestanden und zur Tür geschlurft war, hatte es noch ein zweites Mal geklingelt. Vor seiner Haustür sah er Tohru stehen. Dessen Wangen waren gerötet, er schien die Treppe hoch gerannt zu sein. Auch ihm sah man an, dass ihn die Nachricht getroffen hatte, auch seine Augen waren leicht gerötet.

„Ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Du warst immerhin noch besser mit ihm befreundet.“, begann er.

Statt etwas zu sagen, zog Wataru ihn einfach in die Wohnung. Die Tür fiel ins Schloss und er in Tohrus Arm. In diesem Moment flossen auch die Tränen wieder, doch nicht nur bei Wataru.
 

„Miyawaki-san?“, erkundigte sich plötzlich eine weibliche Stimme vorsichtig.
 

„Hier.“, meinte Tohru schlicht und reichte Wataru eine Tasse Milch mit Honig. Dieser nickte dankbar, als er sie entgegen nahm. Er sparte sich die Antwort, da er sowieso heiser war. Er saß zurückgelehnt in seinem Bett, eingemummelt in die Decke. Zu seiner Rechten lag Heart-chan und trug ihren Teil dazu bei, auf ihn aufzupassen.

Tohru nahm auf der Bettkante Platz: „Weißt du, du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, als du vorhin im Büro einfach zusammengeklappt bist.“

Nach mehreren Wochen Tour sollten sie nach einem Meeting mit ihrem Manager eine Woche frei haben. Gerade Wataru schien diese Pause nötig zu haben. Seit dem letzten Konzert war er heiser und geschlafen hatte er die ganze Zeit eher wenig. Das ganze Meeting über war er recht schweigsam gewesen und kurz vor dem Ende war er dann in sich zusammengesackt. Zwar war er nicht wirklich ohnmächtig geworden, doch er hatte sich nicht mehr auf den Beinen halten können. Nachdem ein Arzt nach ihm gesehen hatte, wurde er nach Hause geschickt mit der strikten Order sich die gesamte Woche auszuruhen. Natürlich hatte Tohru versprochen nach ihm zu sehen.

„Tut mir leid…“, krächzte Wataru dann doch. Er legte eine Hand auf Tohrus Oberschenkel um seinen heiseren Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

„Hauptsache ist, dass du wieder auf die Beine kommst und dafür werde ich persönlich sorgen.“, erwiderte dieser lächelnd.
 

„Miyawaki-san?“, erklang die Stimme der Frau ein weiteres Mal. Dieses Mal schaffte sie es, ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Überrascht sah Wataru auf und bemerkte die Krankenschwester, die vor ihm stand. Er nickte, als Zeichen, dass er sie wahrgenommen hatte.

„Wir haben Kawauchi-sans Eltern nicht erreicht. Eigentlich dürfte ich sie nicht zu ihm lassen, da sie nicht miteinander verwandt sind, aber da sie als Person aufgelistet waren, die in einem Notfall verständigt werden sollte, werden wir eine Ausnahme machen.“, erklärte sie.

„Wie… wie geht es ihm?!“, wollte er wissen. Er hatte unglaublich Angst vor dieser Antwort. Er konnte nicht verhindern, dass seine Hände leicht anfingen zu zittern.

„Es geht ihm den Umständen entsprechend. Er ist schwer verletzt, deshalb dürften ihn eigentlich nur Verwandte sehen. Aber er wird durchkommen. Sie können gleich zu ihm und die Ärztin wird ihnen genauere Informationen geben. Momentan ist er noch ohnmächtig und erschrecken sie sich bitte nicht, wir mussten ihn zur Atemunterstützung an eine Maschine anschließen. Diese dient aber wirklich nur zur Unterstützung.“, erklärte sie ihm.

„O… Ok.“, antwortete er. „Wird er heute noch aufwachen?“

„Wenn sie Glück haben, dann ja. Wir können sie noch nicht allzu lange zu ihm lassen, ich hoffe, das verstehen sie.“, gab sie Auskunft.

„Ja.“, antwortete er knapp. Er war schon ein wenig erleichterter. Die Information, dass Tohru durchkommen würde, nahm eine erste Anspannung. Trotzdem blieb noch eine entscheidende Frage: „Werden Schäden bleiben?“

„Das kann ihnen die Ärztin gleich beantworten. Sie ist noch bei ihm.“, erwiderte die Krankenschwester freundlich.

Wataru nickte, statt richtig zu antworten.
 

„Tohru! Wataru-san!“, die freundliche Stimme von Tohrus Mutter war unverkennbar. Sie kam ihnen entgegen gelaufen, als sie seinen Wagen hatte vorfahren sehen und sie ausgestiegen waren. „Schön, dass du Tohru begleitest.“, fügte sie hinzu. Zuerst nahm sie ihren Sohn in den Arm, dann ihn.

„Danke, dass ich kommen durfte.“, erwiderte er ehrlich dankbar. Er hatte sich sehr gefreut, als Tohru ihn eingeladen hatte mit ihm zu seinen Eltern zu fahren. Es war nicht der erste Besuch gewesen und er hatte die Eltern seines Freundes ins Herz geschlossen. Gerade dessen Mutter war immer sehr herzlich gewesen. Er hatte sich einfach wohl gefühlt, gerade da sein Verhältnis zu seiner eigenen Familie nicht immer das leichteste gewesen war. Natürlich wusste Tohru das.

„Aber Wataru-san, du bist hier immer willkommen. Das weißt du doch.“, erwiderte sie.
 

Die Krankenschwester führte ihn in Tohrus Zimmer. Wie jedes andere Krankenhauszimmer war auch dieses schlicht, schon fast steril eingerichtet. Ein Umstand, der Wataru immer verunsicherte. Er wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Er hatte einfach immer das Gefühl, dass das Weiß, das ihn umgab, ihn erdrücken würde. Es machte ihm Angst und ließ ihn sich unglaublich klein fühlen.

Watarus Blick fiel fast sofort auf das Bett, indem sein Freund lag. Tohru wirkte sehr blass, selbst aus seinen Lippen schien jegliche Farbe gewichen zu sein. Um die Stirn hatte er einen Verband, sodass seine blonden Haare noch wirrer auf dem Kissen lagen. Er hatte mehrere Kratzer und blaue Flecken im Gesicht und an den Armen. Der linke Arm war verbunden und das linke Bein war eingegipst. Wie es am Rest des Körpers aussah, wollte Wataru am liebsten gar nicht wissen.

Er war an mehrere Maschinen angeschlossen, wie das angekündigte Beatmungsgerät. So hatte er eine Beatmungsmaske im Gesicht. In seinen Armbeugen steckte eine große Nadel, die ihn mit dem Tropf verband. Außerdem war er an eine Maschine angeschlossen, die seine Vitalfunktionen überwachte.

Eine Ärztin mittleren Alters stand an Tohrus Bett: „Hallo. Sie sind Miyawaki-san?“

„Hallo, ja genau.“, erwiderte Wataru. „Wie geht es ihm?“

„Den Umständen entsprechend, würde ich sagen. Kawauchi-san hat wirklich Glück gehabt. Hätte der andere Fahrer seinen Wagen in einem anderen Winkel getroffen, wäre er tot gewesen. Wie sie sehen können, ist das linke Bein gebrochen. Allerdings handelt es sich um einen glatten Bruch, er wird also gut verheilen können. Zwei Rippen sind angebrochen, doch zum Glück haben sie keine inneren Blutungen verursacht. Außerdem hat er eine üble Gehirnerschütterung. Mit bleibenden Schäden ist allerdings nicht zu rechnen.“, führte sie aus.

Erleichtert seufzte Wataru: „Das heißt, er wird wieder ganz gesund?“

„Ja, allerdings wird das etwas Zeit in Anspruch nehmen, bis Kawauchi-san sich vollständig wieder erholt haben wird.“, antwortete sie.

„Hauptsache, er wird wieder vollständig gesund.“, erwiderte er. Er klang schon zuversichtlicher als noch vor ein paar Minuten. Aber ihm war ein großer Stein vom Herzen gefallen. Auf jeden Fall würde er Tohru helfen wo er konnte.

„Ja, das ist das Wichtigste. Ich lasse sie erstmal alleine. Ich denke, sie können bis zum Ende der Besuchszeit in zwei Stunden bleiben. Sollte Kawauchi-san aufwachen, brauchen sie uns nur rufen, wenn er dringend Hilfe braucht.“, erklärte die Ärztin.

„Ok, danke.“, meinte Wataru mit einem Nicken. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte und er gehört hatte, wie die Tür ins Schloss gefallen war, setzte er sich an Tohrus Bett. Vorsichtig griff er nach dessen Hand und strich sanft mit dem Daumen darüber.

„Du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt, weißt du das?“, begann er. „Ich dachte schon, ich hätte dich wirklich verloren… so wie Daisuke… und das hätte ich wirklich nicht ertragen. Vor allem nicht, da ich dir in letzter Zeit nur weh getan habe. Ich hätte dir schon längst auf deine Frage antworten sollen. Man, ich bin wirklich ein Scheißfreund!“ Frustriert seufzte er und ballte seine linke Hand zur Faust. Erst als er merkte, dass sich seine Fingernägel schmerzhaft in seine Haut gruben, löste er sie.

Er wusste nicht einmal genau, wieso er einfach drauf los redete. Aber die Stille machte ihn nervös und die einzige Möglichkeit wie er ihr entrinnen konnte, war zu reden. Außerdem gab es ein paar Dinge, die er Tohru dringend sagen musste. Da Wataru nicht wusste, ob er ihn hören konnte, sah er es als Übung für ein späteres Gespräch an.

„Aber weißt du, oft wird einem erst klar, was jemand einem wirklich bedeutet, wenn man dabei ist ihn zu verlieren oder ihn verloren hat. Ich habe dich immer als guten Freund geschätzt und dein Geständnis hat mich ehrlich gesagt, überrascht. Na, überrascht es gut, vor den Kopf gestoßen trifft es vielleicht eher. Aber trotz allem, war es nicht fair dich so warten zu lassen. Vor allem, weil ich weiß, dass dir das bestimmt nicht leicht gefallen ist…“
 

Wataru klingelte an Tohrus Appartementtür. Da sein Freund am Telefon ziemlich fertig geklungen hatte, hatte er Heart-chan mitgenommen. Für den Fall, dass er über Nacht bleiben würde.

Er hörte Schritte zur Tür kommen und wenig später öffnete sie sich. Tohru trug Schlabberklamotten, seine Haare lagen wild durcheinander und seine Augen waren leicht verquollen, als wenn er geweint hatte.

„Wataru… du bist ja gekommen…“, stellte er etwas verwirrt fest. Er hatte ihn nicht explizit darum gebeten. Eigentlich hatte er nur anrufen wollen, um ihr Treffen abzusagen. Nachdem was gestern Abend passiert war, hatte er sich nicht mehr in der Lage dazu gefühlt.

„Natürlich! Ich hab mir Sorgen um dich gemacht! Du warst so komisch am Telefon und da du nicht mehr auf meine Anrufe reagiert hast, bin ich vorbei gekommen.“, erklärte er.

„Ich… ich hatte mein Handy aus… und den Hörer neben das normale Telefon gelegt…“, erwiderte Tohru leicht abwesend. Dann stockte er: „Du hast Heart-chan dabei?“

„Ja, falls ich länger wegbleibe. Hör mal, mit dir ist etwas los. Du bist total fertig! Wenn du nicht darüber reden willst, ist das ok, aber ich lasse dich bestimmt nicht alleine so.“, stellte Wataru klar und marschierte resolut an ihm vorbei ins Appartement. Als er sich die Schuhe auszog, hörte er wie die Tür ins Schloss fiel und sein Freund schniefte. Wataru öffnete noch kurz die Tür von Heart-chan Transportbox, sodass sie heraus konnte, wenn sie wach war. Wie meistens auf Autofahrten war sie eingeschlafen.

Dann wandte er sich Tohru zu und zog ihn in seinen Arm. Er strich ihm über den Rücken und meinte mit ruhiger Stimme: „Hey, wir gehen jetzt ins Wohnzimmer und dann kannst du entscheiden, ob mir erzählen willst, was passiert ist.“

Tohru nickte nur stumm.

Ein paar Minuten später saßen sie zusammen auf der Couch im Wohnzimmer. Der Jüngere hatte seine rechte Hand in Watarus Shirtärmel vergraben und schien nach den richtigen Worten zu suchen.

„Keiichirou hat mich gestern verlassen. Er hat mir gestern erzählt, dass er eigentlich verheiratet ist und den netten Zeitvertreib mit mir beenden will. Er will wieder zurück zu seiner Frau, ohne eine schwuchtelige Affäre.“, erklärte er geknickt.

Jetzt verstand Wataru wieso Tohru so fertig war. Er war jetzt gute vier Monate mit Keiichirou zusammen gewesen und das sehr glücklich. Jedenfalls hatte das den Anschein gemacht. Obwohl er sich diesen nicht wirklich leiden konnte, hatte er sich für seinen jüngeren Freund gefreut. Es war gut gewesen zu sehen, dass dieser glücklich war. Doch jetzt war er wütend auf den Mann. Wataru hatte von Anfang an gewusst, dass er Tohru, dass Herz brechen würde. Doch trotz allem hatte er immer gehofft, dass er Unrecht haben würde.

„Er hat was?“, wollte Wataru ungläubig wissen. Keiichirou wusste doch gar nicht, was er an Tohru hatte! Er zog ihn stärker in seine Umarmung, um ihn zu trösten. „Den knöpfe ich mir vor!“

„Das brauchst du nicht. Er ist es nicht wert, dass du dir die Hände schmutzig machst.“, meinte dieser traurig. „Warum ist das immer so? Immer wenn ich gerade glücklich verliebt bin, macht es crash, boom bang…“
 

„Wenn ich gesehen habe, wie unglücklich du warst nach Trennungen oder so, hat mir das immer weh getan. Aber manchmal habe ich auch gedacht, genau deswegen verliebe ich mich nicht. Ich habe immer Angst davor gehabt, dass es crash, boom, bang macht… ich schätze deshalb habe ich dir nicht geantwortet. Denn ich wollte dich auf keinen Fall verlieren. Aber jetzt, jetzt wo ich kurz davor war dich wirklich zu verlieren, weiß ich wie feige, ich gewesen bin. Du hast recht gehabt, manchmal muss man auch etwas riskieren. Dafür, dass du jünger bist, als ich, bist du viel klüger.“, Wataru stockte. Er schluckte: „Du weißt, dass ich in manchen Situationen nicht besonders gut mit Worten umgehen kann… deshalb ist es wohl am Besten, wenn ich jetzt schon einmal übe. Ich möchte dir gerne eine Antwort auf deine Frage geben. Tohru… ich… ich liebe dich auch.“

Dann seufzte er erleichtert. Endlich, endlich waren die Worte raus. Er fühlte sich unglaublich erleichtert.

Dann nahm er plötzlich ein leichtes Drücken an seiner Hand wahr. Für einen Moment dachte er, er hätte es sich nur eingebildet. Doch dann nahm er das Drücken ein weiteres Mal wahr.

„Tohru? Kannst du mich hören?“, erkundigte Wataru sich.
 

Tohru hatte plötzlich von sehr weit weg eine Stimme gehört. Ihm wurde langsam bewusst, dass ihm diese Stimme mehr als vertraut war und doch konnte er noch nicht sagen, wem sie gehörte. Doch sie klang freundlich und redete mit ihm. Der Besitzer der Stimme wollte ihn aus der Dunkelheit holen, die ihn umgab. Bisher hatte er nicht einmal die Schwärze wahrgenommen. Auf einmal wechselte die Umgebung. Er saß in einem Boot, das auf einem See trieb. Es hatte keine Ruder. Das Wasser war immer noch dunkel, fast so dunkel, wie die Schwärze, die ihn zuvor umgeben hatte. Doch um den See grünte das Ufer und er konnte einen Steg sehen, der ins Wasser ragte. Auf dem Steg stand eine Person, die er nur verschwommen erkennen konnte. Und doch hatte er Gefühl diese Person zu kennen, die dort stand. Er konnte ihre Stimme wahrnehmen, jedoch noch nicht die Bedeutung der Worte erfassen. Es waren nur leere Lauthüllen, doch sie immer deutlicher. Genau wie die Gestalt, die am Ufer stand. Es war beinahe so, als wenn das Boot näher kam und er so alles besser wahrnehmen konnte.

„Tohru?“, hörte er die Stimme jetzt klar und deutlich. In diesem Moment wusste er auch genau, wem sie gehörte.

Wataru.

Es war niemand anderes als Wataru, der dort am Ufer stand und ihn rief. Er hatte ihn nicht aufgegeben, sondern wartete auf ihn. Wataru wartete darauf, dass er zurückkam…
 

Plötzlich flackerten Tohrus Augenlider.
 

Das Boot war immer weiter ans Ufer getrieben. Es war kurz davor an den Steg anzudocken. Er konnte nun erkennen, dass er recht gehabt hatte. Auf dem Steg stand Wataru und rief nach ihm. Als er sah, dass das Boot näher kam, rannte er auf das Ende des Steges zu. Ee ging in die Knie und streckte Tohru eine Hand hin.
 

Wataru sah wie Tohru langsam die Augen öffnete. Er blinzelte und es schien ihm Mühe zu kosten die Augen zu öffnen. Doch schließlich öffnete er sie.

„Tohru… du bist wach.“, meinte er erleichtert. Er hatte nicht einmal Worte dafür, wie groß der Stein war, der ihm gerade vom Herzen gefallen war.

Wataru konnte den leichten Druck von Tohrus Hand in seiner spüren. Dieser sah noch etwas verschwommen, doch sein Blick klärte sich zusehends. Etwas, das wie ein leicht schiefes Grinsen aussah, schlich sich auf seine Lippen. Tohru war froh, dass Wataru hier bei ihm war. Es war besser irgendwo aufzuwachen, wenn jemand da war.

„Wa… Wataru…“, stammelte er mit schwacher, krächzenden Stimme.

„Scheiße, ich bin so verdammt froh, dass du lebst!“, erwiderte dieser, auf die gewohnte ehrliche Art und Weise. Wenn man ihn nicht gut kannte, dann konnte man ihn leicht für desinteressiert oder hart halten, doch eigentlich war er das nicht. Wenn ihm jemand wichtig war, dann war er ein sehr loyaler Freund, der sich schnell Sorgen machte, nur manchmal fehlten ihm die einfühlsamen Worte um das auch auszudrücken. Es war eine der Situationen, in der er einfach aussprach, was er dachte. Mit dem Daumen strich er sanft über Tohrus Hand.

„…ich…auch…“, antwortete dieser.

„Nicht so viel reden, das strengt dich nur an.“, erwiderte Wataru führsorglich. Dann fiel sein Blick auf das Wasserglas, auf dem Nachtschrank. „Möchtest du vielleicht etwas trinken?“

Tohru nickte. Er zog es dieses Mal vor nichts zu antworten, da er gegen die gluckenhafte Führsorge seines Freundes nicht ankommen würde.

Wataru reichte ihm zufrieden das Glas und half ihm beim Trinken, da Tohrus Finger noch zitterten und er das Glas sonst womöglich hätte fallen lassen. Nachdem er fertig getrunken hatte, stellte Wataru das Glas zurück.

„Die Krankenschwestern haben versucht deine Eltern zu erreichen, aber sie waren nicht da. Also haben sie bei mir angerufen, weil meine Nummer ja auch auf deinem Notfallzettel steht. Aber wenn du möchtest, dann versuche ich nachher noch einmal sie zu erreichen.“, erwiderte Wataru. Er redete erstmal drauf los, zwar wollte er eigentlich etwas Wichtigeres loswerden, denn seine noch ausstehende Antwort brannte ihm langsam aber sicher auf der Seele. Nur wollte er Tohru auch nicht damit überrumpeln.

Wieder nickte er, doch dieses Mal blieb er nicht stumm. Er räusperte sich, bevor er sprach. Dieses Mal klang seine Stimme schon ein wenig besser: „Danke, das wäre lieb. Aber sie brauchen nicht vorbeikommen und sich keine Sorgen machen.“

„Gut, das werde ich ihnen ausrichten. Wahrscheinlich kommen deine Eltern trotzdem, sie werden sich trotzdem Sorgen um dich machen. Wenn du willst, kannst du nach der Entlassung hier erstmal zu mir kommen. Vielleicht beruhigt sie das auch ein wenig?“, meinte er. Er konnte sehen, dass Tohru überlegte. Normalerweise hätte er ohne weiteres ja gesagt, doch jetzt hatten sie noch etwas zwischen sich stehen.

„Überlegst du, weil ich dir noch nicht geantwortet habe?“, wollte Wataru dann wissen. Er sah jetzt die Chance gekommen, alles zu klären.

„Ja schon. Nimm mir das bitte nicht übel, aber ich weiß nicht, ob ich das kann…“, antwortete Tohru.

„Das nehme ich dir nicht übel. Du hast viel mehr Grund mir etwas übel zu nehmen.“, entgegnete sein Freund. Als er merkte, dass Tohru etwas erwidern wollte, legte er den Zeigefinger auf seine Lippen und schüttelte den Kopf. „Lass mich einfach ausreden. Es tut mir leid, dass ich dir nicht früher geantwortet habe. Das war nicht fair von mir, aber ich schätze, ich war zu feige. Ich will mich da auch nicht weiter rausreden, es war einfach unfair von mir. Aber als heute das Telefon geklingelt hat und die Schwester mir mitgeteilt hat, dass du einen schlimmen Unfall hattest, da ist mir schlagartig klar geworden, was ich dir antworten möchte. Ich schätze, man begreift oft erst, was einem jemand bedeutet, wenn man dabei ist ihn zu verlieren… Menschen sind schon dämlich und leider bin ich auch nur einer.“

Tohru schüttelte den Kopf so energisch wie er konnte, doch man konnte ihm ansehen, dass er ihn die Richtung, in die Watarus Antwort ging, erleichterte.

Dieser beugte sich zu ihm hin und sah ihm fest in die Augen: „Ich liebe dich auch und ich würde mich freuen, wenn du nach deiner Entlassung erstmal bei mir bleibst. Und ich werde mir die allergrößte Mühe geben, dass es bei uns nicht „crash boom bang“ macht…“

„Wataru… danke…“, brachte Tohru hervor. Er war gerade einfach nur glücklich. Es waren die Worte, die er schon so lange hatte hören wollen. Er hatte sich gerade zu nach ihnen gesehnt. Seine Augen weiteten sich, als er spürte wie sich Watarus Lippen sanft auf seine trafen. Er strich ihm über die Wange. Obwohl sie beide schon längst zahlreiche Erfahrungen gesammelt hatten, hatte dieser Kuss etwas Unschuldiges. Gleichzeitig war er aber auch sehr liebevoll.

„Make my heart a better place.“, flüsterte Wataru ihm zu.
 

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Da bin ich wieder, dieses Mal mit einem one shot. Eigentlich wollte ich schon sehr lange eine Geschichte mit dem Titel "Crash boom bang" schreiben, aber jetzt hat es geklappt. Vielleicht kennen ein paar das gleichnamige Lied von Roxette, das für den Titel Parte stand. Ich mag dieses Lied sehr gerne, einmal wegens des Motivs: "cause everytime I seem to fall in love... crash boom bang..." Ich glaube, das haben wir alle schon einmal gedacht. Und dann mag ich es, weil es eine Ballade ist, aber einen dafür vollkommen untypischen Titel hat. Soweit ich weiß, wurde Per und Marie (Roxette) sogar davon abgeraten, das Lied so zu nennen...

Anscheinend schreibe ich gerade sehr gerne mit einem Haufen von Rückblicken... ich weiß nicht, ob das der Einfluss von meinem Lieblingsbuch ist... XD Aber ich mag es so. ^^

Das Ende mochte ich am Anfang dagegen GAR NICHT! Schien mir erst Watarus Satz: "Make my heart a better place" der perfekte Schluss zu sein, fand ich es dann auf einmal kitschig und doof. Aber madecc und Ringo-chan haben mich dann doch überzeugt. Vielen Dank hierfür ^^ Aber wie ich gestern schon meinte, selbst Paul McCartney und John Lennon haben an ihren Werken gezweifelt XD Nicht, dass ich mich mit ihnen auf eine Stufe stellen will, das ist nur einfach beruhigend...

So eine letzte Anmerkung noch: der letzte Satz ist auf Englisch, weil er aus einem Lied von Within Temptation stammt, aber auf deutsch einfach dämlich klingt... aber ich wollte ihn so gerne drin haben! ^^

Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe, euch gefällt die Geschichte.
 

lg Miya



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Toffelchan
2011-05-01T00:16:29+00:00 01.05.2011 02:16
jah du liest richtig ich bins schon wieder xD
erneute schande über mich, dass ich mich noch nicht durch deine ffs gelesen habe °__° jetzt merke ich was ich verpasst habe. xD


ich fand das voll toll und vor allem auch realistisch
wenn man die liebe gestanden bekommt ist man erst überrumpelt und ich mag es, dass wataru halt noch gezögert hat
wenn man sich sofort um den hals fällt sich wild knutscht und so nachdem einer die liebe gesatanden hat kommt das oft... naja blöd rüber - kann aber durchaus auch gut kommen

ich liebe es auf jedenfall und ich finde auch wirklich, dass es stimmt, dass man erst merkt wie sehr man jemanden liebt, wenn man dabei ist ihn zu verlieren oder ihn schon verloren hat
schön eingebaut *_* <3


ich mag sie sehr die ff *O* <333~

lg
♥~
Von:  MRS_ABNORMAL
2011-01-14T21:36:18+00:00 14.01.2011 22:36
Haah, ja das ist einfach süß mit den beiden >///<
Ich weiß grade gar nicht was ich alles sagen soll ...
Hab gestern schon alles gesagt xD
Ich finde es toll *___*
Und natürlich freue ich mich auf weitere FFs von dir. Die sind alle toll :D

LG Vivi~

Ich wurde erwähnt, dass ist lieb ;P
Aber ich helfe doch gerne, also immer schön fragen :3


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