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Das Fest der Liebe

Mit Curry, Rotwein und Plätzchen feiern
von

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Curry + Rotwein = Streit + Versöhnung

~Weihnachtsspecial~
 

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„Äh… Was machst du denn hier?“, fragte Karyu und blinzelte kurz, als könne er nicht glauben, dass sein Bassist vor seiner Haustür stand.
 

Zero zuckte - wie so oft mit ausdruckslosem Gesicht - mit den Schultern. Es war typisch für sie beide, dass sie sich nicht freudig anstrahlten, sie waren keine Freunde überschwänglicher Emotionen.
 

Abwartend blieb Karyu stehen und legte den Kopf schief, während er Zero musterte. Er hatte zwei Tüten mit sich, weswegen Karyu sich fragte, was wohl darin war – und was Zero damit wollte, bei ihm.
 

„Ach na ja, ich dachte, ich koch bei dir was…“, antwortete der Bassist nach einer kurzen Pause und schaute Karyu gelangweilt wirkend an. „Es ist ja Weihnachten…und die Anderen sind bei ihren Familien.“
 

Karyu hob ein wenig verwirrt eine Augenbraue. „Wie, und da dachtest du, weil du alleine bist und ich auch, da kommst du zu mir?“, fragte er und konnte nicht verbergen, dass diese Tatsache ihn überraschte. Es war untypisch, dass der Bassist die Nähe anderer Menschen suchte.
 

Erneut zuckte Zero mit den Schultern und erwiderte nichts auf Karyus Frage, sondern sah ihn einfach nur an. „Also? Kann ich reinkommen?“
 

Ein wenig skeptisch musterte Karyu den Bassisten, dann nickte er und trat einen Schritt beiseite. „Ja, klar…“
 

Zero nickte und ging an seinem Gitarristen vorbei, zog sich noch im Gehen die Schuhe von den Füßen und verkrümelte sich auch gleich schon in die Küche, in der er zwar noch nicht oft gewesen war, aber dennoch konnte er sich erinnern, wo sie sich befand.
 

Langsam ging Karyu ihm hinterher und lehnte sich gegen den Türrahmen, während er Zero dabei beobachtete, wie er seine Tüten auspackte – Zutaten fürs Essen.
 

„Ich hoffe, du hast nichts gegen Curry?“, fragte der Bassist beiläufig, woraufhin Karyu nur den Kopf schüttelte. Ihn beschäftigte gerade eine andere Frage.
 

„Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, zu mir zu kommen und… zu kochen?“, wollte er wissen, während der Schwarzhaarige gerade Reis und alles andere neben den Herd legte und sich dann wieder zu ihm umdrehte, ihn emotionslos anschaute. Einzig seine Augen verrieten ihn. Da lag so ein zartes Glitzern in ihnen vergraben, so dass es Karyu zuerst nicht bemerkte. Für ihn war der Bassist so kühl und unnahbar wie fast immer. Zwar wusste er, dass es auch eine andere Seite an Zero gab, aber diese wusste der Andere gut zu verstecken, weswegen Karyu die meiste Zeit über vergaß, dass es sie gab.
 

„Ich war alleine zu Hause, hatte dann Lust etwas zu kochen, aber ich schaffe es immer nicht, alles aufzuessen… Und da ist mir eingefallen, dass du ja auch alleine bist… All die Anderen sind verreist wegen der Feiertage… Na ja, was heißt Feiertage…“, murmelte er und zuckte mit den Schultern, während er sich wieder umdrehte und mit irgendetwas umher hantierte. „Ich versteh das alles sowieso nicht. Weihnachten, das haben nicht mal wir uns ausgedacht, aber trotzdem rennen alle Leute zu ihren Familien… Dabei ist das eigentlich hierzulande eher etwas, das Pärchen feiern…“
 

Ein leises Grinsen legte sich auf Karyus Lippen. „Wer weiß, vielleicht haben Tsukasa und Hizumi jetzt eine Freundin…?“

Zero drehte sich zu ihm um, verzog keine Miene. Solche Themen interessierten ihn wenig. „Das hätten sie uns gesagt.“ Er wandte sich wieder dem Schneidebrett zu. „Als ob sie uns was mit ihren Eltern vorgelogen hätten, anstatt uns die Wahrheit zu sagen…“, murmelte er kopfschüttelnd, womit das Thema für ihn auch schon wieder erledigt war.
 

Leise seufzte Karyu und ließ seinen Blick durch die Küche wandern. Wie so oft war es nicht leicht, etwas zu finden, worüber man mit Zero reden konnte. Der Schwarzhaarige war zumeist wortkarg.
 

Der Gitarrist verschränkte die Arme und sah wieder zu Zero. „Kann ich dir was helfen?“, durchbrach er die Stille, die aber nicht unangenehm war. War man mit dem Bassisten zusammen, war Schweigen oft ein Teil des Zusammenseins. Man gewöhnte sich dran. Und man lernte auch, es nicht als Beleidigung oder als störend anzusehen. Zero war nun einmal ein ruhiger Mensch, der die Stille liebte. Das stand natürlich ganz im Gegensatz zu der Musik und ihren Lives, wo es es alles andere als ruhig und schweigsam zuging. Ein weiterer interessanter Aspekt an dem Bassisten.
 

„Nein nein, geht schon…obwohl, kannst du mir mal sagen, wo du deine Töpfe zu stehen hast? Und eine Pfanne bräuchte ich auch noch…“, murmelte Zero und wandte sich fragenden Blickes zu Karyu ihm, welcher eifrig nickte und nun doch endlich die Küche betrat um ebenfalls darin rumzuwuseln.
 

Er zeigte Zero alles und suchte ihm die Sachen raus, die er fürs Kochen brauchen würde, danach scheuchte der Bassist ihn aber wieder raus. „Deine Küche ist eh schon so winzig, da haben doch keine zwei Leute auf Dauer Platz, Yoshitaka“, murrte Zero, als Karyu sich beschweren wollte.

Überrascht ließ der Gitarrist sich aus der Küche schieben und sah Zero ein wenig irritiert hinterher. Hatte der Andere ihn gerade wirklich Yoshitaka genannt? Das letzte Mal, dass Zero das gesagt hatte, war schon einige Monate her und damals war er sauer auf ihn gewesen…dabei hatte Karyu doch jetzt gar nichts Schlimmes gemacht.
 

Der Bassist schien den Blick Karyus bemerkt zu haben, denn er drehte sich mit großen Augen zu ihm um. „Was denn, darf ich dich nicht mehr so nennen?“, wollte er wissen und stemmte schon beleidigt die Hände in die Hüften, doch Karyu schüttelte rasch den Kopf.

„Ich wundere mich nur etwas“, gab er offen zu und erwiderte Zeros Blick.

Der Bassist ließ die Hände sinken und zuckte mit den Schultern. „Es ist Weihnachten, wir sind hier nicht bei der Arbeit, an die ich im Übrigen auch nicht weiter denken möchte, und wir sind Freunde… und zufällig ist dein richtiger Name auch noch Yoshitaka – es gibt also genug Gründe, dich so zu nennen“, meinte Zero, mit leichter Überraschung in der Stimme.
 

Nachdenklich sah Karyu zu seinem Bassisten und zuckte dann mit den Schultern. „Okay, dann mach halt…Michiya“, erwiderte er schließlich und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, aber Zero störte sich nicht weiter an der Tatsache, dass Karyu ihn gerade beim richtigen Namen genannt hatte. In Ruhe werkelte er weiter in der Küche herum und schien Karyu auch schon wieder vergessen zu haben.
 

Der Gitarrist drehte sich nochmals kurz zu Zero um und schaute zu, wie dieser den Herd anmachte. Als der Bassist die Hand ausstreckte, fiel Karyu auf, wie schmal und zierlich das Handgelenk war. Leise klingelte das silberne Armband, das darum gebunden war, als Zero die Hand zurück zog um sich ein paar verirrte Haarsträhnen hinter das Ohr zu streichen.
 

Leicht runzelte Karyu die Stirn und drehte sich endlich um. Zurück im Wohnzimmer öffnete er das Fenster und zündete sich eine Zigarette an, während er sich Gedanken darüber machte, weshalb er Zero des Öfteren so gern beobachtete. Was faszinierte ihn? Seufzend schüttelte er den Kopf und wollte auf andere Gedanken kommen, als sich auch schon langsam ein Curry-Duft ausbreitete.
 

Da es bereits in sechs Tagen zum letzten Auftritt in diesem Jahr kommen würde, widmete sich Karyu nochmals einigen Unterlagen. Genau das hatte er in dem Moment machen wollen, als Zero bei ihm an der Tür geklingelt hatte. Da der Bassist seine Hilfe ja eh nicht wollte, konnte sich Karyu der Arbeit widmen.
 

Gerade als er sich die Setlist zum zehnten Mal an diesem Tag anschaute, hörte er ein Geräusch aus der Küche: Ein leises, kurzes Zischen, das sich aber ganz nach Zero anhörte.
 

Rasch stand Karyu auf und lief in die Küche, blieb stehen, als er sah, wie Zero mit vor Schmerz zusammengezogenen Augenbrauen seitlich zu ihm am Herd stand und den Zeigefinger im Mund hatte.

„Hast du dich verbrannt?“, fragte Karyu, während er zu Zero ging, aus dessen Auge sich nun schon sogar eine Träne löste.

„Hnn…“, machte der Bassist nur und man konnte ein leichtes Nicken erkennen, während er sich von Karyu wegdrehte, damit er sein schmerzverzerrtes Gesicht nicht mehr sah.

Der Gitarrist stemmte die Hände in die Hüfte und sah Zero eindringlich an. „Zero? Du musst das unter Wasser halten, das weißt du schon, oder? Ich kümmer mich so lange um das Essen.“

In diesem Moment drehte sich Zero wieder zu ihm und nahm sich endlich den Finger aus dem Mund, während er Karyu anfunkelte. „Vergiss es, du hältst dich fern vom Herd! Du versaust mir nur alles!“
 

Karyu hob eine Augenbraue und musste dann aber leicht grinsen, als Zero den Wasserhahn anmachte und sich seinen verletzten Finger unter das kühle Wasser hielt, während er mit der freien Hand zum Kochlöffel griff um den Reis in der Pfanne umzurühren. Dann sah er wieder zu Karyu, der noch immer neben ihm stand. „Los raus hier, ich schaff das schon.“

Karyu zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. „Irgendwann solltest du Hilfe einmal annehmen“, meinte er leicht schmunzelnd und ging aus der Küche. „Wenn du mal komplett in Flammen stehst, dann brauchst du jemanden, der sich den Gartenschlauch schnappt um dein Feuer zu löschen“, rief er über die Schulter.

„Niemand wird mein Feuer löschen!“, knurrte Zero zurück, während Karyu sich schmunzelnd auf der Couch niederließ um sich wieder den Unterlagen zu widmen.
 

Schon jetzt merkte er, wie die Stimmung hier in der Wohnung lockerer geworden war, seit Zero hier war. Es war wohl wirklich eine gute Idee von dem Bassisten gewesen, her zu kommen. Es würde sicher ein besserer Tag werden als ohne ihn. Vor allem wäre der Tag nicht so lecker geworden…

Es duftete bereits verführerisch nach dem Curry, so dass Karyu sich gar nicht mehr richtig konzentrieren konnte, da sein Magen auch noch anfing verräterisch zu knurren.
 

Seufzend stand Karyu wieder auf und entschied sich, schon mal den Tisch zu decken, da musste man sich nicht für konzentrieren und er hatte was zu tun, konnte Zero sogar helfen, auch wenn dieser eigentlich jegliche Hilfe ablehnte – warum auch immer. Ständig war er der Meinung, alles selbst schaffen zu müssen, egal wie ernst die Sache war. Glücklicherweise kriegte er es meistens auch hin.

Einmal war die Sache aber schon schief gegangen. Es war bereits fast zwei Jahre her. An diesem bestimmten Tag hatten sie ein Live gehabt. Es hatte geregnet wie aus Eimern und das Konzerthaus war undicht gewesen an einer Stelle, weswegen sich auf der Bühne Pfützen ausgebreitet hatten. Während das Dach repariert wurde und die Bühne immer wieder gewischt wurde, musste der Soundcheck durchlaufen. Sie hatten die Instrumente selbst aufbauen müssen, und als Zero ein Verstärkerkabel einstöpselte, bekam er einen heftigen Schlag, so dass er den halben Auftritt über nicht ganz er selbst war…

Zero war der einzige gewesen, der alles selbst hatte machen wollen, ohne die Hilfe des einen Technikers, den sie hatten. Er hatte sich gerade um Karyus Gitarre gekümmert, und da Zero nicht hatte warten wollen, hatte er sich selbst um seine Instrumente und die Verstärker kümmern wollen.

Seitdem passten alle auf, dass Zero nicht mehr alleine seine Ausrüstung aufbaute. Es war sein Glück gewesen, dass ihm nichts weiter passiert war nach dem Unfall. Sie hatten ihn zum Arzt geschickt, aber es war alles in Ordnung gewesen.
 

„Warum stehst du da so rum und starrst mich die ganze Zeit kopfschüttelnd an?“
 

Unsanft wurde Karyu aus seinen Gedanken gerissen durch die misstrauische Stimme seines Bassisten. Er war aufgestanden und in die Küche gegangen, während er über die Vergangenheit nachgedacht hatte.

„Ach, ich äh…verstehe nur nicht, wie du dir den Finger verbrennen konntest“, redete er sich raus. „Apropos…wie geht’s dem denn eigentlich?“

Skeptisch wurde er von Zero gemustert, der sich wortlos umdrehte und weiter machte, während es klapperte. Gerade wollte Karyu eine Augenbraue heben, als er doch noch eine Antwort bekam. „Geht…“
 

Leicht ließ der Gitarrist die Schultern hängen. Zero würde sich wohl nie ändern. Er ging zum Küchenschrank, der oben an der Wand angebracht war und holte zwei Teller hervor, dann nahm er sich noch Besteck aus der Schublade und sah zu Zero. „Darf ich wenigstens schon mal den Tisch decken oder ist dir das auch schon zu viel des Guten?“, fragte er Zero leise schmunzelnd, woraufhin dieser ihn anfunkelte.

„Ist doch deine Wohnung. Mach was du willst.“, war die kühle Antwort, bevor sich der Bassist wieder dem Herd zuwandte.

Lautlos seufzte Karyu und ging hinüber ins Wohnzimmer, wo er den Tisch deckte. Warum war Zero noch mal hier? Damit sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen konnten? Karyu schüttelte den Kopf und setzte ein Lächeln auf. Er kannte seinen Bassisten ja nun schon ein paar Jahre. So war er eben und man durfte ihm seine Art nicht übel nehmen. Er musste sich nur immer wieder selbst daran erinnern…
 

„Was grinst du denn so gequält?“
 

Augenblicklich fiel das gezwungene Lächeln von Karyus Lippen und er richtete sich auf um zu Zero zu schauen, der im Türrahmen erschienen war und ihn musterte. „Kannst du deine nervigen Fragen nicht einfach lassen? Ich grinse wie ich will“, murrte Karyu zurück, woraufhin Zero mit den Schultern zuckte und sich wieder umdrehte.

„Ist ja schon gut.“

Er verschwand in der Küche und irgendwie tat es Karyu auch gleich wieder leid, dass er so genervt reagiert hatte.

Reumütig lief er dem Bassisten hinterher. „Hey tut mir leid… Ich bin nur etwas…“

„Gestresst?“, unterbrach Zero ihn und schaute ihn mit einem überraschend sanften Blick an, doch Karyu schüttelte abwehrend den Kopf.

„Nein, wie kommst du denn darauf?“ Er ging langsam zu Zero. „Ist das Essen schon fertig?“, lenkte er ab und steckte seinen Kopf in die Küche, die er ja eigentlich nicht betreten durfte, wenn es nach dem Bassisten ging.

Lautlos seufzend schob Zero sich an ihm vorbei und nickte. „Ja, ist fertig. Ich muss das nur noch in die Schüsseln umfüllen.“ Er begann mit den Töpfen zu klappern und warf Karyu dabei einen kurzen Blick über die Schulter zu. „Und doch, du bist gestresst“, beharrte er auf seiner Meinung, weswegen Karyu die Augen verdrehte.

„Bin ich ni-hiiicht!“, widersprach er und sah Zero beim Umfüllen zu. „Wenn ich gestresst bin, weil ich so reagiere, was bist du denn dann? Reif für’n Therapeuten?“

Grummelnd nahm Zero die Schüsseln und ging an Karyu vorbei ins Wohnzimmer. Rasch folgte der Gitarrist ihm und setzte sich an den Tisch, während er Zero ansah. Irgendwie war dessen betroffener Gesichtsausdruck beunruhigend.
 

Nachdem der Bassist sich Karyu gegenüber gesetzt hatte, schaute dieser ihn aus funkelnden Augen an. „Ich bin wirklich schon in Therapie“, eröffnete er und erwiderte Karyus ungläubigen Blick ruhig. „Seit drei Jahren…“ Ein kurzes Schweigen trat ein, während Zero sich in aller Ruhe, als sei nichts gewesen, etwas auf den Teller tat. „Willst du auch was?“

Unschuldig sah er auf und Karyu fing sich endlich wieder. „Warum?“, wollte er wissen, woraufhin Zero ihn schief ansah.

„Weil du Hunger hast, vielleicht?“

Karyu hob eine Augenbraue und erwiderte Zeros Blick. „Das meinte ich nicht. Warum zur Hölle bist du in Therapie und warum wissen wir davon nichts?“, wollte er leicht aufgebracht wissen, woraufhin Zero seufzte und ihm etwas von dem Curry auf den Teller tat.

„Das ist…eine etwas längere Geschichte. Die Sache, wegen der ich in Therapie bin, liegt schon lange zurück. Und was euch angeht…ihr müsst ja nicht alles über mich wissen“, erwiderte Zero nüchtern, während Karyu ihn eingehend betrachtete.
 

„Michiya.“
 

Ein wenig irritiert hob Zero den Blick und schaute seinen Gitarristen an, der den Blick mit gerunzelter Stirn erwiderte. „Ich wusste gar nicht, dass du so witzig sein kannst“, meinte er ironisch und sah dabei ganz ernst drein. „Wir müssen nicht alles über dich wissen? Bist du dir überhaupt im Klaren darüber, dass wir eigentlich kaum etwas über dich wissen?" Langsam senkte Zero den Blick und lehnte sich zurück, während Karyu fortfuhr. „Wir respektieren, dass du so deine Geheimnisse hast und fragen nicht weiter nach. Wenn es Dinge gibt, die du uns erzählen willst oder musst, dann wirst du das zum richtigen Zeitpunkt tun, darauf vertrauen wir.“

Er seufzte leise, während der Bassist wieder aufsah, wobei sein Blick unverändert gleichgültig war. „Ja…danke Karyu. Wenn ich Lust auf tiefgründige Gespräche hätte, dann würde ich in den Zoo gehen, nicht zu dir“, sagte er schließlich kühl und blitzte den Gitarristen an.

Langsam hob Karyu die Augenbrauen und schluckte. „Okay okay, ich hab verstanden. Du willst nicht drüber reden. Aber danke für die schockierende Info.“
 

Die beiden funkelten sich düster an, dann seufzten sie beide gleichzeitig und senkten den Blick.

„Lass uns essen“, meinte Zero und Karyu stimmte dem erleichtert zu.
 

Das Schweigen, das sich nun ausbreitete, war dann doch ein wenig unangenehm, im Gegensatz zu sonst. Karyu grübelte die ganze Zeit noch darüber nach, warum Zero wohl in Therapie war. Nach einer Weile sah er auf und lächelte Zero leicht an. „Das Curry schmeckt wirklich sehr gut. Hast du das schon öfter gemacht?“, fragte er um die Stimmung aufzulockern.

Genau wissend, dass das Karyus Ziel war, hob der Bassist den Blick und sah ihn eine Weile nur an, als überlege er, ob er sich auf das kleine Gespräch einlassen sollte. Schließlich wurde sein Blick etwas milder. „Das war eben mein zweites Mal“, gab er zu und nahm den nächsten Happen zu sich. „Ist mir diesmal auch besser als letztens gelungen.“

Leicht lächelte Karyu und nickte. „Aber ich bezweifle, dass es beim dritten Mal noch besser wird. Es ist ja schon jetzt perfekt.“

Zero hob eine Augenbraue und sah den Gitarristen an. „Hör auf zu schleimen. Das hast du nicht nötig.“, meinte er nüchtern, woraufhin Karyu abwehrend die Hände hob.

„Ich wollte nur nett sein“, erwiderte er und Zero schnaubte.

„Nett? Nett kannst du sein, wenn eine alte Oma Hilfe beim Straße-Überqueren braucht. Aber doch nicht hier! Eher fress ich dich auf“, meinte er trocken und Karyu lächelte gezwungen, bevor er sich wortlos dem Essen widmete.

Zero war wohl heute nicht in so guter Laune. Also lieber schweigen.

In diesem Moment sprang der Bassist unvermittelt auf. „Ach verdammt, das hab ich glatt vergessen!“

Verwirrt stand auch Karyu auf, doch bevor er nachfragen konnte, redete Zero schon weiter. „Sag mal, hast du hier Rotweingläser?“

Verwundert nickte Karyu. „Ja hab ich. Ich such sie dir raus…“

Dankbar nickte Zero und verschwand noch mal rasch in der Küche.
 

Karyu kratzte sich am Kopf und ging zum Schrank in der Ecke, wo sämtliche Gläser für verschiedensten Alkohol standen. Er nahm sich zwei Rotweingläser heraus und stellte sie auf den Tisch, bevor er sich wieder hinsetzte und Zero mit einer großen, edel aussehenden Flasche Rotwein zurück kam. „Die hab ich letztens zu meinem Geburtstag von meiner Tante geschenkt bekommen…Ich dachte, ich warte auf einen passenden Augenblick…na ja, und da ja Weihnachten ist, hab ich ihn eben heute mitgenommen.“

Leise grinsend schaute Karyu ihm dabei zu, wie er die Gläser füllte. „Du hättest den doch auch zu meiner Geburtstagsfeier vor drei Wochen mitbringen können. War das kein passender Augenblick?“

Nun musste sogar Zero leise schmunzeln. Er stellte die Flasche beiseite und setzte sich. „Falls du dich noch erinnern kannst, was bei dem abartigen Alkoholpegel unwahrscheinlich ist, da hattest du auf deiner Party wohl ganz anderen und vor allem genügend Alkohol zur Verfügung. Da wäre mein liebevoll verpackter Rotwein völlig verkannt und unterbewertet worden“, war er der Meinung und sah zu Karyu, der leicht nickte.

„Na gut, da hast du wohl Recht. Jetzt können wir ihn ausgiebig genießen.“

Nun nickte auch Zero und hob sein Glas. „Genau. Also, lass uns anstoßen.“
 

Sie waren schon längst mit Essen fertig, die Rotweinflasche war zur Hälfte geleert und die Sonne ging unter, und noch immer sprachen sie über Karyus vergangenen Geburtstag, an dem so einige Dinge passiert waren.

Nach einer Weile wurde Karyu still und er dachte kurz nach, dann sah er zu Zero. „Weißt du…meine ehemalige Psychologin hatte auch kommen wollen…“ Der Bassist unterdrückte ein Seufzen. Karyu sagte das nur aus einem Grund. „Vergiss nicht, dass ich auch mal in Therapie war. Und ihr alle wusstet davon.“

Ernst sah Zero seinen Gitarristen an und nickte. „Ja, ich weiß. Das hab ich nicht vergessen. Aber bei dir war das was Anderes.“, erinnerte er Karyu. „Du hattest einen Unfall…“

Karyu lehnte sich zurück. „Ja schon, aber-…“
 

Doch Zero schüttelte abwehrend den Kopf, das Thema war für ihn erledigt. Der Gitarrist seufzte und sah ihm dabei zu, wie er aufstand und den Tisch abzuräumen begann, dann erhob auch er sich schweigend und half Zero dabei.

Es gefiel dem Bassisten ganz und gar nicht, dass Karyu gerade ausgerechnet den Unfall als Beispiel vorgeschoben hatte. Die Zeit damals war für alle sehr schlimm gewesen und sie erinnerten sich nur ungern daran.
 

Karyu hielt jetzt lieber den Mund und so räumten sie schweigend alles ab und säuberten noch die Küche, bevor sie zurück ins Wohnzimmer gingen und sich nochmals setzten. „Was denkst du, schaffen wir den Rest auch noch?“, wollte der Gitarrist sachte lächelnd wissen, während er auf die Flasche Rotwein deutete.

„Klar, natürlich. Ich nehm die nicht wieder mit“, meinte Zero und erwiderte das Lächeln leicht, bevor er ihnen beiden noch je ein Glas eingoß.
 

„Hm weißt du…“, fing Karyu nach Kurzem an und schaute zu Zero, der aufmerksam aufsah, „wie man Weihnachten noch nennt? ….das Fest der Liebe. Also bin ich doch stark dafür, dass wir erstmal lieb zueinander sind.“

Zero hob die Augenbrauen und nickte langsam. „Aha…wie du meinst.“

„Wie, das war’s jetzt? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“, empörte sich Karyu und funkelte Zero an, der den Blick ruhig erwiderte.

„Wenn ich ehrlich etwas dazu sagen würde, dann würde das aus deinem Lieb-Sein-Schema fallen“, meinte er nüchtern und lehnte sich zurück, während Karyu nach Luft schnappte und sich vorbeugte.

„Nein nein, immer raus damit! Was hast du jetzt wieder an meinem Vorschlag auszusetzen, hm? Komm, lass uns streiten, ist ja nur Weihnachten und alle anderen sind bei ihren Liebsten, außer wir!“
 

Mit großen Augen sah Zero den Gitarristen an, dessen Augen verräterisch glitzerten. „Karyu…? Was regst du dich denn jetzt so auf?“, wollte Zero leise wissen und erwiderte den aufgebrachten Blick verständnislos.

„Ich reg mich überhaupt nicht auf!“, widersprach Karyu und starrte seinen Bassisten an. „Ich bin total ruhig und freue mich, immer wieder aufs Neue mit dir herumzustreiten, egal an welchem Tag!“

„Wir streiten doch überhaupt nicht!“, meinte Zero nun ebenfalls ein wenig aufgebracht. „Du bist doch derjenige, der hier rumschreit, nicht ich! Also komm runter, ich will nicht mir dir streiten. Das ist ganz und gar nicht besinnlich.“

Irritiert hielt Karyu inne und sah Zero an. „Es ist nicht…was?!“

Leise seufzte der Bassist. „Besinnlich. Es ist nicht besinnlich. Das Wort hört man oft im Zusammenhang mit Weihnachten…“, erklärte er langsam.

„Oh…verstehe…“ Karyu runzelte die Stirn und hatte offenbar fast schon wieder vergessen, dass er mit Zero eigentlich noch nicht ganz fertig war. „Besinnlich…“, murmelte er. „Das hab ich ja noch nie gehört…“

„Ja, super Weihnachtsexperte…“, meinte Zero ironisch und trank einen Schluck Wein, dann stellte er das Glas wieder auf dem Tisch ab.

Karyu zuckte leicht mit den Schultern und schmunzelte. „Na und? Da hab ich wieder was gelernt.“

Hauchzart lächelte nun auch Zero, während er zu seinem Gitarristen schaute. „Na dann herzlichen Glückwunsch.“

Karyu nickte zufrieden und warf einen Blick aus dem Fenster, aber es spiegelte sich nur das Licht des Raumes darin, so dass er nicht erkannte, wie es draußen aussah.
 

Genau in diesem Moment wurde es plötzlich stockduster um sie herum, das Licht war unvermittelt ausgegangen. Karyu setzte sich gerade hin und lauschte, aber das einzige, das er hörte, war Zeros zittriges Ein- und Ausatmen.

Irritiert spähte Karyu durch das Dunkel zu ihm. „Zero? Was ist los mit dir?“ Aber er bekam keine Antwort. Der Bassist schien sich nicht zu regen, er atmete lediglich schneller als gewöhnlich. Alarmiert stand Karyu auf und sprach ihn ein weiteres Mal an. „Zero, ist alles in Ordnung mit dir? Sag was.“
 

Stockend atmete der Bassist tief ein, dann langsam wieder aus. „Das Licht…es ist weg…“, wisperte er mit zitternder Stimme, weswegen Karyu leicht die Stirn runzelte und sich langsam Sorgen um seinen Bassisten machte. Gerade als er auf ihn zugehen wollte, sprang Zero unvermittelt auf und stürzte aus dem Raum.
 

„Zero! Hey Zero!“, rief Karyu aus und rannte ihm hinterher. Er kam glücklicherweise schneller voran, trotz der Dunkelheit, da er sich besser in seiner Wohnung auskannte.
 

Im Flur, kurz vor der Haustür, holte er Zero ein und streckte die Hand nach ihm aus. Er bekam ihn am Arm zu fassen und hielt ihn fest. „Bleib stehen, Zero, ganz ruhig. Was ist denn mit dir los?“, wollte er wissen, doch der Bassist riss sich hektisch und wortlos von ihm los und stürzte zur Tür.

„Ich will nicht…es ist so dunkel…“, keuchte er schon beinahe panisch, woraufhin Karyu mit klopfendem Herzen auf ihn zusprang und die Arme von hinten um ihn schlang, damit er nicht weiter wegrannte.
 

„Bleib ruhig, Zero. Reiß dich zusammen“, sagte er eindringlich, aber der Bassist wehrte sich in seinen Armen und wimmerte nun sogar leise. „Ich bitte dich, Zero, rede mit mir“, flehte Karyu leise und hielt den Bassisten weiterhin gut fest.

Zero atmete schwer und erwiderte nichts, kippte ein Stück nach vorne, weswegen Karyu seinen Griff verstärkte und ihn enger an sich drückte. Jetzt machte der Gitarrist sich wirklich ernsthafte Sorgen. Hatte Zero Angst vor der Dunkelheit?
 

„Ka-Karyu…“, sagte Zero in diesem Moment bemüht beherrscht. „Sag mir…sag mir, dass alles okay ist…bitte…sag es.“

Verwirrt hielt Karyu inne und lockerte seinen Griff um den Bassisten etwas, denn er schien nicht mehr weglaufen zu wollen. „Es…es ist alles in Ordnung, Zero.“, meinte er schließlich leise. „Das ist nur ein Stromausfall, das Licht geht gleich wieder an.“

Das waren offenbar nicht die richtigen Worte gewesen. Zeros Körper begann leicht zu zittern und er atmete wieder etwas schneller. „Wo-woher weißt du, dass es nur ein Stromausfall ist…?“, wollte er mit ängstlicher Stimme wissen.

„Was soll es sonst sein? Das Licht ist plötzlich ausgegangen, die Anzeigen, selbst die Laternen vor unserem Haus.“

„Passiert das hier öfter?“, fragte Zero leise nach.

„Nein, eigentlich nicht. Das letzte Mal war vor zwei Jahren“, antwortete Karyu ruhig und strich beruhigend mit der Hand über Zeros Brust. „Versuch, dich zu beruhigen, Zero. Es wird dir hier nichts passieren, hörst du? Ich bin ja auch noch da, du bist nicht allein“, sprach er ihm gut zu. „Und der Stromausfall wird sicher auch bald vorbei sein und das Licht geht wieder an, okay?“
 

Langsam nickte Zero und atmete noch ein paar Mal tief durch, diesmal weniger zittrig. Er schien sich zu beruhigen.

„Gut. Ich hab im Wohnzimmer im Schrank noch ein paar Kerzen. Die werd ich am besten erstmal anmachen, damit es hier nicht mehr so dunkel ist, ja? Warte hier auf mich…“, sagte Karyu leise und ließ Zero los, aber der Bassist griff nach dem Arm des Gitarristen.

„Nein, halt…“, bat er mit noch immer ängstlicher Stimme. „Ich komm mit. Ich muss… Ich kann nicht allein sein“, flüsterte er. „Es ist besser, wenn ich...bei dir sein kann“, gab er leise zu.
 

Karyu fragte nicht weiter nach, er wunderte sich lediglich im Stillen und nickte. „Okay, dann komm mit…“, erwiderte er und umfasste Zeros zierliche Hand, bevor sie zusammen ins Wohnzimmer gingen. Er hatte nur gedacht, dass Zero vielleicht zu schwach zum Laufen war, aber es schien ihm wieder recht gut zu gehen. Jetzt wäre es nur noch toll, wenn das Licht tatsächlich wieder anginge…
 

Kaum dass Karyu Zeros Hand los ließ, als sie vor dem Schrank angekommen waren, um nach den Kerzen zu suchen, spürte der Gitarrist, wie sich Zero an ihm festhielt, in dem er die Arme um seine Taille schlang.

„T-tut mir leid, dass ich so…anhänglich bin…“, nuschelte der Bassist verlegen. „Das-das hört gleich wieder auf…“

„Eh…schon gut…wenn’s dir hilft…“, murmelte der Gitarrist und lächelte schief. Es störte ihn wirklich nicht, nur war er so etwas von Zero überhaupt nicht gewohnt. Der Bassist war sonst ja auch eher kühl und abweisend. Da hatte Karyu wohl eine neue Seite an ihm entdeckt!

Während er die oberste Schublade herauszog und ein wenig darin kramte, fühlte er Zeros schnell schlagendes Herz an seinem eigenen Körper, was ein warmes Gefühl in seinem Bauch auslöste.
 

Rasch nahm er sich drei Kerzen und schloss die Schublade wieder, dann fischte er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und machte die erste Kerze an. Langsam ließ Zero ihn daraufhin los und nahm sich vorsichtig die Kerze. In seinem Gesicht stand Erleichterung geschrieben. Scheinbar reichte das bisschen Licht aus, um ihn zu beruhigen. Leicht lächelte Karyu und war genauso erleichtert wie Zero, während er die letzten beiden Kerzen anzündete und dann zur Couch rüber ging, wo er die Kerzen auf dem Tisch abstellte.
 

Der Bassist folgte ihm und setzte sich, doch behielt er seine Kerze in der Hand. „Ich sollte langsam lieber…nach Hause gehen“, sagte er leise. „Denke ich.“

Während Zero in die Kerzenflamme starrte, lächelte Karyu schwach. „Schau mal raus“, forderte er den Bassisten auf. „Es regnet stark. Und außerdem ist es schon spät. Du würdest den letzten Zug wohl gerade verpassen. Ist schon blöd, dass ich so weit vom Bahnhof wegwohne…“, sagte er leise. „Und auf mein Motorrad willst du dich ja auch nicht setzen, sonst hätte ich dich eben nach Hause gefahren.“

Zero sah vom Fenster zu Karyu und nickte stumm. Er mochte Motorradfahren überhaupt nicht. Am wenigsten mochte er Karyus Fahrstil…

„Ich denke, es ist das Beste, wenn du hier bleibst, Zero. Ich weiß, du magst das nicht so, aber es wäre erstmal besser. Draußen fängst du dir nur was ein…und ich werd mir alle Mühe geben, es dir hier angenehm zu machen. Ob mit oder ohne Licht.“

Zögernd sah Zero ihn an, und genau in diesem Moment ging das Licht wieder an. Es erhellte den Raum und auch Karyus Gesicht. „Na siehst du, jetzt könntest du im Bad beim Duschen sogar was sehen“, meinte er und grinste leicht. Zero lächelte schwach und stellte die Kerze auf dem Tisch ab.

„Also, bleibst du?“, wollte Karyu freundlich wissen, woraufhin der Bassist langsam nickte.

„Ja, ich denke schon…bleibt mir ja nicht viel anderes übrig…“

„Danke für die Begeisterung“, meinte Karyu, doch das leichte Lächeln auf seinen Lippen entschärfte die ironischen Worte.

„Hey, das ist nichts gegen dich“, setzte Zero an, aber Karyu schüttelte schon beschwichtigend den Kopf.

„Ist in Ordnung. Ich akzeptiere, dass du ungern bei anderen übernachtest. Das ist eben so“, sagte der Gitarrist sanft und stand auf. „Ich such dir was zum Schlafen raus. Ach und…wie hättest du es gerne? Also du kannst hier auf der Couch schlafen oder im Schlafzimmer im Bett…und eh..ich weiß ja nicht, schläfst du…mit Licht? Viel oder wenig?“, wollte er wissen und schaute Zero fragend an, der überraschenderweise etwas rot angelaufen war.

„Ach…mach dir keine Umstände…“, antwortete er langsam. „Ich..bleib jetzt einfach hier und…das Licht der Laternen draußen ist mir genug…“

Kurz betrachtete Karyu ihn nachdenklich, dann nickte er. „Na gut…“
 

Rasch ging er rüber ins Schlafzimmer, wo er im Kleiderschrank nach einem Pyjama für Zero suchte, der nicht allzu groß war. Zurück im Wohnzimmer hatte der Bassist die Kerzen wieder ausgepustet und den Wein samt Gläser in die Küche gestellt. Karyu gab ihm die Schlafsachen und ging dann noch mal in die Küche um sich etwas zu trinken einzugießen. „Weißt du“, rief er Zero zu, „bist du dir sicher, dass du nicht doch im Bett schlafen willst? Das ist kein Problem.“

„Nein, geht schon“, erwiderte der Bassist nur, während Karyu mit seinem gefüllten Glas ins Wohnzimmer zurück ging.

„Du kannst aber wirklich eine Lampe hier anmachen, meine Stromrechnung verkraftet das…“, meinte er und blieb abrupt stehen, als er sah, wie Zero sich gerade umzog. Mit nackter Brust und dem Pyjamaoberteil in der Hand stand er vor der Couch und sah zu Karyu auf.

„Es geht schon, Yoshitaka, danke“, sagte er ruhig und zog sich das Oberteil über den Kopf, bevor er begann, an seiner verwaschenen Jeans zu nesteln.

Karyu wandte sich ab und nickte nur. „Wie du willst. Ich bin mal schnell duschen…“
 

Etwas hastig ging er ins Bad und schloss die Tür hinter sich. Hatte er das gerade richtig mitbekommen? Dass Zero halbnackt vor ihm gestanden hatte, war das so besonders? Kopfschüttelnd entkleidete sich Karyu und stieg unter die Dusche. Es war ja nicht das erste Mal, dass er Zero beim Umziehen gesehen hatte. Oft passierte es nicht, aber es war immerhin schon mal der Fall gewesen, also warum hatte es ihn eben so…geschockt?

//Ach, wie Zero schon sagte, du bist gestresst//, dachte Karyu und versuchte an andere Dinge zu denken.
 

Da er so eilig und ohne groß nachzudenken ins Bad gegangen war, hatte er seine Schlafsachen nicht mitgenommen und band sich deswegen das Handtuch um die Hüfte, bevor er in sein Schlafzimmer ging und im Schrank zu suchen begann. Er schmiss die Sachen aufs Bett und zog sich eine dunkel karierte Boxershorts an, das Handtuch landete vorerst auf dem Boden. Gerade als er nach seinem Schlafshirt greifen wollte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Zero im Türrahmen erschien.
 

Karyu wandte den Kopf zur Seite und sah den Bassisten an, der ihm nicht in die Augen schaute, sondern ein Stück tiefer. Fragend folgte Karyu Zeros Blick und sah an sich hinab, dann hielt er inne und hob langsam seine Hand zu der Narbe schräg oberhalb seines Bauchnabels, über den rechten Rippen. Behutsam strich er über die hellrote Narbe und schaute wieder zu Zero auf, welcher nun auch langsam den Blick hob und Karyu ansah. „Es ist gut verheilt…“, sagte der Bassist leise, woraufhin Karyu nur nickte. „Das letzte Mal hab ich die Narbe wenige Tage nach der Operation gesehen…“, erinnerte er sich und kam ein Stück näher, während sein Blick wieder zur Narbe wanderte.

Karyu sah ebenfalls erneut hinab und ließ seine Finger ein weiteres Mal über die leichte Erhebung fahren. „Manchmal tut sie weh…“, gab er leise zu. „Ich frage mich, ob die Familie dann besonders trauert...“
 

„Karyu, du weißt, dass es nicht deine Schuld war“, erwiderte Zero ernst, woraufhin der Gitarrist abwesend nickte und langsam wieder den Kopf hob.

„Ja…“, sagte er nur leise und zog sich endlich sein Schlafshirt über.

Die drückende Stimmung schien nun ein wenig zu schwinden und Zero seufzte lautlos. „Tut mir leid, dass ich davon angefangen habe…“, murmelte er und drehte sich um.

Karyu sah ihm schweigend hinterher, wie er zur Tür ging. „Zero…“, begann er dann vorsichtig, so dass der Bassist stehen blieb und sich fragend zu ihm umwandte. „Was…war da vorhin los?“, wollte er wissen. „Du musst mir ja nicht jedes Detail erzählen…ich will nur verstehen, was passiert ist…warum du so panisch warst…“
 

Zero senkte den Blick und strich sich über den Arm. Es war ihm sichtlich unangenehm, darüber zu reden. „Es ist…so was wie ein Trauma… Eine posttraumatische Belastungsstörung…“, antwortete er ruhig. „Sehr viele Menschen leiden darunter. Bei mir liegt die Ursache dafür in meiner frühen Jugend… Die Folge davon ist, dass ich…ein paar Probleme bekomme, wenn es dunkel ist… Normalerweise hält sich das alles in Grenzen, aber wenn es so plötzlich stockduster wird, so wie vorhin beim Stromausfall, dann…wirkt sich meine Angst ein wenig heftiger aus…“
 

Er machte eine Pause und es schien auch nicht wirklich so, als wenn er mehr dazu sagen wollte, weswegen Karyu langsam nickte. „Okay…danke.“, sagte er und setzte sich aufs Bett, während Zero sich wieder zur Tür drehte und einen Schritt aus dem Zimmer tat. Er hörte den tiefen Seufzer Karyus, sah aber nicht, wie der Gitarrist sich mit der Hand übers Gesicht fuhr und die Knie anzog. „Gute Nacht“, sagte Zero noch und schloss dann die Tür, aber er ging nicht ins Wohnzimmer, sondern blieb vor Karyus Zimmer stehen. Er hatte es jahrelang gut versteckt und nun war es plötzlich raus, sein Geheimnis. Aber er konnte sich auf den Gitarristen verlassen und wusste, dass dieser es nicht weiter erzählen würde.
 

Er spähte in Richtung Wohnzimmer, wo noch Licht an war, hier im Flur stand er im Halbdunkel. Gerade wollte er weitergehen und fragte sich schon, warum er eigentlich noch hier rumstand, als er etwas hörte. Es kam eindeutig aus dem Schlafzimmer und hörte sich stark wie ein Schluchzen an. Zero biss sich auf die Unterlippe und seine Finger legten sich schräg hinter ihm wieder auf die Türklinke. Das Rascheln der Bettdecke war zu hören, aber ebenso ein paar erstickte Laute. Zero gab sich einen Ruck und öffnete die Tür.
 

Karyu hatte sich in die Bettdecke eingekuschelt und auf die Seite gedreht, lag mit dem Rücken zu ihm.

„Karyu…?“, fragte der Bassist leise und blieb stehen. Dank des Lichts, das noch an war, konnte er genau sehen, wie sich Karyu unter der Decke versteckt hielt und sich nicht bewegte.

„…was ist los…?“, nuschelte der Gitarrist ins Kopfkissen und legte sich die Hand auf den Mund um den nächsten Schluchzer zu unterdrücken. Er wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als dass Zero bitte wieder aus dem Zimmer verschwand und schlafen ging. Er sollte nicht mitbekommen, dass sein Gitarrist hier rumheulte. Das war alles andere als würdevoll.

„Das frag ich dich, Yoshitaka“, sagte Zero in diesem Moment und ein wenig Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.

Langsam ging der Bassist zum Bett und blieb dicht an der Seitenkante stehen, bevor er sich ein wenig vornüber beugte um einen Blick auf Karyu werfen zu können.

„Was soll denn sein…?“, murmelte der Gitarrist, aber seine brüchige Stimme verriet ihn.

Zero bekam große Augen. Hatte er also doch richtig vermutet, Karyu weinte! Er schluckte und knabberte unsicher auf seiner Unterlippe herum. Das letzte Mal war schon eine Weile her, damals, vor Monaten, war ein befreundeter Musiker gestorben…

Vorsichtig kletterte der Bassist auf das Bett zu Karyu und legte ihm eine Hand auf die Schulter, während er sich über ihn beugte und sein tränennasses Profil betrachtete. „Warum weinst du…?“

Trotzig drückte Karyu den Kopf ins Kissen und schloss fest die Augen, als könne er so die Tränen zurück halten. „Ist es wegen des Unfalls?“, fragte Zero nach. „Du weißt, dass es für jeden schwer war, aber du trägst nicht die Schuld, hörst du?“

„…ja…es ist nur…auch wegen dir…“, murmelte Karyu ins Kopfkissen, woraufhin Zero überrascht die Stirn runzelte. „Wegen mir?“, wiederholte er verständnislos und dachte kurz nach, dann glaubte er kurz darauf zu verstehen. „Du… Meinst du das ernst?“, fragte er ungläubig nach. „Weil ich dir das eben erzählt hab…?“

Karyu schniefte und drehte sich abrupt zu Zero um, sah ihn aus tränennassen Augen an. „Ach, lass mich doch in Ruhe!“, herrschte er ihn mit zitternder Stimme an. „Geh halt, wenn du es mir nichts glaubst und lass mich in Frieden!“ Der Gitarrist drehte sich beleidigt wieder auf die Seite und kuschelte sich in die Bettdecke. Ein Schniefen konnte er nicht unterdrücken. Zeros Reaktion hatte ihn verletzt.
 

Der Bassist richtete sich betroffen ein Stück auf. „Tut mir leid, Karyu. So war das nicht gemeint“, versuchte er ihn zu beschwichtigen und strich ihm über die Schulter.

„Ja, ja, sicher“, murrte Karyu und drehte sich erneut zu Zero um, richtete sich sogar ein Stück auf und funkelte ihn an, weswegen der Bassist ihn überrascht ansah. „Wir machen uns Sorgen um dich, Michiya! Aber wir sagen selten etwas, weil wir es akzeptieren, dass du nie Hilfe willst! Und genau das ist es, was mich ärgert“, gab er zu. „Ich verstehe nicht, warum du dir nicht ab und zu mal helfen lässt. Du kannst doch froh sein, dass wir dir das anbieten. Dafür sind Freunde doch da! Aber du bist immer so abweisend…“ Karyu holte Luft und zog die Nase hoch. „Damals in Club Dorothy wärst du beinahe draufgegangen, wenn ich dich nicht von deinem Verstärker weggezogen hätte! Und ich hab dir vorher noch gesagt, dass du mit dem Aufbauen warten sollst, bis der Techniker Zeit für dich hatte, schließlich war die ganze verdammte Bühne nass! Aber nein, der Herr meinte ja, alles selbst schaffen zu müssen! Du hättest sterben können!“ Er machte eine Pause und sah Zero anklagend an, der den Blick stumm erwiderte. „Hätte ich gewusst, dass du in Therapie bist, hätte ich dir vielleicht irgendwie helfen können, wenn du es zulassen würdest! Aber gut, dann leide alleine weiter vor dich hin. Doch bitte tu nicht so, als würde es dich interessieren, was ich denke und fühle! Vor allem biete mir nicht deine Hilfe an, wenn du sie selbst nicht mal annehmen kannst!“

Karyu starrte seinen Bassisten aufgebracht an, während Zeros Lippen anfingen zu zittern. „Du gehst zu weit“, sagte er leise, aber der Gitarrist schüttelte den Kopf.

„Nein, das tue ich nicht. Ich sage nur, was ich denke – und wie die Situation ist. Kannst ja mal drüber nachdenken.“

Er drehte sich weg und legte sich wieder hin, während Zero ihn fassungslos anschaute. „Du kannst dich doch jetzt nicht einfach so umdrehen und nichts weiter dazu sagen!“, beschwerte er sich, und Karyu erbarmte sich sogar zu einer Erwiderung.

„Doch kann ich wohl“, meinte er trotzig. „Denk du erstmal über das nach, was ich gesagt habe, das meinte ich nämlich ernst. Und jetzt gute Nacht!“
 

Noch kurz starrte Zero seinen Gitarristen an, dann stand er auf und schluckte. „Du hast überhaupt keine Ahnung, was mich bewegt! Du weißt doch gar nicht, warum ich so bin, wie ich bin!“, gab er wütend zurück, woraufhin sich Karyu mit dem Kopf kurz zu ihm umwandte, den Blick aus funkelnden Augen erwiderte.

„Na wie soll ich das denn auch bitte wissen?! Du erzählst ja nie was!“
 

Grummelnd kuschelte sich Karyu wieder in die Decke und ins Kissen, während Zero sich einfach umdrehte und wortlos aus dem Zimmer lief.

Die Tür knallte zu und ein leises Schniefen entkam Karyu. Erneut sammelten sich ein paar Tränen in seinen Augenwinkeln. Er setzte sich auf und starrte auf die Tür, durch die Zero soeben hinaus gestürmt war. Er mochte sich nicht mit ihm streiten, das letzte Mal, in dieser Heftigkeit, war Jahre her.

Irgendwie machte ihn gerade alles traurig. Seit Monaten hatte er nichts von seinen Eltern gehört, nicht einmal zu seinem Geburtstag, es war Weihnachten und all seine Freunde waren verreist. Dann war da Zero schon zu ihm gekommen und am Ende stritt er sich nur mit ihm. Was für ein beschissener Abend! Tolles Weihnachten…
 

Ein letztes Mal schniefte er erstickt, dann schlug er kurz entschlossen die Bettdecke beiseite und stand auf, ging zur Tür und öffnete diese.

„Hey, ich weine!“, rief er und ging ins Wohnzimmer, wo noch Licht an war. „Also kannst du mich ja wenigstens trösten!“

Er baute sich vor Zero auf, der auf der Couch saß und blinzelnd zu ihm aufsah. „Ich höre aber nicht, dass du weinst. Ich sehe nur eine Träne da an deinem einen Auge“, erwiderte er kühl, woraufhin Karyu sich diese mit dem Arm wegwischte.

„Ist ja schon schlimm genug. Du treibst mir die Tränen in die Augen, bist du stolz drauf?“, wollte Karyu wissen und setzte einen verletzten Gesichtsausdruck auf. Aber so viel spielen musste er da gar nicht, er war immer noch ein wenig verletzt von Zeros Verhalten und Reaktionen.

Der Bassist sah ihn kurz an, dann seufzte er und klopfte neben sich auf die Couch. „Setz dich zu mir…“, sagte er leise, was Karyu dann auch gleich tat.

Stille trat ein und der Gitarrist verschränkte abwartend die Arme. Er begann schon die Uhr ticken zu hören, als Zero dann doch noch etwas sagte.

„Es tut mir leid… Ich weiß, dass man es mit mir nicht so leicht hat…“ Er seufzte lautlos. „Ich versuche ja schon, diese Probleme mit der Therapie wieder hinzukriegen…aber es ist schwierig.“, gab er zu.

Karyu sah ihn von der Seite an, während sein Blick milder wurde. „Okay, Entschuldigung angenommen. Und…mir tut es auch leid. Ich wollte dich nicht so anfahren…“

Verlegen senkte Zero den Blick. „Na ja, du hattest ja nicht ganz Unrecht. Und jetzt weiß ich auch, was du denkst…das ist gut.“

Skeptisch sah Karyu ihn an. „Ist es das?“

Leicht lächelnd hob Zero den Blick wieder und nickte. „Ja, ich denke schon. Meine Therapeutin sagt immer, dass ich möglichst viel über meine Mitmenschen wissen soll, damit ich angemessen reagieren kann."

So ganz verstand Karyu das nicht, aber er wollte Zero nicht weiter bedrängen.
 

„Ist dir immer noch nach Weinen zumute?“, wollte Zero nach einer Weile wissen, woraufhin Karyu leicht mit den Schultern zuckte.

„Hmm nein, eigentlich nicht so…“

Leise lächelte Zero und nickte, dann legte er einen Arm um Karyus Schulter. Ein wenig überrascht sah Karyu ihn an, doch er sagte nichts darauf, sondern lehnte sich lediglich gegen Zero und seufzte leise. Eindeutiger konnte ein Friedensangebot nicht sein. Sie beide würden ihre Streitigkeiten erstmal ruhen lassen.
 

Nach einer Weile hob Zero seine Hand und strich immer wieder durch Karyus dunkelblondes Haar, so dass der Gitarrist wohlig zu schnurren begann. Hätte Ryuutarou, sein Kater, noch gelebt, hätte er dem Tier ernsthaft Konkurrenz machen können.

Irgendwann verstummte das Schnurren und Karyus Kopf sank schwer gegen Zeros Schulter, so dass der Bassist wusste, dass der Andere eingeschlafen war.

Er kratzte sich am Kopf und überlegte, was er jetzt machen sollte. Er sah sich um und streckte sich dann um die Lampe neben der Couch auszuschalten. Dann hielt er Karyu mit der einen Hand fest und legte sich hinter ihn an die Lehne, dann zog er ihn zu sich in eine liegende Position.

Eingeklemmt zwischen Lehne und Karyu ging es ihm gut und er konnte auch ohne Probleme einschlafen, obwohl lediglich ein wenig Licht von draußen, von den Laternen, herein schien.
 

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tbc~
 

Im nächsten Teil versucht Karyu, Zero zum Plätzchen backen zu überreden. Dabei entdecken beide, dass sich ihr Verhältnis zueinander langsam verändert...

Kaffee + Plätzchen = Streit + Küsse

Als Karyu sich am nächsten Morgen vom Bauch auf die Seite drehte, fiel ihm das ein wenig schwer, da Zero halb auf seinem Rücken lag, aber das bekam er gar nicht wirklich mit. Er wurde erst langsam wach und öffnete blinzelnd die Augen. Ein wenig fror er, da er vergessen hatte, eine Decke ins Wohnzimmer zu bringen. Nur am Rücken war ihm warm – und am Bauch.

Verwirrt sah Karyu an sich herab. Er war sich bewusst, dass Zero hinter ihm lag und sich an ihn geschmiegt hatte. Aber als er die Hand des Bassisten unter seinem eigenen Schlafshirt sah, war er doch überrascht und wurde ein wenig rot. Was machte Zeros Hand da?!
 

Der Gitarrist knabberte sich unschlüssig auf der Unterlippe herum, dann hob er langsam seine Hand und griff sich behutsam Zeros Arm, den er vorsichtig versuchte unter seinem eigenen Shirt hervor zu ziehen. Gerade als Zeros Hand am Bund von Karyus Shorts angelangt war, schien der Bassist aufzuwachen, denn er regte sich leicht hinter dem Gitarristen.

„…Karyu…?“, murmelte er verschlafen, woraufhin dieser den Atem anhielt und auch nicht weiter versuchte, Zeros Arm unter seinem Shirt hervorzuziehen.

„Hm?“, machte er unschuldig und spürte, wie sich der Bassist etwas aufrichtete hinter ihm.

„Was machst du da…mit meinem Arm?“, wollte Zero verblüfft wissen und blinzelte.

„Das äh…wüsste ich auch gern“, antwortete Karyu und ließ Zeros Arm hastig los, während er den Kopf ein wenig drehte, so dass er seinen Bassisten aus dem Augenwinkel erkennen konnte. „Mich würde interessieren, was dein Arm bei mir unterm Oberteil zu suchen hat“, meinte er und wieder wurde er ein wenig rot.
 

Zero hielt inne und zog verlegen seine Hand endlich weg. „Tja, das äh…werde ich meinen Arm bei Gelegenheit mal fragen“, gab er nur zurück und wäre jetzt gerne geflohen vor Scham, aber da lag ja Karyu im Weg, weswegen er sich wieder zurück auf die Seite sinken ließ.

Der Gitarrist starrte, ebenfalls verlegen, an die Wand gegenüber und konnte ein leises Gähnen nicht unterdrücken.

„…willst du noch ein wenig schlafen?“, fragte Zero schließlich leise, woraufhin Karyu zaghaft nickte.

„Ja…ich könnte noch etwas Schlaf vertragen…“, gab er zu.

„Gut…ich auch. Dann…gute Nacht…oder so ähnlich…“, murmelte Zero und schloss die Augen.

Karyu schmunzelte. „Ja, schlaf du auch gut…“, erwiderte er und machte ebenfalls die Augen zu. Aber etwas war anders als vorher. Bildete er sich das ein oder lag Zero ein wenig verkrampft hinter ihm?

„Alles okay, Michiya?“, wollte er deshalb vorsichtshalber wissen, ließ aber entspannt die Augen geschlossen.

„…ja, natürlich, Yoshitaka“, gab Zero ein wenig kühl zurück und es trat Stille ein.
 

Die Haltung des Bassisten veränderte sich nicht wirklich und Karyu war noch eine Weile wach, weswegen er dann bemerkte, wie Zero wieder einschlief – er drückte sich unvermittelt gegen Karyus Rücken, drehte sich dabei ein Stück und erneut wanderte seine Hand zu Karyu. Sie schob sich über seine Taille und hing vor Karyus Bauch ein wenig in der Luft.

Kurz öffnete der Gitarrist die Augen und sah zu der zierlichen Hand, die über seiner Hüfte hing, dann schloss er sie wieder und seufzte leise. So wirklich wusste er nicht, was er davon halten sollte, dass im Schlaf so anhänglich war. Trotzdem schlich sich ein leichtes Lächeln auf Karyus Lippen, bevor er dann langsam auch einschlief.
 

Die Position, in der die beiden knapp zwei Stunden später, am frühen Mittag, wieder aufwachten, war kaum zu beschreiben, so ein kleines Kuddelmuddel war das. Eng aneinander gedrängt lagen sie auf der schmalen Couch, Karyu auf dem Bauch und halb unter Zero begraben, der ein Bein über die beiden von Karyu gelegt hatte und sein Gesicht am Hals des Gitarristen vergraben hatte. Zeros Hände lagen nun neben Karyus Kopf, während der eine Arm des Gitarristen über der Kante hing, der andere war eingeklemmt unter Zeros Brust. Wirklich gemütlich sah es nicht aus, und doch hatten sie fast eine Stunde so dagelegen, bis die beiden langsam wieder zu sich kamen.
 

Zero wachte als Erster auf; er öffnete die Augen und wunderte sich kurz, was ihn da so an der Stirn kitzelte, dann erkannte er dunkelblonde Haare und ihm war alles klar.

Als Karyu im Folgenden aufwachte, spürte er als erstes den warmen Atem im Nacken, woraufhin sich eine leichte Gänsehaut dort ausbreitete. Er zog seinen Arm ein Stück höher, damit er nicht mehr in der Luft hing und spürte, wie Zero sich ebenfalls regte.

Der Bassist hob den Kopf und richtete sich ein wenig auf. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er Karyus Beine zwischen seinen eigenen hatte, weswegen er ein wenig rot wurde und sich auf die Seite drehte, dabei sein Bein von Karyus zog.
 

Leise gähnend richtete der Gitarrist sich auf, er hatte gar nicht richtig mitbekommen, wie merkwürdig sie beide gerade dagelegen hatten. Verschlafen setzte er sich auf und drehte den Kopf ein wenig nach hinten um einen Blick auf Zero werfen zu können. Müde lächelte er ihn an. „Guten Tag.“ Verwirrt blinzelte Zero ihn an, weswegen er leicht schmunzelte. „Na um die Uhrzeit passt guten Morgen eben nicht…“, fügte er erklärend hinzu und lehnte sich unvermittelt nach hinten, ließ sich gegen die Couchlehne sinken, so dass Zeros Hüfte unter seinem Rücken eingeklemmt wurde.

Innerlich murrte Zero, er hatte eigentlich endlich mal aufstehen wollen. „Hrm, ja, guten…Tag…“, murmelte er und betrachtete Karyu, der leicht lächelnd an die Decke sah.

Stille breitete sich aus und immer misstrauischer und auch ungeduldiger starrte Zero seinen Gitarristen an. „Karyu? Lässt du mich mal bitte aufstehen?“, fragte er schließlich mit leicht gerunzelter Stirn, woraufhin Karyu, wie aus Gedanken gerissen, den Kopf hob und ihn anschaute.

„Hm? Warum schaust du so böse?“, wollte er ein wenig eingeschüchtert wissen und setzte sich auf, doch nur um sich dann zu Zero vorzubeugen, der noch immer nicht aufstehen konnte, weil Karyu den Weg versperrte.

Misstrauisch sah der Bassist den Anderen an und lehnte sich ein Stück zurück, da Karyu immer näher rutschte. „Ich schau überhaupt nicht böse“, widersprach er, woraufhin Karyu ihm sanft gegen die Stirn tippte.

„Dann hör aber auf die Stirn so zu runzeln“, bat er und hielt inne, strich sich dann mit der Hand übers Gesicht. „Irgendwie könnte ich noch ein wenig schlafen… Ich bin immer noch müde…“

Zeros Augen wurden kurzzeitig groß, da es so aussah, als wolle es Karyu sich auf ihm gemütlich machen, aber zu seiner Erleichterung stand der Gitarrist endlich auf und streckte sich, während er leise gähnte.

Dann drehte Karyu sich zu ihm um. „Frühstück?“, wollte er wissen, woraufhin Zero langsam nickte und sich etwas entspannte. Auch er stand nun auf und kratzte sich am Kopf.

„Was dagegen wenn ich duschen gehe?“, fragte er und Karyu schüttelte lächelnd den Kopf.

„Nein, natürlich nicht. Mach nur“, meinte er freundlich und ging in Richtung Küche. „Ich schau mal was ich fürs Frühstück finde…“
 

Etwa dreißig Minuten später saßen sie beide am Küchentisch und schlürften zufrieden ihren heißen Kaffee.

„Hm…“, fing Karyu nachdenklich an, „Hizumi und Tsukasa kommen ja erst übermorgen wieder…“ Er machte eine Pause und Zero nickte nur, während er den Gitarristen fragend anschaute. „Willst du noch ein wenig hier bleiben? Ich wollte noch Plätzchen backen…“

Überrascht stellte Zero seine Kaffeetasse zurück auf den Tisch und runzelte leicht die Stirn. „…Plätzchen?“, fragte er blinzelnd nach, woraufhin Karyu ihn anstrahlte und leicht nickte.

„Ja ja~ das macht man an Weihnachten so“, meinte er. „Die sind sehr lecker, ich hab sie letztes Jahr in Amerika probiert, als wir auf Tour waren… Hast du noch nie was davon gehört?“, fragte er überrascht nach.

Zero schüttelte den Kopf. „Nein, das ist mir neu. Wie macht man die denn?“

Lächelnd schaute Karyu ihn an. „Das kann ich dir ja zeigen, wenn wir mit frühstücken fertig sind“, lockte er Zero, der seufzend nickte.

„Na gut, überredet. Ich bleibe noch ein bisschen“, meinte er und sah, wie Karyu sich freute. „Hast du denn alles dafür da?“

Eifrig nickte der Gitarrist. „Ja, ich hatte schon vor ein paar Tagen alles dafür eingekauft. Eigentlich hatte ich die Plätzchen gestern Abend machen wollen, aber du bist ja gekommen“, meinte er und lächelte schief. „Dann können wir das ja jetzt machen“, schlug er vor, woraufhin Zero langsam nickte.

„Ja, können wir… Ich hoffe, dass es keine Katastrophe wird…“

Leise lachte Karyu und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Angst, ich hab mir alles zeigen und sogar aufschreiben lassen. Wir kriegen das schon hin, kannst du mir glauben.“

Wenig überzeugt nickte Zero erneut und widmete sich wieder dem Frühstück. Er kam nicht umhin zuzugeben, dass er schon ein wenig gespannt war wie das Ganze werden würde. Irgendwie…fühlte er sich hier jetzt doch ganz wohl. Er hoffte inständig, dass er sich heute nicht mit Karyu streiten würde, so wie am Vortag…
 

Nachdem sie wenig später den Küchentisch abgeräumt hatten, strahlte Karyu seinen Bassisten an. „So~ wollen wir uns gleich an die Plätzchen machen?“, fragte er, woraufhin Zero einen Schritt zurück trat und eine Augenbraue hob.

„Langsam…machst du mir Angst, Yoshitaka…“, gab er zu. „Ich dachte, die Küche ist nichts für dich…?“

Doch der Gitarrist winkte lächelnd ab. „Ach was, Backen ist was Anderes als Kochen“, meinte er nur und drehte sich zu einem an der Wand hängenden Schränkchen, dessen beide Türen er öffnete und sich ein wenig hochreckte. „Also wir brauchen…Mehl…Zucker…Backpulver…Vanillinzucker…“, murmelte er und griff in das Schränkchen, dann wanderte er zum Kühlschrank und öffnete dessen Tür. „Eier…Butter…“

Er legte die Zutaten neben die anderen neben die Herdplatte und nickte vor sich hin. „So, das müsste das alles sein“, meinte er und wühlte in einem Papierhaufen neben der Anrichte herum, dann zog er einen Zettel hervor und studierte ihn aufmerksam.
 

Zero kam in der Zwischenzeit ein wenig näher, hatte den argwöhnischen Blick abgelegt und dachte sich zuversichtlich, dass Karyu ja wirklich Ahnung zu haben schien, wenn er die Zutaten schon im Kopf hatte.

Er stellte sich neben seinen Gitarristen um auch auf das Rezept schauen zu können und besah sich das alles. Dann wandte er sich ab und begann nach einer Schüssel zu kramen, worin sie die ganzen Zutaten mischen konnten. Er kannte sich ja jetzt recht gut in Karyus Küche aus.
 

Der Gitarrist unterdessen begann, die Butter aus dem Papier zu schälen und so teilten sie sich die Arbeit und gaben nacheinander die Zutaten in die Schüssel.
 

„So… und jetzt?“, wollte Zero wissen, während sie beide auf den Inhalt der Schüssel sahen, wo sich die Eier samt Butter auf den Riesenhaufen von Mehl und Zucker türmten.

„Tja…das muss jetzt zu einer Masse geknetet werden…“, antwortete Karyu langsam und schaute Zero an.

„Wie…mit der Hand?“, wollte der Bassist ungläubig wissen und grinste dann diabolisch. „Na dann mach mal.“

„Was?!“, sagte Karyu und starrte Zero empört an. „Wieso muss ich das machen?“

„Weil du die größeren Hände hast, Yoshitaka. Also hopp, bei dir wird das besser“, meinte der Bassist fies grinsend und deutete auf die Schüssel.
 

Seufzend ergab Karyu sich in sein Schicksal und krempelte sich die Ärmel seines Sweatshirts hoch. „Immer werd ich wegen meiner Größe ausgenutzt…“, murmelte er und verzog leicht das Gesicht, während er seine großen Hände einfach in dem Mehl samt der anderen Zutaten vergrub.
 

Interessiert schaute Zero zu, wie Karyu die Butter mit den Eiern, dem Zucker und dem Mehl vermischte. „Und, macht’s Spaß?“

„Geht so“, antwortete Karyu wahrheitsgemäß und schien in seiner Aufgabe ganz gefangen zu sein. „Es fühlt sich ein wenig eklig an, aber…irgendwie ist es lustig. Ich meine, sonst heißt es doch auch immer, spiel nicht mit Essen!“

Er grinste wie ein Kind, und auch Zero schmunzelte leicht, während er sich mit dem Hintern gegen die Anrichte lehnte und wartete, dass Karyu fertig wurde. Doch es dauerte ein paar Minuten, bis alles gut vermischt war.
 

„So, das muss jetzt erstmal für eine Stunde in den Kühlschrank“, eröffnete Karyu ihm nach einer Weile, woraufhin Zero sich die Schüssel schnappte, in der nun ein großer Teigklumpen lag, und ihn in den Kühlschrank stellte, während der Gitarrist sich die Hand wusch.

„Oh wow…du hättest auch mal in dem Teig wühlen sollen“, meinte er plötzlich, weswegen Zero ihn verständnislos ansah.

„Hätte ich?“

„Jaaa~ meine Hände sind richtig schön weich und zart geworden…das kommt bestimmt von der Butter.“

Er trocknete sich die Hände ab und drehte sich zu Zero um, hielt ihm seine Hände hin. „Fühl mal.“

„Äh…okay…“, nuschelte der Bassist leise und nahm Karyus Hände in die seinen, strich sanft ein paar mal über die weiche Haut. „Hm, du könntest Recht haben“, meinte er schließlich und erntete einen enttäuschten Blick des Gitarristen.

„Wie? Könnte?“

Zero ließ die Hände los und lächelte schief. „Ich weiß ja nicht, wie sich deine Hände vorher angefühlt haben, Großer“, antwortete er, woraufhin Karyu die Schultern hängen ließ.

„Na egal, ich finde, dass das Teig kneten Wunder wirkt.“ Er grinste zufrieden und sah zu Zero. „Jetzt haben wir eine Stunde Zeit…“, sagte er und ging, von seinem Bassisten gefolgt, ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch sinken ließ. „Wollen wir uns mal die Setlist für den dreißigsten anschauen? Ich bin noch nicht ganz zufrieden damit…“
 

Doch Zero schüttelte schon den Kopf. „Nein, Karyu, lass das“, sagte er leise und schaute seinen Gitarristen an, der den Blick verwirrt erwiderte. „Wir haben Urlaub… Du warst die ganzen letzten Wochen ganz schön im Stress, auch ich und die Anderen. Du solltest dich erholen und mal nicht an die Arbeit denken“, bat er ihn, während Karyu den Blick wieder abwandte. Langsam setzte sich Zero zu ihm und schaute ihn weiterhin an. „Übertreib es nicht. Ich weiß, dass du immer ein wenig arbeitest, selbst wenn du frei hast.“ Als Karyu protestierend den Mund öffnete, redete Zero einfach weiter. „Du bezeichnest das Komponieren von neuen Liedern oder das Mischen von Musik vielleicht nicht als Arbeit, aber genau das ist es, Karyu. Ständig machst du dir Gedanken wegen Auftritten oder bestimmten Songs… Denkst du nicht, dass du dir mal eine Pause davon verdient hast?“ Leise seufzte der Bassist. „Es ist Weihnachten, Yoshitaka. Da lässt man es ruhig angehen. Und ich finde, bis Hizumi und Tsukasa wieder da sind, sollten wir Dinge tun, die nichts mit Musik zu tun haben. Das wirst du schon überleben. Und kommst mal auf andere Gedanken. Denn ich merke, dass du dir selbst Stress machst…“
 

Karyu fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte leise. „Aber irgendwann muss das hier doch gemacht werden.“, erwiderte er und Zero nickte verständnisvoll.

„Ja, natürlich. Aber doch nicht jetzt. Ist doch nicht weiter schlimm, wenn das in zwei Tagen gemacht wird, oder? Dann können wir vier das alle zusammen machen.“, meinte er sanft und schaute Karyu erwartungsvoll an. Er wusste ja, dass sein Gitarrist ein Arbeitstier war, aber jetzt wollte er ihm das nicht durchgehen lassen. Nicht, wenn er selbst dabei war und Ruhe vor der Arbeit haben wollte.
 

Während er Karyus nachdenklichen Blick erwiderte, spürte er, wie sehr der Gitarrist gerade mit sich kämpfte. „Wenn du jetzt lieber die Setlist durchgehen willst, dann kannst du deine Plätzchen selbst machen“, drohte er und hoffte, Karyu jetzt richtig einzuschätzen.

„Bitte?! Das ist Erpressung“, beschwerte sich der Gitarrist empört und sah Zero auch so an, aber dieser grinste nur leicht und zuckte mit den Schultern. Ergeben seufzte Karyu und nickte. „Na gut, du hast gewonnen. Reden wir über was anderes…“
 

Eine dreiviertel Stunde später standen die beiden vorm geöffneten Kühlschrank und Zero nahm die Schüssel, in der sich der Teig befand, heraus und stellte sie auf die Anrichte.

„Wow…“, sagte Karyu fasziniert, als er mit dem Finger in den Klumpen piekte, „…das ist nicht mehr weich…“

Leicht verdrehte Zero die Augen und piekte auch einmal in den Teig. „Das ist klar, Yoshitaka. Genau das ist vermutlich das Ziel davon, ihn in den Kühlschrank zu tun, meinst du nicht auch?“

Mit einem zuckersüßen Lächeln schaute er Karyu an, der den Blick beleidigt erwiderte. „Hrm, ja…“, murmelte er und griff neben sich in eine Schublade um ein Messer hervor zu kramen.
 

Misstrauisch trat Zero einen Schritt zurück, da Karyu das Messer direkt vor ihn hielt und das wirkte dann doch etwas bedrohlich. „Ich schlage vor, wir schneiden den Teig in zwei Teile, dann hat jeder was zu tun“, meinte der Gitarrist und machte sich an die Arbeit, nachdem Zero einfach nur stumm genickt hatte.
 

Erst, als das Messer beiseite gelegt wurde, traute sich der Bassist wieder näher an Karyu heran.

„Okay, kannst du mir mal das Mehl geben? Das ist da in dem Glasbehälter drin…“, meinte Karyu und nahm es dankend entgegen. „Also, du hast das noch nie gemacht, oder?“ Zero schüttelte den Kopf. „Gut, du nimmst hier den Platz neben dem Herd. Zuerst musst du immer schauen, dass etwas Mehl auf der Platte liegt, dann packst du den Klumpen rauf, so…“ Er ließ das Stück Teig auf das Mehl fallen, so dass es ein wenig staubte, was ihn aber nicht störte. „Jetzt nimmst du dir das Nudelholz und rollst den Teig aus…etwa so dick…und dann kannst du mit dem Plätzchen ausstechen anfangen.“

Strahlend wandte sich Karyu zu seinem Bassisten um, der ihn fragend anschaute. „Und womit steche ich die aus?“

Karyu nickte und lächelte. „Warte…die Förmchen muss ich noch schnell raussuchen…“ Er legte das Nudelholz beiseite und wollte eine Schranktür oben öffnen, aber bei der Gelegenheit sah er, dass an seinen Fingern noch Mehl klebte.

Grinsend wandte er sich zu Zero und strich ihm mit jeweils zwei Fingern unvermittelt über die Wange. „So, jetzt siehst du aus wie ein Indianer.“

Stolz besah er sich Zero, der ihn fassungslos anstarrte und tatsächlich wie ein Wilder aussah mit den weißen Streifen im Gesicht.
 

Der Bassist murrte und wartete, bis Karyu nach den Förmchen zu kramen begann, dann fasste er mit einer Hand rasch in den Mehlbehälter, bis seine Hand ganz in Weiß getaucht war. Kaum, dass Karyu sich umgedreht hatte, klopfte Zero ihm einmal kräftig gegen die Stirn, sodass nicht nur diese in Mehl gekleidet wurde, sondern ein wenig des Mehls fiel auf Karyus ganzes Gesicht hinab.

„Wah~!“ Der Gitarrist zuckte zurück und musste niesen, da das Mehl in Richtung Nase rieselte.

Zero konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Du siehst aus wie Gespenst“, meinte er grinsend, während Karyu sich wieder aufrichtete und ebenfalls grinste.

„Ich hätte wissen müssen, dass du dich rächst“, sagte er und wischte sich mit der freien Hand über das Gesicht, um etwas von dem Mehl los zu werden, aber ein wenig blieb an Stirn, Wangen und Nase zurück. Doch auch Zero hatte noch etwas davon im Gesicht, da er es schlicht vergessen hatte. Karyu dachte nicht daran, ihn darauf hinzuweisen.
 

„Hier, das sind die Förmchen, damit kannst du die Plätzchen ausstechen“, meinte Karyu und deutete auf die silbernen Blechstücke. „Ein Herz für das Fest der Liebe…eine Glocke für die besinnliche Musik in der Weihnachtszeit…ein…Tannenbaum..“

Sie besahen sich noch die anderen Förmchen, ein Pilz, ein Halbmond, dann irgendwas blumenförmiges, ein Rentier und ein Stern.
 

Zero nahm sich den Stern und stellte sich vor seinen ausgerollten Teig, dann drehte er das Förmchen nachdenklich ein paar Mal in seiner Hand, weswegen sich Karyu hinter seinen Bassisten stellte und es ihm lächelnd aus der Hand nahm.

„Ich zeig dir, wie es geht…“, sagte er leise und schmiegte sich etwas an Zeros Rücken, weswegen der Bassist unvermittelt rot anlief. Das fühlte sich jetzt etwas…zu nah an…

Er spürte Karyus Kopf auf seiner Schulter, spürte den Oberkörper des Gitarristen an seinen eigenen Körper gedrückt, was zur Folge hatte, dass sein Herz etwas schneller schlug, was ihm unangenehm war. Zum Glück konnte Karyu das nicht spüren.

Zero schluckte und sah schweigend dabei zu, wie Karyu die ersten zwei Plätzchen ausstach, und er versuchte, seiner Erklärung zuzuhören.

„Okay?“, fragte der Gitarrist, woraufhin Zero stumm nickte und das Förmchen entgegen nahm.
 

Tatsächlich war es aber so, dass Karyu durchaus mitbekommen hatte, wie Zero reagiert hatte, als er ihm so nahe kam. Er hatte gemerkt, wie der Bassist still und regungslos geworden war und sich, wie schon am Morgen, leicht verkrampft hatte. Doch er sagte nichts, denn er wusste eh nicht, was er davon halten sollte.
 

Er war schon kurz davor, Zero in Ruhe zu lassen, aber dann entschied er sich um. Er schmiegte sich wieder ein wenig dichter an Zero und ließ seine Hand über dessen Brust tiefer gleiten, aber gerade so ohne ihn zu berühren.

Er merkte, wie Zero mit den Augen der Hand hinab folgte und noch mehr als zuvor verkrampfte. Karyu konnte sogar hören, wie der Bassist den Atem anhielt.

Als seine Hand schon Zeros Schritt erreicht hatte und davor schwebte, reagierte der Bassist endlich. „Ka-karyu?“, fragte er stockend nach und starrte auf die Hand seines Gitarristen hinab, die langsam immer tiefer gewandert war.

„Hm?“, machte Karyu unschuldig, während seine Finger sich auf den Griff einer Schublade vor Zero legten. „Ich muss da mal ran, Zero. Könntest du…?“

„Oh, ja…“ Hastig trat der Bassist beiseite und wurde leicht rot um die Nase, weswegen er sich verlegen umdrehte und so nicht sah, dass Karyu gar nichts aus der Schublade heraus holte, sondern sie lediglich öffnete und wieder schloss.
 

Immer noch schlug Zeros Herz ein wenig zu schnell für seinen Geschmack, doch versuchte er, runterzukommen und schluckte.

Langsam drehte er sich wieder um, atmete einmal tief ein und aus, dann stellte er sich wieder vor den Teig und nahm sich ein Förmchen, wobei er Karyu nicht ansah.

Während sich der Bassist schon über den Teig hermachte, kümmerte sich Karyu um seinen eigenen Teigklumpen, den er ausrollte und dann auch bearbeitete. Sie legten ihre ausgestochenen Plätzchen auf ein Blech und als es voll war, schoben sie es in den Backofen und machten weiter.

Eher schweigend ging das alles vonstatten. Karyu fragte sich, warum der Bassist sich in seiner Nähe so versteift hatte. Aber eigentlich gab es dafür nur eine Erklärung: Er machte ihn nervös.
 

Die gebackenen Plätzchen legten sie alle nebeneinander auf die Anrichte, und strahlend hüpfte Karyu davor auf und ab, nachdem auch das letzte Blech fertig war und sie allen Teig verbraucht hatten.

„Jetzt verzieren wir die noch und dann sind wir fertig“, meinte er und lächelte Zero an, der ihn fragend anschaute.

„Und womit verzieren wir die?“, wollte er wissen, woraufhin Karyu wieder in einem an der Wand hängenden Schränkchen zu kramen begann, dann stellte er nacheinander verschiedene Packungen auf den Küchentisch.

„Also ich hab Zuckerschrift, Schokoraspeln, Zuckerherzen und Schokosauce. Letztere müssenwir noch draufmachen, damit der Rest hält“, meinte er und sah zum Herd. „Wir müssen die Schokolade noch flüssig machen. Ich pack die in ein Wärmebad…“
 

Wenig später begann Zero mit einem Pinsel, die warme Schokosauce auf die Plätzchen zu streichen, woraufhin Karyu die verschiedenen Verzierungen darauf verteilte.

Irgendwann kam Zero mal auf die Idee, einen Finger in den Becher zu tunken und leckte die Schokosauce davon ab. „Hmm~ die schmeckt echt gut“, meinte er und sah zu Karyu. „Solltest du auch mal probieren.“

Leicht begann der Gitarrist zu grinsen. „Na dann halt mal deinen Finger noch mal in die Schokolade“, sagte er auffordernd und sah Zero mit einem dunklen, beinahe schon anzüglichen Blick an, so dass die Augen des Bassisten groß wurden. Hatte er sich da verhört?

Amüsiert lächelnd hob Karyu seine Hände. „Sorry, aber ich habe gerade beide Hände voll zu tun“, meinte er und schüttelte die beiden Schachteln.

Zero fing sich langsam wieder und runzelte die Stirn, während er tatsächlich langsam seinen Finger noch mal in die Schokosauce tauchte.

„Das tut mir leid für dich, Yoshitaka, dann kümmer ich mich eben alleine um die Schokolade…“, meinte er und grinste leicht, bevor er die Schokosauce von seinem Finger ableckte und leise summte.

Karyu schaute etwas enttäuscht drein und stellte eine der Schachteln ab um selbst von der warmen, flüssigen Schokolade zu kosten. „Ich lass doch nicht zu, dass du dich allein daran vergreifst“, sagte er und grinste leicht, was Zero sogar erwiderte. Karyu genoss die lockere Stimmung.
 

Als alle Plätzchen verziert waren, war immer noch etwas von der Schokosauce übrig. Nachdem sie die Küche gesäubert hatten und die Plätzchen schön nebeneinander aufgereiht auf der Anrichte lagen, nahm sich Karyu den warmen Becher und machte es sich mit Zero auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich.

„Hmm~ die ist wirklich lecker…ich hätte mir einen Extrabecher kaufen sollen zum Schlemmen“, meinte der Gitarrist verträumt, nachdem er die Schokolade von seinem Finger geleckt hatte.

Schmunzelnd nickte Zero. „Kannst du ja immer noch machen. Vielleicht setzt das Zeug ja mal bei dir an und du bleibst nicht so ein Gerippe“, meinte er amüsiert.

Karyu sah ihn daraufhin empört an. „Was soll das denn heißen? Gerippe?!“

Zero nickte. „Ja, ganz genau. Schau dich doch mal an, wie dünn du bist.“

Skeptisch hob Karyu eine Augenbraue. „Wenn ich dünn bin, was bist du dann?“, fragte er und umfasste Zeros zierliches Handgelenk, hob es ein wenig an. „Schau mal, das sieht aus, als würde es entzwei brechen, wenn ich zudrücke. Außerdem kann ich das mit Zeigefinger und Daumen komplett umfassen, das sollte dir Sorgen machen.“

Doch Zero schnaubte nur. „Ach was, das sollte DIR Sorgen machen. Du hast einfach zu lange Finger. Zu große Hände.“

„Wieso denn zu groß?“, wollte Karyu beleidigt wissen. „Vorhin war das noch ein Vorteil, dass ich große Hände habe.“

Zero schmunzelte nur und sah auf sein schmales Handgelenk hinab, das Karyu noch immer festhielt. „Um ehrlich zu sein, wird sich an meinen Handgelenken wohl nie was ändern, die waren immer schon so…“ Er schien nach einem passenden Wort zu suchen, dass es beschrieb.

„Zierlich?“, schlug Karyu vor, woraufhin Zero nickte und schwach lächelte.

„Ja, sozusagen…“

Leicht grinste der Gitarrist. „Mach dir nichts draus, das ist bei euch Frauen so.“

Empört entzog Zero ihm das Handgelenk und schnippte ihm gegen die Stirn. „Was soll das denn heißen? Hör ich mich wie eine Frau an? Seh ich wie eine aus? Ich hab mir immerhin schon mal die Haare kürzer geschnitten.“

Leise lachte Karyu. „Stimmt, und du hast das Blonde aufgegeben…du stopfst dir auch die Brust nicht mehr aus…und die komische Sailor Moon-Frisur hast du auch schon lange nicht mehr gebracht.“

Zero murrte und starrte Karyu an. „Mach dich nicht lustig, hörst du? Das war damals eben so, und keiner von euch hat sich beschwert.“

Beschwichtigend hob der Gitarrist die Hände. „Nein, nein, schon gut. Wir können uns bei deinen Eltern bedanken“, meinte er und lächelte schief, schließlich hatten die einen verdammt hübschen Sohn geschaffen, doch Zero sah ihn nur finster an.

Entschuldigend blickte er seinen Bassisten an, tunkte einen Finger in die flüssige Schokolade und ihm seinen Finger vor den Mund.
 

Stirnrunzelnd sah Zero den Größeren an und blinzelte. „Meinst du das grad ernst, Yoshitaka?“, fragte er dunkel, woraufhin Karyu unschuldig nickte.

„Nun mach schon, die Sauce tropft gleich von meinem Finger auf deine Jeans.“

Doch Zero starrte Karyu misstrauisch an. „Du spinnst doch. Willst du mich verarschen?“

Der Gitarrist seufzte nur und strich kurzerhand mit seinem Schokofinger über Zeros Lippen, woraufhin der Schwarzhaarige erstarrte.

Auffordernd legte Karyu den Kopf schief und stupste noch mal mit dem Finger gegen die Lippen des Bassisten, der daraufhin rot anlief und den Kopf schüttelte.

„Spielverderber“, murrte Karyu und leckte sich nun selbst die flüssige Schokolade mit der Zunge vom Finger.

„Das wäre ein wenig zu weit gegangen.“, wollte Zero schließlich wissen.

Doch Karyu sah ihn fragend an. „Was, warum sollte es?“ Welch unschuldige Frage.

„Na…so was machen doch höchstens nur Pärchen“, antwortete Zero in einem irritierten Tonfall, als müsste die Antwort Karyu doch glasklar sein.

„Hm na und?“, erwiderte der Gitarrist unbekümmert, „Es ist Weihnachten, das Fest der Liebe, wir beide sind alleine… Da können wir auch einen auf Pärchen machen, und wenn es nur ums Schokolade-vom-Finger-ablecken geht.“

Während Zero ihn mit großen Augen anschaute, tunkte er seinen Finger wieder in die Sauce und hielt ihn seinem Bassisten erneut vor den Mund. „Na was ist nun? Ich vertraue darauf, dass du ihn mir nicht abbeißt.“

Aber Zero schien es nicht zu wagen. „Ehm…warum bist du so scharf darauf, dass ich dir…deinen Finger…ablecke…?“, wollte er stockend wissen, woraufhin Karyu schief lächelte.

„Weil ich dir unnötige Bewegungen ersparen will“, behauptete er und strich mit dem Finger wieder über Zeros Lippen, beugte sich dabei ein Stück zu ihm vor. „Weißt du, ich könnte dir die Schokolade auch ganz woanders hinschmieren…“, meinte er dunkel, woraufhin Zeros Augen noch größer wurden und er ein Stück von seinem Gitarristen wegrutschte.

„Du machst mir Angst. Könntest du deine Pseudo-Anmachen bitte sein lassen?“, brummte er, woraufhin Karyu lässig mit den Schultern zuckte und sich den Finger sauber leckte.

„Dann eben nicht…“, sagte er nur und stellte den Becher beiseite, bevor er Zero von der Seite ansah. „Entspann dich einfach. Kannst du mir mal sagen, warum dir meine Nähe so unangenehm ist?“, wollte er dann ernst wissen, weswegen der Bassist irritiert die Stirn runzelte.

„Wie kommst du denn darauf…?“

„Weil du immer so angespannt wirkst…“, antwortete Karyu wahrheitsgemäß und seufzte leise.

„Das…bildest du dir ein…“, murmelte Zero und sah beiseite. „Außerdem mag ich generell keine Menschen in meiner unmittelbaren Nähe haben.“

„Ach wirklich? Wie kann es dann sein, dass wir heute Nacht so schön aneinander gekuschelt hier gelegen haben?“, fragte Karyu nach, woraufhin Zero die Stirn runzelte und aufstand.

„Was soll das denn jetzt, Yoshitaka? Was willst du von mir hören?“

Der Gitarrist seufzte und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, was weiß ich… Setz dich wieder…“, bat er leise, doch Zero stemmte die Hände in die Hüfte und schnaubte.

„Du stellst hier irgendwelche komischen Fragen und ich soll das einfach vergessen?“

„Na wenn du keine Antworten weißt, dann sollten wir das lieber vergessen, bevor wir uns wieder streiten, so wie gestern“, erwiderte Karyu und funkelte seinen Bassisten an, der den Blick ebenso düster erwiderte.

„Deine Fragen sind zu bekloppt, als dass ich darauf Antworten hätte“, fauchte er und blitzte Karyu an. „Und du hast Pech gehabt, wir streiten bereits wieder. Und wer ist schuld?“

Aufgebracht stand Karyu auf. „Na ich oder wie?! Das glaubst aber auch nur du! Ich frag dich ganz normal was und du musst dich gleich wieder so aufregen, anstatt wie ein normaler Mensch zu reagieren und ruhig zu bleiben.“

„Glaubst du, ich bin normal?!“, schoss der Bassist zurück und schnaubte. „Ach, das bringt doch jetzt alles eh nichts.“

Doch Karyu wollte so schnell nicht aufgeben. „Nein, nein, halt, komm schon. Ich kann ja jetzt deine Psychologin ersetzen“, meinte er ironisch, woraufhin Zero ihn anfunkelte.

„Pass auf, Karyu. Das ist überhaupt nicht lustig.“

„Seh ich genauso. Wollen wir jetzt mal wieder runterkommen?“, schlug er vor, doch Zero winkte verächtlich ab.

„Ich geh jetzt sowieso. Ist wohl besser. Ich hätte erst gar nicht kommen sollen…“

Er sah wie der Gitarrist die Augen verdrehte, was ihn nur wieder aufregte. „Zero, warum sagst du denn jetzt so was? War es so schlimm hier, oder wie? Ich meine, abgesehen von unseren tollen fünf Minuten war es doch ganz nett, findest du etwa nicht?“, versuchte Karyu wenigstens etwas zu retten.

Leise murrte Zero. „Kann sein. Du solltest aber noch ein wenig was an deinen Fragereien ändern.“

Der Gitarrist gab einen beleidigten Laut von sich. „Bitte? Vielleicht solltest du einfach mal was an deinen Antworten ändern. Oder generell gleich an deinem Verhalten, dann müsste ich nicht so dumm fragen.“

Finster sah Zero den Größeren an. „Ja natürlich, kein Problem Karyu. Ich ändere schnell meine Vergangenheit, meine Kindheit, meine Jugend und meine Familie tausche ich auch aus, nur weil ich dir nicht gefalle.“

„Was soll das denn heißen?“, wollte Karyu genervt wissen. „Ich hab doch nicht gesagt, dass du deine Vergangenheit ändern sollst oder dass du mir nicht gefällst.“ Er blinzelte. „Und wie kommst du denn jetzt darauf…?“

„Na du hast doch schon die ganze Zeit was an mir auszusetzen, von Anfang an. Schon als wir uns kennen lernten, hast du dich doch beschwert, dass ich dich nur abfüllen wollen würde und sagtest, ich sei wie ein Eisblock.“, antwortete Zero, weswegen Karyu fassungslos den Kopf schüttelte.

„Das ist schon ein paar Jahre her und hat nicht mehr viel zu bedeuten. Das kannst du doch jetzt nicht ausgraben“, sagte er, aber Zero schnaubte nur.

„Doch, kann ich wohl. Ich frag mich, warum wir überhaupt Freunde geworden sind, wenn wir uns offensichtlich nicht leiden können.“, meinte er kühl, während der Gitarrist ihn verletzt ansah.

„Denkst du das wirklich? Glaubst du ernsthaft, wir könnten uns nicht leiden? Ich für meinen Teil mag dich sehr, Zero. Sonst hätte das mit der Band doch auch nicht geklappt, das machen wir schließlich jahrelang. Überleg lieber vorher, was du sagst.“

Langsam nickte Zero vor sich hin. „Tse…und warum streiten wir uns dann jetzt immer so?“

Karyu zeigte mit dem Finger auf. „Genau da haben wir es doch, Michiya. Erst seit gestern haben wir uns immer wieder wegen so einem Scheiß in den Haaren. Vorher war das nie so. Da hatten wir zweimal nen größeren Krach, aber das war’s. Und jetzt, auf einmal, sind wir immer wieder am Streiten. Kannst du mir das erklären?“

Doch der Bassist schüttelte stumm den Kopf. „Vielleicht…“, fing er dann leise an, „vielleicht merken wir jetzt nur einfach, wie bescheuert der Andere ist…“

„Na danke“, murrte Karyu und verschränkte die Arme. „Weißt du, gestern heul ich noch wegen dir und jetzt könnte ich dir in deinen hübschen Arsch treten“, gab er zu, woraufhin Zero den Kopf hob und ihn aus großen Augen ansah.

„…dann versuch’s doch“, meinte er herausfordernd. „Ich wette, ich treffe vorher noch dein zartes Gesicht mit meiner Faust.“

Die beiden starrten sich eine Weile schweigend und aus funkelnden Augen an, dann geschah alles ganz schnell.
 

Plötzlich wurde Zero vom Gitarristen gepackt und bäuchlings auf die Couch gedrückt. Sofort spürte er auch Karyu direkt über sich, während seine Hände fest auf der Couch gehalten wurden.

„Karyu!“, stieß er erschrocken hervor und versuchte sich aufzurichten, aber noch ließ der Gitarrist das nicht zu, hielt ihn weiterhin fest und machte ihn mit seinem Gewicht so gut wie bewegungsunfähig, indem er sich gegen Zeros Rücken drückte.

„Ich spüre deine Faust gar nicht in meinem Gesicht, da war ich wohl schneller, hm?“, hörte er Karyu spotten, und es machte ihn wütend.

„Halt deine Klappe, du Idiot!“, zischte er und biss sich auf die Unterlippe. Er hatte Karyu schon sehr lange nicht mehr beleidigt, es war einfach eine Frage des Respekts.

Der Gitarrist ließ ihn daraufhin sogar stumm los und schien sich etwas aufzurichten.

„Danke fürs Loslassen! Was sollte das?!“, fauchte Zero und drehte sich etwas, stemmte sich dann mit einem Arm hoch und funkelte Karyu an, der immer noch vor ihm auf der Couch kniete.

Aber der Gitarrist sah ihn nur leicht beleidigt an und schwieg.

„Das weißt du wahrscheinlich selbst nicht mal, oder?“, sagte Zero daraufhin und kniete sich nun ebenfalls hin. Im Nachhinein wunderte er sich, warum er nicht gleich aufgestanden war.

Die beiden schauten sich erneut eine Weile düster an, dann beugte Karyu sich unvermittelt vor und streckte seine Hand nach Zeros Wange aus, legte seine Lippen auf die des Bassisten.
 

Mit weit aufgerissenen Augen ließ Zero es geschehen; er spürte, wie sein Herz wieder schneller schlug, aber es waren eher die vielen Fragen in seinem Kopf, die ihn verwirrten.

Gerade, als er sich ein Stück zurück lehnen wollte um den Kuss zu lösen, tat es schon Karyu. Er ließ Zeros Lippen frei und sah ihn mit einem Blick an, den er fast als erwartungsvoll bezeichnen konnte.

„Karyu…?“, wisperte der Bassist fragend und erwiderte dessen Blick verwirrt, doch Karyu lächelte nur sanft.
 

Die Hand des Gitarristen, die nicht von seiner Wange gewichen war, glitt nun zu seinem Kinn und hob es langsam an, dann beugte Karyu sich erneut etwas vor und schaute in die Augen des Schwarzhaarigen, während er ihn ein weiteres Mal küsste.

Da Zero sich nicht wehrte, sondern eher entgeistert alles geschehen ließ, wurde der Gitarrist etwas mutiger und bewegte seine Lippen gegen die des Anderen in der Hoffnung, dass dieser sich darauf einlassen würde.

Tatsächlich regte Zero sich endlich, doch er neigte leicht den Kopf, so dass sich ihre Lippen voneinander trennten und es schien, als wolle er den Kuss endgültig lösen, aber dann hob er seinen Kopf wieder und fing Karyus Lippen ein.

Mit einem leisen Seufzen erwiderte der Gitarrist den Kuss und seine Hand verkrallte sich in den dunklen Haaren Zeros. Während der Bassist sich etwas mehr aufrichtete und seine Hände auf Karyus Schultern legte, traute sich der Größere etwas mehr und löste sich leicht von Zeros Lippen, doch nur um mit der Zungenspitze darüber zu lecken.
 

Aber das war dem Bassisten dann doch etwas zu viel. Er wurde unwillkürlich rot und lehnte sich zurück, während er verlegen den Blick senkte. Karyu fuhr ihm mit dem Zeigefinger über die weichen Lippen. "Bisher küsst du gut. Ich will mehr..."
 

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tbc
 

Das nächste Kapitel wird leider schon das voraussichtlich letzte sein. Danke nochmal für die Kommentare :3

Ein Drink + Worte = Liebe

Karyu sah genau, wie sein Bassist rot wurde. Er hoffte inständig, dass Zero ihm seinen Spruch nicht übel nahm. Denn dieser schwieg eisern und schluckte nur, während er den Blick gesenkt hielt. Sachte legte Karyu die Hände an Zeros Wangen. Er würde jetzt nicht aufgeben. „Hey Zero, sieh mich an…“, bat er ihn leise und lächelte ihn wieder sanft an, als er wirklich langsam den Kopf hob und den Blick erwiderte. Doch Karyu schwieg und beugte sich langsam wieder ein Stück vor um seinen Bassisten erneut zu küssen.

Sanft drückte er seine Lippen auf Zeros und hob eine Hand, kraulte ihm leicht durchs dunkle Haar. Er spürte, wie der Bassist zögerte, weswegen er sich etwas zurück nahm und den Kuss nicht vertiefte, sondern ihn so unschuldig ließ.

Dass Zero sich nicht wehrte, verlieh ihm Mut, und wie zuvor begann der Bassist den Kuss nach einiger Zeit sogar zu erwidern. Nur langsam, aber dennoch spürbar, schnappte Zero immer gieriger nach Karyus Lippen, und schließlich drückte der Gitarrist ihn in die Polster der Couch.
 

Leise und überrascht keuchte Zero kurz auf, dann legte er langsam die Arme um den Nacken des Größeren. Nun wagte Karyu es noch einmal und strich mit der Zungenspitze sachte über die weichen Lippen seines Bassisten. Wieder zögerte Zero, aber schließlich öffnete er scheu seine Lippen etwas, was Karyu schon reichte und gleich ausnutzte.

Behutsam stahl er sich mit der Zunge in den fremden Mund und strich über Zeros eigene, stupste sie sachte an, wollte seinen Bassisten ein wenig herausfordern.

Und tatsächlich schien Zero aus seiner Starre zu erwachen und erwiderte den innigen Kuss, leckte gierig über Karyus Zunge und versuchte sogar, sie zurückzudrängen.

Innerlich amüsiert lächelnd ließ Karyu sich darauf ein und stieg in den feurigen Kampf ein.
 

Ihr Kuss wurde immer leidenschaftlicher und irgendwann spürte Karyu, wie Zeros Hände zu seinen Schultern hinab wanderten und er ihn leicht von sich drückte, den Kuss löste.

Keuchend und mit rosigen Wangen sah der Bassist ihn an. „Ich glaub…ich brauch erstmal ’n Drink…“, sagte er nüchtern, woraufhin Karyu leicht grinsen musste.

„Was für ein schwacher Versuch, vom Thema abzulenken“, sagte er und stahl sich einen federleichten Kuss. „Hab ich dich so geschockt, hm?“

Stumm nickte Zero und schaute ihn beinahe schüchtern an. Karyu lächelte und richtete sich auf. „Okay, du kriegst deinen Drink. Gib mir ’ne Minute.“
 

Während der Gitarrist in der Küche verschwand, blieb Zero auf der Couch liegen und starrte an die Decke. In seinem Kopf herrschte eine ungewöhnliche Stille, Leere. Er konnte nichts denken. Er hatte keine Ahnung, warum gerade passiert war, was da passiert war, aber er wusste, dass es ihm gefallen hatte.
 

Unwillkürlich fielen ihm die Dinge ein, die heute Morgen und vorhin beim Plätzchen backen geschehen waren. Und ihm fiel wieder ein, wie er sich dabei gefühlt hatte, wie er reagiert hatte. Immer, wenn Karyu ihm nahe gekommen war, hatte er Hitze in sich aufsteigen gespürt. Sein Herz hatte schneller geschlagen. Hieß das…dass er Karyu nicht abgeneigt war? Tatsächlich hatte Zero sich ja nicht gewehrt, hatte den Gitarristen nicht von sich gestoßen, als dieser ihn geküsst hatte. Er schluckte und schloss kurz die Augen. Oh Kami-sama. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?
 

Aus der Küche drangen Geräusche, es klirrte, weswegen Zero sich langsam aufsetzte. Aber er hing noch immer etwas überrumpelt auf der Couch.

Als er in Richtung Küche schaute, kam gerade Karyu zurück und setzte sich wieder zu ihm auf die Couch, bevor er ihm lächelnd ein Whiskyglas in die Hand drückte. „Du siehst wirklich aus, als könntest du ’ne Stärkung brauchen“, meinte er schmunzelnd und hielt sein eigenes Glas ein wenig in die Höhe, betrachtete es eingehend.

„Hm…“, machte Zero nur nachdenklich und schnupperte kurz an dem Gesöff, dann arrangierte er sich damit und stieß mit Karyu an.

Mutig nahm er einen Schluck von dem Drink und musste gleich husten, da es in seiner Kehle brannte.

Mitleidig lächelnd klopfte Karyu ihm auf die Schulter. „Tut mir leid, ich hätte dich vorwarnen sollen.“

Doch der Bassist schüttelte mit dem Kopf und sah in sein Glas. „Nein, schon gut. Eigentlich…steh ich auf so was…“, gab er zu, weswegen Karyu ihn aus großen Augen ansah.
 

Langsam stellte Karyu sein Glas auf den Tisch und lehnte sich zurück, während Zero noch einen weiteren Schluck nahm, das Gesicht verzog und dann ebenfalls sein Glas abstellte.

„Und, geht’s jetzt etwas besser?“, wollte Karyu wissen, woraufhin Zero leicht nickte, ihn aber noch nicht ansah.

„Ja, das Zeug entspannt…“, murmelte er und strich sich mit einer eleganten Bewegung durchs Haar.

Sanft lächelte Karyu ihn an und legte ihm eine Hand auf die Schulter, so dass Zero nun doch zu ihm aufsah. „Ich uhm… Es tut mir leid…“, sagte der Gitarrist leise. „Ich wollte dich nicht so-…“

Doch Zero hob eine Hand und unterbrach ihn. „Nein, es ist…“ Er senkte den Blick und sank etwas tiefer ins Polster. „Das war..nicht so schlimm….also…ich…“ Verlegen strich er sich durchs Haar. „Ich fand’s…okay…“

Interessiert hatte Karyu zugehört und lächelte nun sanft. „Was, nur ‚okay’?“, fragte er nach und rutschte etwas tiefer in die Polster, um sich mit dem Kopf gegen Zeros Schulter zu lehnen.

Der Bassist brummte leise. „Hm, was…wäre dir denn lieber?“

Leicht hob Karyu den Kopf und lächelte auffordernd, während er Zero ansah. „Ein Kuss zum Beispiel.“

Augenblicklich wurde der Bassist rot, aber etwas war anders jetzt. Er war gewillt, dem Wunsch sogar nachzukommen, nichts in seinem Inneren wehrte sich großartig dagegen.

Unsicher sah er zu Karyu auf, der ihn anlächelte und sich plötzlich zu ihm vorbeugte.
 

Sofort spürte er die vollen Lippen seines Gitarristen auf den eigenen und wie aus Reflex erwiderte er den Kuss sofort.

Leise seufzte er in den Kuss und wollte gerade die Augen schließen, als Karyu sich von ihm löste und näher rutschte, sich dann langsam über seinen Schoß kniete.

Der Bassist schluckte und sah zu ihm auf, doch Karyu lächelte wieder nur schweigend und verschloss Zeros Mund erneut mit den Lippen.

Schnell wurde der Kuss inniger, denn Zero legte seine Zurückhaltung zunehmend ab. Allein dem Alkohol schob er diese Tatsache zu.

Verlangend strich er immer wieder mit der Zunge über Karyus eigene; er hätte nie vermutet, dass sein Gitarrist so gut schmeckte… Seine Hände wanderten zu Karyus Gesicht, legten sich an seine Wangen, doch in diesem Moment löste der Gitarrist sich keuchend von ihm und schaute ihn an. „Zero…?“, hauchte Karyu leise, „Was…machen wir hier?“

Nun musste Zero leicht lächeln. „Das fragst ausgerechnet du?“, sagte er leise und stahl sich einen Kuss. „Du hast doch mit dem ganzen angefangen.“

Verlegen lächelte Karyu und senkte den Blick, sagte jedoch nichts, weswegen Zero leise seufzte und ihn leicht von sich schob, dann auf die Couch nieder drückte.

Überrascht sah Karyu zu ihm auf, als er sich auf seiner Hüfte niederließ. „Denk nicht so viel nach…“, sagte Zero leise und lächelte leicht, während er mit den Fingern sanft Karyus Augen schloss und ihn kurz küsste.

„Das so was gerade von dir kommt…“, meinte Karyu ebenso leise, „hätte ich nicht gedacht.“ Er öffnete seine Augen wieder und sah Zero leicht schmunzelnd an, woraufhin dieser sich aufrichtete und neben sich zum Tisch griff um das Whiskyglas in die Hand zu nehmen. Er schwenkte es lächelnd vor Karyu.

„Das macht alles der Alkohol…“, war er der Meinung und nahm einen raschen Schluck. Wieder brannte es in seiner Kehle.

Er rutschte etwas zurück, kniete nun über Karyus Beinen und hielt ihm das Glas auffordernd lächelnd hin. Der Gitarrist grinste leicht und nahm es entgegen, dann setzte er sich auf und sah Zero kurz in die Augen, bevor er in einem großen Zug das Glas leerte.

Nun verzog selbst er das Gesicht ein wenig, dann stellte er das Glas auf den Tisch und schaute wieder zu Zero, der jetzt wieder etwas höher rutschte und den Blick dunkel erwiderte. „Na, meinst du, das Nachdenken wird dir jetzt schwerer fallen?“, wollte er leise grinsend wissen, während Karyu sich wieder in die Polster sinken ließ.

„Hrm~, mal sehen…“, erwiderte der Gitarrist nur und schnurrte leise, als er Zeros Hand über seine Seite streichen spürte.

Langsam beugte der Bassist sich über ihn und küsste ihn sanft, so dass er sich entspannte und den Kuss ruhig erwiderte. Er spürte, wie Zeros Hand ein wenig tiefer glitt, bis zu seiner Hüfte, wo sie sich unter sein Sweatshirt stahl.

Leicht hob er sich der Hand entgegen, seine Haut begann unter der Berührung zu kribbeln und er genoss das Gefühl.

Fordernd strich Karyu mit der Zungenspitze über Zeros weiche Lippen, die sich sogleich unter der Berührung öffneten. Verlangend vertiefte er so den Kuss und legte die Hände an Zeros Wangen, während er gierig über die Zunge seines Bassisten leckte.

Karyu spürte wenig später, wie Zero das Gewicht etwas verlagerte, ein Stück zurückrutschte und sich nun komplett zwischen seine Beine legte, sich dichter an ihn schmiegte.

Leise schnurrte Karyu wieder, denn er mochte das angenehme Gefühl des zusätzlichen Gewichts auf sich. Warm sah er Zero in die dunklen Augen, dann zog er ihn wieder in einen heißen Kuss, war schon süchtig nach den weichen Lippen des Anderen.

Immer tiefer und unregelmäßiger wurde ihre Atmung mit der Zeit, während ihre Lippen aneinander hingen, nicht eine Sekunde ohne einander auskamen.
 

Neugierig hoben sich Karyus Hände langsam und strichen über Zeros Brust hinab, bis sie unter dessen Shirt verschwinden konnten.

Leise keuchte Zero daraufhin in den Kuss hinein, was Karyu eine Gänsehaut bescherte, die sich rasch über seinen Oberkörper ausbreitete. Doch spürte er nun auch wieder die Hand des Bassisten unter seinem eigenen Oberteil, wie sie langsam höher glitt, sanft über seine Haut strich.

Hitze breitete sich rasch in seinem Innern aus und er drückte sich gegen Zeros Körper, gegen die Hand, wollte mehr spüren.

Heiß erwiderte er den Kuss, keuchte leicht hinein, als die Finger des Bassisten über seine linke Brustwarze strichen.

Zeros Lippen verzogen sich zu einem zarten Schmunzeln und er ließ seine Hand wieder tiefer sinken, schob dann mit beiden Händen Karyus Shirt nach oben und löste sich von den Lippen des Gitarristen.

Karyu schaute ihn aus leicht glasigen Augen an und hob langsam die Arme, so dass Zero ihm das Oberteil ausziehen konnte. Sogleich trafen ihre Lippen wieder aufeinander und berührten sich gierig.

Mit einer Hand strich der Gitarrist durch Zeros schwarzes Haar, spielte kurz mit den weichen Strähnen, doch dann löste er sich von den roten Lippen des Anderen und sah ihn keuchend an. „Hast du was…gegen ’nen Umzug?“

Fragend hob Zero eine Augenbraue, während er ebenfalls um Luft rang. „Bitte?“

Leicht musste Karyu grinsen und rollte mit den Augen. „Ich fall hier gleich runter“, antwortete er nur, woraufhin sein Bassist verständnislos blinzelte, einen Moment brauchte, um zu verstehen, was der Andere von ihm wollte, denn die Hitze in ihm und sein schnell schlagendes Herz machten das denken und verstehen schwer.
 

Langsam nickte er dann. „Oh. Ja…“, sagte er dann und drückte Karyu kurz noch mal seine Lippen auf. „Aber dann mach hinne…Sieh zu, dass ich nicht anfange drüber nachzudenken, was wir hier genau machen…“

Sanft hatte Karyu den Kuss erwidert, und schaute Zero überraschend amüsiert an. Zuerst erwiderte er nichts, sondern drückte den Bassisten etwas von sich um sich aufsetzen zu können. „Weißt du…“, begann er dann leise und fasste Zero an der Hand, stand zusammen mit ihm auf. „Ich würde das…ganz einfach…“, er legte den Kopf schief und sah ihn aus glitzernden Augen an, während er mit der Hand über Zeros Brust hinab strich, „ich würde das…Vorspiel nennen…“

Leise keuchte der Bassist auf, als Karyu ihn unvermittelt in einen innigen Kuss zog, ihn dabei langsam aus dem Wohnzimmer und ins Schlafzimmer dirigierte.

Zeit, um über die Worte nachzudenken, hatte Zero nicht. Er reagierte sowieso nur noch auf die Berührungen Karyus; das Denken wurde ihm zunehmend erschwert.
 

Mit einem leisen Klacken machte die Tür des Schlafzimmers darauf aufmerksam, dass sie soeben von Karyu ins Schloss getreten worden war.

Zero spürte die Hand des Gitarristen an seinem Rücken, die andere an seiner Wange, und unvermittelt stieß er mit den Beinen gegen die Bettkante, woraufhin seine Knie einknickten und er mit einem leisen, überraschten Keuchen auf dem Bett landete.

Zero blinzelte leicht. Karyu hatte ihn festgehalten, ihn sanft auf das weiche Bett nieder gelegt.

Der Gitarrist lächelte den Schwarzhaarigen wissend an, dann kniete er sich über ihn und ließ seine Hände unter dessen Oberteil gleiten, schob es immer weiter nach oben und verfolgte, zu Zeros Vergnügen, jeden neuen Zentimeter an Haut mit seiner warmen, feuchten Zunge.

Erregt keuchte der Bassist unter diesen Berührungen auf und wand sich leicht unter dem Anderen. Es gab durchaus einen Teil in ihm, der danach schrie, an diesem Punkt lieber aufzuhören, doch der andere Teil, der mehr wollte und nicht an die Folgen dachte, war größer, und so gab Zero sich seinem Gitarristen hin.
 

Nachdem Karyu mit seiner Zunge eine feuchte Spur auf Zeros Oberkörper gezeichnet hatte, richtete er sich etwas auf und erwiderte den dunklen, begehrenden Blick des Bassisten. Es überraschte ihn schon ein wenig, dass Zero ihn nicht endlich von sich stieß, aber so lange er ihn gewähren ließ, würde Karyu weiter machen. Auch wenn er nicht sicher sagen konnte, warum er das hier überhaupt machte. Aus irgendeinem Grund verlangte es ihm jetzt nach dem Bassisten, er wollte ihm nahe sein, so nah wie möglich…
 

Er zog ihm sein Oberteil aus, welches neben dem Bett landete, und beugte sich wieder tief über ihn; Zero drängte sich ihm entgegen, so dass er die steigende Erregung seines Bassisten deutlich spüren konnte.

Und Karyu hatte vor, sich ausreichend darum zu kümmern.
 

+~+~+
 

Es war dunkel geworden.

Erschöpft, aber zufrieden starrte Karyu an die Zimmerdecke. In seinen Armen lag Zero, der tief und fest schlief. Noch immer verstand der Gitarrist nicht ganz, was sie beide dazu gebracht hatte, miteinander zu schlafen. Sicher, es war schön gewesen und er hatte es genossen, aber dennoch kamen Zweifel in ihm auf, ob es richtig gewesen war. Es konnte sehr gut sein, dass ihre Freundschaft, ihr Verhältnis zueinander, sich nun ändern würde…
 

Abwesend streichelte er durch Zeros schwarzes, seidiges Haar und legte nun zusätzlich seinen anderen Arm um die Taille seines Bassisten. Sanft strich er über die glatte Haut und sah verträumt an dem Körper auf sich hinab, an dem die Decke etwas herab gerutscht war und die helle Haut seines Rückens entblößte. Zero hatte definitiv etwas Feminines an sich. Vielleicht hatte Karyu das zu ihm gezogen. Aber was hatte Zero umgekehrt an ihm gefunden, dass er sich zu Sex hatte hinreißen lassen?
 

Mit dieser Frage und Zero in seinen Armen, schlief Karyu wenig später ein.
 

Am nächsten Morgen erwachte Zero recht früh. Er lag auf der Seite, spürte Karyus Körper dicht an seinen Rücken geschmiegt. Und als der Bassist die Augen öffnete, sah er, wie sich Karyus Hand sanft über seine eigene geschoben hatte.

Ein leises Lächeln huschte über Zeros Lippen, doch dann wurde ihm bewusst, was das bedeutete. Er erinnerte sich, was geschehen war. Und es verunsicherte ihn.

Ein wenig unwohl fühlte er sich schon, so von Karyu umschmiegt in dessen Bett zu liegen…nackt… Noch war er nicht so weit, dass einfach hinnehmen zu können.

Zero versuchte, sich irgendwie unter dem Gitarristen hervorzuwühlen, und als er es irgendwann, mehr oder weniger behutsam, geschafft hatte, drehte Karyu sich seufzend auf den Rücken und schlief selig weiter.

Zero hingegen rutschte an den Bettrand und hob seine Shorts vom Boden auf um sie sich anzuziehen. Nachdenklich blieb er sitzen und warf einen Blick über die Schulter auf den Blonden, der friedlich schlief. Die Bettdecke war bis zum Bauchnabel runter gerutscht und legte somit die schlanke Figur des Gitarristen frei. Meistens sah Karyu ja dürr aus, aber das war nur Schein.
 

Leicht musste Zero schmunzeln, als er so über Karyu nachdachte.

Früher hatte der Blonde mehr gewogen, und zwar so, dass man auch hatte sehen können, dass es ihm gut ging – und nicht wie heute, dass man annahm, er wäre krank oder würde einfach nicht genug essen.

Lautlos seufzte Zero und stand langsam auf. Man konnte Karyu aber auch keinen Vorwurf machen. Nach dem, was dem Blonden passiert war, konnte man nicht davon ausgehen, dass alles wie normal weiterlief…
 

Zero sammelte seine restlichen Klamotten zusammen und ging mit ihnen in der Hand zur Tür, wo er abrupt stehen blieb, als er unvermittelt Karyus verschlafene Stimme hinter sich hörte.

„Willst du gehen…?“, wurde leise, beinahe bekümmert gefragt, weswegen der Bassist kurz zögerte und sich schließlich langsam zu dem Anderen umdrehte.

„Ich…geh duschen…“, war die Erwiderung, woraufhin Karyu langsam nickte.

„Oh…“

Zero nickte ebenfalls, drehte sich um und ging wortlos aus dem Schlafzimmer.
 

Zurück blieb Karyu, der sich leicht verwirrt aufsetzte. Ob Zero auch duschen gegangen wäre, anstatt abzuhauen, wenn der Gitarrist nicht aufgewacht wäre…? Da war er sich nicht so sicher.

Seufzend stand er auf und betrachtete sein Schlafzimmer. Sah irgendwie chaotisch aus, dabei hatte Zero schon mal seine eigenen Klamotten mitgenommen… Jedoch lagen Karyus noch verstreut auf dem Boden und das Bett sah auch ziemlich zerwühlt aus…

Ein leichtes Grinsen schlich sich dennoch auf Karyus Züge. Was auch immer sie am vorigen Abend geritten hatte, er bereute es nicht; es war gut gewesen.

Aber ein bisschen machte ihm Zeros Verhalten Sorgen. Karyu spürte, dass den Anderen etwas beschäftigte, und im schlimmsten Falle bereute der Bassist, was zwischen ihnen geschehen war… Allerdings glaubte Karyu nicht, dass es ihre Freundschaft groß beeinträchtigen, gar zerstören würde.
 

Er seufzte leise. In der Liebe war es doch immer das gleiche.
 

Karyu stockte. In der…Liebe? Er schluckte und blickte in Richtung Badezimmer, aus dem bereits Geräusche von fließendem Wasser drangen. Langsam atmete der Blonde aus, bevor er das Schlafzimmer verließ. Er konnte sich nun fragen, was das mit ihm und Zero war, aber sie hatten Sex gehabt – da hatte er schon direkt seine Antwort, wenn er ehrlich zu sich selbst war. Viel eher war die Frage, warum erst jetzt?
 

Stirnrunzelnd betrachtete er die offenstehende Tür des Badezimmers. Hatte Zero vergessen, sie zu schließen? Das Wasserrauschen stoppte, weswegen er sich abwandte, aber schon war die Stimme des Bassisten zu hören.
 

„Karyu?“
 

Fragend drehte er sich wieder um und bemühte sich im nächsten Moment, nicht allzu offensichtlich zu starren. Zero stand nackt im Türrahmen, die Haare nass, Wassertropfen an seinem Körper hinab laufend, weswegen sich direkt Hitze in seinem Inneren ballte. „Hm?“, machte er und blickte krampfhaft in das Gesicht seines Freundes.
 

„Na komm.“ Zero streckte die Hand aus. Allein diese Geste wärmte Karyus Herz. Und es erleichterte ihn. Langsam ging er näher. „Willst du drüber reden?“, fragte der Bassist ihn leise, während er dessen Hand ergriff. Nachdenklich blickte er für einen Moment auf ihre Hände, dann sah er Zero in die dunklen Augen und schüttelte den Kopf.

„Nein, ich glaube, das ist nicht nötig“, antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen, woraufhin ihn der Bassist schmunzelnd mit ins Bad zog.
 

Kurz wandte sich Karyu noch mal um und schloss die Tür, bevor er Zero folgte.
 

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THE END

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Kyo_aka_Ne-chan
2017-11-26T20:29:11+00:00 26.11.2017 21:29
Scheiße, die beiden sind so Zucker, ich hab gerade so Tränchen in den Augen. Das ist mal ein völlig anderer Ansatz und ich finde ihn toll *.* Ich mag es, wie die beiden sich so aneinander rantasten und dass sich alles einfach mal so entwickelt, ohne, dass viel darüber geredet wird. Am Ende ist es auch etwas offen, ob die beiden nun zusammen kommen oder nicht und ich dachte "oh, was kommt jetzt?" Und dann streckt Zero die Hand nach Karyu aus und ich "Awwwwww!!!" xD
Schreibstil ist flüssig und du findest viele schöne Worte dafür, was passiert, man kann der Storyline gut folgen. Ich mag das, wenn das so Stück für Stück geschieht, wie du es gemacht hast... hach... Ich glaube, ich lese es gleich nochmal, ich hab voll das warme Gefühl im Bauch *hach* xD Sehr schön gemacht *.*
Antwort von:  Phoenix_Michie
26.11.2017 21:39
Awww, vielen vielen Dank für deinen süßen Kommentar! Ich freue mich unfassbar darüber, dass es dir so gut gefällt :) Ich war nämlich nicht ganz so zufrieden mit der FF..die ist nun einfach auch schon uralt und mittlerweile schreibe ich doch etwas anders. Aber ich wollte nicht alles komplett neu überarbeiten. Die Zeit und Motivation hab ich auch einfach nicht. Umso mehr bin ich happy, dass es doch so gut ankommt :)
Antwort von:  Kyo_aka_Ne-chan
27.11.2017 17:35
Gerne doch ;) wie gesagt, ich fand es super, aber du hast sowieso so einen Stil, der mir sehr zusagt, aber Veränderung ist ja auch normal und meistens gut. Anerbötest Gefühl einfach... also ich hatte dank dir mal einen Hauch von Weihnachten gemerkt durch diese FF :) Also Danke nicht mir, ich muss eher dir danken xD
Von: abgemeldet
2011-01-01T19:05:58+00:00 01.01.2011 20:05
das ging aber schnell mit dem neuen kapitel *freu*
*__*
karyu und zero sind so süß XD
wie karyu zero zeigt wie man plätzchen aussticht hat mir wahnsinnig gut gefallen(eigentlich mag ich plätzchen nich,aber von den beiden würd ich sie essen :D haha) und dann am ende der streit bevor sie sich dann küssen war auch toll geschrieben ^^
aber was hat zero denn?was war denn in seiner kindheit so schlimm dass er zur psychologin geht? > < armes zero..

freu mich schon auf das nächste kapitel

Von:  Sixty69Nine
2010-12-31T20:34:05+00:00 31.12.2010 21:34
Etwas unerwartet war der Kuss von Karyu schon aber Süess wie nichts <3
Die Zwei streiten sich schon einfach ab jedem Scheiss aber das ist ja oft so wenn man verliebt ist & sich das noch nicht soo im klaren ist <3

Frei mich schon extrem aus neue Kapitel & dir noch ein schönes neues Jahr ^__^
Von:  Sixty69Nine
2010-12-30T20:43:07+00:00 30.12.2010 21:43
Wow ich find die Story echt ne coole Idee, gefällt mir sehr <3
Das Ende ist echt zu süüeess<3
Aber Zero & Karyu sind echt zuu Arm =( Echt traurig was siie für Probleme haben -.-

Freu mich sehr aufs nächste Kapitel ^___^
Von: abgemeldet
2010-12-30T10:01:12+00:00 30.12.2010 11:01
gefällt mir sehr gut *__*
zero hat mir ein bisschen leid getan als karyu in angeschrien hat XD
finds echt toll wie du die charakter darstellst ^^

bin schon gespannt wie es weiter geht und freu mich auf die fortsetzung <3



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