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A Thief´s Life

von

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Tauschgeschäft

Im Schutz der Nacht und in luftiger Höhe bahnte sich Demian den Weg zum Haus des Barons. Es befand sich im Adelsviertel und von dessen Villen auch noch etwas außerhalb, umgeben von einem sehr großzügigen Garten. In den Räumen rund um den großen Festsaal würde es genug Wertsachen geben, zumindest das war ihm auf jeden Fall von seinem ersten Versuch im Gedächtnis geblieben. Von den Dingen, die sich im Saal befinden würden, wollte er nur die Brosche mitnehmen und nichts anderes anrühren. Eventuell wäre es sogar besser, auf jede Beute außer seinem Zielobjekt zu verzichten. Denn mit Sicherheit würde das Fehlen dieser Dinge bemerkt werden und es verdächtig aussehen, wenn ausgerechnet aber die wertvollsten Stücke unangetastet waren. Das würde er sich noch überlegen. Und noch ein Gedanke kam ihm. Die Ausstellung war bestimmt besonders gesichert. Den Drahtschneider hatte Demian dabei, aber wahrscheinlich wäre es auch ein Fehler, den zu benutzen um das System, wenn es denn ein solches gab, abzuschalten. Ein durchschnittener Draht würde genauso Verdacht erregen, wenn die Kostbarkeiten dennoch an ihrem Platz waren. Vielleicht fand er eine Möglichkeit, die Anlage auszuschalten und nach getaner Arbeit auch wieder zu aktivieren, als wäre nichts gewesen. Inzwischen war er beim Haus angekommen, schaute noch einmal auf die Karte und fasste einen Plan. Er würde sich zuerst vom Keller aus ins Zimmer des Hausverwalters, oder wenn er dort nicht fündig wurde, das des Wachhauptmanns voran arbeiten. Beide Zimmer waren im Erdgeschoss. Seiner Erfahrung nach waren diese beiden Herren immer über solche Angelegenheiten wie Sicherheitssysteme bestens informiert und wussten auch, wie man es bediente. Also würde er diese Informationen für sich nutzen. Und sobald er das Schmuckstück ausgetauscht hatte, wollte er alles wieder so einstellen, wie es vor seinem Besuch gewesen war und keiner würde irgendetwas bemerken. Der Festsaal selbst befand sich im dritten Stock unterhalb des Dachbodens. Demian hatte beschlossen, sich nicht durch das gesamte Haus von unten nach oben zu schleichen. Sondern er würde, nachdem er hoffentlich alles über das Sicherheitssystem erfahren hatte, dieses abschalten und dann von draußen über die Feuerleiter nach oben und in den Dachboden steigen. Und danach denselben Weg wieder zurück, um es wieder einzuschalten und zu verschwinden.

Er sprang vom Dach des letzten direkten Nachbarhauses auf einen breiten Sims und ging in geduckter Haltung auf ihm entlang, er führte um die Ecke. Dort sprang er auf einen großen Kistenstapel und auf die Straße. Dieser folgte er, gehüllt in die Schatten bis er gegenüber des Eingangstores stand und beobachtete dann erst einmal die direkte Umgebung. Die Mauer war glatt verputzt, ungeeignet zum Klettern. Zu beiden Seiten des Tores stand eine Wache, eine Gruppe von drei Mann patrouillierte die Straße rauf und runter. Es war durch die Straßenlaternen auch ziemlich hell. Noch während er überlegte, wie er ungesehen in den Garten kam, hörte er die Schritte der Gruppe. Dabei fiel ihm auf, dass in einem bestimmten Abstand der Ton anders war. Es klang nicht dumpf-klackend, sondern metallisch. Wenn der Grund dafür der war, den er vermutete, hatte er vielleicht den Weg hinein gefunden. Vorsichtig schlich er sich die Straße entlang bis zu der Stelle, von der er meinte, dass das metallische Klappern daher kam. „Aha...“ Er hatte Recht behalten. Einer der drei Wachen trat immer wieder auf einen Kanaldeckel. Nun wartete er, bis die Männer weit genug weg waren, sah sich noch einmal um und hob den Deckel an um die Leiter hinunter zu steigen. Heraus kam er in einem geraden Gang, ein paar Meter weiter eine Kreuzung. Theoretisch musste er sich jetzt links halten, er hoffte nur, dass dieser Teil der Abwasserkanäle auch wirklich mit seinem Zielort verbunden war. Er ging bis zur Kreuzung vor, als er ein hohes Fauchen und Zischen hörte, es kam von rechts. Bitte nicht diese Viecher! Demian spähte um die Ecke und leider doch, dort war eine Sackgasse, die vollkommen zu gesponnen einer Riesenspinne als Zuhause diente. Wie kam so ein Tier überhaupt dort hin? So leise wie nur möglich wollte sich Demian in entgegen gesetzter Richtung weg schleichen, doch er trat dabei auf ein paar lose Gesteinsbrocken, die platschend im Abwasser landeten. Sofort stieß die Spinne ein hohes Fiepen aus, ihre Vorderbeine in die Luft gestreckt und setzte sich dann in Bewegung. Demian huschte eiligst in die nächste dunkle Ecke. Zunächst schien es, als hätte er Glück, die Spinne lief in die Richtung aus der er gerade erst gekommen war, er war jetzt in dem Gang, in den er sowieso hin gewollt hatte. Er gab keinen Laut von sich und wartete, darauf hoffend, sie würde die Suche aufgeben. Leider tat sie ihm aber diesen Gefallen nicht, ganz schön hartnäckiges Biest. Er musste sich ihrer entledigen, jetzt kam sie in seine Richtung, aber noch war sie weit genug entfernt. Der Dieb legte einen Pfeil an, zog die Sehne bis zum Anschlag nach hinten und schoss. Er traf das Monstrum genau zwischen die riesigen Augen und mit einem letzten Fauchen sackte es tot zusammen. Demian atmete auf, das war knapp.
 

Nachdem er im Keller angekommen war – das Glück war auf seiner Seite, denn der Kanal hatte sich zwar noch weiter verzweigt, ein Gang führte aber genau da hin – lauschte er erst einmal. Die Luft war rein und er musste zur nächsten Tür nach oben. Hier waren gerade überhaupt keine Wache zu sehen oder zu hören, das würde sich aber garantiert ändern, sobald er im Erdgeschoss an kam. Noch ein Blick auf die Karte, dann öffnete er vorsichtig die Tür zum Erdgeschoss. Er kam gegenüber der beiden Zimmer heraus, zu denen er wollte, denn die Räume des Hauptmanns und des Verwalters lagen zufällig direkt nebeneinander. Der Dieb runzelte die Stirn. Marmorfliesen wohin man sah, alles hell erleuchtet durch Fackeln und einen großen Kronleuchter. Er horchte erst einmal genau auf die Schritte der Wachen, die Tür einen winzigen Spalt geöffnet. Es mussten etwa fünf oder sechs Leute sein, der Baron hatte laut seiner Erinnerung also die Zahl seiner Schwertträger mindestens verdoppelt. Er wagte sich hinaus, duckte sich und schlich in dieser Haltung bis zu einem Spind und weil dieser leer war, dort hinein. Das machte er wirklich nicht oft. Aber es reichte um sich einen genaueren Überblick zu schaffen. Dies war die Eingangshalle, an jeder Seite gingen Türen ab, in der Mitte die große Haupttreppe. Ein paar Male kamen Wachen an seinem Versteck vorbei, jedes Mal hielt er dann den Atem an. Er grübelte vor sich hin, aber so richtig wollte ihm noch nichts einfallen, wie er dort hinüber kam, ohne Lärm zu verursachen. Ein Zufall kam ihm zu Hilfe. Gerade hörte er noch mit, wie sich eine Dienerin mit einer Wache über eine Mäuseplage im Haus unterhielt. „Diese Viecher höre ich nachts ständig in den Wänden, grauenhaft!“, jammerte die Frau. „Und gestern in der Speisekammer muss ich ein ganzes Nest weg machen!“ „Wir bräuchten einen Kammerjäger, aber dafür ist der Herr zu geizig“, knurrte der Mann daraufhin leise. In dem Moment gab es einen Knall und der Kronleuchter ging aus. „Verdammt, bestimmt hat so ein Vieh ein Kabel durchgebissen!“ Es folgte ein kleines Durcheinander und dann waren noch die Hälfte der Männer hier unten und standen auch erstmal nur in der Gegend herum. Der Dieb nutzte die Gunst der Stunde. Ein paar Wasserpfeile – woraufhin jemand fluchend über dieses zugige Haus seine Zunderbüchse holen ging, also musste er jetzt schnell sein – ein paar Moospfeile und er konnte unerkannt hinter der Treppe auf die andere Seite laufen. Schnell öffnete er die Tür zum Zimmer des Verwalters, wenigstens war sie nicht noch abgeschlossen. Dort brannte noch eine Lampe, dieser Ausfall betraf also wohl nur den Kronleuchter. Ansonsten hätte er sich auch gleich weiter nach oben begeben können um so ohne Weiteres die Broschen austauschen zu können. Aber gut, es war nicht zu ändern. Der Verwalter schlief und Demian suchte leise nach Informationen. Und auch ein Geldsack kam in seinen Besitz. Selbst wenn das Fehlen dieses Säckchens bemerkt werden sollte, da er ja die eigentlichen Schätze unangetastet lassen wollte, würde man eher einen Hausangestellten verdächtigen, als einen Einbruch zu vermuten. Endlich wurde er wirklich fündig und las eine Notiz:
 

Diese Sicherungsanlage ist ja schön und gut. Aber neuerdings hat der Alte wohl eine Vorliebe für solch komplizierten Sachen. Man muss die Hebel so einstellen, dass die Lampen in grünem Licht den ersten Buchstaben vom Familiennamen des Barons zeigen. Dann schaltet die Anlage ab und die Diener können die Schätze entstauben. Natürlich nicht ohne Aufsicht des Wachpersonals. Meine Güte, das war beim ersten Mal ganz schön schwierig. Und zeitraubend ist es außerdem.
 

Ein Rätsel also? Zu dumm, dass die Lösung nicht mit dort stand. Na großartig, als ob Demian die Zeit für solche Mätzchen hatte. Andererseits hatte er gar keine Wahl, wenn er seinen Plan durchziehen wollte. Und bisher hatte ihn niemand entdeckt. Er schaute durch das Schlüsselloch. Immer noch alles dunkler als vorher, der Defekt schien noch nicht behoben zu sein. Langsam öffnete er die Tür, die Fackeln brannten wieder und die Wachen waren wieder vollzählig. Trotzdem schaffte Demian es, sich mit etwas Timing wieder unbemerkt zu seinem Ausgangspunkt zu schleichen, der weiche Teppich aus Moos tat das Seine dazu. Wieder im Keller machte er sich auf den Weg zu der dicken Eisentür, hinter der der Sicherheitsapparat war. Davor stand eine missmutige Wache, die er auf jeden Fall los werden musste. Das tat er mit einem Gaspfeil, der Mann würde hoffentlich lange genug betäubt sein. Er knackte das Türschloss und stand eine halbe Minute später vor dem Apparat. „Du liebe Zeit“, entfuhr es ihm. Im ersten Moment sah er nur ein Wirrwarr aus rot leuchtenden Lampen und Hebeln. Er atmete erst einmal tief durch. Jetzt nur nicht nervös werden. Er sah sich die Apparatur genauer an. Sechzehn Lampen in einem 4x4-Quadrat angeordnet, links und rechts je2 Hebel. Da half wohl nur Versuch und Irrtum. Er stellte schnell fest, dass mit jedem Hebel gleich mehrere Lampen die Farbe wechselten. Insgesamt brauchte er ganze sechs oder sieben Versuche, dann endlich strahlte ein grünes „L“. Jetzt war doch etwas Eile geboten, denn er musste ja auch alles wieder zurück setzen. Der Wachmann lag immer noch dort, wo er hin geschleift hatte, fragte sich nur, wie lange noch. Zurück im Garten, kletterte er so schnell es ging die Feuerleiter hinauf und stieg in den Dachboden, nachdem er das Fenster aufgehebelt hatte. Die Luke hob er an, sprang hinunter und kam in einer winzigen Abstellkammer heraus. Der Festsaal war einen Gang weiter. Er wünschte sich manchmal wirklich, sich richtig unsichtbar machen zu können. Zu seinem Glück aber gab es Balken über den Gängen, die er mit Hilfe eines Seilpfeils schnell erklomm und zum Festsaal balancierte. Unter ihm zwei Wachen, Schritte von Patrouillen waren auch zu hören. Er musste sie ablenken, wenn er sie betäubte, wäre das Haus in Windeseile in heller Aufregung. Aber nun hatte Demian ja eine ganz neue „Erfindung“ im Köcher. Waffenhändlerin Anna hatte ihm diese Pfeile, die keine Spitze hatten, sondern abgerundet waren, zu einem Sonderpreis verkauft. „Die machen gründlich Lärm, wenn man sie irgendwo hin schießt und gehen nicht mal kaputt“, hatte sie gesagt. Dann würde er jetzt diese Neuheit einweihen. Er balancierte wieder zur Ecke zurück und schoss in die Richtung der kleinen Abstellkammer. Es klang wie klackende Schritte und wie erwartet eilten alle Wachmänner dort hin, er selbst wieder zurück und sprang vor die Tür des Festsaals. Sie war abgeschlossen und er beeilte sich, die Tür zu knacken. Gerade noch rechtzeitig kam er hinein und machte die Tür schnell zu. Hinter ihm ärgerten sich die Wachen über die vergeudete Zeit. Er staunte doch, solche Kostbarkeiten hatte er wirklich noch nie gesehen, ganz so weit war er bei seinem Einbruch damals nicht gekommen. Mit dem Geld, was diese Pokale und Statuen wert waren, könnte man der armen Bevölkerung viel Gutes tun, dachte Demian ärgerlich. Aber auf so einen Gedanken kamen Leute, die sich nie im Leben um irgendetwas Sorgen machen mussten, natürlich nicht. In der Mitte des Saals in einer Glasvitrine befand sich die Brosche. Demian hob den Deckel an, nichts geschah, die Anlage war also wirklich außer Kraft gesetzt. Der Austausch war eine Sache von Sekunden. Jetzt musste er wieder zurück, fragte sich nur wie. Die Wachen hatten längst wieder ihre Positionen eingenommen und würden kein zweites Mal auf den Trick herein fallen. Immerhin hatten sie nicht mitbekommen, dass die Tür nicht mehr verschlossen war. Schließlich nahm er den Weg durch das Fenster und huschte über die breiten Rohre, die an der Hauswand entlang führten wieder durch das Fenster zu einem Raum, der direkt neben der Abstellkammer lag. Er wartete bis die Patrouille vorbei gegangen war und wechselte von diesem Badezimmer in die Kammer. Dort fand er sogar den Pfeil wieder, der unter der Tür hindurch gerollt war. Pfeile die nicht zerbrachen waren doch keine schlechte Sache. Nun war es leicht wieder in den Keller zu kommen und die Alarmanlage wieder zurück zu setzen. Der betäubte Wachmann lag immer noch in der Ecke. Aber jetzt galt es für den Dieb nur noch, den Rückweg anzutreten, inwiefern Verdacht geschöpft wurde bis zu dieser Feier morgen, würde sich sowieso schnell herum sprechen. Und auch wenn der eingefädelte Betrug entdeckt wurde, die Blamage war dem ehrenwerten Baron so oder so sicher, denn schließlich hatte Demian es geschafft, nicht ein einziges Mal direkt gesehen zu werden. Er war schon ganz gespannt, wie sich das noch entwickelte, als er die Leiter zum Abwasserkanal herunter stieg. Das gab bestimmt Gesprächsstoff in der Stadt für ein paar Tage. Mit einem spöttischen Lächeln im Gesicht ging er denselben Weg, auf dem er her gekommen war zurück zum Hehler Kronos.



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