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A Thief´s Life

von

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Die Prüfung

Zunächst, so entschloss er sich, würde er sehen ob es überhaupt noch einen Ausgang hier gab. Und falls er das Haus verlassen konnte, konnte er vielleicht auch einen Weg zurück auf die Straßen finden. Vorsichtig ging er in Richtung der großen Haupttreppe. Als er an einem Zimmer vorbei kam, das keine Türe mehr hatte denn die lag auf dem Boden, hörte er daraus ein Knurren. Er zögerte, bevor er weiter gehen wollte. Als er einen Schritt machte, musste er zurück weichen vor einem dunklen Schatten, dass schneller als ihm seine Augen folgen konnten aus dem Raum hinaus und die Treppe hinunter huschte. Was war das jetzt wieder gewesen? Er hatte nur eine schattenhafte Gestalt gesehen. Ganz langsam ging er selbst die Treppe hinunter. Es war so seltsam neblig hier drin, dass er nicht richtig sehen konnte. Also verließ er sich auf seine Ohren, die ihm sagten, dass hier mehrere Untote umher streiften. Immer wieder blieb er stehen und presste sich an die Wand ohne einen Laut von sich zu geben, wenn das Stöhnen und Flüstern ihm zu nahe erschien. Er kam an der Mumie vorbei und ihm schauderte es. Es war ein grässlicher Anblick und er wandte sich rasch ab. Plötzlich ein Geräusch, wieder dieses Knurren und nur wenige Schritte vor ihm sah er wieder diese schattenhafte Gestalt von einem Zimmer zum nächsten huschen. In diesem Buch hatte etwas von einem Monster gestanden. War es etwa immer noch hier? Demian hatte keine Lust, das nächste Opfer dieses Wesens zu werden. Dann gleich wieder ein Geräusch, sehr nahe, viel zu nahe. Ein wütendes Knurren und er sah aus den Augenwinkeln einen halb verwesten Arm, der nach ihm griff. Demian konnte sich gerade noch weg ducken und zurück weichen. Der Lärm lockte noch einen Zombie an, dazu ein gespenstisches Geisterlachen. Er nahm die Beine in die Hand, verfolgt von zwei Zombies und einem kreischenden Geist. Als er um die Ecke bog, eilte ihm abermals der knurrende Schatten voraus und an ihm knapp vorbei. Ich muss hier raus und zwar schnell, dachte er nur, während er seine drei Verfolger abzuschütteln versuchte. Dann noch ein Raum, das Fenster stand dort sperrangelweit offen und ohne zögern kletterte er hinaus in den Garten. Gerade rechtzeitig, denn ein Untoter griff schon nach seinem Mantel. Endlich draussen, immerhin ein Anfang. Aber er stellte schnell fest, dass er sich zu früh gefreut hatte.

Auch hier Untote und Geister. Das große Tor ließ sich nicht öffnen. Da versuchte er, die Mauer hochzuklettern um diesen verfluchten Ort so zu verlassen, wie er hinein gekommen war. Aber als er die Mauerkrone erreichte und sich hoch ziehen konnte, so war es, als wäre da eine unsichtbare Barriere. Er kam nicht weiter, so sehr er sich auch streckte. Mit der Hand griff er scheinbar in die Luft und bekam wie einen Stromschlag ab. Vor Schmerz aufzischend zog er die Hand weg, verlor aber dabei das Gleichgewicht und fiel rittlings die Mauer herunter. Zum Glück war sie kaum mannshoch gewesen, so dass er sich außer ein paar blauen Flecken nicht ernsthaft verletzte. Nun hatte er erst recht ein Problem, hier wieder heraus zu kommen. Er sah sich etwas ratlos um als er eine feine Stimme hörte. So etwas hatte er noch nie gehört, diese Stimme zog ihn geradezu magisch an, sie schmeichelte seinen Ohren, lockte ihn zurück in Richtung des Hauses. Die Eingangstür stand offen und als er eintrat wurde schlagartig alles stockdunkel und er hatte das Gefühl, zu fallen. Als er sich wieder aufrichtete, war er nicht mehr im Haus, jedenfalls hörte er hier keinerlei Untote.

Es war düster und kalt hier, er fröstelte und konnte kaum erkennen, wo er sich befand. Er ging einfach los und sah in der Ferne etwas leuchten und golden glänzen. Es war eine riesige Waage. Eine Schale war leer, auf der anderen lag eine weiße Feder. Demian kam näher und blieb dann vor einem übergroßem Tisch stehen, auf dem sich dieses glänzende Ding befand. Schlagartig wurde es hell und er fand sich in einem großen Saal wieder. Die Wände waren mit ihm unbekannten Zeichen bedeckt. Rechts und links von ihm jede Menge Affen mit Schreibfedern in den Händen. Neben der Waage standen zwei Wesen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Beide hatten einen menschlichen, mit einem Schurz bekleideten Körper. Goldene Reifen schmückten die Arme, Schmuckkragen hingen an ihren Hälsen. Aber ihre Köpfe waren die von Tieren. Jetzt erinnerte sich der Dieb, in der Stadtbibliothek in einem Buch über exotische Tiere genau diese schon einmal gesehen zu haben. Das eine Wesen hatte einen Ibiskopf und in der Hand einen Pinsel und ein Blatt und schrieb emsig. Das andere war ein Schakal und es hielt etwas in der Hand, etwas rotes, pulsierendes. Entsetzt erkannte Demian ein menschliches Herz. Ein ihm wohlbekanntes Knurren ließ ihn herum fahren. Und er sah, genau wie bei dieser Pyramiden-Erscheinung, den Kopf eines Krokodils. Jetzt aber war der gesamte Körper zu erkennen, es bestand aus verschiedenen Teilen exotischer Tiere. Krokodilskopf, der vordere Teil ein Flusspferd, der hintere Teil ein Löwe. War das der Schatten gewesen, den er durch die Räume des Hauses hatte huschen sehen, das Monster, das alle in dem Haus getötet hatte?

Das Ibisköpfige Wesen begann zu sprechen und es hörte sich an, als würde er das gesamte Leben Demians nacherzählen. "Er hat viel genommen, was nicht das Seine war. Und doch klebt kein Blut an seinen Händen.", schloss es. Die vielen Affen flüsterten mit- und untereinander: "Doch er ist ein Dieb!" "Er hat die Göttin bestohlen!" "Er hat kein Gewissen, seine Seele ist schwarz!" Da erklang eine weiche, melodische Frauenstimme: „Wiegt des Diebes Herz! Die Waage soll sein Schicksal bestimmen!“ Demian hielt den Atem an, als das schakalköpfige Wesen das Herz, sein Herz, auf die zweite Waagschale legte. Die Schalen wippten hin und her und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, dann hielten die Schalen still und waren im Gleichgewicht geblieben. Die schaurige Kreatur hinter Demian stieß ein enttäuschtes Schnauben aus und verschwand aus dem Saal.

„Die Waage ist im Gleichgewicht geblieben“, sagte das schakalköpfige Wesen, das Andere nickte nur und schrieb weiter. DIe vielen Affen begannen wieder zu sprechen. "Er hat die Prüfung bestanden!" "Dieser Sterbliche ist rein!" Wieder die weibliche Stimme. „Komm zu mir!“ Licht strömte durch die Halle, ein Tor öffnete sich. Es offenbarte sich ein weiterer großer Saal. Dieselben Zeichen und dazu farbenprächtige Bilder von Tieren und Menschen schmückten die Wände und die Säulen, die links und rechts die Decke, welche dunkelblau und mit unzähligen Sternen bemalt war, stützten. Brennende Feuerschalen in jeder Ecke. Der Fußboden aus weißen Marmorfliesen. Mit klopfendem Herzen – welche Ironie – ging er hindurch und sah sie, die Besitzerin der Stimme, auf einem goldenen, juwelenbesetztem Thron sitzend. Langes schwarzes Haar reichte einer Frau unschätzbaren Alters bis zur Taille und hing zu beiden Seiten über die Schultern. Sie hatte ein goldenes Stirnband um den Kopf, einen breiten Schmuckkragen mit glitzernden Edelsteinen um den Hals und goldene Reifen zierten Oberarme, Handgelenke und Fußknöchel. Das gefältelte Gewand war schneeweiß, mit einem goldenen Gürtel. Ihr geschminktes Gesicht war nicht nur schön, sondern perfekt.

„Wo bin ich?“, wagte Demian zu fragen. „Wer bist du?“ Sie lächelte. „Ich bin Isis, die Göttin des Himmels und der Erde. Der Rubin, den du in deinen Besitz gebracht hast, gehört mir.“ Von wegen Humbug, dachte Demian. „Ich habe den törichten Menschen bestraft, der mein Eigentum stahl. Sein selbstüchtiges Herz war nicht rein, die Waage blieb nicht im Gleichgewicht. Ich wollte auch dich bestrafen. Doch nun sehe ich, du hast die Prüfung deines Herzens mit Leichtigkeit bestanden. Wie kommt es, dass ein Dieb wie du ein solch reines und edles Herz und eine blütenweiße Seele hat?“ Demian wusste darauf keine Antwort. „Nun, ich bin keine Rachegöttin. Gib mir den Rubin zurück und ich werde den Fluch, der auch dich bedrohte, aufheben und du wirst als freier Mensch in deine Welt zurück kehren.“ Er sah den kostbaren Stein eine Weile an. Dann lächelte er. Was nutzte ihm das Prachtstück schon, wenn er dafür zu einem Untoten wurde? Nein, Demian wollte leben, dieser Preis war ihm zu hoch. Die Göttin hatte die Hand bereits ausgestreckt und der junge Dieb legte den funkelnden Rubin hinein. „Er gehört wieder dir.“ „Nimm dafür meinen Dank, junger Dieb. Mein Wort als Göttin gilt, kehre in deine Welt zurück. Doch ich rate dir, nie wieder in das Haus der Strafe zurück zukehren.“ Darum musste sie ihn nun wirklich nicht bitten, nie mehr würde er auch nur eine Zehe auf dieses Grundstück setzen. „Ich verspreche es.“, sagte er trotzdem. Isis lachte und breitete die Arme aus, jetzt erkannte Demian an diesen große, silbern glitzernde Federn, so dass es wirklich mehr Flügel als Arme waren. „Lebe wohl, du Dieb mit dem Herzen eines Diamanten!“ Ein Licht blendete ihn und die Sinne schwanden ihm. Als er erwachte, befand er sich wieder zuhause, im Bett in seiner Kammer. Hatte er das alles nur geträumt? Doch er fand in seinem Beutel die Beute, die er in dem Haus gemacht hatte. Fühlte an seiner linken Hüfte die blauen Flecken von dem Mauersturz und in seinem Bett lag – das war der letzte Beweis dafür, dass es kein Traum gewesen war – eine silbern glänzende Feder.



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